Bismarck
Abendglocken am 20. März 1890.
Glocken – Glocken –
sonst den Donner klagen wir,
sonst den Flammensturm frohlocken wir:
heut
frohlocken,
Volk,
um
Dich –
heut um
Dich, Bismarck,
klagen
unsre Zungen, –
aber immer
widerhallt aus unserm
Mund die
Kraft.
Immer hungernd,
dumpf, bang nach Opfern
ruft der Mund der Kraft.
Doch auch immer
auf zu dumpfen
Jubel
lauten
thut den Mund die dunkle
Mutter dann;
denn auch immer
zeuget,
zeuget
Opfer sich
jung
immer jung der Schooß der Kraft ...
Nur ein Hauch
kommt und rühret das Gebot der großen
Mutter die Erkornen;
doch dahingezogen
folgen sie gebannt und wachsen
zu den Wolken, –
folgen sie und wankend
bebt der Boden, –
folgen sie
und
fallen.
Einem
Schooß entrungen,
Einem
Muttergrunde,
rollt der Strom
und
quoll der Glut-
Block,
der nun – kalt – die Wogen
staut empor.
Hingetürmt, stolz,
hochenthoben dem Gebrause,
starr thront das Lavahaupt,
ruhet die gewalt'ge Sohle, –
schaut: starrer immer,
nur gewaltiger noch
von der Wucht der Brandung
eingebohrt dem Boden,
der ihn schuf!
–
Aber aufgebäumt nun,
voller prallt und wühlt und kocht die hohe Flut,
schaut: voller immer,
und es
wankt
die Sohle, wankt das starre
stolze Haupt,
das
zur Macht
den Drang der Woge
dämmend hob.
Horcht: grollend krachen,
rauschend drohen
ringsum dunkle Jubelklagelaute, –
horcht in Ehrfurcht:
heut der Kraft gefallen
ist ein Opferzeuge! –
Ruhe, ruhe,
Bismarck, graue Klippe du –
rolle, rolle,
Volk, du auferwachte junge Stromflut –
hohl verhallet
eurer keuchenden Umarmung
dumpfer Odem,
ausgerungne Opferschlacht! –
Doch die Woge, doch
wohin
die
Woge?
denn auch Er, der heute
übers alte Haupt dir, Du Gesunkner,
hoch hinweggeschäumt im Zollern-Stolze:
ja, ein
Schaum
nur sprüht er,
der die Woge,
die empörte junge Woge krönt.
Doch wohin,
wohin
die junge Woge? –
Lausche, deute, lausche,
der dein Haupt Du selbst gefürstet,
der erfüllet
das Gebot der großen Mutter Du:
lausche du den
fernen Glocken,
wenn du wandelst
stumm im öden Parke, wo im Winde
schwanke Schatten streun die hohen
dunklen Lebensbäume:
lausche dann und deute
du der Glocken bange Laute dann:
Sohn der dunklen
immer jungen
nimmer satten Mutter Du –
der Kraft ...