Am zweiten Sonntage in der Fasten Ev.: Vom kananäischen Weibe. Liebster Jesu, nur Geduld! Wie ein Hündlein will ich spüren Nach den Brocken deiner Huld, Will mich lagern an die Türen, Ob von deinen Kindern keines Mir ein Krüstlein reichen will, Hungerglühend, doch in meines Tiefen Jammers Kunde still. Um Geduld fleh ich zu dir! Denn ich muß in großen Peinen Einsam liegen vor der Tür, Wenn von deinen klaren Weinen, Deinen lebensfrischen Gaben Mir der Duft hinüber zieht: Ach, ein Tropfen kann mich laben, Meine Zunge ist verglüht! Weil ich fast in meiner Pein Schaue wie aus Kindesaugen, Meinen oft die Diener dein, Daß ich mag zum Gaste taugen; In Erbarmen ganz vermessen, Reichen sie die Schüsseln hin, Doch ich will es nicht vergessen, Daß ich wie ein Hündlein bin. O, zum allergrößten Heil Muß es mir bei dir gereichen, Daß dir, o mein einzig Teil! Nichts an Langmut zu vergleichen, Denn es will mir öfters fahren Durch die Glieder wie ein Blitz, Deinen Kindern mich zu paaren, Rasch erringend einen Sitz. Kann ich dir, du Rächer groß, Doch in Ewigkeit nicht lügen, Und mir würd' ein schmählich Los, So die Diener dein zu trügen: Weil mir weich die Augen brennen In der ungestillten Lust, Ich mich will ein Kindlein nennen, Mit der schuldgebrochnen Brust. Wie ein Hündlein bin ich nur, Und so will ich nimmer weichen, Fest auf deiner Kinder Spur, Ob sie mir den Bissen reichen, Wenn die Sonne aufgegangen, Wenn sie blutet in den Tod, Will an ihrem Munde hangen, So du reichst das Abendbrot. Ist es deinen Kindern recht, Nur ein Krüstlein mir zu spenden, Wohl, es ist mir nichts zu schlecht, Kömmt von übermilden Händen, Birgt sich reiche Nahrung drinnen, Nur in ernster Glut erstarrt. Ach, und meinen stumpfen Sinnen Wär' ein Kiesel nicht zu hart! O, es ist ein bittres Los, Wer ein lieber Gast gewesen, Um die eignen Sünden groß Nun die Brocken aufzulesen! Nicht um des Gerichtes Strenge, Das mir noch dereinstens dräut, Nein, im eigenen Gedränge Inniger Versunkenheit. Daß um meiner Sehnsucht Brand Neu die Sinne mir gegeben, Aber nicht so lang ein Band Leib und Seele hält umgeben, Darauf ruht mein einzig Hoffen, Und so leb' ich langsam hin, Meine Sinne stehen offen, Aber ihnen fehlt der Sinn. Muß in Qual das Morgenrot, Muß das Abendlicht mich sehen, O wie lieblich ist der Tod! Und um seinen Trost zu flehen Darf mich dennoch nicht erkühnen, Wie er winkt, so lockend mild, Denn ich muß unendlich sühnen, Und das Leben ist mein Schild.