Der Zwist der Fürsten 1 Erstes Lied Blick' auf zur Halle, Knabe! Sined's Brust Beginnet schwer zu athmen. Daß vielleicht Ein Wetter sich an fernen Bergen hebt. Ein Wetter, Liedermund ! Wo zeucht es her? Herunter von den Bojen . Ich erstand, Und trat ins Freie. Siehe, mit dem Weh'n Der Donau zog's herunter, wie die Nacht, Gebirgig, keileschwanger. Keiner doch Der Keile riß sich los. Nur murreten Die Donner manchmal dumpf, durchzitterten Noch matte Blitze die Gewitternacht. So zog es deine Thürme, Wien! vorbei, Und wandte sich auf einmal in's Gefild Der Quaden hin, und dort, dort brach es aus. Sie liegt gestürzet – Knabe! mein Harfenspiel Heraus, mit allem seinen erseufzenden Tief aufgestürmten Wehgeklänge! Bringe mein Harfenspiel! – Ach gestürzet, Gestürzet liegt sie! Feuer vom Himmel fraß Den fetten hohen Wipfel, verschleuderte Den Wald der Aeste, schlug in hundert Dampfende Brände den Stamm der Eiche! Neun Herbste sind hinüber, da hattet ihr Den Wunsch des Barden, Söhne von Teut! gehört, Und hattet nach des Barden Wunsche Diesen bedeutenden Baum gepflanzet 2 , Den Baum gepflanzet, wo sich umarmeten Die Größten Deutschlands, Joseph und Friederich , Gepflanzet, daß in seinem Schatten Ihrer Umarmungen Enkel dächten. Neun Herbste sah'n ihn sprießen. Er deckete Mit breiten Armen öfter der Jugend Spiel, Der Liebe Flüstern, und der Greise Biedergespräch, ein erhaben Denkmal! Nun liegt er nieder, und der Umarmungen Ist ach vergessen! Friederich wecket ihn Den alten Zwist, die grauen Locken Birgt er noch einmal im Herrscherhelme; Mit Schwert und Lanze steht er, und fertiget Nach seinen Starken rüstige Boten hin: »Nein! Joseph's Erbe soll nicht wachsen!« Sag't es, und klopfet umher am Schilde. Sie geh'n und sagen. Mächtig erklingt ihr Schild Im ganzen Brennenreiche. So fährt der Sturm Die Wasserwelt hinan, und zahllos Werfen die Wogen ihr schäumend Haupt auf. – Der Mond, o Liedermund ! Wie steigt er auf? Roth, wie es aus der Brust des Kriegers quillt . Ha, Sohn des Himmels! färbet Heldenblut Dein Antlitz? Klagst du die Gewaltigen, Die fallen werden? Fallen werden sie! Mir wittert offner Gräber feuchter Duft. Mir ahnet fernher leises Lautes so, Wie Mutterjammer, Brautgewinsel tönt. Bereite Schlachtgesänge, Bardenvolk! Und Siegeslieder! Aber Klagen auch, Auch über Friedrichs Helden; denn auch sie Sind ach Thuiskos Enkel! fallen nicht, Wie vor der Sense niedrig Wiesengras! Fußnoten 1 Gesungen 1778. 2 Siehe das Lied auf Josephs zweite Reise.