Adolf Glaßbrenner Verbotene Lieder Motto: Gott ist wie Shakspeare: Spaß und Ernst läßt er aufeinander folgen. Ludwig Börne. Zuruf Fliegt nun weiter, liebe Lieder! Kleine Seelen meiner Seele! Singt den hohen Sang der Freiheit Ringsumher mit süßer Kehle! Ach, ihr seid verbot'ne Lieder! Euer Sang hat mächt'ge Tadler: Gift'gen Blickes, scharfer Kralle Harren eurer schon die Adler. Sie, die in den Wolken thronen, Deckten gern den Strahl der Sonne, Daß in Blüthen und in Liedern Nicht erwacht der Freiheit Wonne. Doch, wie sie euch gier erfassen, Was euch Gott durch mich gegeben Werden sie euch nimmer rauben: Eures Lebens höh'res Leben! Denn vom höchsten Geist getrieben. Folgt ihr auf aus meinem Herzen. Seine ew'gen Reime singend: Schmerz in Scherzen, Scherz in Schmerzen. Darum singt den Sang der Freiheit! Steckt ihr auch in Adlerskrallen, Werden doch in Tausend Seelen Eure Töne wiederhallen. Sanct Georg Wie flog Dein Name von Land zu Land! Wie eine süße Legende! Du schwangst Dich auf das geflügelte Roß So muthig, so behende. Der Freiheit, der Freiheit! erscholl Dein Gesang: Es wurde den Alten im Purpur so bang, Es griffen zum Schwert ihre Hände. Ich komme zu retten, riefest Du aus, Die Armen, die Sklaven, die Schwachen! Mein muthiger Ritter Sanct Georg, So zogst Du, zu tödten den Drachen. Und tausendfüßig, schnaubend vor Wuth, Das Ungethüm kam gekrochen; Da hast Du heiligen Zorn's Deinen Speer Tief in den Schlund ihm gestochen. Und ob er mit scharfen Zähnen auch biß, Schmerzbrüllend und wüthend zerrte und riß, Deine Lanze ist nicht gebrochen! Ihm aber, ihm stürzte rasselnd das Blut Hervor aus dem furchtbaren Rachen: Mein muthiger Ritter Sanct Georg O tödte, o tödte den Drachen! Noch blitzet Dein Aug', noch flattert Dein Haar, Noch singst Du heilige Lieder, Noch hältst du mit nervigem Arm den Speer: Stoß' nieder, Georg, stoß' nieder! So ruft Dir Dein Volk, so ruft Dein Genoß', Denn ob ihm rasselnd ein Blutstrom auch floß, Der Lindwurm erhebt sich noch wieder! Der Freiheit gilt es! drum auf und dran! Bald wollen wir jubeln und lachen! Mein muthiger Ritter Sanct Georg Stoß' nieder den furchtbaren Drachen! Unser Frühling Mutter Erde! Deutsche Erde! Hörst du nicht? Der Frühling kam! Gottes Bote rief das Werde! Schüttle ab den Wintergram! Deine See'n, sie rauschen mächtig, Deine Ströme ziehn geschwind, Deine Wälder grünen prächtig, Und die Luft ist süß und lind! Mutter Erde! Deutsche Erde! Ob dein Ohr es nicht vernahm'? Gottes Bote rief das Werde! Schüttle ab den Wintergram! Deine Vögel singen Lieder, Und allüberall ist's Mai! Deine Rosen blühen wieder, Deine Schmerzen sind vorbei! Mutter Erde, deutsche Erde, Trotz der holde Frühling kam, Blickt aus deinen Felsenrunzeln Noch der alte Wintergram. Deine Söhne sind so fleißig, So gehorsam und so treu! Alle, alle Neununddreißig Dichten Lieder auf den Mai. Liebe, gute Mutter Erde Hörst du nicht? der Frühling kam! Nein! trotz Gottes neuem Werde Bleibt im Antlitz ihr der Gram. Kuckuck! Ein König ging im Monat Mai An einem grünen Wald vorbei, Kuckuck! Mit finstrem Aug' und finstrem Sinn, So brütete er vor sich hin. Kuckuck! Kuckuck! Das Blühen all, ihm blüht es nicht, Der Winter steht ihm im Gesicht; Kuckuck! »So viele Köpf' beherrsche ich, Kein Herz in Liebe schlägt für mich!« Kuckuck! Kuckuck! »Da hör' ich ja den Kuckuck schrein; Das soll ein weiser Vogel sein.« Kuckuck! »Du weiser Vogel sag' mir doch, Wie lange Jahre herrsch' ich noch?« Kuckuck! Kuckuck! Der Vogel hüpft auf grünem Zweig Und ruft durch's freie Frühlingsreich: Kuckuck! Der finstre König wird versöhnt, Weil's fort und immer wieder tönt: Kuckuck! Kuckuck! Drauf kam ein gnädiger Erlaß Vom Staatsminister auf die Gaß! Kuckuck! Das Volk sei aller Sorge bar: Der König herrscht noch dreißig Jahr! Kuckuck! Kuckuck! Der Kuckuck hätt' es ihm vertraut; Es sei im ganzen Reiche laut; Kuckuck! Der Vogel sei auch schon gefang'n, Und ihm ein Orden umgehang'n. Kuckuck! Kuckuck! So oft nun Seine Majestät In Zorn und Wuth auf's Volk geräth – Kuckuck! Hört man im ganzen Lande flehn: O möcht' er doch zum Kuckuck gehn! Kuckuck! Kuckuck! Die Sclaven-Emancipation Lob und Heil, ihr großen Mächte, Jubelnd euch gesungen sei, Daß ihr ehrtet Menschenrechte, Und die Sclaven machtet frei! Und warum sie's nicht schon waren Lange, das ist Einerlei! Jetzt, nach wen'gen hundert Jahren, Sind die schwarzen Sclaven frei. O wie glücklich ist's auf Erden! Völker, singt Juchhei, Juchhei! Wenn's die weißen nun noch werden, Dann sind alle Sclaven frei! ! – Auf, die Trompeten geblasen, Deutschland, Deutschland ist frei! Friedrich Wilhelm hat's gesprochen: Was die Völker hofften, es sei! Der König hat es gesprochen; Nun jubelt's durch's ganze Reich; Nun schmücken sich Thür und Fenster Mit Blum' und grünem Zweig. Auf, auf, die Glocken gezogen! Auf's Knie zum brünst'gen Gebet! Gott hat sein Herz uns gelenket, Erhört ist, was wir gefleht! Nun ist ein Singen und Klingen Durch's freie Vaterland; Es reichen sich alle Feinde Versöhnt die Bruderhand. Lustfeuer auf den Bergen Verscheuchen die schwarze Nacht, Bis der erste Freiheitsmorgen Erscheint in goldener Pracht. Purpur'ne Wolken verkünden's: Der Langersehnte ist da! Und wie ein jubelnder Donner Begrüßt ihn der Völker Hurrah. Die Mädchen zieren mit Blumen Der Männer Pflug und Schwert; Es werden wie höhere Wesen Die Freiheitssänger verehrt; Dann braust es millionenstimmig: Unser Gram, er ist vorbei! Erfüllt ist, was uns versprochen! Deutschland, Deutschland ist frei! Und wie ein Gott der Erde, Steht Friedrich Wilhelm da, Noch so viel Glück und Liebe Schuf keines Menschen Ja! Sie feiern ihn mit Thränen Der Wonne und des Danks; Sie feiern ihn mit Tönen Des schönsten Lobgesangs. – Und als ich drauf erwachte, Fand ich mich wieder kaum; Die Lerchen drüben sangen, Es flüsterte im Baum. Ich war da eingeschlummert An eines Waldes Saum: Das rauschten wohl die Eichen! Das war ein grüner Traum. Wiegenlied Muhme Rehler hatt' 'n Garten, Ach, 'n wunderschönen Garten! Und der war vergittert. In dem Garten stand ein Baum, Ach, ein wunderschöner Baum! Der gibt Dir nicht Schatten. Auf dem Baum, da war ein Zweig, Ach, ein wunderschöner Zweig! Dein sind nicht die Früchte. Auf dem Zweig da war ein Nest, Ach, ein wunderschönes Nest! Nur für große Vögel. In dem Nest, da lag ein Ei! Ach, ein wunderschönes Ei! Das ist Dein, mein Söhnchen. In dem Ei, da steht geschrieben: Du sollst Deinen König lieben. Weine nicht! Michel, warum weinest du, Weinest du so sehr? »Weil ich stets soll kindisch bleiben, Und mein Wohl nicht selbst betreiben, Darum, darum weine ich, Weine ich so sehr!« Michel, warum weinest du, Weinest du so sehr? »Weil es mir nicht macht Behagen, Daß ich soll den Maulkorb tragen, Darum, darum weine ich, Weine ich so sehr!« Michel, warum weinest du, Weinest du so sehr? »Weil sie mir mein Geld verprassen, Ohne Nachricht, wo sie's lassen, Darum, darum weine ich, Weine ich so sehr!« Michel, warum weinest du, Weinest du so sehr? »Weil ich bin in tausend Banden, Und in Neununddreißig Landen, Darum, darum weine ich, Weine ich so sehr!« Michel, warum weinest du, Weinest du so sehr? »Weil ich hab' mein Blut verspritzet, Ohne, daß es mir genützet, Darum, darum weine ich, Weine ich so sehr!« Michel, darum weine nicht, Weine nun nicht mehr! Wenn du einsiehst deine Schwächen, Will ich dir mal 'was versprechen! Darum, darum weine nun, Weine nun nicht mehr! Die alte Leier Hofrath, Stadtrath, Registrator, Baurath, Kriegsrath, Auskultator, Supernumerarius, Marschall, Secretarius, Geht die alte Leier. Titel sind nicht theuer! Bänder, blaue, grüne, weiße, Kreuze, Sterne, Stanisläuse, Rothe Krebse vierter Klasse, Eine ungeheure Masse, Geht die alte Leier. Orden sind nicht theuer! Edel-, Wohl- und Hochgeboren, Gnaden und Hochwohlgeboren; Frau Major und Excellenzen, Euer Durchlaucht, Eminenzen, Geht die alte Leier. Unsinn ist nicht theuer! Möchte, könnte, dürfte, sollte, Allerhöchst geruhen wollte, Thunlichst, möglichst, in Betrachtung, In submissester Erwartung, Geht die alte Leier! Die verdammte Leier! Ganz ergeb'ne, treue, schlechte, Tiefste, unterthän'ge Knechte; Demuthsvoll und ehrfurchtsvoll! Nein, sie klingt denn doch zu toll Die verdammte Leier! Hol' euch All' der Geier! Allerhöchste Logik So sei's! Zu meiner Ehre, zu meinem Preis: Wasser ist Eis! Genug des Geschrei's, So sei's, Zwar . . . . . . . . . . . . . . . Das ist wahr, Jedoch seid still! Ich will! So sei's! Zu meiner Ehre, zu meinem Preis: Ein Viereck ist ein Kreis! Genug des Geschrei's, So sei's! Obgleich . . . . . . . . . . . . . . . Das ist nicht an Euch! Seid still, seid still! Ich will! So sei's! Zu meiner Ehre zu meinem Preis: Ein Kind ist ein Greis! Genug des Geschrei's, So sei's! Obschon . . . . . . . . . . . . . . . Laßt Euren Hohn! Den Augenblick still! Ich will! So sei's! Zu meiner Ehre zu meinem Preis! Schwarz ist Weiß! Genug des Geschrei's, So sei's! Indeßen . . . . . . . . . . . . . . . Das sei vergessen! Haltt's Maul! Seid still! Ich will! Der Verlust des Adels Nun, adeliger Schuft, Verbrecher, Der frech betrogen und geraubt, Nun ist's, den Unsern dich zu nennen, Uns bürgerlichem Pack erlaubt. Dem Beispiel deiner Ahnen folgend, Traf dich so hartes Mißgeschick! Jetzt nimmt man Räubern ihren Adel – So geht die schöne Zeit zurück! Nun, Schurke, bist du unser worden, Da Schmach an deinem Namen klebt; Denn wir sind die gebornen Schurken, Von denen Staat und König lebt. Doch tröste dich und strebe weiter, Verfolge deinen Galgenlauf! Dann, aus der bürgerlichen Sphäre, Zieht man dich wiederum hinauf. Seufzer Es blühen die Blümlein im Thal und auf Höhn'; Sie kleiden sich alle in Farben so schön, Ein jedes nach seiner Weise. Sie duften so lieblich, sie duften so fein: Was kann denn so hold wie die Blumen noch sein? Ich singe den Blumen zum Preise. Die Vögelein fliegen von Zweig zu Zweig; Sie haben ein freies und glükliches Reich Und singen zu Gottes Ehre. Die Lerche, sie jubelt, die Nachtigall klagt, Kein Vogel, wie er zu singen hat, fragt. O, daß ich ein Vögelein wäre! Die Sterne, sie glänzen so feurig und mild; Das Weltmeer woget so kräftig und wild; Die Bächlein murmeln so leise: Frei äußert sich Alles in Wald und Flur, Und Alles und Alles nach seiner Natur, Und Alles auf seine Weise! Des Menschen Geist aber ist Duft und Klang, Und Glanz und Blüthe und wilder Drang, Es ist der Gott auf Erden! Und ist er nicht frei, ist es höllische Schmach, Daß der Göttliche seine Fesseln nicht brach, Und frei und frei muß er werden! Halbes Träumen Schon ist Mitternacht vorüber. Draußen flötet Philomele; Wünsche, Hoffnungen, Gedanken Ziehen wirr durch meine Seele. Wogend Herz, gib dich zur Ruhe, Laß' die Sehnsucht endlich hafen! Laß' den Steuermann, den Denker, Laß' den müden Sänger schlafen! Aber immer wilder wogt es, Höher schlägt es seine Wellen; Ach, am stumpfen, starren Felsen Wird mein leichtes Schiff zerschellen! Rettung! Rettung! Weh, verloren! Weh, der große Mast, er bricht! Mit dem Schiffe geh' ich unter, Hilfst du, Gott im Himmel, nicht! Und umher greif' ich verzweifelnd, Und ergreife das Register Von den neuen Ordensrittern, Unterzeichnet vom Minister. Fort sind plötzlich die Gedanken; Still und ruhig ist's im Herzen, Endlich, endlich kann ich schlafen! Und so lösch' ich denn die Kerzen. Geisterrache Der Censor schlief, es war Mitternacht; Da regt sich's in seinen Schranken; Da standen die bleichen Geister auf, Die ermordeten Gedanken. Sie seufzten tief, sie seufzten schwer; Sie wankten und schwankten hin und her, Und: wehe! wehe! wehe! Erscholl's in des Mörder's Nähe. »Ich hatte das arme Volk zu lieb!« Erhub der Eine die Stimme. »Ich forderte das versprochene Glück Mit schlecht verbißenem Grimme.« Der Dritte sprach: »Ich war munteres Blut, Ich verwechselte ein Mal Scepter und Knut'!« Der Vierte: »Ich war ein Tadel Gegen den lästigen Adel.« »Ich forderte keck das freie Wort!« »Und ich die Gleichheit der Rechte.« »Ich sagte: die Fürsten gehörten dem Volk:« »Und ich: wir wären keine Knechte!« »Ich höhnte die traurige Petition.« »Ich aber rief: habt ihr vergessen schon? Unterdrückt, verbietet nur fleißig: Ein Tausend Acht hundert und Dreißig!« So sprachen sie alle in finsterm Groll, Und schwuren Rache zum Himmel; Drauf wirrt's und schwirrt's um des Schläfers Kopf Das böse Geister-Gewimmel. Sie krochen durch Nase, durch Ohr und Mund; Sie rißen am Haar ihn, sie stopften den Schlund, Sie tobten auf seiner Stirne, Sie schrieen in seinem Gehirne. Früh Morgens wurde dem Censor verliehn Ein großer, langer Orden; Er aber sah stier auf das bunte Band, Denn er war wahnsinnig worden. – An jenem Schrank', in der Nacht darauf, Hing er mit dem Ordensbande sich auf, Und draußen hörte der Wächter Ein fürchterliches Gelächter. Vom Jüngling Sangesmuth Es zog ein Jüngling Sangesmuth Wohl über Berg und Thal, Sein Herz war stolz, sein Sinnen gut, Er liebte die Menschen zumal. Eichen, Rosen, Veilchen, Warte noch ein Weilchen. Da kam er vor ein Königsschloß, Die Laute in der Hand, Wo manche stille Thräne floß Herum im weiten Land. Eichen, Rosen, Veilchen, Warte noch ein Weilchen. Der König hat ihn kaum erschaut, Rief er ihn vor den Thron: Nun singe mir von deiner Braut, Von der Liebe süßem Lohn! Eichen, Rosen, Veilchen, Warte noch ein Weilchen. Die Freiheit, das ist meine Braut, Herr König auf dem Thron! Die Menschen lieb' ich, Menschenglück Ist meiner Liebe Lohn. Eichen, Rosen, Veilchen. Warte noch ein Weilchen. Der König warf ihn in den Thurm: Da singe Freiheitssang! Da sei dir Hörer Kröt' und Wurm Dein ganzes Leben lang! Eichen, Rosen, Veilchen, Warte noch ein Weilchen. Wie ist das Land umher so grün, Wie rauscht der Eichenwald! Wie duftig hier die Blumen blühn, Wie froher Sang erschallt! Eichen, Rosen, Veilchen, Warte noch ein Weilchen. Wo's duftig blüht, wo's fröhlich schallt, Da stand ein Königsschloß; Da war es finster rings und kalt, Und manche Thräne floß. Eichen, Rosen, Veilchen, Warte noch ein Weilchen. Jetzt ist es hier so schön, so schön, Als wär' es immer Mai! Jetzt sind in Thälern und auf Höhn Die Menschen froh und frei! Eichen, Rosen, Veilchen, Warte nur ein Weilchen. Zwei Wünsche Ach, zwei Wünsche wünscht' ich immer Leider immer noch vergebens. Und doch sind's die innig-frommsten, Schönsten meines ganzes Lebens! Daß ich alle, alle Menschen Könnt' mit gleicher Lieb' umfassen, Und daß Ein'ge ich von ihnen Morgen dürfte hängen lassen. I–a! Ein Esel dacht: den schweren Sack Willst du nicht länger tragen; Er wurde hager, blaß und spack Und stöhnte und thät klagen; Jedoch, sobald der Müller da, So rief er blos I–a, I–a! Es ging ein Jahr um's andere hin. Der Esel mußte tragen; Doch trüb und trüber ward sein Sinn, Er thät erbärmlich klagen. Jedoch, wenn er den Müller sah, So rief er bloß I–a, I–a! Doch endlich kommt er nicht mehr fort, Konnt' nicht den Sack mehr tragen; Drauf gab er sich sein Ehrenwort, Sein Leiden laut zu klagen; Jedoch, als er den Müller sah, So rief er blos I–a, I–a! Er wurde alt, er wurde krank, Thät immer heft'ger klagen, Jedoch sein ganzes Lebelang Hat er den Sack getragen. Als sterbend er den Müller sah, Da röchelt er I–a, I–a! In Stokau, Augs- und Lüneburg, In Cassel und in Wesel! Was einmal Esel durch und durch, Das ist und bleibt ein Esel! Was auch geschieht und was geschah, Der Esel schreit I–a, I–a! Sohn und Vater Fritz frägt den alten Vater; »Wo ist mein blankes Schwert? Will ziehen gen den Buben, Der uns die Freiheit wehrt! Was frommt's mir, daß ich lernte Bis in die späte Nacht? Hinunter mit den Ketten, So weit die Sonne lacht! Fort mit den staub'gen Büchern, Fort mit der Wissenschaft! Der Freiheit will ich opfern Des Lebens Thatenkraft! Es ruft mich in die Schranken, Zu kämpfen für das Recht, Und fall' ich auch, so kämpft' ich Für's kommende Geschlecht!« Der Vater aber schüttelt Das altermüde Haupt, Und spricht: mein lieber Fritze, Das ist ja nicht erlaubt! Schiller's Lied an die Freiheit Freiheit, schöner Götterfunken! Sang das deutsche Dichterherz. Doch da fühlten die Hallunken Schon des Feuertodes Schmerz. Solcher Funke muß entflammen, Haben weislich sie gedacht. Und in Trümmer stürzt zusammen Unsre Größe, unsre Macht! Freude! haben wir gesungen, Doch es ahnte das Gemüth, Als der Funke dort erglüht, Daß der Freiheit er entsprungen. Und den schönen Götterfunken Löschten die Verruchten aus; Feuersicher, siegestrunken Saßen sie im stolzen Haus. Und als rings in armen Gauen Freude, Freude! es erklang, Riefen sie, die Falschen, Schlauen, Höhnisch lachend: Gott sei Dank! Freude! sangen wir in Thränen, Freude! in dem tiefsten Leid. Unser Lied war Fröhlichkeit, Wenn wir knirschten mit den Zähnen. Freiheit! Freiheit! soll's erklingen, Unser deutsches Lied fortan, Und wer's also möchte singen, Wie's die Tyrannei ersann: Fort, hinaus mit dem Hallunken, Der noch vor Hallunken kniet! Freiheit, schöner Götterfunken! Heißt das ew'ge deutsche Lied. Unsern Fluch auf die Vernichter! Schwört's bei diesem goldnen Wein, Dem Gelübde treu zu sein! Schwört es bei dem Sternenrichter. Sternenrichter! Feuertrunken Hat der Sänger das erdacht, Als der Freiheit Götterfunken Seine Liebe angefacht. Der in immer naher Ferne Alle Menschen wollte frei: Er wird richten auch die Sterne Auf der Brust der Tyrannei! Freiheit! Freiheit laßt uns singen! Wenn der Funke sprüht und glüht, Wird der Freude schönstes Lied Bald aus allen Herzen klingen. Neue Fibelverse A. Der A dler raubt und frißt gar viel; Der A del trieb ein a rges Spiel. B. Der B är liegt auf der B ärenhaut, Der B undestag ist bald ergraut. C. Ein C arcer ist ein finstres Loch; Ein Mensch sogar wird C ensor noch. D. Das D enken, oft dem D enker schadt's; Der D ummkopf lebt in bona pac'. E. Das E ichhörnchen hüpft froh und nett; Von E isen fertigt man die Kett. F. Zum F lügel thuen F edern noth; Die F reiheit gab der liebe Gott. G. Nicht g ut ist oft G old, G lanz und G unst, G öthe that viel für die Kunst. H. Der H err zum H und spricht: ducke dich! Wer H erz h at, h ebt zum H immel sich. I. Die I ronie schafft Manchem Qual; I esuiten sind mein I deal. K. Der K önig hat die K rone auf; Die K rankheit geht den alten Lauf. L. In freier L uft die Lerche singt; Das L astthier auf der Erde hinkt. M. M illionen lenkt die M ajestät; Nach M itternacht zeigt der M agnet. N. Die N oth bricht Eisen, heißt der Spruch; N un, Zweifler, sagt das n icht genug? O. Die O chsen, die sind nicht gescheidt; O schreit man, es ist noch nicht Zeit! P. Der P udel geht im P elz umher; Ich haß' P edant und P hilister: Q. Suchst du die Q im Menschenstall, Du find'st kaum mehr als Q uark und Q ual. R. R ückwärts geht immer nur ein Thor; R evolutionen kommen vor. S. Das S chaf, das sch weigt, wenn man es s cheert; Zur S chlacht benutzt man oft das S chwert. T. T rompet' und T rommel lustig t önt; Der T eufel nur der T hränen höhnt. U. Vom U ebel ist, was drüber ist, Und daß dies u nten man vergißt. V. Die V ettern und V erwandten sind V on V ortheil immer noch, mein Kind! W. W ahrheit verfliegt nicht in der Luft; W er nicht sein W ort hält, ist ein Schuft. Z. Der Z ügel nützt bei Pferden viel; Der Geist der Z eit kommt doch z um Z iel. Die Sorgen auf dem Throne Espartero! Espartero! Wärst aus Spanien nicht verbannt du, Gerne hättest du genommen Seinen Scepter in die Hand du! Isabella! Isabella! Vormundschaft ist unerträglich! Selbst das Regiment zu führen, Sehnt dein Herze sich unsäglich. Ach Christine! Ach Christine! Wär'n nicht die verdammten Cortes, Du regiertest; Espartero'n Thätest grade du zum Tort es. Ach Don Carlos! O Don Carlos! Wie viel Thränen sind vergossen! Um den Purpur dir zu färben, Wie viel Blut hast du vergossen! Ludwig Philipp! Ludwig Philipp! Gerne sagtest du dem Sohne: Geh', hilf Isabellen tragen, Als ihr Gatte, Spaniens Krone! So viel Sorgen auf dem Throne, Und doch um ihn so viel Sorgen! Gott im Himmel soll's vergelten! Rothschild hier, der soll euch borgen! Elegie auf den Tod des Herzogs von Orleans Dich, von den Prinzen unsrer Tage, Der edelste vielleicht, Dich, o gerecht ist meine Klage! Hat schon der Tod erreicht! Dich, von Europa's Prinzen allen, Dich einzig faßt er an: So Viel' sind auf den Kopf gefallen, Doch Keiner starb daran! Deutsche Sclaven Waldesgrün bekleidet strecken Stolz ihr Haupt, empor zum Himmel Jene riesig hohen Berge! Schaun verächtlich auf die Zwerge, Auf das ämsige Gewimmel Dort in Dörfern und in Flecken. Denn sie bieten reichen Segen An Metallen, Holz und Steinen, Bieten Flüsse, Felder, Früchte, Und doch sehn sie das Gezüchte Jammern, hungern, betteln, weinen Drunten auf den blüh'nden Wegen. Mehr als Thau auf goldnen Auen Blitzen hier der Armuth Thränen, Und inmitten üpp'ger Thäler, Nur zur Wollust ihrer Quäler, Nackte Menschen unter Thränen Gier an troknem Brote kauen. Soll ich nun zu schildern trachten, Wie in Weh mein Herz geschmolzen Euer elend, elend Leben? Nein, mag mir es Gott vergeben! Wie die Riesen dort, die stolzen, Sclaven! muß ich euch verachten. Vom kleinen Michel Unser kleine Michel Wollte mal regieren: Hatte er kein Land nicht, Konnt er nicht regieren! Nahm seine Mutter ein Faß voll Sand, Setzt ihn drauf, hier hast du Land! Faß voll Sand! Hast du Land! Allerunterthänigst! Unser kleine Michel Wollte mal regieren: Hatte er kein Scepter nicht, Konnt er nicht regieren! Nahm seine Mutter 'n Knotenstock: Hau' nur immer um dich grob! Knotenstock! Nur recht grob! Allerunterthänigst! Unser kleine Michel Wollte mal regieren: Hatt' er keinen Unterthan, Konnt er nicht regieren! Trieb seine Mutter herbei die Schaf': Hier ist Volk, getreu und brav! Jedes Schaf Treu und brav! Allerunterthänigst! Unser kleine Michel Wollte mal regieren: Hatt' er keine Krone nicht, Konnt' er nicht regieren! Nahm seine Mutter 'n Suppentopf, Stülpt ihn Micheln auf den Kopf; Suppentopf Auf den Kopf! Allerunterthänigst! Unser kleine Michel Wollte mal regieren: Hatt' er keinen Minister nicht, Konnt' er nicht regieren! Rief seine Mutter den Philax her, Schnuppert der am Sande sehr; Philax her, Schnuppert sehr! Allerunterthänigst! Unser kleine Michel Wollte mal regieren: Hatt' er keinen Pfaffen nicht, Konnt' er nicht regieren! Rief seine Mutter den Kater Schwarz: Hier hast du 'was ganz Apart's! Kater Schwarz, Was Apart's! Allerunterthänigst! Unser kleine Michel Wollte mal regieren: Hatte er kein Geld nicht, Konnt' er nicht regieren! Nahm seine Mutter 'n Stempelbogen; Hat er gleich die Schaf' betrogen! Stempelbogen, Schaf' betrogen! Allerunterthänigst! Unser kleine Michel Wollte mal regieren: Hatt' er keine Weisheit nicht, Konnt' er nicht regieren! Sagt seine Mutter ihm: Allerhöchst! War er gleich an Gott zunächst. Allerhöchst, Gott zunächst! Allerunterthänigst! Unser kleine Michel Wollte mal regieren: Macht seine Mutter ihm den Spaß, Daß er konnt' regieren! Kam sein Vater mit der Knut'; Spielst zu frech, das thut nicht gut! Nie regieren! Nur pariren Allerunterthänigst! Der Tambour Vor Zeiten war ein Herzog hoch, Der wohl sein armes Land betrog; Der war bei seinem Volk verhaßt, Als wie der Gottseibeiuns fast. Da plötzlich schon früh Morgens stund Ein Tambour in des Schlosses Rund, Der hatte gar ein bleich Gesicht, Und blickte stier, wie Menschen nicht. Der trommelte in wildem Drang, Daß wohl dem Besten wurde bang: Rundherum, rundherum am Thron Rebellion, Rebellion, Rebellion! Dem Herzog fährt es durch den Leib; Er zittert wie ein schwaches Weib; Kaum hat er Kraft zu diesem Wort: Schafft mir den bleichen Tambour fort. Der Tambour trommelt immerzu, Und sonder Rast und sonder Ruh': Rundherum, rundherum am Thron Rebellion, Rebellion, Rebellion! Es lauft hinab die Höflingsschaar; Sie fand nicht, wo der Schrecken war; Hat Nichts gesehn, hat Nichts gehört, Und glaubt, der Herzog sei bethört. Der Tambour trommelt immer zu, Und sonder Rast und sonder Ruh: Rundherum, rundherum am Thron Rebellion, Rebellion, Rebellion! Der Herzog wurde matt und krank, Es klang ihm schon wie Grabgesang; Er schrie vor Schmerz, er schrie vor Wuth, Verzweifelt war sein böser Muth: Der Tambour trommelt immerzu, Und sonder Rast und sonder Ruh: Rundherum, rundherum am Thron Rebellion, Rebellion, Rebellion! Dithyrambe Auf, Jubelbrüder, jubelt laut, Singt trunkensel'ge Lieder! Der ewig jugendliche Gott Des Weines naht uns wieder. Sein Leben ist das schönste Blut! Die Sonne seine Liebe! Sein Athmen ist die Poesie Der reinsten Menschentriebe. Den Himmel drückt er an die Brust Mit seinen goldnen Sternen; Auf Blitzesschwingen trägt er uns Bis in die fernsten Fernen. Der Staub des Erdenlebens flieht, Wenn er die Glut entzündet, Und in das Diamantenkleid Der Göttlichkeit uns windet! Die Sonne wirft er in die Nacht, So lang sein Blut wir trinken, Bis daß wir voll Begeisterung Und selig niedersinken. Er krönet mit Unsterblichkeit, Baut Tempel auf aus Splittern! Sein ist das Reich der Phantasie, Vor dem Tyrannen zittern. Die schönsten Weiber dieser Welt Schmelzt er in ein's zusammen! Und läßt uns da zu Himmelslust An ihrem Leib entflammen! Sein Muth, sein ewiger Humor Befreit uns von dem Zügel, Und Dem, der nicht mehr stehen kann, Leiht er der Wonne Flügel! Drum, Jubelbrüder, jubelt laut, Singt trunkensel'ge Lieder! Der ewig jugendliche Gott Des Weines naht uns wieder. Sein Leben ist das schönste Blut! Die Sonne seine Liebe! Sein Athmen ist die Poesie Der reinsten Menschentriebe. General A. Ich habe nur Vierundzwanzig Mann, Kleine schwarze Husaren, Und dennoch trotzen sie der Gewalt Mit allen ihren Schaaren. Aus ihren Augen blitzt Geist und Kraft, Sie kämpfen mit heil'ger Leidenschaft, Und nimmer für Orden, nimmer für Geld: Für die Menschen allein und ihre Welt. Ich habe nur Vierundzwanzig Mann, Nicht mehr als Vierundzwanzig! Und doch sind sie hier, und sind zugleich In Boston, Wien und Danzig, In Constantinopel, in Petersburg; Durch alle Festungen hau'n sie sich durch; Bald sind sie so ernst, bald sind sie so flott, Und immer heißt es: mit Gott, mit Gott! Ich habe nur Vierundzwanzig Mann, Doch sind's gar kecke Reiter! Doch sind es für Freiheit, Schönheit und Recht Brave, unsterbliche Streiter! Und wo sie kommen mit Spiel und mit Sang, Da bringt man den Kriegern Thränen zu Dank, Denn Thränen der Freud' und der Wehmuth allein, Das ist ihr Manna, das ist ihr Wein. Und bin ich gleich A, ihr General, Bin nicht mehr als sie, nicht minder; Bin reicher, vornehmer, stolzer nicht, Nicht muthiger, nicht geschwinder. Wir sind keine Sclaven – die stießen wir aus, Die leben beim Feinde in Saus und Braus, Und ziehen sie gegen uns selber zur Schlacht, Die Söldner! sie werden verhöhnt und verlacht! Ja, Fünfundzwanzig Mann sind wir nur, Doch voll der edelsten Triebe; Der Himmel, das ist unser Vaterland, Die Freiheit unsere Liebe! So ziehn wir umher in der weiten Welt, Und wo ein Bruder getroffen auch fällt – Flugs reitet er weiter, dem Feinde zum Spott, Und singet und kämpfet mit Gott, mit Gott! Warum denn? Warum ist's denn mit großen Herrn Nicht räthlich, Kirschen essen? Weil sie vielleicht vergessen, Daß uns von Gott, dem größten Herrn, Die Früchte gleich gemessen? Trüg' einer Orden, Band und Stern, Wollt' mit mir Kirschen essen, Stracks wär' ich so vermessen! »Wie Du eß' ich die Kirschen gern, Laß uns zusammen essen.« Und ließe er mir nur den Kern, Wollt's Fleisch alleine essen, Schlüg' ich ihm in die Fressen! Drum sagt, warum's mit großen Herrn Nicht räthlich, Kirschen essen? Die Väter Mit blauem Aug', mit blondem Haar Ein Mann von kräft'gem Wuchse war, Auf Herrmann's Denkmal steht er; Er wirft den Blick durch Flur und Wald, Und ruft, daß es wohl mächtig schallt: Mein Vaterland, mein Vaterland, Du hast zu viele Väter! Er bricht 'nen grünen Eichenzweig Als Wanderstock sich ab sogleich, Und durch die Länder geht er, Und was er hört und was er sieht, Er ruft zu Allem, was geschieht: Mein Vaterland, mein Vaterland, Du hast zu viele Väter! Er ist gewandert hin und her, Er hub den Blick, so thränenschwer, Zu Gott und innig fleht er: O schling' um unser Vaterland Der Liebe und der Eintracht Band! Mein Vaterland, mein Vaterland, Es hat zu viele Väter! O Mutter, deutsche Freiheit, du, Ließ' dich dein Lüsten einst in Ruh', Es reute dich nicht später! Jetzt ist kein Glück in unserm Haus, Jetzt rufst du selber mit mir aus: Mein Vaterland, mein Vaterland, Du hast zu viele Väter! Die Hand auf's Herz! Warum legt wohl in diesem Bilde Der König auf das Herz die Hand? Die Hand auf's Herz! nie hat's geschlagen Für dieses arme Volk und Land. Die Hand auf's Herz! Er kennt die Wunde, Die er dem guten Reiche schnitt; Er sieht die traurigen Finanzen, Und so deckt er das Defizit. – Opposition Da nun die Welt die Freiheit liebt, Die ganze, weite Welt! Da muthig sich das Volk erhebt, Und Kett' auf Kette fällt; Da die verfluchte Sclaverei Auf immerdar verschwand, Und, frei vom kalten Leichentuch, Es grünt und blüht im Land: So sind nicht Wir, So seid es Ihr, Gewürm am Thron, Ihr seid Opposition! Da jedes große, schöne Herz Für's Wohl des Volkes schlägt, Und schale Mittelmäßigkeit Nur Eure Fahne trägt; Da überall, durch Stadt und Land, Der Geist der Freiheit zieht, Und das Gespenst der Tyrannei Vor seinem Schwerte flieht: So sind nicht Wir, So seid es Ihr, Gewürm am Thron, Ihr seid Opposition! Da aus der Asche der Gewalt Der Phönix Geist erstand, Nach seinem kühnen Sonnenflug Sich Aller Blick gewandt; Da Poesie, Humor und Kunst Euch höhnen, wenn Ihr krächzt; Als Lerchen jubiliren, da Der kranke Adler ächzt: So sind nicht Wir, So seid es Ihr, Gewürm am Thron, Ihr seid Opposition! Da nun der Mensch zum Menschen ward Aus schnödem Fürstenknecht; Da stolzer er nun trägt das Haupt, Und fordert keck sein Recht; Da's nun so ist, so wie es ist, Wie's ändert kein Geschwätz: So sind die Frei'n loyal, loyal Dem göttlichen Gesetz! So sind nicht Wir, So seid es Ihr, Gewürm am Thron, Ihr seid Opposition! Die Sternschneuzen Und das ist ja durch's ganze Land Beim Buben und der Maid bekannt, Daß, wenn ein Stern vom Himmel fährt, Was schnell man wünschte, wird erhört. Da wünscht sich nun beim Sternenglanz: Das Gretchen bald den Myrthenkranz; Kaum ist der junge Tag heran, Da hält ihr Liebster um sie an! Der Eine wünscht sich Glanz und Pracht Der And're eine süße Nacht, Der Dritte wünscht sich Dies und Das, Und Allen wurd's erfüllet baß. Nur der dies Liedel hat erdacht, Dem hat es nicht so gut gemacht; Dem wurde bis auf diese Stund, Noch keinerlei Erhörung kund. Denn jüngst zur Nacht da schneuzt es sehr, Die Sterne flogen hin und her! Da rief er: Deutschland, schneuze dich Auch du ein Mal recht ordentlich! Bestrafte Falschheit Jetzt wollen wir mal singen Das nagelneue Lied, Von einem schmucken Junker, – Ei, ei, vom schmucken Junker! Der sich in Zwei verliebt. Die Eine war die Freiheit, Die Zweit' die Höferei; Die Freiheit ließ er fahren, – Ei, ei, die ließ er fahren! Und schwur der Höferei. Die Höferei frägt leise: Warst du und bleibst mir treu? »Der Schwarze soll mich holen, – Ei, ei, der soll ihn holen! Ich war und bleib' dir treu!« Jetzt kriegt er Orden, Degen Und glänzendes Gewand; Es dauert kaum drei Tage, – Ei, ei, kaum dreier Tage! Da reicht sie ihm die Hand. Doch an dem Hochzeitsfeste, Just bei der Tafellust, Da kam der schwarze Satan, – Ei, ei, der schwarze Satan! Und packt ihn bei der Brust. »Den Eid hast du gebrochen, Verlassen deine Braut! Der Freiheit bist verlobet, – Ei, ei, der bist verlobet! Der Höferei getraut.« So nahm er ihn beim Kragen Und fuhr mit ihm hinaus; Die Wittwe aber lachte, – Ei, ei, die Wittwe lachte! Die stummen Gäste aus. Und ist mein Mann zur Höllen, Hab' ich doch Gold und Pracht! Und mehr als hundert Buhlen, – Ei, ei, als hundert Buhlen! Bei Tage und bei Nacht! Quodlibet So geht es in Schnützelputzfingen, Wo die Schnecken Bücher verschlingen, Wo die Ochsen die Hymne singen: Da ist der Esel Minister geworden, Da grasen auf der Wiese Heerden von Orden, Da speist man gebratene Titel. So geht es in Schnützelputzfingen, Wo die Schnecken Bücher verschlingen, Wo die Ochsen die Hymne singen: Da geht der Marder als Pfaffe herum, Und macht die Gänse und Hühner dumm, Das Kameel ist da Deputirter. So geht es in Schnützelputzfingen, Wo die Schnecken Bücher verschlingen, Wo die Ochsen die Hymne singen: Da ist den Vögeln das Singen verboten, Der Esel, der liefert ihnen die Noten, Und darnach dürfen sie piepen. So geht es in Schnützelputzfingen, Wo die Schnecken Bücher verschlingen, Wo die Ochsen die Hymne singen; Da hat der Löwe alleine Verstand Die Lerchen, die sind aus dem Reich' verbannt, Die Faulthiere sitzen im Staatsrath. So geht es in Schnützelputzfingen, Wo die Schnecken Bücher verschlingen, Wo die Ochsen die Hymne singen: Da hungern die Schafe und laßen sich scheeren, Und erzeigen ihren Hütern viel Ehren, Den Wölfen und den Hyänen. So geht es in Schnützelputzfingen, Wo die Schnecken Bücher verschlingen, Wo die Ochsen die Hymne singen! Ich wüßte der Dinge noch viele zu sagen, Die zu sich in Schnützelputzfingen getragen, Gar lächerlich über die Maaßen. Unsere Freiheit Wir haben geopfert Gut und Blut; Wir haben erkämpfet mit heißem Muth Unsere Freiheit. Wir haben befestigt der Fürsten Thron, Und dafür ward uns gerechter Lohn: Unsere Freiheit. Doch als die Fürsten sie näher besahn, Da war mit Flügeln sie angethan, Unsere Freiheit. Da bildeten sie unter sich einen Bund, Und hielten gefesselt in ihrem Rund Unsere Freiheit. Sie haben in Gnaden nun vorgebeugt, Daß nimmer wieder von uns entfleucht Unsere Freiheit. Sie haben nun mit wohlweisem Bedacht Unter Schloß und unter Riegel gebracht Unsere Freiheit. Und wenn nun der Feind sich wieder erhebt, Dann gilt es, daß jeder Unterthan strebt, Der Schreckenden Feuer zu dämpfen, Dann öffnet man milde das Bundeshaus; Dann nehmen wir uns die Freiheit heraus – – Für unsere Fürsten zu kämpfen. Die freieste Monarchie Sagen Sie, mein grundgelehrter Herr Professor, wissen Sie: Welche, auf der ganzen Erde Ist die frei'ste Monarchie? China ist's! Daß Sie's nicht wußten! Und es liegt wahrhaftig nah'! Der Beschränkteste von allen Menschen ist der Kaiser da. Die Diebe Da war einmal ein kleiner Dieb, Der stahl ein Brod dem Kind zulieb, Und wurde schier gefangen, Und konnte erst in Jahr und Stund, Trotz sein und seines Weibes Mund, Die Freiheit wieder erlangen. Dem Andern war's Glück auch nicht hold: Stahl einem Filz 'nen Sack mit Gold Durch Einbruch still und nächtens; Und eh' noch ein halb Jahr verging, Er am Gevatter Dreibein hing, Und das von wegen Rechtens. Der Dritte war ein großer Dieb, Der stahl sich ganz allein zulieb Der Menschen Ehr' und Rechte, Und Städt' und Länder obendrein: Dem thäten sie Ruhmesopfer weih'n, Und dienten ihm wie Knechte. Nun weiß ich doch wahrhaftig nicht, Wie solch ein dummes Ding geschicht, Und müßte doch vermeinen, Daß, wenn euch Gott das Urtheil lenkt', Der dritte Dieb viel höher hängt, Als wie die beiden kleinen! Hoffnung Wenn die Hoffnung nicht wär', Wir lebten nicht mehr! Sie allein kann uns trösten, Kann lindern die Pein. Wie gieng es denn hin, wie gieng es denn her, Wenn die Hoffnung nicht wär'! Die Armuth, sie weint, Ihr Gold wird verpraßt; Die göttliche Wahrheit, Sie ist verhaßt! Wie gieng es denn hin, wie gieng es denn her, Wenn die Hoffnung nicht wär'! Vor Gott sind wir gleich, Hier aber liegt, ach! In der Wiege die Größe, In der Wiege die Schmach! Wie gieng es denn hin, wie gieng es denn her, Wenn die Hoffnung nicht wär'! Nur der Adel regiert, Der Bürger ist Sclav, Und ist doch voll Weisheit, Ist kräftig und brav! Wie gieng es denn hin, wie gieng es denn her, Wenn die Hoffnung nicht wär'! Unser Recht vom Himmel, Sie schlugen's entzwei; Sie traten's mit Füßen, Und wir dachten dabei: Wie gieng es denn hin, wie gieng es denn her, Wenn die Hoffnung nicht wär'! So ha'n wir gehoffet, Und hoffen noch jetzt; Aber Hoffen und Harren Macht Narren zuletzt. Es ging besser hin, es ging besser her, Wenn die Hoffnung nicht wär'! Unsre Hoffnung ist der Geist, Der die Ketten zerreißt; Unsre Hoffnung ist das Schwert, Gen Tyrannen gekehrt! Wie ging es denn hin, wie ging es denn her, Wenn die Hoffnung nicht wär'! Die Holznoth Ihr habt, ihr chinesischen Armen, An Holz so große Noth; Euch klappern noch die Zähne Bei Reis und trocknem Brot! Da hab' ich, euch, Chinesen! Gesonnen hin und her, Wie euch aus solchen Nöthen Am besten zu helfen wär'. Und seht, ich hab's gefunden, Ich schwör's beim Yiu und Yang! Mein Rath, der soll euch frommen, Euch wärmen lebenslang. Fällt jeden Stammbaum nieder In eurem himmlischen Land! Ein bess'res Mittel ist mir Beim Tao! nicht bekannt. Der neue Komet Er weis't sich nicht geschichtlich nach, Kann sich nicht legitimiren. Und doch bewundernd, o der Schmach! Aller Augen nach ihm stieren. So plötzlich will er mit glänzendem Schweif Am hohen Himmel regieren? Nein, nein, wir haben von ihm nichts gewußt, Er darf nicht existiren! Es ist ein Nebel, es ist ein Phantom! Ein Komet ist es nun und nimmer! So groß war'n die Kometen alle nicht, Er ist ein falsches Geflimmer! In unserm Register ist er nicht da, Wir könn'n ihn nicht geltn elassen; Wir bringen ihn nach St. Helena, Das heißt, sobald wir ihn fassen! Die Raupe Die Raupe auf dem Baume saß, Und von der Kron' die Blätter fraß – Ja ja! Sie war im bunten Kleide, Als wie von Sammt und Seide, Ha ha ha ha ha ha! Ein Staatsminister ging vorbei, Der sah das Thier und sprach: Ei ei! Ja ja! Wie konnt' es ihr gelingen? 'S geht nicht mit rechten Dingen! Ha ha ha ha ha ha! Du unbehülflich dummes Thier! Ich wundre mich, drum sage mir: Ja ja! Wie hast du's unternommen, Und bist so hoch gekommen? Ha ha ha ha ha ha! Und als die Raupe blieb nicht stumm, Da wurd' er roth und dreht sich um. Ja ja! Die Raupe hat gesprochen: Mein Freund, ich bin gekrochen! Ha ha ha ha ha ha! Rheinweinlied Seit Tausend Jahren unverdrossen Ist Euer Blut für uns geflossen Ihr Reben an dem Rhein! Drum will es Gott und soll es sein: Wir schwören's hier, So lassen wir Auch gerne unser Blut für euch. Schenkt ein, schenkt ein Den goldnen Wein Vom Rhein, Und laßt's uns wacker treiben! Die grünen Reben an dem Rhein, Sie sollen unser bleiben! Greift munter nach dem grünen Becher, Und bringt ein Hoch, Gebrüder Zecher, Den Reben an dem Rhein! Und will es Gott und soll es sein: Wir ziehn sogleich Mit Ihm, für euch Und für das liebe Vaterland! Schenkt ein, schenkt ein Den goldnen Wein Vom Rhein, Und laßt's uns wacker treiben! Die grünen Reben an dem Rhein, Sie sollen unser bleiben! Wir schmücken uns mit euch, ihr Reben, So grün wie unsre Lust zum Leben! Ihr Reben an dem Rhein! Und will es Gott und soll es sein: Aus euerm Blut Trinkt Todesmuth Ein jeder deutsche Bruder sich. Schenkt ein, schenkt ein Den goldnen Wein Vom Rhein, Und laßt's uns wacker treiben! Die grünen Reben an dem Rhein, Sie sollen unser bleiben! Doch ob wir auch dem Feind nicht weichen, Seid lieber süßen Friedens Zeichen Ihr Reben an dem Rhein! Und will es Gott und soll es sein, So trinkt der Feind Mit uns vereint Auf unsrer deutschen Freiheit Wohl! Schenkt ein, schenkt ein Den goldnen Wein Vom Rhein, Und laßt's uns wacker treiben! Die grünen Reben an dem Rhein, Sie sollen unser bleiben! Der Topf mit Orden Auf dem Balkon des Palastes Steht Seine Excellenz mit dem Topf, Und unten harret die Masse Des Volkes Kopf an Kopf. Der Topf – wohl über die falsche Bestimmung weinend – tropft, Und ist mit bunten Orden Und Sternen vollgestopft. Seine Excellenz der Minister beugt sich Ueber's Geländer hinaus; Dann ruft er warnend: Kopf weg! Und gießt den Inhalt aus. Geschichte von 18 ... Es zog ein Lüderjan über das Feld; Der hatt' einen Beutel und hatte kein Geld, Er wird es wohl bekommen! Und als er kam in die große Stadt, Er weder Speise noch Obdach hatt'. Es wird sich Alles finden! »Was treibst Du umher dich als Lüderjan? Sollst jährlich Dreihundert Thaler ha'n, Wenn du willst Censor werden.« Nein, für Dreihundert Thaler das Jahr, Da werd' ich nicht aller Ehren bar, Will ich mich nicht beschimpfen. »Was treibst Du umher dich als Lüderjan? Sollst jährlich Sechshundert Thaler ha'n, Wenn du willst Censor werden.« Für Sechshundert Thaler thu' ich es Euch, Da ist mir Ehre und Schande gleich, Da will ich Censor werden. Du Censor, du Henker, du Mörder, du Dieb! Kein Mensch mag dich achten, kein Mensch hat dich lieb, Für die Sechshundert Thaler! Armes Bayern! Wohl in jedem deutschen Lande Steht noch eines Sängers Haus, Singend seines Volkes Schande Fliegen seine Lieder aus, Und es theilen alle Herzen Sangbegeistert seine Schmerzen Nur; so viel in Dir auch leiern, Du bist öde, kalt und leer! Armes Bayern, armes Bayern, Du hast keinen Dichter mehr! Wohl schaut man von Deinen Bergen In ein blühend Gartenland; Doch von Deines Königs Schergen Sind die Sänger draus verbannt! Prangst Du auch in grünem Kleide, Steckst du doch in tiefem Leide, Denn nur von bezahlten Schreiern Tönt es widrig ringsumher! Armes Bayern, armes Bayern, Du hast keinen Dichter mehr! Aus dem kalten Steine baust Du Dir kein warmes Lebenshaus; Aus dem todten Steine haust Du Große Todte Dir nur aus; Leichen prangen dort in Galla In dem Grabmal der Walhalla! Aller Jugend, allem Neuern Droht dies stumme Geisterheer; Armes Bayern, armes Bayern, Du hast keinen Dichter mehr! Aus dem Fett der Mönche lodert Nicht die Flamme Deines Ruhms, Und Dein Christenthum vermodert In dem Sumpf des Pfaffenthums; Aller Lichtesfeinde Größter Baute die verfluchten Klöster, Daß sich Deinem Fluge bleiern Anhängt der Jesuiten-Heer! Armes Bayern, armes Bayern, Du hast keinen Dichter mehr! Weh! in deinen Kammern dreschen Schau' ich Deine Besten Stroh, In dem Hopfensaft erlöschen Jedes heiße Ach und O, Dumpfer werden Deine Geister, Deine Zwingherrn dreist und dreister! Vor dem Bild des allzutheuern Königs kniest Du seufzerschwer: Armes Bayern armes Bayern, Du hast keinen Dichter mehr! Ob sie Deinen Namen schreiben Mit Ipsilon oder J, Wirst Du doch bei solchem Treiben Deiner Ahnen würdig nie! Ob des röm'schen Knecht's Gemeinheit Schreit nach Deutschheit und nach Einheit, Hetzt er deutschen Geist, den freiern Doch mit seinem Mordgewehr: Armes Baiern, armes Baiern, Du hast keinen Dichter mehr! Mit den allerschönsten Typen, Auf dem saubersten Papier. Reich versehn mit Participen Gab dein König Ludwig Dir In die fleh'nd gestreckten Hände Seiner Dichtungen drei Bände; Für Sechs Gulden ein'ge Dreiern Gab sie Allerhöchstselbst – Er! Armes Baiern, armes Baiern, Du hast keinen Dichter mehr! Wanderlied eines adligen Handwerksburschen Ach, ach, ach und ach, Wie schön's doch früher war! Vor, vor, vor und vor, Vor drei-, vierhundert Jahr! Da räuberte mein Ahn' umher, Als ob das Beste seine wär'; Jetzt wird man gleich gefangen, Gehangen! Wir, wir, wir, wir zähln Schon lange vor Noah; In, in, in der Arch' War mein Geschlecht schon da! Doch zeig' ich jetzt mein Wappen auf, Wo unser Eselskopf darauf, So lachen mir die Wichte In's G'sichte. Jetzt, jetzt, jetzt und jetzt, Jetzt wand're ich zu Fuß; Weil, weil, weil und weil Ich Arbeit suchen muß. Was hilft mir nun mein Stammbaum auch, 'S wächst nicht Brod und Butter drauf. Muß sie mit sauern Mienen Verdienen. Wer, wer, wer und wer Kauft mir mein'n Adel ab? Daß, daß, daß und daß Ich etwas davon hab'? Denn wenn wenn ich Nichts von haben thu', Als Schweiß und Hunger und Durst dazu, So dank' ich für die Ehre Euch sehre! Wie der Hund knurren und bellen wollte (Im Tone des tiefsten Mitleids zu singen.) Solo. Ein Hund, der wollte bellen. Chor. Ein Hund, der wollte bellen. Solo. Bellen, knurren! Chor. Murren, blaffen! Ein Hund, der wollte bellen. Solo. Der Hausherr wollt's nicht dulden. Chor. Der Hausherr wollt's nicht dulden. Solo. Dulden, leiden! Chor. Wollen, wißen! Der Hausherr wollt's nicht dulden. Solo. Canaille, bell' gen Andre! Chor. Nicht gegen mich, gen Andre! Solo. Belle, blaffe Chor. Gegen Andre! Sonst halte deine Schnauze! Solo. Er gab dem Hund den Maulkorb. Chor. Er gab dem Hund den Maulkorb. Solo. Maulkorb, Censur, Chor. Censur, Maulkorb, Er gab dem Hund den Maulkorb. Solo. Dann ist das Thier gestorben. Chor. So gut, als wie gestorben. Solo. Gestorben, verschieden, Chor. Verrecket, crepiret, Dann ist das Thier gestorben. Solo. Sie setzten ihm ein Denkmal. Chor. Natürlich wohl ein Denkmal. Solo. Denkmal, Monument, Chor. Grabstein, Leichenstein, Sie setzten ihm ein Denkmal. Solo. Darauf da stand geschrieben, Chor. Darauf da stand geschrieben, Solo. Gekritzelt, geklieret, Chor. Gegraben, geschmieret, Darauf da stand geschrieben: Der arme Hund, der ist nun todt, Den Hausherrn holt die Schwerenoth! Wir wollen's ihm hiermit nur sagen, Daß wir nicht mehr den Maulkorb tragen! Der brave Unterthan Ein Deutscher saß im grünen Gras, Und wollte da studiren was, Lateinisch und auch griechisch Und etwas philosophisch. Da kam eine Fliege und kitzelt ihn, Daß er mußt's Gesicht verziehn: »Fliege, laß' das Kitzeln!« Die Fliege kitzelt weiter. Ein Deutscher saß im grünen Gras, Und wollte da studiren was, Lateinisch und auch griechisch Und etwas philosophisch. Da flog eine Wesp' ihm auf die Nas', Und stach ihm eine große Blas', »Wespe, laß' das Stechen!« Die Fliege kitzelt weiter, Die Wespe sticht ihm Blasen. Ein Deutscher saß im grünen Gras, Und wollte da studiren was, Lateinisch und auch griechisch Und etwas philosophisch. Da sprang ein Floh ihm auf die Brust; Und peinigt ihn nach Herzenslust: »Floh, laß' mich zufrieden!« Die Fliege kitzelt weiter, Die Wespe sticht ihm Blasen, Der Floh, der peinigt stärker. Ein Deutscher saß im grünen Gras, Und wollte da studiren was, Lateinisch und auch griechisch Und etwas philosophisch. Da kam ein großer Hund daher, Der biß in's Bein ihm gar zu sehr: »Hund, du läßt das Beißen!« Die Fliege kitzelt weiter, Die Wespe sticht ihm Blasen, Der Floh, der peinigt stärker, Der Hund, der beißt gewaltig. Ein Deutscher saß im grünen Gras, Und wollte da studiren was, Lateinisch und auch griechisch Und etwas philosophisch. Da kroch ein Egel ihm auf's Herz, Und sog ihm Blut zu großem Schmerz: »Egel, laß' das Saugen!« Die Fliege kitzelt weiter, Die Wespe sticht ihm Blasen, Der Floh, der peinigt stärker, Der Hund, der beißt gewaltig, Der Egel saugt am Herzen. Ein Deutscher saß im grünen Gras, Und wollte da studiren was, Lateinisch und auch griechisch Und etwas philosophisch. Da stieß ein Ochs ihm vor den Kopf, »Ochse, laß' das Stoßen!« Die Fliege kitzelt weiter, Die Wespe sticht ihm Blasen, Der Floh, der peinigt stärker, Der Hund, der beißt gewaltig, Der Egel saugt am Herzen, Der Ochs stößt vor den Kopf ihm. Zuletzt ist er gestorben nun, Um von den Qualen auszuruhn, Da sah' ich auf dem Denkmal stahn: »Das war ein braver Unterthan. Die Fliege thät ihn kitzeln, Die Wespe thät ihn stechen, Der Floh hat ihn gepeinigt, Der Hund hat ihn gebißen, Der Egel sog ihm's Blut aus, Der Ochse thät ihn stoßen: Es that ihn Nichts erboßen.« Mein Gebet Herr Gott, deß Werde Rief diese Erde! Vater im Himmel; In jeder Menschenbrust, Im blumigen Gewimmel Der Frühlingslust, Auf der Berge Gipfel, In der Bäume Wipfel, Droben im Sternenheer, Unten im Weltenmeer, Ueberall lebst du, Ueberall webst du! Im Waldes Rauschen, Beim Liebetauschen, Aus des Donners Schall, Aus dem Liede der Nachtigall, Am stillen Grabe dort, Aus freien Mannes Wort, In der stummen Nacht Und wo man herzt und lacht Sprichst Du mich an und tröstest mich! Herr Gott, ich liebe und preise Dich! Das Mährchen vom Reichthum und der Noth 'S war einmal Bruder und Schwester: Der Reichthum und die Noth; Er schwelgte in tausend Genüßen, Sie hatte kaum trocken Brot. Die Schwester diente beim Bruder Viel Hundert Jahre lang; Ihn rührt es nicht, wenn sie weinte, Noch wenn sie ihr Leiden besang. Er fluchte und trat sie mit Füßen; Er schlug ihr in's sanfte Gesicht; Sie fiel auf die Erde und flehte: Hilfst du, o Gott, mir nicht? Wie wird das Lied wohl enden? Das ist ein traurig Lied! Ich will's nicht weiter hören, Wenn Nichts für die Schwester geschieht! Das ist das Ende vom Liede, Vom Reichthum und der Noth: An einem schönen Morgen Schlug sie ihren Bruder todt. Der Hofpoet bei der Geburt eines Prinzen Heil uns! Heute Morgen gegen drei Viertel auf Elfen, Heil uns! Einem längstgefühlten Bedürfniße abzuhelfen, Heil uns! Ist dem Volke ein Prinz geboren, Zu Glück und Segen erkoren! Heil uns! Eine Kanone verkündet's durch ganze Land: Ein Prinz ist geboren von Zacke- Zicke- Zuckerkant Heil uns! Heil uns! Seine Durchlaucht geruhten bereits zu schreien, Heil uns! Und der Natur Höchstihr erstes Opfer zu weihen, Heil uns! Höchstsie sind bereits zum Major ernannt, Und tragen das breite Würdenband, Heil uns! Sie haben Höchstselbst an der Brust schon gesogen, Und bleiben dem Reiche in Gnaden gewogen. Heil uns! Heil uns! Seine Durchlaucht lassen in diesen Tagen Heil uns! In Höchstihren Appartements herum Sich tragen, Heil uns! Bald wird der Höchste Lutschbeutel genommen, Und bald werden Höchstsie auch Zähne bekommen, Heil uns! Mit Freuden wollen wir neue Abgaben geben, Erhält der Höchste Höchstsie uns am Leben! Heil uns! Heil uns! Heil uns! Muckerlied Tagtäglich zehn Mal beten, Und Bibelsprüch' im Maul, Sonst hab' ich Nichts vonnöthen, Bin ganz erschrecklich faul. Ich war ein armer Schlucker, Hatt' kaum das liebe Brot, Da wurde ich ein Mucker: Nun hat es keine Noth! Bei jeder neuen Sitzung, Die unsre Bande hält, Da wird mir Unterstützung Durch baares, blankes Geld. Daß ich bin fromm geworden, Hat mir doch sehr gefrommt! Vielleicht daß noch ein Orden Mir in das Knopfloch kommt. Den Kopf gesenkt zur Erde Geh' ich des Morgens aus; Mit heuchelnder Geberde Tret' ich in's Kaffeehaus, Trink' Wasser dort mit Zucker Und werbe Fromme an: Kein Mensch ahnt, was ein Mucker Zu Hause saufen kann! Zu hohem Zins verleih' ich, Was ich beim Muckern spar', Und meine Seele weih' ich Herrn Jesu immerdar, Und den Gewinn notir' ich Im frommen Liederheft, Auf diese Weise führ' ich In Frieden mein Geschäft. Des Abends im Theater Sitz' ich mit gierem Sinn, Und schmunzle wie ein Kater Nach jeder Tänzerin; Mit meinem Operngucker Schau' ich nach Wad' und Brust; Ach lieber Gott! ein Mucker Hat auch so seine Lust! Dann schleich' ich still zur Klause, Da, wo mich Niemand sieht, Und nach dem Abendschmause Sing' ich ein frommes Lied, Recht laut: von heil'ger Stätte, Von Jesu, Glanz und Thron! Daweile macht mein Bette Die kleine Köchin schon. Ich preise die Regierung, Ich finde Alles gut; Ich fluche der Verführung Durch jetz'ge Freiheitsbrut; So leb' ich armer Schlucker Ganz heiter, Gott sei Dank! Und das Geschäft als Mucker Treib' ich mein Lebenlang. Die Ruinen »Ach, wie ungemein poetisch Die Ruinen auf den Höhn!« Fräulein, Sie sind sehr ästhetisch; Ja, Ruinen, sie sind schön. Und das Fräulein, drob geschmeichelt. Fährt in der Extase fort, Während sie den Bulldog streichelt: »Wie poetisch ist es dort! Grüner Wald, das ew'ge Leben, Immer sprossend, immer jung! Und der greise Stein daneben: Träumende Erinnerung! Epheu schlingt sich um die Blöße, Will sie grün erhalten noch; O du Bild zerfallner Größe, Wie poetisch bist du doch!« Fräulein, Sie sind sehr ästhetisch, Sie empfinden schön und wahr, Und Sie sagen's so pathetisch, Daß es selber mir wird klar. Ja, ich sehe: auf den Höhen Sind nur noch Ruinen da! Wo die alten Zwinger stehen, Rauscht der Wald Hallelujah! In die Burgen der Tyrannen Drang der Geist zerstörend ein, Trieb die Räuberbrut von dannen, Warf hinunter Stein auf Stein. Heil'ger Geist, du ein'ge Dreiheit, Gott im Menschen, habe Dank! Auf den Bergen nur ist Freiheit! Nur im Thal herrscht noch der Zwang. Heiser schreien dort die Raben Um den Schutt der Tyrannei, Ihre Knochen sind begraben, Und der Geist, der Geist ist frei! Ja, mein Fräulein, Gottvertrauend Schau' ich auf die stolzen Höhn! Hochpoetisch, Herzerbauend Sind Ruinen, wunderschön! Wunderschön die düstern Mienen Durch das grüne Laubgewind! Doch das Schönste an Ruinen Ist, daß sie Ruinen sind. Punschlied Und wenn die Welt voll Teufel wär', Wir würden sie besiegen! Wir würden sie beim langen Schweif Und bei den Hörnern kriegen. Sie sollten unsre Sinne nun Und nimmermehr bethören; Wir schmeißen in die Hölle sie, Da, wo sie hingehören! Schlagt auf den Tisch mit derber Faust! Wer hier bei vollen Bowlen Nicht bis zum frühen Morgen haust, Den soll der Teufel holen! Und wenn sie voll Tyrannen wär', Wir ließen uns nicht schinden! Ein deutscher Bursche weiß sein Schwert Dem Herzen nah' zu finden. Dem freien Volke wollen wir, Nicht den Tyrannen schwören! Wir schmeißen in die Hölle sie, Da, wo sie hingehören! Ein deutscher Bursche liebt sein Schwert, Wie diese vollen Bowlen: Wer mit der Tyrannei verkehrt Den soll der Teufel holen! Und wenn sie voll Censoren wär', Wir wollten sie schon streichen! Da sie erröthen nicht vor Schaam, So sollten sie erbleichen! Wenn wir einst an's Censiren gehn, Das wird gewaltig stören! Wir schmeißen in die Hölle sie, Da, wo sie hingehören! Es hat sich kein Kameel verirrt Hier, zu den vollen Bowlen; Und wer von uns einst Censor wird, Den soll der Teufel holen! Und wenn die Welt voll Pfaffen wär', Wir wollten ihnen pred'gen! Schnell uns der Pietisterei, Papisterei entled'gen. Den Schwarzen mag die schwarze Zunft Bedrohen und bekehren! Wir schmeißen in die Hölle sie, Da, wo sie hingehören! Ein braver Bursch liebt seinen Gott, – Doch bei den vollen Bowlen! Wer ihn gebraucht zu Schand' und Spott, Den soll der Teufel holen! Und wenn die Welt wär' – mit Respekt! Voll rußischer Kosacken, Wir würden ihren zott'gen Bart Mit unsern Fäusten packen. Längst haben eine Picke wir Auf diese Knutenbären! Wir schmeißen in die Hölle sie, Da, wo sie hingehören! Wenn man nur die Kosaken nennt, So frieren schon die Bowlen! Das ganze Knutenregiment, Das soll der Teufel holen! Und wenn die Welt voll Teufel wär' In allerlei Gestalten, Als brave Bursche würden wir Fest aneinander halten. Für unsre Freiheit unser Blut! Die Losung soll uns frommen! Zur Hölle mit der ganzen Brut, Da, wo sie hergekommen! Für unsre Freiheit, unser Blut! Die Losung soll uns frommen! Zur Hölle mit der ganzen Brut, Da, wo sie hergekommen! Der deutsche Michel beim Fortschritt Immer langsam voran! Immer langsam voran, Daß der deutsche Michel nachkommen kann! Der Fortschritt, der nimmt auch gar kein End'; 'S ist als ob der liebe Gott die Polizei nicht kennt! Immer langsam voran! Immer langsam voran, Daß der deutsche Michel nachkommen kann! Mein Hintermann, das ist ein Literat, Der tritt mir bald die Hacken ab! Immer langsam voran! Immer langsam voran, Daß der deutsche Michel nachkommen kann! Für anderthalb Gulden löst' ich mir 'en Paß; Nun bin ich kein Sitzbube oder sonst so was. Immer langsam voran! Immer langsam voran, Daß der deutsche Michel nachkommen kann! Am Rhein, am Rhein, am freien, deutschen Rhein, Da soll die Censur ziemlich milde sein. Immer langsam voran! Immer langsam voran, Daß der deutsche Michel nachkommen kann. In Cottbus war neulich eine Revolution; Da hatten sie einen Sergeanten beim Kragen schon! Immer langsam voran! Immer langsam voran, Daß der deutsche Michel nachkommen kann. Heut sorg' ich nicht für's Völkerwohl, Sonst wird mir kalt mein Sauerkohl. Immer langsam voran! Immer langsam voran, Daß der deutsche Michel nachkommen kann. Von je ha'n die Fürsten unser Vaterland beglückt; Wär' nur das Volk nicht so sehr gedrückt! Immer langsam voran! Immer langsam voran, Daß der deutsche Michel nachkommen kann. In Grüneberg, da wächst ein herrlicher Wein! Nur schad', er soll ein Bischen sehr sauer sein. Immer langsam voran! Immer langsam voran, Daß der deutsche Michel nachkommen kann. Ich glaub' nicht, daß Amerika Republik bleibt, Weil die Preußische Zeitung dagegen schreibt. Immer langsam voran! Immer langsam voran, Daß der deutsche Michel nachkommen kann. Na, Gottlieb, nur keine Constitution! Das Unglück sehn wir an Frankreich schon. Immer langsam voran! Immer langsam voran, Daß der deutsche Michel nachkommen kann. Da ist kein Minister den Kammern nicht recht: Bei uns bleiben sie, sind sie noch so schlecht. Immer langsam voran! Immer langsam voran, Daß der deutsche Michel nachkommen kann. Meinen Schwager, den haß' ich seit Jahren schon, Der bekennt sich zu einer andern Confession! Immer langsam voran! Immer langsam voran, Daß der deutsche Michel nachkommen kann. In Sachsen die Regierung viel Gutes thut, Und die preuß'sche Regierung ist auch sehr gut. Immer langsam voran! Immer langsam voran, Daß der deutsche Michel nachkommen kann. Seitdem unser Reich die Preßfreiheit verlor, Schreiben wir uns Alles hinter's Ohr. Immer langsam voran! Immer langsam voran, Daß der deutsche Michel nachkommen kann. Kaiser Franz hinterließ dem Kronprinz kein Geld, Weil der das Geschäft in Händen hält. Immer langsam voran! Immer langsam voran, Daß der deutsche Michel nachkommen kann. In Oestreich, da wählen sie sehr passend die Livrei: Da ist eine gräuliche Polizei. Immer langsam voran! Immer langsam voran, Daß der deutsche Michel nachkommen kann. Da ist das Leben auch gar nicht genant, Da lassen sich die Vornehmsten drücken die Hand. Immer langsam voran! Immer langsam voran, Daß der deutsche Michel nachkommen kann. Im Volkstone spricht da Jung und Alt; Selbst der Metternich und der Kaiser sagen: Halt! Immer langsam voran! Immer langsam voran, Daß der deutsche Michel nachkommen kann. Die Demagogen, die sind nicht recht klug; Die Festungen sind ja schon voll genug! Immer langsam voran! Immer langsam voran, Daß der deutsche Michel nachkommen kann. Im Ausland laß' ich mich bloß Herr titulirn, Daß sie in mir den Deutschen nicht gleich spürn. Immer langsam voran! Immer langsam voran, Daß der deutsche Michel nachkommen kann. Wenn wir die Steuern nicht mehr zahl'n, So könn'n wir uns einen König mal'n! Immer langsam voran! Immer langsam voran, Daß der deutsche Michel nachkommen kann. Mein Junge, der muß mir Alles studirn, Sollt er dabei den Verstand auch verliern! Immer langsam voran! Immer langsam voran, Daß der deutsche Michel nachkommen kann. Es freut mich, daß Allerhöchstihre Majestät, Der König beim Fortschritt mit uns geht! Immer langsam voran! Immer langsam voran, Daß der deutsche Michel nachkommen kann. Denn wenn ein König uns nicht commandirt, Dann werden wir nicht gehörig angeführt. Immer langsam voran! Immer langsam voran, Daß der Michel beim Fortschritt nachkommen kann! Die Geschichtlinge Was forscht ihr nur und grübelt und klaubt, Ihr dummen, gelehrten Wichte! Was uns früher Allergnädigst erlaubt Im Königsstaub der Geschichte? Wir wollen die Gnaden auf Eselsfell nicht! Wir sind auch den Todten nicht Knechte! Wir wollen, was uns der Himmel zuspricht: Unsere ewigen, göttlichen Rechte! Und wäre von Moses Zeiten auch her Ein Despotenlauf die Geschichte, Wir wollten doch keine Despoten mehr, Ihr dummen, gelehrten Wichte! Wir können uns selber regieren schon, Denn wir sind Männer, nicht Kinder! Wir sind gescheidter als der ganze Thron Mit seinem erblichen Sünder. Und stände vom freien Gedanken Nichts In der langen Herrschergeschichte; Wär's finster gewesen vom Tage des Lichts, Ihr dummen, gelehrten Wichte: Wir wollten doch den Gedanken frei! Wir wollen's, die Herren auf Erden! Mit den alten Freiheiten ist's vorbei; Die Freiheit! die muß uns werden. Wir hängen uns selber nun und nie Am Weltgericht der Geschichte! – Denn wir hassen auch ihre Despotie, Ihr dummen, gelehrten Wichte! Und wenn die vergilbten Blätter und Roll'n Unser Fordern historisch verwürfen: Wir wollen darum doch, was wir woll'n! Nicht, was wir wollen dürfen! Drum forscht nicht länger und grübelt und klaubt, Ihr dummen, gelehrten Wichte! Was uns früher Allergnädigst erlaubt Im Königsstaub der Geschichte. Wir wollen die Gnaden auf Eselsfell nicht! Wir sind auch den Todten nicht Knechte! Wir wollen, was uns der Himmel zuspricht: Unsere ewigen, göttlichen Rechte! Variationen zum Leierkasten Guter Mond, du gehst so stille Ueber Deutschlands Fluren hin Vetter Michel rückt die Spille, Greift sein Weibchen unter's Kinn; Nimmt das Amtsblatt, streckt die Glieder Und spricht gähnend: 's ist schon Zehn Morgen kochst du Klöße wieder; Laß' uns jetzt zu Bette gehn. Guter Mond, du gehst so stille Ueber Deutschlands Fluren hin! Doctor Bos legt ab die Brille, Denkt des Tages Hochgewinn; Einer Ode von Horazen Gab er neuen Commentar; Froh bringt er, nach den Strapatzen, Morpheus nun sein Opfer dar. Guter Mond, du gehst so stille Ueber Deutschlands Fluren hin! Vor der alten Hauspostille Sitzt die fromme Kupplerin; Von Theater-Liebsgeschichtchen Kehret heim der Intendant; Drüben ist das Dreierlichtchen Beim Studenten abgebrannt. Guter Mond, du gehst so stille Ueber Deutschlands Fluren hin! Des Ministers letzter Wille Zeugt von höchst loyalem Sinn: Hundert Schriften sind verboten, Sagt das neue Abendblatt; Auch find't künftighin bei Todten Nur censirtes Reden Statt. Guter Mond, du gehst so stille Ueber Deutschlands Fluren hin! Seine Durchlaucht liest Pasquille Auf Höchst Ihre Buhlerin; Dafür macht er null und nichtig, Was die Stände woll'n und thun; Denkt noch der Parade flüchtig, Und geruhet dann zu ruhn. Guter Mond, du gehst sehr stille Ueber's stille Deutschland hin! Zirpen hört man schon die Grille; Stumm ist jeder Lebenssinn. Selbst die Orgeltöne rasten, Weil ihr Herr nicht drehen will, Und der deutsche Leierkasten Steht auf ein'ge Stunden still. Usus est Tyrannus! Ja, eben weil Du ein Tyrann, Du alter Adel: Brauch, Drum achtet dich kein freier Mann, Drum hassen wir dich auch! Drum ist aus deiner Despotie Kraft und Schönheit verbannt; Drum hat noch nimmer ein Genie Bestrahlt dein traurig Land! Drum ist das Höchste uns der Geist, Die Freiheit und die Kunst, Drum Alles, was dein Hof anpreist, Nur eitel Trug und Dunst! Geborner Größe lachen wir Drum höhnisch in's Gesicht; Drum beugt der Edle sich vor dir Und deinen Vettern nicht! Ja, eben weil Du ein Tyrann, Du alter Adel: Brauch, Drum achtet dich kein freier Mann, Drum hassen wir dich auch! Drum sind uns Sterne, Orden, Gold Beweise nie des Werth's; Doch ist das arme Volk uns hold, Schlägt stolzer unser Herz! Drum schaun am Strick' nicht, im Ornat Die größten Schurken wir; Drum schimpfen wir, wie's Luther that, Was sich beschimpft in dir! Drum lachen wir, wenn über uns Dein Orden Wehe! schreit: Wir fragen nicht nach Hinz und Kunz, Wenn uns ein Gott gebeut! Ja, eben weil du ein Tyrann, Du alter Adel: Brauch, Drum achtet Dich kein freier Mann, Drum hassen wir dich auch! Gelobt sei Gott, schon wankt dein Thron! Dich schützt kein Adel mehr! Mit Dolchen gehn die Geister schon An deinem Schloß' umher. St! Die Zwitter und die Zitterer, Die zischelten zusammen, Ob's schon zur Zeit sei, die Censur Aus Deutschland zu verdammen. Der Erste sagt', es müsse gehn; Der Zweite sprach: es macht sich; Der Dritte setzt die Brille auf Und hat erst noch bedacht sich. Die Zwitter und die Zitterer Sie disputirten leise; Sie schloßen Thür und Fenster zu, Und das war äußerst weise. Der Vierte sprach: seid nicht zu schnell! Hübsch vorsichtig, ihr Leutchen! Es ist noch manches Hinderniß Für solch Ziel zu beseit'gen! Da dachten gleich die Zwitter nach Den letzten Interdicten; Die Zitt'rer aber sahen sich Bedenklich an und nickten. Der Fünfte sprach: 's ist noch nicht Zeit; Die Fürsten sind dagegen! Die beiden Letzten wollten sich Die Sach' noch überlegen. Sie zankten leis' und zischelten, Die Zitt'rer und die Zwitter; Sie sahen scheu und duckten sich Wie Schafe beim Gewitter. Ein Secretair, der räuspert' sich: Da fuhr'n sie auseinander; Sie hatten einen Schreck gekriegt, Und zitterten selbander. Die Zwitter und die Zitterer, Sie schwiegen nicht sehr lange; Doch ward bei dem Politisirn Den Meisten angst und bange. Sie zischelten und zankten leis', Auf daß es Niemand höre; Ob die Gedankenfreiheit jetzt Schon einzuführen wäre. Alle wie Einer! Der Schneider, wenn er solo ist, Ist er sehr liberal; Da bügelt er Minister auf Mit seinem heißen Stahl; Da denkt er bei dem Fürstenrock: Ach stecktest du darein! Durch diese Bürste solltest du Sehr bald bekehret sein! Drauf Neununddreißig Lappen flickt Zusammen er aus Spaß; Hängt's seinem Buben um und ruft: Welch ein Hanswurst ist Das! Heididel, didel, dumm, dumm, dumm! So thut er nur allein! Doch bücken sie sich krumm, krumm, krumm, Wenn sie beisammen sein. Der Schuster, hat er doppelt Pech, Denkt auch nicht legitim; Ach, ruft er, deutsche Tyrannei, Hätt' ich dich vor dem Pfriem! Was ich bezweckte, wüßt' ich wohl: Ich bohrt ihn Dir in's Herz! Durch diese Leistung heilte ich Das Vaterland vom Schmerz. Ein Schuster, der vom Stillstand hört, Wichst giftig seinen Drath; Bei ihm muß Alles Fortschritt sein, Sonst wird er desperat. Heididel, didel, dumm, dumm, dumm! So thut er nur allein! Doch bücken sie sich krumm krumm, krumm, Wenn sie beisammen sein. Der Hufschmid, hat er Vollblut vor, Juckt's ihn schon in der Hand; Ja, hätt' ich deinen Adel so, Mein armes Vaterland! Mit meiner derben Schmiedefaust Faßt' ich ihn bei dem Schopf', Und zöge seinen Nagel ihm Aus seinem leeren Kopf. Drauf riß sein großes Maul ich auf Und packte seine Bein': Wind hat er stets gemacht, nun soll Mein Blasebalg er sein! Heididel, didel, dumm, dumm, dumm! So thut er nur allein! Doch bücken sie sich krumm, krumm, krumm, Wenn sie beisammen sein. Der Tischler, hämmert er am Sarg, Denkt an die Bundesnacht; Die hat ja unsre Freiheit auch In einen Sarg gebracht. Wär' dieses schwarze Bett für dich! Vier Bretter braucht' ich nur; Denn eins vor'm Kopfe hast du schon, Du Fürsten-Kreatur! Geschlagen hast du stets für uns; Noch nie für dich geruht! – Drum ungehobelt, ohne Maaß Ist gegen dich die Wuth! Heididel, didel, dumm, dumm, dumm! So denkt er nur allein! Doch bücken sie sich krumm, krumm, krumm, Wenn sie beisammen sein. Der Seiler an dem Festungswall Beklagt auch sein Geschick; Gern drehte er der Tyrannei Als Halsband seinen Strick. Die Demagogen, eingesperrt Dort oben, jammern ihn; Mit Freuden gäb' er's längste Seil Den Edlen zum Entfliehn! Sie haben, denkt er, nur gewollt, Was uns versprochen ward; Doch ist, sein Wort zu halten, nur Der Ehrenmänner Art! Heididel, didel, dumm, dumm, dumm! So denkt er nur allein! Doch bücken sie sich krumm, krumm, krumm, Wenn sie beisammen sein! Der Setzer, der die Zeitung setzt, Treibt auch Allotria: Spricht man vom deutschen Bundestag, Nimmt er für's B ein H. Von großen Mächten liest er wohl, Doch macht er Nächte draus; Aus Metternich wird Mitternacht, Aus Czaaren-Czäärenhaus! Aus Redaktion wird Reaction Des offiziellen Blatt's; So drückt' er seine Meinung aus, Blos durch den falschen Satz. Heididel, didel, dumm, dumm, dumm! So thut er nur allein! Doch bücken sie sich krumm, krumm, krumm, Wenn sie beisammen sein! Dem Bauer, wenn das Land er pflügt, Fällt manche Thräne drauf: Mir buckeln sie für meinen Schweiß Die meisten Lasten auf! Hätt' ich nur die Regierungsherrn Wie dieses lange Gras! Ich mähte sie; für's liebe Vieh Wär' eine Freude das! Dann dienten später sie dem Land Als ordentlicher Mist; Dann ständ' es besser um Uns All', Als wie's anjetzo ist! Heididel, didel, dumm, dumm, dumm! So denkt er nur allein! Doch bücken sie sich krumm, krumm, krumm, Wenn sie beisammen sein! Ei, lieber Deutscher, merke dir's, Ein weiser Rechner spricht's: Stark sind die Menschen im Verein; Der Einzelne kann Nichts! Ein Tropfen ist dein Wille nur, Du selber bist ein Tropf: Doch mächtig seid ihr wie das Meer, Schaart ihr euch Kopf an Kopf. – Was ihr dann wollt, das ist geschehn, Dann seid ihr froh und frei; Dann ist es mit der ganzen Noth Des Vaterlands vorbei! Heidideldomm! Juchheissassa! Dann ist die Noth vorbei! Juchheissa, heissa, Hopssassa! Dann sind wir froh und frei! Der gelehrte Kater Ein Kater sitzt vor'm dicken Buch Die Brille auf der Nase; Man sieht's, er denkt gewaltig klug Ob einer dunklen Phrase. Er zieht die Stirne kraus und krumm, Legt sie in hundert Falten; Es geht ihm Viel im Kopf herum, Denn er studirt die Alten. Die schönsten Frauchen schleichen dort Am stillen Schornsteinplatze; Wie sie miauen fort und fort: Er liebt nicht eine Katze! Lieb', Freundschaft, Schönheit prallen ab Von seiner Brust, der kalten; Sein Inn'res ist ein weites Grab, Drinn spucken nur die Alten. Er wäscht sich nicht, er kämmt sich nicht; Er bleibt in seinem Schmutze: Was scheert mich mein gemein Gesicht, Wenn ich die Seele putze! So schnurrt den Muhmen er Bescheid, Die ihren Vetter schalten: Was brauch' ich eure Sauberkeit Im Schattenreich der Alten! Komm' mit! sagt ihm sein Kamerad, Hier nebenan im Häuschen, Da schmausen wir ganz delicat, Da gibt's die fett'sten Mäuschen! Der Kater wirft zwar einen Blick Durch seines Bodens Spalten, Doch zieht er sich sogleich zurück Und hungert bei den Alten. Der König seines Vaterlands, Das ist ein arger Sünder; Die Bürger all' des Katerlands Sie schreien wie die Kinder. Das ganze Reich ist voll Miaus Ob des Tyrannen Walten: Der Kater macht sich gar Nichts draus, Denn er ist bei den Alten. Die Feinde dringen in das Land, Die großen Metzgerhunde; Von jeder Mauer, jeder Wand Hört man die Schreckenskunde; Man zieht die Krallen vor, um Wauwauer abzuhalten! Nur Einer, das gelehrte Vieh, Bleibt ruhig bei den Alten. Im ganzen Reiche rundherum Murrt man von ihm am Schlimmsten; So manchen Kater nennt man dumm, Doch ihn den Allerdümmsten: Er lachte, sang und liebte nie, Wenn wir die Lust umkrallten; So laßt denn das gelehrte Vieh Verfaulen bei den Alten! Er starb. Kein Kater, keine Katz' Hat kläglich drob miauet; Im Gegentheil: sein Studienplatz Ward ekelhaft besauet. Sein Wissen, das mit ihm verscharrt, Schrien sie, er mag's behalten! Wir leben in der Gegenwart Und schnurren auf die Alten! Der cosmopolitische Nachtwächter Wächter! Wächter!! wird er hören? Ist er nicht mehr in den Gassen? Hat er uns mit seinem Horne Und dem scharfen Spieß verlassen? Jetzt, wo noch die Diebe schleichen, Hätt' er sich davon gemacht? Sah' er schon den Tag der Freiheit Mitten in der trüben Nacht? Wächter! Wächter!! Sicher schläft er, Wie's die Wächter alle pflegen; Weil ich ihn so liebte, weck' ich Den blasirten Freund, den trägen. Feuer! Feuer! Wächter helfe! Stoße wieder in Dein Horn! Bläst du nicht, so wird man glauben, Daß Dir zwei gewachsen vorn! Champagnerlied Und laßt mir ja den Stöpsel knallen, Wenn ihr der Erde Nektar trinkt! Wie unser Jubel muß es schallen, Wenn von dem Geist die Fessel springt. Der Liebe Born, der Freiheit Born, Er schäumt wie unser edle Zorn! Champagnerlust, Champagnersang! Dem Alten droben unsern Dank! Hinunter, rasch hinunter, Das Herz wird schon so munter! Hinunter edles Musengold, Hinunter süßer Sängersold, So feurig, lieblich und so hold, Du Stern, wenn böser Donner rollt, Und Alles, Alles, was ihr wollt! Hinunter, hinunter! Das Herz ist schon so munter. Er zischt, wie unsere Feinde zischen, Wenn uns die freie Göttin winkt, Und aus dem Quell, dem immerfrischen, Begeisterung die Seele trinkt. O blühend, blühend Zauberreich! Hier ist der Mensch dem Menschen gleich! Champagnerlust, Champagnersang! Wir achten keinen Ruhm und Rang! Hinunter, rasch hinunter, Im Kopfe wird es bunter! Hinunter edles Musengold, Hinunter süßer Sängersold, So feurig, lieblich und so hold, Du Stern, wenn böser Donner rollt, Und Alles, Alles, was ihr wollt! Hinunter, hinunter! Im Kopf' wird's immer bunter. Sprengt eine neue Fessel wieder, Das ist die höchste Erdenlust! Es perlt der Wein wie süße Lieder Aus unsrer wonnevollen Brust. Nun giebt es keinen Herrscher mehr! Nun blüht die weite Welt umher! Champagnerlust, Champagnersang, Nun sind wir Alle frei und frank! Hinunter, rasch hinunter, Den höchsten Stöpsel 'runter! Hinunter edles Musengold, Hinunter süßer Sängersold, So feurig, lieblich und so hold, Du Stern, wenn böser Donner rollt, Und Alles, Alles, was ihr wollt, Hinunter, hinunter! Den höchsten Stöpsel 'runter! Das Mährchen vom Geist Den verdammten Kerl, den Geist, Müssen wir doch kriegen, Daß dem Demagogen nicht Wir noch unterliegen! Zehn Mal Hunderttausend Mann! Auf, Soldaten, drauf und dran! Ladet die Gewehre, Rettet unsre Ehre! Und sie schießen wuthentbrannt Selbst sich todt, die Blinden; Sie vernichten Stadt und Land: Geist – ist nicht zu finden. Das hier ist die letzte Stadt, Hier müßt ihr ihn fassen! Seht! verwegen hüpft er dort Munter durch die Gassen. Polizei, entwickle dich! Du ergreifst ihn sicherlich! Ist er dein geworden, Schmücke dich ein Orden. Geist schaut dort, im letzten Haus, Aus dem Erkerstübchen, Lachet die Spione aus Und schabt ihnen Rübchen. Jetzt entwischt er uns nicht mehr, Jetzt ist er gefangen! Morgen soll der Bösewicht Schon am Galgen hangen. Schnell die Stufen hier hinauf! Hurtig, sprengt die Thüre auf! Greift den Kerl, da sitzt er! Aus den Augen blitzt er! Geist schlüpft in ein kleines Buch, Deckt sich zu mit Lettern; Sicher ist er da genug, Wie sie spähn und blättern. Schließt das Buch und bindet's zu! Ohne zu bekennen Soll er auf dem Markt sogleich Mit dem Buch verbrennen! Richtet mir den Holzstoß her! Auf, Soldaten, in's Gewehr! Lodert, lodert, Flammen! Gott soll ihn verdammen! Wundersame Melodien Hört die stumme Menge, Und in alle Herzen ziehn Jene Zauberklänge. Plötzlich donnert's durch den Dampf Wie ein fern Gewitter; Lichtumflossen steigt empor Draus ein goldner Ritter. Auf, ihr Völker! ruft er laut, Auf zum Freiheitskriege! Wer dem ew'gen Geist vertraut, Den führt er zum Siege! Moral: Wie sie martern ihn und wie Trachten nach dem Leben: Gott der Herr wird nun und nie Seinen Geist aufgeben. Wir Wir singen unsre Lieder, so lang' das Schwert noch ruht; Mit Melodieen wecken wir unsrer Brüder Muth; Wir singen für die Freiheit, ob auch der Feind uns droht; Wir singen und wir sterben den schönen Liedertod. Gott hauchte uns das Leben der Lieder in die Brust; Lied werden unsre Schmerzen und Lied ist unsre Lust; So kämpfen wir und singen nach göttlichem Gebot: Wir singen und wir sterben den schönen Liedertod. Ein jeder Tropfen Blutes ein rosenrothes Lied, Das, aus dem eignen quellend, in alle Herzen zieht, So opfern wir das Leben für unser Aller Noth, Wir singen und wir sterben den schönen Liedertod. Und will's der Feind nich anders, so sind wir wohlbewehrt, So ziehen wir und schwingen für unser Wort das Schwert! Doch singen wir im Kampfe, daß rings Begeisterung loht. Wir singen und wir sterben den schönen Liedertod. Und wie die Lerchen jubeln entgegen wir dem Tag, Daß Sonne nicht mehr leuchtet auf unsres Volkes Schmach; Das letzte Lied der Freiheit! in ihrem Morgenroth, So singen wir und sterben den schönen Liedertod. In der Sternennacht Es glänzen golden die Welten, so viele Millionen! Unnennbar die Zahl der Wesen, die auf den Sternen wohnen! Kein menschlich Sinnen wagt es, das All zu überdenken, Noch des Allmächt'gen Größe, der's schaffen konnt und lenken! Und hier auf diesem Staubkorn, so jämmerlich, so klein! Auf diesem Königsneste so viele Noth und Pein!! Zertrümm're, Herr des Himmels, den einen kleinen Stern! Dein Sohn konnt' ihn nicht retten! verdorben ist sein Kern. Gib Deinen guten Engeln, Allmächtiger, ein Fest, Und stürz' vom Bau der Schöpfung dies alte Königsnest! Mein Dichten und Trachten Ich sehe keinen Frühling mehr, Bis daß die Freiheit blüht; Es duftet kein Rose mir, Bis jedes Herz ihr glüht. Ich höre keinen Vogelsang Als meiner Dichter Wort; Mich trägt kein Strom mehr als der Tag Zum Weltenmeere fort. Ich schaue keine Steinenpracht Als Herrscherstolz und Zwang; Ich habe keine Hoffnung mehr Als ihren Untergang. Die eine Sonne, die mir glänzt, Ist meines Volkes Geist, Und meine Kirche jede Brust, Die laut die Freiheit preist. Ich hasse alle Wissenschaft, Die einen Bauch sich frißt; Ich achte keinen Helden mehr, Der's seinem Herrscher ist. Ich habe keine Liebe mehr, Die um ein Küßchen minnt; Mein Vaterland ist meine Braut, Die schon zur Hochzeit spinnt! Die Wahrheit ist mein heil'ger Geist, Mein Gott und Seelenhirt! Ich habe keinen Glauben mehr, Als daß es besser wird. Volkshymne Mel. God save the King. Heil Dir im Sternenglanz, Heil Dir im Blüthenkranz, Heil, Freiheit, Dir! Du, aller Völker Glück, Wende den milden Blick Auf unser Vaterland! Heil, Freiheit, Dir! Wie tönt Dein Name schön! Als ob zu Himmelshöhn Schwebt unser Geist. Freiheit! Du süßes Wort, Töne von Ort zu Ort, Bis Deine Melodie Den Winter schmelzt. Leben ist Leben nicht, Wo nicht Dein rosig Licht Alles umfließt; Menschen sind Menschen nur, Ringt aus der Creatur Liebend die Seele sich, Freiheit, zu Dir! Geist, Muth und Kraft erglüht, Schönheit und Tugend blüht An Deinem Thron! Stolzer schlägt jedes Herz, Kleiner wird jeder Schmerz, Es fühlt der Aermste sich Glücklich in Dir! Heil Dir im Blüthenkranz, Heil Dir im Sternenglanz, Heil, Freiheit, Dir! O Himmels-Königin, Laß' Deinen Heiland ziehn Segnend durch's deutsche Land! Heil, Freiheit, Dir!