Das Füllen Ein Füllen, das die schwere Bürde Des stolzen Reiters nie gefühlt, Den blanken Zaum für eine Würde Der zugerittnen Pferde hielt; Dies Füllen lief nach allen Pferden, Worauf es einen Mann erblickt, Und wünschte, bald ein Roß zu werden, Das Sattel, Zaum und Reiter schmückt. Wie selten kennt die Ehrbegierde Das Glück, das sie zu wünschen pflegt! Das Reitzeug, die gewünschte Zierde, Wird diesem Füllen aufgelegt. Man führt es streichelnd hin und wieder, Daß es den Zwang gewohnen soll; Stolz geht das Füllen auf und nieder, Und stolz gefällt sich's selber wohl. Es kam mit prächtigen Gebärden Zurück in den verlassnen Stand Und machte wiehernd allen Pferden Sein neu erhaltnes Glück bekannt. »Ach!« sprach es zu dem nächsten Gaule, »Mich lobten alle, die mich sahn; Ein roter Zaum lief aus dem Maule Die schwarzen Mähnen stolz hinan.« Allein wie ging's am andern Tage? Das Füllen kam betrübt zurück, Und schwitzend sprach es: »Welche Plage Ist nicht mein eingebildet Glück! Zwar dient der Zaum, mich auszuputzen; Doch darum ward er nicht gemacht. Er ist zu meines Reiters Nutzen Und meiner Sklaverei erdacht.« Was wünscht man sich bei jungen Tagen? Ein Glück, das in die Augen fällt; Das Glück, ein prächtig Amt zu tragen, Das keiner doch zu spät erhält. Man eilt vergnügt, es zu erreichen; Und, seiner Freiheit ungetreu, Eilt man nach stolzen Ehrenzeichen Und desto tiefrer Sklaverei.