Frühlingsgebet Frühling, Wonnegebieter, sonnestarker, lauterster Gott der Erde, willst du endlich erscheinen, mir auch erscheinen? Nach soviel Stürmen, soviel quälender Wetterwut, nach manchem falschen Sonnentage voll kalten, stechenden Glanzes: willst du endlich geboren werden, mein Heiland? – Ja! mir künden heilige Schauer: du auferstehest, den ich dunkel geahnt in den Dämmertagen der Kindheit und den ich verloren, vergessen im selbst sich vergötternden Jünglingsrausch ... Oh, senke die Strahlen Deines milden Himmelsauges sänftigend, verklärend mir in die sehnsucht offne Seele O durchfülle mich ganz mit Deinem Odem, Frühling, äther entsprossener, Segen atmender, reiner Sonnensohn! Erfülle mich mit deiner Werde lust, nicht der gärend schäumenden, der ziellos wilden, taumelnden Lust stürmenden Knabenübermutes: mit Deiner ruhig quellenden, still knospenden, sicher schaffenden Freudigkeit erfülle mich, du Glückbeseelter! – Schon jauchze ich. Ja! du erhörst mein Gebet! Du bist in mir, Frühling: bist, was in mir jubelt – du erhörtest mich schon vor meinem Gebet! Du, Du, Frühling, wurdest mir in bangender Seele heimlich ein anderer, neuer Frühling: mein erster Frühling! Erster Frühling, einziger Frühling, bleibe! weile! verlaß mich nicht, flüchten gleich die Tage! Dann werden machtlos nahen meinem geweihten Haupt des Sommers sengende Sorgen und des Herbstes trüber Mißmut und des Winters kalte Oede. Erster Frühling, einziger Frühling, mein Frühling – Du brachtest mir die Erlösung: bringe mir auch das Himmelreich!