An den Genfer See (Zu Morges, den 12ten Juni 1781.) Mir ist so wohl an deinem Strande, Wie nie mir noch am Wasser war. O hätt' ich dich in meinem Lande, Du fesseltest mich immerdar. Und immer dich, du schöner Spiegel, Aus meinem Fenster anzuschaun, Wollt' ich ein Haus auf diesem Hügel, Wär's auch nur Eins von Rasen, baun. Erhabner sieht das Meer, von Zonen Zu Zonen wallend, freilich aus; Doch möcht' ich nicht am Meere wohnen, Und schenkt' ein Fürst mir dort ein Haus. Mich weckte jeder Sturm; ich stünde Die Nacht mit wilder Phantasei Am Strand', und im Geheul' der Winde Hört' ich der Wracke Hülfsgeschrei. Und könnte nichts, als um Verschonen Den Himmel flehen; retten nicht. – Ich mag an keinem Meere wohnen, Das Masten wie ein Rohr zerbricht. Doch säß' itzt neben mir Amande: Wer weiß, ob nach dem Harz zurück Ich kehrte! Fischt an deinem Strande Der Fischer nur, kein Dichter Glück?