Aus Griechenland Ich saß im Abendschein Auf Naxos' Traubenklippe; Der Krug mit dunklem Wein Erfrischte meine Lippe. Da sah ich, wie im Tal Mit Frucht und Silberblüten Die Gärten sonder Zahl Im Sonnenduft verglühten; Ich sah am Fels empor Hoch über luft'gen Stiegen, Reblaub um Säul' und Tor, Die schmucken Häuser liegen; Ich sah der Herde Zug, Den Hirten mit dem Stabe, Die Jungfrau schöpft' im Krug Am Bach die frische Labe. Und ferne blitzt' im Ring Das Meer vergoldet wieder, Denn hinter Paros ging Die Sonne langsam nieder. Da kam's mir ins Gemüt: Hier unter diesem blauen Gezelt, wo's ewig blüht, Wie gut wär's Hütten bauen! Es würde dir der Baum, Es würden Feld und Reben Dir mühlos wie im Traum Des Lebens Notdurft geben. Ein Weib von dieses Lands Gottähnlichem Geschlechte, Sie flöchte Liebesglanz In deine Tag' und Nächte. Nicht in gelahrten Wust, In Nebel nicht begraben, Genössest du mit Lust Der großen Mutter Gaben. Du sähst im Sonnenschein Ihr formenbildend Walten Und dürftest weise sein Und heiter wie die Alten. So träumt' ich vor mich hin In selig Schaun versunken, Es war mein ganzer Sinn Vom Glanz des Südens trunken. Doch froh gedacht' ich's kaum, Da sprach das Herz mit Beben: Das ist ein schöner Traum, Doch ist's ein Traumbild eben. Wie sollte dir, o Tor, Erblühen Rast und Friede, Wo nimmermehr ein Ohr Aufhorchte deinem Liede! Bei Palm' und Rebgewind' Bald würde dich's verlangen Zum Wald, wo du als Kind Vertieft dahingegangen. Von deinem Volke los Und seinem Kampf und Trachten Müßt' aller Füll' im Schoß Dein einsam Herz verschmachten. Und ob ein griechisch Weib, Schön wie die Morgenröte, Dir freudig Seel' und Leib Zum Eigentume böte: Es könnt' ihr fremder Brauch, Ihr südlich Tun und Denken Dir nie den Veilchenhauch Der deutschen Minne schenken. Drum auf, genieße frei Den Glanz, der dich umwebet! Nur wie die Biene sei, Die leicht im Sammeln schwebet. Im Ölwald Attikas, Am Strand Homers erringe Der Schönheit ew'ges Maß, Daß es dein Lied durchdringe. Erfülle pilgernd hier In tiefen Atemzügen Die ganze Seele dir Mit heiterem Genügen; Doch wolle Stab und Gurt Nicht rastend von dir legen; Das Größt' ist die Geburt, Und nur daheim ist Segen.