Die drei Schwestern Im Schloß zu Montfort bangen Schwestern drei, Ob König Richard noch am Leben sei. Oft sprach er zu: – gleich schön die Fräulein waren In schwarzen, braunen und in goldnen Haaren. Man wußte nicht, für welche schlug sein Herz: »Er weiß es selbst nicht!« neckte Blondels Scherz. Doch jede liebet ihn, den Wundervollen; Er nahm das Kreuz: – seitdem ist er verschollen. Die Schwestern harr'n. – Da tritt nach Tag und Jahr In ihre Kemenat ein Pilgerpaar: Der lange Bart, der Muschelhut beweisen, Der Jordanstab der Pilger fromme Reisen. »Euch edeln Fräulein künden wir nun Leid: Gebunden liegt der Stolz der Christenheit: In Trifels Burg, in schweren Eisenspangen, Fürs Leben liegt der Löwenherz gefangen!« Da strich die erste, Gräfin Eleanor, Die stolzen schwarzen Brau'n gemach empor: »Ich schwankte lang, wen der Rivalen wählen: – Nun werd' ich Frankreichs König mich vermählen.« In Tränen sprach die zweite, Gräfin Maud: »Und ist der edle Mann lebendig tot, Will ich mein langes braunes Haar verschneiden Und bis ich sterbe mich als Nonne kleiden.« Die jüngste Schwester aber sprach kein Wort: – Stumm stand sie auf: zur Tür schritt sie so fort: Da sank sie fast: der Herzschlag blieb ihr stocken: Gen Himmel schüttelt sie die gelben Locken. Der größre Pilger sprach: »Wo wollt Ihr hin?« »Zu ihm! Zu ihm!« – »Wie, was kömmt Euch zu Sinn?« »Ich lieb' ihn und ich will so lange flehen, Bis Eines von zwei Dingen ist geschehen: Die Freiheit ihm: – wenn nicht –: mir selbst der Tod!« Da küßt der Pilger ihr die Lippen rot: »Gut war dein Rat, Freund Blondel, kluger Sänger! Du herrlich Kind, nein, zweifle mir nicht länger. Gefangen war ich: – doch nun bin ich frei, Auf daß ich ewig dir zu eigen sei. Dein Herz ist, wie dein Haar, von lautrem Golde: Ich liebe dich, du süß' Geschöpf, Isolde!«