Mein höchster Wunsch Ließ' ein hartes Mädchen mich Auch ein Jahr und länger schmachten, Ohn' auf meine Pein zu achten, Dennoch würde sicherlich Sie mich endlich wieder lieben, Oder – Stolz und Kälte trieben Weg von ihr, und heilten mich. Aber ach! Natur! nach dir Brennet Tag und Nacht vergebens Zwanzig Jahre meines Lebens Sehnsucht schon im Herzen mir. Läg' ich Armer nicht an Ketten; Himmel! meine Füße hätten Längst sich wund gesucht nach dir! Dennoch, wenn's auch länger währt, Will ich gern geduldig schmachten. Ach! dein kleinstes Werk betrachten, Ist allein des Kummers werth, Daß von deinen Meisterstücken, Die im Traum' mich oft entzücken, Dein Verlaßner nichts erfährt. Unbemerkt und unbekannt, Brod in einer Jägertasche, Milch in dieser Kürbisflasche, Diesen Stab in meiner Hand, Wollt' ich, gleich dem schönsten Weisen, 1 Froh die halbe Welt durchreisen, Bis ich fände, was er fand. Würde mir wohl so gemach Dieses Herz im Busen schlagen, Folgte gleich ein Küchenwagen, Und des Landes Gold mir nach? Aber auch der Spott der Ritter, Das Geheul verarmter Mütter, Und der Bauren leises Ach! Zwar es würde dann vor mir Sich kein Spiel am Thore rühren, Keine Wache präsentiren, Und kein Horn die Neubegier Der geschminkten bleichen Docken Haus für Haus ans Fenster locken, Um zu schaun das Wunderthier. Zwar der Gastwirth schösse nie Auf mich zu, gleich einem Blitze, Unterm Arm' die Sammetmütze, Und das Haupt gebückt aufs Knie, Um den Schlag an meinem Wagen Aufzureißen, und zu fragen: »Gnädger Herr! befehlen Sie?« Weder ein Heyduck noch Mohr Fragte je nach meinem Namen; Durch Lorgnetten sähn die Damen Nicht nach meiner Log' empor; Niemand bäte mich zum Schmause, Und vor meines Wirthes Hause Führen keine Kutschen vor. Die Gelehrten – o wie gern Wollt' ich, um ihr Herz zu werben, Wenigen nur Zeit verderben; Denn die Weisheit dieser Herrn Ist fast immer eitles Prahlen, Leeres Klappern mit den Schaalen! Denn wer sucht und schmeckt den Kern? Traurig würd' ich, o Natur! Meinen Stab nur weiter setzen, War' ich deiner Schwester Schätzen Irgendwo schon auf der Spur, Und mir fehlt' es dann an Golde! Denn die Kunst nicht, du, o Holde! Zeigst umsonst die deinen nur. Laß mich deine Schilderein Nur beschauen, und vor allen Erdefreuden, nach Gefallen, Deiner guten Menschen freun! Dann mag zu Florenz die schöne Venus Anadyomene Meinethalb verschlossen seyn! Fußnoten 1 Homer.