DER RETTER Zu des heiligen stromes wassern Zog es oft den prinzen hin Um mit ihrem wellenrauschen Seine seufzer auszutauschen Um der quälenden gedanken Schreckgebilden zu entfliehn. Wenn die abendlichen schatten Ein erkennen schwer gestatten Schlüpft aus dem palaste heimlich Er in unscheinbarer tracht. Aus des palmenhaines mitte Blickte eine kleine hütte Vor der hütte sass ein jüngling Schön wenn auch in armem kleid Der zu einer leier singen Seine stimme liess erklingen. Manchmal wenn die bergeswinde Sich besänftigt und gelegt Sass ein greis an seiner seite Der mit stolzer vaterfreude An des sohnes kunst sich labte. Niemals schien ein schönres bild Vor dem prinzen sich zu dehnen – Ein gewaltig heisses sehnen Zog ihn hin zu jenem jüngling Der so schön war und so froh. Lauschend stand er in der ferne Und er hätte sich so gerne Ihm genähert · ihn gesprochen Wenn die scheu nicht und der greis Und die angst ihn abgehalten Dass auf seiner stirne falten Seine sünden sein geschrieben · Dass das reine edle aug Ihn sogleich erkennen liesse Und voll abscheu von sich stiesse. Heute war der Alte ferne · Er trat näher in den kreis Um von palmen noch verborgen Weiter der musik zu horchen. Aber kaum bemerkt der jüngling Ihn den fremden suchend bang Nach der hütte sich bewegen Als er schnell ihm trat entgegen Ganz heran ans haus ihn führte Bei der hand und sanften tons Ihn nach seinem wunsche fragend · Und der prinz versezte zagend: Öfter ging ich hier vorüber Und vernahm dein schönes lied Und mein einziges begehren Ist dir stille zuzuhören .. »Kann ergötzen und erheitern Ich mit meiner schwachen kunst: Lass dich mir zur seite nieder Und vernimm die armen lieder.« Aufmerksam und voller andacht Lauscht prinz Indra der musik Und des angesichts erregung Zeugt die innere bewegung. Und am ende dringt ihm schmerzlich Aus der vollen brust das wort: Ach du musst wol recht hienieden Glücklich leben und zufrieden ... »Ja der himmel sei gepriesen · Ich bin heiter und gesund Alles nötige zum leben Wird die vorsicht stets uns geben. Nach des tages strenger arbeit Ist es mir das grosse glück An des teuren vaters seiten Meine stimme zu begleiten Mit dem klang der leier oder Aus der grossen dichter wort Alter zeiten art und wesen Hoher helden tun zu lesen. Aber · fragt darauf der jüngling Forschend und doch teilnahmsvoll · Mir schien dass du lebst im glücke · Was sind deine missgeschicke?« Seine stimme klang so herzlich Und sein auge war so gut Dass der prinz ihn voll vertrauen In sein tiefstes herz liess schauen · Eines nur hielt er ihm heimlich Dass des Rajah sohn er sei · Er erzählt mit heissen tränen · Nichts vergass er zu erwähnen Auch den heiligen entschluss nicht In der büsser wald zu ziehn · Dass der vater gar nichts ahne Von dem tiefgefassten plane Dass den greis zu sicherm tode Brächte die verwirklichung. Das bekenntnis war zu ende Bittend hob der prinz die hände. Jenes jünglings tiefe einsicht Fasste der erzählung kern · Mit herzinnigem erbarmen Hielt er fest in seinen armen Seinen neuerworbenen freund. Er erklärt ihm ernst und mild: Deine seele kannst du retten Aus des feindes schlimmen ketten Wenn du nur mit starkem willen Seiner lockung widerstrebst. Doch dein sinn scheint nicht geschaffen Aus der welt ihn zu entraffen Und zum büsserwald zu schicken – So erreichst du nicht dein glück. Wahre arbeit musst du finden Geist und leib musst du verbinden Um sie auf dein werk zu lenken Und vom bösen abzuziehn. Bist du reich an erdengütern Sorge dass du deinen brüdern Auch sie angedeihen lässest · Suche hier die armut auf Deinen segen auszuschütten Selber in der dürftigen hütten. Suche arbeit suche wirken So wirst du mit leichter müh Wieder glück und frieden finden Und den dämon überwinden. Jezt lebwol! wir müssen scheiden Leider für nicht kurze frist Denn geschäfte mancher weise Zwingen mich zu weitrer reise. Bei des zehnten monds erscheinen Triffst du wieder mich am ort. Deinen namen wirst du nennen Und kein los mehr soll uns trennen.