Johann Fischart Kleinere Dichtungen Ein Artliches lob der Lauten So die Musick gerhümet würd, Vmb jhr lieblicheyt, die sie fürt, Daß sie die Menschen machet gütig, Fein freündtlich, sittig vnd demüttig, Vnd die gemütter so erregt, Gleich wie ein süsse red bewegt, Vnd macht die wilden hertzen mildt, Den zorn vnd all vnwillen stillt, Vnd dis als durch jr süßigkeyt, So wird zwar nicht vnbillich heüt Die Lauten also hoch erhebt, Weil sie am meysten drinnen lebt, Vnd schwebt in lauter freud vnd wunn, Das, gleich wie von der Mertzen sunn All Laub vnd graß, all Bäum auff Erden, Ja auch die leüt erquicket werden, Also so bald jr lieblich gthön Die gmüter mercken vnd verstehn, So würd bey jn erreget gleich Jhr art, vnd was ist Thugentreich, Was in jn mütig ist vnd gut, Von jhrem klang sich fürher thut. Dann vnder allem Seitenspiel Ist miltigkeyt jhr zweck vnd ziel, Geht sittig vnd in aller still, Tracht nicht, wie sie die ohren füll Vnd leut erdäub, wie manchs gesang, Wie Zincken vnd Posaunenklang, Wie wasserbrausen vnd die Mülen, Wie der Wölff wülen in den hülen, Da man nicht höret vor gethümmel, Ob es auch donner in dem himmel, Da man entrütt, entschütt das hirn, Spert augen auff vnd runtzelt stirn. Nein, solche Thaubsucht sie nicht bringt; Danns nicht allein den ohren klingt, Sonder dem hertzen vnd gemüt, Welchs sie begütigt mit dem Lied. Sie hilfft auch nicht zur grewlicheit, Zu blut vergiessen, krieg vnd leid, Wie feldtgeschrey, Trummeten, Trummen, Darbey die leut vmbs leben kummen, Da die leüt doben, zittern sehr, Oder werden zornwägig mehr, Da rasend würd beyd Roß vnd mann, Die man vor zorn nicht halten kan. Wie solt sie solch vnmenschlichheyt Vorsetzen jhrer freündtlichkeyt, Darmit sie doch das wüten lindert, Ja die vnsinnigkeit gar mindert? So ist sie auch nit vngestümm, Vnd bringt nicht forcht, sorg oder grimm, Erschreckt die leüt nicht in dem feld, Beyd hirt vnd herd, beyd wild vnd wäld, Gleich wie das Panisch grewel horn, Welchs grausen einjagt vnd den zorn. Nein, also grewlich ist sie nit, Sonder mit allem halt sie frid; Sie tracht mehr, all ding zuerfrewen, Gleich wie der lieblich frische Meyen, Dann das sie alles scheuch vnd hinder, Vnd die wäld öd stell wie der Winter. Dann dises hieß sonst sehr beschamen Ihr löblich vnd lieblichen Namen, Welchen man zu gemeinlich gibt Der Musa, die sie treibt vnd übt, Die man nent Ehrenfreuderinn, Weils in Ehren erfrewt die sinn. Wie solt sie dann dahin gerhaten, Das sie verändert nam vnd thaten, Hülff Diana der Jägerinn, Das wild verfolgen wie ein spinn? Welchs sich nicht vndersteht zuwehren, Wie Löwen, Wölff, wild schwein vnd Beren, Sonder gedenckt, sich zu verschlieffen, Wann es das Jägerhorn hört büffen, Wolt gern dem zorn des menschen weichen, Wann es erhört das greüwel zeichen, Das Menschen vnd das Hundsgeheül, Aber kein heil ist in der eil; Sonder da ist man nicht gesättigt, Bitz man es todtschlächt vnd beschädigt. Was ist das für ein wilder schall, Den man doch rhümbt vor andern all, Vnd findet platz an Höfen viel? Ist das ein lieblich Musickspiel, Vor welchem sich die Thier verstecken, Das Viech beym Hirten muß erschrecken, Vnd wütten machet leut vnd hund, Nur das man speiß den schlund vnd mundt? Da sonst im ghör steht der Musick thun, So hat jhr bauch die Ohren nun. Ist das nicht eitel Neid vnd Leyd? Wa ist da Miltigkeyt vnd Frewd, Die vns dann sein soll angeboren? Wa ist die lieblichkeyt der Ohren? Da hört man nichts dann grewlich blasen, Als ob die Wind het außgelassen Der Aeolus auß jhrem sack, Die in ein gruben fallen strack, Vnd machen stimmen allerley, Gleich wie das Heckelbergisch gschrey. Da schreyt, da rufft man, jauchtzt vnd flucht, Da büfft, da blaßt man, wann man sucht, Da heülen, bellen hund darzwischen: Das heyßt die stimmen wüst vermischen. Wie kan eim sittigen gemüt Gefallen, das man also wüt? Dargegen seh die Lauten an, Würd man das widerspiel verstahn, Das, obschon jhr holtz, leib vnd zeug Im wald erzogen ist vnd gzweigt, So denckt sie doch nicht meh hinauß In wilden wald, jhrs Vatters hauß, Wann sie einmahl ist abgehawen Vnd so gewelbt vnd schön erbawen Zu einem zarten Musickspiel. Sie laßt dem wild dieselbig hül, Vnd Faunis, disen wald gespensten, Vnd bleibt sie rhüwig bey den menschen Zu jhrem brauch in jhren häüsern, Thut sich der Wilden art gar eüssern, Tröst leuth darfür in jhrem leyd, Weil vnglück sie am meisten reut, Vnd stelt zu frieden süß die hertzen, Vnd macht vergessen jhren schmertzen. Derhalben meinen jhren viel, Das gmeinlich alle Seitenspiel Drumb wie ein Hertz formieret seyen, Weil sie das Hertz am meisten frewen. Ja wer wol halber ist getödt, Den richtet sie auff also blöd; Drumb ist von Orpheo erdacht, Das er fein frauw hab widerbracht Durch dises Spiel auß Todsgefahr. Nun ist von seinem Handspiel klar, Das es ist von der Schneck entstanden, Welchs man ein Laut nent in vil Landen, Sonst heißts auff Griechisch vnd Latein Ein Schneck, weil es ist gwelbet fein Vnd weil der erst, der sie erfand, Seyten vber ein Schnecken spant. Daher von jhr noch kommen viel All andre gwelbte Seytenspiel; Aber jr keins behalt den Namen Vnd bzeugt den vrsprung vnd den stammen Gleich wie die Laut, die man allein Ein Schneckenhauß nent zu Latein. Darumb so sollen billich sie All Seitenspiel hoch halten hie, Vnd sie wie jhre Mutter ehren, Sich nach jhr kehren, von jr lehren, Vnd gegen jhr sich recht erzeigen, Als jhrer Oberstin sich neigen, Weil sie in Kunst vnd lieblichkeit Jr kinder vbertriffet weit. Drumb hat sie als der gröste schatz Bey den Musis den höchsten platz, Da Diana, die Hätzerinn, Nicht nemmen darff in jhren sinn, Das sie solt zu den Musis gohn Auff Parnassum vnd Cytheron Mit den Hundskuppeln, stricken, winden, Als wolt den Cerberum sie binden, Denn sie da kein Acteon find, Den sie mach blind vnd wild gesindt, Aber sie mögen bey jn leiden Die weisen Götten vnd gescheiden Apollinem vnd Palladem, Die seind den Musis angenem, Weil sie fein still sich jn vergleichen Vnd leüt zur Klugheit auch erweichen (Dann ein still hertz bald Weißheyt faßt, Ein wildes sie verstoßt vnd haßt), Wenden dem Menschen alls zu nutz, Lassen dem Wild sein art vnd trutz, Machen nit, das es vester wüt, Jagen es nicht auß seim gebiet, Auß wälden auff das Ackerfeldt, Da es dem volck meh schad ansteltt. Ach solche vnbarmhertzigkeit Ist von jn vnd der Lauten weyt; Dann dises Künstlich gwelbte hauß Hat solch anmutung vberauß, Das, sos bekompt ein Orpheum, Ein Amphion, so weiß darumb, So gsellen sich zu jhr die Thier, Vergessen jhrer wildnuß schier, Verwundern sich, was in jhr leb, Das jr rund bauch solch stimmen geb, Daß die halb himmelsründ vnd Sphär Die himmlisch Concordantz erklär, Das ein gewelb von holtz gebogen, Mit todten därmen nur bezogen, Vnd auff ein höltzen thach gespant Soll klingen, singen allerhandt. Wie solt sich dann nicht drab entsetzen Der mensch, vnd sie gantz Himlisch schätzen, Weil sie entspringt von solchen leüten, Die Götter heissen bey den Heyden, Weil er kan höhers dran verstohn, Vnd nicht allein den blossen thon, Sonder das Künstlich zsammen stimmen Von jhr vollkommenheyt zurhümen? Derhalben seind der Lauten goben Für andre Handspiel hoch zuloben; Daher sie dann jr Namen preißt, Der zu Latein vom loben heißt. Von Laude kompt beyd lob vnd Laut Vnd lied, wer den vrsprung beschawt, Welchen Namen sie täglich ziert, Vnd von jr noch erhalten würd. Wie man dan sicht zu vnser zeit, Wie sie gestiegen ist so weit, Das sie nun alle stimmen gibt, Die auch ein Mensch, so dMusick übt, Das bey jhr all die Thön erklingen, So die Musici mögen singen, Erlangt so viel mit Künstlich griffen, Als selbst die leüt mit jhrem rüffen, Vnd ist drinn so volkommen gar, Vnd gibts so sauber, rein vnd klar, Das, wa wir selbs nit menschen weren, Die gern einander selber hören, So solten wir schier selbst erkennen, Das, wa sie die wort köndt ernennen, So solt sies vns zuthun gewiß, Dan sie auch hat von Menschen diß; Drumb ist jhr hochheyt, Ehr vnd zier Des Menschen Ehr, ders bracht herfür. Auch wann heüt wider möchten leben Die ersten, die es an han geben, So solten sie jrn eignen fund Nicht meh erkennen nun zur stund, Dieweil es heüt nichts hat zudeiten Mit dreyen oder vieren seyten; Sonder es würd gehöret heut Der Musick gantz einhälligkeit Mit sechs vnd acht vnd meher stimmen, Wies die neun Musas möcht gezimmen. Sie bringt mit einem griff zuwegen So viel, als sieben Menschen mögen; Muteten stück bey jhr erklingen, Wie die ein menschlich stimm möcht singen, Erstatt so vil als siben Geigen Oder vil Pfeiffen möchten zeigen; Dann so vil stimmen, so vil bindt. Auch so regiert sie nicht der windt, Der vngwiß blast gleich wie die Pfeiffen, Sonder ein Künstlich hand zugreiffen. Sie macht nicht schwach den Athem sincken, Gleich wie Trummeten oder Zincken, Sonder ein gläychig gänge handt Als in keim spiel, wie es würd gnant, Vnd machet also fein geringer Zu andern spielen auch die finger. Derhalben ziert dis Instrument Wol Palladis Jungfräwlich händt, Dann sie von dem nicht klagen mag, Das es jr Roten Mund verschlag, Wie etwann jhro von deßwegen Die Pfeiffen waren sehr entgegen; Dann da sie auff ein zeit bekam Ein Pfeiff, vnd für den mund die nam, Auff daß sie sich darauff auch übt, Wie sie dann Musick sehr beliebt (Dann weise leüt, wie sie dann was, Tragen zur Musick keinen haß). Als aber sie kam in das feld, Sich zu eim klaren brünlein stelt, Würd sie jhrs andtlitz drinn gewar, Wie das es sey entstellet gar, Jr augen nicht, wie sich gezimpt, Ihr schöner mund auch fast gekrümpt, Vnd jhr Naßlöchlein zu weit offen, Ihr wänglein zu hoch auffgeloffen, Vnd mit röte zu viel vermischt, Empfand sich auch eng vmb die brüst, Da rüfft sie: »O du falsche Pfeiff, An dir ich mich nicht meh vergreiff, Weil du die schönen leüt verstellst Vnd einem das gesicht verfählschst. Verfluchet seyst du jmmerdar, Daß dich keyn schönes bild erfahr, Kein Jungfrawhänd dich nicht berür, Weil du bist gar zuwider jhr, Wilt sie beschamen vnd entstellen Gen jrem bulen vnd gesellen, Wann sie gedenckt jn zuerfrewen Am Reyen in dem grünen Meyen. O fliecht sie weit, jhr schöne leut, Dann sie durch süßigkeyt bestreit All ewre schöne, die jr habt, Darmit Natur eüch hat begabt, Vnd macht eüch häßlich, vngestalt, Die warlich niemand hie gefalt. Dan von dem hassen kompt je häßlich Vnd sicht bey Thiern vnd Menschen gräßlich; Aber die schöne ist ein schein, Den jederman halt werd vnd rein. Dis neydig stück macht nun bekandt, Das dich der häßlich Pan erfand, Der auch das Jägerhorn angab, Auff das das Wild ein vnrhuw hab, Vnd lehrt den Vogler pfeiffen fügen, Darmit die Vögel zubetriegen, Zulocken jn durch falsch gesang, Bitz das ers bring in zwang vnd strang: Als dann würgt er sie auff der stätt, Welchs er jn vor nicht gpfiffen hett Also gewänen sich die leüt Bey zeiten zu der grewlichkeyt. Ach wie ein schandtlich tödtlich lied, Welchs mord, betrug weißt dem gemüt, Mißbraucht die friedlich Musickfreud Zu wüterey vnd grewlichkeyt. Derhalben hab ich vrsach gnug, Hinweg zuwerffen den betrug, Dich arge Pfeiff, die mich verstelt; Zu dem mir auch den mund verhält, Das ich zu dir nicht singen soll, Wann du schon lautest etwas wol, Gleich wie ich dann mag singen sunst Zu anderm Spiel vnd Seytenkunst. Daher erhielt auch zwar den sieg Apollo in dem Musickkrieg Wider Marsyam, den er schundt, Dieweil er nichts dann pfeiffen kundt, Vnd wolt dasselb vorsetzen auch Dem allerschönsten Seitenbrauch. Aber die Pfeiff macht solche köpff Vnd solch Cyclopisch grob geschöpff; Dann Pfeiffer, sagt man, geben geyffer, Vnd Trummenschläger geben säuffer.« Hiermit warff sie die Pfeiff daruon Vnd trat mit füssen sie zu hon, Welchs sie doch lang nicht het gethon Der Lauten, aller spiel ein kron, Weil sie nicht kondt von jhren melden, Das sie kondt an der Pfeiffen schelten. Drumb hat sie den Athenern allen Ein lange zeit nicht wöllen gfallen, Vnd meynten, das kein Adlich mann Mit Pfeiffen solt zuschaffen han, Sonder nur knecht vnd bäwrisch leüt, Welchs ich doch nicht schreib auß eim Neid, Den ich trieg zu dem Pfeiffenspiel, Sonder ich meld, was ihren viel Etwan daruon gehalten haben, Auff das ich zeig der Lauten gaben. Dann ich kan je erachten wol, Das auch die Pfeiffen nun zumol In kunstlichkeyt hab zugenommen, Darzu die Alten nicht seind kommen, Vnd kompt von jhr die Orgel her, Welche dann ist zurhümen sehr. Auch weil all musickspiel allhie Seind eins in einer Harmony, So will ich sie nicht trennen zwar, Sonder viel meh vereinbarn gar. Doch sicht man hie, wie allezeit, Beyd bey den Alten vnd noch heüt, Die Laut vor andern ghabt den rum, Weil sie ist ein begriff vnd summ Vnd einhalt aller art vnd kunst, So alle Seitenspiel han sunst. Gleich wann ein Maaler hochbeschreyt, Der anlegt all sein gschicklichkeyt An ein gemähl, so vil jm müglich, Auff das man darauß vrtheil füglich Sein sinnreich kunst vnd sein verstand, Wie groß die in jm sey zur hand; Also han hie die Musae all Allen Künstlichen thon vnd schall, Der zuerreichen müglich war Auff allen Instrumenten gar, In dise gwelbte Kirch vnd schneck Der Lauten begabt vnd gesteckt (Gleich wie all kunst auch auff der Pfeiffen Die Orgel mag in sich begreiffen.) Auch han sies also zugerüst, Das sie nicht vngemachlich ist Wie Instrument, die blaßbälg brauchen, Darmit ein wind sie hinein hauchen, Sonder zutragen angenem Vnd sehr des menschen Leib bequem; Ist von gebäw nicht wichtig, schwer, Sonder sehr lüfftig, leicht vnd lär, Gleich wie der Himmel vnd der lufft – Nicht schwer ist, wie der Erden klufft. Daher dann ist die gmeine sag, Das sie den Namen Liuto trag Bein Welschen von der leichte nur, Weil sie von holtz ist leicht vnd pur. So machten sie die Musae auch Nicht gar hellschreyend, hart vnd rauch, Sonder mit fleiß wol temperiert, Die süßigkeyt mit kunst geziert, Also das, wa die Künstlich art Zur lieblichkeyt würd vereinbart (Wie solches dann geschehen soll), So ist zwar nicht zufinden wol Ein Musickspiel, welchs meh bewegt Zur Thugendt, vnd all zucht erregt, Gleich wie das schöne Lautengwelb, Fürnemlich so man braucht dasselb Zu Künstlich stücken vnd muteten, Zu nutzlich gdichten von Poeten, Zu Psalmen, so heüt seind im gang, Zu Erbarm lied, zu guttem gsang; Dann Schandparkeit, vngfläterey Ferr von dem reinen spiel hie sey. Alsdann würd durch diß Musickwunder Das hertz zu guttem frisch vnd mundter, Macht milte sitten vnd geberden. Wie sonst von andern spielen werden Die leüt gantz forchtsam, zornig, wild, So würd die forcht hierinn gestilt, Erweckt zu lauter freüdigkeyt, Zu freündtschafft vnd standmüttigkeyt, Zu schönen gdancken, süsser Red, In sonderheyt so man auch thet, Gleich wie die Alten allesammen, Die jhr zu hülff mit worten kamen, Vnd sungen drein ein dapffer gschicht Oder ein nutzlich Lehr gedicht, Darmit der Mensch mit süssem klang Nutz schöpffet auß der wort gesang. Dann also muß man es vermängen, Den klang mit worten vnd gesängen, Auff das eins helff dem andern fein, Vnd gang den leüten süsser ein. Zu dem würd durch die klingend Seyt Die Menschlich stimm süß zubereyt, Vnd zu der lieblichkeyt gefürht, Die sonst zu hoch schreyt vnd toniert. Sie macht nicht Närrisch vnd leichtfärtig, Vnhöflich, bäwrisch vnd vnärtig Wie die Sackpfeiffen vnd Schalmeyen, Die sehr vil Midasköpff erfrewen. Sie leyrt auch nicht auff eim Tenor, Wie Midas rohr vnd Eselsohr, Ist nicht vnkünstlich wie die Trumm, Macht nicht die leüt doll, dumm vnd stumm Gleich wie die Hörner vnd die Schellen, Welche die Bachischen Macrellen Bewegten, daß sie gar ermördten Den Orpheum, den Kunstgelehrten. Sie macht nicht weinen, wie man schreibt, Daß das Syrenisch gsang solchs treibt. Sie macht nicht hart, macht nicht zu zart, Sonder das mittel sie bewart, Welches dann ist ein sonder krafft, Die in jr die groß Kunst verschafft, Auff welche man am meisten acht, Vnd jhr ein solch ansehen macht. Dann wie man in der gmalten gschicht Nicht oben an die farb besicht, Sonder das wesen, thun vnd stellen, Welches man thut für höher zehlen; Also auch mit dem Lautenspiel Betracht man nicht den klang so viel Als selbst die künstlich Melodey, Die arttlich Concordantz darbey, Der stimmen schön einhälligkeyt, Die ein erinnern jeder zeyt Der gantzen Musick lieblichkeyt, Des Texts, so darzu ist bereyt. Dann darumb ist der Text bedacht, Das er werd btracht vnd drein gebracht. Daher so find man für gewiß, Das die Gmahl Agamemnonis, Clytemnestra, die Königinn, Keüsch blieben sey on argen sinn, Allweil sie täglich schlagen hört Den Musicum, den jhrn verehrt Ihr Mann, der König, da er schifft In Krieg, von Helena gestifft. Welchs, da es merckt der Ehrendieb, Welcher sie het vnzimlich lieb, Aegysthus, das er nicht vermocht, Zu fall sie bringen, wie er gdocht, Er richt dann vor den Spielmann hin, Da hat er baldt ermördet jn. Darnach da fand er platz vnd fug, Sein arger lieb zu thun genug, Weil sie denselben hett verloren Der jhr vor bösem stopfft die ohren, Fült die mit reinem klang vnd gsang, Das arg red kein zugang erlang, Halff jhr durch Künstlich Seiten schlagen Vngreine gdancken zu verjagen, Erinnert sie durch nutzlich gsäng, Daß sie der bgird den zaum nicht häng. Hierauß so ligt je häll am tag, Was für ein krafft die Laut vermag, Wann sie ein rechten Meister kriegt, Der sie zu ehren braucht vnd fügt, Nemlich das sie kan Thugend lehren, Vnd von bösen gelüsten kehren. Derhalben wann man auch vorzeiten Gab die gesatz den wilden leüthen, Mußt man sie zu dem Seitenspiel Gar arttlich singen dick vnd viel, Auff daß sies mit dem süssen klingen In die wilden gemüter bringen. Daher dann die Poeten sagen, Das durch das künstlich Lautenschlagen Die stätt gebawen seyen worden Vnd gbracht zu Zünfften vnd in Orden, Dieweil das volck, wonhafft in wälden, Verstreyt in hütten vnd in zelten, Dardurch beredt sein in die stätt, Viel eh dann durch des Menschen red, Welchs man nicht find beschriben stehn Von keinem Instrument, wie schön, Als nur von des Amphionis, Des Orphei vnd Arionis, Deren Handspiel mann Lyram nent, Weil Mercurius diß Instrument Apollini zur vergeltung gab, Da er jm schenckt vieh, gut vnd hab; Dann Lytra ein vergeltung heißt, Wie solchs die Griechisch sprach außweißt. Daruor hieß es ein Schneck allein, Wie noch die Laut heißt zu Latein, Sonst hat mans ein Cythar genent, Aber es dient als auff ein end; Dann Chelys, welchs heyßt Schneck vnd Gwelb Vnd Laut, wie wir nennen dasselb, Begreifft in sich all dise Namen, Dann sie kommen von jhr allsammen. Auch ist keim Musickspiel sonst mehr Geschehen solche himlisch ehr, Wie des Orphei Lytra geschicht, Die man noch an dem Himmel sicht. Dann nach dem Orpheus was ermördt, Da ward sein Seitenspiel verehrt Vnd vnder die sternen erhebt, Da sie zur gdächtnüß ewig lebt, Zuzeigen an, das dise kunst Von niemand sey herkommen sunst Dann von Himmlischer güt von oben, Daher dann kommen gutte goben, Vnd das gewißlich Gott dieselben, Die erstlich mit den Seytengwelben Vmbgangen seind, regieret hab Vnd jhre händ gfürt auff vnd ab, Wie man dann solchs noch täglich spürt, Wie hoch die kunst Gott fürt vnd ziert; Sonst wers on Göttlich gnad vnmüglich, Sie also hoch zubringen füglich. Vnd was mach ich es dann so lang, Zuloben den Himmlischen klang, So jede Edel Creatur Vnd gut fürtreffliche Natur Darab hat ein natürlich freud Vnd lust darzu vnd änlichkeit. Derhalb, daß man mirs nicht verkehr, Als ob ich die natur hie lehr, So will ichs kurtzlich nun beschliessen, Vnd sie zur letz auch freündtlich grüssen, Gleich wie sie grüßt Homerus dann, Da er zu jr fängt also an: »Wie soll ich dich nicht billich grüssen, Du Lautenkunst? du würst gepriesen Für alle andre Seitenspiel, Da du erreichst das höchste ziel, Der Himmelssphären Concordantz, Wann sie gehn in einander gantz. Du bist volkommen vnder allen, Drumb hast Apollini gefallen. Die Götter dich erfunden gar, Vnd lautst noch Göttlich jmmerdar. Wie hast du sie doch nur erfrewt, Da man schlug auff der ersten feyt! Der Nectar vnd der himmeltranck, War jn so süß nicht als dein klanck!« Du lieb der Götter vnd der leut Vertringest leid vnd bringest freud; Du bist ein Ehrenfreuderinn, Erquickest hertz, gemüt vnd sinn; Kein Mensch sich nimmer nicht bekümmer Bey disem süssen Seyten zimmer. Glückselig seind dieselben Corden, Die auff dich seind gezogen worden, Dann jetzund bringst du sie zu ehren, Das sie die leüt die Musick lehren. Du allerkünstlichst Musickzeüg, Dein lob ich nicht genug ersteig, Dann offt vor lieb vnd süßigkeit Kann man außsprechen nicht die frewd. Köndt ich dein lob so hoch auch singen, So hoch du vns magst freuden bringen, So braucht ich alle meine künst, Dann du es vmb vns wol verdienst. Aber es ist genug gelobt, Was Gott hie ehret vnd begobt. Du schöne halbe runde Welt, Wer ist, dem nicht dein baw gefält? Dann je des leibs fürnemste stück Am menschen seind auch rund geschickt; Daher der Mensch heißt die klein welt, Weil er die groß Welt in sich hält. Also begreiffst, wiewol on sterck, Der gantzen Welt schön Musickwerck, Die stimmen auch vom Firmament Seind in deim kleinen werck vollendt. O du holdselig Lautenspiel Bist wie Sibylle kirch vnd hül, Darauß die weissagung erthönen; Drumb soll dich niemandt nicht verhönen, Dieweil du heylig bist geacht, Weil dich Apollo hat gemacht Vnd etwas geben seiner krafft Vnd in sein Tempel dich gehafft, Nemlich zun sternen an den Himmel, Da dich verzehrt kein rost noch schimmel. Deine Bawmeister Götter waren, Vnd machest auch, wie wir erfahren, Göttlich gedancken vnd gemüt, Darumb man dir groß ehr erbiet. Ach, wa vermag doch dis das gold, Dem man doch ist so gfär vnd hold, On das es gar verwirt die hertzen, Das drüber sie jr ehr verschertzen? Aber du, zartes holtz, bringst leben, Derhalben will ich dich erheben, Dich vorsetzen dem Edelgstein, Dem bleichen gelben falschen schein. Dich Edel holtz, so vngerüst, Welchs in dem wald erzogen bist, Will ich abhawen vor all dingen; Ich kan dich baß zu ehren bringen, Wann ich dich trag mit mir zuhauß, Dann so blibst in der wildnuß drauß. Wann ich dich mit eim runden bauch Formier vnd mit eim kragen auch, Vnd auff dem Tach bezieh mit seyten, Vnd last dich meine finger leyten, So würst du zam, lieb, mild vnd zart Vnd verlierst deine wilde art. Wiewol du schon bist abgehawen, Kan doch dein Todt vil meh erbawen, Dann wann du stündst auff deinem stammen, Lebst vnbekand vnd on ein namen. Dan wem bist nutz drauß in dem wald, Da nur der brausend wind erschalt? Ists nicht vil besser, das man dich Zu frewden brauch fein sicherlich, Dann daß man auß deim zarten holtz Mach schädlich pfeyl vnd einen boltz, Vnd brauch dich dann zur grewlichkeyt, Welchs mir für dich wer hertzlich leid, Daß du genetzet würst im blut, So jetz dein klang vil bessers thut, Vnd würdst nun lautprecht vberal, Erklingst nun in des Königssaal? Wie manches zartes Frawenbild Erfrewst du, so sie auff dir spielt, Darmit es argen gdancken wehrt, Die Ohren von böß reden kehrt. Ja selbst der Fürst vnd der Regent Nemmen dich in jhr fürstlich händt, Auff das sie sich mit dir erquicken, Darnach zum ernst sich besser schicken. Offt nimpt dich der Achilles auch, Daß seine streitbar hand dich brauch, Erlabst jn mehr, dann all die beut, Die er möcht bringen auß dem streit; Vnd da er het im Raub die wal, Nam er dich doch für als zumal, Hielts gold für vnnütz vnd für schertz. O wie ein Rechtes Musickhertz, Ein schöne that von einem Helden, Von welcher man würd ewig melden! Der laßt vns folgen vnd nachtrachten, Vnd ander Närrisch volck verachten, Dem nur das kot vnd wust der Welt Für alle andre künst gefält, Vnd laßt den geitzwanst sich vernarren Am klang des golds vnd dran verstarren, So sicht man dann die Eselsohren, Den reichen Midis angeboren, Die nur erquickt viel Thaler stellen, Dann Narren hören doch gern schellen. Laßt die Centauros lust auch haben, Wann die pferd schreien, dumlen, traben, Die bauren, wann die hüner gachsen, So sie die Eyer hören wachsen. Oder wann villeicht Muwt die kuh, Der Ochs brelt vnd bläht Geyß darzu, Wann Dauben mit den flügeln klepffen, Da laßt sie jre Lusigk schöpffen, Oder wann etwan geigt der karren, So sie mit höw vnd mist ausfahren, Oder des treschen seind gar fro: In bawren ghört doch haberstro Deßgleichen laßt auch in die Mül Sein jhr hochlautend Lautenspiel; Dann (spricht man) hoffmann hört gern hiha, Der Müller gern des Esels ja, Vnd Seitenspiel ghört nicht in dMül. Das ist, das sie nicht ghöret vil Bey dollen schlamp zu vollen brüdern, Zu jhrem jauchtzen, truncknen liedern, Dann (sagt man) von Biertranck vnd Wein Sollen nicht naß die Seyten sein, Sie werden sonst nicht meh erklingen, Dann volle faß keyn thon meh bringen. Laßt Jägern auch jr hundsgeheül, Bitz sie auch heülen mit der weil. Laßt Landtsknecht vmb die Trummen schantzen, Hewschrecken nur den Sommer dantzen, Vnd laßt den fraaß sein Busick enden, Wann er den Bratspiß höret wenden, Vnd ein die träppen fallen ein, Vnd schencken ein beyd bier vnd wein, Vnd kannen klopffen, glässer brechen: Der thon würd sich wol an jn rechen, Vnd jhn zerstören leib vnd seel. Derhalben niemand nicht erwehl Den thauben schall der Midasgschöpff Vnd diser groben Eselsköpff, Die gar der geitz macht hie zu Thoren, Vnd ist Syrenisch gsang den Ohren, Das die begird sie so verfürt, Das sinn vnd hertz drinn wird verwürt. Dich aber, süssen Seitenklang, Den ich auß deim gewelb empfang, Wöllen wir, die die Musas ehren Vnd Sittlichkeyt bgeren zulehren, Für allen andern knall vnd schall In würden halten vberal. Du solt vns einen Artz verwesen, Der leid vnd kranckheit macht vergessen, Soltst sein das kraut vnd Instrument, Welchs dient für Traurwendt vnd Nepenth. Im leid solt du vns bringen freud, In freud deren erinnern beid; Du solt vns vnser geist erwecken, Wann wir ein gutes werck volstrecken, Vnd dein lob wöllen wir verkünden, Allweil den Athem wir empfinden; Dann du bist aller Musick schein, Du gliebst den Göttern nur allein; Dich braucht der Phoebus jeder frist, Wann er vnder den Musis ist. Drumb werden dich die all belieben, Die kunst belieben oder üben, Weil künstliches zusammen ghört, Vnd kunst von dir auch würd gelehrt, Weil du mit deiner lieblichkeyt Erinnerst vns zu jeder zeit Auch der himmlischen süßigkeit, Da dann ist die Recht Musickfreud, Die Lautbar ist in Ewigkeyt, Darzu vns alles dien vnd leyt J.F.G. Mentzer.