Leid und Lust Euch Wolken beneid ich In blauer Luft, Wie schwingt ihr euch freudig Über Berg und Kluft! Mein Liebchen wohl seht ihr Im Garten gehn, Am Springbrunnen steht sie So morgenschön. Und wäscht an der Quelle Ihr goldenes Haar, Die Äugelein helle, Und blickt so klar. Und Busen und Wangen Dürft ihr da sehn. – Ich brenn vor Verlangen, Und muß hier stehn! Euch Wolken bedaur ich Bei stiller Nacht; Die Erde bebt schaurig, Der Mond erwacht: Da führt mich ein Bübchen Mit Flügelein fein, Durchs Dunkel zum Liebchen, Sie läßt mich ein. Wohl schaut ihr die Sterne Weit, ohne Zahl, Doch bleiben sie ferne Euch allzumal. Mir leuchten zwei Sterne Mit süßem Strahl, Die küß ich so gerne Vieltausendmal. Euch grüßt mit Gefunkel Der Wasserfall, Und tief aus dem Dunkel Die Nachtigall. Doch süßer es grüßet Als Wellentanz, Wenn Liebchen hold flüstert: »Dein bin ich ganz.« So segelt denn traurig In öder Pracht! Euch Wolken bedaur ich Bei süßer Nacht.