30. Und die Sonne küßt den Schnee vom Dach, und leise summt die Glut in den Kaminen. Lächelnd tritt das Weib ins Turmgemach; breit vom Morgenglanz beschienen sinnt der Mann auf seine Arbeit nieder. Er blickt nicht auf. Sie lächelt wieder. Leise naht sie ihm in heller Freude, weich umwogt vom Mutterhoffnungskleide: Lukas – mir war so fröhlich eben: ich saß und dachte in dich hinein: der Name, den wir unserm Kind bald geben, soll auch der Name deines Bergwerks sein. Und mir kam ein Wort, das wie vom Himmel fiel: nimm all dein Schicksal als Kinderspiel! Denn gelt: den reichen Seelen darf das Glück nicht fehlen, das sie Andern zeigen als ein Ziel – Da blickt er auf – sie fühlt sich erbleichen: seine Augen gleißen, Spott nistet drin. Seine Hand weist auf einen Bauplan hin: da liegt ein Brief mit seltsamen Zeichen. Die Chiffern wogen ihr wie ein Meer. Rauh kommt seine Stimme zu ihr her: Ja, ein Spiel – nenn's Schicksal, nenn's Glück, Gott, Welt – nur: lerne verlieren, willst du gewinnen! Ich werde mein Werk hier nicht beginnen. Du wirst bald allein hier auf Namen sinnen; was du ahntest, hat sich eingestellt, Hier: aus alter Freundschaft hat man mir diesen gnädigen Wink von »oben« verschafft: binnen vier Wochen bin ich verhaftet oder verbannt – auf amtsdeutsch: landesverwiesen. Nun heißt es, stolz an neue Arbeit gehn, damit wir vor dem Gott in uns bestehn! Aus seinen Augen weicht aller Spott. Zwei Menschen beugen sich vor Gott.