Friedrich de la Motte Fouqué Der Held des Nordens In drei Theilen 1. Teil Vorwort Vorwort. Dem schönen Brauche der Herausgeber von Dichterwerken in vergangenen Jahrhunderten folgend, welche ihnen das vorzusetzen pflegten, was von berühmten Männern zu ihrem Lobe gesagt worden war, kann auch ich mir die Freude nicht versagen, bei diesem erneuerten Abdrucke des Sigurd, aus den vielen preisenden Beurtheilungen desselben, die Krone, die herrlichen Worte Jean Pauls über ihn, auszuwählen und den Lesern wieder vor die Augen zu führen; zumal, da sie auch ein, in wenigen, aber kräftigen, Zügen gezeichnetes Argomento des Gedichtes enthalten. Eine solche vorangehende Recension von Jean Paul, und eine solche nachfolgende Zueignung an Fichte, was könnte das Werk schon vor dem Lesen gründlicher empfehlen! Der Verleger. [Rezension von Jean Paul] [Rezension von Jean Paul] Heidelbergische Jahrbücher der Literatur. Zweiter Jahrgang, Zehntes Heft S. 52. Sigurd der Schlangentödter. Ein Helden spiel in sechs Abentheuren, von Friedrich Baron de la Motte Fou qué. Berlin, 1808. Es ist der Verfasser Alwins (unmittelbar vorher nämlich spricht der Rec. von diesem noch unter dem Dichternamen des Autors, Pellegrin, erschienenen Romane) zufolge seiner schönen Zueignung an Fichte: Jetzt, da mein Lied zum ernsten Schlusse kam, Und ich vor dich hintrete, dir's zu bringen. Fällt von den Schultern mir das Pilgerkleid, Das reich an vieler Muscheln farb'ger Zier Verliehn mir ward von theurer Meisterhand, Als ich zuerst hervorschritt zum Gesang, Und drin ich, ein wegfroher Pellegrin, Verschiedne Lieder vor der Welt begann. Du kanntest mich im bunt phantast'schen Mantel, Nun jenes heitern Spieles sey genug, Ernst zeig' ich mich vor dir, als der ich bin, Auch mit dem Namen, dem ausländ'schen zwar, Jedoch der sich ein Bürgerrecht errang Im deutschen Volk seit dreyen Menschenleben Durch treuen Sinn und ehrbarn Kriegesmuth. Selten wird ein Rec. so schön überrascht; über alle glänzenden Aurorens-Wolken Alwins ragt Sigurds Schreckhorn hell hinaus ins Blaue. Die nordische große Dichtung ist bekannt, wie Sigurd, König von Niederland, den in Drachengestalt sein Gold bewachenden Faffner tödtet; wie er in die von Flammen bewachte Burg der Brynhildis eindringt und dadurch diese Titanide zur Braut erobert; wie die Weissagung ihm zwei Bräute und kurzes Leben verkündigt; wie ihn ein Zaubertrank der Königin Grimhildis die beschworne Liebe zu vergessen zwingt, und er sich mit deren Tochter Gudruna vermählt; wie die Königin ihrem Sohne Gunnar die Brynhildis zur Braut erkiest, und dieser sie, da er selber nicht in die Flammenburg zu dringen vermag, von dem seine Gestalt annehmenden Sigurd für sich erobern läßt; wie später endlich der verrauchte Zaubertrank dem edlen treuen Sigurd wieder Erinnerung der ersten Braut verstattet, und er in der Liebe seiner Gattin die für Gunnar unternommene Verwandelung ausplaudert, und diese sie im Zanke wieder der Brynhildis; wie Brynhildis den Mord des schlafenden Sigurds durch den dritten Bruder Gunnars erstürmt, und wie wieder Mörder und Mörderinnen fallen, und sich das ganze Haus der Niflungen gegen den Abgrund senkt. Der griechischen Mythologie steht, wenigstens in romantischer Erhabenheit, weit näher als die indische, die nordische, ein Reich voll Eispalläste, Eisseen, Eisberge; ihr Menschengeschlecht ein Eichenwald im Sturm. – Und unser Verf. war es werth, daß er in diesem Walde seine Siegeszeichen aufhing. Obgleich nichts schwerer zu malen ist, wenn man nicht Homer und Shakespear ist, als Tapferkeit; denn ein Paar tausend Erlegte oder Keckwörter reichen kaum die Schatten und Farbenkörner zum Gemälde: so hat doch der Verf. im Sigurd einen der größten, edelsten, liebenswürdigsten Helden aufgestellt; schon im Vorspiel, gleichsam in der Vorhalle, erscheint er unter einem Siegesbogen. Seine Treue, Milde, Liebe, sein gerechter Sinn mit seiner freien Tapferkeit, seine Lebenslustigkeit und Frische bei der Aussicht des abgekürzten Lebens (gleich dem Achilles) schlingen einen Bund, der ihn auch zum Helden jedes Leseherzens erhebt. Der erste Abschied von der noch geliebten und gekannten Brynhildis schlägt durch seine und ihre Ahnung und Weissagung und durch die einfachen einsylbigen Herzenslaute, gleichsam nur vernommene Schläge des Herzens an jeden an, der eines hat. Wozu aber kraftloses Zuwinken, wenn doch die Rezension das Buch nicht nachdrucken darf? Kurz die vier ersten Abentheuer zeigen und bringen uns aus dem Norden das schönste Elfenbein, welches er seit Langem geliefert. Der großherzige Verf. will laut der Zueignung mit diesen erhabenen deutschen Resten beseelen und befeuern; und in der That kleidet er die Elephantengerippe der Götterlehre aus Norden in lebendiges Fleisch, und die Kolossen schreiten und blicken. Nur das fünfte und sechste Abentheuer, um doch auch nach den Mondsflecken Alwins einige Sonnenflecken Sigurds zu entdecken, dehnt sich zu einem ungestalten Wehe aus. Die Verzweiflung, der Wahnsinn dürfen nur vorüberfliehen, und diese Furienmasken mauere keiner uns in das Herz als Verzierungen eines Schauspielhauses hinein; ihre Flucht ist ihre Stärke, und ihr Feststehen Versiegen. Schicke uns Frankreich nur mehrere solche Franzosen zu, wie Fouqué und Villers; jeder solcher soll uns so lieb seyn, wenn nicht lieber, als ein ganzes Regiment Gemeiner, und soll noch herzlicher empfangen werden, als hätt' er blutiger gesiegt. Wer viele Lorbeerzweige auf seinem Kopfe trägt, der nehme einige davon und flechte eine Siegeskrone für den Fremden, aus welchem dieses rein-deutsche Gedicht entsprungen ist. Jean Paul Friedrich Richter. An Fichte An Fichte. Aus deutschen Wäldern mahnend stieg der Klang Uralten Heldenliedes, halb verweht, Ja, meist geahnt nur mit der Schatten Säuseln, Der Wiese Duften zu den Enkeln auf, Anschwellend in manch' liebevoller Brust Verwandte Regung, Sehnen nach den Thaten, Den Liedern auch der alt ehrbaren Zeit. Ach, hättet ihr die edlen Väter drum, Und nur die Väter ganz allein befragt, Uns würde längst, statt frühen Morgenroth's, Des Tages warmer Sonnenschein umleuchten, Rings um uns ragen ein gewalt'ges Volk, Die alten Helden unsres Norderland's. – Ihr wolltet's anders, Fremde fragtet ihr, Und schuft euch ein verkrüppeltes Gebild Ausländ'scher Sitte, fremder Tauglichkeit, D'rin sie, in ihren alten ehrnen Waffen, Mit ihrer Feste freudehellen Bechern, Mit ihrer Liebeslust kühn blüh'nden Kränzen, – D'rin sie, die Väter, sollten auferstehn. Sie zürnten, wandten abwärts tiefer noch In die langschlummernde Vergangenheit Den kecken Blick vor solchen fremden Worten, Daß selten euch von dort ein Strahl erstieg. Nun ist verschwunden jener Zweifel Wahn, Verschwunden vor den Bessern, Liebenden; Wie sich auch Dumpfheit sperrt und Leerheit wundert. Denn viele starke Jünger, Bergmannskühn; Sie drangen froh den lieben Vätern nach In den verrufnen, vielgescheuten Fels, Und von den alten, treuen Geistern unten Mit elterlicher Traulichkeit begrüßt, Erforschten sie manch' edlen Schatzes Kammer, Und brachten schön geläutert Gold herauf; Vor Allem das vom Nibelungenhort, Drob, ein geweihter Schatzesgräber, noch Mit starker Wünschelruth' ein Hagen kämpft, Verbessernd so des grimmen Hagne Schuld. Viel schon gewann er, wird noch mehr gewinnen. Daß, die noch Kinder sind in dieser Zeit, Dereinst aufwachsen mit der theuern Lehre Von Siegfrieds Thaten, von Chriemhildens Treu'. Weit leuchtend flog des tapfern Siegfrieds Klinge Von Land zu Land, so daß die Mähr' von ihm In unterschieden Lichtern blickt und lockt, Nachdem sie Rheins gewalt'ger Heldenstrom, Nachdem sie neubesä'tes Ackerland, Nachdem sie Fels rückstrahlt' und Nordland's Berge. Ein ernst gediegnes Wort, an Warnung reich, Ward sie im frommen Nibelungen Lied; Ein kecker Scherz, doch innig liebevoll, Im hörner'n Seifried, wie das Volk ihn kennt; Ein Nordlicht, räthelhaft, hoch, deutsam, fern Strahlt sie durch Nächte des Norweg'schen Himmels. So fand sie der, der dies Gedicht begann, Und von dem mächt'gen Zauberstrahl durchblitzt, Sang er der Sage Runenworte nach. Fremd klingt die Weise manchmal. Das Gesetz Des Buchstab's und der Sylbe, wechselnd oft, In kühner Freiheit ganz verhallend fast, Dann wieder sich verschränkend kunstgemäß – Fremd ward's den Ohren dieser heut'gen Welt, Und auch der Dichter strauchelte vielleicht, In neuheraufbeschwornen Liedes Wendung. Der Elfenton altnord'scher Lieb' und Kunst Weht durch den Sinn ihm. Zürnt dem Enkel nicht Ihr alten Sänger, wo er zögernd bang, Zu fest vielleicht am strengen Maaß beharrt. Und wo vielleicht zu keck er's überschritt! – Doch hat undeutsch, flach, krankhaft, lebenslos Sich eingeschlichen was aus neu'rer Zeit, Deß zürnt, und blitzt es fort mit zorn'gen Blicken, Eu'r Lied euch rein'gend in der Prüfungsgluth. – Ja, euer Lied, sprach ich. Denn viel der Kraft Aus großen Tagen brach durch die Verwallung Der späten Ohnmacht, daß die Reden noch Brynhild's, Gudrunen's, Sigurd's wiederklingen Von Wort zu Wort in ein andächt'ges Ohr. Ich spähte nach, und fand den alten Laut, Trag' unverändert euch entgegen ihn, Wo er vernehmlich klang. Empfangt die Gabe Mit deutschem Sinn, froh, arglos, ernst, getreu. Du aber, dessen Name diesen Spruch Ziert, und beschirmt vor schwach' und falschen Augen – (Denn solche leuchtest du hinweg von dir In ihres Traum's gewohnte, trübe Nacht) Wem böt' ich lieber das Gedicht, als dem, Der in der tapfern Brust die goldne Zeit, Die fernersehnte Deutschland's, wahrt und reift, Und gern die Wurzel schaut des edlen Baum's, Deß Frucht er mit gewalt'ger Rede treibt. Du wußtest mein Beginnen, gönntest mir Die Lust und Ehre dir's zu weih'n. Hab' Dank. Oft wenn ich um den mitternächt'gen Kreis Heraufbeschwor die riesigen Gebilde Brach in altkräft'ger Pracht der hohe Zug Mir das Vertrau'n auf meine jüng're Kunst. Und zagend stand der Zauberlehrling da, Kaum hoffend zu erleben des Geschäft's, Des ernsten, fei'rlichlastenden, Vollendung. Dann rief ich dich an, schauend in das Buch Das du belebend aufschloß'st deutscher Kraft, Und meine Kraft auch hob zum kühnen Fliegen Mich durch den Nordisch heitern Himmel bald, Bald durch der Berge Wetterwolk' hoch hin, Und froh' durft' ich in's edle Antlitz schau'n Den Herr'n aus der großmächt'gen Heldenzeit. Jetzt, da mein Lied zum ernsten Schluße kam Und ich vor dich hintrete, dir's zu bringen, Fällt von den Schultern mir das Pilgerkleid Das, reich an vieler Muscheln farb'ger Zier, Verliehn wir ward von theurer Meisterhand, Als ich zuerst hervor schritt zum Gesang, Und drin ich, ein wegfroher Pellegrin, Verschiedne Lieder vor der Welt begann. Du kanntest mich im bunt phantast'schen Mantel, Nun jenes heitern Spieles sei genug. Ernst zeig' ich mich vor dir, als der ich bin, Auch mit dem Namen, dem ausländ'schen zwar, Jedoch, der sich ein Bürgerrecht errang Im deutschen Volk seit dreier Menschen Leben Durch treuen Sinn und ehrbar'n Kriegesmuth. So faß' ich männlich dir die feste Hand. In deren Druck sich Treu' und Kraft verkünden. Der Dichter hat gesprochen, und zurück Begiebt er sich, den Bildern Raum zu lassen, Den Gästen aus der alten, großen Welt. Wer solches liebt, und gern daran den Sinn Ergötzen mag, der leih' uns Aug' und Ohr. Sigurd, der Schlangentödter Personen Personen des Vorspiels. Sigurd. Hiordysa, seine Mutter. Reigen, sein Waffenmeister. Personen des Sigurd. Sigurd, König von Niederland. Reigen, sein Waffenmeister. Faffner (in Drachengestalt.) Brynhildis. König Giuke. Grimhildis, seine Gemahlin. Gudruna, seine Tochter. Gunnar, Högne, Guttorm, seine Söhne. Alswin, König Heimers Sohn. Ein Bote. Zofen und andres Gefolge. Die Erscheinung der Nornen. Die Erscheinung eines Greises. Vorspiel. Vorspiel. Eine Halle in der Burg des Königs Hialpreck. Im Hintergrunde schmiedet Reigen auf einem Ambos ein Schwerdt. Heiß hoch die Lohe, Funken hell fliegend, Müde mein Arm fast! – Hellblanker Klingen Kön'ginn zu schmieden Hallt hier der Hammer. Kecker Heerkön'ge Kühnstem zu blut'ger Bahn Schmied' ich ein Schwerdt. Wohl alten Helden Ziemt es, zukünft'ger Welt Waffen zu schleifen, der Feinde Fall! Wer scharfe Schwerdter Schmieden und schleifen will, Scheue das Zischen der Flamme nicht. Wer scharfe Schwerdter Schwingen in Schlachten will, Scheue das Rauschen der Speere nicht. Bist nun bereit, Blank aus dem Flakkern Glänzender Gluth. Hoch nun in Heldenhand Heb' dich, verglimme nie, Fackel der Schlacht! Das Schwerdt aus dem Feuer nehmend. Nun kühle dich, mein kunstreich Meisterwerk, Daß du der edlen Flamme Kraft bewahrst Im kalten hellen Stahl. Er legt das Schwerdt in eine Maueröffnung, und tritt weiter vor. Das ist die allerbeste Heldenwaffe, Die mein geübter Arm zu schmieden weiß, Und, denk' ich, mein unbänd'ger Zögling soll An der doch endlich sein Behagen finden. Hei, welch ein hochgemuthes Heldenkind! Gewiß verhilft mir der zu Faffners Schatz, Dem theuern Goldeshort auf Gnitnaheide. Zwar wird er ihn für sich behalten wollen, Doch meistr' ich dann den wilden Degen wohl. Da kommt er. Daß er mir nur nicht ergrimmt, Dieweil das Schwerdt, der Kühlung noch bedürftig, Nicht zum Gebrauch gleich fertig ist. auftretend. Ho, Reigen! Das Schwerdt! Wo ist es? Dorten kühlt es sich, Mein edler Knabe von den Gluthen aus. hingehend. Ich will's nun aber nehmen. Halt doch! Soll's Einbrennen deiner Faust bis auf die Knochen? Das woll'n wir doch 'mal proben, wer von uns Am schärfsten glüht, ich oder's Schwerdt. Mir brennt schon Die Ungeduld in allen Adern. Laß doch! Ich bitt' dich! du verderbst mein ganzes Werk, Mir meine Lust, und dir die gute Klinge. wiederkommend. Ja so, wenn's um des Schwerdtes willen ist! Da kann ich den Gefallen dir schon thun. Nur halt' es besser vor, als wie das erste, Deß Klinge mir beim leicht'sten Schwunge brach. Sorg' nicht. Dies hier wär' einem Riesen recht. Daß so's auch nöthig ist, spür' ich im Arm. Du wirst ein gar gewalt'ger Kriegesheld. Doch über Eins verwundr' ich mich dabei. Sag' an, was ist es? Nein, ich kenn' dich schon; Vor jedem Tadel wirst du wild, unbändig. Viel lieber hüt' ich mich, und bleibe still. Sprich nur. Ich thu' dir nichts. Auf Fürstenwort. Wen soll's nicht wundern Sigurd, Wolsung's Enkel, Daß du an deines Vaters, nein, – nicht also, – An des Stiefvaters Hof – auch das noch nicht, – Daß du bei des Stiefvaters Vater wohnst, Geduldig, still, der starke junge Recke, Zum Knappendienst bei fremden Rossen gut. Du that'st gescheut mein Fürstenwort zu nehmen, Sonst hätte deine Rede dir vielleicht Zu schlechtem Lohn verholfen. – Sag' mir doch, Was nennst du Knappendienst? Was fremde Rosse? Des Königs Marstall brauch' ich, wie mich's freut, Und leb', ein freier Herr, mit andern Herren. Was wollt' ich mehr von ihm? Dein Vater Siegmund Gab reiches Gold in seiner Gattin Hand. Wie viel davon hast du bereits gesehn? Was kümmert's mich? die Mutter wahrt es gut, Ich wüßt' es nicht zu hüten, nicht zu brauchen. Und möcht' ich 'mal des Zeug's, versuch' ich mir Den Kampf mit einem reichbegabten Feind. Du selber meinst ja, woll' auf Gnitnaheide Den Drachen ich erschlagen, fiele mir Der größte Schatz auf diesem Erdrund zu. Versteht sich. Nun so liegt's ja nur an mir, Vielmehr an dir, der du das Schwerdt nicht fertigst. Ist's noch nicht kühl? Gleich, gleich. Langsamer Werkmann! Mit deiner Zunge bist du rascher da, Bohrst manch ein ärgerlich gespitztes Wort Durch meinen Sinn. – Noch jetzt erst, von dem Knappen! – Und siehst dabei so schlau und feindlich aus, Als wärst der Schlang' auf Gnitnaheide Bruder. lachend. So? Ei wer weiß? Lach' nicht. Das sieht nicht gut aus. Es ist unlöblich, wenn ein junger Degen, Entwachsen nur der lang' getreuen Zucht, Dem Waffenmeister harte Reden giebt. Bedenk' dich doch, mein Held, wer lehrte dich Die Lanze schwingen, wer das Schlachtroß lenken, Wer dich des Schildes Schirm, der Klinge Hieb? Prangst du vor allen deines Alters drin, So wiß', vom alten Reigen kam die Gabe. Ja, selbst dein edles Roß, den starken Grane, Durch wessen Rath denn hast du's? Nicht durch deinen. Zu fordern mir ein Pferd, das riethest du. Jedoch die freie Großmuth König Hialpreck's Ließ mir die Wahl in seinen Heerden all. Das war nicht deine Schuld, und wen'ger noch, Daß mir der hohe Greis, der Unbekannte, Seltsam geschmückt, einäugig, ernst, erschien, Als ich zur Wahl hinausging; mir gebietend, Die Rosse zu der Seefluth Busiltiorn's Zu treiben. – Ho, wie wurden alle scheu! Nur Eins, ein aschgrau, freudig junges Thier Durchbrach die Wogen als im leichten Spiel. Den wähle, sprach der Greis, und pfleg' ihn gut, Von Odins Pferde Sleipner stammt er ab, Werth dich, mein tadelsfreier Held, zu tragen. – Der Greis verschwand, und so war Grane mein. Vielleicht wohl Odin selber, sprach die Mutter, Sei mir erschienen. Er von Wolsung's Stamm Der Ahnherr, hab' erhebender Gemeinschaft Wohl früher meinen Vater werth geschätzt. Was thatst denn du dabei? – Das wüßt' ich gern! – Rühm' sich doch niemand fremde Thaten an, Sie passen keinem als dem eignen Meister. Doch willst du Dank von mir, nun, bring' das Schwerdt. Und lös' damit dein längst gegebnes Wort. Ich will's nach edler Fürstensitte lohnen, Und künftig auch, bei meiner Thaten Preis. Nennt man den Reigen als der Waffe Schmidt, Mit welcher Sigurd so viel Helden zwang. Drum her das Schwerdt. geht nach der Maueröffnung. Laß mich nur erst erproben, Ob's ausgekühlt ist. Schnecke! – Da versucht er, Dreht links und rechts die Kling' und wieder links, Als wär' noch immer Zeit genug für mich, Für mich! deß Lebenstage früh verrinnen, Und dem viel Thaten aufgegeben sind. Denn also sprach's der weise Oheim? – Nun? Wird's endlich? mit dem Schwerdte zurückkommend. Sieh mein kräft'ges Meisterstück. So gieb. Doch bleib auch deinem Wort getreu, Schlag' mir den Faffner todt, den reichen Drachen. Ja, ja. Nur meiner Waffen erste That Ist, wie du weißt, die Zücht'gung König Lingo's, Des frechen Mann's, der mir den edlen Vater Erlegt hat, an sich riß mein erblich Reich. Doch, heiß ich wieder mein das Niederland, Und hat er ausgeblutet unter mir, Der ungefüge Mörder, – dann, mein Reigen, Ziehn wir nach Gnitnaheide's Lindwurm aus, Und holen uns den Schatz. – Nun gieb die Klinge. Nimm hin. Nur wen'gen Recken wird's so gut, Mit Reigens Waffen in den Streit zu ziehn. Laß' proben denn, was Reigens Waffe kann; Hier an dem Eckstein woll'n wir's gleich versuchen. Du wirst doch nicht! – Sollt' ich's an weichem Sand? Er haut gegen den Eckstein. Die Klinge zerspringt. Sieh' den vermaledeiten Binsenstock! Das? Binsenstock? Ja, hält's denn besser vor? Doch wart' nur, böser, ungetreuer Schmidt! O lieber Herr, es war nicht meine Schuld. Ha! Meine wohl? Meinst wohl, ich trüg' ein Schwerdt, Wie meine Mutter ihr Gewebe trägt, Sorgsam, daß es kein dorn'ger Strauch verletze! Du hast in deinem Blick ein gräßlich Feu'r. Sieh' nicht so zürnend her. Es brennt mich nieder. Zerstäub' nur du mit deinen schwachen Klingen! Ihr beide seid fürwahr nichts beß'res werth. Seht mir den Prahler, seht den trägen Werkmann! Willst du nicht tüchtig schmieden? So thu' ich's, Und zwar auf deinen Kopf an Ambosstatt, Dazu noch ist des Schwerdtes Trümmer gut. Reigen entflieht. Merk' Einer jetzt, wie schnell er laufen kann, Und schlich vorhin nur kaum. – Nun hilft's dir nicht; Bald sind dir meine hohe Sprüng' im Nacken. Er will ihm nach. Hiordisa tritt in seinen Weg. Wohin mein Sohn. Nachher erzähl' ich's, Mutter! Jetzt laß' mich nur dem flücht'gen Prahler nach! Fürwahr, zu Abend will' ich's dir erzählen. Jetzt sollst du es, jetzt ungestümer Knab'. Der Reigen – o das Alles ist so lang – Er schmiedet, schmiedet, – lobt sein eignes Werk, Und klirr! dann bricht's bei meinem ersten Hieb, – Und ohne Waffen ich – laß' mich ihn fassen! – Nicht sollst du's, denn nicht Reigen trägt die Schuld. Du sagst ein andres, als die Wahrheit, Mutter. Doch so verkünde mir, weß' ist der Fehl? Der Berge, die nicht stärk'res Erz erzeugen. Was für verfluchte Berge das nur sind! Wohl recht geschäh' so eitler Hügel Reihe, Trät' man sie zürnend nieder ganz und gar. Mein kecker Sohn, das geht nicht also leicht, Dieweil es auf der Erd', und in den Wolken, Und tief im Abgrund viele Kräfte giebt, Vor denen jedes Menschenkind's Gewalt Unmächtig wird, und auch die Deine, Jüngling. Gar kluge Worte strömen dir vom Mund Herzliebe Mutter, doch das Eine nur, Was du so eben sprachst – ich glaub' es nicht. Es kommt dein Irrthum ganz allein daher, Daß du nicht fühlst, wie mir im Sinn es wallt, In Brust und Arm zugleich. Wär' dir's bewußt, Du ließest ab von solcher eiteln Meinung. Du, der Wolsungen kühnes Heldenreis, Ich kenn' dich wohl, und deine dreisten Bahnen. Sobald mir Reigens fleiss'ger Hammerschlag In's Ohr drang, wußt' ich schon: der führt's nicht aus. Und dann erwacht im Zorn mein junger Held. Aus meinen Kammern eilt' ich drum herab, Zu hemmen dein Ergrimmen, auch zu bessern Den Mangel starker Wehr für deinen Arm. Ein zerbrochnes Schwerdt aus ihrem Mantel vorziehend. Sieh', das war deines Vaters Siegmund Schwerdt, Gramur genannt, davon viel Lieder singen. Das! – Und wer war's zu brechen stark genug? Der ihm's verlieh, Odin, sein Götterahn. Beim frohen Hochzeitmahl in Wolsungs Hallen Erschien ein hoher Greis, einäugig, fremd An Tracht und Bildung – Ha, derselbe, Mutter, Erkor mir's Roß am See von Busiltiorn! Vielleicht. In eines Baumes mächt'gen Stamm, Der in der Halle stand, die Burg beschattend, Weit über's hohe Giebeldach hinaus, In dieses Baumes Stamm bohrt' er ein Schwerdt, Sprach: wer's herauszuziehn vermag, behalt's! Verschwand. – Viel Herr'n versuchten es umsonst. Dein Vater, seiner Heldenkraft vertrauend, Ging allerletzt hinzu, und nahm es hin. Nun siehst du hier der edlen Waffe Trümmer; Denn in der Schlacht, wo Lingo's Übermacht Mit Siegmund's tapferm Muth den Streit begann, Trat deinem Vater, wie er durch die Schaaren Des Feindes brach, zum Kampf der Greis hervor. Er? Unser Götterahnherr. Wider ihn? Gewendet, schien es, hatt' er ganz den Sinn, Den keines Meuschen Rathschlag je ergründet. An seinem Riesenspeer brach Siegmund's Klinge. – Verloren ging die Schlacht, und Siegmund fiel. Fiel! Wahrlich, König Lingo sollst es büßen! Ich schlich zu Nacht auf's Feld des heissen Kampf's. Noch lebend fand ich deinen Vater, lebend, Doch schon an seines blut'gen Todes Thor. Er sprach: du trägst in deinem Schooß ein Kind (Das warst du, Sigurd!) trägst ein Heldenkind, Preis der Wolsungen, aller Zeiten Loblied, So fern und weit die Deutsche Zunge tönt. Und bin noch hier? Noch in der Mutter Burg? Dann gab er mir die Trümmer dieses Schwerdt's, Und sprach; bewahr' sie wohl. Die beste Waffe Wird man draus schmieden, meines Sohnes Werkzeug Zu großer That. – Sein letztes war dies Wort. Die Sonne stieg herauf und fand ihn kalt. Die Sonne steigt herauf, die freud'ge Sonne Für meines ganzen Lebens Heldenbahn, Fruchtreich, erweckend, trifft mich froh und stark. O Reigen, Reigen, schmiede mir den Stahl! Und wollt'st den klugen Meister erst verderben! Wer kann nur wissen, wie man Alles braucht? Hinaussehend. Wo blieb er denn? – Dort schleicht er durch's Gebüsch. Er läßt sich doch auch gar zu leicht erschrecken. Was war's denn weiter? Nimmermehr, fürwahr! Hätt' ich ihn umgebracht. Rufend. Ho, Reigen, komm! Komm 'nur herauf, es ist nun Alles gut. von aussen. Vom Wolfe fern! So wahrt der Steinbock sich. Sei doch kein Thor. Es war nicht deine Schuld, Ich weiß nun schon. Sieh' her, den Überrest Von deinem Schwerdte schleudr' ich weit von mir, Und mit ihm allen Grimm und alle Unbill. Ich bin jetzt unbewehrt; darfst mich nicht scheu'n. von aussen. Zwei starke, vielgewalt'ge Wehren noch Trägst du an dir: der Arme Riesenkraft, Die brächen mein Genick wie meine Klingen. Hör' an! Sind mir die jungen Arme stark, Sind auch nicht minder mir die Füsse schnell, Und dächt' ich dich zu fahn, mein alter Steinbock, Mit Adlersschwung säß' ich im Nacken dir. So aber mein ich alles Lieb's und Gut's, Und gebe dir mein Wort als Wolsungs Enkel; Kommst du herauf, so ist mein Zorn vorbei, Doch laß mich auch nicht allzulange warten. von aussen. Ich komm', ich komme schon. Hab' nur Geduld. Oft möcht' ich mit dir schelten, wilder Knab'. Allein was hülf's. Du bleibst ein Wolsung doch. War ich doch eben sänftlich wie ein Lamm. Ich meinte schon, du solltest mich drum loben. – Wo bleibt er denn? – Hinunter lief er schneller. – Reigen tritt auf. Nun endlich! Gieb die Hand mir, sei nicht bös. Wer wird noch grämeln, wenn der Streit vorbei ist? Wem also hart der Streit an's Leben ging. Bild' dir nicht so was ein, und wär' es auch, Für große Dinge muß man Großes wagen. Nicht wahr, du hättest gern den Faffner todt, Den großen Schlangenwurm auf Gnitnaheide? Viel lieber, als am Leben mich. Nun sieh', Dazu brauchst du ein freud'ges Heldenkind, Stark, rasch wie ich. Ein andrer thut's dir nicht. Da mußt du's nehmen, wie du's eben triffst. Der Waldbär kennt der zahmen Wirthschaft Weise Mit Nichten freilich, doch mit ihm im Bund Wirft man auch leicht ein Paar Gehöfte um. Schon gut. Beiseit. Wir kommen doch wohl zur Berechnung. Mein'twegen murmle was und wie du willst. Nur schmiede Gramur, meines Vaters Schwerdt Für neuer Thaten Lichtglanz mir zusammen. Gieb nur. – Doch sieh', des Feuers Macht verlosch. Das läßt sich bald ersetzen, lieber Schmidt. Ich häuf' ein wenig Holz, hauch' ob den Kohlen. – Geht nach dem Hintergrunde. Verharre hier, viel edle Königin. Wohl, weiß' ich, wird aus dieses Schwerdtes Trümmern, Den wundersamen, tadelsbaar mein Werk. Doch leicht entbrannt in neuer Ungeduld Träf' mich vorher des Jünglings Zorn vielleicht, Des Drachen, den ich pflegte, mir zum Schrecken. Ich bleibe, will beschirmen deine Arbeit, Will zügeln meines Sohnes trotz'gen Muth. Doch, Reigen, nicht um mich und meinen Stamm Verdienst du Gutes. Nicht? Und zog dir doch Den Sigurd auf zu aller Helden Preis. Nicht mir, nur dir, und deinem Rachewerk An Faffner, das kein ander Held bestände. Ich kenn' dich, Reigen, aber Odin lenkt, Und Sigurds Bahnen wag' ich nicht zu hemmen, Drum zieh' mit ihm, wohin der Geist ihn treibt. beiseite. Wohin mir's dient; so hoff' ich. Aufblickend. Ho! Was dort? Sigurd! Laß ab! Die Lohe schlägt ja schon An's Giebeldach der Burg! zurückkommend. S' ist auch so niedrig. Ich haucht' ein wenig, warf ein wenig Holz hin, Da rankte gleich die Flamme sich hinan. Fürwahr! Die Glut ist kaum zu dämpfen! Gut! So hast du lust'ges Feuer. Schmied' nur schnell. Dafür darfst du nicht sorgen, lieber Sohn. An Gramur dem erkornen Schwerdte schmiedet Der Werkmann nicht allein. Es helfen ihm Unsichtbar, aber allgewaltig doch, Die schrecklichen Botinnen des Geschicks, Der Nornen Dreizahl. Solche Hülfe fördert. O, was mit diesem Schwerdte schon geschah! O, was mit diesem Schwerdt geschehn noch wird! Ich muß nur hin, und nach der Arbeit sehn. Nicht. Du verstörst ihn. Und zudem, mein Kind, Spräch' ich noch gern mit dir ein sorgsam Wort Derweil dir Reigen dort dein Werkzeug fertigt. Ich weiß wohl, Knaben sind dem Mutterschooß Entsprossen und entfremdet fast zugleich, Nur kaum, daß er auf eignen Füßen steht, Der kecke Bursch, so locken Kampfesspiele Mit jeder Sonn' aus unserm Arm ihn fort. Noch viel, wenn er an jedem Abend uns Ermüdet aus dem Lärm des Tages heimkehrt. Zwar weil ein Heldenkind, ein Wolsungsenkel Von mir geboren war, ergab ich still Mich deiner stürm'schen Weise – sie umfassend. Liebe Mutter, Ich hab' dich doch fürwahr recht herzlich lieb. Du bist ein frommer, ein getreuer Sohn, Und eben drum, vor deiner weiten Fahrt Möcht' ich einmahl mich mind'stens mit dir letzen; Das sei der langen Pflege kurzer Lohn. Drum zähm' dich selbst, hör' mich geduldig an. Es mag dir heilsam sein auf deinen Wegen. sie zu einem Sitze führend. Hier laß dich nieder, holdes Mütterlein! Indem er sich zu ihren Füssen lagert. Und sprich mit mir. Ich höre fleißig zu. Wärst du doch immerdar so freundlich lind! Bewahr's dir wohl, dies Erbtheil deiner Mutter, Denn mit der Kraft von Vaters Seiten her, Dem kecken Muth, dem freien Heldensinn, Kam auch des Stammes alter Fluch auf dich, Die Ahnen, denen du entsproßt dich rühmst, Sie fällten Freunde, fällten Blutsverwandte – Mutter, das thu' ich nie. Verschwör' es nicht. Dein Zorn ist rasch – Ein fester Haag mein Wort; Und was ich soll, zufolg' der edlen Sitte, Wird weichen nicht, nicht wanken je von mir. Viel Zaubertränk' auf der verschlungnen Bahn Harr'n eines jungen, adlich schönen Helden. Doch weicht dein Sinn dem schlimmen Geist auch aus, Der neidisch der Wolsungen Tugend irrführt; So wahren sich, die dir zunächst stehn, nicht Mit gleicher Kraft vor seinem bösen Hauch. Dann thut an dir wohl der Blutsfreunde Hand, Was deine Treu Blutsfreunden nimmer droht. Das mag geschehn in aller Götter Namen, Denn was nicht meine Schuld ist, liebe Mutter, Geht mich nichts an. Es wär' ein Jammer doch, Wenn diese Heldenblume früh erbliche! Sie wird es, Mutter. Meines Oheim's Mund, Des weisen Gripers, da an dessen Hof Ihr jüngst mich hingesandt, entdeckt' es mir. Und blickst dazu so heiter, schöner Jüngling? Was sollt' ich nicht! Man lebt nur eine Zeit. Doch was beständig lebt, den edlen Ruhm, Verhieß er mir auf alle Zeit hinaus, Ja auch im kurzen Lauf die glüh'nde Liebe Zwei schöner Frauen – giebt es größ'res Heil? – Nein, Mütterlein, sieh' drum nicht traurig aus, Schau' doch wie Alles draussen lustig blüht, Der Frühling herhaucht durch den heitern Himmel, Die Wogen wall'n von Wind und Sonne wach, Grün kühl die Wälder ob Gebirges Schlüften – Allsammt die Welt ein heller Feiersaal, Gruß spendend deines Sigurds erstem Zug. Aufspringend. O Reigen, lieber Reigen! Fertig nun? mit dem Schwerdte vortretend. Nimm hin. So faß' ich endlich, endlich dich, Du ehrenveste Klinge, theures Erbtheil! Wir dürfen beide wohl uns drob erfreun: Ich, daß die blanke Waffe, meiner werth, Mir angehört, der Muß' ein Ende macht, Du, daß von kräft'gen Schwüngen, deiner werth, Auf Helm und Schildrand bald hellschallen wirst, Aus kranken Trümmern neu erstandnes Licht! Nun komm, nun woll'n wir an die Prüfung gehn. Dies Schwerdt erst prüfen? Welch unnöth'ges Thun! Nein, sündlich heiß' ich's. Dies war Siegmunds Klinge, Noch rastet sein weissagend Wort auf ihr. Was da zu prüfen? Mutter, nimm's nicht übel, Und leg' mir's nicht als schlechte Sitte aus, Noch minder so, als könnt' ich zweifeln je An dem was du, was mein geehrter Vater, Was irgend ein Wolsunge sprach. Mich dünkt nur, Das Schwerdt und ich, wir schließen ernsten Bund, Und werden uns Gesell'n für alle Zeit. Denn jenes heißt nun künftig Sigurds Schwerdt, Ich künftig Gramur's Herr, wohl ziemt es sich, Und muß so ihm als mir erfreulich sein, Daß wir Bekanntschaft machen. Schüttelt doch Beim Treubund man einander sich die Hand, Der Freund dem Freunde Innigkeit und Kraft Im wackern Druck verkündend. So auch wir. Komm her, mein Gramur! Auf den Ambos zugehend. Spalt' mir 'mal dies Eisen! Er hat Einfälle wie ein Riese. Mag er! Denn Siegmund's Kind' und Gramurs Herr'n geziemt's. den Ambos mit einem Hiebe spaltend. So! Was? Getheilt! In zwei ganz gleiche Hälften! Weh mir. Was war das? Welch ein Wetterschlag? auf das Schwerdt blickend. Nun? Kennst mich nun, mein lieber Kampfgefährte? – Du bist erschrocken, Mutter. Ach, ich Wolke, Die Blitz und Donnerhall zur Erden schickt, Und selbst davor im Schreck erbleicht, verstiebt! Verzeih' mir, Mütterlein. Klang's dir so hart? Fürwahr ich dachte nicht, dich zu erschrecken. Die Burg wird dir zu eng, ich seh es wohl; Doch wer kann mit dem Eichbaum rechten wollen, Wenn seines Wuchses Aufschuß Mauern bricht? Ja, in den Mauern ist mir gar nicht wohl. Das Schwerdt ist fertig, meine Sehnen stark, Vergunst hab' ich von dir, mein junges Roß Wieh'rt ungeduldig unserm Zug entgegen, Viel kecke junge Helden folgen mir, – Was fehlt denn noch? Auf, Reigen! König Lingo Zahlt nun die Buße für den blut'gen Tag, An welchem meines Vaters Schwerdt zerbrach. Das Schwerdt ist wieder ganz. – Leb' wohl, Mutter. Auf lust'ges Wiedersehn. Leb' wohl! Leb' wohl! Du sprichst von Wiedersehn? Nein täusch' uns nicht, Nun bist du dem Geschick, der Welt vertraut, Und schöß'st du auch noch einmal als ein Nordschein Durch diese Hallen hin – es bleibt nicht fest; Die Mutter giebt ihr Antheil weinend auf. Es thut mir weh, lieb' Mutter, daß du weinst, Derweil mir keck und froh der Muth sich regt. Leb' wohl. – Auf König Lingo! Ja, doch dann Gewiß nach Gnitnaheide? Frag' noch viel! Du hast mein Wort. Zudem wird sich kein Wolsung Erst nöth'gen lassen zu gewagter That. – Leb' wohl du, liebe Mutter. Den Burgwall hinab Wandelt, erwacht in den Wald Singend der Siegmund's Sohn. Schiffe schwanken bereits am Strand, Lustig rauschen Wellen und Luft, Weit fort winket die Welt! Geht mit Reigen ab. Zur Kammer zurück. Schleier umhüllt schluchzend, schleicht Matt die Mutter, im Grämen stumm. Sieh'! den säugt' ich, zog auf ihn, – Fort nun fleucht er. Die Seegel Roll'n mit den Vorhang zu! Geht in die Burg zurück. 1. Akt Erste Abentheure. Wüste Gegend auf Gnitnaheide. Sigurd und Reigen treten auf. Dorthin! Links! Wo des dunkeln Wassers Fluth Heranschleicht durch den Moor. Noch nicht am Ziel? Ganz nah. So sprichst du schon seit einer Stunde, Doch immer weiter geht's durch Heidekraut, Und wiß' nur, mir mishagt der öde Pfad. Ist ja, als ständ' man hier an der Welt Ende. Die Wolken selbst schau'n wie in Mattigkeit, Unwillig, schwer herab auf solch' ein Land. Siehst du, mein junger Held den Hügel dort, Mit dorn'gem Busch umwachsen? Ja. Dort wohnt er, Des Goldes Hüter, aller Menschen Feind, Faffner, der böse Schlangenwurm. Wohl gut. So geh' ich gleich hinein und schlag' ihn todt. Nicht also schnell. Er ist ein Zaubrer. Was? Der Drach' ein Zaubrer? Faselst du vor Furcht? Ich auf der ganzen Welt kenn' ihn am besten. Ein Zaubrer ist er. Sein geraubtes Gold Zu hüten, unzugänglich mir und All'n, Hat er sich in den furchtbar'n Drachenleib Geschmiegt, wacht ob den reichen Schätzen nun Inmitten dieser öden Haide still. Das ist mir gar ein seltsamer Gesell. Was hat er denn für Lust hier? Ei, das Gold. Und weiter nichts? Das wahrt er Tag und Nacht. Nur (eben wird die Stunde nahe sein,) Mit jedem Abendroth kreucht er zum Wasser, Dort in den Moor hinab, doch stets den Blick Nach seinem theuren Gut zurück gewandt, Es auch noch fernher hütend. Fort mit ihm Ein solch unfürstlich eingeschrumpfter Sinn Hat nie ein Recht an's schöne blanke Gold Wir woll'n es ihm kund geben, gleich. Halt an! Geduld allein besteht dies Unterfangen. Da hätt'st du mich zu Hause lassen soll'n. Von solcher Waare führst du selber mehr, Als ich. – Geduld! – Die taugt für kranke Weiber. Oft auch für schlachtumdroh'te Feldherrn wohl. Das ist ein Andres. Hast in Lingo's Krieg Du je von mir ein Tollmannsstück gesehn? In Mitten meines Landes fand ich ihn Das er sich wie sein eignes angemaßt, Und besser kannt' als ich – der Räuber hauste Seit langer Zeit ja drinnen – mied ich nicht All' seine list'gen Schlingen? Fand's nicht aus, Wo eine Hehlschaar lag in Busch, in Thal? Mußt' er trotz aller Schlauheit nicht zuletzt Vor dieser blanken Schneide Richterblitz? Da traf ich ihn, und mein ward Niederland. Nun denn, so zeig' auch jetzt dich so bedacht. Dort war es anders, – unter Waffenbrüdern, Des Heerbanns helles Rufen um mich her, Das Land in blühender Gestaltung rings – Und hier der dürre Tod auf öder Haide, Zur Seite mir dein mürrisch Angesicht. – Doch muß auch dieser einsam dunkle Kampf Gestritten seyn, ehr's an die besten kommt, Dieweil dem Golde, wie man allwärts hört, Ein frohes Leben rasch entwachsen soll. Ja, auch von holder Frauen Angesicht, Heißt es, gewinnt man damit heitre Blicke, Was doch das Allerschönst' auf Erden ist! Drum schnell das Gold gewonnen und hinaus! beiseite. Nein! Schnell das Gold gewonnen und hinab! So lautet es für dich, mein armer Bursch. Als Meister, brech' ich nach der That mein Werkzeug, Du! Murmle nicht. Das macht mich gar verdrüßlich. Sag' lieber an, wie soll die That geschehn? Mich dünkt, wir bleiben nicht mehr lang beisammen. Kann sein. – Dort wo der Weg sich Thalwärts senkt, Zum Moor hinab, in jener dunkeln Grube, Verbirgst du dich. Kreucht Faffner dann vorbei, Risch ihm das gute Schwerdt in' Leib gebohrt. Das ist ein Treiben, so mir schlecht gefällt. Ja, war mir's schon im Herzensgrund zuwider, Als du mich Granen, mein getreues Roß Anbinden hieß'st an jenen trocknen Stamm, Und wir zu Fuß her gingen. Glaub' mir's nur, Zu Pferd ist adlich kecker Fürsten Sitz, Auch führen also sie das Beste aus. Hier geht's doch nicht auf solche Art. Warum nicht? Du sollst nur schau'n: ich Sigurd, und mein Schwerdt Gramur, und mein vieltreuer Schlachtgaul Grane, Wir drei sind mit dem Faffner bald zu Rand. Ich dacht's wohl; deine Tollheit bringt uns um. Mein Freund, es mag gar hartes Kämpfen sein Das mir bevorsteht. Doch ich will hinan. Hier Siegmud's starker Sohn! Hier Wolsung's Enkel! Und schreit, als blies er durch ein Wisentshorn! Solch' kräft'ger Schlachtruf ist des Helden Zier. Nur nicht, wo man den Feind beschleichen will. Weh' mir! Schon regt sich's oben im Gebüsch, Aus alten Mauertrümmern dröhnt's herauf – Er kommt – wir sind verlohren! Entflieht. Wohin denn? – Ei, da ist kein Halten mehr. Ich wollt' ihn ja zum Helfer wahrlich nicht, Doch einen Zeugen hätt' ich gern behalten. Es ist hier gar zu einsam – Wenn der Faffner Nun herkreucht in der bösen Wurmgestalt, Steht man dem Häßlichen, dem Giftgeschwollnen So gegenüber ganz allein – 's taugt nicht. Doch unternommen, will's bestanden sein. Ein Greis steht plötzlich vor ihm. Nun? Was soll das? Woher du alter Herr? Bist nicht an deinem Platz auf dieser Stelle. Da oben wohnt der böse Lindwurm – Gut. Weiß schon. Doch jeder such' nur seinen Platz, Vor Allem solch' ein junges Blut wie du. Ich steh' hier recht. Du aber kennst mich nicht. Sigurd bin ich, des tapfern Siegmunds Sohn. Doch stehst hier falsch. Du aber kennst mich nicht. Wo wäre sonst mein Stand denn? Und wer bist du? Birg dich in jene Grube. Thu' es bald. Diesmal rieth Reigen gut. Hinein! Ich will's. Ha! Wer gebeut mir so? Ich hör' wohl falsch. Hörst recht. – Ich saß am Eimbrischen Gestad' Auf schroffer Meeresklippe, labte mich Am Wolkenliede des gewalt'gen Sturm's Da flogen Seegel über's Wasser her; Legt an! Legt an! schrie's bange Schiffsgesind, Jedoch ihr Herr, ein junger Degen, rief: Spannt höher, höher mir die Seegel auf! Mich freut der Sturm in seiner lust'gen Kraft, Wie er nach König Lingo's Land uns jagt. Das war ja ich, vom dem du da erzählst. Ich tief den Schiffern zu. Man nahm mich ein; Da legte sich des Sturm's zu wilder Hauch. Man sprach: wie heißt du? Ich entgegnete; Zu Wolsung's Zeiten Fiolnir, der Vielwisser. Auch Nikar, der sich oft Verwandelnde. Dann warst du fort, man wußte nicht wohin – Die Schiffer meinten, Odin sei erschienen. Zur Grube dort. 'S ist Zeit. Ich will's also. Verschwindet. Warst du es, Götterahnherr? Welch ein Nebel Lag ob den Sinnen mir, bis eben erst, Wo du im bunten, leuchtenden Gewand, Groß, Blitze sprühend aus dem Einen Aug', Vor mir emporstiegst und verschwandst zugleich. Ich kenne dich, du an der see'gen Fluth Von Busiltiorn, du an der Cimbernküste Mein helfender Gefährt. – Was du gebeutst, Kann nie den Ruhm des Wolsungsenkels schmähn. Er steigt in die Grube. Schau, schau! Es wälzt der Drache sich heran. Ein ungeheures Schlangenthier! Ei Faffner, Wie nur, daß du der menschlichen Gestalt, Der schönen, heitern, herzerfreuenden, Entsagen konntest zu so argem Tausch! Wohl ist es gut gethan, solch häßlich Bildniß, Hinwegzuschneiden aus der lust'gen Welt, Still nun. Er ist ganz nah'. in Drachengestalt hervorschleichend. Dunkel drückt das Gewölk sich, Grau droht die Gegend rings. 'S ist an der Zeit jetzt, Zu baden behaglich im Bach, Heiß, ho! heiß war's am Tage, Schien hart auf die Schuppen her. Doch wollt' ich nicht weg, Wollte nicht weichen vom werthen Gold. Nun wohl wird niemand kommen. Nacht hält jeden fernab, Weckt zwiefach Grausen vor Faffners Zorn, Vor gespenstischen Feuern der Haide. Macht auch ein Menschlein sich nah', Merkt' ich's, mich rückwärts umkräuselnd, Hascht' ihn im Hui, hascht' ihn, Schläng hastig den Feind hinein. So viel es der Söhne giebt Sämtlicher Männer und Mütter, Soviel im Alfenvolk wohnen, Frevelnden Zaubers stark. Alle lieben sie lichtes Gold, Möchten heben den leuchtenden Hort. Faffner wacht drauf und schläft drauf, Zeigt den wetzenden Zahn. hervorspringend. Die Seite zeigt er, und für Sigurd's Schwerdt. Er durchbohrt ihn. Hei! Hei! Mordliche Macht! Hei! Wie gewaltig! Bohrt, bohrt mir zwischen die Schuppen Bricht, bricht durch ihr Band. Herz, hoch sträubt sich's, Schaudert vor'm Stahl – Riesenfaust, Rächerfaust! Wunde, wie tief! Stürzt den Abhang hinunter. Pfui! wie der häßliche Gesell sich windet! Es ist ein Grau'n zu sehn. – Was geht's mich an? Er hat die Todeswund', und ich das Gold. Auf jenem Hügel liegt es zweifelsohn'. Er zerhaut die Gebüsche. Es zeigt sich ein altes Gemäuer. Aus dem Weg' Gestein! Die Mauer fällt nach einigen Hieben. Man sieht den Schatz in der Tiefe. Wie hell und freudig mir's entgegenlacht: Das nenn' ich einen heitern Kampfespreis. Ich will die schönen Sachen näher ansehn. Er will hinzugehen. Reigen verläuft ihm, plötzlich herzuspringend, den Weg. So? Kommst du nun? Jetzt bist du übrig. Laß' mich. Sieh' nach dem Lindwurm. Unten liegt er todt. Ho, damit ist's nicht abgethan, mein Held. Du schlugst ihn todt, mußt seinen Tod mir sühnen. Ich glaub' du bist verrückt. Pack' dich von hinnen. Es ist abscheulich, hier in weiter Öde Dich Tollen anzuschaun, und reitzte wohl Auch den gesunden Muth zu rauher That. Fort. Sühn' mir erst den Bruder. 'S war mein Bruder, Den du erschlugst. Ich weiß ja, du bist toll, Und möcht' nicht gern dir was zu Leide thun. Drum zieh'! Mach' daß du fortkommst. Schöne Sitte Für große Herrn! Man trieft von unserm Blut, Wir heischen Recht – dann sind wir toll, ganz toll – Fürwahr, recht edle Sitte! Still, du Läst'rer. Von Wolsung's Stamm pflückt Jeder edle Frucht. Klag über mich, Genugthun will ich dir, So reichlich, daß die kühnste Schmähung still wird. Tritt, Kläger, auf! Dein Richter ist zur Hand. Der Sigurd schlug mir meinen Bruder todt. Ein Lindwurm war dein Bruder? Faffner hieß er, War ein gewalt'ger Held, und Zauber's reich, Der sich in Drachenbildung eingehüllt. Und Sigurd wußte wohl, es war ein Mensch. Ich hab's ihm selber vor der That erzählt. Doch triebst mich selber an zu solcher That. Blutrache bleibt ein unerläßliches, Geheiligtes Geschäft. Ich will sie haben. Du Mörder meines Bruders, leiste sie. Wohlan, hier steh' ich. Zweikampf löscht die Schmach. Ich hab' nicht Lust, den Staub in Todesnoth Zu beissen. Du bezwängst mich alsobald, Bist stärker viel als ich. Ich will nicht fechten. Was willst du sonst? Des Faffners Gold für mich. Da wird nichts draus Gesell. Mit meinem Schwerdt Hab' ich's gewonnen. 'S ist doch meine Erbschaft. Den Vater schlugen ich und Faffner todt Um's Goldes willen. Dann trieb Faffner mich Von Gnitnaheide fort, lag als ein Drache Grimm über'm Gold, – nun ist er todt, ich Erbe. Hör' an, mir scheint dein Recht nicht eben klar. Wenn Euern Vater ihr um's Gold erschlugt, Ziemt beiden nicht die Erbschaft. – Doch das sei, Wie's eben will, der Schatz bleibt immer mein, Dieweil ich ihn durchaus behalten will; Denk' etwas anders für die Sühne aus Um deines Bruders Tod, so will ich's leisten. Gut. Noch ein andres kommt mir in den Sinn. Dort unten wo der todte Drache liegt. Entzünd' ein Feuer, röst' ihn mir dabei, Und bring' mir sein gebratnes Herz herauf. Ein grauenvoll Geschäft? Ja, liebes Fürstlein, Dir scheint Jedwedes, das man fordert, schwer; Da wirst du nicht weit kommen in der Welt. Nun, frecher Höhner, gält's in Hela's Haus Den Brand zu schüren, thät' ich's lieber doch, Als länger Ziel sein deines gift'gen Spottes. Ich geh' zum Drachen, bring' dir bald sein Herz. Geht ab. ihm nachsehend. Ja, thu' so wohl! – Nun ist es mit ihm aus. Des Drachenblutes trank ich schon, die Speise Des Drachenherzens giebt mir Vollgewalt Ob aller Zauberkunst, die Faffners war, Und, Sigurd, Gnitnaheide wird dein Grab. Dann zieh' ich mit dem reichen Schatz hinaus, In einen schönen Jüngling umgestaltet, Gewinne mir der Fürstentöchter Preis Zur Gattin. – Eine giebt's, die wohnt in Mitten Von einem Flammenzaun auf Hindarfiall, Ein wunderschönes Bild, in Schlachten siegreich – Die Sterne lasen sie für Sigurd aus – Die nehm' ich mir. Hei, welch ein Hochzeitfest! Schon verständlich Sagt mit Stimmen Baum und Berg und Bach Neues und nie erhörtes zu mir; Ist des Trankes Kraft, Des zauberischen Blutes Bann. Schlaf umschließt mich, Traum umtönt mich, Will mich leicht und lachend lehren, Was die Weisen wissen, Künste mit Klippen und Wolken, Listen mit Wellen und Flammen. Fleuch' in dem Flakkern Taumelnder Träume, Bild des milden Mägdleins, Fleuch in Gesichten Labend und lieb'voll Mir durch den Muth. Woll'n uns kosen und küssen; Reigen wird reizend auch, Huldreich, hellstrahlend gleich dir. – Wenn er aufwacht vom Zauberschlaf, Zehrend am Herzen des Lindwurms, Zehrt sein Liebreiz am Herzen dir. Sprüche lern' ich sprechen, Worte lern' ich wenden, Walten über Dunkel und Licht. Und in der Hand Des Goldes Glanz, des Faffnergoldes, – Wer widersteht mir? Er entschläft. auftretend. Was ist mir denn begegnet? Bin ich Sigurd? Ich kenne mich nicht mehr, dieweil ringsum Der Vögel Zwitschern in verständ'gen Reden Mir kenntlich wird, als sei ich ihres Gleichen; Und doch bin ich derselbe nach wie vor. Zwei Schwalben fliegen um ihn her. Hier blitzt Gramur, mein Schwerdt, dort stampft mein Roß, In meinen Adern wallt gewohnte Kraft. – Ja, aber hier ist auch das Schwalbenpaar, Vor Allen recht vernehmlich zu mir singend Ein wunderliches Lied. Es handelte Von mir. Kaum nur, daß ich des Drachenfettes, So aus der Gluth auf meine Hand mir troff, Von ungefähr an Mund gebracht, so klang Mir deutlich Wort aus jenen kleinen Schnäbeln. Sie warnten mich vor Reigen, wie mich's dünkt, Und sicher, wer vor Reigen warnt, spricht wahr. Zudem, wie hätten doch schuldlose Vöglein Gewinnst davon, mir Arges vorzulügen? Nein, da mir wundersam die Gab' entstand, Der Luftbewohner Sprache zu vernehmen, Will ich auch nutzen ihr wahrhaft'ges Wort. Wie sangen sie? – Laß mich besinnen? – Sigurd – Am Feuer – Still. Sie fangen wieder an, Und eben ist es auch dasselbe Lied. Da sitzt der Sigurd, Schweißbegossen Faffner's Herze Bei Funken bratend. Weise, spräch' ich, sei Der Ringzerspalter, Wenn sein Schwerdt jetzt Schneidend wäre! Wenn Gramur schneidend wäre? Gramur schneidet Nicht durch des Harnischs Ringe nur allein, Es schnitte, thät' es Noth, durch Klipp' und Kies, Da gilt kein Wenn. Du bist bethört, mein Vöglein, Daß du noch also zweifelnd sprechen magst. Da liegt der Reigen, Bespricht sich mit sich, Will täuschen den Mann, Der ihm vertraut hat. Wüthig spricht er Falsche Worte, Will, falscher Schmidt, Den Bruder rächen. War's so gemeint? Ei habt der Warnung Dank, Ihr art'gen Thierlein in den Lüften droben. – Das ist ja auf die Art ein ganz verworfner, Verruchter Bursch, und Allem was die Welt Rechtliches trägt und Schönes, thäte man Den besten Dienst, wenn man solch Ungethüm Abschlachtete, vor Schaden Andre hütend. Das soll auch gleich geschehn. – Du böser Schläfer, Hast lang' genug gelebt. Die Zeit ist um. Er durchbohrt ihn. auffahrend. Weh! Weh! Wer giebt die Todeswunde mir? Ich, dem du gleiche Gabe zugedacht. Wer hat dir so was Arges zugeraunt? Hör' wie die Schwalben in den Lüften singen. Da liegt der Reigen, Bespricht sich mit sich, Will täuschen den Mann, Der ihm vertraut hat. Weise, spräch' ich, sei Der Ringzerspalter, Wenn sein Schwerdt jetzt Schneidend wäre. O, du genoß'st vom Drachenherzen! Freilich, Der Vögel Sprache ward verständlich mir, Da hielten sie Gericht ob deinem Leben. Schon gut! Schon gut! Es ist nun all' vorbei, Das schwarze Blut rinnt mir vom Herzen fort. Nun siehst du ein, wohin solch Treiben führt. Wärst du nicht falsch gewesen, lebten wir Als treue Kampfgenossen noch beisammen. Gewiß, du hast von Anfang nichts getaugt, Und doch thut mir's im Herzen leid um dich, – Du sprichst ja gar nicht, und du lebst doch noch; Starrst in dein rinnend Blut mit großen Augen – Nein, Reigen, scheid' nicht so, sprich noch zu mir. Schwer abwärts zieht's mich in den dunkeln Schlund, Wo Hela herrscht ob bleichen Nachtgespenstern; Doch etwas wohnt in mir, das will ich nicht mit, Will bleiben in der freud'gen Oberwelt – Es ist die Sage, wahrhaft, tiefen Sinn's, Um die auf Erden ich allein nur weiß. Sie strömt mir von den Lippen, sich befreiend Aus meinem Todesdunkel. Merk' nun auf, Du Jüngling, dem ihr Tönen sich ergeußt! Weit ist die Welt, Asen wollten wissen, Wie weit sich Welt ausstreckt. Zog zum Suchen hinaus Odin samt Häner und Loke, Hoben sich fort auf die Fahrt. Kamen an Quellenrand, Klug fischte die Otter dort, Loke nahm Kiesel; Er zerschmiß der Otter Kopf, Fing Fisch und Otter, Ging vergnüglich fort, froh der Jagd. Kamen an ein kleines Gehöft, Hreidmar hauste drin Mit Faffner und Reigen. Das waren die Söhne des Manns; Fragten die Fremden: Gebt ihr uns gute Nachtherberg'? Geben euch gute Nachtherberg', Gastliche! sagten die Söhne, Schreitet nur über die Schwelle. Wanderer warteten nicht, Wanderten über die Schwelle, Brachten die Beute mit. Otter schontet ihr nicht? Schrie da der schlimme Zürnende Hreidmar. Ottur, mein dritter Sohn war's, Der fing, sich verwandelnd, viel Fisch', ein, Ottur'n erschlugt ihr, schwer sühnt ihr's. Bringt mir brav Goldbarr'n! Häner und Odin behalt' ich, Loke flügle den leichten Lauf! Fort in die Welt! Komm wieder. Wenn du den Balg von Ottur Kannst zudecken mit Gold. Blieb Häner und Odin gebunden, Lief Locke mit leichten Lauf Weit in die Welt, weit fort, Griff, zu schaffen brav Goldbarr'n, Andwarn den reichen Zwergen, Griff ihn, zwang ihm sein Gold all' ab. Klang Andwars, des Klugen, Bitten gar kläglich: Laß mir den einen, feinen Ring! Der schafft mir neuen Schatz. Sollst nichts behalten! schrie Locke, Nahm ihm den Ring, Andwar verflucht' ihn. Andwar verflucht' ihn, den Ring; Fort reiß' deinen Herrn, Reiß', Ring deinen Herrn, wer er sei auch, Fort in Verderb! Hreidmar nahm Ring und Schatz, Hreidmar'n schlugen die Kinder todt. Hreidmar's Kinder Nun allzwei liegen Tod auf dem Heidgrund. Faffner und Reigen roth, Vom Blutstom roth, Wohl um des Goldes willen. Hüt' dich du Heldenkind, Hüt dich vor'm herrlichen Hort! Wahr' dich vor Andwars Ring Fluch dröhnt derblastend Drauf, reißt nach, Nach in Reigen's und Faffner's Fall dich. Er stirbt. Das klingt höchst unerfreulich. Wär' vielleicht Wohl klug gethan, die beiden häßlichen Blutrothen Brüder hier samt ihrem Schatz In Gnitnaheides Dunkelheit zu lassen, Doch einmal ist der reiche Hort nun mein, Und gar ein kläglich Stücklein dünkt es mich, Um Drohung seinem Eigenthum entsagen. – Dann sorgte mancher wohl: wie bringt man's fort? Nicht also ich, dem Grane, das gewalt'ge, Hochedle Streitroß dient, des mächt'ger Rücken Den Herrn sammt seinem Golde leichtlich trägt, Weil solche Last aus edlem Ursprung ist, So Gold als Sigurd, blanke Zwillingskinder. Drum stirb nur hin, mein böser Waffenschmidt; Ich hol' des edlen Erzes Lust herauf, Vor Allem Andwars Ring. Wär's auch nur deshalb, Zu sehn was Unheil über Heldenkraft Und Heldenlust vermag. Frisch an das Werk! Geht nach dem Gemäuer. 2. Akt Zweite Abentheure. Brynhildis Burg auf dem Berge Hindarfiall. Brynhildis, geharnischt, das Schwerdt an der Seite, schläft. um sie her wandelnd und singend. Nornen, Schicksals ordnende Mächte, Nennen uns drei die Menschenkinder. Heimlich aus unserm Hauchen keimt's, – Die Saat zum Frieden, zum Fechten sprießt, Zu dem Fest der Braut, zum Mahl der Trauer, Zum Streit der Rache, zum Tanzreihn drauf. Trüb' auch hier über die Träumrin hin, Treibt unser Willen Gebilde viel, Und lagert so Lust als Klagen rings. Wir schenken dir Macht und Verschmachten bald, Schön Fürstenkind voll hohen Sinns, Wir spielen ein vielfach ernstes Spiel. Wurdur hat das Gewordne gelenkt Werdandi lenkt das Werdende jetzt, Und Skuld hat Kunde, was kommen soll. Zu sichten aller Zeit Geschichten Ziemt uns den drei'n im stäten Vereine Bis Zeit entgleitend ausglimmt, wir mit. Der alte Held, König Hialmgunnar, Heiklopfender Brust, rief opfernd auf: Sieg mir, dem greisenden Krieger Sieg! Odin, steh mit in des Dieners Streit, Stolz hebt Agnar der Held sich auf, Heischt Land und Leute zum Pfand des Siegs. Dem Diener Sieg verhieß Odin. Dem Gegner da half Brynhildis Hand, Der schönen Königstochter Kraft. Dem Tag gleich, tröstlicher Gaben reich, Trat sie hellstrahlend und schnell herauf, Leicht lenkend die Schlacht nach eigner Macht. Lenkte sie stolz, Hialmgunnar's Heer schmolz, Hochherrschend und herrlich stand Agnar, Und Odins Woll'n zerstob in Wolken, Zu keckes Licht, zu gewicht'ge Kraft, Dir zürnte Odin schwer. Zu Boden Warf hin dich strafender Zauberschlaf. So liegt sie träumend von Siegen nur, Sieht nicht zum Kampfesgericht mehr auf, Und draussen lodert die Lohe wild; Lodert im Rund allstund um's Schloß her Verschließt mit wallendem Schein den Eingang, Die glüh'nde Bahn kommt keiner heran. Doch wagen wird's Einer. Heran die Bahn, Wird reiten ein Degen frei und frank Durch drohend fläkkernde Flammen her. Rasch treibt er zum Trab den Roßhuf an, Tritt prachtvoll ein, Brynhildis wacht, Denkt günstiger Hochzeit süßem Geschenk. Schon vor des leuchtenden Schlosses Thor, Schnell durch des Feuers Wirbel zur Burg Kommt er der Kecke. Was frommt ihm jezt? Kühnlicher Reitkunst schneller Preis. Er steigt der Treppe Stein herauf, Stark hallt sein Harnisch durch das Gebäu'. Dreht um uns, Schwestern, des Nebels Dunst; Dicht einhüllend den ernsten Nordschein, Hauch', Ahnung! bang um der Nornen Bahn! Rauschen uns hören, ergrau'n darob, Rann dir, o blindes Erdkind zum Loos, Lichthell Schau'n ziemt richtenden Göttern. Sie verschwinden. auftretend. Das ist mir eine wunderliche Burg! Ringsum kein Zugang, als durch Rauch und Flammen, Und die noch so gewaltig wilder Art, Daß jedes mindre Schlachtroß als mein Grane Nicht durchgekommen wär'! Die Funken leuchten Mir hell auf Helm und Harnisch. Fast durchglüht Ist all' das Eisenwerk. – Hier in den Sälen, Gemächern, Höfen regt kein Leben sich; Doch zeigt, was zu des Lebens Lust gehört, Als da Weinbecher, Tafeln, Decken sind, In rechter Fürstenpracht sich aufgereiht. Erscheint der Herr nicht bald, so nehm' ich mir Die Burg sammt aller Herrlichkeit zu eigen. Er kann nachher drum fechten, wenn er Herz hat, Und auf die Waffen sich gleich mir versteht. – Doch sieh, was liegt da für ein Jünglingsbild, Geharnischt, tief im Schlaf? – Mein Knab', du bist Ein träger Hüter diesem edlen Bau, Drum werd' ich dich des Waffenschmuck's entlasten, Der Thät'gern ziemt, und dich im Schlaf nur drückt. Sich Brynhilden nähernd. O mir! Es ist kein Knab'! Ein Jungfräulein, Das Abbild aller Huld und Lieb'sgewalt! erwachend. Wer tritt auf Hindarfiall? – Traum! eitler Traum Mich trügt der Zauberschlaf mit falschem Gaukeln Ich weiß nicht, giebt es solche Zauber hier? Dann laß' uns drein verharr'n für alle Zeit, Sei's Schlaf, sei's Wachen. Froher war ich nie, Als seit mir dieses Licht den Sinn durchblitzt. Es ist doch Wachen – Sink', o sinke nicht In deine tiefe Ruh' zurück. Zwar da auch Warst du so schön, so stillen Reizes voll, Leisathmend aus den lieblich blüh'nden Lippen; Doch thät'st du jetzt der Augen Lichter zu, Einmal gezeigt, – nie würd' ich wieder froh. auf ihn zutretend. Du bist der Recke, der nie Furcht gekannt. Sonst wär'st du hier nicht, hätt'st mich nicht erweckt, Und dein gehören dieser Schönheit Blumen. Ich wach', ich lebe nun fortan für dich. Wie täuscht mich süß des eiteln Herzens Wunsch Wovon im Innern meine Sehnsucht spricht, Das, glaubt' ich eben, sprächen deine Lippen. Ich sprach es, Held. Dein Wünschen täuscht dich nicht. So wiederhohle mir den holden Gruß. Dein bin ich, von den Göttern dir ertheilt. Mir? – doch was staun' ich! Herrlich ist mein Stamm, Kraft wohnt und heitre Siegeslust in mir. Kann dich ein Mann verdienen, so kann ich's. Ein Gott, erzürnt ob meines ungebeugten, Schlachtfert'gen Muth's, warf diesen Schlaf auf mich. Du schlummre, so erklang sein donnernd Wort Betäubend über mir, du schlummre fest, Bis dich ein Held, des Zagens frei, erweckt. – Da lag' ich zwischen mannigfachen Träumen, Ich Atle's, des gewalt'gen Königs, Schwester, Der Helden Wunsch, bei Kampf und Mahl ihr Licht, Lag kraftlos unter Zauberschlafes Fittig, Bis du erschienst. – Sei still. Auf deinen Lippen Schwebt dir der eig'ne Nam' und deines Stamms. Ich brauche nicht Belehrung, kenn' dich wohl, Dich Sigurd, Siegmunds Sohn und Wolsungs Enkel, Des Faffners Tödter, des gewalt'gen Wurms, Dich Herrn von Gnitnaheide's reichem Hort, Dich Helden, der den König Lingo schlug, Ich kenn' dich, ritterlicher Bräutigam Durch welchen Nebel, der mir selbst den Blick Verschlossen hielt, traf mich dein holdes Auge? Denn hätt'st du mir auch dich zu schau'n vergönnt, Lebt' ich schon lang' im Liebessonnenschein. Ich seh' zum erstenmal dich, wie du mich. Und wie erriethst du Namen, Eltern, Thaten? Ei Sigurd, du Hiordisens Sohn, erstaunst? Du wüßtest nicht, daß die erhabne Kunst Der Weissagung, und sonst die Heimlichkeit In Erd' und Himmel sie die stille Blüthe Der ganzen Welt, den schönsten Wohnort sich Auf dieser ganzen Welt zu suchen pflegt? Ich meine, schöner Frauen klaren Geist. Mögt ihr mit andrer Klugheit euch befassen, Uns krönt der heil'gen Ahnung blüh'ndster Kranz. Merk' auf, mein junger Held, was deine Braut Für reicht Wissen hegt. Viel Runen kenn' ich, Und brauche sie nach meinem Willen frei, Und nach dem Willen dessen, der mir lieb ist. Siegrunen erst, zum günst'gen Lauf der Schlacht, Aulrunen dann, das Gift aus Tränken meidend, Brimrunen, Schiffern hülfereich im Sturm, Limrunen, Rind' und Blättern eingegraben, Herstellend schwindender Gesundheit Kraft; Malrunen, Sprüch' eingebend vor Gericht, Zuletzt Hugrunen, um der Manschen Sinne Huldreich zu lenken sich zu stäter Gunst. Wer bist du denn, du wundervolle Herrin? Du nanntest König Atle's Schwester dich, Jedoch mit welchem Namen gönnst du mir, Dem Bräut'gam, zu begrüßen seine Braut? Sie nennen mich mit andern Lauten wohl, Du aber nenne mich (damit der Sieg In deinem wie in meinem Namen töne, Und unser Bund auch so verkündigt sei,) Du, schöner Bräut'gam, nenn' mich Sigurdrifa. Jetzt aber heb' ich dir vom reichen Sims Des weingefüllten Bechers Glanz herab, Und grüß' dich mit geziemend weih'nden Spruch. Den Becher fassend. Gruß dem Tage, Gruß den Tagesstunden, Gruß der Tagesdämm'rung! Günstigen Auges Beschaut uns ihr Alle, Spendet uns Schmausenden Sieg! Gruß den Asen, Gruß den Asinnen, Gruß der vielnutzenden Erde! Beredsamkeit, Weisheit, Spendet uns Beiden, Heilkräft'ge Händ' auf Lebenslang! Ihm den Becher reichend. Den Trunk biet' ich dir dar, O du fruchttragender Baum Auf Waffenfeldern! An Kraft und Muth den reichen Trunk Mit Reimen, günstigen Zeichen, Wohlwollendem Zauber geweiht. nachdem er getrunken. Dies war mein Hochzeittrank, o süße Braut, Mit ihm gelobt' ich stäte Treue dir. Nun bist du mein, in heil'ger Ehe Bund. Ich muß nun was du willst, und schöner Jüngling Nicht ungern dein wird Brynhild's edler Reiz. Ist uns das Brautgemach geschmückt? Es ist. Doch hör' mich an. Von meinem Lager fort Wird in die Welt hinaus dein kühner Sinn Dich treiben, neuen Abentheuern nach – Gebeut, so bleib' ich. Das Geschick gebeut, Wir Erdbewohner haben keine Stimme Für solchen Rath, nur höchstens späh'nden Blick; Drum hör' auf die Sinnsprüche, so mein Mund Dir austheilt, reichen Hort für deine Fahrt. – Zum ersten: die Blut'sfreunde ehre stets, Rück's ihnen auch nicht auf, wo sie dich kränken. Dann: flieh' den Meineid, Rach' ist sein Gefährt. Zum dritten:. streit' nicht öffentlich mit Thoren. Das schafft dir sichre Schmach des Augenblicks, Vielleicht sogar, wenn deine Rache weilt, Die schlimmre Schmach der Feigheit oder Schuld, Die spät'stens andern Tag's des Schmähers Tod Auslöschen muß, willst du bei Ehren sein. Zum vierten: der Giftmischerin Bewirthung Vermeide, hemmt auch Nacht die Reise dir. Zum fünften: mistrau' wo ein Weib dir schmeichelt, Bewahr' dich vor der Lockung der Gestalt. Zam sechsten: meide mit Berauschten Streit, Denn Wahnsinn tost aus ihrem glüh'nden Mund. Zum siebenten: dem so im Haus die Feind' Umstell'n, wie schwach er sei', taugt Ausfall besser, Als drinn den Brand abwarten über'm Dach. Zum achten: Leichen, die des Meeres Wuth, Des Schiffbruchs Schmettern, Krankheit auch entseelt hat, Begrabe sittig, frommem Brauch gemäß. Zum neunten: schlugst du einen Gegner todt, Triff seinen Bruder oder Sohn auch mit, Weil oft ein Wolf im zarten Kinde wohnt. Zum zehnten: wahr' dich, jugendlicher Held, Wahr' gut dich vor der Freunde Hinterlist. Zwar seh' ich nicht dein ganz Geschick vorher, Doch droht dir, fürcht' ich, der Blutsfreunde Haß – Und überhaupt, was ich so eben sprach, Ich weiß nicht, gilt's dir Allen, gilt's auch Andern; Vielleicht den Nächsten nur, die bei dir steh'n, Denn finster noch schwebt deiner Zukunft Bildung, Verworren, täuschend, vor den Augen mir. Was auch geschehn mir mag. Ich bleibe dein. Nimm deß zum steten Zeugniß diesen Ring. Man nennt ihn Andwars Ring, Hörst du die Nornen? Was meinst du? Eben rauscht' ihr Tritt vorbei. Laß sie nur wandeln. Unsern freud'gen Bund Schirmt ja Werdandi, heitre Gegenwart. – Die Schwester Skuld, der Zukunft Herrin, droht. – Doch hör', mein Sigurd, wenn du von mir zieh'st So suche meinen Schwager, König Heimer, Vielleicht blüht dort ein heit'rer Augenblick. Versprichst du mir's? Was du nur immer willst. O, werde niemals anders! Sterne leuchten Am Himmel schon. Folg' mir, du schönes Weib! Gehn ab. Garten bei König Giukes Burg. Nacht. Grimhildis und eine Zofe. Was zitterst du? Herrin, die tiefe Nacht Und deine Rede, wie Gesang oft murmelnd – Sei still, und fürchte nichts. Halt fest den Korb, Daß ja von meinen Kräntern kein's herausfällt, Und sprich nur wenn ich frage. Kräuter pflückend. Thau der Nacht Auf den Blüthen, Leucht' im Kelch Lang' noch weiter. Schimm're scharf Ob schon gepflückt wird Dir dein Haus Von dunkelnden Blättern. Bleibst in Nacht! Nur bleicher Dochte Zauberbrand Brenn' im Gemach' ich Sicher sei Vor der Sonne, Frei und frank Vor wärmenden Lüften. Die, Thau, dich pflückt, Ist selbst ein Nachtkind, Still und stumm Ihre starken Thaten. Plötzlich prangt's, Prasselt, bricht nieder, Wie sie's will, Weis' im Verborgnen. Man hört ein Waffengeklirr. Wer stört mir in geweih'ter Mitternacht Den Gang durch meines würz'gen Gartens Beete? Schau', was es sei. Doch laß' den Korb hier stehn. Der Kräuter Wächt'rin will ich selber sein. Die Zofe geht nach der Pforte. Wenn's nicht von meinen Kindern Jemand ist, Vom edlen Stamm der herrlichen Niflungen, Büßt mir der Störenfried die Unruh' schwer. Vor diesem wilden Lärm der Menschenwelt, Verdunstet scheu des Thau's geheimste Kraft. zurückkommend. O Herrin, schnell hemm' deiner Söhne Thun, Wenn du den treuen Burgvogt retten willst! Sie kamen heim, sie riefen an dem Thor, Er, sie nicht kennend, sprach ein keckes Wort. – Da ging ihr Lauf, ein Blitz, den Wall hinan, Und Helm und Schild bricht ihm vor ihren Klingen. gegen die Pforte. Ihr ungestüme Knaben, lasset ab! Hierher zu mir! – Was trat er jungen Wölfen Auch unvorsichtig in den Weg? Gunnar und Högne treten auf. Hier sind wir schon, du weise, kräft'ge Mutter. Dein furchtbarlicher Ruf brach unsern Grimm. Ihr seid zu zweien nur. Wo ließt ihr Guttorm? Der ist noch fern. Wirst ihn auch lang' nicht sehn. Doch lebt er, oder Lug ist beim Gestirn. Er lebt, eilt weiter fort nach Abentheuern. Dem jungen, freud'gen Zögling raschen Kriegs Ist allzulieb sein erster Flug hinaus, Um alsobald zur heim'schen Burg zu kehren. Noch Jahre meint er durch die Welt zu zieh'n. Wir treffen dann bei unsern Kämpfen wohl Gelegentlich ihn wieder an. Recht gut Und war diesmal mit euch des Schicksals Huld? Wie immer, Mutter. 'S liegt in unserm Arm. Wir bringen Zins aus vielen reichen Landen. Was sonst ist Neues in der Welt geschehn. Der große Drachenwurm auf Gnitnaheide Liegt todt vor eines jungen Helden Faust, Der all' den prächt'gen Hort für sich gewann. Und ausserdem den weiten Siegesruf So kecker That. Wohin jetzt Einer kommt, Spricht man vom Sigurd, spricht vom Schlangentödter. O wär' doch uns auch, dem Niflungenstamm Ein gleicher Preis verlieh'n. Den gab's nur Einmal. – Was senkt dich, Mutter, in so tiefes Sinnen? Laßt mich allein. Die Kräuter duften zaub'risch, Und mehr, als je darf's ihrer jetzt. – Ja, Sigurd! – Nun misch' ich, mische – bald – Doch höre, Mutter; Reich war an Beut' und Ehren unser Zug. Du schenkst uns Morgen doch ein Siegesmahl? Gern. Ordnet's selber an. Und laß dabei Gudrunen, unser schönes Schwesterlein Zum erstenmal aus ihren Kammern treten, In Heldenaugen strahlend süßes Licht. den Finger auf den Mund. Still. Dazu darf es eines höhern Gastes. Hinein zur Burg. Mein Weg geht noch weit aus. Am Moosgrund blüh'n sie, blüh'n die heimlichen, Die wunderlichen – folg' mir schweigend, schweigend. Geht mit der Zofe durch's Gebüsch, Gunnar und Högne zur Burg. Waldung in der Nähe von König Heimers Burg. Im Hintergrunde ein prächtiger Thurm. kommt mit vielen Waidleuten von der Jagd zurück. Ihr lieben Herrn, geht immer nun voraus. Ich dank' Euch für die Lust der heut'gen Jagd, Wobei Ihr freundlich mir zu Handen war't, Auch werd' ich's Eurem Herr'n zu rühmen wissen. Doch seh't, an jenes Thurmes Fenstern sitzt Mein Falke, schaut neugier'gen Aug's hinein, Und weil er mir nur ganz allein gehorcht. Verstört ihn eure fremde Gegenwart, Daß er sich meinem Rufen noch nicht fügt. Vielleicht verlör' ich gar den edlen Vogel, Drum bitt' ich nochmals, laßt mich jetzt allein. Die Waidleute gehn ab. Komm, Falke! Ho! Komm, lieber Falke heim! Des Falken Herr, Sigurd, der Wolsung, ruft! Der Falke fliegt vom Thurm her auf seine Hand. Was sah'st denn oben mit den klugen Augen? Gewiß, was herrlich schönes muß es sein, An Gold und vielen heitern Farben reich. Lieh'st du mir deine Schwingen, flög' ich auch Zum Fenster auf, das in dem Abendschein So gar erfreulich blitzt. – Doch wozu Schwingen? Des Sigurds Heldenkraft leiht bessern Flug. Nicht unersteiglich mir ist das Gemäu'r. Von dorten aufgeklimmt, – zwei kühne Sprünge, – So steht man vor dem Fensterlein. – Hinan! Geht ab. mit Pfeilen in der Hand auftretend. Gewiß, ein Jäger ist er sonder Gleich, Der Schlangentödter Sigurd. – Dennoch viel Mag an den Pfeilen liegen. Diese hier Will ich mir glätten, mühsam, kunstgeübt. Er schnitzt an den Pfeilen. oben am Thurm. Wie schaut erquicklich man von hier hinaus Weit durch den frischen, abendduft'gen Wald. Rauscht's oben? – Sind wohl Adler. – in's Fenster blickend. All' Ihr Götter! Sie ist es! Ist mein wundersüßes Lieb! Es spricht herunter. Wird ein Elfe sein, Der um des Thurm's Gesimse neckend spielt. Ein Menschenfuß drang nie so hoch empor. in's Fenster blickend. Und immer Sigurds Bild, und Sigurd's Thaten? Und immer in des schönen Mägdleins Sinn Der Schlangentödter? aufschauend. Schlangentödter? Wer da? – Ha! Sigurd, wie verstiegst du dich dahin? Halt Einen, Einen Augenblick dich noch, Bevor der Schwindel dich herunter reißt. Ich hole Leitern. Muß doch Thüren haben, Der Thurm – Er hört im Taumel mich nicht mehr. Er ist verloren! – Ei, des Baues Fuß Kann ich ja leicht umwandeln; geht's nicht auf, So klettr' ich durch die Fenster zu ihr ein. Was ist denn das? Er klimmt abwärts. Er springt. – Die Augen zuhaltend. Fahr wohl! Bist hin! auftretend. Wer wohnt in jenem Thurm? Was denn? Lebst du? Nun ja. Kommst von dort oben? Ja. Hör' nur jetzt, und frag' ein andermal, Und dann verwund're dich so viel du willst. – Dort oben in das Fenster schaut' ich, sah' Der Schönheit Preis in reicher Kammer Mitten, Ein Mägdlein auf's Gewebe still gebeugt, Und aus den hellen Fäden blüh'ten ihr All meine Thaten auf, kunstreich gewirkt: So Faffner's Tod, als König Lingo's Fall, Und was ich sonsten Löbliches vollbracht, Ja, selbst das Knabenstücklein mit dem Ambos. Nun, art'ger Jüngling, thu mir das zu lieb, Und künde mir, so wahr dir Odin helfe, Wer ist die schöne Frau im Thurme dort? 'S ist meiner Mutter und des König's Atle Huldreiche Schwester, Wunder aller Frau'n. Man heißt Brynhildis sie, weil Helm und Brünne Zusammt des Schildes Wucht und andrer Wehr, Ihr liebster Schmuck seit ihrer Wiegen ist. Meist wohnt sie auf der Burg zu Hindarfiall In Mitten eines heissen Flammenzaun's; Ich weiß nicht, was ihr jetzt den Sinn verändert, Daß sie im weiblich schmiegsamen Gewand Dort oben weilt, und still die Nadel führt. Kam sie vorlängst an deines Vaters Hof? Nur wenig Tage früher, als du selbst. Fürwahr, das ist dieselbe, die jüngsthin Vor Allen, so die weite Erde trägt, Am besten meinem Sinn gefallen hat. Ei kecker Degen, billig traust du zwar Dem eignen Muth in hoher Kraft Geleit, Und magst der besten Freuden viel gewinnen. Doch hier rath' ich dir Gutes; steh' nur ab. Niemanden läßt Brynhildis zu sich ein, Niemanden reicht sie gastlich den Pokal. Woll'n's doch einmal versuchen. Zeig' mir nur Die Thür' zu ihren Kammern. Wie du meinst. Laß' erst die Pfeile mich zusammenpacken, Zum Wurfe, wie zum Schuß ein tauglich Werk – Nimm meinen Falken auch. Setz' ihm die Kapp' auf, So bleibt er bei dir. Komm. Wart'. Erst mein Messer. Ja, ja, nimm's mit, und schnitzle vor der Thür, Derweil Brynhildis Grüßen mich empfängt. Gehn ab. Prächtiges Gemach im Innern des Thurms. am Gewebe. Fördre, du fleißige Hand, Bunter Farben Gespinnst, Die tapfern Thaten des Freund's. Gnitnaheides Graun, Des blanken Goldhorts Herrlich prangendes Licht. Und aus Lingos Busen das Blut. Weberin, webe fort, Web' in des Teppichs Prunk Alle dein Lieb' und Leid: Gleissende Gluth um die Burg, Glänzender Reiter durchhin, Träumende Magd sein harr'nd, Weberin, webe fort, Web' in des Teppichs Prunk Alle dein Lieb' und Leid: Ward Zauberschlummer verscheucht, Die Schäferin süß entflammt, Glänzenden Kriegers Braut! Weberin, webe fort. Nornen auch weben fort, Dein Leben zu Lieb' und Leid, Führen unreißbare Fäden, Fingen früh' an ihr Gespinnst Eh' flog dein Weberschifflein. auftretend. Ich grüße dich, o Herrin mein. Wie geht's? Wir blüh'n, ich und mein Haus. Doch zweifelhaft, In eitlem Unbestande wankt das Glück; Nie mag sich's wer zur Dauer fest verbünden. Drum halt' ich's statt des Glückes mit der Treu', Stets wiedersuchend erster Liebe Wunsch. Er setzt sich zu ihr. Du wählst dir einen Sitz, auf dem bis Heut Nur Budle saß, mein königlicher Vater. Und siehst mich ungern drauf? Das sagt' ich nicht. Durch die Vergunst geschieht mir reiches Glück, Und so erfüllst du dessen einen Theil, Was mir auf Hindarfiall dein Mund verhieß. sich erhebend. Ihr Zofen, kommt, den Preis der Heldenkinder, Den Recken sonder Furcht, im Feierzug Zu grüßen, wie es ihm und mir geziemt. Vier Zofen treten auf, einen großen, goldnen Becher tragend. Sie singen. Heldentrank, Hellstarker Würziger, wonniger Wein! Im Gemach ist ein Mann, Zu netzen deß Mund Du freudig sprudelnd aufspringen wirst. Vor feiger In Furcht erstummter Lippe fleucht weg dein Licht. Klanghellem, Kriegsrufendem Königsmund glüh'st in vermehrter Kraft! den Becher nehmend. Trink' aus Brynhildis Hand. ihr Hand und Becher zugleich fassend, und sie neben sich setzend, indem er sie küßt. Von ihren Lippen! – Ziemt Wein dem Heldenkind, so ziemt dein Kuß Dem Götterkind, und ich bin Odins Enkel. Deß rühmen viele Fürsten sich mit Recht, Doch unter allen Fürsten darfst nur du Dich rühmen, daß Brynhildis, Atle's Schwester, Mit holdem Gruße liebend dich empfängt. – Ihr Jungfrau'n schenkt des edlen Weines mehr, Bringt auserles'ner Speise viel herbei. Die vier Zofen warten auf. In deinen Bechern funkelt lautrer Trank, Und auch der Speise kräft'ger Wohlgeschmack Wär' sonst mir fleiß'gem Jägersmann willkommen; Nicht Heut' also! Ich wollt', auf Hindarfiall Umzög' uns noch der heisse Flammenzaun, Die zierliche Bedienung weit hinweg! Was meinem Sinn das allerliebste bleibt, Ist dich zu halten, dich nur ganz allein. Wie du so schön bist! Wie der Augen Licht, Hervorstrahlt aus der dunkeln Brauen Thor! Auf Wang' und Stirn rothweisses Blumenbeet. – Die Welt hat nichts, das schönen Frauen gleich kommt. Schlecht acht'st du meiner weisen Sprüche, Freund. Ich warnte dich vor dem bethör'nden Reiz! Denn unvorsichtig traust den Weibern du, Dem an gebrochnem Wort, verletztem Bund Sich freuenden Geschlecht; doch nach wie vor, Umkreist dein Blick fahrvoller Schönheit Blüthen. Wie bist du denn so strenge Heut und fremd? Auf Hindarfiall kamst du dem nie Geseh'nen Vertraut entgegen, hießst mein eigen dich, Wollt'st meine Kön'ginn sein. – O sage doch, Wann steigt des Tages heitres Licht herauf, An dem du mein vor aller Welt dich nennst? Schwer drückt die Zög'rung meinen kranken Sinn, Wohl schwerer, als den Leib ein Stachelharnisch. Von allen Tagen aller künft'gen Zeit, Kommt nie ein solcher, der uns zwei vereint. Weh' mir! So ist mein kurzes Leben ja, Um viel zu lang, so würf' ich's lieber fort. Stahl bleib' und Eisen meines Weg's Gefährt, Mein Thun sei, Kön'gen helfen, Burgen brechen. Du, vom Geschick für das Niflungen Kind, Gudruna aufbewahrt, laß ab von mir. Ich will sie nicht, ich schleud're sie von mir, Ich sah sie nimmer, mag sie nimmer sehn. Wer unterstand sich's, gab von solchen Dingen Dir lügnerische Kunde? in die Höhe deutend. Das Gestirn. Mein holder Freund, du zwingst jedweden Gegner, Skuld, die gewalt'ge Norne, zwingst du nicht. Ich weiß doch was ich will und wer ich bin. Nicht was du sein wirst. Stets ein Degen, treu Der Sitt' und Ehr' und seiner einz'gen Minne. Zwei schöner Frauen Liebe leuchtet dir, Du weißst es, auf der kurzen Lebensbahn. aufspringend. Was? Diese kurze Lebensbahn so schmäh'n Mir frechem Wankelmuth? Niicht 'mal für wen'ge, Schnellausgeleerte Stunden das bewahren, Was ich ist, wie der ganze Sigurd selbst? Ich ruf' Euch an, Ihr heil'gen Götter all', Zeugt mir, daß nie Gudrunens eitler Reiz Mich wenden soll von dieser, dieser hier, Die mein ward in der Hindarfiall'schen Gluth. Dich führ' ich heim, Brynhildis, oder Keine! sich langsam erhebend. Du bindest dich, du bindest mich zugleich, Sei's an den Tod, doch bin ich dessen froh. So bleibe denn, Andenken deiner Treue, Der Andwars Ring an meiner Linken fest. – Zu ew'ger Liebesflammen Brand verlobt Das Weib aus Hindarfiall sich dir, du Held! sie küssend. O freudig heisse Gluth, in zweien Eins. Es liegt vor uns sehr dunkel. Dunkel bleib' es. Die Runen knüpf ich nun hinfürder nicht, Denn unsre Eide sind der Lipp' entrauscht, Gehören den Gewalten ausser uns, Deshalb kein Lenken hilft, kein Früherwissen. – Du geh' an meines Schwagers Hof zurück, Dann weiter durch die Welt auf Heldenart, So bleibt uns zwei'n das Beste doch, der Ruhm. Es mag nicht Alles stehn, so wie es soll, Doch mit mir nehm' ich mein getreues Herz Und deinen Liebeschwur. Das hält mich froh. Leb' wohl. Halt! Stell' dich nochmal vor mich hin. – So siehst du aus, – so! – Schau' du auch mich an, Recht fest drück' dir mein ganzes Bildniß ein; Wer weiß, wie seltsam wir uns wiedersehn – Nun geh'! – Nichts bleibt ja, was den Menschen freut. Gehn von verschiedenen Seiten ab. 3. Akt Dritte Abentheure. Ein Hügel vor König Giuke's Burg am Rheinufer. Giuke und Grimhildis sitzen auf dem Hügel, Gefolge bei ihnen. Nach alter guter Weise sitz' ich hier Am Wege, nur das Himmelszelt mein Dach, Damit ein Jeder, dem's an Hülfe fehlt, Sehn mög', es ist der König, sie zu leisten Bereit in dieser Stund', hat offnes Ohr Für Arm und Reich in unverbauter Luft. Auch ist mir recht behaglich dieser Platz: Voraus der Rhein in warmer Sonne hell, An seinen Ufern meine schönen Gauen, Dorther das Funkeln meiner edlen Burg. Eins nur bleibt zu verlangen noch mir übrig, Die frohe Heimkehr meiner Söhn', und dann, Daß sie zu Haus' einmal sich ruhig hielten. Ziemt einem Heldenvater solcher Wunsch? Ja, Heldenvater! 'S klingt recht hell und hoch Doch was zuletzt, wenn 'mal die ganze Welt Als meiner Heldensöhne Feind aufsteht, Und sie im Überdruß des ew'gen Lärmens Todtschlägt, uns mit, verbrennt mein heitres Land? Trau' ihrem Schlachtmuth, meiner Wissenschaft, Vor beiden mag kein Menschenkind bestehn. Das Ende wird's schon lehren. Nennt man dich Auch allwärts die Vielweise, glaub' mir's doch, Ein stillgetreuer Sinn merkt wohl das Rechte. Die Leute dort im Thal vertrauen mir Als ihrem Herrn, und wollen Fried' und Ruh, Da wahr' ich ihnen auch mit bester Kraft. Da brau'st du oft der sinnverwirr'nden Tränke, Schenkst sie den Söhnen ein, und Krieg bricht los. Dann bleibt nicht Wahl. Ich muß den Buben helfen, Will ich sie nicht einbüssen ganz und gar. Sie brauchten keiner Hülfe noch bis Heut; Vielmehr beschirmen sie dir Stadt und Burg, Daß Niemand deinen Gränzen nahen darf, Es hab' ihn denn ihr Wort in Huld berufen. Darob vergeht noch alle Gastlichkeit. Die Fremden scheu'n dies Land wie heisses Eisen, Und wir verbleiben meistens ganz allein. auftretend. Ich grüße meine Herrschaft ehrfurchtsvoll, Und bringe wunderneue Mähr'. Sag' an. Ein Fremder reitet prangend in das Land, Mehr hohen Göttern als den Menschen gleich. So sind auch meine Söhne wohl nicht weit? Von ihnen sieht man nichts, mein edler Herr. Er ist von ihrer Kriegsgesellenschaft Doch ohne Zweifel, kommt mit ihrer Gunst. Der sieht nicht aus, als fragt' er viel nach Gunst. Groß ist er, kopfshoch größer, edler Fürst, Als deine Söhne – Ho, du sahst nicht recht. Doch, doch. Ich glaub' es wird der Rechte sein. Die Augen brennen ihm wie lauter Gluth; Wer nicht ein frisches Herz im Busen trägt, Wagt kein Hineinschau'n in die regen Sonnen. Von seiner Hüfte klirrt ein mächt'ges Schwerdt, Wohl sieben Spannen lang, doch scheint's an ihm Nicht eben länger als 'ne andre Wehr. Harnisch und Waffenrock strahlt guldig hell, Und zeigt ein wohlgefertigt Drachenbild. Ganz gut, mein Bote. Hab' dein lang' geharrt. – Du, Zofe, nun bereite mir den Trank So wie ich's dich gelehrt. Hinein die Kräuter; Die Zofe geht ab. Ein hohes, muntres Roß springt unter ihm, Aschgrauer Farbe, herrlich an Gestalt, Und trägt beneben seinem wicht'gen Herr'n Noch eine reiche Goldlast auf dem Rücken. So Einem muß man wohl entgegen gehn. Er geht mit Grimhildis und dem Gefolge den Hügel herunter. Sigurd kommt geritten. für sich. Die Vögel singen wunderliche Lieder Von neuer Lieb' und von vergeß'ner Treu. Gewiß, was seltsames steht mir bevor, Und sehr neugierig bin ich, was es sein wird. – Hei, welch' ein reicher Hofhalt kommt heran! Da ziemt sich's, adlich gute Sitte zeigen. Er steigt vom Pferd. Willkommen, junger Held, in meinem Land. Ich grüß' dich, alter König ehrfurchtsvoll, Auch deine schön' ehrbare Königin, Und was du edler Frau'n und freier Männer Mit im Gefolge führst. – Ist wer dabei, Der mir mein treues Roß zur Wartung abnimmt? Es treten einige Diener vor. Ihr lieben Leute, nehmt dies Pferd in Acht, Behandelt's höflich, sonsten wird es bös, Denn edler Gattung ist's, heischt feine Zucht. Auch wahrt das Gold mir gut, den reichen Schatz, Desgleichen die gesammte Welt nicht hat. Käm' etwas davon weg, so müßt' ich's rächen An Euch und an dem ganzen Land allhier. Das thät' mir um den frommen König leid. Sorg' nicht, mein edler Herr. Nun, lieber Grane, Mein stolzer Henst, geh' mit den Leuten dort, Und führ' dich freundlich, wohlerzogen auf. Laß auch entlasten dich des Goldes. Geh'. Das Pferd wird abgeführt. Dein Pferd thut, als verständ' es dich, mein Held. Wir sind einander Freund' von Jugend auf. Du bist mir ein willkommner, lieber Gast. Doch Eins, gesteh' ich, wundert mich an dir. Das wär'? Du kommst in Land und Stadt herein, Dreist, ohne meine Söhne nur zu fragen. Das ist denn doch ein wenig viel gewagt, Und, fürcht' ich selber, viele Unruh schafft's. Ich seh', du kennst mich nicht. Mein Nam' ist Sigurd, Mein Vater Siegmund. Solchen Stammes Kind Darf viel begehn, davor sich Andre fürchten. Mit Ehren sei empfangen in der Burg; Wir kennen deinen Ruf. Das trifft sich oftmals, Daß ich in fernem Reich gekannt mich seh'. zu Giuke. Herr, deine Söhne! Nun, da ist der Krieg! Man soll nicht wünschen. – Wären sie doch hier! So dacht' ich kaum erst; nun: wär'n sie doch fort! Du scheinst unruhig, mein geehrter Fürst. Ach nein. Ich bin an Kriegeslärm gewöhnt, Doch trieben sie's bis heut nur in der Fremde, Nun, merk' ich, geht's hier in den Gränzen los. Gunnar und Högne treten auf. Gruß unsern königlichen Eltern beiden – Doch sieh'! Was thut der Fremde hier zu Land? Der Bruder schickt ihn sonder Zweifel her. Sag' an, Fremdling, wo trafst du Guttorm an? Ich weiß von keinem Menschen, der so heißt. Was? Ei, du machst mich lachen. Lache nur; Ich will's nicht hindern. Bruder, schau' mir den; Das muß ein toller Possenspieler sein, Wo nicht, der frechste Bursch in allen Landen. Du ungebet'ner Gast, weißt du's noch nicht, Daß uns dein Haupt um Schuld verfallen ist? Ich weiß es nicht, mein Herr, und glaub's auch nicht. Wie lösest du's. Mit allen Ritterkünsten, So viel' am Hofe wer zu treiben weiß. So? Ein Fechtmeister? Ja, des Fechtens Meister. Ich möcht's versuchen. Laß mir Jüngerm heut Den Vortritt, weil's ein bloßes Scherzen gilt. Mein'twegen. einen Stein werfend. Thu' mir's nach, du fremder Held. lachend. Das? Wirft einen Stein. Weiter! Wahrlich, weiter viel als ich! zum Gefolge. Meß' Einer nach, wie viel. Der ist verhext. Im Steinwurf thät' ein Mensch es mir zuvor? Will ihn demüth'gen, Bruder. Gräm' dich nicht. zurückkommend. Des Fremden Stein liegt um zwei Drittheil weiter, Als der, so meines Königs Sohn versandt. Du bist wohl stolz um solch' ein Knabenspiel, Das Helden nur in Ruhestunden treiben? Du Gaukler hast dir's freilich mehr versucht; – Doch hier erwartet ernst're Uebung dich. Sieh' diesen Schild, nur Gunnar führt desgleichen, Von andrer Hand sank' er ermattend ab. Auf den wirf nur getrost die scharfe Lanze, So wie ich ihn hoch halt' an Brust und Stirn. Dann aber werf' ich gleicher Art auf dich. Nun schleudre. Du zuerst. O keck Bethörter! Ich halte hoch den Schild bereits. Wirf her, Ich will den Nachwurf. Nimmer kommst dazu. Er wirft. Der Speer prallt von Sigurds Schild ab. Du! Stehst du noch? Es giebt der Schilde mehr Wovon abprallt ein scharfer Lanzenwurf, Und viel der Arme, fähig sie zu tragen. Du aber wahr' dich jetzt. Der Wurf ist mein. Er wirft, Gunnar stürzt zu Boden. Da haben wir den Ausgang! Weh'! Mein Sohn! Beruh'ge dich, du edles Königspaar, Ich warf nur durch des Schildrand's ob're Buckeln. Nichts Arges kann ihm wiederfahren sein, Nur daß ihm's etwas in den Gliedern dröhnt. – Gunnarn schüttelnd. Steh' auf, mein lieber Gegner. Bist gesund. aufspringend. Noch Spott. Behüt'. Mein's Gleichen kennt das nicht. Die Zofe kommt und giebt Grimhilden den Trank. Ist Alles auch gethan, wie ich dir's hieß? Mir bürgt dein Haupt. O Herrin zweifle nicht. So ist er unser bald, der starke Held, Weit ab der frühern Liebe schwaches Locken. So geb' ich mich noch nicht. Wir müssen ringen. Wenn's dir gefällt, so ruf' den Bruder auf Und fallt mich alle zwei vereinigt an, Sonst ist der Spaß ja gar zu früh vorbei. Nun, hab's denn nach Verlangen! Högne drauf! Sie ringen. O schau' des edlen Heldenjünglings Kraft! Du freust dich, daß er unsre Söhne zwingt? Ja, weil auch er ein Sohn uns werden muß. beide niederwerfend. Ihr habt recht lang' gehalten, liebe Herrn, Und freu' ich mich des kräft'gen Widerstandes. Das hieß doch 'mal ein Ringen. – Kommt, steht auf. Er richtet sie in die Höh'. Stark, tapfer, bieder, freundlich milden Sinn's – Das Alles hört man nur von einem Einz'gen – Du mußt Sigurd, der Schlangentödter, sein. Ja freilich bin ich das, mein lieber Fürst. So wird auch minder unsres Fallens Schmach. Nichts mehr von Schmach und andern bittern Reden. Ein freundlich Ringen war's. Der Prüfung froh, Umfah'n die Helden sich auf Bruderart. Du sprachst ein trefflich Wort, o Königin. Der Groll im Herzen treibt die Freud' hinaus, Und ich bin gern von ganzem Herzen froh. ihm den Trank zubringend. Trink'! Wirst erschöpft nach dreien Kämpfen sein. Das eben nicht. Doch nur ein Thor versagt Gastlichen Trunk des guten Rhein'schen Wein's, Zumahl, wenn einer Kön'gin Hand ihn beut. Dir wird der König Giuke Vater sein, Ich Mutter, Brüder meine tapfern Söhne. Ja, höher ehren will ich dich als sie. Wie komm' ich zu so seltner Gunst? Trink' nur. Er trinkt. Beschwört den festen Bund, ihr drei zusammen; So wagt es Niemand Euch zu widerstehn, Nicht 'mal zu reizen euern Heldenzorn. Ich glaub' es – ja – wie wird mir denn? – Was ist? beiseite. Gewiß von ihren Zaubertränken Einer. Bist doch nicht krank, mein Held? Krank? Nein; nicht krank. Fehlt sonst dir was? Ich habe was verlohren. Von deinem Schatz doch nicht? Aus den Gedanken. – Noch eben erst konnt' ich mich drauf besinnen, Und's war mir lieb, im tiefsten Herzen lieb. Mit einemmal entfiel's den Sinnen, fiel Als wie in's bodenlose Meer hinein. Ich irr' am Ufer – laßt mich suchen, bitt' Euch. Was das für Grillen sind! Du trankst gewiß Den Becher nicht bis auf den Grund. Zeig' her. Weiß Keiner, wo ich herkam, als ich einritt In diese Gränzen? – Einen König giebt's, Heißt – wie doch? – Trink' nur was im Becher blieb. Auch sah' ich einen Berg, sah viele Flammen – Wie hieß das? – Hindar – wart', jetzt hab' ich's – Hildis, Und Sigur, – fast wie ich hieß Eine – Trink'. Unheil bringt dir der halbgeleerte Wein, Trink' aus und Alles kommt dir nach Verlangen. Liegt's auf des Bechers Boden? Ha, gieb her! Er trinkt aus. Nun ist dir besser. Ja. Ich war ein Thor. Weiß nicht, wie grillig mir's den Kopf durchfuhr, Gleich Einem, der vom Traum nur erst erwacht Und nach dem flücht'gen Nachtgesell'n noch hascht; Nun ist es all' vorbei und ich gesund. Du fragtest uns nach wunderlichen Namen. Narrheiten! Weiß ich doch, wie ihr euch nennt, Und daß mir's wohl an Giukes Hof gefällt, Was wollt' ich sonst? Und gehst den Bund auch ein? Mit deinen Söhnen? Ei, das wünsch' ich sehr. Die Hand, Gefährten! Treu in Noth und Tod. Gunnar und Högne schlagen ein. Giebt's keinen Krieg, Ihr Herr'n? Ich zög' am liebsten Alsbald hinaus, beweisend was ich kann; Vielleicht dann sähen wir beim Siegesmahl Gudrunens, der Niflungin, Schönheit leuchten, Von der die ganze Welt bewundernd spricht. Noch mied sie nicht ihr heimlich Kämmerlein, Und nur, was ihre Frau'n gesprochen, kam Von ihren seltnen Reizen an das Licht; Doch wär's ein würd'ger Siegespreis, den Blick An ihrer Huld zu laben. O, in Krieg! Ich weiß 'nen Zug, der Beut' und Ehre bringt. Komm' jetzt nur mit uns nach der Burg hinein. Komm, Waffenbruder! Arm in Arm verschränkt! Gehn alle drei ab. Fort ist die alte Lieb' aus seinem Sinn, Mit Seel' und Leib der Held an uns gebunden. Was sagst du nun zu meiner Zauberkunst? Solch Mittel führt zu keinem guten End'. Hat er ein Lieb, und trifft's mal wieder an – Mag' er. Mein Trank hält viele Tage vor, Was er auch mit des Leibes Augen säh' Ihm bleibt das inn're Auge doch gehalten, Daß er ehmal'ger Wünsche nicht gedenkt. Wir haben ihn. 'Nen Friedensstöhrer mehr. Das ist was Rechtes! Still nur. Komm' zur Burg. Gehn ab. In Brynhildis Burg auf Hindarfiall. allein, geharnischt. Keine Runen knüpfend, Kummerlos der Zukunft, Wollt' ich weilen am Geweb'. Ach, die Sterne strahlen, Strenge Kunde bringend, Auch wider Will'n dem Wissenden. Sterne, Muth und Macht sonst Mir in's Herze leuchtend, Seh'n so trüb' und seltsam her. Liebling, mir zum Leide, Läßt von alter Liebe, Hat sie gehaucht in Wind hinaus. Von der Menschen Menge fort nun Mach' dich, o fürstliche Tochter, Gieb dich, Getäuschte; Gram ist gut. Bräut'gam ist er, bringt dich Bald vielleicht zur Ruhe, Wiegt dich ein, weckt Keiner dich mehr. Heil, du flammender Haag! dir! Hoch auf droh' zum Himmel, Keiner durchdringt fortan dich mehr. Einer konnt's – nun krönen Kronen fremder Lieb' ihn Und Brynhildis bleibt allein. Die Fürstin, erzumfunkelt, Feuernde Burg bewohnend, Allen Sterblichen ist sie gestorben. Draussen webt und wandelt's, Webt und wandelt ihr nicht – Eisen im Feuer bleibt fremd der Hand. Ihr innern Hallen meiner weiten Veste, Ihr dichtgewölbtesten, in die kein Ton Von aussen dringt, wahrt eure Herrin streng! Geht ab. Festliches Mahl in Giuke's Burg. Giuke, Grimhildis, Sigurd, Gunnar und Högne sind nebst andern Helden versammelt. Frisch rund den Becher! Kreis' er schneller noch Zu Ehren unsers ersten Zug's mitsammen, Den wir in allem Siegesruhm vollbracht. Mich freut der volle Becher sonst wie dich, Doch heute wär' er gern von mir vermieden, Dieweil ich And'res wünsch' in meinem Sinn. Nenn's doch. Es wird hier Alles dir gewährt, Deß' bin ich Bürge. 'S steht ja nicht bei dir, Vielmehr in deiner edlen Mutter Will'n. Ich merk' es wohl. Er säh' mein Schwesterlein Bei dieses Mahles hellen Herzen gern. Ja, lieber Held, das hieß' ich mir ein Heil. Seit jenem ersten Trank, den mir begrüßend Die Kön'gin darbot, fehlt mir irgend was, Als wär' ich nur ein halber Mensch; es liegt Mein Trost vielleicht in deiner Schwester Augen. Noch hab' ich hier so Wackres nicht gethan, Davor mir solch ein hohes Licht erständ', Und muß nur warten, ob die Zeit mir's bringt. Du edler Fürst, geringe schlägst dich an, Mein sei die Schätzung, denn ich will's also; Gudruna soll den Schlangentödter grüssen. Schon naht sie sich, und ihrer Kammer Thür Läßt jetzt zum erstenmal der holden Blume. Lichtstrahl entschimmern in die Welt hinaus. Gudruna tritt auf. Was? Trägt das Erdrund Bilder solcher Art, Und zieht sie nicht der lichte Himmel sehnend In seinen Schein, das Gleiche Gleiches auf? Mit Rechten, Sigurd, nennst du sie ein Bild; Denn wie auf einen Teppich hingewürkt Steht sie, die scheue Jungfrau, an der Thür, Nicht Lippen öffnend, ja des Auges Blau Im Staunen leuchtend, aber regungslos, Wie klarer See am heitern Sommertag. Doch nah' dich jetzt vorschreitend, schöne Tochter Zu spenden diesem Helden deinen Gruß. Das ist mein Will' und deines Vaters auch. zu Sigurd hintretend. Ich grüße dich mit jedem heitern Wunsch, Den Helden sich in ihrem freud'gen Herzen Erdenken mögen. Mit dir Ehr' und Sieg! Mit dir des Mahles und der Becher Lust! Mit dir kunstreicher Sänger preisend Lied! Nach dir ein rühmlich blühendes Geschlecht! O, du vergiß'st das Beste, schöner Mund! Doch müßtest du's nicht wünschen nur, auch spenden. Du meinst der Schönheit edlen Liebesgruß, Das holde Blümlein, dessen günst'ge Sonne Siegreicher Waffen reines Glänzen ist. Solch Glänzen ist nicht fremde meinen Bahnen. Doch zu der zarten Blüthe vollem Schein Gehört ein Hauch von ihrem Himmel her: Der Eltern Will' und seegenreiches Wort. Ein frommes Bitten lockt's vielleicht herab. Vielleicht, sagt man, gilt leichten Jungfrau'n viel. Mir aber gönne Rückkehr in's Gemach, Mein ungewohntes Auge senkt die Wimper Vor so viel fremden Blicken um mich her. Du stehst bei deinen Brüdern. Sei getrost. Der gegenüber ist mein Bruder nicht. Gut, weil er dein Gemahl noch werden soll. O Schwager mein, erfüll' mir solch ein Wort, Und nimm, nach wenig froh durchlebten Jahten, Mein Herzblut, wenn's dich freu'n mag, dir zum Dank. Gunnar, mein Sohn, du sprichst ein wenig dreist. Hast du denn meinen Will'n bereits erforscht? Was kannst du beß'res wollen, alter König, Als deine Tochter solchem Mann vermählt, Und ihn für immer deiner Gränzen Schirm? Ja, blieb' er hier. Doch in die weite Welt Zieht solch ein Degen aus und pflückt uns Fehden, Blutrothe Blumen zum gar schweren Kranz. Nicht also. Ein getreuer Schwiegersohn Leb' ich nach deinem Willen hier im Land Und fechte nur, wo's für die Schwäher gilt. Das wird noch immer nicht zu selten sein. Glaub' nur, damit bleibt dir des Schwerdtes Klinge Von jedem Rostfleck ledig, nicht von Blut – Es mag drum sein; ja gern empfang' ich dich Als Schwiegersohn. Du bist oft freundlich, fromm, Versöhnlich, hast nicht Hader alsobald Mit jedem Stein, an den du 'mal dich stöß'st, Nur um was Rechtes flammst du herrlich auf Nach tapfrer Fürstenart. Nimm hin die Tochter. So führ' ich denn, Gudruna, dich ihm zu, Dem edlen Blutsfreund – Blutsfreund! Ha, das ist Ein seltsam Wort; Blutsfreund! – So Blut und Freund Im wunderlichen Bund' – Wie wird dir denn? Mir kommt ein altes Sprichwort in's Gemüth, Nur weiß ich selblt nicht mehr, wo ich's vernommen, Auch nicht die Worte recht – doch schwebt's um mich Wie eine Wetterwolke schwül und schwer. Blutsfreund! – Ei widerholt doch unsern Schwur, Der Waffenbrüderschaft und Sicherheit, Gunnar und Högne! Thut es mir zu Lieb'. Von Herzen. – So mir Odin hülfreich sei, Freudvoll mein Leben, schmachesfrei mein Tod, Gelob' ich, Sigurd, dir Genossenschaft, Gelob' ich dir zur Hülfe meine Hand, Mein Gold, mein Reich, und meine Krieggesell'n, Und deren kein's sei jemals wider dich. Des Bruders Worte sprach im Sinn' ich nach. Erkenne sie als meinen eignen Schwur. So ist ja Alles gut, all' Sorgen tod. Denn von dem Sigurd, o Niflungenhaus, Steht Herzenslieb' und Treue dir bevor. Gudruna, schöne Braut, küß' deinen Bräut'gam. Gudruna küßt ihn. Nun grüßt es mich, das langentbehrte Glück, Im süßen Traum' bis Heute mich umgaukelnd, Daß ich nicht wußte, war's Vergangenheit, War's noch Verheißung – o nun grüßt es mich Wahrhaft, lebend'ger Kraft, nun fühl' ich wieder Genesen mich, an Schlacht und Festmahl froh, Die lang' ein dunkler Nebel mir umzog – Seltsame, trübe Zeit hab' ich verlebt – Warum? Ich möcht's doch wissen! – Was soll das Grübeln? Kommt! Zeigt euch dem Volk'. Ihr zwei Mitherrscher künftig dieses Land's. Deß' brauchen wir nicht, ich und meine Braut. Das Niederland ist mein ererbtes Reich, Der Faffnershort ist mein gewonn'ner Schatz, Da ließ' sich mehr als tausend Jahr von leben. Du bist jetzt ein Niflunge. Stoße nicht Verschmähend von dir daa Niflungen Gut. Was Jeder von uns hat, gehört nun Allen. Ja, liebe Schwäher. Gnitnaheides Gold Soll euch noch manche Lust gewähren. Schöpft nur So tief ihr wollt, darin. Ihr schöpft's nicht aus Hei wohl mir nun, zumeist um euretwillen Daß ich dem Wurm sein Gold so abgewann! Nun steht die Lust der ganzen Welt bei uns. Geht ab. 4. Akt Vierte Abentheure. Freier Platz vor Giuke's Burg. Sigurd, Gunnar und Högne sitzen unter einer Linde. Ihr lieben Schwäher, gar behaglich ist's, In kühler Abendruhe, so wie Heut, Einander zu erinnern, was man Fährlich's Vereint zu Ehr' und Vortheil durchgesetzt, Und nächst dem Siege selbst, und nächst dem Kuß Der schönen Hausfrau kenn' ich auch fürwahr Nichts, was mir lieber wär'. So geht es mir. Ich könnte schwatzen bis zur Mitternacht. Wir leben eine ganze Zeitlang schon Als treue Heldenbrüder im Verein, Und haben manche kühne Fahrt bestanden; Doch nichts erfreute solcher Maaßen mich, Als da vor unsern schnellen Klingen jüngst Der mächt'ge König Hring das Feld verlor. Das glaub' ich, unser keckster Gegner war's. Und der geschlagen, sind sie all' geschlagen. Soll ich aufrichtig sprechen, liebe Brüder? Ich weiß nicht, was dem Feindesherr geschah, Daß sie in Hui, Groß, Klein, und Stark und Schwach, Wie auf 'nen Wink die flücht'gen Sohlen zeigten. Sie waren mehr im Vortheil fast als wir, – Und nun mit einmal: Kehrt euch! und Reißt aus! Du hast gehört, sie prahlten vor der Schlacht Mit ihrem Helfer sehr, dem Knochenbrecher Starkather, vieler bösen Tücken voll. Der wandte sich zur Flucht, da liefen Alle Pflichtschuldigst seinen langen Beinen nach. Doch warum lief denn der? Kann's euch erzählen, Ein lustig Stücklein war's. – Ich schreit' umher Durch's dunkle Treffen, such' mir tücht'gen Feind, Und finde meistens schwache Bürschlein nur, Deß' ich mich fast geärgert. Plötzlich ragt's Kopfhoch hervor ob alle dem Gesindel, Ruft, prahlt, – ei nun, ich mache mich hinzu Wollt' gerne wissen, was es Neues gäb', Und find' auch einen Recken groß und stark. Ich denk', hier giebt es tücht'gen Klingenstrauß, – Schlugst ihn? Bewahr'. Meist blieb es nur bei Worten. Der war ein seltsamlicher Schlachtgesell. Bei Worten? Jenes Tag's? Er wollt' nicht anders. Gunnar und Högne lachen. Ich frag', wie heiß'st du? Er: Starkather bin ich. Gut, sag' ich, viel hab' ich von dir gehört, Doch schändliches, und Leute, so wie du, Zu andrer Menschen Unheil großgezogen, Muß man nicht schonen. – Hei, da ward er bös, Knirscht' in die Zähne, schlug das Schwerdt an Schild, Und meinte, wer denn ich sei? – Sigurd, sag' ich. – Der Schlangentödter? – Ja! – Da lief er fort. – Und kaum noch hatt' ich Zeit, in Nacken ihm Eins zu versetzen, deß' er wohl gedenkt, So lang' er lebt. Die Andern liefen mit, Wie ihr es selbst gemerkt. Seh' mir den Prahler! Und that, als sei im ganzen Norderland Er ganz allein zum Helmespalten da. auftretend. Ihr seid vergnügt beisammen, wackre Recken, Und habt auch Ursach. Alles fürchtet euch, Ihr strahlt, ein siegend Sternbild, in den Schlachten; Ich wüßte neuen Zug für euern Muth, Auf den als Preis die höchste Beute steht, Nächst der, die Sigurd von Gudrunens Schönheit Vor nun schon sechzehn Monden sich gewann. Sag's nur, du kluge Mutter, woll'n hinaus. Von Sigurd wiegt ein schönes Heldenkind Gudrun' auf ihrem Schooße, von den Söhnen Möcht' ich ein gleiches Heil, und, Gunnar, du, Der Erstgeborne sollst zum ersten frei'n. Wer ist sie, die du mir erkoren hast? Doch zweifelsohn' mein werth durch Stand und Schönheit? Und auch durch die Gefahr, die zu bezwingen Dem kühnen Werber ziemt. Ist mir schon recht. Sie wohnt in Mitten eines Flammenzauns – Was? Flammenzaun? Mir hat so was geträumt. Brynhildis heißt sie, König Budles Tochter, Und Atles Schwester – Lange, lange Zeit Ist's her, da hat man mir davon erzählt, Doch kann ich nimmer recht mich drauf besinnen. Ich muß wohl noch ein Kind gewesen sein. Wer durch den Flammenzaun hinsprengen darf, Gewinnt sie sich. So ist sie ja schon mein Denn gäb's was auf der Welt, das ich nicht dürfte? Du steh'st so in Gedanken, Sigurd. Hm! 'S ist Einem manchmal wunderlich zu Muth. Willst du nicht mit? Ei, herzgeliebter Schwager, Daheim ich bleiben, wo's für dich was gilt? Hört an, ich sattl' uns Dreien gleich die Rosse, So zieh'n wir noch in dieser Stunde fort, Und holen dir die Braut. – Es taugt nicht viel, Das Abschiednehmen, wenn man Weib und Kind hat. Gudruna weint, der Knabe langt nach mir, – Das macht dem Menschen fast das Herze schwer, Und leichtes Herz ist gutes Ding auf Reisen. Zudem ist auch der König Giuke nicht Für solche Züge, wie mir dieser scheint. Wie scheint er dir? Schlimm von Gefahr umdroht. Das wüßt' ich nicht. Sprengt Gunnar durch die Flammen, So ist es gut, wo nicht, so kehr'n wir um. Nicht also. Was einmal begonnen ist, Muß auch hinausgeh'n, ob's das Leben gälte. Auch gut! Doch ist das seine Sach' allein. Ich weiß es nicht mit Worten so zu künden, Und's war auch einerlei. Mein lieber Gunnar, Es steht dir nun einmal dein Sinn darauf, Und schaffen will ich's dir. – Kommt nur gleich nach. Die Pferde sind im Augenblick bereit. Geht ab. Der Schwager ist ein ritterlicher Held, Jedoch sehr wunderlich, das muß ich sagen, Was? Unsre Fahrt mishagt ihm, dünkt ihn schlimm, Und rüstet sie mit allem Eifer aus! Er hat uns Beide nun einmal so lieb, Daß jeder Wunsch von uns sein Herz bewegt. Vor Allem, Gunnar, wenn es dich betrifft, Der ihm zuerst die Schwester zugesagt, Und dem er solche Gunst niemals vergißt. Ja, ich erkenn's als vielen Dankes werth, Und thät' auch Gutes ihm nach Kräften gern, Nur Jedermann ist doch zunächst Er selbst; Was mir im eignen Sinne widersteh't, Zerstörend mir und meiner Freude droh't, – Fürwahr, toll hielt ich mich, wollt' ichs befördern. So recht begreif' ich's auch nicht, was er thut, Indessen fühl' ich mein Gemüth oftmals Erquickt, wenn ich bedenke, Einer lebt, Der uns viel lieber hat, als wie sich selbst. Es ist recht gut, doch etwas thöricht bleibt's. Ihr Söhne, reich, in gar verschiednen Bildern Gestaltet sich das menschliche Geschlecht. Auch solche Leute, willig, arglos, froh Wie dieser, muß es geben auf der Welt, Und haben sie dazu was breite Schultern, Was kecken Muth – das bringt den Klugen Glück. ungesehn. Die Pferde warten Eu'r. Auf, liebe Schwäger! Leb' wohl denn, Mutter. Mit der Braut im Arm Kehr' ich dir heim. Gunnar und Högne ab. Will's wünschen. Schwierig zwar Ist ihre Fahrt. Jedoch verlaß' ich mich Auf des Bethörten sichre Heldenkraft. Die Sterne sagen, kurzes Leben nur Sei ihm beschieden, um so schneller nutz' ich's. auftretend. Was jagt vom Schloßberg denn so wild hinab? Will über'n Wall doch schau'n. – Der Abend dunkelt Schon tief herein – doch leuchtet's wie von Waffen Von goldbelegten, aus dem Thal herauf. – Mich dünkt, es sei der Sigurd mit dabei, Gleich dessen Rüstung keine andre glänzt. Fürwahr das ist er – laß' mich seh'n – nun rauscht's In Wald hinein – Grimhildis, sprich, wer war das? Die Söhne nebst dem tapfern Schwiegersohn. Auf welche schlimme, unheilschwere Fahrt Jagst du sie wieder aus? Sei unbesorgt. Heut gilt's Brautwerbung nur. Und um Brynhildis? Da schließest du ein gar verderblich Band. Die tapfre Schildjungfrau in unserm Stamm Mehrt dessen Kraft. Mit Nichten! So viel Waffen Und Zorn in einem einz'gen Haus zerstört's. Ich will noch die Niflungen leuchten seh'n Vor allen Helden in der ganzen Welt. Du treibst ein tolles Spiel, und mußst doch bald Vom eignen Spiele fort. Denn meinst du wohl, Daß man hinfürder nach dir fragen wird, Wenn erst wie Sigurd und Brynhildis zwei In unsrer Burg sind? Hilfst dich selbst verlöschen. Verlöschen! Ich? Muß doch ein jeder dran. Ich fühl' es wohl, nun ist es meine Zeit. Der Gunnar soll des Landes König sein, Ich und die greisen Freunde meiner Jugend Wir woll'n bewohnen die uralte Burg Am Hundsrück. Niemand hört hinfort von mir, Und du auch thätest klüglich, mitzuzieh'n. Begrab' dich selbst. Ich hab' nicht Lust dazu. So wird's ein andrer thun. Trotz allen Sträubens, Verklingst du doch vor unsrer jungen Welt, Es wär' denn, daß dein ausgesätes Unheil In Saamen schöß', – dann ruft dich wohl ihr Fluch. Am besten wär' dir's, Niemand nennte dich. Begieb dich's, wenn's noch Zeit ist. Gute Nacht. Geht in die Burg. Ob er wohl Recht hat? – Nein, das soll nicht, soll nicht. Ab. Nacht. Freie Gegend vor Hindarfiall. In der Ferne die Burg, von Flammen umgeben. Sigurd und Högne. So Traum und Wachen Eins. Gar wunderlich. Dies Alles, wie wir's off'nen Auges seh'n, Hat mir schon 'mal geträumt, und recht lebendig. Ja. ja. So'n Traum ist wohl ein seltsam Ding; Ich träum' auch manchmal. Ach, du weißst noch nicht, Ich merk's, du weißst noch gar nicht was ich meine. Sieh', Alles dort hat mir der Traum gezeigt: Das Schloß mit seinen wolkenhohen Flammen, Die bis zum reichen Sternenhimmel auf Ihr roth, heißlechzend Haupt erheben; das auch, Wie hell von Schilden leuchtet Dach und Wall Her durch die Gluth, wo sich ihr Flakkern theilt; Dann auch der Fahnen Weh'n von luft'gen Zinnen – Nur eines fehlt mir, will nicht mehr herauf In die Erinn'rung – ach ich hatt's so lieb! Das Beste nimmt der Traum oftmals mit fort. Das Beste war es, Schwäher, hast ganz Recht. Ha, wenn ich's wüßte! – Sieh', es zog mich hin, Daß ich dem Grane beide Sporen gab, Kühn durch die Flammen setzte – Wackrer Traum, Und günst'ges Zeichen für den Bruder Gunnar. Sieh, schon besteigt er Gote, seinen Hengst, – Trabt zu den Flammen – was? Er kehrt ja um. Kehrt um? Nicht möglich! Du hast falsch geseh'n. Schau selber hin. Fürwahr, er ja zurück, Wendet sein Antlitz ab von der Gefahr, Er, mein Gesell, – es kommt ihm Heut zu Gut, Daß er mein herzgeliebter Schwager ist. Sonst gäb' ich ihm ein schlimmes Mahl zu kosten. rufend. Gunnar, was soll's? Du setzest nicht hinein? ungesehn. Frag' mich nicht, frag' mein Pferd, die schlechte Mähre, Die vor der Gluth, wie toll, zurücke prellt. Nun, sieh'st du, Sigurd, 's ist nicht seine Schuld. Nicht seine Schuld? – Reit' er ein besser Thier, Wenn er auf Ritterthaten ausgeh'n will. Der Reiter und sein Roß sind Eins in Zweien, Entgelten für einander was sie thun, Und zeigen jeder, was der Andre taugt. ungesehn. Borg' mir den Grane, Sigurd. Nimm ihn! Gern. Nur rasch hinauf, und durch die Flammen hin! Kehrt er dir um, so brauch' ihn als dein Lastthier, Als deinen Knecht mich selbst. Ich kenn' mein Roß. – O, all' ihr Stern' am tiefen Himmelsblau, Sigurd bei einer misgelung'nen That. Wo man zu Haus kommt rothen Angesichts, Am Boden klebend der lichtscheue Blick, Und achselzuckend schlechte Reden spricht: Wir hätten fast – beinah – nur das zum Unglück – Ich duld' es nicht, ich duld' es nimmermehr. Gunnar tritt auf. Was? Abermals zurück? daß dich! – Was sollt' ich? Dein Grane haut und beißt und schlägt wie toll. Sobald ich nur ihm nahe komm'. Ein Kobold. Ein Elfe müßt' ich sein, wollt' ich hinauf. Wer lehrte dich das Reiten? Schlag' den Meister Mit seines eig'nen Sattels Gurten todt Das muß ein Bursch gewesen sein! – Nun, Schwager, Es ist nicht deine Schuld und gräm' dich nicht. Dein soll Brynhildis werden. Ich will hin. Was hilft mir das? Reit' ich nicht durch die Flammen. Ich selber nicht, so krieg' ich nie die Braut. Das ist nun freilich wahr. Wie machen wir's? Ich lag einmal an schweren Wunden krank, Nicht Tag nicht Nacht kam Schlummer über mich. Und meiner wartete sorgsam die Mutter. Da gab es eine wilde, stürm'ge Nacht, Die Wetterfahnen krachten von den Dächern Die Pforten schmiß es klappend auf und zu; Mir ward auch ungestüm und toll zu Muth, Daß ich in meine Wunden fluchend riß. Und mich zu bänd'gen, mir den wüsten Sinn Auf andres Thun zu lenken, sagte mir Die Mutter manch' ein Zauberstücklein vor. Dabei war eins, das hab' ich gut behalten, Wie man zwei Menschen ihre Leibsgestalt Verwechseln läßt, daß Der wie Jener aussieht; Doch müssen sie den Will'n drein geben. Wollt ihr, So mach' ich meine Kunst an euch, und Sigurd Sprengt unter Gunnars Bildung in die Burg. Gern. Nur ich will auf alle Weg' ich selbst Verbleiben. So für einen Tag, für drei Wenn's sein muß, will ich schon der Gunnar heissen, Doch nachher muß ich wieder Sigurd sein. Hab' keine Sorge. Vor wie rückwärts gilt Mein Zauberspruch, giebt, was er nahm, zurück Mein'twegen denn. Nun Gunnar? Soll'n wir's thun? Da ist mir eins durchaus dabei zuwider, Er kommt zur Burg, er sieht die schöne Magd, Und schöne Frau'n sind ihm vor allem lieb, Und sie ergiebt sich ihm als ihrem Sieger – Nein, nimmermehr freit Gunnar sich ein Weib. Das erst mit andern Recken Lieb' gepflogen, Sei's auch mit seinem allerbesten Freund. Du hast mein Wort. Ich laß sie unberührt. Was aber soll sie denn nur von mir glauben; Daß ich ein kalter, banger Schwächling sei? Das schönste Weib aus Flammen sich gewonnen, Und nicht bei ihr in süßer Lust geruht! Nein, das geht auch nicht, brächt' mir Schmach bei ihr. Hör', ich besteig' mit ihr das Hochzeitbett, Doch Gramur leg' ich, mein zweischneidig Schwerdt, Als Trenner zwischen uns. Fragt sie, warum, So sprech ich: ernster Weissagung Gebot Halt' in solch strengen Banden meine Freude Die ersten Nächte nach dem Ehebund, Sonst droh' erzürnt mir das Geschick den Tod, Bist du damit zufrieden? Muß ich doch. An's Werk nun. Doch die Mutter warnte mich, Nicht hinzuschau'n, wenn die Verwandlung anfängt, Es geb' ein häßlich, sinnverwirrend Bild. Und drum ihr, Brüder, tretet von mir fort, Auch von einander fort, so mag das Spielen Der finstern Macht gefahrlos uns ergehn. Du, Sigurd, hinter jenen Felsen dort! Du, Gunnar, links von mir in das Gesträuch! Sigurd und Gunnar treten von verschiedenen Seiten ab. mit dem Schwerdt Zeichen in die Luft schreibend. Windeswirbel, Wolkenrollen, Flammenflackern, Fluth auch ruht nie. Selbst besäter Sichrer, fester, Bord und Boden Bleibt nicht gleich sich. Vielfach spielt es, Fleucht buntleuchtend, Dunkelnd, funkelnd, Dahin, dorthin. Meint doch Menschlein: Möcht' ihm ziemen, Stät zu stehen, Starrt und wartet. Zwei sind weiser, Woll'n mal wechseln, Rauschen, tauschen, Klüglich schlüpfen: Sigurd, Gunnar, Gunnar, Sigurd, Zwei verzweigend Zwanglos Ranken! Sigurd, zuerst hervor! der Spruch ist aus. Sigurd erscheint in Gunnars Gestalt. 'S ist gut gerathen, wenn du Sigurd bist. Der bin ich freilich. Schau 'mal in's Gewässer. über einen Quell gebeugt, und gleich wieder zurück blickend. Gunnar? – Wo kommst hier hinter mich? – Wo blieb er? Du bist es selbst, hast die Gestalt vertauscht. Was? An die Hüfte fassend. Ist doch Gramur mir, mein liebes Schwerdt Nicht fortgehext, Spaltet einen Baum. – auch nicht die Kraft des Arms, – Mein'twegen, halt' mich wer, wofür er will, Ich fühl' mich als der Sigurd nach wie vor. Gunnar! Herbei! in Sigurds Gestalt auftretend. Weh'! Brütet diese Nacht So wunderlich verkehrte Tollheit aus? Hier bin ich selbst – und schreite dennoch dorten Vor meinen eignen Augen auf und ab. Das ist ja Sigurd. Gut hat sich bewährt Der Mutter Zauberspruch. Es macht mir Grauen; – Seh' ich denn wie der Sigurd aus? Und wüßt' ich's nicht so ganz gewißlich besser, Ich selber könnte glauben, daß du's wärst. Gar manch ein seltsam Ding hab' ich erlebt, Doch dieses – Schwager, Helden unsrer Art Ziemt's nicht, sich übermäßig zu verwundern; Verwundern soll'n sich Andre über uns, Drum will ich an das Werk. Auf Wiedersehn! Nur Eins emfehl' ich aufs Gewissen dir, Du trägst nun Sigurds Bildung. Käm' dir wer Indeß' ich dort bin, ungezogen an, So schlag' doch ja nach allen Kräften drein, Damit des Sigurds Ruf bei'm Alten bleibt, Und wir einander beid' in Ehren halten. Sorg' nicht. Mir ist in dieser Nacht so wild, Daß ich den eignen Unmuth ganz gewiß Recht kräftig ausließ', käm' mir was in Wurf. Nun, das ist gut. Sollst dich auch mein nicht schämen. Geht ab. Sei fröhlich, Bruder. Alles geht nach Wunsch. Wer weiß auch? Eh' wir's uns vielleicht versehn, Wird Grane vor den grimm'gen Flammen scheu. Ich sag' dir, ein recht grauser Anblick ist's Wie roth und gelb und rauchgeschwärtzt die Gluthen Zusammenwirbeln, knistern, lecken, krachen, Und weither schon die Hitz' entgegendampft. Mir selber ward' ganz schaurig – Hat nicht Noth. Ständ' Sigurd auch vor Helas tiefem Wohnplatz, Er blieb' an Wangen roth, an Augen hell. Doch so ein Pferd – nach dem Hintergrund deutend. Schau' nur! Man sieht, wie Sigurd durch die Flammen in die Burg sprengt. stampfend. 'S ist zum Verzweifeln! Wollt'st du die Braut nicht? Ja, doch also nicht. Mein lieber Bruder, das ist kurze Wahl: Selbst reiten, oder fremder Kraft vertrau'n, Sonst, gänzlich sich's begeben; anders geht's nicht. Was man nicht kann, schenkt keinen Siegeskranz. Nun ist er bei der schönen Magd allein! Schäm' dich! Hast deines biedern Schwagers Wort. Das ist's ja eben! In dergleichen Dingen Auf Worte bau'n zu müssen! Wollt' ich doch, Die Mutter hätt' 'ne andre Braut gesucht. Nicht also wirst du sprechen, lieber Bruder, Wenn er die Schöne dir entgegen führt, Und du in eigner Bildung sie gewinnst. Wir müssen nun abwarten, wie sich's fügt. Doch komm' ins Thal. Recht feindlich leuchten mir Die Flammen Hindarfialls in's Auge. Fort! Gehn ab. Im Innern der Burg auf Hindarfiall. Brynhildis sitzt geharnischt, Sigurd in Gunnars Gestalt vor ihr. Du stellst dich hin vor meinen Sessel, Jüngling, Dich trotzig stützend auf dein leuchtend Schwerdt, Ein fremder Gast in meiner Einsamkeit, Bezeugst mit deiner Gegenwart, du sei'st Gesprengt durch Hindarfialls hochglüh'nde Flamme, Die Wafurloga heißt bei Zaubers Kund'gen, Und nur, (es lebt ein bannend Wort darin) Nur einem einz'gen Heiden Durchzug gönnt. Doch lügt der Zauber wohl, denn du bist hier, Und Wafurloga leuchtet rings um's Schloß. Hat Einer vor mir gleiche That gethan? Dir gnüg' es, daß du selbst hier steh'st. Wer bist du? Gunnar, des Königs Giuke ält'ster Sohn. Mit deines Vaters Will'n, und deines Schwagers, Des Königs Heimer, komm' ich, dich zu frei'n. Will nicht vielleicht der Zauberschlaf im Traum Den Sinn mir wieder – wollt' er wär's. Wie sagst du? Ach, nichts für dich – Und doch, ich bin nun dein – Hast mich gewonnen mit dem Flammenlauf – O Flamme, Flamme! Höchst untreue Flamme! – bei sich. Es ist ein räthselvoll, doch herrlich Weib; Mich brennt ihr Klagelaut im tiefsten Herzen, Als wär, was sie betrübt, auch meine Noth. Hör' an. Brynhildis Willensmeinung hör', Und führ' sie aus. Gern thu' ich das, Brynhildis, Du, lieb an Namen mir, lieb an Gestalt. Mußt dich nicht wundern, wenn ich langsam spreche. Und etwas abgebrochen. – Jeglich Wort Drängt sich aus schwerer Tiefe mir herauf. – Nie, Gunnar – nie erwirbst du meine Gunst, Bist du nicht aller Männer Herrlichster – Hörst? Aller Männer! – O, verworr'nes Zweifeln! Denn Wafurlogas Zürnen ließ dich her – Ganz kann ja Wafurloga nimmer lügen, Die Prüfungsgluth, – allein das ist nicht Alles. – Denn meine Freier, deren viele sind, Und tapfre – dies Gelübd' bedenk' dir wohl, Mußt du zu tödten schwören. – Gut; ich thu's. Wohl überleg' dir's, wenn du dich vermählst – In Gardars Heer, des großen Russenkönigs, Erhob ich Waffen, roth von Männerblut, – Und solches Thun ist meine Art noch, bleibt's. – Bedenk' dich – Von Brynhildis tapferm Sinn Hab' ich gehört, und lieb' dich drum noch mehr. Bei mir ist alles feige Zögern tod, Und dir verbietet Zögern dein Gelübd'. Wohl dann – Du siehst so bleich – Ich bin ja dein. Gieb mir zum Brautgeschenke diesen Ring. Was? Diesen? Freund, denn nennt man Andwars Ring, Und unheilschwangern Zaubers ist er stark. Bild' dir nicht so was ein. Sie haben mir In meiner Kindheit Mährchen auch erzählt Von Andwars Ring, ja einmal träumt' ich gar, Ich hätt' ihn selbst – da wird mir's wieder dunkel In der Erinn'rung – nun jetzt will ich ihn, Will selbst ihn haben. – Da! Nimm den dafür. Es muß nach deinem Willen gehn. So nimm! Sie tauschen die Ringe. Schau'! Schau'! Das wär' der wunderliche Ring, Der Andwars Ring. Mich dünkt, ich sollt' ihn kennen! – Nun komm' mit mir, du schöne Heldenbraut! – Bei sich, auf sein Schwerdt blickend. Ei, Gramur, schied'st so manchen Kämpfer schon Von süßer Lust des Lebens! – Heut' auch mich Wirst scheiden von des Lebens süß'ster Lust. Jedoch ein edler Recke hält sein Wort. Laut. Komm', allzuschöne Huldin! Gehn ab. Offne Halle in Giukes Burg. Gudruna ihren Knaben auf dem Arm. Grimhildis. Die Still' in deinen Kammern taugt dir nicht, Und nicht des Webstuhls einfach dumpfer Gang. Doch schafft er mannigfacher Bilder viel. Ja, für den Teppich, nur für dein Gemüth Schwerdüstre Wolken – Sollst mit mir hinaus Hier in die lust'ge Halle. Wie du meinst. Mir gilt, wenn Sigurd fehlt, all' Andres gleich. – Ist's nicht der Weg dort, den er kommen muß? Der aus dem Wald sich durch die Au' dreht. Ja. So dank' ich dir, daß du mich hergeführt. Du lieber Weg, o trät' dich schon der Huf Des edlen Thiers, das meinen Helden trägt! Sieh', wie der Knabe freudig ist. Weit streckt er Die Händchen nach der freien Luft hinaus. 'S geht ihm, wie mir. Er will zu seinem Vater. Zur Sonne will er, möcht' sie greifen, drücken, Hinroll'n das goldne Spielwerk auf die Flur In kind'schem Übermuth. – Ha, Kind, du bist Ein wackrer Wolsung, dem Niflungenstamm Zugleich entblüht, zwei edler Bäume Sproß, Und künftig fruchtbar schattend beiden Wurzeln. Wofern er aufwächst. Der? Solch frischer Knab'! Unstörbarer Gesundheit labend Bild. Es giebt auch Blitze, schnell aus klarem Himmel Herunter schmetternd unverseh'nen Graus – Was hilft vor solchem ungefügen Feind Dem armen Zweigling nur sein fröhlich Blüh'n? Ich hab' dich schon mehrmals gewarnt, mein Kind, Sprich nicht so trübe Worte. Worte sind Zwar leichte Luft, doch aus dem Menschengeist, Dem hochgewalt'gen, schaffenden, gehaucht, Faßt sich ihr Leben sichtbar zur Gestaltung, Trifft schwer oft auf die Brust, der es entsprang. Du weissagst wider Willen selbst. O, still. Wir drehn uns immer tiefer in den Abgrund. auftretend. Schenkt nur gut Botenbrodt, ihr edlen Frau'n. Nah' ist der Burg mein Herr, der König Sigurd. O all' ihr günst'gen Götter! Er allein? Nicht meine Söhne mit? Ich sah sie nicht. Hol' dir in Helas Reich dein Botenbrodt, Wenn sie erschlagen sind. Herzlieber Sigurd. Sigurd tritt auf. Gudruna umfängt ihn, und legt den Knaben in seinen Arm. Willkommen, schönes Weib und liebes Kind. O hab' ich dich! O holder, tapfrer Held! – Und muß dich schelten doch. Was! Ohne Abschied Zogst du von mir fort? Von dem Knaben fort? Wir Beide haben viel seitdem geweint. Ich küß' Euch all' die lieben Thränen ab. dazwischen tretend. Halt' ein! Weichlicher, bund'svergeßner Mann! Kamst so allein zurück? Wo meine Söhne? Entrannst du, ließ'st du – Mutter, böse Mutter, Was schiltst du den Gemahl mir? Thör'ge Tochter, Vergiß'st der Brüder ganz? An was noch sonst Gedenken! Steht ja dieser vor mir, dieser! Hinweg! Erst geb' er mir die Rechenschaft Von meinen Söhnen – Nein, erst trockn' er mir Mein thränenvolles Aug' an seiner Brust. Ihr Frau'n, seid beide still und eifert nicht. Der Frauen Zank wird oft ein schneidend Schwerdt. Gudruna, tritt zurück. Treibst fort mich? Zürnst? Nicht, holdes Weib. Doch hat die Mutter Recht, Und ich bin tadelnswerth, daß mir dein Gruß Mein Botenamt ganz aus dem Sinn gebracht. – Frau Mutter, gute Nachricht bring' ich heim: Gunnar ritt durch die Flammen; hat die Braut. Heil eurer Fahrt. Jedoch wo zögern sie? Schon nahe muß ihr lust'ger Festzug sein, Und dünkt mich, daß es schicklich wär', ihr Frau'n, Man ließ das Hofgesind sich köstlich schmücken, Um zu empfahn des Königs Gunnar Weib. zu einer Zofe. Schnell. Alles rüste sich zu heitrer Pracht, Auch mir die güldne Krone, mir die Schleier Von Seid' und Perlen hell! Mir aus dem Hort Von Gnitnaheide Gürtel, reiche Spangen, So wie's der Frau des Helden Sigurd ziemt. Man bringt das Verlangte. Die Frauen schmücken sich. Wo ließ'st du meinen Sohn? Das Hochzeitfest War eben recht in seiner besten Lust, Da bat er mich; mein Sigurd, du bist treu, Gefällig, ein'ge Becher mehr und minder, Das gilt dir nicht so viel. Zieh' heut noch fort, Und sag' der Mutter, wie es uns ergangen, – Da sprang ich denn zu Pferd und ritt hinaus, Noch eh' er mit der Braut zur Kammer ging. Doch unterweg's traf ich auf Räubervolk; Indem ich die nach Rechten abgefertigt, Verging die Zeit, und nah' ist er gewiß. Ihm! Ihm gelang der Ritt durch Wafurloga, Dem heissen Flammenzaun, den Niemand brach, Bis Gunnar kam, er, das Niflungenkind! – Was lachst du, Sigurd? 'S freut mich, Schwiegermutter, Daß du zufrieden bist. Solch eine That! Und sahst du's, Sigurd? War recht dicht dabei. Gesteh', es ist ein großes Heldenstück. Ja, ja, die Gluth ist heiß. Es mag was gelten, Er soll mir viel erzählen, recht genau, Wie's aussieht in der Burg. Heisch's nicht von ihm. Er spricht ungern von der vollbrachten That, Denn selbst sich loben ist ein widrig Ding, Daran kein Heldensinn erfreu'n sich mag. Das Hofgesinde hat sich indessen, reich geschmückt, versammelt, man hört den Wächter vom Thurm rufen. Wohlauf! Wohlauf! Zum fei'rlichen Empfang Wer's treu mit meinem Herrn und König meint! Wohlauf! Er führt die junge Kön'gin heim, Die schöne Beut' aus Wafurlogas Flammen, Ganz nah' der Burg schon prangt sein freud'ger Zug. Wohlauf! Wohlauf! Du Wächter treu, rufst gute Kund' herab, Und wohl geseegn' es dir dein gut Geschick! Scharf bleib' dein Aug' in späten Alters Zeit, Kein Nachtgeist aus dem dunkelnden Gewölk Wag's, dich zu schrecken, wie du auf der Warte Hoch, einsam stehst, wenn andre Menschen ruhn! – Geliebte Tochter, ihr, getreue Diener, Zieht mit hinaus zum festlichen Empfang. Alle gehn ab. Sigurd bleibt allein zurück. Man hört festliche Musik. In der Entfernung erscheinen Gunnar, Brynhildis und Högne mit reichem Gefolge, Grimhildis und Gudruna begrüßen sie. Was geh' ich denn nicht mit? Was hält mich hier? Ist wieder jenes thöricht eitle Sinnen Nach Dingen, die mir laug' entfallen sind, Und doch nur dumpf sich regen im Gemüth. Als von der jungen Königin der Wächter Die Kund' herunter rief, von Wafurloga – Da ward's von Neuem wach. – Laß sehn – was war's? Es wird mir deutlicher, seit ein'ger Zeit Rollt weiter die Umhüllung stets zurück; Ich bin, – fürwahr, schon einmal früher bin ich Durch Wafurlogas Glut gesprengt – und fand Ein süßes Leid – das hieß – Horch, die Trompeten! Sie kommen! Muß hinaus. – Nur das noch erst, Das noch vorrufen mir; ich bin ganz nah – Hieß – o der Lärmen läßt mir keine Ruh, Ich will mit hin. Im Begriff abzugehen, und nach den Ankommenden blickend. Brynhildis kommt! – Brynhildis? Bleibt plötzlich stehen. Die dort? Die ist es! Sigurdrifa war's! War mein! Und was? Nun König Gunnar's Weib? Wart', Gunnar! Er zückt das Schwerdt. Nein, o nein, der ist mein Schwager! Was ist denn das! Nun wirrt sich's auf. O mir, Mein süßes Lieb, Brynhildis! Weichend ziehn Die bösen Nebel fort aus meinem Sinn! Ach, wie so spät! Hab' nun ein andres Weib, Hab' nun ein Söhnlein! Wär's doch all' ein Traum! Weckt mich! Ho, weckt mich! – Wehe mir, ich wache. Verpfändet meine Lieb', mein Wort gebrochen, Nun hält mich Treue hier, reißt dort mich hin. Ich bin verloren! – Jetzt spür' ich es, mit argem Zaubertrank Ward ich bethört, gewann für Andre die, So all' mein Leben war! – Still, Heldensohn, Still, Wolsung! Trag', was nicht zu ändern steht. Geht nach dem Hintergrund zu den Andern. 5. Akt Fünfte Abentheure. Am Rheinufer. Gudruna und Brynhildis. Der Abend ist behaglich kühl, die Fluth Vor seinem lichten Scheine klares Gold, Und rauscht im frischen Tanz an unsern Fuß, Als lüde sie uns ein, auch unsrer Locken Hellfunkelnd Gold in sie zu tauchen. Gern. Doch sind die Wasser trügrisch oft gesinnt, Versprechen sichern Boden, senken dann Den feuchten Triebsand grundlos tief hinab. Nicht solche Tücken hegt der edle Rhein, In dieser schatt'gen Bucht wusch ich oftmals Mein gelbes Haar. Hier, meinst du? Ja. Schon gut Doch warte nun, laß mich zuerst hinein, Tritt in's Gewässer. Warum? Weil sich's nicht ziemt, mein fürstlich Haupt Zu netzen mit dem Wasser, das vorher Durch deine Locken rann. Wohin gedenkst du? Ich bin ein Königskind, was bist du mehr? Ich, eines viel gewalt'gern Königs Kind, Bin einem viel erhab'nern Mann vermählt. Wenn's das nur gilt – Sigurd ist nicht geringer, Ja, seines Gleichen hegt die Welt nicht mehr, – In's Gewässer tretend. Und so stell' ich mit Recht mich über dich, Daß du des Rheines silberfarb'ne Welle Geehrt empfängst aus meiner Locken Gold. an's Ufer gehend. Ich meide solch ein Bad. Ist Dein Gemahl Ja König Hialpreck's dienstverbundner Mann. ihr nach. Mit nichten; frei, ein königlicher Held, Befehligt er das ganze Niederland. Hält'st du's für Weisheit, solchen Mann zu schmähn? Den Faffner und den Reigen traf sein Schwerdt, Ihr wunderreiches Erb' gewann er sich. Prahl' nicht mit seinem düstern Heidezug; Denn höher war, ich schwör's bei allen Göttern! Viel höher war des kühnen Gunnar That, Als er durch Wafurloga zu mir ritt, Man sagt, dein Sigurd war mit im Gefolg'; Was kam denn er nicht? – Lachst du? – Warum lachst du? Glaubst du denn, Gunnar ritt durch Wafurloga? So glaub' ich, daß mit dir das Bett bestieg. Der diesen Ring mir schenkte, Andwars Ring. Zur Hochzeitgift von deiner Hand ihn nahm, Als Runenkunst mit Gunnar die Gestalt Ihm wechselte. – Schau nur den seltnen Ring, Sein köstlich Leuchten bleicht die Wange dir, Versiegelt dir den freveln Mund. Brynhildis geht schweigend ab. Wie wird ihr denn so plötzlich? Hab' ich auch Vielleicht zu viel gesagt? – Hör' mich! Brynhildis! Brynhildis! Auf ein Wort! – Sie achtet's nicht – O Schwäg'rin, hör' doch! Mich gereut mein Trotz! – Umsonst. Mit langsam großen Schritten fort Geht sie zur Burg, bleich, wie ein zürnendes, Nicht athmendes, blutleeres Nachtgespenst. Ich will ihr nach, will sie besänft'gen – zwar Ein inn'rer Graus treibt mich von ihr zurück – Doch weh' uns! Schlimm ist wohl, was sie im Sinn hat. O, ich muß eilen – Im Abgehn trifft sie auf Sigurd und bleibt erschrocken stehn. Eilen? Und so bleich? Verstörten Ansehns, flüchtig scheuen Tritt's? Gudruna, dir geschah ein großes Unheil. Keins, mein geliebter Mann, fürwahr kein Unheil: Nur, wie du plötzlich aus dem Buschgeheg' Hintratst vor mich, erschrak ich. Welch ein Gang Führt dich so spät hinaus? Befragt, vermeidest Du fragend, Antwort. Zog ich nicht schon oft Mit Abendsdunkeln zu der Jagd hinaus? Zudem antwortet meine Tracht dir selbst, Du siehst mich in dem grünen Pirschgewand, Zur Hand den Bogen, meine grauen Brakken, Die spurgeübten Hunde neben mir, – Und du vor mir zusammenschrecken? Freilich! Ich war auch wie bethört. Doch so allein, So furchtbewegt in später Abendlust Die Königstochter, eines Königs Weib, Das ist ein seltner Anblick. Ich bekenn' dir's; Brynhildis hat mich wunderlich erschreckt, Sie ist seit ein'ger Zeit so misgelaunt, So heftig, herrisch – dann wehmüthig; – heut' auch Verließ sie mich im aufgeregten Muth. Weiß'st du, warum sie schweigt, warum sie zürnt? Wir wissen's nicht, doch werden's bald erfahren. Was kann denn sie betrüben, deren Ruf Zum Himmel reicht, die eines ruhmbegabten, Erwünschten Eh'gemahls sich freuen darf? Hat sie dir je gesagt, ihr sei der Mann Zu Theil geworden, den sie sich gewünscht? Nicht eben das. Doch will ich sie befragen, Ob sie Jemanden höher hält als ihn; Sehr unrecht thäte sie, wenn's also wär', Und wahrlich, immer müßt' es sie gereu'n. Ja wohl. – Gut' Nacht. Und geh'st du noch hinaus? O bleib' daheim. Gönn' mir das Spiel der Jagd. Gezählt sind meine Tage; will mich noch An ihrem Leuchten laben. Laben? Nein. Du siehst nicht freudig aus, nicht keck wie sonst. Ein andres Ansehn hat der Morgenstrahl, Ein andres, der am thau'gen Abend funkelt. Schlaf' wohl. Geh' nach der Burg. Bist du mir bös? Nicht, mein geliebtes, vielgetreues Weib. Hast mir ja nichts gethan. Ach glaub' mir, nimmer Begann ich was, um dich zu kränken. Sieh', Man thut oft absichtlos ein thöricht Werk; Da gilt doch Buß' und Reu', es auszulöschen? Versteht sich. Küßt sie. Gute Nacht. Sieh' nach dem Kind. Geht ab. Er ist so gut, ist so gar herzensgut, Der starke Held ein Lämmlein gegen mich, Und ich verging mich wider sein Gebot, Sprach zu Brynhilden, was er liebevoll Mir einst vertraut in einer seel'gen Nacht, Mit Kuß und Wort versiegelnd meine Lippen. Wär' sie doch erst versöhnt! – Sie wird's wohl nie, Und Fried' und Huld bleibt unserm Hause fern, O weh' mir. Schlimmes hab' ich angerichtet! Geht ab. Brynhildens Vorgemach. Gunnar und Högne begegnen sich. Du kommst von ihr? Ja. Festen, starre Schlaf's Liegt sie noch immer fort. Ich weiß nicht Hülfe, Nicht Ausweg mehr. So laß' sie doch in Ruh. Ihr Wachen brächt' uns größ'res Unheil noch. Du weiß'st nicht, Bruder, wie es Einem ist, Der so von ganzem Herzen seine Frau liebt; Ich kann ohn' sie nicht leben. Tollmannswerk! Erst, als sie tobte, schrie, selbst wider dich Die Mörderhand erhob, – wie war dir da? Besser als jetzt. Sie lebte. Nun wie tod Liegt vor mir das geliebte Bildniß. – Tod, Ein Weib, wie die! So viel hier in der Burg Noch athmen, wiegen solch ein Weib nicht auf. An tollem Zorne freilich nicht. Was that's? Sie sprach ihr ganzes Leid vom Herzen fort, – Jetzt weiß kein Menschenkind, was sie bedrängt. Nicht? Hat dir's ja gesagt, und so gesagt, Daß, sollt' ich meinen, 's wohl einschneiden mußte. O, solch ein Plaudrer, wie der Sigurd ist! Das seinem Weibe zu vertrau'n! Schilt den nicht, Viel mehr taugt er doch immer, als wir zwei, Denn was wir zwei nicht konnten, führt' er aus, Und thatenreicher Sinn wägt selten Worte. Grimhildis tritt auf. Laß' uns hinaus. Da kommt die Unheilstift'rin. So? das mein Dank? Pflückst deiner Bäume Frucht, Und wir, wir müssen's auch, so wenig uns Der Schuld gehört. Unehrerbiet'ger Sohn. Ich leid' ein schmerzlich Uebel, und durch dich; Da mußt du Reden nehmen, wie sie fall'n. Laß' mich hinaus, das taugt uns Beiden. Nein. Ich will erst wissen, was Brynhildis treibt, Und wag' mich nicht in ihre grimme Nähe. Sie schläft, schläft, schläft – dreifache Angst für mich, Endlose – laß' mich! Wagte sie's vorher, Zu schmäh'n auf mich? Ein feig' furchtsames Weib Nannte sie dich, ein gothisches, trugvolles. – Wie? Thut sie das? Ich tauge mehr als sie, Denn nie hab' ich den Ehgemahl verhöhnt, Nie ihm gedroht, nie in der Männer Schlachten Mit Blut die Hand befleckt – Was Aehnliches Hab' ich ihr auch eriwiedert. Aber sie Sprach von Giftmischerei, von Zaubertränken – Schweig'! Nun so frag' mich nicht. O böslicher, O ungerathner Jüngling, sprichst also Zu der, die lang für dich gewacht, gelebt, Für deinen und des Stammes Ruhm – Hör', Mutter, Ich glaube wohl, du hast es gut gemeint, Mit uns zum mindesten recht gut gemeint, Doch unser Elend sprießt aus deinem Sinn. auftretend. Ihr Brüder, hadert nicht; schilt du nicht, Mutter. Wir stehn bereits in argen Wetters Droh'n, Was bleibt uns, wenn die Eintracht uns verläßt? Du hast gut sprechen; deiner Zunge Blitz Trifft unser Haus mit des Verderbens Schlag. Ach, all' ihr Himmel! Mir ist schon so Angst. Ach, scheltet mich nicht mehr. Sie jammert mich; Und, Mutter, schilt sie nicht, das Fräulein zart, Sie zittert schon so sehr, zu hartes Wort Träf' leichtlich sie mit ew'ger Ohnmacht Graus, Und wir bei Sigurd müßten's doch entgelten. Ich will, will sprechen, will von mir die Schuld Abwälzen – Mutter, kannst es nicht. Führt mich Nach meinen Kammern; Giuke hatte Recht, Ich bin verschollen. Will nun auch nichts mehr Von eurem Treiben sehn, nichts mehr vernehmen. Gunnar, thu' wie sie sagt, und führ' sie fort. Des Uebels wird sonst stündlich immer mehr. Gunnar und Högne führen Grimhildis ab. Nun lassen sie mich alle ganz allein, Und thun auch Recht daran. Mein Thorenwerk Bricht diese Burg, bricht mein und aller Lust. Ich wollt' ich wär' vor langer Zeit gestorben, Zum spät'sten damals, da sich Sigurds Sohn, Mein holdes Kind, von meinem Schooße rang; So lebte Gatt' und Knab' in Freuden fort, Ich auch erführ' von keinem Jammer – Sigurd tritt auf. Kommst du? Kommst du nun auch? Und weiß'st du was geschah? Wie sollt ich nicht! Brynhildens Raserei Schrie Alles aus. Die Burg erschallt davon. Gieb mir den Tod nur gleich. Hab' ihn verdient. Nicht also, du geliebtes banges Weib, – Wie du noch schön in deinem Zittern bist! Nicht also! denn der Fehl ruht nur auf mir. Wer Frauen was vertraut, vertraut's den Lüften, Ob deren Flug Niemand gewaltig ist. Brynhildis selbst hat eh'mals mich gewarnt Vor meiner Lust an süßem Frauenreiz. Nun bricht mir das mein Leben – Klage nicht. Schilt nur den Sigurd, wenn du schelten willst. – Was macht Brynhildis? Ach, sie leidet viel. Mir sagt es mein Gemüth, und was die Vögel Hell aus den Lüften sangen in mein Ohr: Bald ihres Lebens Band zerbricht der Schmerz. Seit dreien Tagen liegt sie stumm und starr Im Todesschlaf. Glaub's nicht. Es ist kein Schlaf. Sie sinnt nur, wie sie mich verderben will. GUDRUNA So meid' es doch, o lieber Sigurd, meid' es. Kann nicht. Es läuft der Ringeltanz zu End', Gegeben schon das Zeichen, so beschließt. Geh' zu ihr hin, versöhn' dich ihr, versuch's doch, Dein Knabe fleht, dein abgeängstigt Weib; Schling' dich aus dieser Schlange Banden los. Was Recht ist, steht nicht mehr in meiner Macht, Denn Unrecht liegt auf dem, auf jenem Weg. Laß' mich erwarten drum, was kommen will. Hör' mich doch bitten! Ach, ich hör' es wohl, Und fühl' es tief verletzend durch die Brust, Die kühn sich sonst darbeut der eignen Schickung. Geh' doch zu ihr hinein. Du willst, es sei; Jedoch vielleicht zu deinem Vortheil nicht. Wohl! Treff' es mich! Die Schuld'ge bin nur ich! Thu' was du meinst, nur ende dies Verzagen, Das mir die Seele siebenfach durchfährt. Dort ihre Kammer! Geh'! Mit dir das Glück! Geht ab. Sigurd öffnet eine Thür im Grunde. Man sieht Brynhildis geharnischt und starr auf dem Bette liegen. Erwach', Brynhildis! Wirf den Schlaf von dir Nun scheint der Morgen in die Hallen schon. Laß' von der Trauer, sei vergnügten Sinn's. sich emporrichtend. Welch' kecker Muth treibt dich, hierher zu gehn? Niemand hat schlimm're Ränke mir bereitet, Als du, Wolsungen Kind! bleib fern von mir. Legt sich auf's Bett zurück. Du irrst Brynhildis, wenn du mein Gemüth Von der ehmal'gen Lieb' entfremdet glaubst; Noch schlimmer irrst du, glaubst du's wider dich Mit heimlichem Verrath und Trug erfüllt, – Du hast den Mann, den du dir wähltest. wieder aufgerichtet. Nein. Gunnar hat nicht zu mir den heissen Gang Durch feur'ge Scheiterhaufen sich gebahnt, Auch nicht die ernst verheißne Hochzeitgift, Erschlagne Leichen meiner kecken Freier, Hat er gespendet mir. Es trat ein Mann In meine Burg, ich sah' ihn achtsam an, Und meint' ihn zu erkennen mit den Augen; Doch finster wob mein feindliches Geschick Verhüllung um ihn her, auf daß ich sein, Des Trügenden, nicht inne würde; – Laß' mich. Bedenk' dich. Gunnar gilt so viel als ich, Er ist ein mächt'ger Herrscherm, und sein Schwerdt Traf einen Dänenkönig, dann noch Einen, Den Budles Bruder – Still! Erwecke nicht Der längstentschlafnen Schmerzen quälend Heer. Niemals gefiel mir Gunnar; doch ich schwieg. Das ist kein feines Lob für dich, Brynhildis, Solch edlen Königs überdrüssig sein. Was kränkt dich denn an ihm? Wiß', seine Liebe Ist herrlicher, als viel geläutert Gold. Mich kränkt am mehrsten, daß ich noch nicht weiß, Wie ich's anstell', um ein geschliffnes Schwerdt Von deinem Herzensblut gefärbt zu sehn. Beruh'ge dich, das Stündlein kommt herbei, Wo du dein feindliches Gelübd' erfüllst, Und ein geschliff'nes Schwerdt mein Herz durchbohrt. Doch wünschest du nicht Schlimm'res mir als dir, Denn du, Brynhildis, wirst es nicht ertragen, Mich lang zu überleben. Für uns Zwei Giebt's wenig Tage nur von heute an. – Hör' mich noch jetzt, Brynhildis. Diese Worte Brechen mir vor aus meinem tiefsten Sinn, – O wahrlich, solch ein zaubrisches Vergessen Hielt mich befangen, daß ich nicht des Bund's Gedachte, nicht was sonst geschehen war, Bis du als Gunnars Hausfrau vor mich trat'st. Da erst – doch unvollkommen, stückweis nur, – Kam die Vergangenheit in mein Gemüth; Nun fing die Angst in meiner Seelen an, Und Überdruß all' meines Thun's und Sein's. Ich schwieg doch vor den Kön'gen, meinen Schwähern, Von deinem Anblick innerlich gestärkt, Von deinem süßen Anblick; – ja, Brynhildis, Nun berg' ich dir's nicht länger – naher Tod Entbindet mir die Zunge – lieber viel, Als mein selbsteignes Leben bist du mir. Grimhildens Trug, ihr böser Zaubertrank Hat uns geschieden wider Lieb' und Recht. Könnt' es mir noch gelingen, dich, mein Lieb', Mein erstes, schönes, wundervolles Lieb' Zu halten dich vom grimmen Tod zurück, Mit allem Faffnersgold, das mein gehört, Kauft' ich es freudig, sonder Zögern ab. Ja, wenn du's forderst, will ich – furchtbarlich Erbebt's in mir bei diesem strengen Wort – Will ich verstoßen mein liebreitzend Weib, Nicht achten ihrer Schönheit, nicht des Sohn's, Den sie geboren mir, der meines Vaters, Des hohen Königs Siegmund Namen trägt – Ich will's; – heimführen dich! – Was klirren dir Die Panzerringe schaurig an einander? Glaubst du, man hört dergleichen Wort' und bleibt Ein steinern kaltes Bild auf alten Gräbern? Mir regt dein Reden all' mein Wesen auf, Schlägt mich mit Fiebergluth, doch bleib' ich streng. – Nicht in derselben Pfalz zu ehlichen Zwei Kön'ge, ziemt mir. Gunnar hat mein Treuwort. Ich halt's. Doch auch besteht der früh're Eid. Nun klar der Trug mir ward, nur dessen Eh'frau Zu bleiben, der durch Wafurloga tritt. Das that Sigurd, nicht Gunnar; Sigurds Weib Kann ich doch nimmer werden, eben auch Nicht andern Mannes Weib. So büß' ich denn Schuldlosen Irrthum mit freiwill'gem Tod. Sinkt zurück. Von der Zukunft Furchtbar'n Dingen Läß'st du wahrhaften Laut erschall'n, Weckst zum wilden Wort auch mich auf Zum weissagenden Zauberspruch! Hell verheissen Hat's mein Oheim: Kurz mein Leben, kühn meine Lust! Rasch meine Rache, Rauh der Ausgang, Fließend Blut im Niflungenstamm! Erschlagt mich, schlachtet mich, Schlinge, du Boden, Ein des Erbleichenden Blut! Dem Opfer schlüpfen, Tröpfeln Drohworte Ungeheissen vom Herzen dahin. Geht vor und schließt die Thür. auftretend. Lebt sie? Hat sie zu dir gesprochen? Ja. Der Todesschlaf ließ ab von ihren Sinnen; Nun geh' nur hin, mein Schwäher, sprich zu ihr. Ist auch gemildert ihr der starre Sinn? Nein. Wir sind allesammt verloren. Später Der Eine, und der Andre früher. Thu' Was dir, was ihr behagt. Von Rettung ist Für Keinen mehr die Rede. Lebe wohl. Geht ab. die Thür öffnend. Nun wirfst du doch den schwarzen Gram von dir? Wirst wieder froh in meinen Hallen sein? Froh sein – Nicht leben! – Sigurd hinterging So mich als dich; mit ihm theilst du mein Bett. Zwei Eh'gemahle mir in Einer Burg – Abscheu erfaßt mich. – Aufspringend und vortretend. Einer von uns Drei'n Muß sterben: du, ich, oder Sigurd! – Was? Was? Hat er unsre Heimlichkeiten nicht Gudrunen offenbart, der Weiberknecht? Hat die mich nicht geschmäht? – Geschmäht! Ihr Himmel! Und noch bin ich Brynhildis! – Auf! Auf die Pforten! Mehr! Reißt die Pfosten um, Daß weit weg schallen muß Wuthzorn und Klage mein! Schmählicher Fälscher der Lust! Schändlicher Gunnar, hör' zu Hör' wie feige du floh'st. Vor Wafurlogas Flammen! Schweig'! Du verderbst uns! Höre, wer hören mich will! Mein Hofstaat höre mich an! Leuchtend aus edlen Landen Lenktet ihr her mit mir! Höre wer hören mich will! Mein Hofstaat höre mich an! Wir wandeln in schmachvoller Wehmuth Wieder in's Land zurück. Die Pforten gehn auf. Brynhildis Diener und Dienerinnen zeigen sich. Laß dich besänft'gen. Die neugier'ge Menge Drängt sich heran, vernimmt den zorn'gen Ruf. Sollen's vernehmen, sollen's, Soll'n mich heimführen bald. Rächen mit reissender Faust Soll mein rüstiger Vater mich – Weibesbaar, würdigkeitsbaar Will ich dich schau'n Weichling, Oder du tötest den Schlangen- Tödter, tödtest sein Kind. Ha! Das hab' ich dem Sigurd selbst eh'mals Auf Hindarfiall gesagt: tödt'st du den Vater, So triff' mit ihm sein zartes Kind zugleich, Weil oft ein Wolf im zarten Kinde wohnt. Sieh' nun! Ihm selber nun Send' ich den feindlichen Spruch! Nicht schone! Die zwei zugleich Haue zusammen! auftretend. Ich bitt' euch, Ruhe diesem tollen Sturm. Kann' ich's? Du weibisch thör'ger Mann. Haue sie! Triff'. Nur jetzt Ein wenig Ruh', der Bruder Guttorm kommt. Hörst du, Brynhildis? Rauschen hör' ich die schaurigen, Traurigen Nornen – Man hört lustigen Trompetenklang. Schweig'! Er ist ganz nah'! Hör' mich Liedesklang, Siegesklang! Horcht! Kling' nur! Klingst uns hinab! mit prächtigem Gefolge auftretend. Was ist denn das? Nach meiner Siege Lust Komm' ich zur unglücksvollen Stunde heim, Verstört ist Aller Angesicht und bleich! Ein tolles Frau'nbild in der Halle Mitten? auf ihn zu. Triff mir den Sigurd gut, Guttorm! Triff mir ihn fest! Wer ist das? Meine Gattin. Sie ist krank. Hast Eine der Unheilsgewalt'gen Mächte, Der Dysen Eine mit dir heimgeführt? Hat es! Hält sie nun stets, Hält auch sie nun ihn stets. Weh mir! Ich tret' in ein unseel'ges Haus, Bin wohl ergriffen schon von seinem Fluch; Vielleicht noch zu entgeh'n der Ansteckung, Will ich alsbald es meiden. Zäumt die Rosse! Geht mit seinem Gefolge ab. zu Gunnar und Högne. Trefft mir den Sigurd gut! Guttorm trifft ihn nicht fest! Ich geh' zum Bruder. Und verlaßt mich gar? Seht fernher zu, wie euer Haus zerfällt! Habt mich! Haltet mich stets! Euch auch halt' ich nun stets! Sie spricht doch wahr in ihrem tollen Sinn; Befangen sind wir schon vom argen Netz, Und Flucht kann hier nicht retten, kann nur schmäh'n. Sag' Bruder an, was meinst du, soll'n wir thun? Berathet euch nun ihr Beiden, Bringt's zum furchtbaren Schluß; Neben euch steh' ich, laure still, Starkdunkle Wolk' am Himmel, Den Sigurds Tod will ich. Hilf mir dazu, So wahr du Högne bist, mein treuer Bruder. So hülf' ich dir und mir in Helas Reich. Schäm' dich, red' nicht so fluchbelad'nes Wort, Davor das Herz im Busen mir erbebt. Hat er doch meiner Frauen Ehr' verletzt. Ach, wie so treu war er in mancher Schlacht! Wie freudig liebvoll immerdar bereit Zu deinem Dienst! – Weiß'st du, wie er die Rosse Hinauszog zu der Fahrt nach Hindarfiall? – Sein heitres Antlitz, seine muntern Augen, Hell schien es und vertraulich durch die Nacht – O, vielgetreuer Degen! Frommer Freund! Das nun dein Lohn! Du triffst mich an das Herz Mit solchen Worten. Ja, von Listen frei, Arglos, beständig war sein froh Gemüth. – Lenk' dich zu ihm dann, Laß' mich – wahr' Sigurd? – Aber zornbrennend Blitz' ich fernher auf dich! – Ich bin zu böser Kür gestellt. – Wohlan! So bleib' mir dennoch ihrer Schönheit Lust. – Fort muß er! Sterben! Noch bedenk' dich wohl. Eh' büßt man's ab, was Göttern man verbrach, Als was dem Blutsfreund, Nun so sterb' ich selbst. Hast zwischen Sigurd oder mir die Wahl. Wer löst uns von dem ernsten Bundeseid? Du weiß'st, wir schwuren, Sigurd nie zu schäd'gen. Guttorm schwur nicht. Vollbring' denn er die That. Dafür verheissen wir ihm Faffners Hort. Aus dem Thor rufend. Auf! Meinen jüngsten Bruder holt herbei! Sagt ihm, gemeinsam ruf' des Blutes Band Ihn her zu uns, des Stammes Ruhm, sein Vortheil. Mit welchem Vorwand ihr den Mord begeht Meuchlings an einem solchen Mann und Freund, Der grausen Rache mögt ihr nie entfliehn. Du giebst nicht deinen Will'n? Was kann ich sonst? Es gilt des Bruders Leben. Fall' der Fremde, Mit ihm die Hoffnung einst'ger Blüthen uns! Sei froh Brynhildis! Schmücke dich, dein Wunsch Hebt sich zu der Erfüllung Gipfel auf, Lächle mich an aus diesen schönen Augen. Warum nicht? – Ziemt dem Mörder – nein verzeih', – Dem Helden wollt ich sagen, ziemt sein Lohn; 'S ist lächerlich, mein Gunnar, unbegreiflich, Wie oft auf unsrer Zung' und Lippe sich Das Wort zu seinem Gegentheil verstellt, Und weiß der Geist so wenig doch davon! – Mörder und Held! – Warum nicht Dieb? – So lacht doch Des droll'gen Misverstand's – das Faffners Gold Ist keine üble Beute. Wild umher Rollt noch dein feur'ger Blick, die Zunge stammelt. Laß' dich's nicht irren. Faßt ein Fieberlein, Schwach, leicht vertrieben, doch den Leib so an, Daß spät noch hohles Aug' und bleiche Wange Den Tag' lang fernen Gast verkünden. – Nicht? – Und sieh', mein Übel war ernsthafter viel, Auch bitter schmeckt vielleicht die Arzenei; – Hu, bitter! – dennoch ist die Heilung nah'. auftretend. Ich wollt' ich wär' viel Meilen weit von hier, Solch seltsamlicher Graus wohnt in der Burg, Eist mich mit kalten Todeschauern ein. Doch schicktest du mir mächt'ge Worte nach, O Bruder, von des alten Stammes Ehre, Des Blutes Band, von eignem Vortheil auch – Ich komme nochmals her. Was giebt's? – Da steht Die Tolle wieder. Laßt sie nicht zu mir. Ich könnt' in meinem seltsamen Entsetzen Sie wieder Will'n beschäd'gen. That mir's doch Von jeher wohl, Gefährlich's anzuschau'n, Die aber, fürcht' ich, reißt mir das Gemüth Im Wahnsinn fort, kommt sie mir wieder nah'. Sie ist mein Weib, ist König Budles Tochter, Und Atles Schwester Wär' sie Heimdalls Weib, Und Odins Tochter auch, und Balders Schwester, Ich spräche: fern von mir, du grauses Bild! Von aller Lieblichkeit war sie die Krone, Wird's wieder sein, Frühling nach Wintersnacht, Sieht sie an einem Frevler sich gerächt, Der ihrer Ehre klaren Schein getrübt. Was? Solchen giebt's? Und sie ist deine Frau? Und er, er athmet noch? Ein theurer Schwur Knüpft Högne, knüpft auch mich, ihn nie zu schäd'gen. So kam ich ja zur rechten Stunde heim. Wer ist er denn? Sigurd. Der Schlangentödter? Recht; eben der. Das ändert das Geschäft. Vor vielen Feinden stand ich kühn und stark, Mit dem sich messen ist ein Werk für Thoren, Dieweil noch Niemand seiner Kling' entrann. Man stirbt nur Einmal. Ja. Doch nicht sobald, Und jeder Tag bringt heitre Lebenslust. Ich bin noch jung, hab' deren viel zu hoffen. Sein Tod bescheert dir Faffners reiches Gold. Gold leuchtet weit; nicht bis in Grabeskluft. Du sollst ihn auch nicht Mann an Mann bestehn – Wenn er entwaffnet in des Weibes Armen Des Schlummers pflegt, dann tritt hinzu, dann triff. Das dünkt mich nicht ein königliches Werk. Traf er doch Faffnern auch mit schlauer List; Es scheint, nur solche That gewinn' den Hort. Den Hort! Den Goldeshort! Reich wär' der Lohn, Und reich, wie es auch käm', doch stets der Ruf: Den Schlangentödter schlug der Guttorm todt! Kommt mit mir in mein schweigendstes Gemach, Die That mehr zu besprechen. – Scheu' dich nicht, Du junger Held, vor mir. – Du hörtest ja Wohl eh' von den Walküren? Ja. Sie ziehn Den Wahlplatz erst hindurch, zu küren sich, Wer im ruhmvollen Streite fallen soll. Und wen sie küren, der erblickt alsbald Ihr leuchtend Antlitz; freud'gen Schreckens voll Bricht er durch Todesnacht in Wallhall's Säle. Sieh' was dich schreckt in meinem Angesicht Als der Walküre freud'ges Schrecken an. Wer frühe fällt, lebt viele Noth nicht mit. Auf keinen Wahlplatz schickst du mich hinaus, Vielmehr an eines Unbewehrten Bett. Folg' nur. Du bist noch wegematt. Es steht Ein wundersam Gericht in meinen Kammern. Auf goldner Schüssel, kecker Stärkung voll. Folg' und geneuß. Dann tritt in unsern Rath. Gehn. Alle ab. 6. Akt Sechste Abentheure. Sigurds Gemach. Gudruna auf einem Ruhebett sitzend. Sigurd schläft, den Kopf in ihrem Schooß. singt. Linder, leisathmender, Glieder lösender Schlaf, Komm' mit der kühlen Nacht, Kühl' mir dies Heldenhaupt, Das vor dem grimmen Graus Gewalt'gen Zorn's und Neid's, Weichtauchend in deine Wogen, Will suchen Wiege bei dir. – Ja, Wiege! Denn als wie ein schuldlos Kind Hat er sein freud'ges Leben durchgespielt, Und darf drum eingewiegt wie Kinder schlafen. O du gar frommer, freundlich milder Held! Reich hast du Vielen Guts erzeigt, ja All'n, Die mit uns dieser Veste Giebel birgt. Und wie sie nun dein Leben dir verwirr'n! Das ist der Welt Dank! – Still! Er regt sich, – Singt. Schlaf' du! Im Schlummer vergiß Schmerzlichen Truges Gram. Schlaf'! Wiege dich, wieg' ein, Was dem Gemüth weh' thut. Die hier, die über dir Anstimmt das leise Lied Hat ja nur Theil am Jammer, Doch Theil ja nicht am Trug. Ich hab', ich Arme, mir die Augen schon Fast wund geweint. – Sehr schön ist mein Gemahl, Sehr mild, sehr ritterlich, ein Ebenbild Der Götter selbst in ihren lichten Hallen, Und meines Herzens ganz allein'ges Lieb – Doch so ihn haben, war ein schlimmes Spiel Für mich, für ihn. Ihm nahm es fort sein Lieb, Mir meines Lebens Heil, auch fürderhin Des Lebens Würdigkeit. – O weh' uns Zwei'n! – Wir können's nicht genugsamlich beweinen. – Die Thränen woll'n in meinem glüh'nden Aug' Versiegen. – Daß kein neuer Donnerschlag Nur neue Regenfluthen mir erweckt! – Waa sprach ich? – Ach, ich sprach wohl nur im Schlaf. Denn wahrlich, schwer bedrückt mich sein Gefieder. – Man singt die Kinder ein. Ihr Menschen habt Mich eingeweint mit meinen eignen Thränen. Bitt' euch, gönnt mir die schwer erworb'ne Ruh'. Entschläft. auftretend. Wolfsfleisch und Otternbalg! – Seltsame Speise! – Zumal zum Abendbrod, wenn gleich darnach Der Mond aufgeht roth über'n Bergwald her, Und Nachtgespenster auf Gewitterwolken Durchreiten das schweflichte Himmelszelt. – Ja seltsamliches Essen war's gewiß, Doch tischt' es mir die Schwäg'rin trefflich auf, Und hat mir recht den Sinn damit erfrischt. Mir ist 'was wild zu Muth. – Hei nun, was schadet's? – Es wird gewittern diese Nacht. Weiter vorgehend. Ho, ho! Bin wohl schon in des Schlangentödters Zimmern? – Da schläft ein Mann, hat in des Weibes Schooß Sein Haupt gelegt. – Das Weib ist meine Schwester. – Ganz Recht; soll Sigurd doch mein Schwager sein; Ich hab's in fernen Landen schon gehört. Doch schirmt's ihn heute nicht. Ich mach' ihn tod Und bring' sein Haupt der Schwäg'rin zum Geschenk. Und lohn' mich selbst mit seinem Goldeshort. Blutig und güldin scheint der Mond! Gut Zeichen Für mich! Naht sich den Schlafenden mit gezücktem Schwerdt. Das bist du nun, du Schlangentödter! Noch bist du's. Bald sagt man, er ist's gewesen, Und Niemand schaut ihn lebend fürderhin, Als noch vielleicht das Weib, wenn sie vom Schlag Der Kling' und seinem letzten Stöhnen auffährt. – So will ich mir ihn doch vorerst beschau'n. – Viel edles Antlitz, viel gewalt'ger Leib Gesell' euch dacht' ich in die Schlacht zu ziehn – Nun seh' ich euch zum erst' und letztenmal, Und solcher Weise seh' ich euch! – 'S ist seltsam. im Schlaf redend. Hör' an, mein Sigurd – will dir was erzählen. Was will das Weib? Ich bin nun auf dem Weg Zum Faffners Schatz, – den muß ich haben, Weib, Und wärst du zehnfach meine Schwester. träumend. Sigurd! Hör' doch mein Mährchen, starr' nicht vor dich hin. Weck' ihn mir nicht. Es wär' eu'r Beider Tod. noch immer im Schlaf. Denn als der Mörder zu dem Helden trat, Bleich in der abgebrannten Kerze Licht – Seh' ich so bleich? Wir wollen schlummern, Liebling. Thust gut dran. – Ha! Er regt sich, zieht die Brau'n – Und wären's Odins Brau'n und würfen sie Mir lauten Donnerschlag herab auf's Haupt – Stirb! Eh' des Auges grasser Blitz erwacht! Stirb! Er trifft ihn mit dem Schwerdt. Ein Blutstrahl steigt aus der Wunde. Böser Springquell! wie das sprudelt! sich aufrichtend. Gramur! Mein liebes Schwerdt! umherschleichend. Still! Wo die Thür? Will fort! Sie haben dir den Herrn erschlagen, Gramur. Da liegst du, blanke Klinge. Letzten Dienst Erzeig' mir. Wär' ich fort? Da schleicht der Mörder! Guttorm flieht; Sigurd schleudert das Schwerdt nach ihm und trifft ihn. Guttorm stürzt vor die Thür. Unthier, heimtück'sches Unthier, bist nun tod, Thust keinem Schlafenden hinfort wie mir – O weh', mir hat gar Schlimmes er gethan – Sinkt wieder in Gudrunens Schooß zurück. erwachend. Mir hat von einem kühlen Bad geträumt – Es fluthet, quillt auch um mich her – was ist das? Die Wellen roth – Ist deines Mannes Herzblut. Weh'! Weh' Bleib' still, mein zartes Weib. Es ruht Sich lindernd hier in deinem weichen Schooß. Gönn' mir die süße Lagerstatt zum Letzten. – Ein dunkles, kaltes Bette wartet mein. In meinem Arm getroffen mir mein Lieb, Mein holdes Leben todt in meinem Arm! O weine nicht so sehr. Mit deinen Thränen Triffst du mich mehr, als Jener mit dem Schwerdt. Beruh'ge dich, du Sigurds schöne Wittib. Du bleibst nicht hülflos in der Brüder Schirm, Denn was auch ihren Sinn zu solcher That – – (Heiß brennt mir's in der Brust!) – hat aufgereizt, – Des eignen Bluts vergißt man nimmermehr, Und deren nicht, die an den gleichen Brüsten Mit uns gesogen. – Nur zu beklagen ist, daß unser Sohn Noch nicht im Alter steht, wo man vor Feinden Zu hüten weiß den Pfad. – Nein, weine nicht. Brennen dir meine Thränen in die Wunde? Nein, in die Seele. – Man hat schlimm gethan, Daß man erschlug den eig'nen Blutesfreund, Den Schuldlosen, Hülfreichen, stets Getreuen. Nicht klug beriethen deine Brüder sich, Und leid ist's mir um euren ganzen Stamm. Sei nun zufrieden mit mir armem Weib, Was du gewollt, geschieht. Ich weine nicht mehr. Gleich trocknen Perlen starren mir die Thränen Im Aug'. Wie wir beisammen in der Nacht Besprechen unser rettungsloses Leid, Schau' dich dein bleiches Antlitz, deiner Brust Blutstrom, und meine Wangen strömen nicht. Vielleicht wenn du auf mich den letzten Blick Gerichtet hast, geschlossen nun auf immer Die Wimper, und das Heldenangesicht In regungslosem Starren, – dann vielleicht Bricht's los. – Des Übels Schuld und meines Falls Steht bei Brynhildis; thör'ger Liebe voll, Sieht sie mich lieber tod, als dir vereint. – Nur halb hab' ich der Weissagung geglaubt, Nur halb der Vögel warnendem Gesang – Heut schreitet die Erfüllung zu uns ein, Grau'nvoller Gast, viel künft'ger Schrecken Mutter; – Denn diesem Anfang reißt sich Folg' und Folge Hinrollend nach – lang' geht's noch also fort – Nicht mehr für mich – für mich ist Dunkel. – Stirbt. Tod! Will dich bekränzen, lieber Bräutigam! – herzueilend. Auf! Auf! Mein königlicher Herr! zur Rache! Dein königlicher Herr steht nicht mehr auf. Er schlief zum langen Schlummer eben ein In meinem Schooß. Blut? Mord? Auch hier? – O Götter Welch ein Gespenst durchrast die alte Burg! Was sonst von Blut? Von Rache? O, dich trifft's, Herrin, mit Todesschlag – Willkommen mir! Sag' an. Erschlagen dein und Sigurds Sohn. Fahr' hin, mein holder Knab'! Grüß mir den Vater. In seinem Bettchen schlief er neben mir. – Da hör' ich's rauschen durch die Kammer plötzlich Vom Auge mir der Schlaf – das Knäblein stöhnt. – Liegt blutig, kalt, – doch immer lächelnd noch. – Das macht, der Vater hält ihn auf den Knie'n In Walhall's Burg, – schenkt ihm des süßen Meth's, Zeigt ihm die alten Helden seines Stamm's Und Kindlein greift nach ihren goldnen Kronen, Nach ihren blanken Waffen, – stammelt Gruß – O Herrin, wein' dich aus, – o weine doch – Der Jammer greift dir tödtend an das Herz, – Dir stockt das Blut – ergeuß durch deine Augen Die lindernde, heißquill'nde Fluth! Wird schon – Wird sich ergiessen schon – ein mächt'ger Quell, Ertränkend meines süßen Freundes Mörder. – Fluchladend auf ihr Haupt. – Doch jetzt sei still; Faß diesen Todten an, trag' ihn mit fort – Wohin? Fragst du? zu seinem lieben Kind'. Die Beiden, die in Wallhall's Sälen spielen, Soll'n auch beisammen hier auf diesem Grund' In blut'gen Trümmern liegen. – Ach, wie hold Im Tode noch. – Faß' ihn auch sanft an – hörst's? Sie tragen den Leichnam fort. Brynhildens Gemach. Brynhildis prächtig geschmückt. Gunnar. Du leuchtest herrlich durch die dunkle Nacht, Juweel, an Fassung reich und eigner Schönheit. Man muß sich schmücken, so am letzten Tag' – Sagt' ich des Lebens? – Nein, das meint' ich nicht – Am letzten Tag der rachelosen Schmach. – Geht Morgen nun das neue Sonnenlicht Herauf, – ich denk', es soll mich nicht mehr kennen. Und käm' nie mehr ein Sonnenlicht herauf, Und lägst du tief im Erdschooß, – freudig hell Schien' doch dein Glanz empor. 'S kommt auf die Prob' an. Nur einen Kuß von diesen holden Lippen! Nur ein Umfangen dieser weissen Arme! Theu'r hab' ich es erkauft. Erkauft? Noch nicht. Noch athmet Sigurd. Nein, ich glaub' es ist Die That bereits geschehn, denn Nacht durchlief Schon ihre Bahn weit über'n Mittelpunkt Hinaus. Was? Er schon tod? Kommt ja kein Bote. Wer weiß! Im Sterben trifft des Ures Zorn Den allzukecken Jäger tödlich oft; Vielleicht, daß Guttorm nie mehr Bothschaft bringt. Ach, 's ist um dieses taube Werkzeug nicht; Doch ein verfall'nder Stern trüg' schlimmen Graus Weithin durch's Weltrund, – und wir sollten's nicht Erfahren, läg' im Haus hier Sigurd tod? – Horch! – Horch! – Es ist der Sturm. Nein. Horch? Es schreit! Das ist die Weh'klag' aus dem Norderthurm. Weh'klage, Freilich. Man hört Geschrei. Kommt uns immer näher. Unheil! Unheil! Heilloses! Hörst nun? Die grause Todtenfei'r beginnt. hinausrufend. Wachten! Was lermt so? von aussen. Woll'ns nicht sagen – nicht Mit solcher gift'gen Kund' entweih'n die Zunge. – Hör' deine Schwester, König. – Alle Säle Der weiten Burg erfüllt ihr Jammerruf. Darfst du ihn rächen – thu's. Schlimm ist die That. Hörst du, Brynhildis? Ja, ich hör' recht gut. Nun liegt erschlagen zweifelsohn' dein Feind. Horch' Lieb! Wie unsre helle Nacht'gall singt! Es rieselt her die purpurfarbne Welle. näher. Habt ihr's gefangen? Haschtet ihr's Wild ein? Blutige Jäger, Blinde Jäger ihr! In eurer Hüfte Haftet der Speerschaft! Traft euch recht trefflich, Tratet in's Netz nun selbst. Brynhildis erhebt ein wildes Gelächter. Was lachst du? – Lache nicht! – Bitt' dich, halt' ein; Von draussen jener unheilschwangre Laut, Und hier im Zimmer dein verzerrtes Antlitz! Denn Freude nicht, auch Sieg nicht lacht aus dir, Nichts weiß von deiner tollen Lustigkeit Das Herz in deinem Busen – Todtenbleich Wird deine Farbe. – Bist dem Tode nah'. Das wird sich noch ausweisen. Hör' nur erst Noch diese an, die durch die finstern Hallen Der Burg herschreitet, zu verfluchen uns. – Fluch' keck, Niflungenkind, Gudruna, fluche! Ich leih' dir Zunge gern, leih' dir Gehirn! Högne tritt auf, vor Gudrunen flüchtend. Laß' ab von mir, du schlimme Weissag'rin! Ich schlug ihn nicht. Verbirgt sich hinter Gunnar. Nein! Hinter'm Stellnetz Standest du zitternd, Als fürstlich umschau'nd, Sich Feind dir nahte; Er, Feind nur euch, – Freund Freudiger Götter, Freund milder Menschen, Mir all' mein Leben. Oh! Oh! Ihr habt unbrüderlich gehandelt! Ihr steht, starrt an mich, Verstockt, ohne Thränen. War't ihr Verwandte? Und wendet euch klaglos weg? Grane, sein gutes Pferd, Gebückt steht's, grämt sich, Legt sein Haupt in's Gras – Lieb hatt' ihn Alles – nur ihr nicht. Fluch' grimm'ger! Du bist zahm noch wie ein Lamm! – Hätt' mir den Sigurd wer geraubt, und so! – Hinab schon bräch' in unterird'schen Graus Vor meinen Worten dieser Veste Grund. Fluch', sag' ich! Treugst dich, grimme Feindin! Wie? Mit euch noch irgend was – und sei's um Rache – Zu schaffen haben? – Noch mit dieser Burg? Nest aller bösen Geister, drin wir wandeln; Fall', steh', wie's der feindseel'gen Macht gefällt! Ich weiß viel bessern Weg, viel rein're Luft! Draussen im Dunkel Duftiger Haine, Weit durch den Bergwald Will ich mich ergehn. Hochflüchtige Hindin, Daheim in der Wildniß, Lagr' ich am Bach' mich, Lullt mich mein Wehlaut ein. Hinaus! Hinaus! Wo's keine Brüder giebt! Und laßt mir den guldigen Hort, Glänzend von Faffners Erb', Laßt mir ihn ruhn – hört? Fluch lagr' ich darauf – hört? – Mag nicht den Schlimmen, Doch ihr, ihr Schlimmen, Sollt's auch nicht haben, Sehn nicht die Glanzpracht! – zu Gunnar. Die Mordthat ist geschehn. Nun kehr' dich auch Nicht an der Schwester faselndes Gebot. Guttorm ist hin. Wir theilen Faffners Gold. Versteht sich. Leis' flüstert ihr zwar, Doch leise auch hör' ich; Wollt reiche Herrn werden, Wägend das Gold euch zu. – Ich warnte, – wirkt ihr! – Wenig lockt mich Gold – Viel draussen die Thaunacht, Thau meiner Thränen viel! Zieh' nicht so einsam fort. Es brächt' uns Schmach. Seid ihr klug, so laßt ihr mich, Seid ihr thöricht, haltet mich, Seid ihr toll, so sucht mich auf – Ach, so wird's kommen; ach, ich merk' es wohl. Doch ich beschwör' euch, laßt mich in der Waldnacht. Ein luft'ges Elfenkind Leb' ich im tönenden Leid, Im Lied, wo Bach drein braus't und Baum, Suche mir Fäden bunt, Fädle die Nadel ein, Wohne webend in wüsten Mauern. Fahrt wohl! ihr Freunde sonst, Fährliche, blutige Feinde nun! Bleib' Alles zurück, blaß' Alles aus! Einsiedlerin, trauernd süß, Senk' ich den trüben Blick, – Mein Weinen mir Weide, Thräne mein Trank! Gut' Nacht, ihr allzumal. Ihr wohnt hier prächtig, Doch draussen wohnt sich's besser. Luft! Luft! Luft! Eilt ab. Brynhildis lacht. Was? Bricht das grause, höhnische Getön Durch deine bleichen Lippen wieder vor? – Ha, du verdientest, deinen Bruder Atle Gefällt zu sehn vor dir in seinem Blut, Zu sorgen jetzt um seine Grabesfei'r, Wie wir um unsern Blutsfreund, unsern Bruder Nun jammern müssen, und auf dein Gebot! – Ich klag' auch nicht, daß meinen Willen ihr Nachlässig ausgeführt. – Ihr war't recht schnell. – Was Atle, meinen Bruder anbetrifft, Der achtet euer Drohen gleich dem Leuchten Hellblanker Schüsseln, überlebt euch all', Wird mächt'ger sein, als ihr. Denn eu'r Geschlecht, Niflungen, wirft in's Unheil diese Schmachthat; Lasten auf euch wird Meineid's Buße schwer, Die ihr den Helden, stets an Hülfe reich, Den Frommen, der kein Böses euch gethan, Den Bessern viel als ihr, des Reiches Säule, Den Treuen gegen Gunnar, der sein Bett Geehrt mit scheidendem zweischneid'gem Schwerdt, – Die ihr so viele Männlichkeit und Frommheit Gestürzt mit Einem Schlag, der meuchlings traf. O still! Du reiß'st mein ganzes Herz entzwei. Hast mein's zerrissen mir durch argen Trug; Sigurd hat meine Treu' – will sie ihm wahren. Denn was Niflungenlisten uns gestört, Mein holdes Lieb, vollende nun der Tod. Nicht solche Worte! Sigurds Todesbraut Steht zürnend vor dir, ehrvergeßner Mann. Nicht also. Mildre dieser Augen Blitz, Laß' wieder leuchten sie in Lebenslust, Gönn' meinen Armen – Will sie umfassen. zurückspringend. Fort! Bin Leiche schon. Laß' ab, du thör'ger Bruder. Zieht sie's hin In's dunkle Lager unter'n Runenstein, So laß' sie machen, lebend bringt sie noch Verderben über unsern ganzen Stamm. Erräthst es, Schwägerlein. Ihr seid verloren; Doch ob ich leb' ob sterb' – ihr bleibt es doch. Für's Schlimmste bürgt mir dieses gute Schwerdt, Das Gramur hieß in Sigurds Kämpfen hell. Was? Solch ein Werkzeug wär' in deiner Hand? Schau's hier. Von Guttorms Leiche nahm ich's fort; Den traf's, und ward nun Sühngeld mir und Beute. Das Gramur! Ja! Ja, ich erkenn' es wohl, – Ach, lieber Gramur, vielgeehrte Waffe! – Dank, Högne, daß du mir den Freund gezeigt. – Gold her! Mein Gold all'! Meine Dienerschaft! Was hast im Sinn? Du weiß'st es ja, brauchst nichst Zu eifern ob des Bräut'gams blasser Nähe. Der nach mir ausstreckt seine kalte Hand. Zofen und Diener Brynhildens treten auf, Gold herbeitragend. Streut's aus! Die Schätze auf den Estrich aus! Goldlager will ich! Streut mehr Gold! Noch mehr! Es geschieht. Auf Gold schlief Faffner; nennt man doch seitdem Das Gold nur Faffners Lager. – Ach, du rufst Mich an aus tausend Stimmen, edler Held! – Mehr Gold! – So! Habt ihr alles ausgestreut? – Recht wohl. Ein blanker Teppich liegt umher, Nun nehmt davon, was eure Seele freu't, Ihr, Zofen, Diener, nehmt. Ich schenk' es Euch. Was zögert ihr? 'S ist meine letzte Gabe. – Wie? Oder wollt ihr mir die Lagerstatt Nicht erst zerwühlen? – Das ist freilich recht; Doch wenn ich fort bin, bitt' euch, nehmt es all'. Bis dahin – Ha, was zögr' ich? Indem sie Högne das Schwerdt entreißt und sich damit verwundet. Gramur hilf'! Sie sinkt. Ihre Zofen halten sie. Weh' mir! Was bleib' ich nun? Ein Todtenbild, In dessen knöchernem, kalten Gebäu Noch die Gebein' etwas zusammenklappern, – Tod ist dein Losungswort, du selbst bist hin. Zu ihren Zofen. Laßt mich nur sinken auf die goldnen Münzen, Reichfunkelnden Kleinode hin, – laßt mich – Denn Blut auf Gold erschafft gar kecken Schein. Blut ist ja lebend Gold, und Gold – Ihr Kinder – Ist ja hellglänzend, schöngeläutert Blut. Es leuchtet aufwärts – aus der Wunden auch Leuchtet herab der Strom – Ich geh' verloren. Sie war mir theu'r und lieb vor aller Welt – Hin sie! – Fortan die ganze Welt mir feind. Mein Gunnar! Bleib' gesetzt. So sprecht ihr, Thoren. Doch keiner weiß, wie mir zu Sinn' nun ist. Sigurd liegt tod, mein alter Schlachtgesell, Brynhildens Wunde strömt von Herzensblut, Ich bin durchaus im Elend. Thust mir leid, Du armer Gunnar, mit den bleichen Wangen. Das ist Heut viel zu spät, blutgier'ges Weib; Verlobt verehlicht dich hast du nur mir, Und gehst geleitlos nun den schlimmsten Gang. O hätt' ich das gewußt! Nur deiner Schönheit Hellstrahlend Licht hielt zu der That mich wach. Trug gegen Trug. Niflungen, nehmt vorlieb! Nun, Gunnar, hör' mich an – Nachher dein Trösten; Jetzt erst mein Bitten dem Gemahl. – Hörst du? Hörst, Gunnar, meinen Will'n? Mit Leib und Seele. Laß' einen Scheiterhaufen hoch erbau'n Auf nächt'ger Ebne, mein und Sigurds Bett, Umher der Teppiche viel reiche Zier, Gefärbt von frisch vergoßnem Menschenblut. Zu meiner Seiten lagert ihn, den Herrn Von Niederland, zu seiner Seiten die, So mit ihm fielen; sein dreijähr'ges Kind, Das zarte Knäblein Siegmund, dem zunächst Guttorm, den Mörder; – dann zu seinem Haupt Zwei meiner Dienerschaft, zwei zu den Füßen – Noch außerdem der besten Falken zwei – O lieber Held, mit deinem Falkenaug'! O, holder Jäger, ziehst nicht mehr zur Jagd! – Auch Gramur lieg' zweischneidig zwischen uns, Wie, als auf Hindarfiall gemeinschaftlich Das Brautbett uns vereinigt und getrennt. – Wenn arme Leut' aus Fürstenthüren gehn, Schlägt hinter ihrem Tritt die Thüre zu, Denn kein Gefolg geht nach – das treff' uns nicht. – Nur klein ist unsrer Todtenhochzeit Pracht, Wenn acht der Zofen, acht der Diener auch, Die mir, der Braut, mein Vater einst geschenkt Mit brennen in des Scheiterhaufens Gluth, Zusammt den Andern, die mit Sigurd fielen. – Thust du, warum ich bat, o Gunnar? Schon Erhebt den Scheiterhaufen mein Gebot, Senkt mich zugleich abwärts von aller Lust. Ach, träum' nicht. Gramur, du geehrtes Schwerdt, Du schiedest uns vordem, wirst nun Brautführer, Bahnst die Brautstraße mir mit rothem Blut. Wein' doch nicht so unmäßig, Bruder mein; Für eine Frau giebt's Tausend in der Welt, Und wem der Faffners Hort zu Diensten steht, Dem ist auch alle Liebeslust bereit. Meinst du's? Meinst du's? – Mit deinem Faffnershort! – Du siehst vor all' der Goldesblendung nicht Den schwarzen Fluch, der grau'nvoll drüber hin Die nächt'gen Flügel dehnt. – Es reißt euch abwärts In thöriger Betäubung. Gold bleibt Gold. Und ihm das best' in aller Welt zu Kauf. Du armer Thor! Noch um den blut'gen Schatz Werden in Todeskrämpfen dir die Glieder Zusammenzucken. – Gunnar folgt dir nach, Sobald er erst dein zuckend Herz gesehn. Das schlägt in einer wohl bewehrten Brust. Nicht Panzer schirmt, nicht siebenfaches Erz, Wohin Geschick zielt und Vergeltung. Droh' nur. Du bist halbtod, wir beide leben noch. In deinem Leben lebt mein drohend Wort, Ob du's mit kecker Zung' auch überschreist. – Hohl braust der Rhein durch dieser Nacht Ergrau'n, Schleuß auf den Wasserwall, du tiefer Rhein, Denn theure Gabe wird dir bald zu eigen: Das Faffners Gold, versenkt durch diese Zwei, Vorsichtig tief auf deinen Grund versenkt, Doch ihnen nie Genuß, und nie der Nachwelt, Die, blöd' erstaunend, nicht einmal vom Hort, Der wundervollen Mähr' vertrauen wird. – Fleuß, Herzensblut, doch fleuß nicht allzuschnell! – Ich muß noch erst den Scheiterhaufen sehn, Drauf suchen meinen Liebling. – Brennt's noch nicht Das hochzeitliche Feu'r? – Du stummer Gunnar, In deines Kleides Falten trüb' verhüllt, Dich frag' ich – ist mein Wille nicht geschehn? Gunnar winkt. Ein großer Vorhang im Grunde rollt auf. Man sieht auf der nächtlichen Ebene den Scheiterhaufen brennend. Sigurds Leichnam darauf. Alles nach Brynhildens Worten geordnet. Willkommen! – Auf der bleichen Lippe bebt Mir noch für euch, ihr Menschen, manch' ein Wort – Die Wunde, strömend heiß, strömt es mit weg, Läßt mir die Seel' heraus vom dunkeln Wohnort, – Und was auch zögern, wo mein Liebeslicht Hell lieblich funkelt durch die finstre Nacht? Sich aus den Armen ihrer Frauen aufrichtend, und nach dem Scheiterhaufen zugehend. Laßt nur, ich wanke nicht. Die Flamme leuchtet Mir zu dem letzten Pfade klar genug. Glühte nicht lockend deinem edlen Muth, O lieber Sigurd, Wafurlogas Flamme? Das ist der Brautgang, für uns zwei bestimmt: Durch droh'nde Gluth zur süßen Liebesgluth. Du kamst zu mir erst, nun komm' ich zu dir – Lächelst, mein holder Bräut'gam? Wie lichtherrlich Die Funken fliegen, kränzend dir das Haupt! Hinein! dem glüh'nden Herzen thut's nicht weh! Stürzt sich in die Flamme. Gunnar lehnt sich in Högne's Arme, die Andern sinken erschreckt in die Knie. Aus den Rauchwolken des Scheiterhaufens gestalten sich die drei Nornen. Sie singen. Aus dem Holze heiß hoch wirbelt's, Herzen klopfen, Kniee schlottern, Haare flattern, blutbaar sind Wangen – Keiner kennt uns, – was wir meinen Klingt doch im Sinn durchdringend wieder – Keiner hört es, verstört hat's Alle. Ich, schon gewordne Schwester, um Mord Schrei' nun, o gewaltige Gegenwart, Werdandi dich, nach Rache dich an. Es lag der Held erschlagen – lenk' du's, Lenk' nun du die Schmach zur Rache – Was ich nicht zahlte, das zahl' nun du. Nicht reif zu greifen das Richterschwerdt Rausch' ich machtlos durch die Nacht hin, Wende mich weg von blut'ger Spendung, Dein Klagen, es klingt mich an, es nagt, Entkleidend der Lust mich, an meiner Brust – Doch ich beuge still mich, Beute der Trau'r. Schweigt ihr im Gram? Greis't namenlos? Grimm steigt Unheil, ich heilig auf, Tröst' euch, ihr zwei, die Trug entweiht hat. Wahrheit wächst still, Wahrheit wächst klar, Wird richtend wandeln, leuchtet durch mich, Leuchtet her, ferne Feuersäule. Trug über die Trüger, Trug und Lug, Tröpfelnd Blut derer die Blut geschöpft, Wehschrei den Weheverbreitenden! Liederpreis in lichten Kreisen, Lange Zeit hinaus dem Helden, Dem Frommen, frei von entweihender Schuld. Komm', rächende Kön'gin, wir lechzen nach dir, Künd' uns der Rach' und Schuld Verbündung! Ich eile nicht, ich weile nicht. Wir gehn Alle den stäten Gang, wir sehn Gericht erhoben und auch geschlichtet, – Lauf', Menschenkind, entlaufst uns nie! 2. Teil An Fichte An Fichte Wo dicht an der uralten Wurzelkraft Der Sproß aufschießt in unverstellter Lust, Ist nah' ihm auch der Erde dunst'ger Graus, Ihr schwarzes Dunkel, samt der Migestaltung Von Schlangen, Molchen und von Kindern sonst Der alten Nacht, die tief in Hölen wohnt. Drum, wer sich an der Blüthen heiterm Licht, Am unschuldvollen Grün der lieben Blätter Erlustigt hat, der schrecke nicht zurück Vor dem, was unter solcher Milde lau'rt, Ausbrechend vor der strengen Forschung Kraft, Oft auch vor Himmels Sturm, der Wurzeln umwühlt, Vor Himmels Blitz, der keck aufreißt den Grund. So ging's, (stets ahnend Vorspiel spielt Natur, In ihren Bäumen, Blüthen, tiefen Keimen), So ging's mit all' der Menschenvölker Lauf, Deß' Zeuge sei (statt vieler Andern Eins!) Der Pelopideu fluchbeladner Stamm, Von Atreus und Thyest die blut'ge Mähr', Aegisthos Rachethat in Mord gerächt, – Wir kennen's, wenden nicht davon uns weg. So gönnt dem Norden auch sein strenges Recht, Und seh't männlichen Auges in den Graus, Der alles Lebens dunkle Wurzel ist. Nicht zürnt dem Dichter, der dahin euch führt. Auch ihn oftmals ergriff's, riß ihn zurück Bei'm sträubenden Gelock aus solchen Grüften, Darin der Tod ein blut'ges Siegerthor Sich aufbaut, drüber prangt der wilde Haß. Nur selten klang von Sigurds Herzlichkeit, Von Sigurds Mild' ein süsser Laut herab, Noch seltner halbverirrten Scherzes Wink, Mahnung an jenes Helden beß're Zeit. Doch auch der Rache dunkler Hölengrund, Er will durchschritten sein, vom Fackellicht Beleuchtet auch der Warnung ernste Bilder, Die sich zusammenreih'n um Sigurds Grab. Wollt ihr nur weissen Schein des Nordlichts sehn? Die blut'gen Streifen nicht an dessen Saum? So wär's ja Nordlicht nimmer, wär' was andres, Das Euch in das furchtsame Auge schien'. Die Sage will ihr Recht. Ich schreit' ihr nach. Wer einmal ihr gehört, hat sich ergeben, Zu ihrem Priester, spricht es treulich aus, Was einruft in sein Lied ihr heil'ger Mund. Wer sie verkleidet will, der folg' uns nicht. Hier zeigt sich schonungslos ihr ernstes Antlitz. Du aber, dem zu eigen angehört Was aus ursprünglich deutschem Leben quillt, Der milden Blick auf Sigurds Thaten warf, Erfreu'nd, ermuthigend des Dichters Herz, Du wirf auch gleichen Blick's erfreulich Licht Auf dies Gewirr des rachverströmten Blut's. Dir ward gegeben ja, zu heiligen Mit klaren Sinn's Durchschau'n, was trüb' und wild Dem endlich schwachen Aug' vorüber rollt! Sigurds Rache Personen Personen des Vorspiels. König Gunnar. König Högne. Gudruna, ihre Schwester, Sigurds Wittib. Grimhildis, ihre Mutter. Ein Bote. Gefolge. Personen der Rache Sigurds. Atle, König der Hunnen und Sachsen. König Gunnar. König Högne. Gudruna, ihre Schwester, Atles Weib. Ortlieb, Asmund, zwei Knaben, Atles und Gudrunas Kinder. Ihr Hofmeister. Blödel, Atles Bruder. Herke, Atles Buhlerin. Niflung, Högnes Sohn. Glamwor, Gunnars Weib. Kostbera, Högnes Weib. König Dietereich. Sein Knecht. Wingo, Reidbold, Atles Diener. Ein Goldschmidt. Krieger, Zofen und Diener. Vorspiel Vorspiel. Dichter Wald. Eine alte Burg im Hintergrunde. Gunnar, Högne, Grimhildis treten mit einigem Gefolge und einem Boten auf. Fürwahr, man ging' vielleicht den letzten Weg Nicht mit so viel Beschwerniß und Mishagen, Als diesen dorn'gen, klippenvollen hier! Der Bursch führt Einen noch am Ende falsch. Es wird wohl recht sein. Denn Grudunens Muth War stechend wild, als sie von uns entwich. So hat sich Gleiches gleiche Bahn erseh'n, Wie ja der Ruf uns auch verkündete, Sie haus' in Mitten wald'ger Einsamkeiten. Du wirst nun auch schon alt, vielweise Mutter, Und glaubst deshalb was dir ein jeder sagt. Meinst du? So hättet ihr mich lassen soll'n. Einsam mich lassen in dem zaub'rischen Gemach, drin ich mein seltsam Wesen trieb, Zum Spiel noch brauchend, was eh'mals die Welt Erschütterte nach meinem zorn'gen Will'n, Jetzt die nur beben hieß, die zu mir ein Den kecken Fußtritt lenkten. Ja, schaurig sah's, unheimlich bei dir aus. Im Zimmer strich's an Einem kalt vorbei Als wie mit Fitt'gen einer Fledermaus, Und wollt' man sich erhohlen, trat an's Fenster, So rauschte tief herauf der alte Rhein, Als lüd' er Menschen in sein feuchtes Grab. Seh't ihr? Warum mich holen? Ich war todt. Warum zurückbeschwören mein Gebein In diese Welt, draus ich mich selbst verbannt? Du gingst in deine Klause, weil dir schien, Die neuheraufgewachsne Menschenart Verehre dich nicht mehr in alter Demuth. Jetzt aber brauchten wir dein künstlich Thun. Laßt's immer aus dem Spiel, so lange ihr könnt. Ihr saht wohl eh', mein zaub'risches Beginnen Braut lust'gen Leuten keinen guten Trank. Es giebt auch keine lust'gen Leute mehr. Seit ich des Sigurd rothes Herzblut sah, Brynhildis dann mit ihm in Flammen lodern, Hab' ich nicht mehr und wohl kein Mensch gelacht. Wie das mit hohlen Spiegelaugen sieht Und bild't sich ein, es seh' Niemand was anders. Frisch auf, ihr Herren Kön'ge! Strengt euch an! Du führst uns in der Irre toll rundum. Ist das ein Königsweg? Ich weiß es nicht. Allein ihr seid doch Beide eben drauf, Und wenn's sonst keiner war, so wird er's nun. Zudem, wer was begehrt, der streck' die Hand aus, Wer kommen will, der scheu' die Reise nicht. Es giebt nichts auf der Welt ohn' etwas Müh'. Die schwerste habt ihr doch im Rücken. Seh't Nur ein paar Schritt', so steht ihr vor der Burg, Drin die kunstreiche, weise Frau sich aufhält, Die eure Schwester sein soll. In der Burg dort? Nicht anders. Sagt ich's ja. So hat sie doch Sich in der That recht düstern Ort erwählt, Und schwer wird's halten, sie daraus zu ziehn, Denn (bei mir selber ahn' ich's) wer einmal Den trüben Geist in trüb einsiedler'sch Leben So recht hat eingetaucht, verläßt's wohl kaum. Ihr wollt nicht 'nein zu ihr? Wie meinst du, Högne, Wenn du allein die alte Burg beträt'st? Was uns der Schwer Huld gewähren soll, Liegt dir so nah', und näher wohl, als mir. Ja, aber du hast nicht so viele Schuld An jener That, um die sie von uns wich. Daß ich's nicht hinderte, genügt. Mich dünkt, Es sei der Himmel mir seit Sigurds Tod Nicht heller und nicht günstiger als dir, Nicht minder feindlich roth der Sterne Heerzug, Und wohl trifft Ein Geschick zuletzt uns zwei. Ruf' du doch lieber in's Gemäu'r hinein; Von hier aus. So erwarten wir die Antwort. Es mag drum sein. Er bläst auf seinem Jagdhorn und ruft nachher. Auf wald'gem Weg Weither gereist Ueber See'n, über Sand, Bei Sonn' und Nacht, Steh'n hier zwei stattliche Kön'ge, der Stick'rinn harr'nd, Die in der bemoos'ten Burg Beim Rahmen verweilt. ungesehn. Könnt ihr zwei Kön'ge Königlich wohnen, Herrlich herrschen, Was treibt euch von Haus? Könnt ihr deß' Keins? Seid ihr nicht Kön'ge. Stört nicht die Stick'rin, Stellt euch fernab! Burgbewohn'rin, Kunstbegabte! Laß Ruhe, laß Rast Dem reichen Faden; Nicht fliege stets fleissig Die flücht'ge Nadel. Wirst müd' und matt, Dein Werkzeug mit. ungesehn. Wir leben, wir leuchten, Des lieben Geschäfts froh. Faden funkelt, Nadel flimmert, Immer webt Meist'rin und weint, Winkt alter Zeit – Und Bild auf Bild Breitet sein Licht aus. Meist'rin, mach' auf, Tritt her zu uns Männern. Hier draussen die zwei Du kennst sie gut. Hoch am Rhein hebt Unser Haus sich, Drin sprangen wir, spielten, Spendeten Gaben dir. ungesehn. Weh'! Hemm' dein Wort! Weh'! Schweig' nur gar! Beide euch Blut'ge, Kenn' ich, ihr Brüder! Mir löscht meine Lust Am lieben Geweb, Muß deß' ich gedenken Das ihr mir gethan! Nein, still du! Sei stumm Steure der Rede! Verwünschung fleugt, Faßt euch alsbald, Wenn ihr noch harrt hier, Mehr Lästrung hauchend. Ihr schaut nun die Schwester Nie mehr, ihr Schlimmen! Und senkst du so Den Sinn von uns, Muß ich dich mahnen Mächtigern Worts. Um des besten Blut's will'n Aus treu'ster Brust, Um Recht und Rache, Raff' dich empor! Man hört Bewegung in der Burg. Mein Bruder, solch ein Wort war allzukeck. Sie deutet sonder Zweifel es auf Sigurd. Das ist mein Will' auch. Nur bei Sigurds Mord Und Rachedienst beschwört man sie herauf Aus ihren Kammern. Mir sträubt sich das Haar Bei der Erinn'rung dran. Und mir nicht minder. Jedoch die Schwester sollte ja heraus. Nur nicht auf diese Weise. Such' dir denn Hinfürder Abgesandten fein'rer Art. hervortretend. Bei meines Helden Blut beruft ihr mich, Bei eures Schwähers Blut, das ihr vergoßt, Ihr freches, schamverläugnendes Gezücht. Ich muß gehorchen. Wessen Mund ein Wort Von meinem todten Liebling zu mir sendet, Bezaubert mich, faßt mir gerad' an's Herz, An meines Lebens allerbesten Theil. So sprecht, was ihr verlangt. Und laßt mich dann Alsbald zurück, ihr blassen Schuldgesichter! Vielliebe Schwester hör' mich freundlich an. Was nun einmal gescheh'n ist, ist gescheh'n, Und steht nicht mehr zu ändern. Ha das ist's! Denkt ihr, wenn es zu ändern wär', zu wecken Mein holder Sigurd aus dem Heldengrab – Denkt ihr, ich weinte müßig am Geweb? – Doch eben daß so nichts zu ändern steht, Gar nichts – o fließt nur meine Thränenquellen! Du sagtest, Bruder, erst, ich spräch' nicht gut. Mich dünkt, auch du verstehst es nicht besonders. Laß' nur; ich komm an's Ziel. – Hör', Schwester mein, Es steht gar wohl zu ändern, denn ein Held, Reich, mächtig, rühmlich, wirbt um deine Hand. So kommst du ab des trüben Wittwenstands. Denkst du den zweiten Schwager auch zu tödten? Wir wohnten damals all' in einer Burg. Das taugte nicht, gab Zank und Neid. Doch dieser Haust fern von uns, ist obendrein so stark An Völkern, Meeren, Ländern, die ihm dienen, Daß man sich nicht so leicht an ihm vergreift. Kurz, Atle ist's, der Kön'ge Mächtigster, Brynhildis Bruder, – darum schlag' nur ein. Wo ich so lange blieb, bleib' ich hinfort. Vergeßt mich, wie ihr es bisher gethan, Euch an des tapfern Sigurds Gold erfreuend, Als kecke Räuber, lust'gen Lebens froh. Die Sach' ist, daß der König Atle meint, Wir hätten Schuld an Brynhilds frühem Tod, Und uns die Rache nicht erlassen will, Es sei denn, du gewährst ihm deine Hand. Ei brüderliche Sorgfalt, schönes Kraut, Was mischt sich unter deinen Schmeichlerduft? Fahrt wohl, ihr Herrn; sorgt für euch selbst. Hör' an! Wir sind ja doch in treuer Wurzel eins, Des Einen Fall des Andern Weh. So dacht' ich's, Bis ihr die liebste Blüthe von mir bracht, Laßt mich an mein Geweb'. An dein Geweb'! Ist das ein Treiben, werth der Königstochter, Zu wohnen in der Waldburg hier allein, Die Nadel und den Faden in der Hand? Halt nicht an solchem dunkeln Elend fest. Ihr wißt es nicht, ihr könnt es nimmer wissen, Wie lieb mir meine bunten Bilder sind. Die schmück' ich nach Gefall'n mit Farb' und Gold, Stell' tief in Dunkel fort was mir misfällt. Von steten Rosen blüh'n des Helden Wangen, Von stätem Eichenlaub sein Siegerkranz, Stets leuchtet unversehrt die Rüstung ihm, Stets munter springt sein unermüdet Roß. Und selbst, wenn ich, um mehr des Perlenthau's Von meinem Aug' zu ärndten Bilder schaffe, Wo todt der Liebling auf den Decken liegt – Auch dann vermag der Tod doch nicht so viel, Mir zu entzieh'n das weisse Heldenbild. Blaß, aber huldreich liegt er immer vor mir, Und auch geschloß'nen Auges lächelt er. Ja, nicht nur ihn allein fei'rt meine Kunst, Auch den gewalt'gen Lichtkreis seiner Ahnen Und ihrer Thaten blühend Siegesbeet Strahlt vom Gewebe meinen Blicken auf – O geht mit euerm jämmerlichen Leben! Das Alles dient uns zu so viel als nichts, Denn Atles Grimm bleibt nach wie vor entflammt. Da helft euch selbst. Er hat des Volks vielmehr. Was geht das mich an? Komm' nur mit hinaus Aus diesem finstern Wald. Es ist kein Wunder, Wenn hier dem Menschen wild zu Sinne wird, Und trostlos, daß er alle Lust verschmäht. Doch sieh' dir wieder 'mal die Ebne an, Und drauf das hochzeitliche Festgeleit, So uns hierhergefolgt zu deiner Huld'gung. Da ist kein Helm, der nicht von Golde glänzt, Kein Leib, den nicht ein prächt'ger Waffenrock Umstrahlt, und den nicht trägt ein schönes Roß. Die Dän'schen Kön'ge, Waldar, Jarisleif, Eimod und Jariskar sind mit dabei, Vor allen auch des Langbard edle Kinder. Ihr habt nur meine Bilder nicht geseh'n, Sonst triebt ihr nicht mit solchem Tand ein Rühmen. Du hast nur unser Lager nicht geseh'n, Das über allen Ausdruck köstliche. Nun wenn's denn gar so hübsch und köstlich ist, So rath' ich, kehrt alsbald dahin zurück. Und freut euch an den Helmen, Waffenröcken, Und was es dorten noch schön Blankes giebt, Anstatt hier in der öden Wildniß Rand Die Zeit nur zu verlieren, denn fürwahr! Ich bin nicht lüstern nach der Herrlichkeit, Die solcher Brüder Hand mir bieten kann. Wir haben dennoch was in unserm Zug Das dich erfreu'n wird. Birgt es sich vielleicht In jenem Kreis von Leuten, draus ein Licht Blauröthlich aufsteigt, wie aus einem Kessel, Drin man ein wunderlich Getränke brau't? Du räthst ganz Recht. Die Mutter kam mit her, Und richtet dort ein Tränklein für dich zu. Weh'! Ihre Tränklein kenn' ich allzugut! Die brachten Sigurd sammt der schönen Brynhild Zum Scheiterhaufen, und in's Elend mich! vortretend. Du sprichst von mir? sich abwendend. Laß' nur. Ich fluch' dir nicht. O nun, Gudruna, herzgeliebtes Kind, Nun wird mir dieser jammervolle Lohn, Für alle Gunst und Treu', die ich auf dich Gewendet habe durch so manches Jahr? Ach wo ich fehlte, fehlt' ich dir zu Lieb'! Wo ich irrging, – dein Heil und deine Lust, Mein Wünschen heiß erweckend, meinen Blick Verblendend durch des holden Zieles Glanz. – Das trug die Schuld, das nur verlockte mich. Jedoch ich muß nun leiden, weil ich Thörin Abgött'sche Liebe trug zu meinem Kind. Sie jagt mich von sich – Mutter, wähn' das nicht. Ich wollte sie erfreu'n mit diesem Trank. Sie ahnt nur Lug und Trug darinnen. – Gut! Verschüttet ihn nur auf des Waldes Gras. Dem wohl entduften würz'ge Blümelein Davon im künft'gen Frühling. Die bedanken Sich gern bei mir und mahnen auch vielleicht Mein Töchterlein an die verschmähte Mutter Auf beß're Weise, als ich's selbst vermag. Wie wird dir, Mutter? Nimmer sah' ich dich, Die stolze Kön'gin, die gewalt'ge Zaub'rin So gar betrübt, und weicher Wehmuth voll. Ich hab' mir aus dem ganzen Menschenvolk Nie viel gemacht. Nur mein entblühendes Geschlecht in holden Kindern hatt' ich lieb. Auf das ergoß sich als ein reicher Thau, Vereinigt meines Innern beste Kraft, Die schwäch'rer Leute Sinn weichlich ausströmt Auf all' und jeden Menschen, den es giebt. Nun was allein mir theuer war, – es wendet Sich feindlich ab. Nun feindlich eben nicht. Wir wohnen doch beisammen in der Burg. Ihr wilden Söhne, kalt und hart und todt Wie euer Harnisch, – minder schelt' ich euch. Ich sandt' euch früh in Kampf und Fehden aus, Entfremdend euch von heimathlicher Lust. – Doch jene dort, als wie im Blumengarten, In den Gemächern mir heraufgepflegt Zu holder Blüthe, jene reißt mir gar Den Herzgrund durch, wenn sie so hart sich stellt, Als hätt' ich nimmer, nimmer sie geliebt! Du sprichst von Zeiten süsser Traulichkeit Und Unschuld. Wie so wohl darin mir war! Und die Erinn'rung noch erweicht mein Herz. Ach ja, du hast mich damals reich begabt Mit zarten Schätzen, holder Lieb' und Sorgfalt, So daß dir's nimmer gnügte, treuen Sinn's Zu pflegen mich im Wachen, nein du fragtest Mich über meine Träume gütig aus, Verweiltest gern bei diesen kindischsten, Spielendsten Mährchen meiner Kindheit, deutend Aus dem Gewirr des innern Lichtes Blitz. Weißt du noch das vom Falken? – O ich werde Zum Kind bei der Erinn'rung wieder. Werd' es Und traue mir, wie du mir sonst getraut. Ich zweifle nicht, du meinst es gut mit mir. Jedoch da schweben dir vor'm innern Aug' Stets unerhört hochglänzende Gebilde. Du schaust nach fernen Herrscherstäben um, Nach Kronen, über See und Wald herblickend – Und sieh'st davor den nahen Abgrund nicht, In den du dich und deine Kinder reiß'st. So? Gar kurzsichtig nun? Fürwahr das warf Bis auf den heut'gen Tag mir Niemand vor. Befrag' den Ausgang. Herrschen diese nicht, Die zwei hier mit den goldnen Königsbinden? Ob sie mir's danken oder nicht, gilt gleich. Doch rühmlich leuchten sie vor ihren Ahnen. Und ich? Du selber bann'st dich hier herein. Nicht ich. Mein Elend und mein ew'ger Gram. Ich hoff', du bist ein Weib von andrer Art, Als die man täglich an den Scheiterhaufen Gestorb'ner Männer sieht, bist keine Wittib, Die. wenn in Staub verfliegt der schöne Mann, Der ihr sonst lieb war, sich das Haar zerrauft, Untröstlich, daß nun heut nicht gestern ist, Und Morgen nicht Vorgestern werden kann, So daß die ganze, vielgemeine Sippschaft An dem gemeinen Schmerz sich miterbaut. – Wer war dein Mann? War es ein Hirt? Ein Bau'r? Mit dessen Heerdewartung oder Pflug Sein Leben stillsteht? Oder war's ein Held, Ein solcher, der Gestirnen Namen giebt, Und späthin noch den Sängern Stoff zum Lied? – Nun dann, so ist er dein, dieweil er's war, Und nie verlierst ihn, und der heil'ge Schmerz Der dich durchtobt, wird rühmliches Entzücken. Wie? Hättest lieber ihn gar nicht gekannt, Als Weh' erlitten um des Helden Tod? Ihn nicht gekannt zu haben, ihn, in mir Des Lebens Leben? Ha, so that ich ja Dir was ein edles Herz nur wünschen mag, Als zum Gemahl ich ihn für dich gewann. – O du bist nicht mein Kind, bist mir vertauscht, Wofern du nicht dem preisumstrahlten Gram Nachringst mit gleicher Inbrunst und Gewalt Als Andre dem, was ihnen Wohlsein heißt. Du trügst dich nicht in meiner Sinnesart. Doch eben diesen Jammer, meinen Stolz, Will ich nicht missen. Laß' mich drum allhier. Nur schlechten Preis dafür böt' Atles Thron. Du dankst mir deinen Ruhm als Sigurds Wittib. Mir mehr zu danken, folg' auch jetzt mir nach. Wohin? Das ist mein Sorgen. Fürchtest dich? Ich? Sigurds Weib mich fürchten? Komm' herab In unsern Kreis. Leer' diesen Becher aus. vortretend. Ich komme – komm' – ich sollte wohl nicht kommen. Warum denn nicht? – Sieh'! Steh'st nun unter uns, Und traulich bieten wir die Hände dir. Sind königliche Hände – purpurroth, – Vom theur'sten Purpur auf der ganzen Welt. Als der noch warm und liebewallend war, In Heldenbrust – o welch ein reicher Schatz! Pfui, pfui! Schon wieder Worte, die nicht taugen. Komm' Tochter, leer' den Becher! Mutter, Mutter, Du spielst schon wieder dein gewohntes Spiel. Von Lebensgluthen Leuchtet der Trank auf, Drinn hauset Hoheit und Lust. Des Waldes Bäume Strecken die Wipfel vor Sich zu beschau'n in dem goldnen Schaume. Nur der Tropfen drei und neun Trinke, schöne Frau, Und glänzend thun sich dir Gärten auf. Leerst du den Becher Bis auf den Boden, So nenn' ich dir dreimal neunfach Heil. O weh', du zauberst. Mutter zaub're nicht. Ich will ohn'hin ja deinen Willen thun. Die Runensprüche bringen uns kein Glück. Sah'st du schon Fluthen Zurücke fliessen Nach einmal begonn'nem starken Stromfall? Rufe du nicht mehr Halt, Hemmen kann ich nichts mehr – Leere den Trank! Liegt Gold drin. Des Bechers Schäumen reißt mich wie im Schwindel Zu sich hinan, hinein – Nachdem sie getrunken. O nein, verweile! Wem rufst du? Meiner schönen Liebeslust. Die jagt der schlimme Trank weit von mir ab – Wirst ja ein Nebel mit, – schwimmst – ach, verschwimmst! – Hin ist er! Wer denn Schwester? Sagt man doch Todt ist nun todt, hin ist nun hin! – Ganz Recht. Er war nur todt, nun ist er gänzlich hin – Wer weiß, wann ich mich wieder drauf besinne! O, aus Erbarmen, sagt, wie hieß er nur? Was hilft's dir, wie er hieß? Dein Bräut'gam heißt Der König Atle, vieler Herrscher Herr. Ja, ja. Man sprach davon, er werb' um mich. Ist es denn wahr? Wir sind deshalben hier; Und schlägst du ein, so bieten wir die Lande Winborg und Walbiorg dir als ein Geschenk. Das wär' recht schön. – Doch wie durch meinen Sinn Sich Nebel zieh'n, umdüsternd das Vergangne, Gestaltet sich ihr Roll'n, als weissag' es Von künft'ger Zeit, und schlimmes, dünkt mich – Fall' in die alten Träume nicht zurück. Komm': draußen vor des Waldes Gränzen wart Hochzeitliches Geleit. Was zögern wir? Schon dunkelt es, und gräßlich auzuschau'n Muß Nacht an diesen wüsten Orten sein. Wir wünschen nichts so sehr, als fortzuziehn, Wenn du nur mit uns geh'n willst, Ob ich will! Ich bitt' euch, nehmt mich mit. zu Gunnar und Högne. Nun habt ihr sie. Ob ihr ein Unheil bringendes Gespenst, Ob eine Braut gewannt – da schaut nun selbst zu. Du ja verhieß'st der Schwester Heil und Glück. Nicht. Preis verhieß ich ihr. Den soll sie haben; Vielleicht was blut'gen – 's bleibt doch immer Preis. Sie steh'n die Blöden, Blicken scheu um sich. Seh'n einander so seltsam an – Hei! Hochzeitgeleiter, Hoch rufen laßt Sänger, Jubeln laßt Hörner und Lautengetön! Die Felsen tanzen, Die Fichten hüpfen, Brautlied brüllen die Thiere des Walds. Und ich nun schreite Gemess'nen Schrittes, Königsbraut, voran in dem Klang. Du nach, mein Hofstaat! Halt' auch das Maaß gut, Das Maaß zum Reihen, der uns umrauscht. Wenn Fürsten freien Feiert ringsum Alles Den Tag mit würd'gem Gruß und Wunsch. So recht du Waldbär, Bist bräut'ger Sänger – Nun rausch', du Nachthauch mit darein. – Nun, ihr Steineichen! – Nun, Eulenstimmen! – Nun wieder zugleich die Zungen gebraucht! Wohl schöner Festzug, Gut anzuschauen – Nicht so bleich, nicht so blaß, mein Gefolg'! – Ihr sagt, ich sei auch bleich? – Ist wohl die Sitt' also An Atles, des hohen Bräutigams Hof? – Schreitet langsam fort. Die Andern folgen. 1. Akt Erste Abentheure. Halle in König Atles Burg. Morgendämmerung. König Dietereich mit seinem Knecht. Nun sag' du Alter, was verstört dir so Den grauen Kopf, daß du mich aus dem Schlaf Aufrüttelst zu der ungewohnten Stunde, Hierher mich in die offne Halle lockst, Vielleicht wohl gar in's Blachfeld noch hinaus. Hinaus, mein lieber Herr! O ja, hinaus. Du machst mich lachen. Still, mein theurer Herr. Ein lauter Ruf spräch' dir dein Todesurtheil. Ständ'st du nicht vor mir, Bläß' im Angesicht, Im Aug' der ungewohnten Thräne Leuchten, – Ich dächte, Atles Wein hätt' dich bethört. – Sprich doch nicht mehr. Fleuch! Kostbar ist die Zeit Fliehn? Du vergiß'st, ich bin ein Flüchtling schon, Von Leut' und Land vertrieben, hier ein Gast, Und Atles Macht beschirmt mich Heimathlosen. Verdirbt dich. Denn beschlossen ist dein Tod. Von Atle? Was denn auch, mein edler Herr, Hatt'st du mit seiner schönen Königin? Ist er ein Greis und du ein blüh'nder Held, Du hätt'st doch ehren soll'n ein gastlich Haus, Ich glaub' du rasest. Meinst du, um Gudrunen Hab' ich gebuhlt? Der König Atle meint's. So helf' mir meines Stammes günst'ger Geist Zurück dereinst in mein ererbtes Reich, Wie ich schuldlos an solchen Dingen bin, Und für ein reines Bild die Kön'gin halte. Du sag'st's, ich glaub' es. Atle nicht also. Fleuch, oder er verdirbt dich ungehört. Er war zu Nacht bei seiner Buhlerin, Der frechen Herke. Ich, für deine Rosse, – Du weißt, zwei wurden dir beim Rennen wund – Ich weiß. Nur weiter. Kräuter sucht' ich mir Von denen, die der Warte Mauerritzen Heilsam entspriessen, gegen Mittag zu. So kam ich kletternd einem Fenster nah', Draus mir dein Name wild entgegenscholl, Gleich hinterdrein ein also großer Fluch, Daß ich im Schreck die alte Wand beinah Hinabgetaumelt wär' – ich hielt mich – horchte. Da war's Atle, der Greis, in Herkens Arm, Und die trug ihm von dir und von der Kön'gin So schlimme Dinge zu, daß abermals Ein strenger Schwur aus Atle's Lippen brach, Zu fah'n dich, dir zu geben Schmachestodt, Nicht hörend deiner Zunge trüglich Wort. – So sprach er, lieber Herr. Ich weiß es wohl, Nicht trügt des König Dietreich franke Rede, Und bitt' dich, wirf drum keinen Zorn auf mich. Verlassen sollt' ich hier in solcher Noth Die Königin? Du weißt sie schuldlos, Herr. Sie will er hören, und sie wird sich retten. Was dient' ihr nur dein hülflos Untergeh'n! Von neuem flücht'ger Fremdling durch die Welt. – Feindseeliges Geschick! Es wendet sich Schon wieder 'mal nach deiner Seite zu, Wie's oft ja Helden that, die's erst verfolgte. Nur mußt du ihm Zeit lassen, nicht kopflangs Dich selbst vom Felsen stürzen, eh' es dir Die höhern Pfade aufwärts bahnen kann. Nun denn, nimm deinen Gastfreund wieder hin, Du öde Haide, wüster Wald und Moor, Das einz'ge Haus, das mich noch nicht verrieth! Horch! 'S regt sich. Uns're Rosse stehn am Pferch. Hinweg, und sacht', um aller Götter willen. Gehn ab. Wingo mit Gewaffneten und Fakkeln. Laßt nicht die Harnische zusammenklirr'n. In stiller Morgenstunde hört sich's weit, Und führe König Dietreich aus dem Schlafe, So gölt's noch Manchem hier sein Herzensblut, Eh' wir ihn fingen, und ihm Tod anthäten Nach unsers Herrn Befehl. – Dort, rechts hinauf! Gehn ab. Atle tritt nebst Herke und einigem Gefolge auf. Macht fort! Ruft mir die Kön'gin. Sprich sie nicht. Ich will sie aber sprechen. Was? die Stolze, So höhnisch oftmals mir in's Angesicht, Und heimlich Sünderin? Sie soll's vernehmen. Sie ist nicht werth, dein Antlitz mehr zu schau'n. Es soll sie nicht erfreu'n, verlaß dich drauf. Des Königs Anblick bringt dem Frevler Gnade. Du willst doch nicht? – Thorheit! Was fällt dir ein. Das ist ein kindisch abgeschmakter Brauch, Der wohl für schwäch're Fürsten gelten mag, Bei denen nur der Nam' ist, nicht die Kraft. Ich brech' ein solches Strohband. Angesichts Thu' ich den grausen Tod ihr kund. Wenn, Herr – umschauend. Nun ist sie noch nicht da? – Was? Ist wohl gar Noch Keiner, sie zu rufen fort? – Ihr All' Ich werd' euch 'mal furchtbarlich zeigen müssen, Daß König Atle unumschränkt gebeut. Einige vom Gefolge eilen hinaus. Ich will nicht denken, Herke, daß ein Wink Von dir dies Volk zurückgehalten hat – Nun, zittre nicht. Ich weiß, du bist mir treu. Du weißst es, Herr, und doch verstießt du mich. Verstieß dich? Bleibst ja immerfort bei mir. Hintangesetzt dem schnöden Niflungskind. Du hatt'st auch nicht den Fafnershort, wie die. Hat sie ihn? Hm! Die Brüder. Fern am Rhein; Und selbst des mächt'gen Atle Königshand Reicht nicht bis dahin, wo sie ihn verbargen. Das wird sich finden. auftretend. Bruder, welch ein Lärm Weckt ungestüm die Schläfer dieser Burg? Du störst die süsse Ruh' uns allzufrüh. Möcht'st du verschlafen Hochverrath und Treubruch? Was gilt's, du hast die Kön'gin in Verdacht. Ha sieh'! Du auch vernahmst bereits davon, Und warntest mich, du träger Bruder, nicht. Ich hörte nichts. Jedoch erräth sich's leicht. Unfriede zwischen dir und deinem Weib Scheucht' uns ja oft des heitern Mahles Licht, Und bringt uns noch zuletzt ein großes Unheil. Vielleicht beginnt es schon. Nein, es hört auf. Die Friedensstörerin erblaßt noch heut. Du thust damit ein gar sorgliches Ding, Denn ihre Brüder sind zwei grosse Helden. Mir recht. Und du schon alt. Zahlreich mein Volk. Und kurz, du bist mein Bruder, nicht mein Rath. Schon gut, erzürn' dich nicht. Ich hielte gern Den Frieden, doch es geh' nach deinem Will'n. Ja, das versteht sich. Wingo läßt sich mit seinem Gefolge im Hintergrunde sehn. Nun? Ist er geliefert? Herr, nicht auf dieses Haupt wirf deinen Zorn. Er ist entfloh'n. Ihr alle seid verloren Wenn er durch eure Schuld entkam. O Herr, Schon ledig stand sein Schlafgemach, fort war Samt ihm sein Harnisch und sein gutes Schwerdt, Als wir einbrachen. Wär's sonst wer, als du, Ich zweifelte. Doch will ich dir vertrau'n. Sind ihm schon leichte Reiter nachgesandt? Nach allen Winden, Königlicher Herr, Und all' die Schaar auf so schnellhuf'gen Rossen, Daß auch mit Windeseile geht die Fahrt. Zudem führt jeder Bogen mit und Pfeil, Voraus im Lauf noch sein Geschoß zu senden, Zwiefache Kraft dem Flücht'gen nachgestreckt. sinnend. Wer denn verrieth's ihm? Wußt' es wer als ich? Nein. Ha, es lau'rt Verrath den Königen So unvermeidlich auf, daß auch die Luft, Ihn übt, wofern kein Andrer mehr es wagt, Und leider, unverletzlich ist die Luft. Gudruna tritt auf; ihre Frauen mit ihr. Ha, wie im Festzug kommt die Stolze her. Ich seh' hier eine Sitte neuer Art, Daß ihr die Kön'gin in des Morgens Frühe Vom Lager eilig weckt, sie vor den Herrn Beruft, als sei sie ein leibeignes Weib. Will man vornehme Frau'n zu ungewohnten Tag'szeiten schaun, so sag' man's früher an. Noch immer spröd' und keck? Fürwahr man rühmte Mir andre Weis' an dem Niflungenkind. Zart, lieblich, hieß es, schließe sich ihr Blühn Den Blicken kaum nur auf, doch ranke sich Mit süsser Weichheit um den Ehgemahl. Wirf eine Ros' in heissen Sprudelquell, Und bald wirst du die weiche, duftige, Hart, kalt rückziehn aus der versteinenden, Feindseel'gen Woge. So erging mir's hier Von deiner rauhen Lebensweis' umstürmt. Und bleibst du so für Alle hart und kalt? Wie, oder löst vielleicht ein fremder Hauch Den starren Zauber des Versteinens auf? Ich hoff', ich misverstand dein Wort. Unwürdig Traf's an mein Ohr. Nein, allzuwürdig dein. – Blick' nicht so keck. Du stehst vor deinem Richter. Ein Richter mir? Den trägt der Erdrund nicht. Ruf' nur die fernen Brüder. Rufst umsonst. Du bist gegeben in des Atle Hand. Ich brauche meiner fernen Brüder nicht. In mir wohnt immer frisch die Heldenkraft Des Stammes der Niflungen, ja wohnt mehr, Denn Sigurds Wittib rühm ich mich zu sein. Doch bliebst du's nicht. O weh' dem täuschenden Getränk, das mir für Monden meinen Sinn Umdunkelnd, mich hergaukelte zu dir! Du trafst den König Dietreich doch hier an, Und dir misfiel er nicht, der schöne Held. Mich dünkt, schon das war deines Hierseins werth. Was willst du mir? Ist Dietreich häßlich, schön, Ich weiß es nimmer, denn seit Sigurds Fall Verschloß mein Aug' sich vor der Männer Aussehn. Doch klagenswerth war Dietereichs Geschick, Fast wie mein eignes, und der Recke trug's Hoch, königlich, wie ich mein Unheil trage; Da strömte gern vertraulich unser Wort In Leid und Muth zusammen. in Atles Ohr. Schick' sie weg, Schick' in den Tod sie. Diesen Hochmuth beugt Doch nichts als der. Schau', eine Natter hängt An deinem Ohr, schrillt arge Red' hinein; Doch der mit mir verbunden war, schon früh Wußt' er der Schlangen zu erwehren sich, Zu tödten sie, und ihren unrechtmäßig Gewonn'nen Schatz zu heben für sich selbst. Wie scheu'te denn Gudruna solch Gezücht! Du prahlst mit Faffners Gold. Wo liessest du's? Die Brüder nahmen's. Hei, du Heldenkind, Und konntest dir dein Witthum nicht bewahren? Was sollt' es mir? Sigurd war starr und kalt. Und lieber weiß ich noch sein edles Erb' In meiner Brüder Hand, als in der deinen, Gewaltsamer, jähzorn'ger Greis. Genug, Die Rede spricht dein Todesurtheil dir. Recht, recht! Zum schilf'gen Moor mit ihr hinab. Gold ändert viel, hätt' auch wohl dich geschirmt; – Nun führt hinaus sie in verdienten Tod. Ich mag das Leben kaum, doch wag' es Keiner Mir nah zu treten. Ich will selber geh'n, Sobald mir auf der Welt nichts mehr behagt. Nur deinen zwei mit mir erzeugten Knaben, Atle, thu' ich's zu lieb, daß ich vorerst Mein schuldlos Handeln künde. Sonst, was du, Und auch der größte Theil des Volkes hier Von mir gedächte, sollte mich nicht kümmern. So frag' ich, wer ist Kläger wider mich? Alles schweigt. Nun? Stockt's zumal? – Das wär' denn doch nicht gut. Mein Bruder ist zwar ein gewalt'ger Herr, Doch zu grundlosen Thaten nicht ermächtigt, Wie mich bedünkt. Ermächtigt ist mein Will'n Zu Allem was ihm einkommt. – Aber diesmal Gefällt es mir, die Ursach kund zu thun, Dieweil ich vormals diese Frau geliebt, Auch ihre Brüder halt' in Ehren hoch. Drum, Kläg'rin, trete vor. – Nun, zögerst noch? – Du weißt, ich bin des Harrens nicht gewohnt. rasch vortretend. Nun, wenn es denn durchaus sein soll und muß, Daß man die hergebrachte Art noch hält, Bei Klagen, aller Welt schon offenbar, Die selbst sich richten – Wird denn Herke krank? Die Augen roll'n ihr, Zittern faßt die Glieder. Bringt diese Frau zu Bett. Still, sag' ich dir. Ich trete dreist, als die Ankläg'rin vor, Beschuld'gend diese Kön'gin, daß ihr Eh'bett Entheiligt ward durch fremder Liebe Gluth. Als König Dietereich – Die also bellt, Die Hündin, schaamlos gegen diesen Mond? Seht, wie sie schuldbewußt vor mir erschrickt, Der kann ich nicht erwiedern. Führt sie fort! Nein; bringt alsbald vielmehr, mit heissem Wasser Gefüllt, des Hauses größten Kessel her, Erhitzt mit wilden Flammen mir die Fluth, Bis ungeduldig sie in glüh'nden Dämpfen Aufwallt vom eh'rnen Lager. Ruft zugleich Der frommen Priester einen, der sie weihe, Ruft Volk herbei, das zuschau' – Einige aus dem Gefolge gehn ab. Was beginnst du? Der Götter heil'ges Urtheil ruf' ich an, Mich stellend nur vor ihrem Richterkreis, Denn jeder ird'sche Stuhlherr ist unwerth Ob Giukes Kind und Sigurds Weib zu sprechen. Zumahl, wenn die Ankläg'rin solcher Art – O Pfui! Ich schäme mich der Worte drum. Hörst du, mein Herr! Sie trotzt. Erduld' es nicht. Laß ihr doch Raum. Es ist ihr nicht genug, Aus meinem Mund Urtheil und Schmach zu hören, Auch von den Göttern will sie's. Hab' sie's denn. Doch wenn – Kein Wenn! Du bist ja deiner Sache Gewiß! Man wagt es mindestens nicht leicht Vor Atles Ohr zu bringen falsches Wort. Doch wär' sie schuldlos – nun, bekenn' es gleich, Erspar' uns Allen die Weitläuftigkeit, Und geh' still hin, wohin du sie wollt'st schicken, In's feuchte Wassergrab des sumpf'gen Moors. O Herr, was drohst du mir? Ich droh' dir nicht, Ich frag' ja nur, ob du dich sicher fühlst, Ei, sonder Zweifel. Gut, ich denk' es auch. Und ist sie weg, so woll'n wir abermals Ein lust'ges Leben führen, wie zuvor, Eh' diese Feindliche das Haus betrat. Fürwahr, mit ihrem Einzug nahm die Freude Abschied von meiner Burg. Wohl! Ich empfand's. Selbst in der Ehe süsser Maienzeit Gab ihre Schönheit keine Wonne mir, Denn düster um mein hochzeitliches Lager Zog sich der Träum' und Ahnungen Gespinnst. Im Schlummer fühlt' ich Schwerdt' in meiner Brust, Sah' fallen und vergehn, was lieb mir war, Doch vor den vielen schau'rlichen Gesichten That Eins dem Herzen mein besonders weh, Und wirrte trüb zusammen mir den Sinn. Mir war, ich säh' zwei schöne, junge Falken Aus meinem Bette fliegen. Welch ein Paar! Die Fitt'ge stark und schnell, die kräft'gen Fänge Zum Raub gekrümmt, die Augen lautres Feuer, So daß man aus den höchsten Wolken noch, Hernieder leuchten sah' ihr freud'ges Drohn. – Es ist recht seltsam, doch mir regt noch jetzt Der Geist sich ganz bei der Erinn'rung auf; Urtheile, wie im Traume selbst mir war. Und plötzlich lagen sie erwürgt vor mir, Die schönen, lust'gen Zwei erwürgt vor mir! – O weh! – Das meinen Augen ungewohnte Naß, So Thräne wird geheissen, spürt' ich da. Zurück es zwängend, schien mir's, ging' ich drauf Zum Mahl, und fänd' ein blutiges Gericht. Ich wies es wohl zurück, – doch wie's in Träumen Zu gehn pflegt, – ehr ich recht gewußt warum, Aß ich mit Lust von einer süssen Speise, In Honig eingemacht – da schrie mir wer In's Ohr: es sind der jungen Falken Herzen. – Von kaltem Schweiß beträuft fuhr ich empor. Und du verstießst die Fremde nicht alsbald, Die heillos kam, als heillos angesagt Von solcherlei Gesichten, ihr nachfolgend? Sie wußt' es so zu deuteln und zu dreh'n, Daß mir verhüllt blieb, was die Ahnung meine; Zwar schaute sie, wenn ich ihr solchen Traum Hatt' angesagt, recht trüben Blickes drein, Nur ihre Zunge, die gestand es nie. Die Läugnerin, vom bösen Anfang an; So bleibt sie's auch noch jetzt. O schick' sie fort! Ich kann sehr vieles, doch das kann ich nicht, Vom Gott'surtheil rückdrängen den Beklagten. Denn steh' ich auch ob allen Menschen hoch, In Götterhänden flammt ein höh'rer Blitz, Der Kessel wird hereingetragen. Ein Priester folgt. Die Thore der Halle gehn auf. Vieles Volk zeigt sich davor. Das nennt ihr siedend Wasser? Mehr der Gluth! Aufhauchen muß sie, wie ein Nebeldunst Der über Wiesen sich am Abend legt. Es wird noch Feuer unter den Kessel gelegt. Wall' auf, du Prüfungswoge! Her die Steine! – Sie sind doch schwer? – Werft hin sie auf den Grund. Man wirft große Steine in den Kessel. Wie ungeberdig vor den harten Gästen Zisch'st du, zweifach empörtes Element! Zisch' nur, gestaltlos, beissend Ungeheu'r. Wenn dir die Unschuld nah't, wirst du ein Lamm, Ein schmeichelndes, den Herrscherarm umspielend. – Nun sprich die Weihe, Priester, ob der Gluth. Siedend Wasser, sichtend Wasser, Sondre deutsam Schuld von Unschuld, Denn wohl vermag's deine Wundermacht. Woge schwamm in Schöpfungswonnen Schäumend Leid in weicher Liebe, Feu'r hielt erfassend das feuchte Spiel. Flamm' und Welle nun wieder schwellend, Wiegend einander, dann keck auffliegend, Stell'n richtend rechten Weltlauf her! Unfrevelnde Arme umflicht ein warmes Frühlingsbad mit Lustgefühlen, – Verbrecher durchzuckt's mit rächendem Zahn. Schau' in dein Herz. Haucht's Schauer aus, Hebt's in Erbeben deine Brust, – Bekenn'! Nicht Spötter bleib' an Göttern. Doch lacht's in lichter Zuversicht, Liebt's was da gut heißt, thut auch so – Tauch' ein! Weiß kommst, rein aus der Welle! hinter den Kessel tretend. Und es starret das Volk, Fragend einander: Wem gilt der siedenden Welle Gesaus nur? Wir dachten, es griffe Des Gerichtes Arm, Nach kronentragenden Königeshäuptern nicht. Ja, hört's, ihr vielen Völker des Reiches, Ihr mannigfach fremden Menschen vor Atles Thron: Angeklagt bin ich, Atles Königin, ich, Auf Ehr' und Leben Um ehrlos Lieben. Schwarz und gespenstisch Sitzt Schuld über mir. Rauscht her verdunkelnd Mit Rabensitt'gen – Da erkor ich der Welle Steigenden Wasen, Tauche mich kühn hinein, Daß keuchend entflieh't der Spuk. Sie faßt in den Kessel und langt einen Stein heraus ihn hoch über das Haupt haltend. Nun führt zum Tode mich, zum schmählichsten, Wofern in dieser zarten Arme Weiß Die Gluth gewagt, brandmarkend sich zu ätzen. Wir preisen dich, Unschuld, du reine Magd, Die still und seelig hinzieht durch das Wallen Bedräu'nder Zornesgluth! – Reich' mir den Stein, Du fromme Kön'gin, daß im heil'gen Haus Der Götter er bewahrt sei förderhin, Ein Denkmal deiner Noth und deines Siegs. Lautes Rufen des Gefolges und Volkes. Den Göttern Dank! Lob unsrer Herrscherin! BLÖDE! Ja, ja, ich sag' den Göttern gerne Dank. Nun wird doch, hoff' ich, wieder Ruh' im Haus. Wo ist der falsche Kläger? Kläger vor! Laßt nur. Sie ist zu schlecht für meinen Zorn, Die solche schnöde Rede hat gewagt. Vielleicht auch, daß ihr selbst den blöden Geist Umnebelt ein betrügliches Gerücht. Nicht also. Mir gehört der Richterspruch, Und wer gefrevelt hat vor meinem Thron Mit falschen Worten wider mein Gemahl, Der leide nun an der Beklagten Statt. Auf Herken zeigend. Nehmt Jene. – Volk! Halt' über sie Gericht. rufend. Zum Moor mit ihr! Versenkt sie in's Geschilf! Aus angeborner königlicher Huld Gestatt' ich ihr, von überlegter Lüge Zu rein'gen sich durch Gottesurtheils Spruch, Ja in denselben Wassergluthen dort, Die erst mein königlicher Arm berührt. Es sei. Führt sie hinan. – Sie bebt zurück – Wohl! Ihr geschehe nach des Volkes Stimme. Herke wird fortgeführt. Und uns, mein tugendreiches Eh'gemahl Umschling' auf's neu der Treu' und Liebe Band. Mir blüh'n zwei Söhn' in dieser Atles Burg, Die wurzeln mich an solchem Boden fest. Sonst macht' ich nun, ein wundersamer Sproß, Mich selber uns unwürd'gem Erdreich frei, Hinfürder andre Gärten zu beschatten. Und welch ein Sitz scheint angemessner dir? Gar viele. Der in meiner öden Waldburg, An meinem Webstuhl, oder Stickerahm, Am allerschönsten der in Wallhall's Sälen Zu Sigurds Rechten, wo die Herrlichkeit Der Heldenlieb' und Freude wandellos Fortstrahlt, bis selbst die Götter Nacht umdämmert. Ja, lieber als in diesem finstern Schloß Weilt' ich bei meinem stolzen Brüderpaar Am schönen Rheinstrom – Du, bedenk' dich wohl. Die Mutter starb dir schon, vor deiner Brüder Mordstahl fiel Sigurd in sein edles Blut; Was fänd'st du noch für Lust am fernen Rhein? Es ziemt dir nicht, die Brüder mein zu schmäh'n Um Sigurds Tod, seit du mit argem Sinn Schand' über mich und Mord zu bringen dachtest. Was jene thaten, that ein bös Geschick, Und Brynhild's Zorn viel mehr doch als sie selbst; Und wie ein Bruder auch die Brust verletzt. Die schwerverwundete liebt ihren Schäd'ger Doch in des grimm'gen Schmerzen Mitten fort; Denn nicht so leicht vergißt die holde Lust Des Kinderlebens sich und die Gemeinschaft Des Seins von dessen dunkler Wurzel her So säh'st du wohl die Brüder gern einmal Am eignen Heerd hier, übernähmst für sie Mit Freuden der Bewirthung heitre Mühen? Wie sollt' ich nicht? Wohl dann. Ein festlich Siegel Drück' ich versöhnend auf den heut'gen Streit, Damit kein Zorn ihn künftig mehr entfalte. Zur nächsten Sonnenwende lad' ich dir Die Brüder her, sich zu erfreu'n mit uns An des Hoflagers reicher Herrlichkeit. Da woll'n wir einmal recht in Freuden leben. Meinst du? Was schau'st du mich so seltsam an? Du dankst mir mit unfreundlich karger Art. Hm, reicher Gaben giebt es mancherlei, Doch jegliche füllt ein verschiedner Geist. Indessen dank' ich dir so liebevoll Als liebevoll du an die Ladung denkst. So ist es recht. Mich freut's, daß Friede bleibt, Denn ob ich zwar vor keinem Feinde scheu bin, Muß man's doch eingestehn: seit Sigurds Tod Sind die Niflungen die zwei besten Krieger. Wingo soll auf die Fahrt, sobald die Pracht An Pferden, Ringen, Schmuck und Harnischen, Wie's solcher Sendung ziemt, geordnet ist. Hörst du, mein Wingo? Folg' mir ins Gemach, Die näh're Weisung dorten zu empfah'n. Im Abgehn. Was starrt das Volk noch vor der Königsburg? Die müß'gen Augen brauch' es anderswo. Treibt's auseinander, schließt der Halle Thore! Geht ab. für sich. So? Glaubst du mich denn blind, du greiser Wolf. Ei, wie das Fafnersgold in dein erstorbnes Gemüth so lockend und erweckend blitzt! Nein, Brüder, nein, ihr sollt nicht in's Verderb. Laut. Ruft Wingo. Mit dem Kön'ge ging er. Schwer abwärts zieht's mich in den dunkeln Schlund, Wo Hela herrscht ob bleichen Nachtgespenstern; Doch etwas wohnt in mir, das will ich nicht mit, Will bleiben in der freud'gen Oberwelt Es ist die Sage, wahrhaft, tiefen Sinn's, Um die auf Erden ich allein nur weiß. Sie strömt mir von den Lippen, sich befreiend Aus meinem Todesdunkel. Merk' nun auf, Du Jüngling, dem ihr Tönen sich ergeußt! Weit ist die Welt, Asen wollten wissen, Wie weit sich Welt ausstreckt. Zog zum Suchen hinaus Odin samt Häner und Loke, Hoben sich fort auf die Fahrt. Kamen an Quellenrand, Klug fischte die Otter dort, Loke nahm Kiesel; Er zerschmiß der Otter Kopf, Fing Fisch und Otter, Ging vergnüglich fort, froh der Jagd. Kamen an ein kleines Gehöft, Hreidmar hauste drin Mit Faffner und Reigen. Das waren die Söhne des Manns; Fragten die Fremden: Gebt ihr uns gute Nachtherberg'? Geben euch gute Nachtherberg', Gastliche! sagten die Söhne, Schreitet nur über die Schwelle. Wanderer warteten nicht, Wanderten über die Schwelle, Brachten die Beute mit. Otter schontet ihr nicht? Schrie da der schlimme Zürnende Hreidmar. Ottur, mein dritter Sohn war's, Der fing, sich verwandelnd, viel Fisch', ein, Ottur'n erschlugt ihr, schwer sühnt ihr's. Bringt mir brav Goldbarr'n! Häner und Odin behalt' ich, Loke flügle den leichten Lauf! Fort in die Welt! Komm wieder. Wenn du den Balg von Ottur Kannst zudecken mit Gold. Blieb Häner und Odin gebunden, Lief Locke mit leichten Lauf 2. Akt Zweite Abentheure. Ein Vorgemach in Gunnars Burg. Zwei Diener tragen einen Weinschlauch. Setz' ab. Das wiegt zu schwer. den Weinschlauch öffnend. Wir wollen's erleichtern. Du! Laß' die Herr'n das merken. Merken? Die? In ihren Häuptern summt es ja und schäumt Wie nah' beim Bingerloch der alte Rhein. Sah'st doch, wie all' die andern Gäste schon Vom Platze wichen, nur die beiden Könige Stand halten, oder Sitz vielmehr, denn's Stehn Möcht' ihnen doch schwer fallen. Der Gesandte Des Königs Atle hält auch wacker aus. einen Becher aus dem Schlauche füllend. Da! Trink' erst 'mal. Es komm nachher an mich. Wenn Kön'ge schmausen, muß die Kraft des Weins Ermunternd sprüh'n auf ihre Diener mit. – Ja, der Gesandte, meinst du? – Bruder hör', Der goß dir manchen Becher edlen Tranks Zisch! in des Heerdes lodernd Feuer bald, Bald heimlich auf den glatten Estrich aus, So daß es unsre Herren gar nicht sahn. Der Kerl muß doch ein ausgemachter Narr sein So guten Wein verschütten, – denn, – sieh' an – Ich meine guten Wein – Aha! Er steigt Dir auch ein wenig in den kahlen Kopf. Was? Die zwei kleinen Becher? – Nennst das Becher? – Darum ward dir der Schlauch vorhin so schwer. Nun mach! Sack' auf, und fort. Herrschaften kommen. Sie tragen den Schlauch hinaus. Kostbera und Glamwor treten auf. Es ist nicht richtig. Irgend heimlich Uebel Lauscht hinter dieser Botschaft falschem Prunk. Ach, wer auch immer Arges denken will! Nein, wer sich stets in Schlummer wiegen will! – Sieh' doch die Täflein hier, so der Gesandte Uns eingehändigt von Gudrunens Hand. Nun ja, was ist da weiter dran zu sehn. Ich sehe Runentafeln guten Inhalts. Doch schlechter Schrift. Die Züge ganz verstellt, Verwischt, undeutlich, ja bisweilen falsch. Das that die Eile. Kennst Gudrunen nicht? Die vielgelehrt', erfahrne Schreiberin? Wir sah'n sie niemals. Doch ihr Ruf ist laut. Und die, die sollte sich so grob verschreiben? Da, sieh nur hier – und hier – Ja, seltsam ist's. Verändert hat den Inhalt der Gesandte. Du sprichst ein keckes Wort. Nur ein wahrhaft'ges. Und weshalb warntest du die Kön'ge nicht? Wir füllten ja des Mahles Becher stets, Und leicht haucht man ein Wort dabei in's Ohr. Du siehst doch, wie der Wein sie schon bethört. Da findet gutes Wort nicht gute Statt; Doch Morgen, wenn die Ueberlegung nüchtern Hereinbricht mit der Frühluft kaltem Hauch, Sprech' ich zu Högne, sprich zu Gunnar du. Gern. Denn fürwahr, du hast mir meinen Sinn Ganz aufgeschreckt mit deinem finstern Mistrau'n. Was dran ist, wird sich zeigen. Komm zu Bett. Gehn ab. Gunnar tritt auf, einen großen Vorhang im Hintergrunde wegreißend. Man sieht Högne und Wingo am Heerde, bei Flaschen und Bechern. Hu! Wie die Hitze durch's Gemach hindampft! Wir wollen es lüften. Vor den läst'gen Zeugen Bedarf es keiner Vorsicht fürderhin. Denn wir nur in der Burg, wir wachen noch, Die Andern hat, was Heldenflammen anschürt, Der edle Wein, bereits in Schlaf gejagt. Doch soll'n sie erst noch Wein uns schaffen. Rufend. Wein her! Laß sein, Herr Bruder. Gieb dich doch zur Ruh'. Hier ist noch Wein. Das hätt' ich bald vergessen. – So schenk' doch ein. – Am Gaumen klebt mir schon Die Zunge. – 'S macht des Heerd's gewaltig Feu'r. Drum thut' mir den Gefall'n, kommt weiter vor. Hier ist es kühl und frisch. Nach deinem Willen, Mein hochgewalt'ger Fürst. Er und Högne kommen in den Vorgrund. Das nenn' ich mir Zwei wackre Zechgesell'n – bringt mit die Becher – 'S ist doch des Lebens allerbeste Lust, Mit braven Männern froh bei'm Weine sein. Mit braven Männern – ja, da hast du Recht, Doch, wenn man in ein lauernd Angesicht Schau'n muß beim Trunk, – da wird der Wein zu Gift. Das sag' ich auch, mein Fürst; aus ganzem Herzen. So? Nun ich hoff', du zweifelst nicht daran – Vorhin zwar rauntest du mir Worte zu – Still, Bruder. Ja, mit mir hätt'st du's zu schaffen. Nun, strenger Herr, ich scheu' dich eben nicht, Und möcht' dich nur an jene Sage mahnen, Wie Loke, der gewalt'ge, kluge Feind, Feind aller Götter, aller Menschen auch, Bei Aegers Mahle saß, der Zwietracht Funken In Becher sprüh'nd – Thu selbst desgleichen nicht. Wir sind hier einmal froh, seit langen Jahren Ich einmal froh. Hätt'st du mich eh' gehört, Die Freude wär' dir nicht seit daher fremd. Laß dein Hofmeistern, denn du bist berauscht. Ich läugn' es nicht, mir tos't der Wein im Haupt, Jedoch des Sinn's Lichtblicke leuchten durch. Hör' doch den Unsinn, lieber Abgesandter. Laß ihn, und sprich zu mir. Das stör' dich nicht, Was der im Rausche sagt. Ich bin vernünftig. Wie klang vorhin das mit der Vormundschaft? Ja, Herr, mein König wird nun alt und schwach – Hör' mal, Gesandter, dazu braucht' es nicht Der weiten Reise, das mir anzusagen. Das weiß ich besser, als dein König selbst. Auf hohem Neste sitzt der alte Falk, Das er in kräft'ger Jugend sich erbaut, Doch nun erloschnen Auges, matter Kralle Schaut er im Schwindel um, und hält sich kaum. Drum eben, liebe Herr'n, kam ich zu Euch. Ihr wißt, er hütet junger Falken zwei Aus Euerm Stamm – Du meinst Gudrunens Kinder. Das merk' ich gleich, denn ich bin nicht berauscht. Behüte! – Bursch' du lachst, verzerrst den Mund! Ei, lieber Herr, das thut des Heerdes Gluth, Umspielend mein Gesicht mit rothem Flackern. Ja, ja; er meint es ehrlich. Das versteht sich. Die jungen Falken, Eures Stamm's Gesproß, Sollt Ihr ihm hüten und bewahren treu, Vormünder Ihr, und sollt des Land's Einkommen Bis zur Volljährigkeit der Knäblein ziehn. – Mein Bruder, hör' das steht nicht zu verwerfen. – Was? Die Verwaltung solches weiten Land's? Mich hat es schon gar lang' und schwer gekränkt, Daß sich der Abkunft Odins rühmen darf, Wer aus dem Sigurds Stamm entsprossen ist. Hinunter Odin! Wir am Himmel auf, Wofern wir Atles Land befehligen! Hei! Wie schon Alles glüht von Siegesfackeln, Verherrlichen der Niflungen Gewalt. – Gesandter, ich zieh' mit. Auf Ehrenwort. So reich' mir, Herr, versichernd deine Hand. Da! – Nun, der Handschlag war doch treu und derb. So ziemlich. Wie ein Beilhieb traf er mich. O Bruder mein! O weh! Was hast gethan! Misfällt es Dir? Ei nun, so bleib' daheim. Nein, nein. Ich habe Dich gar treu gewarnt, Du wollt'st nicht hören. Geh's denn an den Fall Für uns allzwei zugleich. Ich zieh' mit Dir. Her, freud'ger Tod für lang' unrühmlich Leben! So bist mein Bruder, ein Niflungenkind. Kennst Du Wolfshaare? Ach, welch eitles Träumen! Ein Wolfshaar war geknüpft an jenen Ring, Den meine Schwester uns hat hergesandt. Wolfshaare deuten wölfisches Gemüth – Wir haben einen Schwager seltner Art. – Das mag nun seyn, mag nicht. Ich gab mein Wort. Ja, bei der Reise bleibt's. Gut' Nacht, Gesandter. Geht mit Gunnar ab. Wie leicht doch ist es, Helden einzufahn! Recht lust'ge Jagd. – O Ihr verlornen Beide! – Gut' Nacht nun. Ihr seid mein und meines Herrn. Geht ab. Des Morgens drauf. Högnes Gemach. Kostbera und Högne. Ich bitte Dich, gieb meiner Warnung Raum. Die Fahrt gewinnt für Euch kein gutes End'. Das glaub' ich selbst. Jedoch ich gab mein Wort. Und willst Du mir nicht traun, so trau' den Göttern, Die mir in dieser Nacht unruh'gem Schlaf Der Träume viel gesandt, und schreckliche. Was sahst Du denn? Zuerst mein Ehebett, So Leilach als Gestell, in Flammen stehn, Ja selbst der Veste Dach davon ergriffen. Das deutet wohl auf reichen Ueberfluß, Wo man des läst'gen Leinenzeugs verbrennt. Dann brach ein grimmer Bär in unsern Hof, Mit seinen Tatzen furchtbarlich zerreissend, Was ihm in seine schlimmen Wege kam. Solch ein Gesicht zeigt heft'ge Stürme an. Doch was der Adler, der zur Burg herab Verderblich wilden Flügelschlages kam, Blut sprengend auf das Estrich weit umher? Da siehst Du's. Zubereitungen des Fest's. In Atles Hofe schlachtet man der Stiere Wohl eine große Zahl, uns zu bewirthen. In Träumen gilt ein Adler öfters auch Für einen Stier, nachdem der Sternengeist Das Bild der Zukunft eben bunt verzerrt. Du deutelst mehr, als daß du deutest, Högne, Verschließ'st das Aug' geflissentlich der Noth, Die warnend aufsteigt aus der Zukunft Schlund. Das taugt fürwahr auch nicht, dergleichen Dinge In's Auge fassen allzu scharf und schlau. Was einmal nicht zu ändern ist, gescheh' Und werde nicht im Voraus schon beklagt. Gunnar und Glamwor treten auf. Schön guten Morgen, Bruder. – Hör' doch an, Was mir mein Weib von unserm Zuge sagt. Nichts Gutes, denk' ich. Nein. Ob sie wohl Recht hat? Hm! – Von den Runentafeln, wie verstellt, Verwischt die Züge drauf – das weiß'st du schon? Nur allzu gut. Und dann mit ihren Träumen! Glamwor, erzähl' es doch dem Bruder auch. Soll ich den Schrecken siebenfach erneu'n? Kaum mehr entwirr' ich selbst im eignen Sinn Der nächt'gen Warnung schauerlich Geweb'. Am Hochgericht sah' ich den Eh'gemahl, Und Schlangen, sätt'gend sich von seinem Leib; Dann wieder blutig all' sein Leinenzeug, Und draus ein Schwerdt gewickelt, scharf, sehr scharf – Und Wölfe heulten so um Knauf als Spitze – Zuletzt – o, manches bleibe still und stumm – Denn wie ein endlos Meereswallen drängt sich's. – Zuletzt sah' ich durch unsre Hallen hin Gespenstisch bleiche Weiber sich ergeh'n, Den Gunnar sich zu ihrem Bräut'gam heischend. Es war, bedünkt mich, der Walküren Schaar. Dies eben regt mir die Gedanken auf, Und sagt mir: kurz sei meines Lebens Bahn. Mag sein. Es werden Kriegsherrn selten alt. Sag' nur, was du von diesem Zuge meinst. Das Schlimmste, Bruder. Diese Träume all', Sie logen nicht, die treulich warnenden. Jedoch um Frage Frage. Dünkt dich nicht Viel wen'ger übel der Niflungen Tod, Als der Niflungen schmählich Wortverdrehn? Versteht sich. Nun, so komm an Atles Hof. Ich zeigte dir – du warst erst halb berauscht – Ich zeigte dir Gudrunens goldnen Ring, Daran ein Wolfshaar künstlich war geknüpft – Du wolltest nichts verstehn, und gabst dein Wort. Nun dann hinaus, hinaus nach Atles Burg. Ganz Recht. Das Wort gegeben, That gewiß. Ihr Frau'n, besorgt uns, was zur Fahrt gehört. Und wenn die Fahrt misglückt, ein Runendenkmal. Komm, Bruder; Luft geschöpft auf frischer Jagd. Ja komm. Ich hab' dir so was zu vertrau'n Vom Faffnersgold – Schon gut. Wir wolln's besprechen. Gehn ab. Ach, wenn ich's wüßte, was die Zeiten bringen! Wir können's nicht verhindern; laß uns drum Den Geist hinlenken auf das heitre Werk Des Web'stuhls und des Wockens, folgsam fördern Der Männer adlich prächt'gen Heldenzug. So such' mit mir denn die Kleinodien vor. Ja, und die Fäden, hell an Farb' und Gold. Sie sind im Begriff abzugehn. O, laß' uns nach der andern Seit' hinaus! Der häßliche Gesandte Atles kommt, Ein widerwärt'ges Bild für meinen Sinn. Nein bleib, ertrag' nur die unfrohe Näh'. Mich dünkt, ich schaffe draus was Gutes noch, Zu sichern unsrer lieben Eh'herrn Fahrt. Wenn du das könntest! Liebe Schwägerin, Versuch's, erdenk's, und was ich soll, gebeut, Denn dies ertrüg' ich drum, und noch weit mehr. Wingo tritt auf. Du, Mensch aus unbekannten Landen her, Furchtbarer, dessen Worte Tod und Leben Umschwebt, gieb dieses mal der Wahrheit Raum! Du sprichst mich seltsam an, o Königin. Der Wahrheit Raum, – das ist mein ernst Gebot. Glamwor, belagre du sein taubes Ohr Von jener Seite mit gewalt'gem Ruf; So schmettern wir vielleicht ihm bis in's Herz, Was aller Götter Will'n ist. rufend. Wahrheit! Wahrheit! Ihr edlen Frau'n, wenn ich erwiedern darf. – Du! glattes Oel fließt wieder trügerisch Auf deiner Zunge. Hüte dich! Lüg' nicht. Wir sind zwei Frauen nur, und waffenlos. Doch weiß'st du wohl, daß solche, denen Kraft Des Arms versagt ward, zwiefach furchtbar sind In der zum Geiste rückgedrängten Macht, Die aller leiblich engen Banden frei, Hinaus sich geußt zu ungezähmtem Fluß, Mit Fluch auch fernen Frevler sicher fassend, O woll' es nicht erproben! Hüt' dich, Menschlein! In mir auch quillt die ungemess'ne Fluth, Reißt dich hinab, in ernsten Rachstroms Wirbel. Ihr sprecht mit Worten einer fremden Welt – Und wirst du bleich? Und zittert nicht dein Mund? Was soll ich? Sprecht! Wie zwei grau'nvolle Meere Braus't ihr mich an, und düster sieht die Burg Mit ihren hochgewölbten Sälen drein. Was soll ich? Schwören einen theuern Eid. Du zauderst? Nein. Sagt nur, worauf, Ihr Frau'n. Du woll'st heimführen, unversehrt und froh Die Männer uns. Schau, wie der Falsche bebt! Ihr seid furchtbar, ihr beiden. Laßt mir Zeit. Nein, jetzt. Wo nicht, den Raben dein Gebein. Ich schwör' ja schon. Laut! Ich vernehm' es nicht. Zu'n Riesen fern will ich verbannt hin seyn. – Erleiden auch des Kreutzes Schmachestod? – Wofern? – Wofern ich nicht die Kön'ge Euch Heimliefre, frisch, gesund, froh ihrer Fahrt. Gesprochen ist dein Eid. Nun hüt' ihn wohl. Wingo geht ab. Wie ihm die Kniee zittern! Schau, er hält sich An allen Wänden fest. Es rauscht der Tod Nun über ihm, wie über unsern Herr'n. Wir thaten, was wir sollten, theure Glamwor, Doch denke nicht an glücklichen Erfolg. O, diese schlimme Reise! Komm nur mit. Noch schmücken Jegliches den Ehgemahl Laß' uns, damit der edle Opferzug Hellglänzend zieh', wie's solchen Opfern ziemt. Den Wittwenschleier such' ich mit heraus. Thust gut. Denn solchen Festen schleppt er nach. Gehn ab. Am Rheinufer. Nacht. Gunnar und Högne stehn bei vielem Gepäck am Rande des Stroms. Wir fuhren, schleppten all' die Nacht hindurch, Und kaum, da schon dem grauen Ostgewölk Ein hell'rer Streif entleuchtet, brachten wir Den Goldhort Faffner's endlich hier zur Stelle. Den trug doch Grane einst, das edle Roß, Mühlos, und seinen Reiter Sigurd mit. Damals, o Bruder mein, war beß're Zeit. Dieweil ein bess'rer Held, der Sigurd, lebte. Die Zeiten gehn nach ihrer Helden Maaß. Wir sind doch auch nicht übel. Wie man's nimmt; Wir sind die besten ziemlich dieser Welt, Doch keinen Sigurd giebt's auf Erden mehr. Mach' mich doch nicht betrübter, als ich bin. Mir kommt ohn'hin schon Alles traurig vor. Zum Beispiel, als bewahrten wir den Schatz Hier in des Rheines dunkeltiefer Fluth, Um nimmermehr ihn wieder anzuschau'n. Was soll das Grübeln! Stößt einen Ballen in den Strom. Horch! – da liegt er nun Begraben in dem unbekannten Bett! Viel besser dort, als in des Feindes Hand. Ja, unsre Reise führt vielleicht fernab; Dann halte du, mein Rheinstrom, unser Gut. Nun sieh dir noch vorher die Gegend an – Die Rüster dort, – der große Feldstein hier – Daß wir rückkehrend nicht den Schatz verfehlen. Rückkehrend? Glaubst du dran? Was fragst du viel! Wir stell'n uns so, vor Andern und vor uns. Rasch an die Arbeit. Also muß es seyn. Sie wälzen das Gepäck ämsig in den Fluß. Wie's schäumt, wie's rauscht, Vom tiefen Schlund Des furchtbar'n Verwahrers auf! Hab's empfangen! So haucht sein Athem Bezeugend im zischenden Laut. Roll' hin, roll' hin, Du reiches Gut, Das Vielen werth und lieb war. Am Ufer vielleicht Forschen sie künftig, Forschen vergeblich nach dir. Gunnar und Högne, Die hohen Könige, Sie senken dich ein, du Hort. Todtengräber, Mächt'ge, Große, Begehn dir dein Begräbniß. Und das schöne Grab! Die schäumende Fluth, Verklärt in Mond und Morgenlicht! Solch ein Bette Flüß'gen Silbers Hätten ja Fürsten und Helden gern. Schlaf, du Goldner, Tief im Schooße Der Woge bis wir dich wecken. Rufen wir nicht, So bleib' in Ruh' Dann schlafen auch wir, erwachen nicht. Du sperre den gähnenden Spalt, o Rheinfluß! Gleit' in glänzender Welle drob hin. Fragen dich Fremde – Zeig' freundlich den Spiegel, Daß sie sich selbst schaun, nie den Schatz. Nun schweigend fort vom schweigenden Geschäft. Und, Morgenwind, hauch' fort der Tritte Spur. Gehn ab. 3. Akt Dritte Abentheure. Freies Feld vor König Atles Burg. Gunnar, Högne, Niflung und vieles Gefolge. Wingo mit ihnen. Da sind wir schon vor König Atles Sitz, Und Niemand kommt uns zum Empfang entgegen. Blas' noch einmal Trompeter. Trompetenstoß. Andre Sitte Hab' ich gesehn, mein Ohm in deiner Burg. Da blickt der Wächter stets nach Fremden aus, Und kündet sie mit lust'gem Hörnerruf, So daß sie nicht erst selbst sich melden dürfen, Und also muß es sein, mein lieber Sohn, Nimm dir kein Beispiel an der schlechten Art, So du in diesen fremden Landen wahrnimmst. bei Seite. Es ist nur Thorheit mit dem Drohn des Eides; Gebrochen und gehalten gilt gleich viel. In meines Herrn Landmark, vor seiner Veste Steh' ich gesichert, und verloren die. Wer hat mir nun ein Haar darum gekrümmt, Daß ich falsch schwor? – 'S ist eitles Gaukelspiel. Was war ich für ein Narr, deshalb zu zittern. Nun? Immer stumm und taub noch in der Burg. Mir scheint's, wir sind hier unerwünschte Gäste, Und müssen heimziehn sonder Fest noch Schmaus. Das wär' ja schmählich uns für alle Zeit. Wer uns berief, der soll uns auch bewirthen. – Niflung, du trägst den Namen unsres Stamm's, Geh' hin, mein junger Held, und räch' uns All', Aufsprengend mit Gewalt der Veste Thore. Das thu' ich gern, mein herzenslieber Ohm. Geht mit Kriegern ab. Wingo bricht in lautes Gelächter aus. Was lacht denn der? Mir ekelt er schon lang, Nun wieh'rt er gar mit seinem tollen Jauchzen Mir durch den finstern Sinn. Es fehlt nicht viel, Daß ich mich an dem Thoren noch vergriffe. Warum zur Unzeit lustig? Sprich! Ei was! Zur Unzeit? Nein, ihr Herrn, das find' ich nicht. Die Vögel sind im Netz, der Vogler lacht. Versteh' ich dich denn recht? Das gölte uns? Wem sonst! Ich berg' den Jubel länger nicht, Ob meines wohlgelungnen Meisterwerks. Niflungen, an eu'r Ziel seid ihr gelangt! Das Holz liegt fertig schon, und dürr zum Kreuz, Daran der Schmachestodt euch fassen soll. Sind wir denn bei dem König Atle nicht, Bei unserm Schwäh'r, der uns in Frieden einlud? Ei, freilich seid ihr dort, bethörtes Volk. Ihr meintet, um eu'r liebes Angesicht Mach' man des Prunks und Aussehns also viel? Schicke Gesandten über Land und Fluth? O ihr zehnfache Thoren! Euern Schatz, Den müßt ihr überliefern, und dann sterben. So will es Atles Macht, und meine List. Ja, wenn's nicht anders ist, noch werden kann. – Nein, freilich kann's das nicht, mein lieber Fürst. Wo liegt eu'r Land? Wo eure Helferschaaren? Weit ab! – Ruft! Ruft! Es hört kein Freund euch mehr. Ihr und dies Häuflein hier, ihr seid geliefert. So finden wir uns tapfern Muthes drein. – Was aber machen wir mit diesem hier, Mein lieber Bruder, mit dem falschen Lügner? Ja, der muß uns vorangehn in das Grab, Denn ungerochen stirbt der Gunnar nicht. Hebt die Streitaxt über Wingos Haupt. ihn zurückhaltend. Was? An der edlen Waffe solch' ein Blut? Nicht Tod von Eisen ziemt sich dem Verworfnen Laßt uns die Aexte wenden. Mit dem Stiel Treff' jeder ihn, so wie er bestens kann. Das soll geschehn. Wer Lust hat, schlage drauf! Alle fallen über Wingo her. Er stürzt. Ist er nun todt? Ja. 'S zuckt kein Glied an ihm. So ist es Recht. Nun an den blut'gern Kampf. mit seinem Gefolge zurückkommend. Ich schlug die Thore auf, mein lieber Ohm. Allein dahinter liegt viel reis'ges Volk, Zum Theil mit wunderlichen, fremden Waffen. Deß' hab' ich einen guten Theil erlegt, Jedoch auch zwei bis drei von uns sind tod, Und weil man dem Heerführer melden muß, Was es bei'm Feinde Neues giebt, so zog ich Aus dem Gewirr mich fort, und kam zurück. Mich dünkt, sie folgen mir kampflustig nach, Doch etwas zögernd, denn ich traf sie scharf. Sind's viel? Wohl noch einmal so viel als wir. Und sieh', aus andern Thoren, rechts und links, Bricht Schaar auf Schaar – ein unermeßlich Heer. Schließt euch zusammen, ihr Niflungenkrieger, Hier gilt's, mit hartem Anfall uns befrei'n. Er und Gunnar ordnen ihre Schaar. Schau! Immer mehr! Woher doch all' das Volk! Du weißt wohl, Atle hat der Krieger viel. Den Sachsen, Heunen, und noch Andern sonst Gebeut machtvoll sein unumschränkter Wink. Hei, Vater mein! Da wird man neue Weise Des Kampfs erkunden in gar reichem Maaß. Gewiß mein Knab'. Und tummle nur dich gut. Heut brauchst du Alles, so ich dich gelehrt. Hab's gut behalten. Jene sollen's merken. Atle erscheint auf den Zinnen der Burg, ein Banner in der Hand. Streck' nur die Waffen, du verwegne Schaar! Vielleicht dadurch erlangst du Huld bei mir. Komm' lieber doch herab, du grauer Prahler, Auf Wingos Leichnam zeigend. Wie man Verräther lohnt, es zeigt sich hier. Besinn' dich. Zügle deine kecke Zunge, In Banden lege den hochfahr'nden Muth. Du siehst von allen Seiten meine Macht, Siehst Völker, kaum von Namen dir bekannt, Und Alle dräuen deinem Häuflein dort. Ei, droh'n sie her, so droh'n wir hin. Das hebt sich. Werf' ich dies Banner in die Luft empor, So brüllt die zorn'ge Wog' auf euch heran. Wirf nur, doch wirf dich selbst zugleich vom Wall, Zu kosten mit von unsern scharfen Klingen. Ja, komm'! Ein Kampfesmahl steht dir bereit, Davon die Welt noch lange reden soll, Und wohl so Herrliches nie wieder schaut. Gering acht' ich, ihr armen kleinen Kön'ge, Was ihr mir bieten könnt. Das Zeichen nur Geb' ich für meine Völker, Euch zu sahn. Ich selber geh' sorglos in meine Burg. Wirft das Banner in die Höh' und tritt zurück. Nun fest, ihr Degen all' vom Rheingestad! In starkem Keil brecht durch die lockern Schaaren. Anfälle von allen Seiten. Gefecht. Gunnar und die Seinen treiben Atles Krieger hinaus. Man geht kämpfend ab. von der andern Seite mit Schleuderern und Bogenschützen. So geht's nicht. An dem ehrnen Haufen bricht Sich unsrer Helden Kraft und löscht in Blut. Folgt auf den Hügel, schickt von dort die Pfeile Grad' in des Feindes Antlitz, werft die Wucht Gewalt'ger Steine auf des Feindes Haupt. Zielt gut! Ich führ' euch wo ihr sicher steht. Eilt mit seiner Schaar vorüber. Ortlieb und Asmund kommen gelaufen; ihr Hofmeister ihnen nach. Lauf, Bruder! Kommen sonst zu spät! Da drunten, Da ist der Krieg! Ihr Kinder, hört doch an. Komm mit, du Graubart, wenn du Lust dran hast. Bleibt doch! Mir geht der Othem aus. Noch warten? Schau Bruder dort den Anger wie schön roth Von Feindesblut! Da liegt schon wieder Einer. Der schoß Kopf unten über'n Abhang hin. Zurück sollt ihr, ihr kleinen bösen Alfen. Das fehlt noch! Soll? Wer sagt denn, daß wir sollen? Ich. Zwing' uns mal, du Alter, wenn du kannst. Die Stein' und Lanzen fliegen bis hierher. Die achten wir wie bunte Sommervögel. Kommt heim. Viel art'ges Spielwerk bau' ich auf Ein Püppchen? Griffelchen? Und wächs'ne Täflein, Darauf zu schreiben? Nein, wir haben's satt. Daß uns die Götter helfen! Dicht am Kopf Flog mir ein zweigespitzter Speer vorbei. lacht. Ha! Ha! Wie hat der Alte sich gebückt. Laß' nur den klugen Mann, und komm' mit fort. Wir müssen näher hin. Hei, das geht lustig! Laufen fort. Du wildes, frühverderbliches Geschlecht, Dem innern, finstern Schicksal, das dich treibt Muß dich mein schwaches Aller überlassen. Geht zurück. Gudruna mit ihren Jungfrauen auf den Mauern der Veste. Das König Atles Treu? Neigt euch, ihr Warten, Brecht ihm zusammen auf das sünd'ge Haupt! Das seine Gastlichkeit? Du rächender, Furchtbarer Himmel, zieh' dein Kriegskleid an, Das schwarze, unheildrohende Gewölk, Und her auf ihn mit deinen glüh'ndsten Pfeilen! O Schmach auf Schmach! Er häuft sie siebenfach. – Ihr Jungfraun, ward euch je ein solcher Gräul In Liedern kund, in Mähren alter Zeit? 'S ist unerhört, Getrost, o Königin, Die Brüder dein, es sind die besten Krieger, Soviel man weit und breit nur finden mag. Ja, denn mein hoher Sigurd lebt nicht mehr. Und freudig halten sie ihr Haupt empor, Der Übermacht gewalt'ge Wogen brechend. Wahr ist's, sie stehn im Blutstrom, Klippen gleich. Ein Kämpfen, das die Nachwelt nie vergißt. Wer sind die Knaben dort, so nah' beim Kampf, So lustig klopfend in die Hand? Was? Meine? Sind's meine Knaben nicht? Ja, die zwei Herrlein, Ortlieb und Asmund sind es zweifelsohn', Ihr jungen Wölfe, freut euch schon am Blut? Hu, wild Gezücht, wie grimmig also früh! Niflungen bluten! Eure Ohme bluten! Wer heißt euch jubeln? – O des vielen Blut's! Soviel der tapfern Recken gleiten, fall'n – Ha! Nun erst nehm' ich's wahr. Von jenem Hügel Drängt Blödel sie mit Steinwurf und Geschoß. Waffen, Ihr Jungfrau'n! Wie? Du willst? – Schildjungfrau, Die will ich sein, wie es Brynhildis war. Du warst dem heissen Schlachtlärm nie vertraut. – Der Brüder Noth ruft! O hinab, zu'n Waffen. Mit ihren Jungfrau'n in die Veste ab. Atle zeigt sich am Burgthor, von einigen Kriegern zurückgehalten. Hinaus will ich, in den Niflungenstreit! Ach, edler Herr, bedenk' dein greises Haar, Mein Schlachtruf tönt noch wie ein Wisenthorn. Doch nicht dem Ton mehr folgt wie sonst der Schlag. Willst's proben? Tödte mich, mein hoher Fürst, Nur tödte nicht in dir des Volkes Hoffen, In solch Gemezzel unerhörter Wuth Zu kühn hintragend dein geheiligt Haupt. Ich sah von meinem Thurm der Recken Fall, So vieler Recken, mir getreu und hold, Und riß die Kleider in ohnmächt'gem Zorn. Weh diesem Unheilstag! Weit auf der Ebne Liegt manch ein Heldenleib, des Landes Wehr, Verströmt manch Leben, theu'r mir sonder Maaß. Nun will ich's rächen, oder mit vergehn. Ach, wie das Alter sich so wenig kennt! Du sah'st doch der Niflungen Schwerdteshieb, Sah'st ihren Beilschwung – nun gedenk' an dich, Und an die Kraft, so noch in dir verharrt. Hawart erlag, und Iring – Neue Schaaren Sie brechen, schau', durch jenes Thor heraus; Sie führt der tapfre Markgraf. Trau' doch dem, Viel hast du noch des Volk's im Hinterhalt, Das send' ihm nach, und wenn auch das erliegt, Wenn's denn gestorben sein muß, edler Herr, So woll'n wir dich geleiten, ehrlich sterbend; Doch bis dahin geduld' dich in der Burg. Und schnell das Thor geschlossen. Der Tumult Des Fechtens kommt in diese Gegend schon. Alle in die Burg zurück. Das Thor geht zu. Schleudrer und Bogenschützen laufen flüchtig vorbei und rufen. Wir sind verloren! – Der Jungfrauen Grimm Trifft, wie beflügelt von des Himmels Zorn! – Zumal, wo sich die Kön'gin naht. – Lauft! Lauft! Eilen vorüber. ihnen nach, an der Ferse blutend. O, nehmt mich mit. Sie ras't dicht hinter mir, Die Schlimme, die Verderbliche! Ihr Speer Flog in die Ferse mir, lahmt mich. – Helft! Helft! ihn verfolgend. Still du! Was schreist noch? Bist verloren schon. Erbarm' dich. Nie ja Leides that ich dir. Wer fragt darnach in solchem Mordgefecht? Dein Schwager bin ich: dir verwandtes Blut Suchst du in meinem müden Herzen auf. Verwandtes? Ha, was thut mir die Verwandtschaft. Übereinander hin, in blindem Zorn Rauscht Kraft um Kraft. Du noch zu mäss'ges Opfer Ergieb dich in dein tödtliches Geschick, Denn viel unbänd'gre Thaten stehn bevor, So daß man dein, als eines Wild's vergißt, Das zu der Jagd noch spiel'ndem Anfang fiel. Schweig'! Stößt ihn nieder. Ihr Niflungen, meinen Tritten nach! Ich such' euch dorthin bessern Wahlplatz aus. tritt auf, verwundet. Am klügsten, Schwester, bleibst du aus dem Spiel, Das einmal doch für uns verloren ist; Was später, früher was – verloren bleibt's. Wer sagt das? Unsrer Arme Müdigkeit. Auch siegreich Fechten zehrt an Fechters Kraft. Du blutest? Einer traf mich auf den Kopf, Den spaltet' ich nachher bis an das Kinn; Und noch ein zehn bis zwölfen allenfalls Mach' ich an mir die Arbeit mind'stens schwer. Jedoch von allen Seiten das Gezücht, Als wächs' es aus der Erden – wir sind hin. – Die Ehre bleibt uns, die soll Niemand nehmen. Doch tragt ihr selbst des eignen Unheils Schuld. Ich warnt' euch, ihr Unseel'gen. Las't ihr nicht Die Runentafeln? Saht ihr nicht dem Ring Wolfshaare angeknüpft? Das gilt nun gleich. Wie es gekommen ist, ist es gekommen, Und hier ist unser Schicksal und der Tod, auftretend, viele Krieger nach ihm. O, nur für Augenblicke Rast und Kühlung! In Harnischs heisser Wucht brennt man, vergeht Vor Kampfesgluth und auch vor Sonnengluth. – Verwundet, Bruder Högne? Tücht'gen Schwung's. Und hinter euch auch kommt der Jäger her. Was er im Anfall zu bestehn nicht wagt, Erlegt er mit dem viel geschärftern Pfeil Der Hitz' und Müdigkeit. Wir sind gefällt. Doch wehr' sich gut, wer sich noch wehren kann. Du liebe Schwester, hilfst uns treulich aus. Könnt' ich's! Wär' nur dein Gatte Sigurd hier Dann all' das Volk verzehnfacht – wir gewönnen! Er ist nun todt. Weh' jenes schlimmen Rath's! Was hilft doch all' das Reden. Macht euch fort, Auf's bessre Schlachtfeld, das Gudruna weiß, Und schlagt euch mindestens, so lang' es geht. So komm doch mit. Ich! Meine Kniee sinken. Des Feindes Schwerdt traf meinen Scheitel gut. Willst hier vergehn? Willst fall'n in Feindes Hand? Laßt. Ich bin ein zum Tode wunder Hirsch. Uns Allen, uns Niflungen, rollt in Wettern Der gleiche Würfel schonungslos heran. Wo man das Spiel ausspielt, das gilt ja gleich; Nur jeder ende, wie es Fürsten ziemt. So eilt doch fort. Schon dringt der Feind dorthin. Verlaßt mich blutesroth, nicht roth vor Schaam Um eu'r unkundig Zögern und den Spott Der Gegner. Solche Röthe nur thut weh. Er hat ganz Recht. Hinaus auf's bessre Feld. Geht mit Gudruna und den Kriegern ab. Es ist der Tod noch nicht, der mein Gebein Durchschaudert, aber schwerer Wunde Schmerz. Ich könnt' mich heilen, wär' ich jetzt daheim – Nun gilt es nichts, gar nichts, als Untergang. Sinkt in's Knie. auftretend. Was soll das Vater dort mit unsern Schaaren? Rückzug? Ich will nicht hoffen. Rückzug nicht. Du blutest, sinkst? 'S ist Vielen heut begegnet. Die Andern liessen dich hier ganz allein? Ich heischt' es so. – Wo treibst denn du dich um? Stand halten wollt' ich auf dem ersten Schlachtfeld. Da wendet sich's mit einmal hinter mir – Der Letzte, dacht' ich, der doch willst du sein – Und plötzlich auch die Feinde von mir ab, Herumgeworfen sich um jenen Hügel. – Die sind den Andern nach; eil' auch dahin. Was soll' ich dort? Fragst viel? Mit ihnen sterben. Zu spät. Ich seh's von hier. Sie bluten schon, Und was nicht todt ist, bindet fest der Feind. Was stehst auch hier so lang, zum Vater schwatzend? Das kommt davon, du junger, säum'ger Fant. Nun zog dir die Walkür' ergrimmt vorbei, Und ruhmlos stirbst vielleicht auf trägem Bette. Nicht solche harte Rede, Vater mein. Es kommt der Feind von allen Seiten her, Und rühmlich denk' ich mit dir selbst zu fallen. Der Feind? Ja, Vater. Und die Andern bluten? Liegt auch dein Ohm? Es scheint, sie führen ihn Gebunden fort. So spring' den Felshang dort Hinab, laur' in der Kluft da drunten still. O weh, du schmäh'st mich. Nein; doch eil' hinab. Wer nicht in der Gesellenschaft Kampfreihe Gefallen ist, der muß sie überleben, Zu rächen sein' und ihre Schmach zugleich. Ich trag' dich mit mir, Vater. Zögerst noch? Hast viel verzögert schon. Thu's nun nicht mehr. Fort! Und dein Antlitz nicht mehr hergewandt! Dir geb' ich als Feldhauptmann den Befehl Sag' du kein Wort mehr, junger Degen. Fort! Niflung eilt ab. Wem Wundenohnmacht lähmt der Füsse Kraft, Der wurzle desto fester ein die Knie', Und schlag' um sich, den allerletzten Schwung Der Kling' auch als den allerbesten führend. Krieger Atles stürmen von verschiednen Seiten herzu, und rufen. Das ist der Andre vom Niflungenstamm! Gieb dich! Du blutest, All' dein Heer erlag. um sich her hauend. Bleib' von mir fern, wer länger leben will. sich ihm nähernd. Prahl' sacht. Du kniest ja selbst im Staube schon. ihn niederhauend. Knie' ich, so müssen Viel' von euch sich strecken. Es fallen noch Andere, die ihm nachkommen. Zuletzt umfassen ihn Einige rückwärts, und reissen ihn nieder. Nun habt ihr mich. Doch nicht wohlfeilen Kaufs. Sie richten ihn in die Höhe. Du! Wahr' ihn gut. Sein Schwerdt liegt nahe bei. Nimm's zu dir. Schleudr' es lieber weit hinweg, Es geschieht. Das ist mir herzlich lieb, daß ihr mich scheut, Mich den Wundkranken, Unbewehrten scheut. Sagt, ist mein Bruder auch in eurer Macht? Ja wohl. Lebendig? Ja. Ach, Sigurd, Sigurd, Nun dampft rachheischend auf dein edles Blut! Ich seh' es wohl, früh' sei es oder spät, Komm' es von Heldenhand, von Metzgerfaust, – Die Götter lenken, und ihr Woll'n geschieht. Wird abgeführt. kommt verwildert gelaufen. Geschlagen die Schlacht, Den Schlechten der Sieg! Am Boden gebunden die Besten. – Sendet sein Fleh'n, Ausseh'nd nach Heil, Noch wer in Zukunft zu Göttern? Zum Himmel hinauf, Wo huldlos, kalt, Taub thronen die fremden Gewalten? Keine Klage ja Wird denen kund, Abwärts wenden sie sich von uns. – Du, lästerst zu leicht Losen Wortes! Dir selbst miß' bei das Maaß der Noth. Fluch von dir flog Flehend einst auf Über die Brüder und Bruderskinder. Nun trifft er, treu Dem trau'rgen Flehn, Trifft sie; – du Wandelbare weinst. Ach, andres auch Ist's, Rache rufen, Ist's, die Erfüllung vor sich schau'n. Doch eingedenk Des frühern Worts Schweig' nun, verschleuß den thör'gen Mund. Laß' fremde Lippen Um was du leidest Zu Göttermacht und menschlicher flehn. Doch fremde Lippen, – ach, wo find' ich sie Von gleicher Noth und Inbrunst angeregt, Von gleicher Herzensangst? – Ihr güt'gen Schicksalslenker, meinen Dank! Entgegen sendet ihr Gesandte mir, Zwei Andr' als ich, und doch mein eignes Blut – Dort meine beiden Knaben, – um's Gebüsch Her eilen sie, – sie, Atles, meine Kinder! Ortlieb und Asmund treten auf. Ihr Tröster in der Noth, ihr lichten Flammen Im dunkeln Sturme seid willkommen mir. Umarmt sie. Wie wird dir, Mutter? Hast uns heut sehr lieb, Und 's ist doch sonst nicht eben deine Art. Nein. Siehst uns öfters finster an, und drohst. Ach, wer auch nahm die freud'ge Milde mir! Glaubt mir, ich war sonst anders viel. – Sie sagen's. Erst seit dem Sigurds Tod seist du so streng. O mahnt mich daran nicht, jetzt daran nicht! Sie schlugen ihn, und sind mir dennoch lieb. Wer? Habt ihr nicht gehört? – Ihr sollt nicht fragen. Weinen an eurem Halse laßt mich still; Was ich einst war, in heisser Wehmuth Quellen Den Frost zerschmelzend, – wieder werd' ich's nun. Wer wird heut weinen. 'S ist ein lust'ger Tag. Ei wohl, die mehrsten Feinde sind ja tod. Auch ihre Fürsten? Nein. Die leben noch. Der Vater ließ sie sahn. Hieß einer Högne? Ganz recht. Den wahrt man blos. Er blutet stark; Dem that man nichts zu Leid. Jedoch dem Andern? Dem Gunnar? Sprich. Den warfen sie alsbald In die grau'nvolle Schlangenhöl' hinab. Ich hör' nicht recht. Ja, in die Schlangenhöle. Da hält 'mal das Gewürm ein gutes Mal. Sonst, heißt es, wär' es noch verschmachtet gar. Da, wo die Molch' und Nattern lauern – Er! – Glaub's nur; ich sah wie man hinab ihn stieß, Vernahm tiefher des Drachenvolks Gezisch. Es ist eu'r Ohm, – lauft – bittet doch für ihn. O, ihr dürft bitten – bittet, – täuscht mich nicht. Bei wem denn? Bei dem Vater. Nein, ich will nicht. Der, und auch Högne schlugen Manchen todt, Der mir im Leben lieb war. – Ja, wir sahn's – Und woll'n nicht bitten für ein solch Gezücht. Hört doch! Sind Eure Öhme! Meine Brüder! Mag sein. Fühlt doch die Angst in meiner Brust. Das kann ich nicht. Bei euch nur steht mein Trost, Auf euren Lippen schwebt er – Fängst ihn nicht. Was? Betteln sollen wir zwei Atleskinder, Und um des Feindes Leben? Nimmermehr. Laß' nur die Mutter. Kannst ja leichtlich sehn, Daß sie verwirrt in ihren Sinnen ist. Sie wird sich schon drin finden, wenn sie tod sind. Und will sie's hindern, stell' sie's anders an. Gehn ab. ihnen nachblickend. So? – Hei, du Drachennest, wie früh du pfeifst! Das meines Leibes Frucht? – Ha, um so mehr Abscheulich, widrig, ganz vertilgungswerth. Das müßt' ich schau'n, was ich ist und mir Feind, So häßlich diesem Aug', und diesem Aug' Des eignen Lebens Spiegel? – Arger Zank In mir mit mir – weh, weh! Wie sollst du enden? Geht ab. 4. Akt Vierte Abentheure. Das Innre der Schlangenhöle. Weite Felsgewölbe. Im dunkeln Hintergrunde ein dumpfes Bewegen der Unthiere. Ich wollte nur, sie brächen auf mich ein, Die grausen Wirthe dieser Felsenkluft, Und drängten mir den vielfach gift'gen Zahn Gerad an's Herz, so wär's mit einmal aus, Und Atle hätt' nicht Lust an meinem Elend. So aber scheint's, sie fürchten noch bis jetzt Den neuen Mitbewohner. – Habt's nicht Ursach, Ich Waffenloser biet' euch Speise nur, Nicht Kampf. Zurückblickend. Was regt sich denn von oben her? Ein Gitter in der Höhe geht auf. Atle zeigt sich dran. Weiß man von mir noch droben in der Welt? Gunnar! Wer ruft? Dein Sieger. Lebst du noch? Ja. 'S thut mir leid genug. Mir nicht. Sprich lauter. Schwer dringt durch ungesunden Hölenduft, Durch Nebel, so die Klippen hier umschleiern Der Ton in solchen tiefen Schlund herab. Mich freut es, daß du lebst. Ich will dich retten. Thu's. Gern. Nur eins beding' ich mir dafür. Ich werd's nach Kräften leisten. Sag' denn an, Wo liegt verborgen Fassners reicher Schatz? Nein, das erfährst du nicht. Mach' zu das Gitter, Und laß mich sterben. Unser bleibt das Gold. Zu wessen Nutz, wenn du hier untergehst? Man wahrt sein Eigenthum, so lang' man kann, Was Eigenthum! Gehört denn dir der Hort? Ja. Unserm Hause bracht' ihn Sigurd zu. Vielmehr dem meinen. Denn in erster Eh' War ja Brynhildis, meine hohe Schwester, Des Schlangentödters Weib, und ihr gebührt Als Brautschatz, was der Recke hinterließ. Nun dann auch mir. Brynhildis war mein Weib. Gudrun' ist meins. Ja wohl, du böser Schwager. Doch rechte nicht mehr drum; es hilft dir nichts. So wirst du vor den Schlangen hier vergehn. Das steht bei dir; bei mir, den Schatz zu hüten. Bei dir nicht ganz allein, bei Högne auch. Eh' will ich meines Bruders Herz beschau'n, Gerissen ihm aus seiner tapfern Brust, Eh' ich dir sage, wo der Schatz sich birgt. Prahl' nicht so keck. Auch das kann noch geschehn. Von dir, ungastlicher Betrüger freilich. Was schlecht nur ist, das laur't in deinem Sinn, Wie auch das misgeschaffne Antlitz dir Ein gültig Zeugniß giebt von dem Gemüthe. herabdrohend. Du arger Schmäher! Wart'! Ich brech dir doch Den tollen Trotz, ersäuf' ihn dir in Blut! Tritt vom Gitter zurück, es heftig zuschlagend. Wie klirrt die Angel dumpf im Wiederhall! Eins – Zweimal! Weithin dröhnt die alte Gruft. Nach dem Hintergrunde starrend. Horch! Und die alten Schlangen wachen auf. Mit tausendfacher Regung wirrt sich's los, In Klumpen scheuslich erst, nun scheuslicher In vielgelenk'ger, windender Entwicklung! Der Eine dort hebt seinen rothen Kamm Lang über's andre Drachenvolk hervor – Hu, wie im Rachen rasch die Zung' ihm spielt – Er will auf mich – in hungert sehr nach mir – Nur sitzt er mit dem schuppig langen Schweif Noch zwischen andren Ungeheuer fest. Er ist sehr gräulich – gräulicher noch der, Der unbeholfen in der Mitte liegt. Ich glaub', man heißt solch Unthier einen Molch. 'S hat noch nicht ausgeschlafen – blinzt die Augen – Was? Träum ich, oder ist es gar ein Mensch? Nein, nur den Spott des Menschenangesichts Trägt er auf seiner Larve. – Wie er gähnt! Nun wälzt er seinen dicken Leib hervor, Der Lange kräuselt sich ihm nach – O, mir! Tod ist nur Spiel, doch Hölle dies Entsetzen! Flieht durch die Klippen, von Ungeheuern verfolgt. Wilde Gegend vor der Schlangenhöle. tritt auf. Horch! – Klagt es aus dem Erdenschooß herauf? – Ich muß ganz nah' sein an dem bösen Schlund, Der meinen tapfern Bruder Gunnar birgt. Das Eisengitter, in den Fels gerammt, Es deckt und zeigt ein Luftloch wohl zur Gruft. Sich dem Gitter nahend. Ja! Tiefher murmelt's. Still! aus der Höle. Versenkt und ungesehn Liegt der Niflungensohn Bei Drachen, drohend wild, Die rings sich häßlich drehn. Wie anders war's am Rhein, In weiter Hallen Pracht, Mundschenken rings beim Mahl Zu mächt'ger Fremden Ehr'. O! O! Sein Singen bricht mir noch das Herz. Niflungensohn! In Nacht Hält neidend Schicksal dich. Schau' um! Die Schenken fort! Nur Schlangen warten auf, Nein, beissen brav mit an, Beisitzer selbst des Mahls, Und du nicht darfst, was sie, Du bist die Speise nur. Hört Ihr's, Ihr Ahnherrn auf den goldnen Stühlen In Wallhall's Burg? Hört Ihr's, und duldet es aus einem Thal heraufklimmend. Ich irrte toll und wild durch wildes Thal, Und will nun sehn, was sich zu thun darbeut, Ob Tod allein, ob Rache noch im Tod. – Die dort steht, ist die Frau, so in der Schlacht Zur Seit' uns focht mit ihrer Jungfrau'n Schaar. Damals dacht ich, der Walkür'n sei es Eine. Was rauscht dort durch die Zweige? – Seel'ger Geist, Flogst du aus Gunnars oder Högnes Leib, Umzugestalten dich zu frischer Jugend In dieses blühende Niflungenbild? Ich lebe noch, und bin nur Högnes Sohn. Ich Högnes Schwester. Schöner Knabe du, Ja, lachst du ganz in so liebreicher Huld Als mir vordem erschien mein Brüderpaar, Komm', faß' mich tröstend ein in deinen Arm. Sie umschlingen sich. plötzlich auffahrend. Nein tritt zurück! Du bist kein Niflungskind, Und bist du's doch, so schmähst du deinen Stamm! Befleck' mich nicht mit der Berührung Schmach. Was? Überleben eine Schlacht, wie diese? Ward ich geboren, daß ein solches Wort In's Ohr mir fallen darf? Der That gemäß. Ach, so gebot es ja mein Vater mir, Der auch zugleich der Schaar Feldhauptmann wär. Zu leben? das gebot er? Ja, zu bergen Mich in des Thales klippenvollen Schlund, Das an die Gegend stößt, wo man ihn fing. Dann, meint' er, räch' ich wohl noch die Verwandten. Daran erkenn' ich ihn. Hätt'st du gesehn, Wie droh'nd mich anfiel seiner Augen Blitz – Und sah mich doch vielleicht zum letztenmal – Wie donnernd mir nachbrach sein Feldherrnruf; Ich mußte folgen. Nun bringt es mir Schmach. Nicht also, lieber Knab'. Du sprichst als Held. So sprech' ich, hab' doch nicht also gethan. 'S ist noch nicht aus. Was nicht geschah, geschieht wohl. Still – Horch! aus der Höle. Reißt auf in Wallhalls Reich, Rasch auf die Thore reißt! Ein kühner Kampfgesell, Ein König reitet ein; Aus schlechtem Erdenschooß, Aus Schlangennestern zwar, Doch leuchtend stets im Licht Der eignen Lust und Kraft. O! dieser Klang reißt mir die Seele durch. Wer ist der Held, deß' Geist im Liede scheidet? Gunnar, dein Oheim. Wo? Hilf mir zu ihm. Sprich jenes erzgegoss'ne Gitter an, Das scheidet ihn von allen Menschen weit. Dort drinnen? – Zwischen grimm'gen Schlangen haus't er. am Gitter reissend. Ich brech' dich, mit den Zähnen dich heraus. Laß' ab. Was hülf' es dir? Grundlose Tiefe Gähnt hinter jenen Stäben schwarz dich an. Was dann zu thun? Dem Rachedienst sich weihn. Mit Rettung ist es aus, für den, für Alle. So lenke mir den jugendlichen Arm, Auf daß er treffe, wo er treffen soll. Halt dich verborgen in dem Thale dort. Zu Nacht empfängst du Bothschaft meines Willens. Auf blut'ges Wiedersehn, o Königin! Auf blut'ges Wiedersehn, du Heldenkind! Gehn von verschiedenen Seiten ab. Reidbold tritt auf, ein goldnes Gefäß in der Hand tragend. Andre Krieger begleiten ihn. Welch ein verwachs'ner Weg durch Moor und Ried, Zuletzt den rauhen Felsenweg hinan! Wohin man uns nur schicken mag? Mich dünkt, Ihr wär gewöhnt, zu folgen, nicht zu fragen. Wenn solch ein Schwatzen unser Herr vernähm', Er legt' es Euch wohl nicht zum Guten aus. Wenn er's vernähm'! Doch er vernimmt es nicht. Und einmal muß man doch vom Herzen weg Sich selber Freiheit lassen mit dem Sprechen. Wozu denn wär's uns angeboren sonst? Dem Thoren, zu verlieren Leib und Gut, Dem Klugen, Leib und Gut sich zu bewahren. Doch sei nur diesmal unbesorgt, Gesell. 'S gilt kein Geheimniß; was der Herr gebeut, Wirst du bald hören. – Werft nur dieses Seil Hinab durch's ehrne Gitter auf den Grund. Sie thun es. Hu! Wie es drunten schwarz und dunstig ist! Wenn's das nur wär'! hinabsehend. Am Grunde regt es sich Von wunderlich verschlung'nen Ungestalten. durch's Gitter rufend. Gunnar! Ho! König Gunnar! Komm' herauf! Herauf? Senkrecht starrt her die Felsenwand. Ich werf' dir ja das lange Seil hinab. Ruf' mir herunter deiner Bothschaft Wort. Das kann ich nicht. Was zeigen soll ich dir. Faß' nur das Seil, arbeite dich herauf. – Und Ihr hier oben, stemmt Euch gegen, fest, – Denn sehr gewichtig ist des Helden Leib, Der aufklimmt an dem Seil, von Euch gehalten. untereinander. Ho! Tritt fest ein! Er reißt mir's aus der Hand. Streng' dort Ihr andern! Schlingt vielleicht mit ihm Ein Drache sich an's Sonnenlicht herauf? am Gitter erscheinend. Nein, Menschlein. Ich nur bin es ganz allein. Doch thut so wohl, und knüpft das Seil recht stark An dieser Eisenstäbe Gitter fest, Wofern man mich noch öfter herberuft. Denn's käm' doch leichtlich sonst, daß ich Euch Alle Umriß, und in den Abgrund selber fiel. Das wär' ein Schade mir, und Euch' ne Schmach. Sie knüpfen das Seil am Gitter fest. Du siehst was bleich, mein königlicher Held. Die grimmen Schlangen nagten schon an mir, Doch tödlich noch sind ihre Wunden nicht. Errett' dich doch. Zeig' an das Faffnersgold. Hast du sonst nichts zu sagen? Will hinab. Nein, weile. Noch vom Kön'ge dir ein Wort. Sag' an. Du hast den Atles Zorn gereizt. Mein'twegen. Nicht auf Dich nur ganz allein. Auf wen denn sonst? Auf Högne, deinen Bruder. Ich kann's vermerken. Ist mein Bruder todt? Du prahltest, eh' des Bruders Herz zu schau'n, Eh' du das Gold aus Faffners Erb' verriethst. Nicht prahlt' ich's, denn so wirklich steht mein Sinn. Erräthst du, was dies Goldgefäß verbirgt? Du willst mich überreden, Högnes Herz. den Deckel abwerfend. Nun, überführ' dich. Schau' des Königs Zorn! Laß' mich achtsam die Gabe erst beschau'n – Nein, lieber Bote, nein, du willst mich trügen. Jedoch, fürwahr, also gelingt's dir nicht. Das ist nicht Högnes, meines Bruders Herz. Denn dieses arme Herz, es klopft vor Angst, Und das sieht nicht Niflungenherzen gleich. Bring' mir ein bess'res, wenn ich trauen soll. Jetzt steig' ich wieder in das Schlangennest; Willst du was mehr von mir, so kannst du rufen. Läßt sich hinab. Ist es denn wahr, was der Niflunge sprach? Ja, voll Verwundrung muß ich es gestehn: Dies ist nicht Högnes Herz, der lebt annoch. Ihr kennt den Hialto all', den feigen Knecht. Von dem, dieweil er doch zu gar nichts taugt, Gebot der Herr das schlechte Herz zu nehmen, Damit zu schrecken diesen starren Sinn. Doch seh' ich, nicht so karge Gabe thut's. Atle tritt auf, mit Ortlieb, Asmund und Jagdgefolge. Das war recht brav von dir, mein lieber Vater, Daß du uns von dem alten Grämler nahmst, Und uns nun mit dir führst durch Wies' und Wald. So ist's ein Leben! Hei, wie frisch das Herz Dem Grün entgegenschlägt, und sonn'ger Luft. Wir fahren sämtlich gut auf diese Art. Denn ausserdem, daß Ihr in Freuden lebt, Geht mir auch mit das ganze Herze auf Vom Anblick Eurer Jugendfröhlichkeit. Mir kehrt zu Sinn, was schon seit langen Jahren Mir ganz aus dem Gemüth gekommen war. – Ihr lieben Knaben, meine einz'ge Lust! Es ist erfreulich doch, einander lieb sein. – Ha, meine Krieger dort. – Reidbold, wie steht's? Gab er sich drein? Bekannt' er? Keineswegs. Nicht? Trotzkopf! Dieses Herzens feiges Zucken Verrieth es ihm alsbald; Herberge nicht Hab' dem die Brust des Bruders je gewährt. Nun dann! Sie betten selbst in Abgrund sich. So thu's. Was, edler König? Du verstehst nicht? Thu, was ich dir vorhin zum Schein befahl. Aus Högnes Brust – Nun ja! das Herz heraus, Wenn Du's durchaus in Worten hören willst; Und Gunnarn trag' die edle Beute her. Geh'! Keine Antwort! Reidbold geht ab. Ho! zur Jagd! zur Jagd! Stoßt All' in's Horn! Laßt alle Koppeln los! Blut soll und Lärm den ganzen Forst erfüll'n. Blut über Klippen hin! Durch's Thal Gejauchz! Ho, Jagdlust! Ho, der Waldes-Thiere Tod! Der Atle jagt mit seiner Adlersbrut! Ziehn mit Atle und Gefolge vorüber. Die Krieger, so mit Reidbold gekommen waren, bleiben zurück. Der König sprach ein grausenvolles Wort. Das von dem Herzen –? Wiederhol' es nicht. Nicht überhaupt für viel Gespräche taugt Die schwüle Stunde dieser Gräu'lentscheidung. Es rauscht bei der zwei Helden schwerem Tod Noch manches Andern Tod mit in der Luft, Denn nicht allein fall'n solche Schaarenlenker. Hast Recht. Im Still'n bedenk's ein treu Gemüth. Wir müssen wohl hier bleiben. 'S möchte sein, Daß Reidbold uns noch nöthig hätte. Wohl. Wir woll'n uns lagern. Setzen sich zu einander und bleiben eine Weile still. Reidbold tritt mit dem Goldgefäß auf. Sie fahren auf. Ha! Bringst Du? – Ja. Im Sterben lächelt' er, Und lächelte des Todes Schrecken fort. Zum Gitter tretend. Gunnar, Du edler König, komm' herauf! Schaut, wie gewaltig er aufstrebt am Seil. Das Gitter dröhnt in erzgegoss'nen Fugen, Ja, das Gestein auch schüttert, wie mich's dünkt. am Gitter erscheinend. Du stehst schon wieder da mit Deinem Kelch, D'raus ich mir bittr'e Tränke schöpfen soll. Thu' ihn nur auf; jetzt mag der Schatz wohl drin sein. Ich bin ein Diener, thu' nach dem Gebot Des Herren stets, dem ich verpflichtet bin; Drum rechn' es mir nicht zu, Niflungenfürst, Was ich Dir bringe. Ab den Deckel, sag' ich. Reidbold thut den Kelch auf. hineinschauend. Diesmal, mein Abgesandter, sprichst du wahr. So laß' von Deiner Widerspenstigkeit, Und rette, wo nicht mehr den Bruder Dir, Doch selber Dich von argem Schmachestod. immer in den Kelch schauend. Ja, ich erkenne meines Bruders Herz. Auch jetzt noch kaum in leiser Regung bebt's; – Wie minder, da er's trug in tapfrer Brust! Nun ist es gut. Das Schrecken macht Dich irr'. So lange Högne noch am Leben war, Stand ich im Zweifel halb, ob ich den Schatz Nicht übergäbe. Nun giebt's Keinen mehr, Der von dem Fassnershort die Spuren kennt, Und sie anzeigen mag rechtlosen Herrn. Ich nur allein weiß sein geheimes Bett. Der Rhein behält' ihn! – Und Dich, Gunnar? Bedenk' was Dich behält! Der Schlangenhöle grauenvolle Gruft, Der Schlangenthiere grauenvoller Schlund. Ich bin begraben. Gieb Dir keine Müh', Und wirf auch mir kein Seil hinfort hinab. Von mir lockt Menschenkind nicht Antwort mehr. Du hörtest mein Vermächtniß. Gute Nacht. Läßt sich hinab. Viel unerwünschte Bothschaft unserm Herrn! – Schau' Du ihm nach. – Er ändert wohl den Sinn. am Gitter. Laß' mir erst Zeit. Das Dunkel in der Hölen Gönnt meinem Blick noch freies Umschau'n nicht. Ach, wirst auch nicht viel Tröstliches ersehn. Viel Gräuliches. Die Schlangen wälzen sich Zusammen ob der edlen Herrscherbildung, Umschlingen sie – Was thut er? Er liegt still. Ist wohl schon tod? Nein, horch'! Er singt herauf! Nage du Natter! Nicht edler's Mahl Ward irgend wem auf der Welt. Hängst am Herzen fest Hochsinn'ges Herrn, Königes, vielen Landen kund. hinabrufend. Gunnar! Hör'! Bist zu retten noch! besinn' Dich. Sie trachten und treiben, Und trügen sich selbst, Dort oben, wo die Leute leben. Hier wohnt Wahrheit! Wagt herab Euch, Zu erspäh'n was dem Grund' entsproßt. Die Stimme wird schon matt. Gleich ist es aus. Klopfe nicht klagend, Wie kleiner Menschen Herz, Du hohes Gunnars Herz! Stocke nicht sträubend, Starker Othem – Ende, vollende den Leichensang. am Gitter. Er starb. In Wallhall sitzt er bei den Göttern. Ach, solch ein End' so keckem Heldensinn! Es war der Sigurds Tod, der schlang ihn ein Mit also schauerlicher Strafumwindung. Den Schlangentödter rächte Schlangengrimm. Was sprichst so wunderlich? Ich spreche nicht. Vielmehr, (ich fühl' es) redet was aus mir, Und sagt uns Allen bitt'res Ende an. Heiß' es doch schweigen. Könnt' ich's auch – zu spät! Es hat gesprochen. Macht Euch still hinweg. Mich dünkt, die Nornen schweben über uns, Und drücken diesen Wald mit banger Ahnung. Das Wild umher starrt, Eich' und Buche rauscht, Die Wolken senken sich – still! Still! Gehen schweigend ab. 5. Akt Fünfte Abentheure. Vor Atles Burg. Atle, mit Waidleuten von der Jagd heimkehrend, begegnet Gudrunen mit ihren Jungfrauen. Wohin, Gudruna? In den Wald hinaus, Zu wählen mir die schlanksten, höchsten Bäume, Dann selbst zu pflücken das hellblühendste Gezweig, das ich im Forst nur finden kann. Wozu das? Zu des Scheiterhaufens Gluth Die Bäume, und die Blüthen, ihn zu kränzen. Was für 'nen Scheiterhaufen meinst Du denn? Fürwahr, das ist ein seltsam kurz Gedächtniß, Wovon noch spät, nach vieler hundert Jahre Verdunkelndem Hinrollen sprechen wird, Wer deutsche Zunge spricht: – den Heldenfall Der rühmlichen Niflungen im Verrath – Das hat er schon vergessen, der es sah', Der's selbst bereitete mit schlimmer List. Ha so! die Überwundnen feierst Du! Ich hab' ein gar verschiednes Fest im Sinn, Zu deren Preis, die siegend sind gefallen. Deshalb zog ich zu Wald auch, so wie Du, Doch Mahles heitre Gabe bracht ich mit, Viel edles Wildpret, durch den Speer gefällt. Such' Du Dir Bäume aus zum Trauermahl, Auch Blum' und Blüthen, ich verhindr' es nicht, Und gönn' Dir solche arme Feier gern. Sei recht vergnügt dabei, Du stolze Wirthin. Geht mit dem Gefolge vorüber. Noch höhnen darf er mich! – Das heischt der Rache Gräu'lvollstes Maaß. – Ihr Jungfrau'n, geht voran. Mir wägt sich was im meinem tiefsten Sinn, Das keines fremden Hauches Störung duldet. Die Jungfrau'n gehn ab. Jedwedes hat sein Ziel. – Beschränke nicht Zu eng' des edlen Flusses Bett, zwing' nicht Dein treues Roß gewissem Sturz entgegen, Nicht gegen Felswand treib' Dein gutes Schwerdt; Sonst fluthet, bäumt, und splittert zum Verderben Die einst getreue Kraft auf Dich zurück. – Es ist geschehn. Und aus dem eignen Herzgrund Reiß' ich mit eignem Blut und Todesschmerz Die Rache für den Spötter mir herauf. Er kann mir nicht entgeh'n. Ich halt' ihn gut, Ich halt' ihn fest an meinem eignen Jammer, Um solch ein Kaufgeld führt sich Alles aus. Ortlieb und Asmund erscheinen im Hintergrunde, ein erlegtes Reh tragend. hinblickend. Sind's Truggestalten? Nein. Die bösen Geister Spüren nur kaum in einer Menschenbrust Was ihnen gleicht, so werfen sie alsbald Die Ausführung des Gräu'ls in unsern Weg. Hab' deinen bösen Will'n, du böse Macht. Das Rach- und Todtenopfer falle jetzt. Siehst Du? Ich schoß es. In der Wunde noch Sitzt fest mein Pfeil, der mit den bunten Federn. Ja, doch ich sing es, wie's in Todesnoth Hinab sich stürzen wollte von den Klippen. Dort wär's zerschellt, und nie hätt'st Du's gesehn. Der Schuß bleibt immer mein. Und mein die Beute. Ach, jüng'rer Bruder, gieb in Frieden Dich. Du! Prahl' mir nicht. Ich streu' Dein gelbes Haar In alle Lüfte noch zum Spiel des Wind's. Wag' Dich nur an mich, Du krausköpf'ger Bursch. Gudruna tritt zwischen sie, faßt sie hart an, und führt sie mit in den Vorgrund. Die Mutter kommt ein heft'ges Zürnen an. Was aber hadert Ihr um's blut'ge Reh? Ihr seid zwei blut'ge Rehe selbst, seid Opfer. Nein, grimme Mutter, ich versteh' Dich nicht. Verstehn, Ihr Atles Kinder, sollt Ihr mich, Wenn Euch mein Messer wühlt am harten Herzen. Du willst uns schlachten, Mutter? Ja, zum Mahl, Zum Todesmahl für Eurer Öhme Feier. Das wird Dir selbst gewißlich wehe thun. Mag es! Dieß ist für alle Zeit des Weh's. Und Schade wär's um zwei so wackre Knaben. Hat Euch, Ihr kleinen unbewegten Klippen, Hat Euch mein heisser Thränenguß erweicht, Als ich für meiner Brüder Leben bat? Nun Wolfsbrut, Schlangenbrut, nun soll auch mich Nicht Euer Fleh'n, Eu'r Weinen nicht erweichen. Nein. Mutter, bild' Dir nicht was Schlechtes ein. Wir flehen? Weinen? Bitter ist der Tod, So wie es heißt, und manche lust'ge Jagd, Und manch ein lust'ger Krieg stand zu erproben Für Heldensöhne, wie wir beide sind. Darum ist's Schade. Doch wir winseln nicht. Muß es denn sein, so laß' es gleich geschehn. Es soll, Ihr Trotzigen! Es soll alsbald. Du bist es, die uns unser Leben gab, Und was man gab, kann man zurücke heischen. Nimm's nur, Du Mutter. Mutter nennst Du mich. O, lieber Knabe! Will ihn umarmen. zurückspringend. Nein, das leid' ich nicht. Wer mich bedroht, dem keinen Kuß zuvor! Recht so, mein Bruder. Gieb kein gutes Wort. Des Atle Ingrimm sprüht aus diesen Augen, Des Atle Bosheit wohnt in solcher Brust. Was zögr' ich denn? Hinaus zum Rachemahl! Eilt mit den Knaben ab. tritt auf. Wenn Kön'ge fechten, wird der Kaufmann reich. Es geht wohl im Gewühl mit Einer drauf, Jedoch gewinnt, wer's überlebt, gar viel. Da giebt es Ehrenmale aufzustell'n Den Todten, Siegesmale Lebenden, Und dann das reiche Gold, und Silber auch, Und köstliches Gestein, so auf den Waffen Erschlagner liegen bleibt – wer das versteht, Dem fällt der schönsten Beute viel anheim. Da hier – und hier – Mitgebrachte Gold- und Silberstangen betrachtend. verstört zurückkommend, und ihn plötzlich ergreifend. He Du! Was lau'rst Du hier? O mir! Willst Du mich tödten? Sag', wer bist Du? Ein armer, frommer Kunstmann, Königin – O laß' mich leben – der für Dich des Schmucks Schon viel geformt – In Deiner Augen Gluth Liegt Tod. Meinst Du? Er flammt aus meinem Herzen. Ihn los lassend. Doch das ist nicht für Dich, Du banger Wurm. Sei Du getrost. Nur dahin trifft der Blitz, Wo ihn verwandte Kraft zum Zorne lockt. – Sprachst Du nicht eben, Schmuck verständest Du Zu bilden, aus des Erzes edlem Glanz? Ja, Herrin. Nun, ich sende Dir zwei Schalen Zu Trinkgefäßen, zwei sehr edle Schalen – Verhüllt ihr Antlitz. Wie wird ihr? Sie bewegt mir meinen Sinn In Furcht und tiefer Wehmuth Schmerz zugleich. Zwei Schalen, sagt' ich Dir. Die faß' in Silber Zu Trinkgeschirr'n – Du willst sie nicht in Gold? Gold? Nein. Des Silbers bleiches Mondenlicht Geziemt sich solchem Fest. Doch schaff' sie bald. Gebeut nur, wann. Zum ernsten Todtenmahl Das ich um der Niflungen Ende feire. Zur Werkstatt eil' ich, Alles zu bereiten. Schick' mir die Schalen hin. Sei unbesorgt. Ach, meine Arbeit dran, weh! ist gethan. Goldschmidt ab. Leb' ich denn noch? Bin ich's noch immer selbst? Oder hat der unheilbeschwingten Dysen Sich eine in Gudrunens Leib verstellt? Man sollt' es denken. Solche, solche That! Zwei schöne Leichen sind es. – Neben ihnen Stand ich, wie in der sonst'gen, frommen Zeit, Wenn ich in süßen Schlummer sie gewiegt, Und mich gefreut an ihrer Locken Gold, An ihrer Wangen Roth. – Die sind heut blaß, Doch Purpurkleider wirkt' ich ihren Leibern. Mir thut das Herz noch von der Arbeit weh. – Doch fort. Der Schalen harrt die Hand des Kunstmanns. Will ab. Atle tritt ihr entgegen. Sie schrickt zusammen. Nein, tritt so zürnend nicht vor mir zurück. Ich that Unrecht vorhin mit meinem Spott, Und will es sühnen. Laß' mich, laß' mich gehn, Mich ruft ein wicht'ges Thun. Zum Todtenmahl Die Vorbereitung? Sieh, ich feir' es mit, Will ehren Deine Brüder noch im Tod. Ja, merk'st Du's nun, doch merk'st es allzuspät, Daß auch zertretne Schlangen furchtbar sind. Nun möcht'st Du sühnen. Laß' es jetzt nur werden, Wie's werden kann. Nach einigem Besinnen. Doch nein, nein! Du sollst mit Beim Todtenfeste der Niflungen zechen. Was brach so plötzlich Deinen starren Sinn? Ich bin ja doch ein arm' verlassnes Weib, – Die Brüder tod, der Freunde Macht zerschellt – Ja freilich will ich grüßen Dich als Gast. Du thust auch recht. Laß uns hinfürder friedlich Beisammen wohnen. Groll und Hader viel Hab' ich gesehn in meines Lebens Lauf, Und trug mir doch an Früchten Mißwachs nur. So auch mit dieser letzten furchtbar'n Schlacht. Verbergend rauschen Rhein's gewalt'ge Fluthen Ob dem so blutig nachgespäh'ten Gold. Nein, Friede sei's nun, abgethan der Krieg. Wer das so sagen könnte! Ruf' doch wer Die Wucht zurück, so er vom Fels gerollt! Warum nicht, wenn sie einmal unten liegt, Sie still zurücketragen? Liegt sie unten? Mich dünkt, ich hör' ihr Roll'n noch am Gestein. Laß' ab, zu träumen. Reiche Gaben Dir Halt' ich entschädigend bereit. Die spare. Du bist mein Gast ja schon für's Todtenmahl Die Knaben bring' ich mit. So? Sieh'st Du doch Mit einem Lächeln drein, wie man's von solchen Gewahrt, die Todeskrampf auf's Schlachtfeld streckt. 'S ist Spiegelleuchten noch vom reichen Wahlplatz. Sah'st Du die Knaben? Ja. Sie schlafen fest. Hat sie das Jagen heute so erschöpft? Dem Jäger wie dem Wild thut Ruhe Noth. Sie zankten, als ich sie zuletzt verließ. Uneinig sind sie oftmals unter sich, Und das allein mißfällt mir an den Beiden. Sie zanken fürderhin sich nimmermehr, Der Friede hält Jedwedes Haupt umgossen. Meinst Du? Sie haben's auch um Dich verdient, Daß Du mit treuer Milde sie vertrittst. Heut' sahn sie in des Jagens bester Lust Jenseit des Strom's sich bunte Vögel wiegen, Hui, sprang das lust'ge Paar gleich in die Fluth. Für Muttern, riefen sie, woll'n wir sie fange, Da soll sich Mutter freu'n! – O! Sie bricht in Thränen aus. Sprich, was weinst Du? Das Todtenmahl – es will sein ernstes Theil. Mit theuern Perlen mahnt es mich. – Zum Fest! Antworte nicht. Es muß vollendet sein. Winkt ihn abwärts. Sie gehn zu verschiednen Seiten hinaus. Abgelegnes Thal. Nacht. liegt unter einem Baum, und spricht im Schlafe. Der weisse Renner – der kam erst an's Ziel – Holt hundert Marken reinen Gold's herbei – Ich will ihn kaufen – nun zum Mittagsmahl – Ihr Helden lagert Euch – Schenk' reinen Weins Die Kelche voll, Du goldgelockter Knab' – Du Andrer, trag' die Falkenherzen auf. – Was? Bringst Dein eignes Herz? Und Jener schenkt Sein eignes Blut? – O nein, das wollt' ich nicht. Her andern Wein, Ihr Schenken, reinen Wein, Und weißen, daß man sieht, es ist kein Blut drin! Wo bleibt's Gesindel? In die Höhe fahrend. Ich träumte. – Was geschah' mir? – Hier im Dunkel Lieg' ich allein. Wie war's denn gestern? – Gestern – Ach, schreckensvoll steigt die Vergangenheit Aus ihrem Dunkel in mein Dunkel her. Ja, ja, das allerschrecklichste geschah, Und noch hab' ich die Helden nicht gerächt. Du Säumender! – Nein, schilt dich nicht zu hart. Des Vaters Schwester, sie verhieß mir ja Die Bahn zu brechen zu dem blut'gen Ziel. Sie zögert, doch ich nicht. – Dort oben liegt Die Burg. Ganz recht, es strahlt auch durch die Nacht Von hellem Lichterglanz in Festes Hallen, Und Hörnerklang dröhnt bis in's Thal herab. Sie schmausen, feiern ihren falschen Sieg – Der Högnes Sohn indeß, der irrt allein Wie ein gejagtes Waldthier durch den Forst, Und spottend gaukeln Träume um sein Lager. Der letzte bracht' ein glänzendes Gesicht Von heiterm Wettkampf, reichen Mahls Genuß, Und ich war Wirth, und Herr von vielen Burgen. Zuletzt jedoch verrann's in Leich' und Blut. So soll's auch dir verrinnen, schmausend Volk, Da droben in der starken Räuberburg. auf der Höhe. Du fremder Recke, weilst du dort im Thal? Wer fragt? Ich, von Gudruna hergesandt, Sie sprach: es sei nun endlich an der Zeit, Wozu? das weiß ich nicht. Doch sollst du kommen. Führst du mich? Ja. So wart'. Ich komm' hinauf. Nein, schau'rlicher Nachtwandler, nah' dich nicht, Eh' du mir's nicht mit ernstem Schwur versichert, Mich nicht zu schädigen in deinem Grimm. Was macht dich denn so angst vor mir? Du sprichst Herauf mit dumpfem, grauenvollem Laut, Als wie in unterdrücktem Zorn, wohl gar In nah' aufloderndem, sinnlosem Rasen. Es kann was dran sein, wenn der Zorn nicht bald Ausbricht aus seinem Haus. Weh', du verscheuchst mich. Nein, bleib'. Bei allen Göttern sichr' ich's dir, Nicht einen Funken meines heißen Grimms Versprüh' ich auf dem nächt'gen Weg. Ausströmen Am Ziel ihn, das, das will ich. Sei getrost. Ein Becken grimm'gen Feuers geht mit dir, Jedoch behütet von mannhafter Stärke. Klimmt hinauf, und geht mit der Zofe ab. Atles Schlafgemach. Gudruna, eine Fackel in der Hand, führt den trunknen Atle herein. Kleiner und karger Brennen die Kerzen Des heitern Heldenmahles schon. Ihr Becher, blank, Ihr Brüder des Fest's – Alles in Dunkel und dumpfem Schlaf? Dem Wandrer wiegt Der wicht'ge Schlaf Auf dem sonst leichten Augenlied. Zur Hütte heim, Hasten sich Jäger – Kehr' du vom Fest auch heim, mein Fürst. Manche Mährchen, Meine Holde, Sprachst uns vor, beim sprudelnden Trank. Lisple lieblich Leise Kunde Mir auch jetzt in mein schlummernd Ohr. ihm auf's Ruhebett helfend. Der blut'ge Buhle, Bösen Sinn's voll, War schläfrig nach der Schlacht. Die Herrin half, Sie, hoch gesinnt, Zum langen, langen Lager ihm. entschlummernd. Ich schlafe, er schlief, Schleichend, behaglich, Umsäuselte süße Ruh' sein Ohr – Was nicht Wein that, Thaten Worte, Thaten zaubrische Zeichen ihm. Nachdem sie ihren Stab einigemahl über ihn geschwenkt. Nun schläfst du sicher bis zum Morderwachen. Kam noch des Hauses Rächer nicht herbei? An der Thür lauschend. Ja, das sind Tritte, fest, wie's ziemt dem Mann, Doch leise, wie's geheime Strafamt heischt; Ich kann nicht irren, das muß Niflung sein. Öffnet die Thür. auftretend. Mit Blut zu rein'gen dir die blut'ge Schwelle, Komm' ich aus meinem dunkeln Thal herauf. Sieh'st du den ries'gen Greis, in Schlaf versenkt? Das ist er, den die Erde weit und breit Zu fürchten pflegt, der König Atle heißt. Er sieht recht schaurig aus, mit seinen Runzeln, Und langem weißen Bart und weißen Brau'n. Scheu'st dich vor ihm? Dann wär' ich ja nicht hier. Nun, zeuch dein Schwerdt. Tauch's in die breite Brust. Du zögerst? 'S ist der Rache nicht genug. Von Schlangenbissen starb mein edler Oheim, Sah vor sich meines Vaters blutend Herz – Und der Verbrecher soll's mit Einer Wunde, Die schnell ihr eignes Leiden ihm verkürzt – Damit sollt' er es büssen? – Nimmermehr. Kurzsicht'ger Schüler, lehrst die Meisterin? In dieser meiner Brust wohnt mehr des Leid's, Mehr des heißlodernden, gramvollen Zorns, Als du, mein Knabe, ahnst, noch ahnen wirst. Ja, beben wird dir dein Niflungenblut, Wenn du Gudrunens Rachethat vernimmst. Doch erst das Schwerdt in dieses eh'rne Herz! Niflung will zustossen. ihn zurückhaltend. Halt! Gönn' auch meiner Hand noch Raum am Griff. Beide, das Schwerdt fassend, durchbohren Atle. Verrathen! O! Ermordet! O, wer that mir's? Die Schwester der Niflungen. Högnes Sohn. Hu, wie ihr vor mir steht in schwarzer Nacht, Wie meine Sünden, Ihr zwei Zorngestalten, – Und grifft mir bis an's Herz auch. Es ist aus. Noch nicht. Du hielt'st ein gutes Mahl zuletzt. Weiß'st du den Traum noch von den Falkenherzen? Du trankst auch rothen Wein. Kennst du sein Roth? Kennst du die weißen Schalen, draus du trankst? Ich weiß nicht. Sprich nicht weiter, laß mich sterben. Nein, nimm die Nachricht mit auf deinen Weg: Der Knaben Blut und Herzen war dein Mahl, Und ihres Schädels Rund die beiden Schalen, Ich glaub', der Schmerz der Wunde macht mich toll. Nein, todwund bist du, Held, doch gut bei Sinnen. – Was bebst du, Niflung? Ha, der Schreckensthat! Es ruht ein siebenfält'ges Grau'n darauf. Sieh'st du? Bei mir nur wohnt die volle Rache. O weh'! O weh'! Nun bricht mein Jammer aus! Die eigne Wunde trug ich stark und still, Doch mit mir sie gewürgt die holden Knaben, Und ihr – nein – selbst mein eignes Fleisch und Blut Mir Speis' und Trank! Ihr habt zu arg gethan. Kanntest du Maaß bei meiner Brüder Tod? Nicht das. Und auch ob meinem eignen Haupt Sah' ich seitdem den Himmel blutig droh'n. Du wollt'st dich doch versöhnen, wollt'st noch leben. Wer wollte das nicht, dem das Atles Reich Zu Handen ständ', und Lebens beste Lust, Zudem – ach, damals noch! – zwei muth'ge Söhne! Sie waren ja doch auch dein eignes Leben. Meinst du, ich hätt' es thränenlos verlöscht? Warum denn die, warum nicht mich allein? Also gebot's der grimme Zorn in mir, Nicht dir allein, auch mir ein blut'ger Feind. Ihr habt sie wie Kebskinder hingewürgt. Das waren doch die zwei nicht, deren Mutter Ich heimgeführt nach reichem Brautgeschenk Mit der Verwandten und mit ihrem Will'n. – Du hast noch viel des Othems in dir, Greis! Blas' mir ihn aus, und seegnen will ich dich. Nein, mich verlangt nach deinem Seegen nicht. Wohl als mein theures Eh'weib hielt ich die, Dir dort nun vor mir steht, der Knaben Schlächt'rin. Der edlen Ritter dreißig dienten ihr, Der Zofen zwanzig – nimmer gnügt' ihr das. Willkührlichen Besitz all' meiner Habe, Den wollte sie, – das schafft dies Elend mir. Du faselst, Alter. Findet wider dich, Den Vater alles Bösen und Verraths Noch Sünde statt? Fürwahr, du bist ein Ziel, Nach dem man kecken Pfeiles werfen darf, Und lächelnd schau'n die Götter drauf hernieder. Die Götter lächeln droben immerfort, Und unsre Noth ist ihnen lust'ger Scherz. Die sind nur Richter, milde Väter nimmer. Der Glaube ziemt dir. Mindestens für dich Sind Wallhalls heitre Säle nicht erbaut. Das mag wohl sein. Doch hast den Schlüssel nicht. Nur was auf Erden mir noch tröstliches Gescheh'n kann, – es ist wenig – das begeh' Nach so viel schlimmer That zuletzt an mir. Nenn' es. Du willst es nicht? Nenn' es getrost. Ja, alter Mann, du bist nun ganz zermalmt, Und deines Staubes woll'n wir uns erbarmen. Dem schenkt Begräbniß nach des Landes Art. Versenkt ein Schiff in länglichen Grabhügel, Und auf dem Schiffe steh' von festem Stein Ein Sarg, der diesen blut'gen Leichnam birgt. Die Todtenkleider übergießt mit Wachs; Also beerdigt man vornehme Heunen. Und also soll es auch mit dir geschehn. Die Kerzen brennen dunkel – das Gemach Verengt sich wunderlich zur kleinen Kammer – Das ist ein karger, unfürstlicher Tod Für den, der Atle hieß, der große König. Der Laufbahn Ziel stimmt mit der Laufbahn nicht. Hm, seltsam, seltsam wird's! – Aufschreiend. O meine Falken! Er stirbt. Gebt euch zur Ruh' nun, ihr Niflungenschatten. Ein Todtenopfer ward euch sonder Gleich. Man hört Tumult in der Burg. Der König rief! Der König stöhnte laut! Hinein. Mich dünkt, es ist Verrath im Werk. Die Knechte toben. Niflung, geh' hinaus In's Thal zurück. Ich laß' dich wieder rufen, Denn noch ist nicht mein ganz Geschäft gethan. Niflung geht ab. Und schweigen heiß' ich das Gezüchte dort. Ab. 6. Akt Sechste Abentheure. Meeresufer. Man sieht von weitem Atles Burg. zu vielen Kriegern Atles redend, unter ihnen Reidbold. Also geschah's, daß euer Herr erlag, In der vergangnen Nacht. 'S war Rach' um Rache, Und nichts von meiner That hab' ich verhehlt. Ich weiß, daß es der Menschen geben wird, Die mich Mannsschlächt'rin schelten, Rabenmutter, – Doch die, die wissen nichts von meinem Sinn; – Drum können sie beginnen ihren Spruch, Ich hör' nicht drauf. – Nur das, Ihr Diener frag' ich, Wagt's Einer, mich zur Rechenschaft zu ziehn? Des Herrn Begräbnißfei'r ist nicht vorbei, Und dies Geschäft liegt uns vor Allem ob. Ganz recht. Zwar haben wir den Todten schon Beerdigt, wie's der Heunen Sitte heischt, Und wie er's selber hat von mir begehrt – Jedoch, das Todtenmahl begann noch nicht, Und das, mit seinen hellerglüh'nden Bechern, Scheint dir ganz unerlaßlich, liebes Volk. Auf diese Red' und vieles Andre noch Versparen wir der Antwort schwer Gewicht. So? Also eure Kön'gin bin ich nicht mehr? Bin die Beklagte nur vor eurem Stuhl? Du wirst es seh'n beim nächsten Morgenroth. Wohl denn, ihr Herr'n. Wir woll'n uns drauf vertrösten. Für jetzt zieht nach der Burg. Der Becher winkt. Reidbold und die andern Krieger gehn ab. Wie sich der Mensch so keck, so übermüthig Sein eig'nes Urtheil spricht! Ich hätt' dich nun Vielleicht verschont, Gesinde. Doch es droht Aus euch der kecke Trotz, und reißt euch fort In Atles Grabesdunkel mit hinein. Gescheh's euch nach Verlangen. An einen Schild schlagend. Niflung! Niflung! Herauf du Rächer, aus verborgnem Thal! auftretend. Giebt's mehr zu thun noch, strenge Högnes Schwester? Du bist sehr g'nügsam bei dem Rachemahl. Der Thäter liegt ja unterm Hügel schon. Wieviel der Krieger brachtet ihr mit her? Der Recken waren wir tausend und sechzig, Und hatten im Gefolg neuntausend Knechte. Wo sind die Alle? hinausdeutend. Dort, den Wahlplatz frag', Von Lebenden find'st du nur mich allein. Das war die Blüthe des Niflungenlands. Ja. Trauern müssen an des Rheinstroms Ufern Die Burgen all', wenn heim die Bothschaft kommt. Und dafür, meinst du, gnüg' ein wenig Blut Aus halverdorrten Greisesadern? Dafür Zwei ungeberd'ger Knaben Todesschrei? Nicht gnügt des ganzen Heunenlandes Tod. Jedoch, wie stell' ich's an, um mehr zu fällen? Beim Todtenmahle Atles in der Burg Zechen die Krieger und die Diener all'. Die Frechen droh'ten, mich vor ihr Gericht Um ihres Königs Tod zu ziehn. Sie rasen. Vor ihnen ein Niflungenkind sich stell'n? Drum zieh' ich lieber sie vor mein Gericht. Rings um die Burg her liegt (ich hieß vorsichtig Es so bereiten gleich nach unsrer That) Liegt Holz und Schwefel, und des Zunders mehr, Der sich zu wilden Gluthen leicht erhitzt. Deß' häufe viel besonders vor die Thore, Und zünd es an, so wird ihr Pochen still, Und viele Knechte senden wir dem Atle Zu seinem Dienst in Helas Wohnung nach. In dir ist aller Gräu'l und Schrecken Abgrund. Ja, ich erschrecke selbst oftmals davor, Vorzüglich, wenn ich denke, wie ich sonst Ein Mägdlein war, nachher ein junges Weib, Von aller Sanftmuth, aller Lieblichkeit Umspielt, der Menschen Freude die mich sah'n. – Was schlugen sie mir auch den Sigurd tod? Seitdem gewann die finstre Rachewelt Ihr Theil an mir, gestaltend sich in mir, Zuletzt umschaffend mich zur Unheilsstift'rin. Nun ist einmal geworden mir solch Amt, Und die dort in der Burg, sie müssen brennen. Willst du's nicht thun, so geh' ich selber hin, Doch rühm' dich dann als Högnes Rächer nicht. Bist du der unheilskräft'gen Mächte Werkzeug, Bin ich dein Werkzeug; es gescheh' die That. Geht ab. Bewohner öden Bodens, Bauleeren Haid'gefildes, Wolf, Eule, und was sonst noch Wild über Steppen hinzieht, Rüstet Euch zur Reis' hierher, Reiche Heimath wird Euch bald In diesen Hall'n und Häusern; Ich hab' sie bereitet Euerm Staat. Der König liegt im kalten Klein dunkeln Hause blutleer. Des Landes rüst'ge Recken Umraucht nun bald die Todesgluth. Nerven zerschnitten, Leib zerfallen. Zeit verronnen seiner Kraft – So wird dies Land auch liegen Leer von Menschen, freudebaar. Dann Wolf zur Winters Nacht Winsl' hier herauf zum Mond, Eule, stell' auf den Stuhl dich Stolz dich, wo Atle gesessen, Um's Eh'bett bau't, Ihr Bären, Brüllt dumpf aus blut'gem Rachen – Heult zusammt, Ihr Gäste, heult Hochlied zu Gudrunens Preis. Flammen steigen aus der Burg. Sie blickt um sich. Und es beginnt, das grause Flammenfest. Du rothe Gluth, Heißlechzerin, nur selten Wird dir so reiche Speis' als Heut zu Theil: Die Atles Burg – schon krümmen ihre Zinnen Sich wie versenkte Sträucher erdenwärts – Und drinnen Sachsenvolks und Heunenvolks Krieg'rische Blüthe – Alles zehrst du auf. Man spricht von Brynhilds Scheiterhaufen viel, – Ärmliches Werk vor diesem Scheiterhaufen Und seinem goldnen Rachelicht. – Brynhildis, Lern' es von mir, so hält man Todtenfeier. Und wär' denn der Niflungen Sterbemahl Von höhern Opfern hell, als Sigurds? – Nein, Dies Alles ist noch Sigurds Sterbemahl, Bewußtlos troff's für ihn von Atles Schwerdt, Bewußtlos auch für ihn von meinem Dolch, Und seinem Preis glüh'n jene Todeskerzen, Erst nach vollbrachten Thaten wird mir's Licht, Denn taubes Werkzeug woll'n die Rachegötter. Niflung kommt zurück. Du kommst ja ganz verstörten Angesichts. Soll man ausseh'n wie nach 'nem Maientanz, Wie nach 'nem Gang mit Frau'n durch blüh'nde Gärten, Wenn sich der Blick zwiefach geblendet hat, An Blut und Gluth in wilder Gräu'lgestaltung? So sind sie hin? Ich sah vom nahen Fels Durch die vielfach gewölbten Bogenfenster. Erst merkten sie der Flamme Wachsen nicht, Die Zechenden, und sangen kecken Muths Von Atles Thaten manch ein preisend Lied, So daß es fast beweglich war, zu schau'n In solcher Lust so hülfelose Opfer. Dann, als der Rauch durch ihre Säle drang, In dem Geleit hellsprüh'nder Feuerfunken – Da fuhr'n sie auf, und nach den Thoren hin – Zu spät. Hell brannten schon die ficht'nen Pforten, Die Brücken über tiefe Gräben hell, Und mehr und mehr zusammen brach der Bau. Am Fenster, angstverzerrten Angesichts, Schon von der Gluth versengt, drängten sich Viele – Umsonst. Es bot die schroffe Tiefe nicht Des Auswegs dar. – In der Verzweiflung drauf Stellten sie in der Halle mitten sich In einen furchtbar'n Kreis allsammt vereint, Und Einer warf sich in des Andern Schwerdt. So fielen sie, der Angst des Flammentods Entrissen. Durch die Fenster quoll das Blut, Gerann vor'm heissen Feuer am Gestein. Nun ist nur Eins noch übrig; daß die Priest'rin All' dieser Opfer selbst das Weihemahl Vollende mit des eignen Todes Gabe. Versteh' ich dich? Ja, 's kommt der Reihen nun An mich. Bis dahin ist der Tanz gelangt. Du willst nicht mit mir nach der Rhein'schen Heimath? Was sollt' ich dort? Geehrtes Leben führen Als des Niflungenstammes Rächerin. Meinst du, das wär' ich? Bist im Irrthum, Knab'. Nicht dem Niflungenstamme floß dies Blut. Du hast es mir doch also vorgesagt. Der eigne Geist war noch verdunkelt mir. – Aus jener Veste Scheiterhaufen-Gluth Schoß mir's erst wie ein Blitz durch das Gemüth Das nun, des wilden Rachetreibens baar, Geöffnet ward für innig'res Erleuchten. Horch' zu, wenn du die Wahrheit hören willst. Wir Alle trieben sinnverworr'nes Spiel, Dein Ohm, dein Vater, und auch ich zugleich. Wir war'n die Opfer, und wir wußten's nicht. Nun liegen die, nun ist durch mich geschehn Was nöthig war, bald folg' ich ihnen nach. Bist du blödsichtig? Oder sieh'st du nicht Aus Sigurds Todtenfei'r den blut'gen Strahl Loswinden sich, in unzerreißbar'n Kreisen Verblendend und umwindend als den Stamm, Durch dessen Frevel er, der Held, erlag? Solch eine That wird nicht so leicht gebüßt. Die will auch den Schuldlosern, rechtet fort So lang' ein Kind, ein Weib der Frevler lebt, Und nur Ausrottung heißt ihr endlich Ziel. Du irrst. Die That streckt nicht so weit den Arm. Erlag mein Ohm, mein Vater, willst du selbst Hinab in's Dunkel unbekannter Welt – Ich lebe noch, in mir der edle Stamm. Du bist ein Jüngling ritterlichen Sinns, Und leid ist's mir um dein trübseelig End. Doch bald mit dir verlischt das letzte Licht Aus dem Niflungenhaus am Rheingestad'. Du sprichst so, und es hat solch Ansehn fast. Denn tod sind unsres Landes beste Degen, Die rechten Väter rühmlich grosser That. Ich zieh' zurück in öde Gauen, drin's Der Wittwen mehr und Waisen giebt als Männer. Jedoch vermag ein tapfres Wollen viel, Und sammelt mehr der Kräfte um sich her, Als Menschenwitz es sich erdenken mag. Recht hätt'st du, käm' mein Wort aus Menschenwitz, So aber tönt es aus viel tieferm Grund. Des Todes Näh', die Macht der zorn'gen Götter Die mich beherrscht, vertreibt der Zukunft Nacht. Gesichte schreiten fernher mir herauf. Über Haiden weit Wallt ein Knab' – Bleich Gesicht, ärmlich Gewand – Irrlicht Führer, Feld ihm Bette, Nachtwolke sein wirthlich Dach. Wo ist dein Schwerdt? – Zerschlug's im Krieg Für die, so nun mir dankleer sind. Wo ist Helm? – Ist zerhau'n Um falscher Liebe Lächeln. Wo ließ'st du's Gold, Der Väter Gut? – Verweht im schöner Worte Wind. – Wo der Burgen Pracht, Preis aller Zeit? – Zertrümmert trauern sie am Rheinstrom. Armer Knab', Knechte steh'n Hoch über deinem edlen Haupt. – Die Sänger nicht, Bejammernd nur Singt die Weissag'rin dein Weh. Willst Trost, Kind? Nur trau'rgen Hab' ich, den hauch' ich dir in's Ohr. – Gras umweh't Sah' ich ein Grab, Ruhe wohnt dort, doch nicht der Ruhm. Die Haide schweigt Um den Hügel rings, Wollige Heerden weiden drauf – Aber tauche bald Tief dich hinab – Dir giebt das Glück nicht bess're Gunst. Du hörtest dein Geschick, du armer Niflung. Mit deinem Namen aufstieg dein Geschlecht, Mit deinem Namen wird es auch verhall'n. Den Fels hast du gelegt auf meinen Nacken, Und erdwärts schau'n muß ich hinfürder nun. Ich that es nicht. Fahr' hin, du dunkler Wandrer. Niflung geht ab. Ich will nun an des Opfers letzten Theil. Der wird vom ganzen Fest der leicht'ste mir. Nachdem sie eine Klippe am Ufer erstiegen. Herauf haucht Wassers blau Gewand, Hold wonn'ges Locken der Wogen mir Breitet sich aus wie reiches Bett, Da drunten in dem kühlen Grund. Da schlummert er, still, kummerlos, Der Friede, vertrieben hier und fremd. Bleibt zurück in bösen Tücken, Bebt vor Euerm eignen Streben, Ihr denen's gefällt, der Welt nachgeh'n! Ihr, – nein, fern, fort Eu'r bunter Schein, – Freut Euch, laßt still Erblassen mir, Nicht müßt Ihr richten, nicht klagen ich. Gut' Nacht, Ihr, deren Geist noch wacht, Gunst heischend noch von weltlicher Kunst, Fleißig den Kreis der Erd' umfangend! Mir ward Liebe, mir ward Leiden, Leer gezecht ist mir der Becher – Zum kalten Boden kam mein Lauf. Hei, glüh'nd das Herz und funkensprüh'nd! – Höher flammt's als die Flammen der Burg dort – Wohl wird's ihm thun, zu ruh'n im Bad – Lechzend wie nach Lebenswogen, Lenk' ich mich in dir zu tränken, Salzfluth, den Fuß zu lindem Fall. Was schau' ich denn? Was schaudr' ich denn? Wie bin ich denn noch nicht hinab? – Mich bannt hier bitt're That an's Land. Die hier fielen durch mich, Viel sind es, Von den Vielen schuldlos Viele – O Meer, nimmst, hehre Fluth, mich auf? O Land! läß'st mich vom Strande fort! Laß' mich los, laß' mich zum Schoosse Des reinigenden, hellrauschenden Scheins! Säh'st der Reu', des Gräul's, Entsetzens Sonst noch mehr von der, die Werkzeug Einmal ward der schwarzen Mächte. Und der Boden bebt, fürchtet mehr Bothschaft Blut'ger Thaten – die milden Fluthen Schäumen heran, zwar etwas scheu – Lös' mich lind auf, den bösen Gast, Lös' mich herschwellend, du Wellenspiel, Birg mich in blanken Schleir's Umfang. Stürzt sich in's Meer. König Dietreich tritt mit vielen Kriegsleuten auf. Bei ihm sein Knecht. Das war sie, die sich jetzt vom Felsen schwang, War dieses Land's einst hohe Königin. Springt nach, Ihr Schwimmer, in die wilde See, Und wer ihr solchen edlen Schatz entfischt, Der heische meines Schatzes besten Theil. am Ufer versammelt, unter einander redend. Es geht nicht. Nein das traut kein Einz'ger sich. Hoch gischt und schäumt das erst noch ruh'ge Meer Als sei ein Feuerguß hineingeschleudert, Der ihm empört all sein umfassend Reich. Ihr wagtet sonst Euch schon in wild're Fluth. Nach! dorthin, wo der rothe Schleier wallt. Herr, dies ist nicht nur Sturmgestalt des Meers, Dies ist des Meeres innrer, tiefer Zorn. Auswerfen will es was, davor ihm graut, Und wehe dem, der sich hinein jetzt wagt. Zudem fleugt die Gestalt, nach der du spähst In ungezähmter Wogenschnelligkeit Hinaus zur offnen See – man sieht noch kaum Wie durch den Schaum der rothe Schleier blitzt – Noch eine Woge rollt heran – er schwindet. Zu welcher Unheilsstunde kam ich her! Ja, andres trugst du wohl in deinem Sinn, Als solche Gräuelkunde zu vernehmen. Denn schmücken hieß'st du hell dein ganzes Heer, Die Banner fliegen, schall'n Trompet' und Horn – Ein Herr des wieder mein gewordnen Land's, Des mir eroberten mit tapfrer Faust, Dacht' ich zu grüßen König Atles Hof, So wie es bund'sverwandten Herrschern ziemt, Zu tilgen auch des alten Wahnes Groll Mit ritterlichem Thun und edlen Worten. Es kommt oftmals, daß man zur Hochzeit geh't, Und trifft auf einen düstern Leichenzug. Und es bestätigt sich, was wir gehört? Dort oben schau' die blutumstarrten Trümmer Der Atles Burg, des Königs Grab dabei. Und all' die herrlichen Niflungen tod? Im Sterben manchen Heunen mit sich fassend, Davon, und von dem bösen Todtenmahl Das Land ganz baar von guten Recken ist, Und deinen Schirm erfleh't das bange Volk. Das fügt sich wunderlich. Ja, dacht' ich's kaum, Als ich die Roß' heraus zog hier zur Flucht, Und hinterdrein uns noch die Pfeile schwirrten. Jedoch, mein lieber Herr, das zeug' du mir, Wie ich in unserm Elend dich alsbald Vertröstet hab' auf Glückes Wandelgang. Auf Glückes Wandelgang! Da hast du recht, Drum eben, weil wir Heute oben steh'n, Laß uns bedenken, was wohl nah' mag sein, Und was wir gern im schlimmsten Falle auch Von andern Recken möchten, um mit Ehren Vor künft'gen Zeiten rühmlich zu besteh'n, Und nicht wie Nebeldünste zu verroll'n. Schaff' mir Werkmeister zu dem Todtenmal Des Königs, auch zu einem hier am Strand, Wo sich der Kön'gin tiefverwirrter Muth In's grimm'ge Wogenbrausen hat gestürzt. Auch dem Niflungen-Schlachtfeld gleiche Ehr', Und jenen Trümmern der verbrannten Burg Vor Allem aber such' mir Solche auf, Die mit der Runenschrift ernsthaften Zügen Aufzeichnen künft'gen Menschen diese Mähr'. Ziehn vorüber. 3. Teil An Fichte An Fichte. Entquoll'n ist mir das letzte Lied aus drei'n Von Sigurds Leben, Tod, Rach' und Geschlecht, Und vor Dich hin tret ich, ehrwürd'ger Freund, Es Dir zu bringen wie die andern zwei. Schenk' diesem auch den ehrend heitern Blick, Dem Du der ersten Gabe: Sigurds Thaten, Und seinem frühen Falle, hast gegönnt. Des Frühlings Lieblichkeit, dem Grab' entkeimt, Neuherrlich Leben aus verfallner Asche, Kurz, Hoffnungslicht singt dieses letzte Lied. Ja, letztes Lied, vielleicht nicht nur allein Aus dieser Reih', vielleicht des Sängers letztes. Denn Waffen klirr'n ringsum, des Kampfs Getos Brüllt neuerdonnernd über deutsche Flur, Und solch bekannter Ton dringt mir an's Herz. Die früh' im ernsten Krieg geführte Wehr, Sie regt sich, wie des Barden Saitenspiel, Wenn Geisterhand drob hingerauscht, von selbst, Als dringe bis zu ihr der Frühling ein, Und rufe sie zu jungem Leben auf Nach langem, langem Winterschlaf. – Wer weiß? Das Schlachtenleben, so an Rheines Ufern Mich einst durchblitzt hat, lebt wohl wieder auf. Dann rollt auch wohl der ehrne Würfel so, Daß er diesseits den Liedermund mir schließt. – Nimm dieses Wort dann als den letzten Gruß Aus innig liebevoller, treuer Brust, Und laß des ehrlichen Kriegstodten Bild Bisweilen warm und lebend vor Dir stehn. – Wohin verlor ich mich? Noch keine Stimme, Die den pflichttreuen Sinn mir wecken darf, Trifft, zum Gefecht aufmahnend, an mein Ohr. Ein ländlich Leben in vergeßner Stille Kann meiner harr'n, beschämend jeden Traum Siegreicher Herrlichkeit und tapfern Tod's. Auch das willkommen, wie's der Himmel schenkt! Vollendet ist (ich sprech' es frohen Sinns) Mir doch vorerst mein treues Norder-Lied, Und weil es meiner Bahn ja ward gegönnt, Dies zu vollenden, regt sich muthig auch In meiner Brust der Glaub': es sei nicht unwerth Der edlen Sagenwelt, aus der es stammt – Denn hätt' ihr Zorn den Unberufnen nicht Sonst fortgeblitzt alsbald in Todesnacht? – Abwendend mich vom furchtbar'n Zauberkreis Fass' ich, wie erst zum Gruße, Deine Hand Zum Abschied jetzt, an Deinem Auge zündend Mir Kraft und Lust zu Allem, was da taugt. So sei's nun in des Lebens Werkeltag Aus meiner nordisch heil'gen Nacht geschritten! Auch was da draußen webt, ist Gottes Spiel. Geschrieben im Mai 1809. Aslauga Personen Personen des Vorspiels. König Heimer. Aslauga. Ake, ein Bauer. Grima, seine Frau. Personen der Aslauga. Aslauga. Ragnar Lodbrog, König in Dänemark. Rolf, Harald, Knud, Kriegsleute seines Gefolges. Eystein, König in Schweden, Ingibiorg, seine Tochter. Ein Skalde. Ake, Grima, Aslauga's Pflegeältern. Ein Wächter. Ein Küchenmeister. Jungfrauen, Skalden, Kriegsleute. Schiffsbäcker, Diener, Volk. Vorspiel Vorspiel. Wüste Gegend. Zur Seite eine ärmliche Hütte. Heimer, in Bettlerskleidern, eine große Zither im Arm, kommt spielend und singend. Du Wind auf wüster Haide, Wehe mir nicht das Kindlein wach – Schwirre, blanke Zither, schwirre, – Du Schlaf, du lieber, linder, Lasse mir nicht das Kindlein los, – Schwirre noch leiser, Zither, schwirre! Zum Weinen, sonst erwacht das Kind, Wehklagt in Schmerzenstönen, – Säuselt mir sanft, Zithersaiten, – Umfang' es freundlich, Wölbung Voll reichen Liederklanges, Und schaukl' es schmeichelnd hin und her. In die Zither hineinsehend. Sie schläft; – ach armes, zartes Töchterlein, Hat Dich des alten Mannes heis'res Singen, Das Rauschen der vom Nebel feuchten Saiten Doch glücklich wieder in den Schlaf gewiegt! – Setzt sich nieder. Mein Tagwerk fängt mich zu ermatten an. Bei uns'rer Fahrt Beginn ging's freilich besser. Nun hat schon mancher ungebahnte Weg, Schon manch' ein sorgsam Wachen bei dem Kind Die Kraft des greisen Leib's mir aufgezehrt. Fürwahr! wer es nicht weiß, könnt's nimmer denken, Daß ich der vormals große Heimer bin, Brynhildis, der gepries'nen Heldin, Schwager, Und König einst ob dem Hlymdaler Volk. Und die ich berg' hier auf der Zither Boden, Daß die Aslauga ist, das holde Kind Sigurd des Schlangentödters und Brynhildens; Und doch ist Alles so. Sie stell'n Dir nach, Du kleines Mägdlein, lieb und wunderschön, Die Leute deines Stammes stell'n dir nach, Dieweil dein Leben (denken sie bethört) Schmach wär' für manch' ein mächt'ges Heldenhaus. Nehmt hin mein Reich, ihr frevelndes Gezücht! Der alte Heimer zieht durch Wald und Ried, Trägt unerkannt den Schatz mit sich herum, Und lullt mit seinen armen Liederklängen Das Kind in Schlaf, daß Niemand sein gewahrt; Und schreit es 'mal, so klingt das Saitenspiel Gleich lauter, lauter, übertäubt den Ton. – Hier sind wir einsam, und ich dürfte wohl Die Zither öffnen, das klangreiche Haus. – Nein, Kindlein schläft so mild. – Von Abend her Zieht ein Gewitter drohend schwer herauf, Der Sonne letztes Funkeln niederdrückend, – Was nun auf öder Haide mit dem Kind? – Er schaut umher. Dort find' ich wohl im alternden Geflecht Von Weidenruth' und Moos ein Obdach. – Ja, ja; 's ist ein Gehöft, doch schlecht und roh, Daß mir's von fern ein erd'ger Aufwurf schien. Ach, holdes Fürstenkind, wie führ' ich dich, Aslauga, heut in niedre Herberg' ein! Er klopft an die Thür. von innen. Bringst Beute mit vom Anstand? Trägst so schwer, Daß ich dir öffnen muß? Ich komm' schon, Ake. S' thut Noth um guten Vorrath. 'S Haus ist leer. Ich bin nicht der, auf den du wartest, Frau. Ein Kobold dann. Von andern Wallern Niemand Kommt durch die öde Haid' an dies Gehöft. Bleib' draussen, mach' dich fort. Ich kenn' die Sprüche Zu bannen deines Gleichen, Neckegern! Ein armer Wandrer bin ich. Bettelmann. Um gar nichts besser. Denn mir altem Sänger Giebt nur aus Mitleid junges Volk Gehör. Hm! – Sagst du was? So komm denn nur herein. Ich kann nicht fort vom Heerd. Die Thür' ist offen. die Thüre öffnend. Welch dunkles Nest! Welch schwere Luft! Nun? Kommst nicht? Ja. – Ist der Boden hier auch grad' und sicher? Wie deine Hand. Die Thür' zieh nach dir an, Denn kältend saust der Sturm durch's Haus. Hu, hu! Mich schüttelt's auch. Er geht hinein. Das Innere der Hütte. Grima kauert an einem niedrigen Heerde. Sie verbirgt einen Topf. So! Recht! Die Grütz' ist gut für meinen Mann Und für mich selbst. Der Fremde kann sich schon Mit dürrem Brod behelfen. Sei er froh Daß man ihm Obdach gönnt. hereintretend. Hab' guten Abend. noch am Herde knieend. Schön' Dank. Der Götter Frieden in dies Haus. sich aufrichtend. Ja? Bringst ihn mit? Der thät uns noth bisweilen. Ei Fremder, wie du groß und herrlich bist! Warst! mußt du sagen. He? Wie meinst du? Nichts. Man möcht' sich grauen, so im Dämmerlicht, Wie du fast des Gemaches Deck' erreichst Mit deinem Haupt, – was trägst du denn für Züge Im Angesicht? – Ich mach' ein Feuer an, Sie entzündet Feuer auf dem Heerde. So wird's doch Einem hell und dreist zu Muth, Und weiß man, wer uns gegenüber steht. Nachdem es fällt. Denn als der Asen Größter In Grimners heisser Prüfungsflamme saß, Kannt' ihn doch nicht der bös verstockte Wirth. Ho! Wärst du gar – nein, sag' mir's ohne Trug, Bist du ein Mensch wie unser Eins? Ein Mensch, Ein armer Bettler. Setz' dich an den Heerd. – Ich denk', mein Mann kommt bald vom Jagen heim. Nun setz' dich. Gäste sehn wir selten hier. Kommt's mal, so müssen wir sie gut empfangen. Ei, welche schöne Zither! Sie greift darnach. Du! Zurück! Niemand faßt ohne meinen Will'n die Zither! O du erschreckst mich schlimm. Was schiltst du nur? Ich mein' es gut. Das hoff' ich zu den Göttern. Entlasten wollt' ich dich der schweren Zither, Herlegen sie auf meinen eignen Sitz. Das gönn' ich dir. Doch trag' sie sorgsam – sacht! die Zither auf den Sitz legend. Wie schwer! Wie groß! Ein wundersames Werk. Und damit, Alter, zeuchst du durch die Lande, Ermüdest nicht von solcher läst'gen Wucht? Vielmehr ist sie all' meine Freud' und Lust. So! Ja, das ist nun seltsam. Jeder treibt's Nach seinem Kopf. Ich wüßt' mit solch 'nem Ding Nichts anzufah'n. Erzähl' mir doch, wie heißt du? Wie lebst du? Grima nannten mich die Eltern. In Armuth und in Elend wuchs ich auf, In Armuth und in Elend freit' ich Aken. Der geht zum Fischfang bald, und bald zur Jagd, Und bringt doch alle Tag' so viel mit heim, Daß man sein Leben fürder schleppen kann. Oh! Seufzest du? Die Luft ist hier so schwer In euerm Haus, engt mir das Herz so ein. Ja, kommt der Wind vom Meeresstrand herauf, So müssen wir die Luken sorgsam schließen, Sonst wird's nicht hinnen warm die ganze Nacht, Und auf den Matten dort, von Schilf gewebt, Erfriert man schier. Wie heißt ihr diese Gegend? Man nennt sie Spangarhaide. Spangarhaide! Fällt euch der Namen auf? Ich weiß nicht – nein. – Wie könnt Ihr nur so wild und einsam wohnen? Hier möcht' ich nicht einmal für mich ein Grab. Nun, Grab ist einsam für all' Menschenkind, Und einsam aller Orten. Freilich wohl. – Nach jener Seit' hinüber sieht in's Meer Ein Vorgebürg'. Wie heißt das? Lindisnes. singt für sich. Spangarhaide, öde Haide, Hießt trüb willkommen den Wandrer trüb, Du Lindisnes, licht Vorgebürg, Leucht froherm Wandrer froh herein, Ihr Namen seid dem Liederklang lieb, Lindisnes und Spangarhaide. Dem Liederklang? Noch niemand hat ein Lied Auf unsre öde Gegend hier erdacht. Mir fiel's so ein. Wer weiß? Der schlechtste Winkel Des ganzen Erdrunds, allen Menschen fremd, Kann einst in aller Menschen Ohren klingen. Nur einer That bedarf's, gewichtig, schwer. Sehr gut von Inhalt, oder auch sehr bös, Und Sänger grüßen nach viel hundert Jahren Im Liede noch den Ort, wo sie geschah. – Strahlt allwärts hin doch lenkendes Gestirn, Und allwärts regt sich's in der Menschenbrust. Das kann wohl sein. Mich zwar mußt du nicht fragen, Denn ich versteh' mich nicht auf solcherlei. – Gingst du nun gern zur Ruh? – 'S ist Schlafenszeit. Ja. Weis' mir irgendwo ein Lager an. Es scheint, hier im Gemach behag's dir nicht. Ich alter Mann mit meiner lieben Zither, Wir sind der Herberg' aller Art gewohnt, Und haben schon gehaus't in Höl' und Grube, Oft in versiegten Waldbach's stein'gem Bett, Dann wieder tief im undurchhau'nen Tann. Lagr' uns nur, wo du willst, und über uns Sei frommer Götter Rathschluß. Hier drinnen schlafen Ak' und ich. Der kommt Vielleicht erst spät vom fernen Anstand heim. Dann ist er auch bisweilen wild und irr, Erzählt im Schlafe halb, und halb im Wachen, Wie Nachtmohr zu ihm trat auf busch'gem Weg, Und wie ihn Waldmensch wunderlich geneckt, Und Kobold mit ihm bis zur Hütte ging. Das muß gar seltsamlich zu hören sein. S' könnt' Einen schrecken der nicht dran gewohnt wär' Und störte dich auf jeden Fall im Schlaf. Dort haben wir 'ne Scheure angebaut, Geliebt es dir, zum Obdach die zu nehmen? Das Heu liegt hoch darin, recht weich und duftig, Da schläft sich's ohne Zweifel fest und sanft. Meinst du? Und hörst auch nicht, wenn wir frühmorgens Zur Arbeit aufstehn. Wär' erst Morgen da! Ich sehne mich nach seinem rothen Funkeln. Gar tief und lang bedunkt mich diese Nacht. eine Thür im Hintergrunde öffnend. Hier geht's hinein. die Zither nehmend. Gut' Nacht. Willst noch dich letzen Mit Abendbrod? Ich ess' nicht mehr. Gut' Nacht. Geht hinein, und schließt die Thür. Das wär' ein Bettler? Nimmer. Guld'ges Kleinod Sah durch die Lumpen ihm verrathend vor, Und aus der großen, schweren Zither blitzt' es – Ich merk's wohl – reich auf einmal könnt' man sein. Ake tritt herein, und wirft einiges Wildpret auf den Boden. Da! – Schwarz und stürmisch wird die Mitternacht, Daß weder Auge Dienste thut noch Ohr. Nimm hier mit dem vorlieb, und wahr' es gut. Mein Abendbrod! Mann, Mann, es geht was vor, Davon mir's auf und ab im Sinne tos't. Denk' nur – Willst was erzählen? Thu' es Morgen. Wie steht es mit dem Flachs? Der liegt noch dort. Noch nicht gesponnen? Grubst die Rüben ein? Was Rüben! Du nichtsnutzig, träges Weib! Auf meinen Schultern liegt die Arbeit schwer, Mit deinen drückst du schlafend dort die Matten. Heißt das ein Hausstand? Das 'ne rechte Eh? Kein Wunder ist's, wenn man in Armuth bleibt. Wozu denn freit' ich dich? Soll Zwei ernähren, Und Einer muß drum schaffen nach wie vor. Ich selber bin des Elends lang schon satt. Hei, wenn's das Wünschen thäte! Geld herein Und Müh' hinaus! Nicht wahr, das sprächst du gern? Doch Glück hat keine Beine. Wälzt man's nicht, Und zieht man's nicht mit Schweiß und Noth herein, So bleibt's gleich einem Felsblock starr und fern. Noch keinem Menschen lief's von selbst in's Haus. Doch. In Gestalt 'nes großen, alten Mann's Kam's in der Dämmrung – Nun ein Mährlein gar. Kam's in der Dämm'rung her vor unser Haus. Was willst du? Hat ein Elfe dich bethört, Mit neck'schem Gaukeln dir den Sinn verwirrt? Schau dort! Sie öffnet die Hinterthür. Man sieht Heimern schlafend, die Zither neben ihm. Was soll der Greis in unsrer Scheure? Der ist das Glück. Das Glück? Ja, unser Glück. An unerhörten Schätzen ist er reich. Du faselst. Jener alte Bettelmann? Gewiß, der war ein hoher Kämpfer einst. Bemerk' die rüst'gen, schlanken Glieder nur, Und sähst du ihn erwacht, die Augen blitzend, Den stolzen Gang, und wie er herrschend winkt, Du hieltest ihn wohl selbst für Asa Thor. Grau'n bringt mir dieses Bild, kein Glück in's Haus. Hell funkelnd zwischen seinen Lumpen sah Von Gold ein blanker Armring durch. Die Zither, Schwer, ungewöhnlich groß, hegt sonder Zweifel Verborgne Schätze. Reichgestickten Kleid's Buntfarb'ger Zipfel zog sich draus hervor. Was soll das uns? Ein Ende bittern Elends Und Anfang süßer Lust und Schlemmerei, Wie's reichen Leuten wohl geziemen darf. Dazu gehört nur Augenblick's von dir Mannhaftigkeit. Laß. Ich versteh' dich nicht. – Was suchst du ämsig unter'm Reisigbündel? ein Beil hervorbringend. Das hier zerspaltet knot'ger Eiche Stamm. Viel mürber ist des greisen Fremden Schädel, Wegmud', allein, liegt er in tiefem Schlaf. Bleib' mir mit deinen schlimmen Reden fort. Nur selten wird ein armer Mann zum Wirth, Drum zwiefach sicher sei bei ihm der Gast. So willst du nicht? Nicht um das Fafners Gold. Ich sag' dir, halt' den Reichthum diesmal fest, Ich sag' dir, laß von solcher Bosheit ab. Du willst nicht? Still von nächt'gen Gräul'n. Zu Bett! Mit dir zu Bett? Mit dir? Mutharm du, schreckensreich. Keifen, klagen, drohen Kannst du durch das Haus wohl. Vor tapfern Thaten kreuchst Thöricht erblassend ein, Und lebst, elender Lump, Leidend und bettelnd fort. Feig' ich? Und furchtsam ich? Frage draussen den Waldbär. Schwach ich? Und schwindelnd ich? Schwankende Bäum' erklimm' ich. – Du! Stille den meisternden Mund; Männer haben Urtheil Über wackern Wagmuth, Weibsleute schweigen davon. Was brüllender Bär? Was Baum, Beherzt erklommen in Nacht? Hier gilt's höh'res Wagstück, Heldenfall den gilt's hier. Und drehst du fort dich, denkst Deiner Gefahr und Angst, Such' dir seitab ein Bett, Sollst nimmer dich meinem nah'n. Wohl herrlicher'n Genossen such' ich auf. Was hast im Sinn? Wen nennst Genossen dir? Den alten, reichen Helden, den du schau'st. Mit Worten, wie du nimmer noch erdacht, Bot er mir seine süße Lieb' und Huld, Zugleich den ganzen Schatz, daran er trägt. Sein starker Arm, er räumt dich mühlos fort. Hab's denn nach deinem Will'n und ich nach meinem. Du führst des Schwindels feindliche Gewalt, Der im Gebirg verirrten Wandrer zwingt: Hinauf! Hinauf! Wo nicht zum Abgrund nieder. Besinn' dich kurz. Ein Ruf, so wacht der Held. Weh, das ist schlimme Wahl, Wohin ich schaue, Noth! Wär' ich nur blieben im Blachfeld, Blieben im Walde draussen! Schlimme, schlechte Arbeit, Schlachten das edle Wild dort! Geht nun nicht anders. Schon gut! Gieb her, her, Weib, das Beil! ihm das Beil reichend. So, tapfrer Ake! Lieber Ake, recht! Und mach' dich an die That. Des Heerdes Feuer Ist ausgegangen über unsern Streit, Und wirr hast du mir das Gemüch gemacht. Kaum find' ich in der eignen Hütte mich, Zwiefaches Dunkel liegt auf meinen Augen. ihn führend. Hier geht es nach der Scheurenthür. Hierher! Erkennst dich nun? Weiß nicht. Bin wie im Traum. Komm nur. Sieh', durch das eingefallne Dach Blickt dort ein Stern herein. Der leuchtet dir. Er hat recht rothen, wunderlichen Schein. Just blitzt er auf des Schlafenden Gestalt. Wart' noch. Will erst die Zither nach mir ziehn. Dann frisch. Und liefre dein Stück Arbeit gut. 'S wird wohl bezahlt. Auch ist's gar mächt'ge Eiche, Die ich zu fällen heut bin angestellt. Laß mit der Zither erst mich aus der Scheure. sie tritt heraus, und zieht die Thür nach sich zu. So! Brüllt nun auch der wunde Stier und rast, Mich und die Zither trifft er nicht mehr an. Horch! Horch! drinnen. Mord! – O mein Kleinod, liebe Zither! Die halt' ich; hab' den Preis im voraus fest. Gewiß, der wackre Schlag ist schon geschehn. Er tönte dumpf erkrachend mir in's Ohr. drinnen. Weib, mach' die Thür' auf. Ist der Alte todt? drinnen. Getroffen wohl zum Nimmerauferstehn, Doch wälzt er noch sich auf dem blut'gen Heu; Wenn er im Zorn mich greift, bin ich zerstückt. Ich wag' mich nicht der Thür so nah. Stoß auf doch! Sie ist nur angelehnt. drinnen. Es ist so finster, Und nah bei'm Ausgang liegt der blut'ge Gast. Wie leicht rennt' ich ihm in die Rächerfaust. drinnen. Du arges Volk, hältst Rath, wie du dich rettest Vor König Heimers, des Erschlagnen, Dräun. Sollst dich nicht retten Volk! – Über uns All' Reiss' ich zusammen dies verfluchte Dach, Um! Aus! Ihr morschen Stützen! Welch ein Krachen! aus der Thür brechend. Hilf! – In der Scheu'r die Pfosten! Hilf! sie wanken Er faßt's mit Riesengrimm – Hier! Weiter her! Der Hütte Vordach schützt uns. Die hintre Wand sammt der Scheure stürzen ein. Greiser Wüthrich! Ein wüstes Grabmal hat er sich bereitet. Wie kam ich noch hinaus? Weiß selbst nicht mehr. Sind wir hier sicher? Steht auch Alles fest? Sei doch gefaßt. Vorbei ist die Gefahr. Zeig' dich mannhaftig. Wärst du drin gewesen! Das grause Dunkel, und des Alten Stöhnen, Zuletzt des Baues drohendes Gekrach – Getrost. Ich mach' alsbald ein Feuer an, Dabei wir den gewonn'nen Schatz beschau'n. Du zeigtest mir vorhin ein Sternlein roth Durch's morsche Dach; nun ist die Scheidwand gar Zerfallen zwischen uns und Himmels Bogen. Hu, wie neugierig er herunter sieht Mit seinen tausend goldnen Augen all'. – Laß den nur sehn, der stiehlt den Schatz uns nicht. Sei lustig Ake, reicher Are nun! – 'S will gar nicht brennen. Kann des Fremden Blut Doch nicht bis hier gesprützt sein auf den Heerd! Sonst blieb er davon wohl so feuerlos, Die heitre Flamm' im feuchten Roth erlöschend. Ach was! Von wirren Träumen wieder voll? Freu dich der tapfern That, so du vollbracht. Nun geht der Reisig leuchtend in die Höh. Nun her den Schatz! Sie tragen die Zither zum Heerde. Da drinnen, meinst du, läg's? Versteht sich. Mach' nur auf. Wie faßt man's an? Hier sieht es beinah aus, als fügt' es sich Zusammen – hier versuch's. Wozu das Zögern? Das bricht sich leichter als des Greisen Haupt. Ha! Ha! Fürwahr, ich muß recht drüber lachen, So wenig mit dem Gast Umständlichkeit, Und bei dem todten Ding bedenkt man sich. Ich will's zerbrechen. Bin 'mal im Zerbrechen. Nur drauf. Ich selbst gedulde mich nicht mehr. Ake bricht an der Zither, die Saiten reissen klingend. He! Schrei'n kann's doch, das wunderliche Ding. Doch schrei nur wie du willst, mußt von einander. Wer heut hier einkehrt, der hat ausgelebt. Er zerbricht die Zither. Aslauga richtet sich daraus empor, in reichen Kleidern, mit Edelsteinen geschmückt. Da lebt was drinnen! Ha! Er stürzt zu Boden. Weh' uns! Ein Blitz! Sinkt von der andern Seite zusammen. nach einigem Schweigen. Das war ein Traum. Weib, hast du auch geträumt? Ja, von 'ner Zither, draus ein Lichtlein kam – Ganz recht. Und wir erschracken, fielen um – Wir sind ja auch auf unserm Lager nicht – Es war kein Traum, – die Zither, schau doch, liegt Noch zwischen uns – sich etwas erhebend. Und Lichtlein leuchtet hell Und kerzengrad noch immer draus hervor. sich erhebend. Das ist kein Lichtlein, Mann, das ist ein Kind. Was? Mir kommt's auch so vor. Sie nähern sich der Zither. Ach Kindlein schön, Sei uns nicht bös, du holder Göttersprößling. S hört nicht auf uns, schaut mit den lichten Augen G'rad unter seinen goldnen Locken vor. Welch reiches Haar! Wie's Sonnenlicht so blank! Und sieh 'mal: Funken roth und gelb und grün Sind auf die Kleider ihm wie hingesät. Ob das wohl brennt? – Hinfassend. Nein, Frau, sind blanke Steine, Die geben solch ein seltsam buntes Licht. zu Aslaugen. Kind, Kind, wo kommst du in die Zither 'nein? Sag' doch. Es thut dir Niemand hier ein Leid. Und trug der Alte dich schon lang herum? Wie kam dir Nahrung zu? Wie frische Luft? Es kann nicht sprechen, glaub' ich, ist auch noch Von Jahren zart. Was thun wir nun damit? Ja, aufziehn müssen wir's, denn sich vergreifen An solchem Schein, – wem käm' nur das in Sinn? Da haben wir was rechts gewonnen. Last Um nichts und wieder nichts. Denn all' der Putz, Was soll uns der? Was uns die blanken Steine? Das giebt auf's höchste Spielwerk für das Kind. Verwünschte Nacht! Die Scheu'r ist uns zerbrochen, Und 'ne Kostgäng'rin mehr an unsern Tisch. Wer trägt die Schuld? Wer hat mich aufgehetzt? Kann ich dafür, daß du von dem Gestirn Zum Lump geordnet bist, der nimmer sich Abstreifen kann der Armuth schnöd' Geleit? Mach mich nicht wild. Ich bin des Hauses Herr, Und der, mit dem du mich vorhin bedräut, Liegt starr und kalt dort unter'm Trümmerhaufen. Ich sag' dir, halt dich still. Nun gar noch Zank Im Haus. Ein böser Elfe, glaub ich, kam In's Greisen Bildung, bracht' uns dieses Kind, Die schlimme Gabe, neckend mit herein. Ja, thu' nur dem den Will'n, fang' Streit nur an. Ach, mir ist gar verwirrt und wüst im Kopf. Das hier, das blanke Bild, paßt nicht zu uns, Verstört uns nun durchaus das ganze Leben. Sehr häßlich sind wir, die hier allzuschön. Wie soll das werden? – Sprich ein kluges Wort, Wofern man dazu Kluges sprechen kann. – Man weiß ja nicht einmal, wie man das Mägdlein Benennen soll. Ei, das ist leicht geschehn. Man heißt sie Krake. So hieß meine Mutter. So heißt der krächzend traur'ge Vogel auch Der schwarzen Kleids und diebisch list'ger Art Auf unsern Haiden wohnt. Und darf man die hier Der Kräh' vergleichen? Sieh dies goldne Haar, Dies blaue Liebeslicht der hellen Augen, Die schnee'ge Haut, – sieht das wie Krake aus, Wie Krähe? – Nein, das ziemt sich nimmermehr. Die goldnen Locken fällt der Scheere Schnitt, Und eine schwarze Kappe bind' ich ihr Auf das geschorne Haupt. Dann hüllt der Ruß Und Rauch in niedrer Hütte alsobald Die weisse Haut in grau einförm'ge Farbe, So daß sich Niemand fürder wundern darf, Wenn man so dunkles Mägdlein Krake nennt. Nu gut. Wenn du so meinst, mir ist es recht. sie aus der Zither nehmend. Ich leg' sie auf die Binsenmatt' alsbald, Und deck' sie mit dem Widderpelze zu, Da liegt sie weich, und nah beim warmen Heerd. Schau', wie zum Weinen sie den Mund verzieht, Und rückwärts blickt nach ihrem Zitherhaus. Ja, Kind, dein blankes Haus ist nun entzwei, Und klingt hinfort von keinem Tone mehr. das Kind auf die Matten legend. Nun schlafe! Nacht ist dunkel, Nirgend Licht und Plaudern wach, – Drück' zu die Augen, sonst droht der Nachtmohr – Waldmensch geht im wüsten Gehölz, Wacht Niemand als Hex' und Kobold, – 'S ist schwarz draussen, drück' Äuglein zu. Verschlaf du, was vordem sahst, Vergiß den Alten, die Zither, – Drück' zu die Augen, sonst droht der Nachtmohr – Bist Hüttenkind von heut an, Hab' dich zu eigen Tochter – 'S ist schwarz draussen, drück' Äuglein zu. 1. Akt Erste Abentheure. Vor Ake's und Grima's Hütte. Kaum liegt auf Lindisnes weitschau'ndstem Gipfel Das frühe Roth. Und wär' sie schon hinaus, Das Mägdlein mit der Ziegen lust'ger Schaar? He! Krake! singt ungesehn. Weide, woll'ge Heerde, Weide folgsam, artig, Laß dich leichtlich lenken, Lieblich ist die Stimme Deiner hohen Hirtin, Hold der Hirtin Bildung. Fürwahr, sie treibt den Berghang schon hinan. Krake! Hierher! Die Mutter ruft dich heim! – Unwillig dreht sie sich, und kommt zurück. – Ja, wenn du Trotzkopf erst erfahren wirst, Wozu ich dich berief! Heut soll's geschehn, Und sieh' du noch so stolz und vornehm drein. Ei denkt doch! Achtzehn Jahre dein gepflegt, Heraufgezogen dich mit Sorg' und Noth – Und nun nicht 'mal Gehorsam? Woll'n dich beugen. auftretend. Was rufst du von der Heerde mich zurück? Die trifft wohl 'mal allein gewohnten Pfad, Auch sollst du bald von Neuem mir hinaus. Nur erst – Was hast du da? Die garst'ge Scheere! Klirrt die schon wieder dir in dürrer Hand? Ich hab' dir nun so lange nachgesehn, Doch heute muß dein goldnes Haar herab. Was thut dir denn mein liebes, goldnes Haar? Du siehst's ja kaum einmal: fest legt die Kappe, Die grobe, schwarze, sich darüber hin. Wenn auch. Es war ein guter, alter Brauch Seit deiner Kindheit her, den goldnen Hochmuth Mit jedem Mondeswechsel fortzuthun. Mit jedem Mondeswechsel weint' ich drum. Doch folgtest du. Nun seit zwei Jahren schon Zeigst du dich widerspänstig, und bewahrst Die helle Zier, als wärst du eine Kön'gin, Und thät' dir reicher, goldner Hauptschmuck noth. Was sollte Schmuck mir auf den wüsten Haiden? Er wär' für dumpfes Vieh und dessen Hirten Zu gut. Ich lass' ihn drum auch Keinen sehn. So hilft's dir auch zu nichts. Ich hab' es lieb, Mein edles, reiches, königliches Haar, Und Sünde war's, daß deiner Scheere Klirren Ihm jemals nahe kam. Doch soll es heut durchaus, durchaus herab. Laß dich bedeuten. Es ist nicht für dich, Und schafft dir auch nicht Leid, nicht Hinderniß. Nicht? Wirr macht's mir und meinem Mann den Sinn. Man wird ja ganz verstört am eignen Heerd Ob solcher fremden, wunderlichen Tracht. Wenn du sie kämmst, die blanken, weichen Ströme, Man denkt, man sei verhext. Bevor die Kappe Nicht wieder drauf liegt, kommt man nie zurecht; Und kurz, heut will ich's so, heut soll es sein. Ließ ich mich sonst beschwatzen, heut' nicht mehr. Du wunderliche Frau, willst du nicht auch Dem Vorgebirge Lindisnes gebieten, Daß es hinausschwimm' in die weite See? sich setzend. Ich will für jetzt, du sollst hier niederknie'n, Der Kappe dich entled'gen, und dein Haupt Mir senken in den Schooß. Die Scheere klirrt. Klirr' sie für woll'ges Vieh, doch nicht für mich. Hast du zum Scheeren Lust, so warten dein Geduld'ge Schaaf' und Ziegen. Laß für die Den rost'gen Stahl in deiner Hand sich regen. Ho! Sieht sie mich doch fremd und seltsam an, Als wär' sie uns ein unerhörter Gast. Wär' ich das nicht, was trüg' ich goldnes Haar? Du selber meinst ja, solchen edlen Pflanzen Sei unziemlicher Hag dein russ'ges Haus. Beib still. Mach' mich nicht bös. Ich bin's ungern, Und doch verdienst du's, arg' Geschlecht, um mich. Was heißt das? Laß. Ich will auf Lindisnes. Geht ab. Mir wird im Leben nimmer wohl zu Muth, Wo sie mit Blick' und Wort' so um sich schießt. Und doch ist sie ein klug getreues Kind, Auch mehrt sich unter ihrer Hand die Heerde. Was hilft's! Wir bleiben arm und dürftig stets. Der Seegen dieses wundersamen Fündlings Reicht nie bis ganz in unser Haus herein, Denn woll'n wir scheeren, schlachten, was sie zog, Gleich nimmt's uns Krankheit oder Wolf hinweg. Man sagt: der Mensch ist eignen Glückes Schmidt, Das wird an unserm Loos mit nichten Schein. Wir thaten, was wir konnten, blut'ges auch, Und tiefer stets in Noth versinken wir. Geht in die Hütte. Meeresufer, nahe bei'm Vorgebirge Lindisnes. Ragnar Lodbrogs Flotte liegt vor Anker. Ragnar steht gewaffnet am Strande. Skalden und Kriegsleute bei ihm. Sind die noch nicht zurück, die ich in's Land Vorausgeschickt, deß Weise zu erspähn? Da kommt vom Berg so eben Rolf herab. Dort Knud und Harald auch die Haid entlängst. Rolf tritt auf. Nun sprich, wie sieht es aus? Welch Volk bewohnt Die Küste hier? Und wie empfängt's den Fremden? Mit blankem Becher oder blankem Speer? Ich weiß nicht, König, nenn' ich dies ein Volk. Arm und zerstreut bewohnen wenig Hirten Der Küste dürren Boden. Die ich sah Entliefen scheu, noch ehr ich nahe kam, Und was ich von des Berges Höh' erblickt War Haideland und ein Paar niedre Dächer. Harald und Knud treten auf. Traft Ihr Bewohner dieser Gegend an? Ja, vier bis fünf, zerlumpt ärmlich Gesindel. Sie wollten fliehn, doch waren wir schon nah, Ich schwang den Speer bedroh'nd, da hielten sie. Wir hätten sie mit uns zurückgebracht, Doch Sünde schien's, das bettelhafte Pack Dir vor den königlichen Blick zu stellen. Sie sagten aus: ihr's Gleichen wohne hier In armen Hütten, Schaaf' und Ziegen wartend. Die öde Gegend heisse Spangarhaide, Und Lindisnes dies hohe Vorgebirg. An welchen schlechten Strand wirft schadenfroh Mich und mein edles Kriegsvolk das Geschick! Und doch wohl müssen wir bis Morgen früh Hier weilen, denn an frischem Wasser fehlt's. Ja, Herr; auch an gebacknem Brod. So eilt, Ihr, Knud und Harald, nehmt Schiffsbäcker mit, Und Mehl, und sucht im Land 'nen guten Ofen, Um frisches Brod dem Kriegsvolk zu bereiten. Du, Rolf, mit funfzehn Mann nach Wasser aus. Harald, Knud und Rolf mit Kriegsleuten ab. Wie trogst du mich, fernschauend Vorgebirg! Wars doch als wehte Ahnung von was Großem Entgegen mir von deiner hohen Stirn! Erwartend schalt ich Windes Athem träg, Der uns heran in deinen Hafen blies. Und nun ein dürres Land, drin Bettler wohnen! Kein Schlachtgewühl, kein leuchtend Abentheu'r, Die todte, bange Muße! Da wacht gewalt'ger mir Betrübtem auf Die Todtenklag' um mein viel holdes Weib, Um Thora, die der Schönsten Kön'gin war. Was hilft es mir, daß ich so Land als Meer Umgürte mit der Flotte kühnem Lauf! Der süsse, bittre Gast kehrt immer wieder, Nur kaum auf Augenblicke fortgesandt. Jetzt schleicht er auf der Meeresfluth Geroll Wehmüthig überredend mir heran, Und streckt mich nieder auf das Ufermoos. Hier lieg' ich, ein vom Gram gefällter Kämpfer, Und wenn's nur Gram ist, der mich fällen darf, So rächt er, oft mich fällend, Andrer Schmach. Ihr Skalden, singt ein Lied von Thora mir, Denn volle Nahrung will mein starker Feind, Bevor er linder mir im Busen herrscht. Gesang der Skalden. »Du theure Hirschin, Thora, irrst Thalauf, thalab im Abendgrau? Wir suchen Dich, Hirschin, am Sund, auf Höhn! Leer ist Weide, Volk im Leide, Liebliche Hirschin, freundliche Kön'gin – Thora, wir rufen nach dir! Thu auf dein Ohr!« »Ruf' nicht, du Volk, die Fürstin ruht, Fand blum'ges Land zu stillem Bett, Wiesengrund zum Wiegenküssen. Schwesterblumen blüh'n hier westlich, Blasen von Morgen dort labende Düfte, Wehren ab Mittags Gluth und Mitternachts Wind.« »Ich sah wohl lodernd die Lohe wehn, Weit über'n Scheiterhaufen hin, Sah Funken leuchten, Lichter funkeln; Da schwang sich Geist hinauf, da sank Die süsse Blum' in's blum'ge Bett, – Rufe nicht fürder, Volk! Die Fürstin schläft.« »Und es schweigt das Volk, und weinet fast, Wallt fern dem kalten Ruhebett, Nur Luft lauscht dort und Frühlingsduft. Da ertönt ein tiefes Stöhnen, Trauernd um der Frauen Schönste, Das hält sein Recht, und läßt sich nicht hemmen.« Und hält sein Recht, und läßt sich nicht hemmen! So gönnt mir denn mein Recht. Nur Ragnar darf Der Todtenklage letztes Versmaaß singen; Still, laßt mich's füllen. Dies ist meine Reih'. »Die schlanke Maid errang ich mir Mit blut'gem Speer und keckem Muth, Drum klag' ich um sie, darf klagen um sie. Stöhrt mich Ihr Fremden nicht, bleibt fern. Verlort Ihr was? Ja, Thora's Licht. – Aber ich verlor die süsse Thora selbst.« Ich will auf's Schiff zurück. Den öden Strand, An dem mir Kampf zu Thoras Ehr' und Preis Nicht ward vergönnt, ich hab' ihn hoch gewürdigt, Indem ich seinem rauhen Wiederhall Den süß'sten Namen lehrt' aus aller Welt. Doch braun und häßlich spannt zum Gegengruß Sich Haide aus, lustleerer Aufenthalt. Die Wellen soll'n begleiten Euer Lied, Uns wie in blanker Silberwiege schaukelnd. Ihr Skalden, kommt. Singt mir den Tag hinweg. Alle ab. Auf dem Vorgebirge Lindisnes. Aslauga mit ihrer Heerde. Hinauf zur Höhe, Widder, Die muntre Heerde leite dir nach! Oben in reinern Winden schwankt Das weichste, das heilsamste Gras. Oben keimen im reinern Licht Die duftigsten der Kräuter. Hinauf zur Höhe, Widder, Die muntere Heerde leite dir nach. Der Heerde, so ich weide, Ziemt hoher Stand vor andern, Ziemt erles'ner Speise viel, Und spiegelnder Trank der Quellfluth. Hört ihr sie sprudeln, die hohen, Die hellen Gewässer des Berges? Immer noch kühner, höher empor, Auf zur Krone des Vorgebürgs! Hier auf dem freien Gipfel sitz' ich gern. Der Wellen Spiel, aus blauer Fern' herüber, Erlabt mit reichen Bildern meinen Sinn. Wie das hinrollt, in weite Welt hinaus! Wie das anrollt zum kies'gen Strand heran, Zum stillen, wohlbekannten, und dann wieder Abprallt in endlos unbewußtem Ringen! Du bist ein wundersam Geschöpf, du Meer, Mit deinen weitgestreckten, blauen Armen, Und die zugleich doch süß dem engsten Strand Zu kosen wissen, seine Gräser schmeichelnd, Und seine Stäucher, nickend in die Fluth. Besänft'gend deine kühne Sehnsucht dir Nach ungeseh'nen, ferngeahnten Landen, Umfängt auch dort im stillen Busen dich Ein trauter Hafen – Blicke, trügt ihr? Blendest mich Sonne? Oder wallen Weisse Seegel, Oder schwimmen Schwarze Schiffe Wahrhaft auf des Hafens Wogen? Schiffe schwimmen, Seegel schwellen, Waffen erglänzen, Feuer glimmen, – Edles Kriegsvolk Kränzt der Schiffe, Füllt der Schiffe Feste Borde. Gekommen ist die Stunde, wo vom Haupt Der schnöden Kappe Nacht mir sinken muß. Hinweg, du Neid'sche! Wallt, ihr goldnen Haare! Eur's Gleichen liegt vor Anker in der Bucht, Dem ihr euch als Verwandte zeigen müßt. Und du, sprudelnder Bergesquell, Spiegle, wasche mein blühend Haupt! Wie bin ich schön in goldnen, Wie schön in blanken Locken! Ich, auf hohen Gipfeln erblüht, Ich Blume, senke nun säuselnd Hinab in staunenden Thalgrund mich; Heerde, gehorsame, folg' mir nach. Geht ab. Vor Ake's und Grima's Hütte. Grima sitzt und spinnt, Knud und Harald stehn vor ihr. Sei du ganz unbesorgt, alt Mütterlein. Wir woll'n an deinem Ofen nichts verderben, Nur Brod drin backen für des Königs Heer. Dabei thut deinem Haushalt Niemand Leid. Hm, wie's nun eben kommt. Was murmelst, Alte? Kriegsleute legen nimmermehr was zu. Fürwahr, deswegen zogen wir auch um Durch ferne See'n, droh'nden Küsten fort, Um hier auf Spangarhaides armer Flur Dein niedres Hüttendach dir zu berauben. Ei, zogt ihr auch nicht just deshalben aus, So laßt ihr unterwegens doch nichts liegen. Du bist nicht klug, du alt verdrießlich Weib. aus der Hütte kommend. Es giebt der Arbeit drin die Hüll' und Füll', Und thät 'ne Weiberhand uns Noth dazu. Hauswirthin, warum stehst du uns nicht bei? Ei, denkt doch! Hier die Beiden nennen mich Um's dritte Wörtlein alt, und wieder alt, Und nochmals alt! – Veralt' Euch doch die Zunge! – Und dann kommst, Bäckergilde, du heraus, Willst Hülfe bei der Arbeit, und von mir! Hört, bin ich alt, so muthet mir nicht zu, Daß ich wie ein gerührig junges Weib Am Backtrog stehn soll, vor dem Ofen knie'n, Die feur'gen Kohlen rühren und bepuhsten. Wer treibt solch Werk in deiner Wirthschaft denn, Seit du zu alt und träge dazu wardst? Nun, meine Tochter. Was? Hast du 'ne Tochter? Ja, ich. Warum denn nicht? Man dächte doch, An einem solchen Bilde wär's genug. Hast du gesprochen, junger, kecker Fant? Ich sag' dir, kommt mein Töchterlein zurück Vom Ziegenhüten, sollst du anders sprechen. Schon gut. Das wird ein schöner Kobold sein. Sie soll Euch backen helfen. Zwar bisweilen Stellt sie sich mir höchst widerspänstig an, Doch niemals für ein wirthschaftliches Thun, Da ist sie willig, wohlerfahren auch. Drauf könnt' man lange warten, und wer weiß, Ob's irgend noch die Müh' des Wartens lohnt. Geht hinein. Hausfrau, hast du 'nen Mann? Wohl hab' ich den. Seit dreißig Jahren leben wir beisammen. Der Bursch muß eines zähen Lebens sein. Ich bin in halber Stunde schon halb todt, Vom bloßen Ansehn; und seit dreißig Jahren Lebt der verwegne Kerl als Ehmann fort. Giftpilze muß ja der verdau'n wie Eier. Wo ist denn der verwunderliche Mensch? Er ging zum Jagen an den Strand hinaus; Er hat nicht Zeit, zu gaffen, so wie Ihr. Das glaub' ich! Wenn er vollends gaffen wollte. Er geht wohl mit verbundnen Augen stets? Ich stäch' sie mir an seiner Stelle aus, Denn so ein Tuch verschiebt sich doch manchmal, End Einmal sehn muß ihm so schlecht bekommen, Wie Einmal sterben anderm Menschenvolk! Hu schwatz'! Und schwatz' dir noch die Lunge fort! aus der Hütte tretend. Herr! Herr! Was hast du Bursch! Was stellst du dich So staunend vor mich hin, und rufst: Herr! Herr! Und dann bleibt stumm und starr der offne Mund. Ja, wenn man's sagen könnte! Der ist toll. Nicht toll; 's liegt an den Worten blos. Die fehlen. heraustretend. O drinnen – kommt herein – schaut's selbst mit an; Wir können's nicht so von uns geben. – Kommt. zu Grima. Du alte Hexe, mischtest du vielleicht In ihr Getränk ein sinnverwirrend Kraut? Das fehlte noch. Habt Ihr solch tolles Volk, So helft Euch mit den Leuten, wie Ihr könnt, Und scheert nicht Andre drum. Nein, laßt die Frau. Sie hat nicht Schuld; – und doch, – hat einzig Schuld. Denn ihre Tochter war's, die kam herein – Sie kam ganz unversehns, – stand zwischen uns – Trat aus dem dunkeln Stall hervor. Der glänzte Wie früh am Morgen sonndurchblitzte Wolke. Nie ging so übergroße Herrlichkeit Durch also unscheinbare, enge Pforte. Nun ist's gewiß. Die Kerls sind Alle toll. Grima lacht vor sich. Siehst du die Hexe? Triff sie mit der Streitaxt, Vielleicht verlöscht ihr Fall das Zauberwerk. in die Thür tretend. Ihr Männer, hadert mit dem Weibe nicht, Und müss'ges Bäckervolk, du an die Arbeit! Die Schiffsbäcker eilen in die Hütte. sich neigend. O schöne Elfe, meinen hold'sten Gruß! niederknieend. Du junge Göttin, zeig' uns den Altar, Wo deiner hohen Näh' wir opfern soll'n. Nicht Elf', und Göttin nicht. 'Ne arme Hirtin, Die sich von Spangarheides Ziegen nährt, Und von des engen Gärtleins wen'gem Kraut. So nenn' uns mindestens den Namen doch; Damit man dich verehrt, und wenn von Eltern, Von Sterblichen, du stammst, so sag' uns an, Wer die Beglückten sind. Da fragt die Alte. Geht in die Hütte zurück. Dich soll'n wir fragen, du zahnloser Mund? Ja. Niemand giebt Euch bündigern Bescheid, Nicht 'mal das Mägdlein selbst. S' ist meine Tochter, Und Krake ruf' ich sie. Die vor uns stand? Die mit dem langen goldnen Ringelhaar, Das bis auf ihre zarten Knöchel floß In rings einhüllenden, lichtsprühn'den Locken? Die mit dem hellen Frühlingsangesicht? Den schnee'gen Händen und den Sonnenaugen? Ja, Krake, Krake; meine Tochter Krake. Welch eine Tochter, Weib, gebarest du? Ungleicher dir, als ros'ger Maienmorgen Der stürm'gen Winternacht! Ich seh' mir selber keinesweges gleich, Wie ich Heut bin, und in der Jugend war. Das mach' Blödsinn'gen weiß, du habest je Nur einen Zug der holden Maid gehegt In diesem Angesicht. – Komm Harald. Woll'n wir Zur Hütte? Ja, zum Dienst des süssen Lichts. Beide ab. Was kam dem wunderlichen Kind' in Sinn, So frevelnd zu misachten mein Gebot? Ganz abzustreifen sich der Kappe Schwarz, Und keck zu prangen in dem goldnen Schmuck? Heut mag's drum sein. Sie zügelt mir das Kriegsvolk Mit einem einz'gen Wink, mit halbem Wort. Nach der Hütte blickend. Wie sie vor ihr sich neigen! Wie sie lauern Auf ihr Gebot! – Jetzt will ich auch hinein. Als dieser Jungfrau Mutter gelt' ich was. Geht ab. Auf Ragnar Lodbrogs Schiffe. Kriegsleute und Schiffsbäcker im Streit. Ist das 'ne Speise, die für uns sich ziemt? Verbranntes Brod! Eßt's immer, Kinder, eßt. Eh' sollst du selber dran erwürgen, Bursch. Was das für Reden sind. S' ist gar nicht übel, Ein wenig hart, hält um so besser vor; Das ist die Art und Weis' auf großer Seefahrt. Das lehr' du uns, die wir mit unserm Herr'n Durch manch' ein fern Gewässer sind geschifft, Wo nie, bis wir's den fremden Küsten sangen, Nordländ'sches Lied zum Ruderschlage klang. Kriegsleute seid Ihr, und macht solchen Lärm Um etwas hartes Brod? Gebt mir's 'mal her. Ich ess' Euch das wie Kuchen. Wohl bekomm's. – Nun seht, was zieht der Unhold für Gesichter. Die Kriegsleute lachen. Sie soll'n verzehren ihrer Hände Werk; Zwingt sie, Gefährten. Ei, so laßt uns gehn. Nein, nein. Hier auf den Boden lagert Euch, Und wer nicht ißt, den trifft des Beiles Schlag. – Eßt! – Was Ihr uns geboten, ist gewiß Noch viel zu gut für Euch! – Eßt, faule Burschen. auftretend. Was soll mir das Gelärm' auf meinem Schiff? Ein wilder Zank in Eures Königs Näh'? Das ist fürwahr nicht guter Mannen Sitte. Herr, schau dies Brod. Du gabst uns gutes Mehl Wie du denn als ein milder Herrscher gern Für uns gleichwie für eigne Brüder sorgst. Und die verbrannten's und verderbten's gar. zu den Schiffsbäckern. So schlecht versteht Ihr Eu'r Gewerk? Mein Fürst, Es gab auf dem Gehöft, wo wir gebacken, So wunderlich's zu sehn, daß unser Aug' Bethört ward, und gewohnter Arbeit fremd. Für blödes Aug' ist freilich Vieles neu. Frag' Harald, Herr, frag' Knud. Die sahen's auch. Ja, die erzählten seltsamliche Dinge, Doch ich im ernstern Sinnen hört' es kaum. Ein altes Weib, gewachsen wie ein Reif, Ein Auge links, das andre rechtshin schau'nd, Das Haar wie feur'ge Borsten roth und starr, Kurz, häßlich, wie sich nie ein Riesenweib, Um Menschen zu verrücken, hat entstellt, Die war des traurigen Gehöftes Wirthin. lachend. Und an der holden Maid versahn sie sich, Und kriegen Schläge nun zu deren Ruhm. Doch plötzlich, Herr, trat Ein' in unsern Kreis, Ein mild aufglüh'nd, goldfunkelnd Sternlein hell, An allem süssen Minnezauber reich, Und jener Alten Tochter sollt' es sein. Die half uns backen, wie ein Hausweib klug, Geschäftig, wohlgewandt zu tücht'gem Werk, Und auch gewaltig heischend, ernsten Wink Versendend, einer Königsfrau vergleichbar, Jetzt neigend zu des Ofens Gluthen sich; Jetzt wieder aufgerichtet, uns befehl'gend, Erschloß sich ihr verwunderlicher Reiz, Wie eine reiche Blum' in tausend Blättern, Der'n jedes anders wär', und jedes schön. Und um sie her des Haares hell Gelock, Wie Gold so blank, wie Seide weich und fein, Umwall'nd den schlanken Leib bis auf die Knöchel – Wir starrten hin, und immer wieder hin, – So kam es, Herr. So ist das Brod verbrannt. Was schwatzest du von Frauenschönheit, Volk? Seit Thora starb, ist Frauenschönheit todt. Ich wag's, mein Herr, und halt' dir Widerpart. Wohl darf sich die mit Thora's Reizen messen. Und sitzest du so kecklich zu Gericht Um schöner Fräulein Huld und Siegermacht? Ich will's erforschen durch ein bessres Aug', Durch Sängerblick. Hör' du, mein lieber Skalde, Mach' auf den Weg dich, suche das Gehöft, Darin das Wundermägdlein hausen soll, Und bring' mir rechte Kunde von ihr mit. Es soll geschehn nach meines Herr'n Gebot. Nimm zum Geleit, wen du am liebsten hast. Und findest du so schön dies einsame, Verborgne Bild in Spangarhaide's Hütten, So künd' aus meinem Mund ihr dies Geheiß: Da uns der widerwärt'ge Strom des Wind's Noch festhält hier am freudelosen Strand, Soll sie herkommen zu den Schiffen mir. Nackt soll sie kommen, doch nicht unbekleidet, Auch nüchtern, aber doch nicht ungespeist, Allein, und dennoch unbegleitet nicht. – Ich will's ausrichten, königlicher Herr. Geht mit einigem Gefolge ab. Und ihr, Schiffsbäcker, merkt euch dieses Wort. Zeigt sich die Jungfrau schön, wie ihr's gesagt, So lass' ich euch der Schuld und Strafe frei, Wo nicht, so giebt es Zücht'gung. – Nun gut' Nacht. Sie gehn aus einander. In Ake's und Grimma's Hütte. Ake sitzt in einem Sessel, Grima kocht am Heerde, Aslauga legt Aken eine Binsenmatte vor die Füsse. Laß sein. Was foppst du mich, verwegnes Kind? Du willst es ja. Wie du vom Jagen kommst, Soll man die dichte Binsenmatte dir Zu Füssen legen, daß du dich erwärmst. Allein ich will dergleichen nicht von dir. Warum nicht? Ach, wenn nun die Sonne käm', Und wollte Magdesdienst bei mir verrichten, So würd' ich doch davon nur blind und toll. Begreifst du das? Und drum lass' mich in Ruh. 'S kommt blos von dem verrückten goldnen Haarputz. Die Kappe drüber, so ist Alles gut. Das hülfe nicht soviel, als du wohl denkst. Koch', Alte, koch', und laß mein Treiben mir. Doch willst nicht kochen, so schick mich zum Heerd, Und pflege selber den waidmüden Mann. Jetzt ist die Zeit noch, d'rin ich dienstbar bin, Und die will ich vollenden, wie sich's ziemt. Du plagst uns aber mehr, als du uns dienst. Es ist nicht meine Schuld. Die milden Gaben Sprüht früher Morgenthau durch Wies' und Feld; Das Kraut, so dran erkrankt, war früher krank. Der Skalde tritt mit Gefolge auf. Nach klarem, guld'gem Kleinod aus, Das weilt in traur'ger Wüste, Bin ich gesandt, Bote treu, Von des Königs hohen Schiffen her. Nicht frag' ich, Forsche nicht mehr, Ich weiß wohl, was mein Auge sieht: Neigen muß ich Nacken und Haupt, Wo die Locken leuchten um lichte Blicke. Neigt sich vor Aslaugen. Selten erklang Solch ein Gruß Durch trüben Lebens armen Traum. Doch hebt sich ihm Heiter mein Blick Aus schwerem lastendem Schlummer auf. Bote treu, Bote klug, In Demuth grüßt dich die dunkle Maid. Künde mir Königswill'n! Die Hirtin Krake hört gehorsam. Krake, wie sprichst du nur? Wie stellst dich an Mit wunderlichem Neigen und Begrüssen? zum Skalden. Gieb auf die alte Frau nicht weiter Acht, Und sage, was dein König dir gebot. So hieß mich Ragnar Lodbrog zu dir sprechen, Des Dänenlandes weitberühmter Held: Die Hirtin Krake zeige sich am Strand, Wo unsre Schiff' umspült die salz'ge Fluth. Nackt soll sie kommen, doch nicht unbekleidet, Auch nüchtern, aber doch nicht ungespeist, Allein, und dennoch unbegleitet nicht. Das ist des Königs Auftrag? Wort für Wort. So macht Euch heim zu Eurem tollen Herr'n, Und neckt hinfort verständ'ge Leute nicht. Ich glaub', dies ganze Schiffsvolk ist verrückt. Jedoch so geht's! Wenn Söldner und Matrose 'Mal ruhig lebt, giebt's kein so tolles Ding, Worauf sein eitles Treiben nicht verfällt. Was? Nackt und doch bekleidet? Nüchtern noch Und auch nicht ungespeis't? Und ganz allein, Doch – merkt's Euch wohl, – auch unbegleitet nicht? – Ei nun, so fliegt, ihr Staar' auf wüster Heide, Und schnarrt und quakt hinfort, ich hör' Euch lieber, Und leg' mir's besser aus, als solch Geschwätz. Hinaus mit dir, du närrisches Gezücht! Zum Wetter! Mein Gehöft – Aslauga winkt ihr mit der Hand. Sie schweigt plötzlich still. Seltsam klingt deines Herr'n Gebot, mein Skalde, Indeß, es zu vollbringen zweifl' ich nicht. Begieb dich heim, denn Ragnar's Wink verbeut's, Daß ich mit dir zum Meer die Schritte lenke, Doch sieht er nun die Hirtin Krake bald. Der Skalde und sein Gefolge gehn ab, sich gegen Aslauga verneigend. Nun wird mir's doch zu toll. Mit närr'schen Bildern Hat mir zwar die und ihr hellblanker Haarschmuck Den Kopf in Schlaf und Wachen oft erfüllt. Jetzt aber ziehn die tollen Fratzen gar Auch ausserhalb umher – 's ist unnatürlich. Ach, alter Ake, gräm' dich nicht darum; Nur gieb mir jetzt ein weites Fischernetz, Denn eh' der Morgen über's Blachfeld haucht, Muß ich schon fern von deiner Hütte sein. Sag' nur, was willst du mit dem Fischernetz? So holde Ehre denk' ich ihm zu thun, Daß Gold und Purpur in der Fürsten Kammern Beneidend gern an dessen Stelle wär'. Ganz wohl. Zwar ich versteh' kein Wort davon. Nun leuchte, Grima. 'S muß denn doch geschehn. Gehn ab. Morgenroth. Am Meeresufer. Man sieht Ragnars Schiffe. allein, neben ihr ein Hund. Sie singt. Morgenwinde wandeln Wehend am Gestade, Spielen mit der Hirtin goldnem Gelock. Einsam seh' ich Wolken Senken sich und steigen, Und ruf' ein Lied hinein in den lichten Tanz. vom Schiffe. Wer bei kaum erwachten Wall'nden Morgenlichtern Ergetzt sich am Meerstrand mit Gesang? Herr, die Hirtin Krake Harrt hier deines Willens, Nicht ziemt es der, zu weilen, die du beriefst. Du goldnes Bild auf ödem Haidestrand, Und hast du's wohl gemerkt, was ich dir hieß? Kommst du, den Worten meines Boten treu? Nackt komm ich, Herr, doch unbekleidet nicht, Denn meinen zarten Gliedern schmiegt sich an Ein Fischernetz, und drüberhin als Mantel Roll't mir, du siehst es, rings umhüll'nd mein Haar. Kommst du auch nüchtern, doch nicht ungespeist? Die grüne Würze, frisches Gartenkraut, Sieh leuchten durch die rothen Lippen mir. So komm' ich nüchtern, doch nicht ungespeist. Kommst du allein, jedoch nicht unbegleitet? Allein steh' ich an diesem öden Strand, Jedoch begleitend folgt mein Hund mir nach. Wohl trafst du, Schöne, meines Räthsels Sinn, Und wohl, im Wettkampf mit dem süssen Reiz, Bestand des Geistes kluges Leuchten dir. Was theilt die Wellen dort mit Ruderschlag? Ein Boot, zu fördern dich zu mir auf's Schiff. Nicht bilde, König, dir ein Solches ein. Verschmähst Du meine Bitt' und meine Macht? Macht hast du nicht ob meinem freien Sinn. Denn flüchtig, wie der Haide schnellste Ziege, Flügl' ich hinaus mich über braunes Moos, Wo meine Spur dem Jäger bald vergeht! Nein, weile noch. Befürchte nicht Gewalt. Doch lockt dich kein Erbieten auf das Schiff? Ja, wenn du sichre Rückkehr mir verheiß'st, Samt schmachesfreiem, würdigem Empfang, Und Sicherheit auch meinem treuem Hund. Ich thu's, bei Königswort. So komm' ich gerne. Geht nach dem Strande hinab. Auf Ragnars Schiff. Der Küchenmeister und viele Diener. Laßt nach ehrbarer Sitt' und zücht'ger Weise Heut schau'n des Königs reiche Heldenpracht, Und auch zugleich, was sein Gefolge taugt. Mag die auch, so man zu empfahn sich rüstet, Und die wir golden leuchten sahn vom Ufer, Abstammen von der heitern Asgardburg, Abstammen von der Riesenländer Strand, – Wir müssen sie auf solche Art bewirthen, Daß sie den Hofhalt König Ragnars lobt. Ja, ja, mein lieber Herr. Das soll geschehn. Nun, treibt's nicht mit dem Mund nur, mit der That Horcht! Wie im Streit kommt man herauf. Auch schrie's Mit grausem Laut, wie ein erwürgtes Unthier. Wir werden sehn, wen man auf's Schiff her lud; Mir ist dabei kaum halb vergnügt zu Sinn. Aslauga, Ragnar und Gefolge treten ein. Was? Soviel gälte Nord'scher Fürsten Wort, Als eben nur ein flüchtig eitler Hauch, Aufathmend und verfliegend? Schäm' dich, Ragnar. Nein, laß vom Zürnen ab, du schöne Maid. Ihr habt mir meinen treuen Hund erwürgt, Dem doch der König Sicherheit verhieß. Er biß nach mir. Was faßtest du mich an? Hirtin, der Mann sieht stets nach seinem Herr'n, Denn deß Verletzung oder auch Bedrohung Ist ihm viel schlimmer, als der eigne Tod. Da griffen sie mit Eins nach deinem Hund, Und nur durch seinen eignen, schnellen Zorn Rief er das eigne, schnelle End' heran. War'n die zu rasch, so war er's wahrlich auch. Ich dächt' wir höben's mit einander auf. Ich muß nun schon, da ich's nicht ändern kann. Hier setz' dich auf der Kissen reiches Schwellen, Und freue dich mit mir des heitern Mahls. Beide setzen sich. Raguar's Diener warten ihnen auf. Des Mahles Licht ist süsser Blüthen reich, Doch hüte dich vor ihrer Zaubermacht Die im Irrgarten oft den Sinn befängt, Wie klug und wie gealtert er auch sei; Und du bist noch ein Jüngling, schöner Fürst. Ein Jüngling bin ich, doch im Minnedienst Gleichwie in dem des Krieges wohlgeprüft. Du siehst zu kecklich in die Augen mir, Und bin doch nicht dein Weib, nicht deine Braut. Braut nenn' ich dich seit diesem Augenblick, Mein Weib sollst du noch diesen Abend sein. Ich aber will einsam daheime schlafen, Und nur in dieser Meinung ging ich her. Oft kommt was anders, als man's erst gedacht. Ja. Doch von Zwei'n wird Minnebund geknüpft. Und Beide fragt man, wann er taugen soll. Ich will auch deine Gunst nicht mit Gewalt. So laß mich ziehn. Auch das möcht' ich nicht gern. Wär' bei der schönsten Frau des Volkes Vater Ragnar gelagert, kaum berührt' er sie Selbst nur im Traum. O sende mich zurück, Jeglicher Schmach und Ehrverletzung frei, Denn also ziemt es dir, weil du geschworen; Und ich darf's rühmen, daß dein Gast ich war, Dieweil du mich als Mägdlein fahren läß'st, Und ich zur Heimath kehre, wie ich ging. So bleib' doch nur die Eine Nacht im Schiff. Zeuch du hinaus in deiner Seegel Pracht, Ich will zurück auf Spangarheides Sand. Willst du dies Kleid, was Hirschin Thora trug? Mit Silber ist es reich und zart gestickt, Und dir geziemt das köstliche Gewebe, So Jene fertigte mit schnee'ger Hand. Sie war mein holdes Weib, bis sie erstarb. Nicht ziemt mir, was die Hirschin Thora trug, Noch minder was sie zarter Hand gewebt, An Silber reich und sonst erlesner Zier. Denn Krake rufen sie mich auf der Haide Ein Mägdlein, schwarz im russig dunkeln Kleid, Und Ziegen hüten durch den tiefen Sand, Heim treiben sie am Abend, ist mein Thun. So schmieg' dich probend nur in dies Gewand. Ach Ragnar, König Ragnar, was begehrst du? Schon fing verlockend meine Bildung dich, Säh'st du den Reiz, von höherm Schmuck geziert, Vielleicht zerbräch' ertheilten Treuwort's Kraft. Gut' Nacht, und laß mich ziehn. Doch kehrst du wieder, Und noch der heut'gen Liebessehnsucht voll, So sende mir ehrsame Boten zu, Und ehrbar werd' ich deine Kön'gin dann. Warum nicht heut alsbald? Das will ich nicht. Mir wohnt im Sinn fortan ein glühend Weh. Ein Held wie du, bezwäng' wohl grössre Noth. Gut' Nacht. Ich will an Strand. So führt sie heim. Sie soll zurück? Ach leider will sie's so, Und leider, leider hab' ich's so versprochen! Gehn von verschiednen Seiten ab. 2. Akt Zweite Abentheure. Oede Gegend auf Spangarhaide. Aslauga sitzt unter einem Strauche, Ziegen um sie her. singt. Guten Morgen, grosse, Goldne Sonn' am Himmel, Die hier einsame Braut bescheinst! Schön willkommen, weisse Wall'nde Meeresnebel, Die hier einsame Braut umhaucht! Froher grüßt' ich, grosse, Goldne Sonne, dein Leuchten, Wärst du ein Harnisch, golden und hell. Schöner willkommen wär't ihr, Wall'nde Meeresnebel, Kämt ihr als Seegel von der See. Gedulde dich! Zum Gruß Golden wird Harnisch leuchten, Aus schimmerndem Helme Liebe schaun, Weisse Seegel werden Wall'n am Meeresstrande, Heimholend die schöne Heldenbraut. Jäger verliert wohl Fährte Flüchtig niedern Wildes, Nicht die Tritte des schönsten Reh's im Tann; Leichtlich löscht bei Helden Liebe niedrer Frauen Doch Gluth für hohe Schönheit glimm't fort. Guten Morgen, grosse, Goldne Sonn' am Himmel, Die hier einsame Braut bescheinst! Schön willkommen, weisse, Wall'nde Meeresnebel, Die hier einsame Braut umhaucht! Du bist ein thörichtes Geschlecht, du Heerde, Da du dich meinem Wink nicht fert'ger fügst. Was? Meinst du, solche Leitung zieme dir? Und solcher Leitung Heil sei stets dir nah? – Zurück vom Sumpfe, Mutterziege dort! Und ihr, laßt ab vom Zank, erboßte Widder! – Harrt nur. Euch treibt nun Grima bald zu Feld, Und Ake's rauhe Stimme krächz' euch nach, Daß Ihr mich jammert fast, wenn ich dran denke. Die Ziegen kommen, und schmiegen sich an ihre Füsse. Eu'r armer, dumpfer Sinn dröhnt was ich sprach, Wie im halb lauten Widerhall zurück, Und treibt euch zu demüth'gem Schmeicheln her; Wohl Recht hast du, dich kläglich anzustellen, Aslaugen Heerde, bald verlaß'ne nun! Rolf und Harald treten auf. Nie ward ich Bote für ein solch Geschäft. S' ist doch die schönste Maid in aller Welt. Gut. Aber Hirtin bleib' in ihrem Pferch, Und Kön'gin in der Burg. Das taugt für Beide. Mir selbsten kommt es wunderbarlich vor, Daß unser Herr zur Frau sie nehmen will, So sehr ihr Reiz mich auch bewältigt hat. Und schickt uns zwei zu Brautgeleitern aus, Zwei von den Rühmlichsten aus seiner Schaar. Es dürfte mir nicht viel, so – Zurückprallend. Ach, ihr Götter! Was schreckt dich? Schau das goldne Liebeslicht Dort unterm Strauch! Und wie die woll'ge Heerde Gezähmt sich schmiegt an ihren zarten Fuß! Die ist es. Ja, an die sind wir gesandt. Willst noch zurück? Wahr' mich der hohe Himmel. Sie nähern sich Aslaugen mit Verbeugungen. Von Ragnar's Schiffen, holde Königsbraut, Sind wir gekommen, treuen Minnegruß Des Dänenherrschers zu entbieten dir. Kehrt er mit Heil zurück von seiner Fahrt? Ein jegliches Gestad' empfing den Herrn Mit edlen Gaben und mit Preises Klang. Ihm fehlt, um aller Kön'ge Glücklichster Zu sein, die unser hoher Norden kennt Und je gekannt hat, nur das Eine noch, Daß du dich ihm zu süssem Bund' ergiebst. Du sprachst ein seltsam Wort, mein Abgesandter, Was? Ihm, um aller Kön'ge Glücklichster Zu sein, die unser hoher Norden kennt, Und je gekannt hat, fehlt dies Eine nur? Ruhm ist des Helden liebstes Glückesreis, Und wer vergliche sich dem klaren Ruhm Sigurd's, des vielgewalt'gen Schlangentödters? Du würdigst deinen Herrn nach Schranzenart. In Zorn entglüht' dein holdes Angesicht. Nein, nur im Wiederschein von Sigurds Ruhm. Verwirft die Braut das Lob des Bräutigam's? Ich dacht', er sei vor allen Lebenden Der Liebst' und Herrlichste für ihren Sinn. Ja, sprichst du blos von denen, so da leben, Stimm' ich mit Freuden im in deinen Preis. Da hebt der Ragnar hoch sein siegreich Haupt, Wie Lindisnes ob Spangarheides Flur. Doch laß der Todten Runenhügel still; Die Väter mindern oft der Söhne Licht. Folgst du uns zu des Königs Schiffen, Kön'gin? Was zögerst du? Was hüllst dein Antlitz dir In deiner gold'nen Locken zarten Schlei'r? Hold ist des jungfräulichen Standes Blühn, Und lächl' es auch aus dumpfem Gärtlein an, Unwürdigem Gehäg'. Laßt mir die Blume Freieigner Magdlichkeit bis Morgen noch. Dein harrt der Fürst voll banger Ungeduld. Mit Frühroths allernächstem Liebes Funkeln Geht auch die Braut vor seinen Blicken auf. Bringt ihm von mir der zartrn Minne Gruß. Verhieß'st du nicht? Ehr' deiner Kön'gin Will'n. Zudem gebührt es mir, den langen Dienst Auf Spangarheide tadellos zu enden: Was ich beginne, bring ich auch zum Ziel, Und so die Heerd' am Abend in's Gehöft. Geht! Rolf und Harald gehn verbeugend ab. Nun an den Bach, ihr Ziegen; dort hinaus! Entfernt sich mit der Heerde. In Ake's und Grima's Hütte. Morgendämmerung. Ake und Grima schlafen auf Binsenmatten. Aslauga kommt durch eine Seitenthür herein. Die Träume halten jetzt ihr letztes Ringen Mit dem, was man ein rechtes Wachen heißt. – Indeß am Ohr noch nächt'ge Fabel schwirrt, Blitzt Morgenfunkeln schon in's Aug' herein, Weht Morgenlüftlein um die Wangen schon. Zum letztenmal auf meinem niedern Lager Fand'st du mich, Dämm'rungsgrau'n. – Ich zieh' hinaus In eine neue Welt. – Fahr wohl, du russ'ger, Mit Bauerspeisen grob besetzter Heerd! Und mit den finstern, dumpf'gen Winkeln all' Fahr' wohl du Hütte, die du gar nichts taugst, Und die mir dennoch weh' zu lassen wird; So lieb macht uns Gewöhnung auch das Schlechte. – Doch auf den Matten dort das Räuberpaar, Dem bin ich schuldig noch den Abschiedsgruß, Und keinen freundlichen. – Ho! Ake! Grima! Hier! – Brach der zott'ge Widder aus dem Pferch? Mann! Mann! Was sprichst du? Schlaf' nur wieder ein. Es sind Gespenster. Wieder toll im Traum? Ich träume nicht. Du sieh nur in die Höh', Wie's leuchtet. Recht wie goldne Feuersgluth. Oft strahlt am nord'schen Himmel durch die Nacht Ein Wiederschein eisheller, ferner Meere, Daß sich ein Menschenkind davor entsetzt: Vermuthlich ist auch das ein solcher Schein. Hältst für ein Nordlicht mich, du blödes Volk? Horch Weib. Es spricht. O laß' uns schlafen, schlafen. Schlaf, häßlich Paar. Doch erst hör' meinen Spruch. Was hast du nur mit uns, du Nachtgesicht? Mich dünkt, 's ist Krake, unser Pflegekind. Ja, solches niedern Namens Häßlichkeit Drang mir das dumpfe Sinnen Grima's auf. Ich weiß wohl, wie ihr Beiden euch beriethet, Als ihr die helle, blanke Zither bracht, Und mich von meinem reichen Lager hobt. Durch welch ein Hexenwerk erfuhrst du das? Ihr hieltet mich für unverständig, stumm, Weil mir's misfiel, mit euch mich zu besprechen, Doch mir entging von euren Thaten nichts. Den frommen König Heimer schlugt ihr todt, Den wegemüden, euch vertrau'nden Gast, Und stahlt mich, zogt in Armuth dann mich auf – O, welche Strafe ziemte dir, Gezücht! Erbarm' dich unsrer Angst, furchtbares Kind! Ich könnt' euch letzt verderben, doch ich mag nicht; Denn wie unwürd'ge Kost ihr mir gereicht, Es war doch immer Kost. Die zahl' ich heut, Der Rache billigem Geschäft entsagend. Nur das noch spend' ich euch zum letzten Gruß, Ein Wort, der lastenden Weissagung voll: Stets schlechter sei von heut' euch jeder Tag, Als der verflossne war. Am Ziel beschließe Der schlechteste die unheilschwangre Reih'. Geht aus der Hütte. Mich schüttelt's. Hat ein Fieber uns bethört, Daß wir von einem solchen goldnen Mägdlein Geträumt durch manch' ein wunderliches Jahr? Ich wollt', es wär' so. Ei, es muß so sein. Wie käm' denn solch ein Bild zu uns in's Haus? Sieh' mal. Die Hüttenwand ist dort entzwei. Das war doch gestern nicht. 'S muß in der Nacht Erst nachgefallen sein. Wird Arbeit kosten. Zum mindesten ein ganzer Tag geht drauf, Daß nur nicht schon des Mägdleins Weissagung Beginnt! Weißt du? Mit all' den schlechten Tagen. Ich weiß, ich weiß! Sei still und hüll' dich ein, Es ist noch früh. Ja wohl. Für unser Glück Erwachen wir noch immer zeitig gnug. Sie schlafen ein. Auf Ragnar's Schiff, in offener See. Ragnar und Aslauga stehn auf dem Verdeck. Aslauga ist reich geschmückt. Kein Lüftlein schwellt der Flotte Seegel mehr, Wir ruhn auf glatter Fläche regungslos. Das ist der Nacht annah'nde Friedlichkeit. Der Nacht? O nein, mein königlicher Herr, Noch ging die Sonne nicht in's Meeresbad, Sie birgt sich nur in jene thau'gen Wolken, Und steht noch ziemlich fern dem Scheidepunkt. Legt nicht schon feuchte Luft sich um uns hin? Sie nahm ihr kühlendes Gewand vom Meer, Nicht von des Abends tropfigem Gewölk. Da geht ein Stern bereits am Himmel auf. Nicht doch! Ein Hirtenfeu'r am fernen Strand. Und für Seefahrer ist es dennoch Zeit, Des Lagers ungestörte Ruh' zu suchen. Ja, für Matrosen, und wer sonst die Hand Bei Tag in harter Arbeit stets bewegt, Oft auch manch eine Nacht verwachen muß. Nicht also für den Lenker, für den König. – Der Sturm gehorcht nicht meinem Königswort. Er zieht vielleicht am frühen Morgen auf, Vielleicht um Mitternacht, dir unterbrechend Den kaum um dich gewebten süssen Schlaf. Drum komm' zur Lagerstatt, du holde Herrin. Wo hast du mir die Lagerstatt erkiest? Wo sie der Braut geziemt: in meinem Arm. Du hegst ein trüglich ungeduld'ges Hoffen. Nicht hier am Bord des Schiffes werd' ich dein. O, du willst mich ersterben sehn in Gluth, Nein, aber fürstlich unser Fest begehn. Wo Minne bettet, schlafen Kön'ge gern. Was? Sich vermählen auf der wüsten See? Umtost vom Lärm des rauhen Schiffervolks, Umduftet von der Bretter Harzgeruch, Vielleicht umheult von Unheil droh'nden Stürmen? Und statt der Hochzeitlieder das Gekrächz Verirrter Vögel, die auf weiter Fluth Den müden Fittig mit Geschrei ermuntern? O König Ragnar, du bedenkst es nicht, Was dein und meiner Würdigkeit geziemt, Und dessen Ehre, der aus unserm Bund Entspriessen soll, ein Führer Norderland's. Bist du vielleicht ein neckend Zauberbild, Du seltsam Weib, die mit denselben Worten Anlockt, abweist, aufregt, zur Ruh beschwört? Ich fürchte, du verwickelst mich so fest In der Verblendung Netz, daß wenn du endlich In Luft zerfleuß'st, mich toller Wahnsinn packt. Nein, ich entgeh' dir nicht, mein süsser Freund. Wo deiner Burg lichtklare Hallen glänzen, Die Jungfrau'n uns empfangen mit Gesang, Die Krieger mit der Waffen freud'gem Klirr'n, Wo Polster schwellen, reiche Weine blinken, In Mitten aller Lieblichkeit und Pracht Des Festes – da nur wird die Hirtin dein. – Jetzt wend' ich vor der kühlern Abendluft Zum Lager mich, wie du's gewiß bereitet, Gebührend meiner Schönheit, deiner Macht. Du bette dich an Schiffes andern Rand. Betrübt scheid' ich von dir, mein strenges Lieb'. Gut' Nacht. Gut' Nacht. Für mich, wie schlummerlos! Gehn von verschiednen Seiten ab. Eine Seebucht in Ragnar Lodbrog's Reiche. Ein Wächter steht auf einem Thurm. singt. Ich lugt' hinaus den langen Tag, Leer blieb die See von Schiff und Boot; Ich schaut' hinaus in schaur'ger Nacht, Schwamm keines Fahrzeug's Leuchtflamm' her; Ich Wächter seh' die Wogen an, Will nichts mir kommen, darnach ich späh' – Löst mich ab, löst ab, ihr Leute, Lacht doch kein guter Stern für mich. Doch steh noch still, du Ablösung, Stör' mich noch nicht; 's kommt doch was Gut's! Wer lang geharrt, erharrt wohl doch Helleuchtend Freudenlicht zuletzt. Seegel heben sich, und sonnen Silberweiß sich auf den Wogen, Löst mich nicht ab, lauft her, ihr Leute, Lacht doch ein guter Stern für mich. Es versammelt sich Volk am Strande. Was rufst du, Wächter? Kommt der König heim? Fragt eure Augen. Seht die schwell'nden Seegel. Du Wächter magst der rechte Späher sein. Das wär' des Königs Flotte? Nimmermehr. Seitdem die schöne Herrin Thora starb, Giebt's keinen Schmuck für Fahrzeug oder Mann In Ragnar Lodbrogs Heer. Schwarz wall'n die Wimpel Vom dunkeln Mast aus in die feuchte Luft; Schwarz roll'n die Schiffe, schmuckleer, durch die Fluth, Den Kriegsmann ziert sein Eisenkleid, sonst nichts. Und hier laubreiche Kränz' um Mast und Bord, Hier strahlende Gewande, bunte Seegel, – Das ist des König's Ragnar Flotte nicht. Er hat ganz Recht. Ich that mit ihm zugleich Die letzte Fahrt in unsres Königs Heer, Und muß es ihm bezeugen: so verhält sich's. Was neckst du uns, du thör'ger Wächter, denn? Wahr' dich! Wir kommen all' dir auf den Hals. Still nur! Erwartet erst, was jener bringt, Der aus dem leichten Kahn an's Ufer sprang, Und, seine Schritte flügelnd, schon sich naht. auftretend. Sie kommt, sie kommt, die schönste Königsbraut! Spielleute, nicht so müssig! Blas't doch auf, Was ihr des freudigsten und besten wißt! Ihr Kämm'rer, zu der Burg! Ziert hell mit Lichtern Die alten Säle, schafft ein reiches Mahl, Denn also will's der König. Juble Volk Entgegen deiner neuen Königin! Kriegsmänner zeigt euch in den licht'sten Waffen Beim nahen Fest. Jedwede Herrlichkeit Erwach' in unsern Landen! Eilt vorüber. Was war das? – Also wär' es doch der Herr? – Und käm' vermählt zurück? – Mit welcher Fürstin? Gewißlich aus 'nem edlen Heldenhaus. – Da kommen sie bereits in Pracht heran. Lustige Musik. Ragnar und Aslauga treten reich geschmückt, mit glänzendem Gefolge, auf. Das Volk ruft ihnen zu; Aslauga grüßt freundlich; wie sie sich naht, sinken viele in die Knie. Der Zug geht vorüber. Sah' Jemand schon so holdes Frauenbild? Mich traf's wie schneller Blitz, warf mich in Staub. Ich glaub', es war die liebe Sonne selbst. Rolf und Knud, die unter den letzten des Gefolges gehn, zurückhaltend. Sagt doch, was bringt ihr mit? Ei nun, ein Weib. Mich dünkt 'ne Göttin. Bild' dir das nicht ein. Sie treten weiter vor. Nun, so erzählt uns doch, aus welchem Haus? Aus keinem Hause; aus 'ner blossen Hütte. Ja, und zwar aus der schlecht'sten, die ich sah. Ach Possen! Macht das einem andern weiß. Wie heißt die neue Kön'gin? Krake. Krake? Das ist für eine Fürstin wunderlich. Wer sagt euch denn, daß sie 'ne Fürstin sei? Haid'läuf'rin ist sie, Ziegenhirtin, Bäurin, Wuchs groß an Spangarheides braunem Strand, Half Brod uns backen, und weil das verbrannt war, Gab's ein Gelärm. Das kam vor unsern Herr'n, Und wie's dann weiter ging. Jetzt ist sie Kön'gin. Nun das enträthsle mir, wer klüger ist. Solch eine Huldin, und der Haide Kind! Mich sah's wie Frühling an aus ihren Augen, Wenn der in heitrer Herrschaft sich ergeht. Mir strahlte sie in den geblend'ten Blick Wie Goldes allerfreu'ndes Licht. Auch alle, Die vor ihr gingen, nach ihr, um sie her, – In Demuth und folgsamer Freudigkeit Schien ihre Lust des süssen Bildes Dienst; Euch, Rolf und Knud, nicht minder, als den andern. Das ist ja eben ihre Hexerei, Womit sie auch den König hat bestrickt. Wer sie ansieht, kommt schier um alle Sinne; Kaum daß man hinterdrein es erst begreift. Sie sei 'ne Hirtin, arm, und niedern Stand's. Harald und ich, wir wurden ja fast toll, Als wir sie im Gehöft zuerst ersahn. Das sind nur Streiche! Ja, man lebt sich alt, Und 's kommt doch alle Tag' was neues vor. hinzutretend. Mit eurer Gunst, ihr Herr'n; ist es denn wahr, Was man von unsrer neuen Kön'gin spricht? Sie reden da verwunderliche Dinge: Sie heisse Krake, sei 'ne tücht'ge Hirtin Und Bäck'rin oben drein – Nun ja, gewiß. Hier, Knud traf sie beim Ofen selbsten an. So hätte ja das junge Volk nicht Unrecht Mit seinem lust'gen Liedlein, drob ich erst Es ausgeschmält. Mich dünkt, es paßt recht gut. Was denn? Ei, wie's der Leute Art nun ist, Daß wenn was Neues vorfällt, sie's alsbald Zu einer neuen Sangesweise brauchen, So hatten sie auch gleich ein Lied erdacht Auf diesen seltsamlichen Vorgang. – Horcht. Da fangen's just ein Paar von ihnen an. Gesang im Volke. Krake krächzt' und kräht' am Ufer, Krähe grau in traur'gen Kleidern; – Kön'gin Krake schön! Kön'gin Krake schön! – Fuhr ein Held auf Meeres Feldern, Fing sie ein, und gab 'nen Ring ihr. – Kön'gin Krake schön, Kön'gin Krake schön! Die Kriegsleute lachen. Es klingt Musik aus der Burg. Hört ihr im Schloß den Horn- und Fiedelklang? Nun wird die Hirtin Ragnar's Kron' empfahn. Die Leute hier begleiten, wie sich's ziemt, So hohe Festlichkeit mit Ehrenliedern. Gesang im Volke. Brod verbrannt, in Noth die Krieger, Brauchten wohl ein bessres Essen, – Kön'gin Krake schön! Kön'gin Krake schön! – Laßt uns bau'n der Frau'n zum Feste, Von verbranntem Brod 'nen Thronsitz. – Kön'gin Krake schön! Kön'gin Krake schön! Wir müssen dennoch nach der Burg hinauf. Das Volk auch wälzt sich gleichermaßen nach. Die Kriegsleute gehn ab. Gesang im Volke. Krake kräht hinfort und krächzt, Krähe groß, auf Ragnars Schlosse; – Kön'gin Krake schön! Kön'gin Krake schön! – Wir sind recht der Krähe Knechte, Krächzen künftig, statt zu sprechen: Kön'gin Krake schön! Kön'gin Krake schön! Alle ab. 3. Akt Dritte Abentheure. Gemach in Ragnar Lodbrog's Burg. Aslauga mit einigen ihrer Jungfrauen beim Gewebe. Nun gönnt einmal der fleiss'gen Nadel Ruh'. Rollt vor mir auf das glänzende Gewand, Dem meines Ehherrn Thatenreih' entblüht. Vielleicht erquickt mich das, dieweil er fern Beim Schwedenkönig Eystein Tafel hält, Und Sehnsucht mich und Einsamkeit umfangen. Sie rollen das Gewebe auf. Sieh', was ich hier gefertigt, edle Frau: Wie Ragnar den gewalt'gen Lindwurm schlug, Der dräu'nd vor Thora's reicher Kammer lag. Schön! Fleissig! Und die Farben wohl gewählt! Allein es ist nicht rechte Hornbildung, Nicht rechter Heldenzorn und Heldenkraft In Ragnar's Bild. – So säh' ein Kriegsmann wohl, Ein ganz gemeiner aus, der bei 'nem Fest Um güldne Preise ränge. – Jüngst, beim Wettkampf Hab' ich auch die Gestalt mir abgesehn. Dich kann ich nicht drum schelten, fleiss'ge Magd. – Laß' sehn. Was hast denn du? Wie Thora kam, Den Retter und den Bräut'gam zu empfahn. Du bist wohl selbst ein Bräutchen, art'ges Kind? Erröthest du? – Ich konnt's mir freilich denken. Das eigne Frühlicht deiner Wangen glüht In diesem Antlitz, und mit solchem Lächeln Empfängst du zweifelsohn' den lieben Freund. Jedoch, mein Töchterlein, auf andre Art Begrüssen Fürstentöchter den Erkohrnen. Sei drum nicht misvergnügt. Ein art'ges Bild Hast du gefertigt, und ich flechte dir An deinem Brauttag selbst dafür den Kranz. – Und du, der ich vor allen deinen Schwestern Ein Lieblingsbild ertheilst, was zögerst du? Ach, Herrin, fodr' es nicht schon heut zu sehn. Ich kenn' an dir der Nadel Fertigkeit, Den scharfen Blick und künstlich heitern Sinn; Drum wickle freudig auf, laß mich nicht warten. – Ja, Spangarheide's Strand erkenn' ich wieder, Und Lindisnes, das hohe Vorgebirg, Und Meer's Geroll – recht wie ich dir's beschrieb, Und ich's zuletzt vor manchen Jahren sah. Die Ragnar's Flotte auch schwebt auf der Fluth Mit ihren weissen, schwell'nden Seegeln all', Und rüst'ge Kämpfer leuchten vom Verdeck, Vor andern hoch mein Fürst und Ehgemahl. – Jedoch vergebens such' am Haidestrand, Vergebens ich auf des Gebirges Höh'n Die unbeschuh'te Hirtin sammt der Heerde. Ach, liebe Herrin – Du verstummst? Du weinst? knieend. Sei mir nicht bös, wenn dich mein Wort verletzt. Nein, richte dich empor, tritt vor mich hin, Frei, ohne Furcht, verkündend was dich quält. Sollt' ich dem Spott des blöden Hofgesinds Ausstellen so am Strand dein theures Bild? – Wenn nun der Teppich in der Halle prangt, Und sie hindeuten, zischeln, heimlich lachen Ob der baarfüß'gen Hirtin, – theure Frau. Ich kann's nicht dulden, fördern minder noch. Wenn ich's nun dulden, wenn ich's fördern kann? Da! eure Arbeit habt ihr mir gezeigt, Nun seht auch meine. Was gewahrt ihr hier? Sie rollt ihr Gewebe auf. Die Jungfrauen drängen sich zu. Ach, welch ein freudenloses Hüttendach! Und doch die holde Anmuth mitten innen, Ein Mägdlein jung und zum Verwundern schön. Sie streckt zu eines russ'gen Bauer's Fuß, Der sich auf grobem Lehnstuhl schläfrig dehnt, Schilfmatten ämsig aus. Das alte Weib Am Heerde schilt die holde Herrin gar. Nennt ihr sie Herrin? Seht die schwarze Kappe, Das graue, bäurische Gewand. Und doch, Wir kennen sie, die himmlische Gestalt. sie umschmiegend. O schöne Kön'gin! Allwärts holde Kön'gin! So seid denn unbesorgt für meinen Ruhm, Und gönnt das Höhnen dem gemeinen Volk. Was ich nicht war, werd' ich durch kein Verschweigen, Und was ich bin, stiehlt mir kein thör'ger Spott. – Ihr seht mich zweifelnd an. Ihr solltet doch Vertrauen haben zu der Hirtin Krake, Die sich auf Ragnar Lodbrog's Thron gesetzt, Und ihrem Herr'n manch Königskind gebar. – Jetzt geht, und spielt im Garten. Thau'ge Kühle Des Abend's lockt mich zum einsamen Gang. Ach, wenn ich mit dir dürfte! Meinst du, Kind? – Heut nicht. Es giebt der seltnen Heimlichkeiten, So mir ein tiefes Sinnen und der Hauch Annah'nder Nacht gern einsam offenbart. Drum mehr auf Morgen. Geht. Alle ab. Upsala. Offne Halle in König Eysteins von Schweden Burg. Eystein, Ragnar, Harald, Rolf, Knud, und vornehme Schweden sitzen bei'm Mahle. Ingibiorg schenkt den beiden Königen ein. Und weil wir denn so froh beisammen sind, So sing' ein Jeder nach der Reih' sein Lied. Du Ragnar, nachbarlicher Königsheld, Fang' an. Du sollst, mein Wirth, mir erst verkünden, Wer jenes wunderholde Fräulein ist, Das uns mit also sittig zartem Gruß Den Trank kredenzt, und, wenn man sie befragt, Nur wieder grüßt, und schweigt. 'S ist meine Tochter, Der Schwedenmägdlein Schönstes, Ingibiorg. Gebeut ihr doch, daß sie sich zu uns setzt. Zuerst dein Lied, mein königlicher Freund. singt. Fürsten halten Feste, Füll'n des Mahles Becher Trinken sich zu den Trank auf tapfern Sieg, Wüßten sich nichts wonn'gers. Wär' nur holde Schönheit Nicht so scheu, und nippte vom Becher selbst! Schönheitsblüthen blinken Blendend um die Tafel, Kreisen zum Kredenztisch und wieder her. Müßt hübsch Wohnung machen Mitten im Gelage! – Laß dich nieder bei uns du lieber Gast. Thu', wie der König im Gesang begehrt, Und setz' dich zwischen uns, mein schönes Kind. Ingibiorg setzt sich zwischen Ragnar und Eystein. O, holder Stern, wie leuchtest du so klar! Die Weisen sagen, deines Gleichen klingen Das Himmelsdach hindurch, doch du warst stumm. – Und schweigst noch immer. – König Eystein, sag', Ward dieses zarte Bild, wie andre Bilder, Mit jedem Reiz begabt, mit Sprache nicht? Sie wartet meines Winkes. Ingibiorg, Sprich zu dem König Ragnar, unserm Freund. – Ragnar und Ingibiorg reden heimlich. Fort um die Tafel wandle der Gesang. Es ist an Euch nun, brave Dänengäste! Rolf, du beginne deinen Liederspruch. singt. Krake krächzt' und kräht' am Ufer, Krähe grau in traur'gen Kleidern – Still! singt. Kön'gin Krake schön, Kö'ngin – Still! So heiß' ich dir's. Dein Auge rollt, Ingrimmig sprühst du Blitze draus hervor, Am Schwerdte zuckt die Hand – Schaff' den hinaus, Den frechen Stöhrer Rolf aus deinen Hallen, Oder ich sprütz' entweihend Frevlerblut Hin über deinen Estrich und dein Mahl. Ei König Ragnar, bei des Festes Lust Wägt man die Worte nicht. Die Schmähung doch! Und jener schmäht mich. Dänen, schafft ihn fort, Wenn ihr den Lehnsherrn nicht wollt röthen sehn In seines eignen Lehnsmann's Blut die Hand, Ein Schauspiel, gar erschrecklich aller Zeit. Und, Rolf, dich selbst noch bitt' ich, mach dich fort. Mein Herr, du hast durch manch ein fremdes Land Uns umgeführt; wir woll'n auch fremden Sitten Zuschauen wohl, uns ihnen fügen nicht. Du aber thust, wie die im Morgenland, Die aus den Mägden sich zu brünst'ger Lust Ein Weib erwählen, keinen drum befragen, Und spräch' wer drein, so fiel deß' knechtisch Haupt. Nicht so bei uns, bei Nordland's freien Kindern, Und drum bedenk' dich wohl, was du beginnst. Wer sich die Hirtin hat zum Weib' ersehn, Zur Herrin uns, den vielerprobten Recken, Der schelt' auch nicht ein bäurisch Hirtenlied. Bin ich im Traum? So zeigt sich mein Gesind? Wir sind dir Waffenbrüder, lieber Herr, Nicht Knechte, wie du's selbst am Besten weißt. Und ausserdem, – Trunk löst jedwede Zunge, Wir trugen's lang' auf unserm Herzen schon, Je schwerer, je ergebner wir dir sind. Ach, und wie schön'res Ehband sich dir zeigt! Sieh' jene holden Augen die dir leuchten. Solch' Bündniß wüchse dir zu Ehr' und Preis Zugleich auch deinem ganzen Dänenland. Dem Aar geziemt kein Nest am niedern Zaun. All' eure kecken Worte thun mir's nicht, Doch hier in dieser Augen Sonnenstrahl Gediehe wohl auch schwäch're Saat zur Frucht. Bedenk', o Herr, daß du von Odin stammst. Unruhig in den alten Heldengräbern Rasseln die Waffen, regt sich das Gebein All' deiner Ahnen, um die schnöde Eh', Zu der du dich der Hirtin hast vereint. Hier steht, die uns und jene dir versöhnt. Zwei Vogel setzen sich auf den Sims eines nahen Thurms. Ihr Herrn, hier ist nun solche Red' gethan, Die zur Verschwäg'rung führt, wo nicht, zum Krieg. Denn, König Ragnar, deiner Mannen Zungen, Vom Trunk in keckerm Freimuth aufgeregt, Sie trugen dir mein schönes Fräulein an. Schlägst du sie aus, so müssen Waffen klirr'n. Die hab' ich all mein Lebtag nie gescheut. Ich droh' dir ja auch nicht, du Dänenheld, Allein, warum mich schmähn, der gastlich dich Empfing, aus treuen Sinnen dich begrüssend? Ich käm' im Kriege wohl mit dir zu kurz, Doch weißt du, Ehre sitzt bei rechten Herrschern Stets obenan im Rath, indeß die Furcht Ein Plätzlein kaum erschleicht, und nie zu Wort kommt. Drum gäb's nun Krieg, gäb' Unheil für mein Reich; So zahlst du deinem Wirth unfrohen Lohn. Niemals hätt' ich an solchen Rath gedacht, Als mich die Flotte dort herüber trug, Und ich in jener Bucht die Anker warf; Und schaut mich doch die Welt so seltsam an, Daß schier – sagt doch, was woll'n die beiden Vögel, Die wunderlichen, lauschenden Geschöpfe, Dort auf des Thurmes altem Sims? Die laß' Und knüpf' ein all'n erfreulich Eheband. Sie blicken so gar häßlich klug herab, Und lauern auf jedwedes Wort von mir. Jagt die erst fort. Man wirft mit Steinen nach den beiden Vögeln. Sie fliegen etwas höher auf, und bleiben wieder sitzen. Zudringliches Geschmeiß! Was so ein Thier sich zu verwundern hat, Und drein zu schau'n in Alles was man thut. Doch laßt nur. Hindern sollen sie mich nicht. Eystein, ich werb' um dein holdblühend Mägdlein. Ich geb' sie dir, o starker Recke, gern. Zur nächsten Sonnenwende feiern wir Der Hochzeit reiches Fest. Deß' bin ich froh. ROLF, HARALD UND KNUD. Heil unsrer schönen Kön'gin Ingibiorg! Die Vögel fliegen fort. Schau', schau'! Die beiden Lauscher flattern auf. Ei fliegt mein'twegen, und was eure Zungen Zu künden wissen, sagt der ganzen Welt. – Hu, wie sie schnell ziehn, weit auf's Meer hinaus! – Wenn's ja 'ne böse Vorbedeutung war, So woll'n wir bei den Göttern bald es sühnen. Folg' mir, mein Schwiegersohn, zum Opferfest. Alle ab. Auf offner See. Zwei Fischer, ein alter und ein junger, in einem Nachen. Laß' nur das Netz noch einmal in die See. Wozu denn? Nochmal uns getäuscht zu sehn? Wir fischen schon den langen, lieben Tag, Und fangen nicht ein einz'ges Fischchen ein. Ach junges Blut, du kennst das Glück noch nicht Ein schnöder Trotzkopf trifft es nimmer an. Wer weiß! Soll dir der Fang in's Boot her springen? Wirf aus das Netz, und denk', ich rath' dir Gut's. Nun, wenn du meinst, und es so sehr verlangst – Sie lassen das Netz in's Meer. Die beiden Vögel kommen geflogen, und setzen sich auf den Rand des Nachens. Was woll'n die zwei bei uns? Verstör' sie nicht, Und fördre deine Arbeit steten Sinn's. Rasten! Ruhen! Reis' ist mühsam! Ruh' dich! Raste! Reis' bald weiter! Das klingt beinah, als ob das bunte Paar Sich ordentlich bespräche. Laß die, sag' ich. Was gehn sie uns denn an? Fisch' du nur still. Weißt noch; Weißkopf. Was die sprachen? Wort für Wort noch, Wendehals, weiß ich. Das vom Freien? Das vom Feste? Von der Altvordern Fürstengräbern? Weiß es, Weißkopf; Woll'n nun fliegen. Woll'n wahrsagen Weiser Herrin. Die Vögel fliegen fort. Du! Alter! Sprich doch nun. Sie sind nun weg. Mir ward zuletzt ganz unheimlich zu Muth. Zieh' nur das Netz herauf. Ha, wie so schwer! Siehst du den reichen Fang? Zweimal so viel Wär' uns bescheert, hätt'st du ganz still geschwiegen. Das waren Zaubervögel, bringen Glück, Wo sie sich niederlassen auf der Fahrt; Doch wer sie stört, ist seinem Ende nah. Mich graut es schier. 'S darf nicht. An dieser Beute Kannst nun dich freu'n, und rudre fröhlich heim. Fahren vorüber. Wilde Waldgegend. Ragnar tritt auf; mit ihm Rolf, Harald, Knud und andre Kriegsleute. Halt! – In der abgelegnen Oede hier Wo uns nur Bergeshang zuschaut und Wald, Stellt euch rings um mich her, und hört mich an. Ich hab' Euch was zu sagen. – Wie ich nachgiebig euern Wünschen war In Eysteins Reich, des mächt'gen Schwedenherrn, Ihr wißt es; ach! und auch die Götter wissen's. Ich that wohl viel zu schnell, was ihr begehrt. Mein edler König – Schweig'! du warst schon damals Vorweg mit deiner Zunge. Jetzt red' ich; Und nicht der Trunk, und keines Fräuleins Reiz Bethört mir hier die angestammte Kraft, Die Blitzesschnell den sichern Frevler trifft. – Doch starrt nicht ungewissen Blick's mich an. Ich halte, was ich dort hab' zugesagt. Ein Weib aus reinem, königlichen Stamm Verhieß ich euch, verhieß euch Ingibiorg Zur Dänenmutter, der Skioldung' entsprössen, Und fort soll mir die Hirtin aus der Burg, Das Spangarheide's Kind, die dürft'ge Krake! Ich, Ehemann, verlobt kehr' ich zurück, Heim zur lebend'gen Frau, zu ihren Kindern, Und was die Götter desfalls mir verhängt, Sei's früher Tod, ja, sei er schmachesvoll, Ich weiß, ich lud ihn ganz allein auf mich, Will tragen ihn allein; denn holder Fürsten Nachgiebigkeit ist ihres Will'ns Geschöpf, Kein schlechtgegebener Rath entschuldigt sie. Mein sei die That, doch mein auch dies Gebot: Wer in der Heimath ausschwatzt, was geschehn, Bevor ich ihm Vergunst dazu geschenkt, Den tödtet dies mein ausgezognes Schwerdt. Nun sprecht mir euren Eid bei dieser Klinge, Daß ihr's verschweigen wollt. Wir schwören, Herr. Ihr habt 'nen scharfen Zeugen eures Schwur's, Der dem Meineid'gen scharfer Rächer wird. Beseht euch wohl sein blankes Angesicht, Eh' er zur Scheide kehrt. – Nun weiter! kommt! Alle ab. In Ragnars Burg. Ragnar's und Aslaugens Schlafgemach. Drei Jungfrauen ordnen das Zimmer. Mach' schnell! Sie gehn gewiß heut' bald zur Ruh'. Ja wohl. – Doch 's ist auch alles fast zurecht. Hier noch die Teppiche was angespannt, Die Kissen was gelüftet – Trübes Fest! Für eines Königs Heimkehr, welch ein Fest! Ihr Kinder, mir durchschneidet es das Herz. Was hast du denn? Zwar ist der Herr verdrießlich – Und wie hat unsre Kön'gin sich gefreut Auf diesen Tag! Wie sorgsam angestellt, Woran sich Ragnar nur ergözen mag! Nun kehrt er also heim. – Ich möchte weinen. Ja, wie ein Mann voll Liebe kam er nicht. Vielmehr wie einer, dem die kranke Brust So recht was Schweres, Ungeheures preßt. Saht ihr es auch? Und wie die Herrin ihm Sich lieblich schmeichelnd auf den Schooß gesetzt, Gefragt: was neues sei im Schwedenland? – Und er mit dumpfem Murmeln: nichts; o gar nichts, Das des Erzählens Müh' verlohnte. – Dann Von Neuem stumm, und immer stummes Grab, Nichts spendend, als der Ahnung trübste Schau'r. Dabei doch blieb die süsse Kön'gin mild, Blieb froh sogar, und aller Zärtlichkeit Und Huld ein blühend Beet – Sei still. Sie kommen. Ragnar und Aslauga treten auf. Doch ist's ein Glück, bei deines Uebels Weh, Daß du in meiner Pflege wieder bist. Ich will dich warten mein geliebter Freund, Mit solcher Lieb' und solcher treuen Sorgfalt, Daß du alsbald genesen sollst. Nein, Krake, Nicht eben krank bin ich – Ei, welch ein Laut? Zum erstenmal in unsrer ganzen Eh' Nennst du mich Krake. Find'st ein Misfall'n dran; Wie sollt' ich? Krake war mein Name ja Zur Stunde, d'rin mein Herr mich hat erwählt, Und blieb es auch seitdem ohn' Aend'rung fort. Ich bin nicht krank, doch müde. Jungfrau'n, schnell Aus dem Gemach. O liebe, liebe Herrin – Was weinst du? Sei nicht thöricht. Eilt hinaus. Seht ihr nicht Runzeln auf des Königs Stirn? Die Jungfrauen gehn ab. Nun sind die Alle fern, mein Fürst und Eh'herr, Vor denen du vielleicht den tiefen Gram, Der dein Gemüth erfüllt, nicht zeigen magst. Die Gattin, deiner Kinder Mutter, fragt: Was für ein Uebel drückt auf deinen Sinn? O laß mich doch! O mach' mich nicht verwirrt! Nichts fehlt mir, gar nichts sag' ich, als der Schlaf, Den gönne meinen Augen, und gut' Nacht! Willst du mir denn das Neue gar nicht künden, Wohlan so künd' ich selbst das Neue dir. Ach geh'. Du macht'st mich lachen, wär' ich froher. Was willst nur du mir neues sagen. Geh'! – Nun trittst du plötzlich ernsthaft vor mich hin, Mit Augen, die herzbohrend nach mir schau'n! – Laß ab von diesem tollen Spiel. Ich mag's nicht. Nichts Neues wüßt' ich dir zu sagen, Held? War das kein neuer Rathschlag, als du warbst Um eine Frau, du, der schon eine hat? So? Weißst du das? Und wer denn trag dir's zu? Kein Mensch, das Schwerdt zuckend. Will ihn schon finden. Wohinaus? Die mit mir zogen, trifft zusammt mein Zorn, So den gewiß, der dir's verrathen hat. Ist das 'ne That, die biedern Kön'gen ziemt? Es ist nun Alles schon so wild und wüst: Die liebe Hausfrau fort aus meinem Haus, Ich fest geknüpft an ein ganz fremdes Weib, Wie schön es sei, doch ein ganz fremdes Weib. Ich will hinaus, will treffen mit dem Schwerdt Die meines Elend's Zeugen sind und Künd'ger. Niemand sei deshalb seines Kopf's beraubt, Niemand an seinen Gliedern drum verstümmelt. Was hilft mir deine holde Mildigkeit? Was hilft sie denen auch, die sie vertritt? Du bist nicht meine Frau mehr, weißt es schon – Sie müssen sterben. Kein Mensch hat mir den Vorgang angesagt. Sah'st du nicht meine Vögel? Nah' bei euch Auf eines Thurm's Gesimse lau'rten sie; Die kündeten den ganzen Handel mir. Such' die nun in den Lüften, wenn du zürnst. Das ist mir recht betrübt. Ich hätte gern Auf mein Geleit 'nen blut'gen Streich geführt; Die sind Schuld dran, daß ich nun von dir muß. Wenn du's nicht willst, wer zwingt den Dänenkönig? Vor Allem eins, das allertheu'rste Ding Von meinen Schätzen: mein gegebnes Wort. Gabst du nicht auch dein Wort mir am Gestad? Ich that's und büße dafür künftig schwer, D'ran ist kein Zweifel. Denn ich durft' es nicht. Wie mocht' ich Dänenherrscher meinem Land, Ein Haidekind zur Landesmutter kiesen! Nun heischen meine Mannen andre Wahl, Ich kann's nicht weigern. – Krake, leb' denn wohl, Du liebe Hirtin Krake, leb' denn wohl. Mit dir zieht alle Lust aus meinen Hallen, Doch schnüre dein Gepäck, und gieb dich still – Nein, sag mir nichts. Ich mag nicht weinen. Du reißst bethört die eigne Brust dir wund. Viel besser wunde Brust, als schwaches Herz. Thu' selbst dir eins zu Lieb' und meiner Bitte, Und halt' noch ein im schmerzlichen Geschäft, Bis du erfährst, daß du am fremden Weibe Mit blinden Aengsten suchst, was du an mir Viel herrlicher und schöner längst schon hast. Ihr lieben Götter, wär' doch das kein Traum! Allein ich selbst, ich nahm dich leider wahr, Wie, Hirtin Krake, du am Ufer stand'st! Du Heldenauge, wie so blödes Auge! Thun's denn die Kleider, thut's der Schuh, der Schmuck? Nicht schäme, Fürst, dich der Genossenschaft Der Hirtin, deren Hand du dir erkorst. Denn Sigurd war mein Vater, König Sigurd Der Schlangentödter, dieser Norderwelt Ruhmvollstes Licht und freundlichstes zugleich, Und meine Mutter war die schöne Brynhild, Die Schwester Atle's, Budle's weises Kind. Du faselst, Krake, krank in deinem Schmerz. Nicht Krake bin ich mehr, Aslauga bin ich. O sei doch still. Es wär' wohl Alles gut, Wenn's stände, wie du wähnst, du holde Frau. Doch leider, bricht die Wahrheit strafend vor Durch deiner Bilder gaukelndes Gedräng'. Was? Ihr geliebtes Kind, ihr holdes Mägdlein, Das hätten Sigurd und Brynhild verbannt Auf Spangarheides unwirthsame Flur? Und hätten's Krake nennen lassen? – Still doch. – Und in die Pflege solches Volks gestellt, Wie Ake war und Grima? – Bitt' dich, laß'. Kam nimmer die Kunde zu dir her Von König Sigurd's Liebesglück? Wie er sich gewann Brynhildis, die weise Magd? Die herrliche Nacht auf Hindarfiall Hat mich erzeugt, mich Heldenkind; Aslauga nannte die hohe Mutter mich. Kam nimmer die Kunde zu dir her, Wie König Sigurd ward gefällt, Wie er lag in glänzenden Scheiterhaufens Gluth? Ihm sich nach, mit sehnenden Sinnen Senkte Brynhild sich in die Flammen, Da flog ein lichter Geist aus lichtem Leib. Waise mich, noch kleine Waise, Nahm der werthe König Heimer, Barg mich in der Zither zierlichem Bau. So fernab durch viele Lande Flüchtet' er mich vor den Feinden. Auf Spangarheide hieb ihn Ake todt. Frag' du nun dein Schwedenmädchen, Die erkorne Braut befrag' du, Ob sich mit meinem Stamm vergleicht ihr Stolz? Des Schlangentödters schönes Kind Schwingt hoch sich über andres Volk, Nur blöde schau'n mir niedre Blicke nach. In Freude vernahm und Staunen ich Fülle nieerhörter Wunder, Und grüsse mein Lieb als leuchtende Kön'gin gern. Edelstein, versteckt in der Hütte, Langverstummte süsse Zither, Sei gläubig mir gegrüßt in der Ragnars Burg! Nicht glaube meinen Worten ganz allein, Mein Zeuge sei der Knabe, den ich jetzt Noch unterm Mutterherzen trage. Hell Wird er aufleuchten in der Sigurds Kraft, Und zum Wahrzeichen seines grossen Ahns Scheint aus dem Aug' ihm einer Schlange Bild. Bewährt sich meine Abkunft solcher Art. Dann ehre mich, des Schlangentödters Kind, Wie's meines hohen Vaters Ruhm erheischt. Doch trifft das Zeichen, das ich gab, nicht zu, So führe heim, wen irgend du begehrst. Es wird eintreffen. Dir vom Munde quillen Der Weissagung Gestalten hell und klar, Durchleuchtend mir das zweifelnde Gemüth. Dem künft'gen Helden, welchen du mir bringst, Leg' ich schon seines Ahnherrn Namen zu, Und grüsse Sigurd Schlangenauge ihn. Heil uns! Du bist die Kön'gin dieser Burg, Und bleibst als die geehrt dein Lebenlang, Ich deiner holden Näh' beständig froh! Beständig? Ein Beständ'ges giebt es nicht, So lang' wir athmen und die Brust uns schlägt. Sie sagen: jenseit wohn' es hinter Wolken. Laß' nur die Leute' sagen nach Gefall'n. Jetzt bin ich keck, der Minnefreude voll, Daß die Geliebte mein verbleiben darf. Du stolzer Held, mit deiner kecken Lust! Und nah' schon harren Kämpfe, zweifelhafte; Denn meinst du, König Eystein duld' es still, Daß du, verlobt, die Tochter ihm verschmähst? Wie möcht' ein tapfrer Recke, sieggewohnt, Lang' müssig gehn des frischen Kampfgelags? Das ja gehört zum rechten Leben mit, Und wenn es kommt, nimmt man's in Freuden auf. Von aussen Harfenklänge. Horch! Welche Töne schweben dort heran? Uns schwand die Nacht im ernstlichen Gespräch, Und bei des frühsten Morgens jungen Lichtern, Woll'n deine Skalden dich erfreun mit Sang. Wohl recht! Willkommner Gruß! Mit Jubelliedern Soll'n sie dich feiern und den Vater dein, Indeß ich meinen Recken, deren Stolz Noch jüngst die Hirtin Krake hat verschmäht, Aslauga, dich aufführe, Heldenkind, Fürstin, und würd'ge Heldenmutter auch. Gehn ab. Weite Halle in Ragnar Lodbrogs Burg. Die Skalden treten ein, auf ihren Harfen spielend, und stellen sich in den Vorgrund. Gleich darauf erscheinen Aslaugen und Ragnar. Er führt sie auf einen erhöheten Sitz in der Tiefe der Halle. Rolf, Harald, Knud, und andere Kriegsleute knieen vor Aslaugen; sie winkt ihnen freundlich, aufzustehn und an ihre und Ragnars Seite zu treten; ihre Jungfrauen ordnen sich schmeichelnd um sie her. Indeß singen die Skalden. Gesang der Skalden. Was hegt sich zum liebsten Kinde das Herz? – Heitern Wunsches schmeichelnde Kunde. – Drum freu' dich, pflückst du Gewährung aus frischem Glück. Aber halte die Hand vom Blute rein, Das Herz halte rein und hell und klar, Sonst hüllt in Trauer sich dir Erfüllung. Gelungen wohl war's euch, Niflungen, Wohl pflücktet mit Sigurd ihr Siegeskranz, Sein blühend Kind hob eures Hauses Lob. Doch mit Lug, mit Trug erlangte Labung riß in's Grab euch alle, – Aus ging der Sigurd's Strahl, eu'r Haus zerstäubt. Ich weiß wohl, wo ein Sigurd's Reis Wonnig entspringt aus reinerm Brennen – Ich weiß es wohl, und trage die Kunde weit. – Hindarfiall, dich darf man preisen, Du traumvolles Flammenbrautbett, Umloderte Burg von Wafurloga's Brand! Wen ließ die Gluth in Liebe durch, Leckte nur küssend die Rüstung ihm? Man hört's, vom Schlangentödter schallt dein Sang. – Welch ein Sternbild stand verkannt erst, Nun strahlend Kind aus Brynhild's Minne? – Schau' hin, wie es reich an Ragnars Seite prangt. Heil, Aslauga, hellfunkelnd Auge, Hirtin nicht mehr, nun hohe Wirthin In Nordlands klingendsten Königspforten! Manch' tapfrer Stamm im Nordertann Trägt reiche Krone hoch zwar schon, In's Himmelblau dringt höher Aslauga's Stamm. Wer zu singen weiß, der sieht auch weit, Wohl ferne Zeit erschließt sich ihm gern, Da hör' ich Lieder von Sigurds Minn' und Sieg, Lieder von Aslaugas Liebreiz; Leicht in vielen Sprachen spielend, Deutlich und wahr im ehrbar'n deutschen Wort. Einer singt hoch, der Andre singt tief, Sang ist eigensinn'ges Kindlein, Hält wenig Den werth, und Jenen viel. Aber singt wer vom treuen Sigurd, Singt Aslauga's Ehrenlauben, Wird lieb den Menschen auch mindern Liedes Hall.