Morgenstunde Ob du wol auch so schlaflos liegst und dich in wachen Träumen wiegst vor Glück, wie sehr die Sehnsucht brennt? Ich starr' ins dunkle Firmament: der Morgenstern, in großem Bogen, ist langsam längst heraufgezogen und läßt mich lächelnd fühlen, was uns trennt. Vor meinen schwachen Augen – nun weiß ich doch, wozu sie taugen – stralt er, je ferner her, je flimmernder. Weihnächtig glänzt die graue Stille; o zögre, Alltag! ohne Brille sieht man die Welt unendlich schimmernder. Schon aber glitzert sein Gezitter blasser; nun steh ich auf und geb der Lilie Wasser, die du mir gestern heimlich brachtest. Und wenn du mich dafür auslachtest: sanft nehm'ich sie von ihrer Stätte und leg sie auf mein warmes Bette und fühle lächelnd, wie du nach mir schmachtest.