Theresia die Mutter Werthwig der Barde. Schön ist einer Eiche Wolkennaher Wipfel, Wenn ihr jung' Geschoß Unter ihren Armen Fette Spitzen hebet; Aber schöner ist doch Eine noch. Schön ist in der Mitte Silberweißer Kinder Ein erhab'ner Schwan, Wenn er auf dem Teiche Frohbegleitet segelt: Aber schöner ist doch Eine noch. Schön ist an des Himmels Blauem Nachtgesichte Dünsteloser Mond, Wenn er unter Sternen Sanftbeleuchtend wandelt; Aber schöner ist doch Eine noch. Schöner in dem Kreise Göttergleicher Kinder Ist Theresia; Schöner unter Söhnen, Schöner unter Töchtern. Weicht der Mutter, Eiche, Schwan und Mond! Wie das Aug' des Tages Auf der hellen Quelle Seine Schimmer sieht; Also sieht an jedem Ihrer Liebespfänder Ihr entzückend Bild Theresia. Als Allvater ihre Gabenvollen Geister Weisheithauchend schuf, Feierten die Himmel, Und Walhallas Barden Sangen einen neuen Weihgesang. Als Allvater ihre Reizevollen Leiber Wonnelächelnd schuf, Blinketen die Sonnen, Dufteten die Rosen, Hub sich aller Nachtigallen Lied. Denn zum Völkerheile, Zu der Erde Freude Schuf Allvater sie, Las für sie von allen Menschenherrscherinnen Nur Theresien zur Mutter aus. Schwer sind Mutterpflichten, Füllen ganz die Seele, Wie die Lüfte Raum; Schwer sind Herrscherpflichten, Liegen auf der Seele, Wie ein Berg auf Donauflächen liegt. Doch im Riesenschwunge Warf sich beide Pflichten Uns're Fürstinn auf. Wie Sie Völker weidet, Bildete Sie Kinder: Folge, Feierlied, der Bildenden! Jede zarte Regung, Die vom Herzen Ihrer Liebespfänder sproß, Ward von Ihr entdecket, Weichlich angefühlet, Und zum ächten Zwecke sanft gelenkt. Liebe zu der Gottheit, Die sich Menschenherrscher Aehnlich sehen will, Liebe zu der Tugend, Die der Gottheit nähert, War Ihr früh und war Ihr spät Gebot. Liebe zu den Menschen, Liebe zu der Arbeit, Eifer für das Recht, Durst nach edlen Thaten, Und nach wahrem Ruhme Floßen von der Mutter Lippen stets. Haß des blöden Stolzes, Und des feilen Lobes, Und der niedren Lust, Haß des dunklen Herzens, Das die Rache liebet, Tönten immer in der Kinder Ohr. Und soll Werthwig singen Von des Unterrichtes Hoher Wunderkraft? Ha! wer kennt in allen Deinen weiten Gränzen, Deutschland! uns're Fürstenkinder nicht? Wenn in aller deiner Tapfren Herrscher Kreise Joseph mitten sitzt, In des Alters Sommer Milde Greisenweisheit Von den Lippen, von der Stirne spricht; Wenn in Waffenfeldern Seiner Eisenträger Wolken ihn umzieh'n; Wenn's von seinem Auge Durch die Wolken blitzet, Ha! wie schwillt der großen Mutter Herz! Wenn durch Leopolden An dem Arnostrande Kunst und Fülle blüht; Wenn für ihn zum Himmel Tausend Wünsche streben, Ha! wie schwillt der großen Mutter Herz! Wenn von deinen Kindern, Wien! der jüngern Brüder Holdes Paar erscheint, Und dann Augen starren, Und dann Seelen schmelzen, Ha! wie schwillt der großen Mutter Herz! Wenn der Kaisertöchter Unschuld, Zucht und Schönheit Jede Zunge preißt; Wenn sie ferner Erden, Hoher Fürstensöhne Heißer Wunsch und langer Seufzer sind; Wenn von allen Völkern, Welche sie besitzen, Solch ein Jauchzen steigt, Daß des Kaisersitzes Giebel es verhallen, Ha! wie schwillt der großen Mutter Herz! Ha! wie schmeckt die Fürstinn Ihres Unterrichtes Himmelsüßen Lohn! Welchen Segen spricht Sie Jeder reichen Stunde, Die Sie, Weltbeglücker bildend, saß! Soll ich noch in's Graue Ferner Afterwelten Bardenblicke thun? Singen, wie der großen Mutter Fürstenlehre Von Geschlechtern auf Geschlechter wirkt? Aber schon zu lange Sang ich kühner Jüngling In der Greisen Schaar. Einen Neugeweihten Zieret sittsam Schweigen Unter hohen Liederkönigen.