Social-Lyrik In dem schwülen Erdgeschosse, Sitzt die kranke Nähterin, Eine Arbeit auf dem Schooße Für die kalte Herzogin. Zwanzigmal ist schon der Faden Ihr gerissen diese Stund', Den sie aus des Bourgeois' Laden Kaufte, abgespart dem Mund. Ohne Nahrung vierzehn Tage, Vierzehn Nächte saß sie da, In verzweiflungsvoller Lage, Ohne daß sie Jemand sah! Ihre armen Siebensachen Sind von Thränen schmutzignaß, O, es ist dieß nicht zum Lachen, O, es ist zum Weinen das! Da erscheint mit rothem, feisten Angesicht der Miethsherr wild: Zahlung soll sie heut' noch leisten, Zahlen, dieses Engelsbild!? Seht, wie sie mit dürren Händen Klammert sich um seinen Bauch: Lassen's Sie' s nur heut' bewenden! Doch sie tritt der schnöde Gauch. Und an diesem rohen Tritte Bricht der Wimmernden das Herz; Menschlich war doch ihre Bitte, O, Tyrann, kennst du den Schmerz? Ohne Blumen, ohne Lieder Wurde sie bei Nacht verscharrt, Doch das Scheusal grinste bieder In der Menschen Gegenwart.