Erwachen Schwüle Stille füllet die Rotunde; um die blanken Säulen hängt die Mittagsglut. Auf der Marmorstufe matt das Mädchen ruht; eine Rose führet sie zum Munde. Müde schwimmen ihre Kinderaugen; in den kühlen Kelchgrund tief hineingetaucht, lange Seufzer ihre heiße Lippe haucht, dürstender den linden Duft zu saugen. Nach der Halle schaut sie, durch die gestern Daidalos, der junge Gastfreund, zog herein. Und sie sinnt: »Warum wohl gab er mir allein heut die Blume? wa rum nicht den Schwestern? Warum hat er so mich an gesehen, anders als die Schwestern, da die Hand er gab? – Bin ein kindisch Mädchen! weiß nicht, was ich hab'! Wie ich glühe! ich will baden gehen.« Und sie hebt sich von der warmen Schwelle; aus dem Blütenschoße ein gelöstes Blatt traumbefangen kosend, wandelt sie zum Bad, öffnet sie versunknen Blicks die Zelle. Und sie steht gebannt, und steht und staunet: vor ihr liegt der Gastfreund schlafend hingedehnt. Und verwirrt belauscht sie, bang ans Thor gelehnt, wie das Niegeschaute in ihr raunet. Lauscht die starken nackten Jünglingsglieder, lauscht sein schlummerselig weiches Lächeln an, will davon – und weiß nicht, was sie hält im Bann! stillverwundert starrt sie auf ihn nieder. Da erschrickt sie: dunkle Wünsche wallen ihr ums Herz, ein lohend Rot ihr Antlitz säumt! und auf Einmal weiß sie, was in ihr geträumt, und die Rose läßt sie zitternd fallen – und entflieht – ein Sehnsuchtslaut verwehet ... Da erwacht der Jüngling, sieht die Ros' am Thor, – und auf Einmal, jauchzend, reißt er sie empor: » Klytia war hier! Ihr Götter – sehet! «