An Herrn Schmidt, in Halderstadt 1770. Leb' wohl, mein Freund! ich werd' ein Eremite, Und zieh' in eine Siedelei, Wo von des Zwanges Fesseln frei, Ich meinen Stunden selbst gebiete. Die große Welt berauschte nur die Sinnen, Und ließ Gehirn und Herz mir leer; Die Prahlerin! was lehrt sie mehr, Als Muth, ihr selber zu entrinnen? Auch den muß man um hohen Preis erkaufen: Denn Zwang, den freie Seelen scheun, Und Langeweil' und Tändelein, Stehn unbemerkt in ihrem Haufen. Wie sehnt' ich mich, aus ihr hinweg zu schleichen, In meine süße Dunkelheit, Wo, mit gewohnter Freundlichkeit Die Musen mir die Laute reichen. Hier darf ich mich vor keinem Laster bücken, Hier rechnet mir kein stolzer Thor Die sechszehn klügern Ahnherrn vor, Um keck auf mich herab zu blicken. Hier schmiedet man mich nicht zu halben Tagen, Und ganze Nächt', am Spieltisch' an, Um, was doch nur die Muse kann, Mir meine Grillen zu verjagen. Hier faselt mir kein Held, der hinter Schanzen Schon zitterte, von Krieges List, Kein Mann, der selbst ein Prasser ist, Erbaut Systeme von Finanzen. Hier grübelt nicht die laurende Chikane Aus einem Scherze Hochverrath; Hier nagt am Lorbeer' guter That Kein Neid mit seinem Wolfeszahne. Hier wispert nicht, mit List, von Sitz zu Sitze, Die Schmähsucht, daß sie fressend Gift Auf jeden Namen, den es trifft, Aus ihrer Vipernzunge sprütze. Mein Bücherschrank, mein unbelauschtes Zimmer, Ist mein Gespräch und meine Welt: Mein Wunsch nach aller Größe fällt, Und Friede baut auf seine Trümmer. Weg mit den Tänzen und den Pfänderspielen, Und mit der Zeitverderberin, Der Kart'! Ist Weisheit nur Gewinn: So laß in ihrem Schatz' mich wühlen. Und ehe sollst du mich nicht wieder sehen, Als bis mein Geist die große Welt Für eine Puppenbude hält, Und ihre Riesen, für Pigmäen.