Siebentes Kapitel Wie Rosamunde hofft und harrt Durch Woodstocks Laubengänge hin, In heller Mittagsstunde, Zieht nassen Aug's in trübem Sinn Die schöne Rosamunde; Sie tritt zu einer Ros' heran Und pflückt sie und zerpflückt sie dann – Ein Tropfen fällt hernieder. Da plötzlich springt – den dürren Leib Behängt mit schmutz'gen Loden, Rasch in den Gang ein Bettelweib, Als wüchs' es aus dem Boden; Sie kreischt in widerlichem Ton: »Gib nur die Hand, ich weiß es schon, Du willst vom Liebsten wissen.« Sie nimmt die Hand und drückt sie nun – Auf schreit Schön-Rosamunde; Die Alte murmelt: »Soll ich's tun? Kein Lauscher in der Runde!« Dann aber läßt die Hand sie frei Und spricht wie mitleidsvoll: »Vorbei! Betrogen, Kind, betrogen!« Das Bettelweib, kaum daß sie's sprach, Ist wieder sie verschwunden, Schön-Rosamunde starrt ihr nach, Gelähmt und schreckgebunden; In Lüften eine Lerche singt – Sie hört es nicht, im Ohre klingt Das Sprüchel ihr der Hexe.