Der Affe Kaum hatte noch des Schneiders Hand Ein buntes komisches Gewand Dem muntern Affen umgehangen: So gab sein Rock ihm das Verlangen, Sich in dem Spiegel zu besehn. »In Wahrheit«, sprach er, »ich bin schön! So viel ich mir geschmeichelt habe, So kann dem jungen Herrn der Rock nicht besser stehn. Komm'«, rief er, »kleiner Edelknabe! Wir müssen uns zugleich im Spiegel sehn.« Er kam. Der Aff' erschrak, verzerrte das Gesicht, Stieß an den Hut und rückte die Perücke; Und doch glich er dem Junker nicht! Der Spiegel warf, was er empfing, zurücke, Ein närrisch haarichtes Gesicht In einer struppichten Perücke. Der Junker lacht. »Pfui«, hub der Aff' erbittert an, »Pfui, Spiegel, wie du lügst! Was hab' ich dir gethan?« Der Spiegel läuft darauf von seinem Hauchen an Und zeigt itzt keinen Affen weiter. »Das dacht' ich«, rief er sehr erfreut, »Die Schuld liegt nicht an meiner Häßlichkeit; Nein, junger Herr, der Spiegel war nicht heiter!« Schon eilte Junker Fritz mit der Begebenheit, Sie dem Magister zu erzählen; Und diesem konnt' es gar nicht fehlen, Mit einer nützlichen Moral (Er war gelehrt) sie zu beseelen. »Nun«, sprach er, »setzen Sie einmal Die Wahrheit an des Spiegels Stelle. Sie zeigt der Toren Häßlichkeit; Der Thor, der sich vor ihrem Lichte scheut, Verhüllt sie drauf in Dunkelheit Und schmeichelt sich, sie sei nicht helle.«