DIE AUFNAHME IN DEN ORDEN EIN WEIHESPIEL DER GROSSMEISTER CHRYSOSTOMUS HERMOGENES DONATUS CHOR DER BRÜDER DER JÜNGLING Klosterchor · am altar der Grossmeister · vor ihm der um aufnahme bittende jüngling · in den stühlen zu beiden seiten alle brüder. Würdigste gilde Und herrlichster rat! Traumesgebilde Hier wurden sie tat. Schaffend hienieden Das oberste licht Wandel in frieden Ist einzige pflicht. Der du uns suchst weisst du von unserem satze? Wir lösten von uns sterblich weh und heil Hier bist du nicht dir selbst hier ist dein teil: Im kreise fühlen wirken nach dem platze. Hier ist verbannt wer eigensüchtig wolle – Wir folgen fromm der jahreszeiten zug Nach sens und sichel führen wir den pflug Bis wir uns ganz vereinen mit der scholle. Doch kennen wir kein schreiten trüb und träge: Den völkern ungeahnt ist hier in hut Die vor der allerstarrung wahrt: die glut – Kein wächter der vor ihr sein blut erwäge! Der von den dunklen mächten fast verwirrte Dankt dem gebote das genesung bringt. Zu welchem joch ihr seinen nacken zwingt: Um eure ruhe bittet der verirrte. Dies ist beginn: Ob leidesvertrauter – Körper und sinn Seien noch lauter! Mir scheint zu früh warst du vom weg getrieben. Im vierten der entscheidenden jahrsieben. Weisst du was uns für duldung und genuss Erloschen sein und was noch glühen muss? Hört meinen ernst aus meiner stimme klingen Und seht mich nackt vor euch die hände ringen! Wenngleich er noch jung Ist edel der schwung Des leibs wie des wortes Würdig des ortes. ›Der erdengüter will ich mich entschlagen‹ Der schmerzgeprüft verdiente darfs nur sagen Den der verzicht nicht reut. Doch was vermocht Dass du vor abend an dies tor gepocht? Ein weib hat sich zum unheil mich geboren Ein weib war meines frühen unheils schuld. Wie alles kam – nicht füll es eure ohren! Das immergleiche! doch dies hört mit huld: Nachdem die erste wilde qual gebrochen Ich mit des werks genossen mich vermischt: Wusst ich: unheilbar war mein herz durchstochen Ein jedes wort hat brennend drin gezischt. Ich harrte monde wandernd bis zum meere Doch durch die menschen schlich ich wie ein dieb Mir war ihr leid und lust und tat nur leere .. Dann starb die liebe und die wunde blieb. So wandl ich hin umringt von totenträumen Und zu bekennen mach ich keinen hehl Mich lockt es wo die dunklen wasser schäumen O sendet mir den rettenden befehl! Wol kann ich dienen nur mit kargem scherfe Doch glaubt: die grösste not lenkt meinen lauf – Nur wenn mich euer urteil nicht verwerfe Geht mir ein weg zu fernerem leben auf. Kein sonderer fug – Doch wie er ertrug Sei ihm zum lobe Lass ihn zur probe! So will das erste recht: dass du aus diesen Den bruder suchst der ahnend für dich zeuge Nun forsche schau und frage wer sich beuge! Nur wenn du dreimal fehlst bist du verwiesen. Wer soll die wahrheit über mich verhängen Als der allüberscheinend milde strahl Dem die lebendigen sich entgegendrängen ... Unhebbare hülle Unlenkbar geschick! Tief schauert der blick Wie sichs erfülle. DER JÜNGLING ( zu Chrysostomus ) Wirst du mich führen zum erlesenen mahl? Gebrochen ganz und müd der eitelkeiten Von elend wahn und druck und schmach erfasst An all dem duldend – kamst du so aus weiten? Mir dünkt zu leicht gewönnest du die rast. Chrysostomus hat sich von ihm gewandt Er findet nicht den bruder Fern bleibt er unsrem bund. Zu wem mich also richten als zur kraft Der alldurchdringenden uns eignen leuchte Die denkt was ist und selbst den schöpfer schafft? Unhebbare hülle Unlenkbar geschick! Tief schauert der blick Wie sichs erfülle. DER JÜNGLING ( zu Hermogenes ) So findet vor dir gnade der gescheuchte? Was vorbereitet zu dem siedlertume Ist die bezwingende die tiefste angst Die uns zu lernen heischt mit blatt und blume Zum tod zu gehn. Sieh wie du die erlangst! Hermogenes hat sich von ihm gewandt Er findet nicht den bruder Fern bleibt er unsrem bund. Zu boden werf ich mich fragend was mir noch bliebe .. So wend ich mich um die erfüllung mit stärkstem flehn Noch einmal zu dir empor du unendliche liebe! Unhebbare hülle Unlenkbar geschick! Tief schauert der blick Wie sichs erfülle. DER JÜNGLING ( zu Donatus ) Du jüngster der brüder begreifst du was mir geschehn? Nicht weiss ich: mein los war es leichter war es gequälter. Doch – glaubt unser haupt dass in heiligen händen es wohne Und wird dann zurückgestossen mit blutigem hohne So fühl ich die äussersten peinen wie du – mein erwählter! Donatus hat sich über ihn geneigt Nun fand er seinen bruder Heil ihm in unsrem bund! Da sich Donatus deiner angenommen Bist du auch uns gesegnet und willkommen. Tritt her und halte seine hand! die weihe Ist nun vollendet. Bleib in unsrer reihe! Und dieser leite dich zu werk und mühe Und zu dem glück das wie dein sehnen blühe. Kein stern und kein jahr Vernichtet den geist Allmächtig so wahr Er noch wundert und preist. Der kreis ist der hort Der trieb allen tuns Ein hehres wort Verewigt uns! ENDE