Ausflug in den Schwarzwald 1. Im Höllenthale drohen Die Felsen hoch herein, Die schauerlichen schüchtern Den frühen Wandrer ein. Dann öffnen sich die Berge Der hohen Ebene zu, Die Tannen und die Matten Prangen in grüner Ruh. Am dunkelblauen Himmel Milchweiße Wolken ziehn, Lieblich in wilder Gegend Himmel und Blumen blühn. Und ehe die Hügel schließen Das Thal mit sanfter Höh, Da spiegelt sich die Sonne Im tiefen Titi-See. Es baden die müden Freunde In seiner frischen Fluth, Und stärken Leib und Seele Und wandern wieder gut. 2. Zum allerhöchsten Gipfel Richten sie spät den Lauf, Es steigen die steinigen Wege Zum großen Feldberg auf. Tief unten an seinem Fuße Ein finster Wasser steht, Drein fallen die Felsenwände, Und Geisterflüstern weht. Von oben schaut herunter Der königliche Berg; Ihm hütet den Spiegel unten Ein tannengrüner Zwerg. Durch unerträglich Schimpfen Scheucht er den Wandrer fort, Der störend wollte weilen Am heimlich heiligen Ort. Ein fürwitzvoller Bursche War einst, es ist verbürgt, Dort, wo die Quelle röchelt, Hat ihn der Zwerg erwürgt. 3. Hinauf denn über die Klippen! Ringsum der endlose Wald. Hinauf, hinan die Haide! Wir sind da droben bald. Seht dort die seltsamen Wolken, Sie bleiben dieselben stets, Sie scheinen nicht zu folgen Dem Wind und Wettergesetz. Das sind die Alpen, Alpen, O wunderherrliche Schau! Aus Süden herüberglänzend Golden und silbergrau. Und immer höher und höher Beim brechenden Abendlicht! Die Hirten sind abgezogen, Es klinget die Weide nicht, Hochoben auf dem Kulme, Welch unverhofftes Glück! Erhaschen wir der Sonne Allerletzten Scheideblick! Auf purpurreichem Pfühle Der Gott des Tages ruht, Die Winde tragen ihn schwebend Hinunter in ferne Fluth. 4. Mit ihrem holden Ernste Anziehet die sternvolle Nacht Und weilet, bis mit dem Vogel Der Morgenwind erwacht. Da streifen rosige Lichter Den Himmelsaum umher, Es fluthet über die Berge Der Düfte wogendes Meer. Ha, schautet ihr das Blitzen Fern über den fernsten Höhn? Und jetzt, die Feuerkugel Siegend im Himmel stehn! Sie steiget stolz und freudig Heran ins blaue Feld; Sie strahlet und sie glänzet, Vor Wonne zittert die Welt. 5. Und um und um, die Lande, Das Auge schweift hinaus, Entzückenvolle Schönheit! O süß gewaltger Graus! Dort unten in den Thälern Noch immer Schlaf und Nacht, Hier oben Tag und Leben, Daß Herz und Himmel lacht! Hier oben Schnee und Blumen – Schneeglöckchen läutet: Platz Den schönen Töchtern des Sommers! Der Schnee ruft: sachte Schatz! Ich weiche gern, doch jede Von deinen Schwestern muß Die liebliche Stirne reichen Dem Schnee zuvor zum Kuß! Das ist die Ehre des Alters. – Voran jetzt durch den Teich Dem Bach entlang thalauswärts Zum grünen »Himmelreich«!