König Arfest Von Westen flog Gewölk herauf, Der Rheinstrom rauschte mächtig, Was will der eilige Männerhauf Im Mondschein mitternächtig? Die Rosse wiehern mit Ungeduld, Gar weithin schimmern aus dem Tumult Zwei weiße Zelter prächtig. Und der Fährmann schreitet zur Hütt heraus, Zu festen das Boot am Gestade, Daß Sturm und reißender Wogenbraus Der ärmlichen Habe nicht schade. Der einzige Nachen weit und breit! Fahr über, du Lump! Dein König gebeut. Heut widerfährt dir Gnade. Mein König? Ich habe keinen Herrn, Ich folge fürwahr keinem Rufe, Ein freier Wangione so sitz ich gern Auf meiner einsamen Hufe. Ich will nicht fahren. Ich will kein Gold. Ihr habt die Gewalt, macht was ihr wollt, Die ihr steht auf des Thrones Stufe! Und nimmer der Antwort würdigend Den stolzen Landsmann, heben Die Königsleut vom Sattel behend Die Weiber, welche beben. Zwei Königinnen, der Schmuck des Lands, Die Eine zum Prunk und Fürstenglanz, Die Andre zu Liebe und Leben. Und wieder erhallet der Uferwald Vom dröhnenden Roßgestampfe; Das ist Arfest, die edle Gestalt Umhüllt von des Renners Dampfe. Und ermattet vom Ritt und der Rüstung Gewicht, Erschien er im trutzigen Angesicht Als käm er frisch aus dem Kampfe. Mit dem wehenden Fell, der Schultern Zier, Vermengt sich das Gold seiner Haare, Jetzt schwingt sich der Kecke vom schnaubenden Thier, Damit er den Strom überfahre. Doch ist keine Fähre mehr weit und breit – Die Königinnen in Sicherheit, Der König so fern dem Paare! Wohl schneidet der starkgefügete Kahn Scharf durch die tückischen Wogen, Da kommen, sie kündeten Unglück an, Die Wettervögel geflogen. Und plötzlich heulet der Sturmwind auf, Dann Finsterniß – bange Stille drauf, Und der Nachen dem Blick entzogen. Doch es siegt der Mond, es weicht die Wolk, Da sieht man Thränen quellen, Und der König, mit ihm sein ganz Gefolg, Sie stürzen beherzt in die Wellen. Das sind die Genossen in jeder Noth, Der Rest der Treuen bis in den Tod, Die edeln Bluttrankgesellen! Glück zu, du herrlicher Schwimmertroß! Glück zu in allen Gefahren! Es gibt keine Furcht. Heil Mann und Roß! Euch müssen die Götter bewahren. Doch weh! sie strafen den Uebermuth – Es kämpfen umsonst mit des Wassers Wuth Die den König Arfest umschaaren. Arfest allein mit kühnem Griff Hat sich ans Ufer geschwungen, Dort wo der Kahn zerschellt am Riff, Wo der Rhein die Frauen verschlungen. Arfest allein mit seinem Schmerz, Steht auf dem Strand, sein Heldenherz Vom großen Schicksal bezwungen. Und er ruft in die weite Nacht hinaus, Daß selbst der Sturm, erschrocken, Daß selbst der reißende Wogenbraus Mit ihrem Wuthsang stocken. Verloren, verloren Reich und Ruhm! Die Krone, das Völkerheiligthum, Verloren aus den Locken! Zertrümmert das Glück, versiegt der Born Des Siegs, umsonst gefochten Die zwanzig Schlachten, weil gegen den Zorn Der Götter wir Nichts vermochten! So schickten sie über uns List und Verrath, Vereitelnd männliche Waffenthat, Auf die wir, Verlorene, pochten! Nehmt Reich und Ruhm, nehmt Weib und Kind! Ihr habt nun Alles, versüßen Soll nichts mein Leid – – Arfest zerrinnt In Thränen nicht durch Büßen! Und der König wischt sich die Thränen ab, Nimmt das treue Schwert zum Wanderstab, Die heimischen Gauen zu grüßen.