5. Der Hahn und die Hausmagd Ein Hahn stand auf dem Mist, und scharrte tief, und fand, Statt eines Gerstenkorns, den schönsten Diamant! Ei! wärst du, sprach der Hahn, ein Gerstenkorn gewesen! Und wetzte seinen Rittersporn, Und warf den schönen Stein weit von sich weg, im Zorn! Die Hausmagd, fegend mit dem Besen, Sah um sich, sah den Wurf, hob auf den schönen Stein, Und: schönen Dank, Herr Hahn! sprach sie, sie sollen leben! Dafür, daß sie den Stein mir zum Geschenk gegeben, Will ich, Herr Hahn! einmal zu ihren Diensten sein! Die Köchin, die das Messer schleifen Und, eine Mörderin, an ihnen sich vergreifen Mit ihrem Messer will, die hats mit mir zu thun! Sie, mein Herr Hahn, sie selbst, und auch ihr liebstes Huhn, Sie beide sollen nicht grausamen Todes sterben! Und sterb' einst ich, dann sollen sie (Sie sind ein gutes Vieh!) Von mir ein schön Gefäß, gefüllt mit Gersten, erben! Der Hahn hört's alles, steht auf seinem Misthof, denkt: Das Ding hat sich gelenkt! Der Stein enthielt den Grund von meinem längern Leben, Und ich, ich warf ihn weg! ich Dummkopf! hätt ich ihn Der Landesmutter zu Berlin, An ihre Krone, hingegeben: Wer weiß, was dann aus mir geworden wär! Allein, Wer glücklich ist, soll, glücklicher zu sein, Nicht wünschen; soll nichts mehr vom Schicksal sich erbitten! So denkt der weisre Hahn! So handelt und so spricht, In Häusern und in Hütten, Der klügre Mensch, und sieht sogleich das Große nicht, Das aus dem Kleinen quillt! An einer Spinne Faden Hängt der, der alles hängt, Und der, der alles lenkt, Gold, Kurhut, Majestät, und Excellenz und Gnaden!