Erstes Heft Meiner Frau zum Geburtstage Mit einer Erika Die Heide, die bei uns zuland' Allwärts ihr Grün vergeudet; Die Berg und Schlucht und Felsenwand Mit starren Büscheln kleidet; Die hoch und tief sich blicken läßt, Die bring' ich dir zu deinem Fest In schlichter irdner Scherbe. Wo du und ich geboren sind, Da rauscht sie allerorten; Sie schüttelt sich im Morgenwind Vor deiner Wartburg Pforten; Sie spiegelt sich in Ilm und Saal' Und in der Unstrut goldnes Tal Herschaut sie vom Kyffhäuser. Und auch bei mir mit hellem Schein Schmückt sie die Bergeshalde; Sie wallt um meinen Externstein Und rings im Lipp'schen Walde; Da summen Bienen um sie her, Und durch ihr rotes Blütenmeer Ausschlagend jagt der Senner. Der alte Rhein, der Traubenkoch, Könnt' ihrer wohl entbehren; Doch ward auch ihm die Heide noch Zu seinen andern Ehren. Wie oft an Forst- und Gründelbach Unter der Birke wehndem Dach Winkt' und ihr schwellend Kissen! Da bebt sie spät, da bebt sie früh, Da flammt sie durchs Gehölze; Da krönt die siebte Mühle sie Und auch die Silberschmelze; Da krönt sie Brunn und Felsenschlucht – O, möge dieser Scherbenhucht An alles das dich mahnen! Und dann – nicht wahr, seit alter Zeit Ist es der Brauch gewesen, Daß man aus Pfiemenkraut und Heid' Gebunden hat den Besen? Den Besen, der die Gassen kehrt, Der wie ein Wetter niederfährt, Wo Staub und Wust sich brüsten! So sei dir denn auch noch vertraut, Was junge Sagen künden: Bald wird aus niederm Heidekraut Sich selbst ein Besen binden, Ein ries'ger, der der Niedertracht Und Sklaverei ein Ende macht In Deutschland und auf Erden! Dann wird auch uns zur Wiederkehr Der Freiheit Glocke läuten; Dann wird uns keine Scherbe mehr Heimat und Herd bedeuten; Dann – doch mir schlägt das Herz wie toll! Rasch, gieß mir einen Tummler voll, Daß ich dich leben lasse! Brüssel , Dezember 1844.