Tannhäuser Ein Zyklus. Wie hoch von Schlosses Zinne Das Edelfräulein sieht, Wie stolz durch ihre Sinne Alt-edler Name zieht: – Doch älter ist die Minne Und edler ist das Lied! – Die Zinne wird erfliegen, Hab' acht, gar schnell mein Sang: Den harten Stolz wird biegen Der Stimme weicher Klang Und an mein Herz dich schmiegen Des eignen Herzens Drang. Es quält dein Bild mich Tag und Nacht, Die Ruh' ist mir vergangen, Stets seh' ich deines Leibes Pracht, Die marmorweißen Wangen Und deinen süßen, roten Mund, Den seh ich ach! zu jeder Stund Mit glühendem Verlangen. Und eher find' ich Ruhe nicht, Bis in verschwieg'ner Stunde Dein kalter Stolz geschmolzen bricht Vor meinem heißen Munde, Bis Arm in Arm und Brust an Brust Ich trinke volle wilde Lust Aus deines Herzens Grunde. Wohl führt der Pfad zu dir vorbei An scharfen Klingen zwei und drei: – Und wär's ein ganzer Wald von Schwerten: – Ich wiche nicht von deinen Fährten. Und lägen deines Herzens Tor Als Siegel alle Sterne vor Und Gottes Zorn als Riegel, – Ich ruh' und raste doch nicht eh', Bis ich mein Bild nur glänzen seh' In deiner Seele Spiegel. Worin dein stärkster Liebeszauber ruht Und was ihn birgt, ach, ich entscheid' es nie: – Ob deiner Seele dunkle Purpurglut, Ob deines Leibes weiße Poesie. Verborgen tief in meiner Brust Da woget süße Keimnis, Ich bin mir stillen Glücks bewußt Und heißer, heißer Minnelust In seligem Geheimnis. Ein Schatz von flüss'gem Zaubergold, Der wurde mir zu eigen –: Durch Leib und Seele glühend rollt Ein froh Gedenken heiß und hold In stolzverhalt'nem Schweigen. Und seh'n mich nun die Menschen an Und seh'n mich Mond und Sonne, Laut lacht' ich gern, so laut ich kann: Sie ahnen nicht, was ich gewann, An nie erreichter Wonne. Von meinem Glücke weiß allein Ein Herz im Erdenrunde: Dem soll dies Lied zu eigen sein, Als flammenroter Wiederschein Von einer sel'gen Stunde. Nun weiß nicht bloß der stille Wald, Nun wissen alle Vöglein bald Um uns're süße Minne: Wir ruhten tief im Tann zu zwein, Da kam ein kleines Rotschwänzlein, – Das ward des allen inne. Es fand ein Haar, lang, goldig hell, Das trug es ein zu Neste schnell, Und singt nun stets mit Schalle: »Das holde Kind, das Elfenkind, In unserm Walde ward's geminnt: – Des freut euch, Vöglein alle!« Denk' nur, wo wir uns getroffen Jüngst in Schnee und Frost und Eis, – Alle Knospen steh'n dort offen, Alles schimmert blütenweiß. Nirgends sonst im ganzen Gaue Drang der schöne Lenz so weit: Nur nach jener stillen Aue Rief ihn uns're Seligkeit. Dort nur hat die Knospentriebe, Vor des Frühlings Lebenshauch, Uns're heiße, heiße Liebe Wachgeküßt an jedem Strauch! Getrost, mein Lieb', getrost, du bist nicht einsam: Die Sehnsucht wölbt uns Brückenbogen kühn: Die Pulse pochen und die Herzen glüh'n, Und ach! die Seelen lechzen uns gemeinsam. Nicht lange währt's und in verschwieg'ner Halde Viel blaue Veilchen lächelnd pflückst du dir: Noch mehr doch roter Küsse pflück' ich mir, Und tief und tiefer führ' ich dich im Walde. Maiwolken geh'n am hohen Himmel oben: Du ruhst auf braunem Laub und grünem Moos: Doch ich, das Haupt beseligt dir im Schoß, Will wonneschauernd deine Schöne loben. 1. Zage mir nicht, du Holde Geliebte! Noch, wie vor alters, Schweben die Götter, Führend und schirmend, Um ihrer Lieblinge Leuchtende Häupter: Die Götter der Schöne, Des Siegs und der Liebe Haben die Ihrigen Allen Gewalten Befohlen zum Schutz. 2. Fällt der Geweihte Vom schwindelnden Fels, – Auf fängt ihn behende, Mit weicher Umarmung, Des atmenden Äthers Freundliche Göttin, Und an dem sieben- Farbigen Schleier Gleitet er sicher Zum sicheren Grund. 3. Barst ihm der Kiel, – Aus den schäumenden Wogen, Taucht, auf dem weißgrau Mähnigen Seeroß Reitend, die Meerfrau, Schwingt auf den Bug ihn Und flicht in die Locken Ihm rote Korallen und Leuchtenden Bernstein Als ihrer Behausungen Gastgeschenk. 4. Und in des Kampfes Schwirregeschossen Schwebt ihm zu Häupten, Haltend den Stahlschild Aller Walküren Holdeste treu: Sie, mit den bleichen, Lange gestreckten, Edelsten Zügen Und dem lockigen Goldhaar – Kennst du sie nicht? – Hilde, die Holde, Die da im Zweikampf Einstens des eignen Bruders nicht schonte, Um des Geliebten Brust zu beschirmen – 5. Doch spann' ihm, zu fallen, Endlich das Schicksal, – Siehe, da drückt mit den Üppigen Lippen Heiß auf den Mund sie Den Kuß ihm des Todes, Wie oft einst der Liebe Glühendes Siegel, Und er entschläft, auf Strahlendem Antlitz Selig Erinnern. – Wanderer, wallst du an wogenden Seen, Scheue die schönen, die weißen Nymphäen! Ich weiß, wie sie locken, Die gleißenden Glocken, Mit dem keuschen Weiß, Das verhohlen so heiß, So unendlich schöner als Rosenrot: Doch, wo sie schwimmen In der schweigenden Flut, Mit verhalt'ner Glut, Da lauert der Tod. Nirgends blüh'n die wilden Rosen Schön wie hier im Thüringland: Doch zuschönst, wo unser Kosen Waldverschwiegne Stätte fand. Alles duftet in der Runde, Knospen, Blüten steh'n zu Hauf: Jeder Kuß von deinem Munde Ging als rotes Röslein auf. Immer zieht es zu den Orten Unsres Glückes mich zurück: Ach mir ist: ich finde dorten Deines Wesens noch ein Stück, Doch die weißen Blüten klagen: »Die das Tal hat reizbeseelt, Die du an der Brust getragen, – Uns're schönste Schwester fehlt!« Zu allen höchsten Dingen Vermag mein Lied zu dringen: Doch lahmen seine Schwingen Vor deines Auges Pracht, Vor deiner Schmerzen Nacht, Vor deiner Liebe Macht: – Sie kann ich niemals singen. Leis ziehen die Wolken, leis klaget der Wind, Fern hör' ich dich weinen, du bleiches Kind, Und kann nicht kommen und trösten dich Und, um den du weinest – ach – der bin ich! – Jede Träne möcht' ich saugen Von den schönen, gold'nen Augen: Jeden Seufzer möcht' ich dürfen Von dem süßen Munde schlürfen: Jedes Klagen Rasch verjagen Und verweh'n: – Aber wann wird das gescheh'n? O du mein Lieb, du Haupt viel süßer Sorgen, Mein tiefstes Leid und meine höchste Lust! Wann kommt der Tag, der sicher und geborgen Dein holdes Köpfchen legt an diese Brust? Kaum trag' ich's mehr, dies Hoffen, Harren, Bangen, Die bitt're Wehmut um dein einsam Los! O Morgenstern, geh' endlich auf mit Prangen: Lang ist die Nacht und ach, die Sehnsucht groß! – So nahe wie zwei Flammen Aus einer Glut entloht, So nahe siedeln beisammen Die Minne und der Tod! Sei sieggetrost, du schöne Traute! Vollführen will ich's deiner wert: Noch nie versagt hat diese Laute, Noch nie besiegt ward dieses Schwert! Auf dein Haupt die Ehre, – In mein Herz die Speere! – Ich rang nach toter Künste Lehre, Und nach gestückter Weisheit lang, Nach armer Lieder armer Ehre, Mit schwach geweckter Harfe Klang. Jetzt aber durch das Speergesplitter Stürm' ich für meine Königin: Heil mir, daß endlich ich ein Ritter, Kein Mönch mehr und kein Stümper bin. Das Visier nun gesenkt! Und die Zügel verhängt! Und dem tödlichen Haß entgegengesprengt Und dem herzblut-dürstenden Speere: Jetzt gilt es nicht mehr um Lieben und Glück: Jetzt gilt's, mit dem Leben zu kaufen zurück Das verpfändete Kleinod: die Ehre. – Und bin ich gefallen um Ritterpflicht Und schauest du nimmer mein Angesicht, Vergiß des erbet'nen Lorbeers nicht Und noch einmal schenke mir Tränen: Dann flüst're: »Nun wohl dir, du Stürmischer du! Im Leben doch nimmer erreichte die Ruh' Dein Trachten und Suchen und Sehnen.« Auf diesem Arm, ob trüb und trüber Im Leben uns umwölkt das Leid, Auf diesem Arm trag' ich hinüber Dich leuchtend zur Unsterblichkeit. Du Heil'ge, sei in Ewigkeit Mir hochgelobt! Es ward in tausendfält'gem Leid Dein Herz erprobt: Kein Herzleid gibt es, alt und neu, – Dich traf's um mich: Kein Herzleid traf dich, das nicht treu Erfunden dich. Was nun auch schwer und dunkel noch Mag harren dein: Du weißt, du wirst auf ewig doch Mein eigen sein. Wild war die Nacht, der Sturm fuhr durch die Äste, – Am Himmel jagten ruhelos die Wolken, Sich selbst zerstörend mit dem heft'gen Drang, Kein andres Bildnis neben sich zu dulden. – Ich aber stand und starrte still ins Dunkel, Und dachte dein, und dachte, wie das alles So rätselvoll, so wunderbar geworden. »Das Leben dieses Kindes war so hell, So spiegelglatt, gleichwie ein schlummernd Meer: In blauer Heitre lag es ausgebreitet Und froh, wie Silbermöwen rasch und leicht, Die holden Scherze glitten drüber hin: Da bist du kommen mit dem wilden Drang, Im Herzen die dämonisch-heiße Glut, Und auf der Stirn die Spuren von dem Kampf, Den du auf Tod und Leben mit dem Bösen, Dem Allzerstörenden, hast lang' geführt. Gleichwie ein schwarzer Zaubrer bist du kommen, Und hast die spiegelhelle Flut besprochen Mit deinem heißen Wort und heißern Blick, Bis sie, vom tiefsten Grund her aufgewühlt, In Sturm und Brandung hohe Wellen schlägt; Dem ew'gen Schicksal hast du seine Wage, Die heil'ge, aus der eh'rnen Hand genommen, Und hast für dies Geschöpf dich kühn vermessen, Dich selbst zu seinem Schicksal ihm zu machen; Herausgerissen hast du diesen Stern Aus seiner Welt, in der er friedlich kreiste, Und hast ihm neue Bahnen vorgezeichnet, Nach andern Zielen, einen andern Pfad. – Das ist dein Werk: wohl hattest du den Mut, Es zu beginnen, – hattest du das Recht –? Hast du die Kraft, es glücklich zu vollenden?« – – Und unstet schlug mein Herz in Nacht und Dunkel Und wild am Himmel jagte das Gewölk. Lang stand ich so und forschte nach Entscheidung – Und sieh, da trat hervor aus dunkeln Wolken Der Jupiter, der Stern, den ich geliebt, Seit sich mein Auge hebt zum ew'gen Himmel, Und der mich allzeit mit vertrautem Strahl Gegrüßet und zum Heil geführet hat, Und vor mich trat in dieses Sternes Schimmer Die Muse meiner Dichtung hin und sprach: »Mein Sohn, vertraue dir und deinem Stern! Trieb dich doch nicht des Übermuts Verblendung, Dich drängte deines Wesens tiefster Kern: Er rang und wuchs notwendig zur Vollendung. Was aus des Mannes Brust so mächtig quillt, Das ist sein Recht, sein Schicksal und sein Leben, Du mußtest suchen, was dein Sehnen stillt, Und Höh'res, als du nahmst, hast du gegeben.« »Wo ich wandle, wo ich walle, Zieht durch die Gedanken alle Sich gleichwie ein rotes Fädchen Brennend mir das holde Mädchen. Ach, ich muß mit Schmerzverlangen Stets an ihrem Reize hangen. Ja, um einmal nur zu dürfen Heißen Kuß vom Mund ihr schlürfen, Wollt' ich sterben, ach wie gern.« Also hab' ich einst gesungen In viel heißen Peinigungen: Und erfüllt hat's nun mein Stern, Und nun ward sie unentreißbar Ganz in Seele mein und Leib: Gnade Gottes, unauspreisbar, Gab sie mir – mein ewig Weib. Laß nochmals dir in Flammenworten sagen, Wie du auf ewig selig mich gemacht, Wie du das Glück, der Glanz von meinen Tagen, Wie du der Stern in meines Daseins Nacht. Unfaßbar wonnig ist in diesen Wochen Uns auferstanden das verstorbne Glück: Ein Lenz ist uns im Winter angebrochen, Ach, jener goldne Mai er kam zurück. Dank sei dir, Gott, du bist mit unsrer Liebe! Denn sie ist göttlich, wie du selber bist, Ob nichts im Weltall gleich und dauernd bliebe: – Gott und die Liebe kennen keine Frist. Wie rührend ringt durch Schrecken und Gefahren, Durch ungezählter Feinde grimmen Chor, Durch Schlachtenbraus, durch Tod, durch Sturmfanfaren, Sich sieghaft unsre Liebe stets empor. Nichts trennt uns, nichts im Leben und im Sterben: Eins bin ich, ewig selig eins mit dir: Und triumphierend, selbst noch im Verderben, Zum Himmel unsrer Liebe schweben wir. Deiner schönen Stirne Glanz Dreifach ziert ein reicher Kranz: Weiße Myrten, schämig, traut, Schmücken jungfräulich die Braut: Rote, volle, heiße Rosen Soll'n das süße Weib umkosen: Grüner Lorbeer, stolz von Sinn, Krönt die Liebessiegerin. »Ob uns bald des Schicksals Wagen Donnernd in den Abgrund rollt: – Unser Mund wird niemals klagen, Denn wir haben's selbst gewollt!« So hat meine wilde Weise Einst gen Himmel kühn getönt: Aber du hast, fromm und leise, Uns der Götter Groll versöhnt: »Wollen wir den Trotz'gen strafen, – Treffen wir dies Kind zugleich: Holde, friedlich magst du schlafen, Ob dir wacht das Himmelreich.« Elisabeth an Tannhäuser Unergründlich tief, unsagbar hehr, – Du bist wie das Meer. Sanft, gelind, Fromm wie ein Kind, Du spiegelst in lächelnder Friedlichkeit Des Sternenhimmels Unendlichkeit. Und selbst der Scherz fliegt manchmal hin Über den dunklen, ernsten Sinn, Wie hell und huschig die Möwe blitzt, Die der Welle Kamm im Fluge geritzt. Du birgst im weichen, wogenden Schoße Der Korallen dornenastige Rose, Und Schwerter und Kronen und golden Geschmeide, Leuchtende, blendende Augenweide, Die du gespeichert in deinen blauen Tiefen, – oft läßt du sie flüchtig schauen. Es rauscht ein bezauberndes Auf und Nieder Im wogenden Rhythmus deiner Lieder Und herzentzückend, Sinnberückend Erzählst du mit plauderndem Wellenschlage Das reizende Märchen, die heilige Sage. Und wenn dein Auge so treulich schaut, Der helle Spiegel so friedlich blaut, – Jegliche Seele gewinnst du zur Braut, Doch wehe, ja wehe ihr, wenn sie vertraut! Denn plötzlich aus deines Urgrundes Nacht Deines Wesens geheimste Macht, Der schreckliche Dämon, auferwacht! Der Tag wird Nacht, rings Sturz und Fall, Das All wird nichts: – du wardst das All! Aus deinen Tiefen schleuderst du Gischt, Daß den zagenden Sternen der Glanz erlischt, Es bebet der Himmel von Pol zu Pol, Nur du bist stark, – sonst alles hohl: Die bräutliche Seele, die du erkoren, Unrettbar ist sie an dich verloren. Ob Flucht, ob Trennung als Rettung sie wähle, Ob sie sich fliegendem Segel empfehle, Du folgest, du fängst sie, die zitternde Seele! Und ob sie sich schirmt mit Dämmen und Deichen, Hinter des Kreuzes heiligem Zeichen – Ha, es reizen den donnernden Dämon die Dämme, Daß er sie brausend überschwemme: Sie sind dem Unwiderstehlichen Spott – Du nahst, du nahst mit furchtbarer Kraft – Schon hast du an dich die Seele gerafft Vom umklammerten Kreuz, vom umklammerten Gott: Du wardst ihr Gott und ihr Verderben! – – Doch selig, selig, in dir sterben! Auf deiner stolzen Brust dahin Trägst du des Meeres Königin, Trägst sie dahin zu ew'gem Ruhme, Die du erkorst, die weiße Blume: Und sinkt sie tot in deinen Schoß, – Als eine Perle makellos An deinem tiefgeheimsten Ort, Da ruht und glänzt sie fort und fort: Du wiegest deinen Liebling weiß In tausend Liederwellen leis: So ward – o unausdenkbar Glück! – Sie deines eignen Seins ein Stück –: Unergründlich tief, unsagbar hehr: – Geliebter Mann – du bist das Meer! Tot! Tot? Tot? Weh! Weh! Hier sank zu Grabe Ach! Alles was ich bin und habe, – Was ich erlitt, erstritt, ersang – Und Haupt und Herz und Harfe – sprang. Tannhäusers Ende Von hohen Meistern, alt und jungen, ist uns in alt' und junger Zeit Tannhäusers Wundersang gesungen und seines Schicksals Widerstreit. Jedoch: wie schön man sang und sagte das Lied der Lust, der Pein, des Banns, – Was meinem Sinne stets mißhagte, das war der Schluß des Lieds – und Manns. Vernehmt nun, wie sich mir enthüllte, gelöst, der Aventiure Schmerz: Mir gab's das Herz: – von je erfüllte zu tiefst das deutsche Volk dies Herz. – Als heimgekehrt an dürrem Stabe – kein Wunder gab zurück sein Grün! – Den Abendstern sah ob dem Grabe Elisabeths Tannhäuser glühn, – Da sank er in die Wartburgbuchen, betäubt, ein aufgegebener Mann! »Wo, – rief er – nun den Retter suchen, der noch Tannhäuser lösen kann?« Lang lag er so: – da legte leise auf sein Gelock sich eine Hand; Und wunderhehr und wunderweise der Kaiser Friedrich vor ihm stand. Der sprach zu dem verlornen Manne: »Mein Sohn, dich kenn' ich und dein Los! Gleich dir steh' ich im röm'schen Banne: – sei stark –: so macht der Bann dich groß! Was zogst du, in der Sühne Schmerzen, so weit? – bis Rom! Freund: Rom ist tot! Nur was zunächst dir lebt am Herzen: – dein Volk nur heilt des Herzens Not. Frau Venus wirst du nicht ersehnen: – du weißt jetzt: sie ist modergleich, Und nicht im Traumland der Hellenen, – du lebst im ehrnen deutschen Reich! Ist dir Elisabeth genommen – dir blieb dein Volk, der höchste Wert! Ist dir der Liebe Glanz verglommen, – Tannhäuser auf: dir blieb – dein Schwert! Willst du des Lebens Rest verschlafen, weil du geirrt von Weib zu Weib? Und soll das Raubgezücht der Slawen indes stets näher uns zu Leib? Tannhäuser auf: dein Unheil endet!« – – Da sprang der Sänger auf, ein Held! »Mein Kaiser hat mein Los gewendet! Das deutsche Heerhorn ruft! Zu Feld!« – – Bald aus der Mordschlacht an der Neiße trug man ihn tot, im Siegesglanz: Und um die Stirn wand ihm, die heiße, sein Kaiser selbst den Eichenkranz. –