Hagars Rache Es kam ein Mann durch die Wüste gefahren Mit dreißig beladenen Dromedaren. Die trugen Schätze viel hundert Lasten – Unter den Zedern wollten sie rasten. Da, auf schnaubenden Rossen, mit Pfeil und Bogen Kamen die Söhne der Wüste geflogen. Und nahmen das Gut und schleiften den Mann Zu ihres Fürsten Zelt hindann. Der kam geschritten bräunlich schön, Wie der Löwe schreitet auf Karmels Höh'n. »O schone mein Leben, nimm Lösegeld, Ich fülle mit Gold dir das ganze Zelt. Denn Gott gab Segen meinem Stamm –: Ich bin Isak, der Sohn des Abraham.« Da riß aus der Scheide der Emir das Schwert: »Dank den Göttern der Rache, die dich mir gewährt. Lang fahnd' ich nach dir, lang such' ich dich schon: Denn ich bin Ismael, Hagars Sohn. In die Wüste, zum Futter der Geier und Raben, So wollt' es ja Sarah, die Treffliche, haben – In die Wüste verstieß er das Weib und den Knaben, Und Jehova vergalt mit Verheißungsgaben! Doch die Palme der Wüste war gnäd'ger als Gott: Die Verstoßenen leben, Jehova zum Spott. Laß sehn, ob er jetzt dich entreißt dem Verderben, Gottseliges Brüderlein, du mußt sterben.« Da hob von den Polstern ein hehres Weib Den immer noch königlich schönen Leib. Sie zerdrückt eine Träne von Stolz und Harm Und rührt an des Helden erhobenen Arm. »O König der Wüste, du mein Juwel, Mein Löwe, mein Adler, mein Ismael. Ich bitte zum Dank für ein ganzes Leben: Mir sollst du den Sohn der Sarah geben.« Und er neigte das Haupt und das Schwert dazu Und küßte im Staub seiner Mutter Schuh. »Sag' Abraham,« sprach sie zu jenem gewandt, »Hagar hat mich dir zurückgesandt.«