Abschiedslied an den Rhein Ha! laßt ihr jetzt den Rossen just die Zügel? Wo ist der Rhein? Verschwunden in das Thal? Halt! halt! ich will zu Fuß auf jenen Hügel. Es ist vielleicht das letztemal! Noch einmal reck' ich hoch auf meinen Zehen Den Hals empor, du königlicher Fluß! Du sollst noch selbst die Abschiedsthräne sehen, Die ich um dich vergießen muß. Um dich, der sanfter noch auf seinem Rücken, Und so getreu, als wie mein Roß, mich trug, Und runde grüne Wellen, meinen Blicken Zum Spiele nur! am Schiffe schlug. Um dich, der seines Mosts, (entquillt der Palme Gleich kaum ein Saft wie dieser, Männern süß,) Und seiner Mandeln, seiner fetten Salme, Mich ganz und gar vergessen ließ. Denn lieblicher als deine Frücht' und Reben, Sind meine Freunde, die an deinen Strand Der Hebe Finger für dieß Erdenleben Mit Traubenvollen Ranken band. Und dich, o Rhein! soll ich nicht wiedersehen? Und sie erst dann, wenn du vertrocknet bist, Und jeder Stern dort in den blauen Höhen, Ein kalter Schlackenklumpen ist? Doch warum sollst du schöner Strom, du Erde, Du Sternenhimmel, einstens untergehn? O nein! des Herzens Hoffnung sagt, ich werde Euch alle schöner wiedersehn. Dann überfliegt dich, Rhein! auf leichten Schwingen Der Schiffer, den dein Strudel jetzt verschlingt; Auch wird er dann allein nach Tugend ringen, So wie er jetzt nach Golde ringt. Dann wird kein Fürst uns mehr in Fesseln schlagen, Kein Vaterland und kein Geschlecht mehr seyn, Kein Trennen und kein Zählen mehr nach Tagen; Die ganze Schöpfung ist dann mein!