Lyrisch Roth 1. Prutzlich Wie lang noch soll ich rufen Euch Schläfern in das Ohr? Taucht aus des Geistes Kufen Noch kein' Gedank' empor? Verlottert ist die Schraube, An jedem Fürstenthron, Bald taucht empor der Glaube Der Revolution. Hinweg mit euren Klostern. Hinweg mit eurem Dom! Es kommt ein neues Ostern, Ein Ostern ohne Rom. Es braust durch deutsche Lande Die Botschaft des Advent, Euch wär' es ewig Schande, Wenn sie euch schachmatt fänd'. Der Freiheit Acker düngten Die Ritter schon St. Jörgs, Die Franklin und Washington, Die Donnerer des Bergs, Die Husse, Spartakusse, Die Decius des Tod's – Mit dem Verrätherkusse Flieht die Ischarioths! Ich möcht' den Tag begehen, Da jede Glocke ruft Mit fürchterlichem Wehen Die Tyrannei zur Gruft; Da's von den Thürmen schallte, Was jedes Herz bekennt: Geschlossen ist das alte, Der Knechtschaft Testament. 2. Revolutzlich Ade, ihr Biedermänner, Die Blut, ein Tropfen, schreckt! Kein Gott hat noch im Jänner Den Frühling auferweckt. Es gilt ein Aderlassen, Einen Tummelplatz der Wuth, Es werden alle Gassen Strombette für das Blut! Heran die Guillotine, Heran das Beil des Volks; Dein Heil, damit es grüne, Proletariat verfolg's! Der Strahl des Völkerlenzes Bricht in die Nacht herein, Ha, panem et circenses! Nachtmahl von Brod und Wein! Der Herrscher Vielerleiheit Thut nun und nimmer gut; Wohlan! die Braut heißt Freiheit; Der Bräutigam heißt Blut. Und Priester sind die Henker Und Altar das Schaffot, Jahrhundert du der Denker Begrabe deinen Gott! Den Samen der Betrüger Verweht das Sturmgebraus – Ihr aber, neue Pflüger, Streut andern Samen aus. Ihr wühlt mit freiem Pfluge Und mit dem Roß der Wuth, Und Euer Arnold Ruge Jahrbücher schreibt mit Blut. 3. Aus dem FF. Steigt aus euren blut'gen Grüften, Die ihr trugt ein Heldenherz, Denn ich wittr' es in den Lüften, Wie da gährt ein neuer März. Aus dem Rauschen dieser Stürme Hör' ich zu der Menschheit Heile Einen Zug von Guillotinen Und das Schwirren heil'ger Beile. Nur im Blute wohnt die neue Freiheit, nur im rothen Blut! Kommen wird der Tag der Reue, Wenn der Stahl noch länger ruht; Wenn nicht bald an jedem Baume Uns ein Volksverräther baumelt, Wenn nicht bald von jeder Klinge Uns ein Schergenhaupt enttaumelt. Wie der Scheich aus Mädchenarmen Reißet euch vom Mitleid los, Wie die Rothhaut stürzt auf Farmen Stürzt euch in der Mordlust Schooß! Schrecket so die Camarilla, Wie das Wigwam wird geschrecket, Wenn den Leu von Madagaskar Frevelnd der Malaie necket! Seht! wie sie die Zähne fletschen, Die von dem Hyänenbund, Mit den eigenen Kartätschen Stopfet ihren heischern Schlund! Nur wenn jedes Herz muß zittern Vor dem Schwurgericht der Rache, Wird das Volk der Freiheit inne, Triumphirt die gute Sache. Nicht allein die Fürstenthrone, Und die Pfaffenstühle nur, Lodern auf im Flammenhohne, Fallen dem Vernichtungsschwur – Nein, es sorgt der Hahn, der rothe, Daß er keinen Giebel fehle, Der nicht unter sich beherbergt Eine Proletarierseele. Nur wenn diese gold'nen Lehren Ueber alle Welt gestreut, Wird dereinst auch wiederkehren Die verheiß'ne gold'ne Zeit. Wo kein Würger mehr zu schauen, Kein Aristokratentiger, Kein Verräther und kein Sclave, Schurke nicht und nicht Betrüger. D'rum wohlauf, ihr rothen Brüder, Geht an euer Tagewerk! Deine Lenze tagen wieder Edle Männerschaft vom Berg. Knirschet auf, und schwingt die Beile! Kein Erbarmen und kein Schonen – So zertritt das Volk die Hyder Aller künft'gen Reactionen.