Ein Gang durchs Fischerdörfchen Wenige Hütten, gedeckt Mit überragenden Schindeln. Manche versteckt, Wie's Kind in den Windeln, Hinter Apfelbaumgezweig Und gegen den Steig Von hohen Dornen eingeheckt. Vorm Haus, Kraus Zwischen Kraut und Nesseln, Nelken und Georginen; Hinter den Fenstern und Gardinen Geranien, Goldlack und wieder Nelken, In Scherbenfesseln Bestimmt zu welken. Fischergerät, Netze und Schnüre Vor jeder Thüre; Hin und wieder ein frommer Spruch, Und überall Fischgeruch. Im Sonnenbrande Spielende Kinder im Sande, Schmutzig und putzig, Halb scheu und stutzig, Halb dreist, Und barfuß zumeist. Auf niederm Sitz Der Schwelle hingeduckt Ein altes Mütterchen hockt. Kartoffel schälend guckt Sie her und lockt Mit zitterndem Stimmchen aus zahnlosem Mund Den klaffenden Hund: Komm Spitz! Eine Gänseherde schnattert vorbei. Ein Mädchen vollbusig und drall, Bringt eine Ziege zu Stall, Oder auf die Wiese. »Was macht der Schatz, Liese?« Wie verschämt sie thut. Ei, Und sich umsieht und lacht. Nimm dich in acht! Vorm Wirtshaus Entengeschwatz Auf dem grasbewachsenen Platz Und daneben Auf dem übelriechenden Teich, Soeben Krähen zwei Hähne zugleich, Und die Störchin vom Scheundach herab Klappert: klappklappklapp! – Klapp! Schwalben schießen wie Pfeile Kreuz und quer über den Weg, Haben immer Eile, Sind immer reg, Zierlich und schlank, Blitz und blank. Aus dem Schulhaus, Neu aus roten Ziegeln erbaut, Schallt's hell heraus: »Weißt du, wie viel Sternlein stehn –« Der alte Lehrer singt für zehn Und fiedelt dazu. Hartnäckig dazwischen brüllt eine Kuh Von naher Wiese, immer gleich kläglich. Es ist unerträglich. Weiter, beim Kirchhof zum Dorf hinaus, Das letzte Haus sieht wie das erste aus: Klein, dürftig und schmutzig. Auf niedrigem Kirchdach kauert, Wie versauert, Als ob er die Lust an der Welt verlor, Der Turm, gar putzig, Mit runder Haube, Und lugt aus dem Laube Breitästiger Linden grämlich hervor. Über die Friedhofsmauer hängt, Die Wurzel zwischen die Quader gezwängt, Schwarzgrüner Epheu, und höher, im Hauch Des Windes, wiegt sich am Strauch Ganz leise, leise Eine dunkelrote Rose.