Am zweiten Sonntage im Advent Ev.: Vom Zeichen an der Sonne. »Und alsdann werden sie sehen des Menschen Sohn kommen in einer Wolke mit großer Macht und Herrlichkeit. – Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen.« Wo bleibst du, Wolke, die den Menschensohn Soll tragen? Seh ich das Morgenrot im Osten schon Nicht leise ragen? Die Dunkel steigen, die Zeit rollt matt und gleich. Ich seh es flimmern, aber bleich ach, bleich! Mein eignes Sinnen ist es was da quillt Entzündet, Wie aus dem Teiche grün und schlammerfüllt Sich wohl entbindet Ein Flämmchen und vom Schilfgestöhn umwankt Unsicher in dem grauen Dunste schwankt. So muß die allerkühnste Phantasie Ermatten; So in der Mondesscheibe sah ich nie Des Berges Schatten Gewiß, ob ein Koloß die Formen zog, Ob eine Träne mich im Auge trog. So ragt und wälzt sich in der Zukunft Reich Ein Schemen. Mein Sinnen sonder Kraft, Gedanke bleich – Wer will mir nehmen Das Hoffen, was ich in des Herzens Schrein Gehegt als meiner Armut Edelstein? Gib dich gefangen, törichter Verstand! Steig nieder Und zünde an des Glaubens reinem Brand Dein Döchtlein wieder! Die arme Lampe, deren matter Hauch Verdumpft, erstickt in eignen Qualmes Rauch. Du seltsam rätselhaft Geschöpf aus Ton Mit Kräften, Die leben, wühlen, zischen wie zum Hohn In allen Säften, O bade deinen wüsten Fiebertraum Im einz'gen Quell, der ohne Schlamm und Schaum! Wehr ab, stoß fort, was gleich dem frechen Feind Dir sendet Die Macht, so wetterleuchtet und verneint; Und starr gewendet Wie zum Polarstern halt das eine fest, Sein Wort, sein heilig Wort – und Schach dem Rest! Dann wirst du auf der Wolke deinen Herrn Erkennen, Dann sind Jahrtausende nicht kalt und fern, Und zitternd nennen Darfst du der Worte Wort, des Lebens Mark, Wenn dem Geheimnis deine Seele stark. Und heute schon, es steht in Gottes Hand, Erschauen Magst du den Heiland in der Seele Brand, Glühndem Vertrauen. Zerfallen mögen Erd und Himmels Höhn, Doch seine Worte werden nicht vergehn.