An seine Tochter; damals in Carlsbad Im Namen ihrer beiden Canarienvögel. 1801. Kannst du, Mädchen! so schnell, die, die du liebtest, vergessen? Unser Leben und Tod kümmert dich weiter nicht mehr! So? das hätten wir nicht aus deinem Auge gelesen! Aber wir sehen, es trügt wie ein Kalenderprophet. Warum reichtest du sonst mit jedem Morgen uns Rübsen? Spültest mit eigener Hand unsere Gläser so rein? Warum achtetest du des nassen Grases im Garten Und der Marokinschuh', uns zu gefallen, nicht dann, Fiel es am Morgen dir ein, mit Hühnerschwalbe den Strickkorb Anzufüllen für uns, wenn auch die Mutter dich schalt, Und das Taschengeld kaum zu ein Paar Schuhen von Quingang Hoffnung übrig ließ? Redet das Sprichwort nicht wahr: Wohl aus dem Auge, wohl aus dem Sinne! denn hast du nur Einmal Unsrer in Briefen erwähnt? Einmal uns Arme gegrüßt? Aber wie zärtlich erkundigst du dich nach Bello 1 , dem Schmeichler? Weil er die Hände dir küßt, weil er dich immer umtanzt; Weil er, das Köpfchen gesenkt, den Rücken zur Sichel gekrümmet, Furchtsam näher sich schleicht, wenn er Verweise bekommt; Duldend, wenn du dich stellst, als könntest du gar ihn bestrafen, Sich zu Füßen dir legt, und, wie ein Todter, nicht rührt; Weil er necken sich läßt, mit immer höheren Sprüngen Zucker zu haschen, den du hurtig dem Springer entrückst. Darum bringen ihm nun die Posten Grüße auf Grüße, Darum empfiehlest du ihn wie ein verzogenes Kind. Aber so seyd ihr Mädchen! Ihr achtet den Sänger nicht länger Als er euch singt, und nur Schmeichler vergesset ihr nicht. Warte! Wir rächen uns einst, und singen willkommenen Freiern Eine Warnung ins Ohr, welche sie alle verscheucht. Fußnoten 1 Ein Bologneserhündchen.