Elfter Reim Venusine flüchtet vor des Teufels Logik Die Mutter Gottes von Würzburg überlistet den Teufel In der Mainstadt Würzburg An der alten Brücken Brechen sich die Schollen, Winter geht in Stücken. Föhnwind gurgelt mächtig, Kommt vom Süden taumelnd Und ist frühlingsträchtig. Und die Schollen hüpfen Keck gleich jungen Böcken, Brechen sich die Stirnen An den Brückenstöcken. In das Chaos schauend Steht am Fluß der Teufel, Seinen Spitzbart krauend. Vom Marienberge Glänzt die Christusmutter Ganz aus purem Golde, Gold auch's Kleiderfutter. Und der Teufel fragte Blank mit seinen Augen, Bis sie etwas sagte. »Teufel, Deine Rede, Fern in Romas Mauern, Mußt Du jetzt zeitlebens Trübselig bedauern. Recht doch muß ich geben, Meldest Du von Christus – Weiblos war sein Leben. Ich, die Mutter, selber Wünsche ungeschehen Seinen Tod am Kreuze, Möcht beweibt ihn sehen. Als Familienvater Würd' ers Leben nehmen Mehr im Herzenskrater. Doch mich dauert, Teufel, Deine Logikrede! Jetzt liegst Du mit Venus Ewig in der Fehde. Gingst in eine Falle, Stürztest, Dich zu heben, Frauenideale. Denn für Christus hatte Venus selber Schwächen. Wenn sie leicht auch höhnte, Ganz mocht sie nie brechen. Wie Schirokko brannte Ihr das Herz vor Trauer, Daß sie sturmstreichs rannte, Rannte über Alpen, Über Nebel, Flüsse, Und ein Eisenschimmel Lieh ihr seine Füße, Der nach Rom sie brachte, Einst aus Mailand flüchtend, Den zum Mensch sie machte. Dieser wünschte lieber Wieder Gaul zu werden. Zu prosaisch, sagt er, Sei's als Mensch auf Erden. Und mit Gönnermiene Schenkte ihm sein Pferdstum Wieder Venusine. Würdest Du Dich töten,« Sprach noch Christus' Mutter, »Teufel, dann war Venus Mild wie süße Butter. Denn vom Ideale Denkt man, wenn es tot ist, Besser alle Male.« Also sprach sie weise, Listig wie nur Frauen. Ihrem goldenen Munde War nicht recht zu trauen, Denn sie hat geschworen An dem Teufel Rache Und hält's unverfroren, Weil von Rom zum Maine Teufels Hochmut schallte, Der den Sohn ihr schmähte, Daß das Weltall hallte. Logisch fand sie's richtig, Aber laut zu schimpfen War vom Teufel nichtig, Teufel horcht verzweifelt Auf des Föhnwinds Rütteln, Möchte alle Berge Gleich dem Föhnwind schütteln. Muß zu Tod sich lauschen, Hört auf Schritt und Tritten Venusröcke rauschen. Prunkend steht Maria Stolz aus Gold am Dache Vom Marienburgschlosse, Glühend wie die Rache. Teufel schließt die Augen: »Immer bleibt's dasselbe, Teufel nie was taugen.« Teufel ganz geläutert Von dem großen Schlage Kauft sich eine Säge. Was ihm Lebensfrage, Jenen Schmuck am Hirne, Sägt er ab, die Hörner, Seinen Trotz der Stirne. Als der Schwalben Liebe Nester baut vom Drecke, Stand der Teufel immer Noch am selben Flecke. In dem Frühlingswerben Stand er lieblos einsam, Will wie Christus sterben. Zum Vierröhrenbrunnen, Als sein Stolz geschwunden, Kam zum Café Hirschen, Er, der sich geschunden. Mischt sich unter Bauern, Die dort Ausspann halten, Dort wo Juden lauern. Mietet sich drei Alte, Die für Geld was wagen. Sagt: »Ihr müßt ans Kreuzholz Mich noch heute schlagen. Könnt' die Welt erlösen, Wenn ihr solches tuet, Heut von allem Bösen.« Doch die Juden maulten, Nahmens Geld und dankten. An das Kreuz ihn schlagen, Das zu tun sie schwankten. Krümmten ihre Glieder, Schlichen um die Ecken, Kamen nicht mehr wieder, Mitleidloser aber Zeigten sich die Bauern. Sie tat nicht der Teufel, Nicht das Böse dauern. Wolltens Geld kaum haben, Nur am Todesanblick Sich belustigt laben. Bauern dann, am Abend, Nageln mit Behagen An das Kreuz den Bösen In den Stadtanlagen. Bei der Frankenwarte Auf dem Niklausberge Ragt er als Standarte. Spät saß ich am Fenster. Flöße, blank aus Stämmen, Zogen hin im Maine. Und zum Fluß zur Schwemmen Ritt auf einem Pferde Venus, schleppt den Teufel. – Dunkel war die Erde. Feurig floß das Wasser Durch die Abendgluten, Und den Teufel sah ich Aus fünf Wunden bluten. Venus hielt im Arme Ihn, den Schwerenöter, Und schien bleich vom Harme. Venus wusch am Flusse Seine wilden Wunden, Hat mit ihren Händen Ihm sein Herz verbunden. Doch auch Götter enden. – Teufel starb der Venus Unter ihren Händen. Venus spricht zum Toten: »Hast mich viel umworben. Doch Dein Christuswerden Hat den Spaß verdorben. War Dir noch gewogen, Als Du Hörner hattest Und hast flott gelogen. Werd' Dich wiedersehen, Da Du jetzt gestorben, In dem Himmel droben Fad und unverdorben.« Und ihr Pferd, das rannte Mit ihr in die Wolken, Fort ins Unbekannte. Und des Teufels Leiche Lag auf einem Floße, Schwamm hinein ins Dunkel, In die Nacht, die große. Eine Amsel gluckte Unter meinem Fenster, Wo ich Tränen schluckte.