Haidefürst Es saß im Gothenlager An einen Fels geschweißt, Ein Held, ein Goldhaarfager, Der nimmer Ketten reißt. Sie hatten ihn gefangen Nach heißem Schlachtentag, Als mit erblaßten Wangen Er wund zu Boden lag. Am kahlen Felsenblocke Ihn angeschmiedet dann; Nun saust im Wind die Locke Dem freundverlassnen Mann. Im wilden Gottesfreien Weilt er bei Tag und Nacht, Der Tod muß ihn befreien – Der Mitleid hat und Macht. Da brechen auf die Sieger Und lassen ihn zurück; Lebwohl, du stolzer Krieger! Sie lachen ihm: gut Glück! Der Stolze blickt Verachtung, Kein Fluch entweiht den Mund, Und seines Geists Umnachtung Wird keinem Spötter kund. Am kahlen Felsenblocke Einsam trauert der Held, Im Sturmwind bleicht die Locke, Die Hünenkraft zerfällt. Der Sonnenschein und Regen Geht seiner Qual vorbei, Nur unter Donnerschlägen Träumt er sich heil und frei. Er träumt von Sieg und Rossen. Pfeilschnell der Sturmgott ritt, Kam ihm vorbeigeschossen, Nahm seine Seele mit. Wenn um das Morgengrauen Die Winde sind befreit, Könnt ihr den Fürsten schauen – Um ihn die stille Haid.