Zwei Psalmen 1. Aus diesem Tal des Kummers Vernimm, o Herr, mein Flehen! Voll Angst, beraubt des Schlummers Lieg' ich die Nacht hindurch in heißen Wehen; Durch mein Gebein rinnt irr ein fiebernd Grausen, Die wilden Wasser gehen Hoch über meine Seele hin mit Brausen. Nicht weiß ich, wo ich bleibe, Von Tränen strömt mein Bette; Es ist an meinem Leibe Gesundes nichts und nichts, was Frieden hätte. Von Stöhnen heiser denk' ich meiner Fehle; O rette, rette, rette Aus dieses Jammers Abgrund meine Seele! Wohl fühl' ich, ich bin schuldig, Ich selbst an meinem Schaden: Doch du bist, Herr, geduldig, Ein Heiland und ein Arzt von großen Gnaden. Und wäre Sünde, rot wie Blut, die meine, Du kannst mich lauter baden, Daß ich wie frischgefallner Schnee erscheine. Du kannst auch lösen wieder Dies Leid, das mir geschehen, Kannst die zerschlagnen Glieder Aufrichten, daß sie fest wie Säulen stehen. O birg dein Antlitz nicht zu dieser Stunde! Für Recht laß Gnad' ergehen, Daß ich am Geist, daß ich am Leib gesunde! Sieh an mein qualvoll Schwanken Gleich der verdorrten Blume; Wie soll mein Staub dir danken, So du der Gruft mich gibst zum Eigentume? Die Toten schweigen deiner Herrlichkeiten; Doch hell zu deinem Ruhme Will ich mein klingend Harfenspiel besaiten. O hilf, daß ich den Zagen Dein gnädig Walten deute, Und wie du Not und Klagen In Reigen kehrst und nimmst dem Tod die Beute. Denn sanft im Säuseln kommst du nach dem Wetter; O komm, o hilf auch heute, Mein Fels und meine Burg, mein Hort und Retter!