Rhapsodie: Die Verwandlungen der Venus Nachtwache eines Sehers der Liebe Niemals sah ich die Nacht beglänzter! Diamantisch reizen die Fernen. Durch mein staubiges Kellerfenster schielt der Schein der Gaslaternen, schielt auf meine frierenden Hände, und mich quälen Wollustbilder. Grau sind diese nackten Wände; doch sie flimmern. Und mein wilder irrender Wille kann sich nicht mehr täuschen: unsre Lüste wollen fruchtbar sein. Mit den Schatten meiner keuschen Kammer spielt ein schwüler Schein: an den hohen Häusern drüben glühen aus der Finsternis die Fenster, wo die Freudenmädchen blühen – niemals sah ich die Nacht beglänzter! Und die Sterne sind wie brennende Blicke; Welten sehnen sich nach mir! Ich verschmachte. Ich ersticke. Ja: ich frevelte an ihr – ihr, der ich entrinnen wollte und mich wie ein Mönch verkroch, der dem Licht der Sinne grollte, aber es entzückt ihn doch! Selbst in meiner kalten Zelle fühle ich das Leben toben, der ich wagte, dieses schnelle Herz zu dämpfen. Aber oben über meinem dunklen Tale, Venus, seh ich angebrannt Deine flammenden Fanale. Und den Blick hinaufgewandt ruf ich aus dem tiefen Turme meiner Ängste zu dir hoch: Göttin, wandle dich zum Wurme, sei im Wurme Göttin noch! Sausend schaukelt eine Not mein Herz wie in erster süßer Knabenfrühe; ich verschmachte! ich verglühe! jeder Stern ist mir ein Schmerz! Ihre Strahlen sind wie stechende Ruten marternd, wenn du mich nicht kühlst, wenn nicht Du mit deinem gnädigen Blute meine dürstende Inbrunst stillst! Sieh, da lichtet sich ein neues Fenster, zuckt ein steiler Kerzenstreifen – niemals sah ich die Nacht beglänzter! Ja, entzünde dich dem Reifen, Ewige, lächle! Deine Kerzen bleiben; alle andern sind verblichen. Hinter jenen schwarzen Scheiben schlafen alle Ordentlichen – schlafen, wie sie immer schliefen, wenn die Gottheit Ordnung schuf, während mir aus magischen Tiefen auftaucht mit melodischem Ruf