Armes Bayern! Wohl in jedem deutschen Lande Steht noch eines Sängers Haus, Singend seines Volkes Schande Fliegen seine Lieder aus, Und es theilen alle Herzen Sangbegeistert seine Schmerzen Nur; so viel in Dir auch leiern, Du bist öde, kalt und leer! Armes Bayern, armes Bayern, Du hast keinen Dichter mehr! Wohl schaut man von Deinen Bergen In ein blühend Gartenland; Doch von Deines Königs Schergen Sind die Sänger draus verbannt! Prangst Du auch in grünem Kleide, Steckst du doch in tiefem Leide, Denn nur von bezahlten Schreiern Tönt es widrig ringsumher! Armes Bayern, armes Bayern, Du hast keinen Dichter mehr! Aus dem kalten Steine baust Du Dir kein warmes Lebenshaus; Aus dem todten Steine haust Du Große Todte Dir nur aus; Leichen prangen dort in Galla In dem Grabmal der Walhalla! Aller Jugend, allem Neuern Droht dies stumme Geisterheer; Armes Bayern, armes Bayern, Du hast keinen Dichter mehr! Aus dem Fett der Mönche lodert Nicht die Flamme Deines Ruhms, Und Dein Christenthum vermodert In dem Sumpf des Pfaffenthums; Aller Lichtesfeinde Größter Baute die verfluchten Klöster, Daß sich Deinem Fluge bleiern Anhängt der Jesuiten-Heer! Armes Bayern, armes Bayern, Du hast keinen Dichter mehr! Weh! in deinen Kammern dreschen Schau' ich Deine Besten Stroh, In dem Hopfensaft erlöschen Jedes heiße Ach und O, Dumpfer werden Deine Geister, Deine Zwingherrn dreist und dreister! Vor dem Bild des allzutheuern Königs kniest Du seufzerschwer: Armes Bayern armes Bayern, Du hast keinen Dichter mehr! Ob sie Deinen Namen schreiben Mit Ipsilon oder J, Wirst Du doch bei solchem Treiben Deiner Ahnen würdig nie! Ob des röm'schen Knecht's Gemeinheit Schreit nach Deutschheit und nach Einheit, Hetzt er deutschen Geist, den freiern Doch mit seinem Mordgewehr: Armes Baiern, armes Baiern, Du hast keinen Dichter mehr! Mit den allerschönsten Typen, Auf dem saubersten Papier. Reich versehn mit Participen Gab dein König Ludwig Dir In die fleh'nd gestreckten Hände Seiner Dichtungen drei Bände; Für Sechs Gulden ein'ge Dreiern Gab sie Allerhöchstselbst – Er! Armes Baiern, armes Baiern, Du hast keinen Dichter mehr!