Der unsterbliche Autor Ein Autor schrieb sehr viele Bände Und ward das Wunder seiner Zeit; Der Journalisten güt'ge Hände Verehrten ihm die Ewigkeit. Er sah, vor seinem sanften Ende, Fast alle Werke seiner Hände Das sechste Mal schon aufgelegt Und sich mit tiefgelehrtem Blicke In einer spanischen Perücke Vor jedes Titelblatt geprägt. Er blieb vor Widersprechern sicher Und schrieb bis an den Tod, da ihn der Tod entseelt; Und das Verzeichnis seiner Bücher, Die kleinen Schriften mitgezählt, Nahm an dem Lebenslauf allein Drei Bogen und drei Seiten ein. Man las nach dieses Mannes Tode Die Schriften mit Bedachtsamkeit; Und seht, das Wunder seiner Zeit Kam in zehn Jahren aus der Mode, Und seine göttliche Methode Hieß eine bange Trockenheit. Der Mann war bloß berühmt gewesen, Weil Stümper ihn gelobt, eh' Kenner ihn gelesen. Berühmt zu werden, ist nicht schwer, Man darf nur viel für kleine Geister schreiben; Doch bei der Nachwelt groß zu bleiben, Dazu gehört noch etwas mehr Als, seicht am Geist, in strenger Lehrart schreiben.