Theresia die Fromme Gottvolk der Barde. Nicht wolkennahe Thürme mit jeder Kunst, Der Menschenhände trächtig, den Aufenthalt Der Erdegötter, nicht den Erbstuhl Mächtiger Herrscher in Gold gekleidet, Um ihn gebeugt der dienenden Völker Welt; Auch nicht den Herrscher selber von ihm erhöht, Der Herrschaft Donner in der Rechten, Sing' ich in eichenumlaubte Saiten; Auch nicht den Ruhm des Herrschers in Ost und West Und Süd und Norden; wär' er erworben in Gefahrenvollen Eisenfeldern, Oder in friedlichen Segensfluren. Auch dieß ist Bardenarbeit. Allein wie schnell Verblüht ein Erderzeugter, sein Ruhm mit ihm! Und sind nicht Herrscher Erderzeugte? Strömen die Jahre sie nicht von hinnen? Ich singe Güter sicher der Ewigkeit, Auf sich gegründet, über den Unbestand Der Lebensgrößen weit erhoben, Weit, wie die sichtbare Welt hinüber Der Sitz Allvaters. Seele Theresien's Erfüllt mit diesen Gütern! und wärest du Auch keiner Fürstinn Seele, dennoch Wunderbar, herrlich und liederwürdig! Dich, dich besing' ich! Höret mein Feierlied, Allvaters Boten! 1 die ihr Theresien Umschwebet, wenn des Reiches Hauptschmuck, Wenn Ihr der goldene Stab der Herrschaft Vor ihm entsinket, wenn Sie vor ihm, die Brust Voll Unterwerfung, treuer Erkenntniß voll, Die Gluth des Eifers auf den Wangen, Himmel im Auge, die Kniee beuget. Dann steht der Herrschersorgen entfernter Schwarm Den Finger auf dem Munde, beflattert nicht Der feierlichen Stille Lichtkreis, Welcher die betende Fürstinn einschleußt. Dann geußt Allvater über die reinste Der Seelen ganz sein väterlich Herz herab, Und jedes Heil und jeder Segen Wird Ihr im reichesten Ueberfluße. Und jede Tugend sprießet in Ihr empor Vom Himmelthaue trunken, und breitet weit Von Früchten schwer behang'ne Schatten, Schatten, in welchen die Länder wohnen. Da lernet Sie der zeitlichen Größe Werth, Den Zweck der Fürstinn, Mutter des Volks zu seyn, Ihr ungemessenes Vermögen Immer auf Menschenhuld einzuschränken: Umringt von Lebensfreuden, von Tausenden Gelobt, bewundert, niemal der Sterblichkeit, Des engen Hauses, 2 und der ernsten Wage der Könige zu vergessen; Das Laster, wenn es kühner den Nacken hebt, Das Laster, wenn es schlauer im Volke sich Mit krummem Schlangengange fortschiebt, Rächend zu fassen, und hinzustrecken; Den Gift der Zeiten in der Geburt entdeckt, Der gottheitfeinden Witzlinge dumme Brut Mit Ihres Eifers Donnerschlägen Schandebeladen hinweg zu tilgen. Wie wichtig sind sie, Völker Theresien! Für euch die Stunden, welche die Frömmeste Der Herrscherinnen in Allvaters Täglicher, langer Verehrung hinbringt! Von diesen Stunden tritt Sie verherrlichter Hervor zu euch, wie thauendes Morgenroth Aus grauer Wolken Schooße brechend Heitere Tage vorherverkündet. Dann strahlt Ihr Beispiel kommender Sonne gleich, Und flammet Herzen mächtig zur Tugend an. Wie von den Bergen in die Thäler, Wallet das Feuer von Ihrem Giebel Auf Stadt und Hütten. Dann überläßt Sie Sich, Ganz Unternehmen, würdig der Ewigkeit. Wer zählet jedes Unternehmen? Keiner der niederen Erdesöhne! Allvater zählt es! jeden geheimen Wunsch Ihr ganzes Volk der Tugend zu heiligen, Und jede Regung jeden Seufzer, Jeden Gedanken auf ihn gerichtet, Und auf das Wohl der Menschen. Und jedes Wort Für ihn gesprochen, und für Gesetze, die Mit tiefen Zügen unaustilgbar Menschlichen Herzen sein Finger eingrub. Und jedes Ihrer Werke, Gerechtigkeit, Der Unschuld Rettung, Hilfe der Darbenden, Ermunterung des müden Fleißes, Lohn der Verdienste, der Laster Ahndung. So fleußt der frommen Herrscherinn jeder Tag. Vergebens ruft Ihr sinnliche Freude zu. Der Dienst Allvaters, und der Völker Seligkeit theilen Ihr ganzes Leben. Ha! welcher Strom von Wiedervergeltungen Erwartet dieses Leben! In heiligen Geheimen Stunden dringt der Barden Auge durch Wolken, erreicht Walhalla. Auch Gottvolk's Auge ward des Gesichtes werth. Ich sah den Hauptschmuck, welcher Theresien Hier oben harret, sah den Erbstuhl, Welcher der Tochter von Habsburg harret. Doch diesen Anblick drücket kein Harfenspiel, Kein Feierlied des sterblichen Sehers aus. Und könnt' er's auch, er würde schweigen. Sollt' er die Fürstinn zu Wünschen reizen, Vor welchen Ihrer Treuen zu fühlbar Herz Erbebet? Nein! Noch harre Theresien Der Hauptschmuck und der Erbstuhl lange! Rufen die Völker: Allvater! höre! Fußnoten 1 Der Barde versteht die Engel . Die Obergottheiten hatten glaublich in jedem Systeme ihre Boten. 2 Des Grabes. Ein ossianischer Ausdruck.