An den Tod Nach dem Absterben seiner Gattin. Wohl sollt' ich itzt nach dir mich heiser rufen! Dem Traurigen bist du ein Gut! Allein hinan des Lebens letzte Stufen! Denn dieß will größern Muth. Was schwerer ist, war immer meine Sache. Wie? dennoch wollt' ich schon hinab, Gleich einem Weib', auf meinem Thränenbache Mich schwemmen an das Grab? Und wollte – denn von ihrem Todesschlummer Sind beide sicher wieder wach! – Durch meinen bleichen, eingefallnen Kummer Erpressen noch ihr Ach? – Ist ihnen wohl: wer kann, als ich, sie stören? Im Fall' sie noch mich weinen sehn! Ha! kann mein Dulden ihre Ruhe mehren: So soll die Trauer gehn! Wir mußten einst, (doch schon so früh?) uns trennen! Wär' ich vorauf gegangen: ach! Wie hätten sie die Bürde schleppen können? Bin ich nicht fast zu schwach? Hier war es gut, dort, hoff' ich, ist es besser! Sie sind vom Sehen nun zum Schaun! Ich aber werde ruhig meine Schlösser Hier in die Luft noch baun. Mein Tagewerk ist noch nicht ganz geendet. Laß mich geschwind noch ab es thun, Um dreimal sanfter, wann ich's nun vollendet, In ihrem Schooß' zu ruhn. Dann führe mich, o Tod! durch dich verkläret Zum leichtern Geist', zu ihnen hin, Und wer mich liebt, frohlocke, daß gewähret Ich meines Wunsches bin!