ERINNERUNG AN PAUL VERLAINE I AM TOTENBETT Der Weise der kühn in das auge des lebens schaut Wird unbereit vom tode nimmer ereilt. Er klagt weder bittend um ein verlängertes leben Noch rechtet er mit den jahren verflossener jugend Noch fürchtet er sich vor unbekannten gefilden Noch zeichnet er pläne der klugheit in seinen gedanken. Er schreitet mit stolzem abgemessenem schritte Und wenn er dem ehernen tod auf dem wege begegnet · So bleibt er stehen und bietet die stirn ihm dar: Er überliefert dem mäher die reifende ähre. II NACH DEM BEGRÄBNIS So bist du geschieden · pauvre Lelian · und liessest Uns treue hüter deines barmherzigen liedes Das wirken wird so lang im menschlichen geist Als unser planet das antlitz der sonne umkreist. Nachdem sie beturbant dich mit dem weissen lein Und dich verschlossen in schmucklosen fichtenschrein Und dich überschüttet mit erde – erdengeschicke – Wird sich deiner züge deutliche prägung verwischen. Doch ich werde oft dich noch sehn in der dunkelheit Wenn regen von den verhüllten gestirnen speit – Dein sagenhaft haupt in deinem mantel verborgen Auf Sankt Genovevens lateinischer höhe – Ich stehe und schaue erfasst von unheimlicher macht Und zwölfmal schlagen die glocken der mitternacht.