HERMAN GORTER AUS: MAI Mitten im land steht nun ein heiligtum Mit säulen die ich türmte und ringsum Neigt sich die pappel und die grabzipresse. Viel lilien wachsen · eine rosen-tresse Schlingt sich von jedem schaft herab · ein schwarm Von kindern sizt und singt dort arm an arm Rotwangig auf der schwell mit lautem sange. Die orgel stellt ich an die wand zum klange Und eines mädchens bildnis barg ich drein. Ich war der einzige priester · hatt allein Die wonne · wohnte dort – mit mir niemand. Ganz einsam war ums heiligtum das land· Nachts wacht ich oft in tempelschattens blau · Der tempel badete im meer von tau· Der mond beflog die blaue himmelsbrau Dann zwischen säulen durch ergoss sich tau – MusiK · sind's vögel sind es schmetterlinge Herrauschend mit der tönevollen schwinge? Sind es die sammtenen füsse meiner Mai Die um den tempel geht dass dort die reih Toten-gesichtchen blühender veilchen blickt· Verträumt die ganze blumenmenge nickt .. Vielleicht auch teilt die luft die klänge mit Von wind und blumen-schaukeln und dem schritt Von Mai die um den tempel spielend lief. Ist es die luft nicht die die stimmen rief Aus vogelkehlen? treibt aus ästigem baum Der wind nicht leichte töne und der saum Des kleids rauscht er nicht morgens über die welt? – Musik kommt aus luftbebungen gequellt. Wie schied ich je von dort wo's mich befiel Wie taumel · fern vom aug das licht mir fiel · Mein aug und ohr ward wie der grosse himmel Über dem meer mit all dem wasser-wimmeln Von prismen-farben · von musik-ballonen Aufsteigend aus den fluten und von daunen Gepflückt aus wellenflügeln? wo die nacht Die erde schliesst · den himmel offen-lacht Aus sternen spriessend klaren blicken gleich Doch schweigend überm schwarzen reichen reich Der erde · wo entstieg der blumen duft Mit einem seufzer in der dunklen luft · Wo nachtigallenklage sich ergoss Über der blume die gerad entspross. – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – (das bruchstück in den Blättern endigt mit dem Vers: Du blume selbst · und lass hinein mich gehn.)