Reinmar der Alte Mich hätte, traun, in meinen weißen Haaren Kein Priesterruf mehr auf die Fahrt gebracht: Ich kenne meinen Gott seit sechzig Jahren Und seiner Treue, seiner Gnade Macht. – Und er kennt seinen Reinmar auch, den Alten, – Weiß, was er übel und was wohl getan: Im Himmel hätt' ich wohl ein Eck erhalten, Klopft' ich auch nicht im Pilgermantel an. Mein Taubertal, du Land der grünen Hage, Voll Lindenduft, voll Wein am Hügelrand! Ich war gewillt, die letzten müden Tage Still auszuleben hier im Heimatland. Hier wollt' ich täglich ruhn am Waldessaume, Der Zeiten denkend, die vergangen sind, Bis ich entschlafen unterm Lindenbaume Und übers Grab mir ging' der Abendwind. Nicht sollt' es sein! Noch einmal muß das greise, Das müde Schwert herunter von der Wand: Friedrich der Rotbart tut die letzte Reise, Und Reinmar ritt ihm nicht zur linken Hand? Ich zog mit ihm, seit ihm der Flaumbart sproßte, Manch' welschen Dolchstoß fing ihm auf mein Schild, Sein Herz deckt' ich durch alle seine Tjoste: – – Soll's ungedeckt sein, da's den letzten gilt? Schwarz ahnet mir! Welch' Schicksal auch ihm hehle Das ferne Land: – dies wird sein Todesgang! Dumpf rauscht's, wie schwarze Flut, durch meine Seele, – Statt Kriegstrompeten hör' ich Grabgesang. Ich stand bei ihm in allen Erdenschmerzen: Nicht fehl' ich, wo er um den Himmel wirbt: Und ruht sein sterbend Haupt auf Reinmars Herzen, – Ist's wie ein Stück von Deutschland, drauf er stirbt. Wie ich's geahnt, hat sich's vollendet: Tot aus des Seleph tiefen Wogen Hab' ich den teuern Herrn gezogen! O Friedrich, Sonne meiner Jugend, Mit dir starb Deutschlands Rittertugend! Kreuzzug, fahr' wohl! Mein Pfad, der wendet. Ein Amt nur hab' ich noch auf Erden Und das soll treu vollführet werden: Den edeln Leib bring' ich nach Haus Und berg' ihn in der Kaisergruft, Und dann, in deutscher Heimatluft, Die müde Seele hauch' ich aus. –