Neuer Orpheus Blätter fallen, bunte welke, jeder Schmuck zergeht, Wo der blaue Himmel lachte, grauer Nebel steht; Nimmer glüht im Abend reiner Purpurlohe Brand, Wärmelose Strahlen fliehen über ödes Land. Und auch dieser schöne Sommer mußte untergehn? Dieser Reize Pracht und Fülle muß ich welken sehn? Diese Sonne, glutenmächtig, hat der Herbst entthront, Die am hohen First des Himmels gnadenreich gewohnt! Ein erloschnes Feuerauge schaut sie drein die Welt; Eine Bühne ists, in welche falber Morgen fällt. Wie nach einer prächtigen Tafel wenn die Gäste fort, Oder wie die Prunkgemächer nach dem Königsmord –! Wüst und widrig diese Erde schaurig mir und kalt. Ach, wie schön ist sie gewesen wonnig von Gestalt! Dieser Reize Pracht und Fülle mußte untergehn, Und auch diesen schönen Sommer soll ich welken sehn! »Wie? du trauerst, weich empfindsam, daß der Sommer stirbt, Während dir in dunkler Erde bessrer Reiz verdirbt? Willst du klagen, o so klage, jammere, weil du mußt Aber greife nach dem Kummer deiner tiefsten Brust!« Ha! was rüttelst du der Schmerzen wüthendsten mir auf, Der ich sanft poetscher Trauer ließ den holden Lauf! Freilich, närrisch ist die Klage um den Schmuck der Erd, Der in wenig Monden schöner, sicher wieberkehrt. Läppisch nur im Mannesauge solche Thräne scheint, Die ich einem blüthevollen Sommer nachgeweint. O beschwöre andre Thränen, andre Klagen nicht! Die da rythmisch fließen, halten mich im Gleichgewicht. Jene Klage laß mich meiden, die den Schmerz beschreibt, Der, wenn ich ihn nicht betäube, selber mich betäubt. Fort! mich kann der Wahnsinn fassen jeden Augenblick – Eine todte theure Gattin kehrt nicht mehr zurück!