Venus Universa Du sahst durch meine Seele in die Welt, es war auch Deine Seele: still versanken im Strom des Schauens zwischen uns die Schranken, es ruhten Welt und Du in Mir gesellt. Dein Auge sah ich grenzenlos erhellt: Erleuchtung fluteten, Erleuchtung tranken zusammenströmend unsre Zwiegedanken, in Deiner Seele ruhte Meine Welt. Und ganz im Weltgrund, wo sonst blindgeballt entzweite Lüste hausen voller Fehle, enthüllten sich auf einmal unsre Hehle vereint als lauter Liebeslustgewalt. Denn Liebe ist die Freiheit der Gestalt vom Bann der Welt, vom Wahn der eignen Seele. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Das ist Liebe. Und mit leichtem Sinn gäb'ich all mein ernstes Selbstbeschauen spielbereit für Dein Empfinden hin, du liebseligste der Frauen! Ja, solch Spiel das ganze Leben, Lieberes könnt ich nicht erwerben; Frohsinn hast du mir gegeben! Doch auch Du, auch Du wirst sterben. Wild und wehe und zum letzten Mal wird mein Herz an deinen Leichnam schlagen; still in unserm Freudensaal wird dein steinern Bildnis ragen. Einsam werd'ich wieder dann erschauern vor den wirren Weltgewalten; oh Vernunft, sie überdauern unser menschliches Gestalten. Blaß im Leeren steht der Morgenstern, nur noch wie ein überflüssiges Pünktchen; und doch hängt sich immer wieder gern jede Seele an dies Fünkchen. Bis aufs Meer hin sieht mein Geist es stehn über tausend angstbefahrenen Gleisen, sieht's in teilnahmloser Bahn sich drehn bis ans Ende aller Erdenreisen – sieht die Schaaren der vom Sturm Umbrandeten, die Myriaden der nach Rettung Winkenden, der Gescheiterten, Gestrandeten, der Verschmachtenden, Ertrinkenden – sieht sich mitgequält von all der Qual: Seele, Seele, stirbst du nicht vor Grausen?! Aber da vertreibt den trüben Schwall eine Stimme, sternhin ein Erbrausen: