Carlo Goldoni Der Diener zweier Herren (Il servitore di due padroni) Personen Personen. Pandolfo, ein Kaufmann. Rosaura, seine Tochter. Doktor Lombardi. Silvio, sein Sohn. Beatrice, unter dem Namen Federigo Rasponi. Florindo Aretusi. Tebaldo, Wirt. Blandina, Rosaurens Mädchen. Truffaldino, ein Bedienter. Zwei Aufwärter im Gasthofe. Zwei Träger. 1. Akt 1. Szene Erster Auftritt. Pandolfo, Doktor Lombardi, Tebaldo. Hier haben sie meine Hand – es bleibt dabei. Sie schlagen ein. Es bleibt dabei. – Heute Verlobung und morgen Hochzeit. Unser junges Volk ist so ineinander verliebt, daß sie uns gern die weitläufigen Vorbereitungen und Zeremonien schenken werden. – Sie sollen Zeuge sein, alter Krugvater! Viel Ehre! Man kann wohl sagen, hier hat der Himmel seine Hand im Spiele gehabt. Ohne den plötzlichen Tod des jungen Rasponi wären wir wohl nie Schwäger geworden. Accidit in puncto – Was? der junge Rasponi ist tot? Tot! – Er ist ermordet worden – in einer Gesellschaft wilder junger Leute – der Liebhaber seiner Schwester, den er nicht leiden konnte, war auch dabei. – Ich weiß die eigentliche Geschichte nicht; aber tot ist er. Der arme brave junge Mensch! Haben Sie ihn gekannt? Wie das Mutterfäßchen in meinem Keller. Ich habe vier Jahre in Turin gewirtschaftet, und er war mein täglicher Gast. Ich hab' auch seine Schwester gekannt, ein prächtiges Mädchen! nur zu männlich erzogen. Sie trieb alle Übungen ihres Bruders. – Wer hätte das denken sollen! Sie wird sich wohl trösten; des Bruders Tod macht sie zu einem sehr reichen, unabhängigen Mädchen. Aber daß wir nicht vergessen, warum ich Sie herbitten ließ. – Wir wollen das Hochzeitsmahl bei Ihnen einnehmen. Treffen Sie Anstalten! Nicht prächtig, aber gut. Lassen Sie mich machen! Der erste Gang soll so substantiös sein als der Bräutigam, und der zweite so delikat als die Braut. Der dritte wird – 2. Szene Zweiter Auftritt. Vorige, Blandina. Draußen ist der Bediente eines Fremden. Was will er? Er will es Ihnen durchaus selbst sagen. Es ist ein netter, spaßhafter Mensch. Nun, so laß den netten, spaßhaften Menschen hereinkommen. geht ab. Wahrscheinlich ein Reisender, der an mich adressiert ist. Bitte, mein Haus zu rekommandieren. 3. Szene Dritter Auftritt. Vorige, Truffaldino, Blandina. Übrigens hab' ich die Ehre, mit aller Hochachtung zu sein: Euer Wohledeln ergebenster Diener und Freund! Der Mensch beginnt seine Rede mit dem Schlusse eines Briefes. Was will Er? Kann ich vorher die Ehre haben, Sie um etwas zu fragen? O ja. Wer ist das artige, wohlerzogene, gutgenährte, rotbäckige, freundliche Mamsellchen? Was geht Ihn das an? Es ist meiner Tochter Mädchen. Ich wünsche Euer Wohledeln viel Freude an ihr! Zu Blandina. Und schätze mich glücklich, Sie kennen zu lernen. Ist der Mensch ein Narr! – Komm' Er zur Sache, Freund! Was will Er? wer ist Er? wer schickt Ihn? Gemach, mein Herr, gemach! Drei Fragen auf einmal, das ist zu viel für einen armen Teufel, wie ich bin. zum Doktor. Was ist das für ein Mensch? – gewiß keiner von den klügsten. Auch wohl nicht von den ehrlichsten. zu Blandina. Sind Sie eine Braut? Ach nein. Will Er bald sagen, wer Er ist; oder will Er seiner Wege gehen? Wenn Sie nichts anderes wissen wollen, als wer ich bin, so bin ich mit zwei Worten fertig. Ich bin der Diener meines Herrn. Zu Blandina. Wir wollen wieder auf unsere Sache kommen. wendet ihn zu sich. Wer zum Henker ist denn Sein Herr? Ein Fremder, der Sie besuchen will. Zu Blandina. Ich bin auch kein Bräutigam. wendet ihn zu sich. Will Er bald antworten? Wer ist Sein Herr? wie nennt er sich? was will er von mir? Nur sachte, Ihro Wohledeln. Es ist der Herr Federigo Rasponi aus Turin. Er läßt Sie grüßen. Er ist mit der Post gekommen. Er ist unten. Er hat mich zu Ihnen geschickt. Er will Ihnen seine Aufwartung machen. Er erwartet mich mit der Antwort. – Sind Sie nun zufrieden? Wollen Sie noch mehr wissen? Zu Blandina. Wir wollen wieder auf unsere Sache kommen. wendet ihn. Ist Er von Sinnen? Mensch! was schwatzt Er? Und wenn Sie wissen wollen, wer ich bin? – mein Name ist Truffaldino Battacchio aus Bergamo. Zu Blandina. Wir wollen vom Heiraten sprechen. wendet ihn. Wer Er ist, weiß ich – Er ist ein Narr. – Aber noch einmal – wer ist Sein Herr? ich fürchte, unrecht verstanden zu haben. für sich. Der arme Mann hört nicht gut. Schreiend. Mein Patron ist der Herr Rasponi von Turin. Er ist toll oder besoffen. Herr Rasponi ist tot. Er ist tot? Ja, tot. Tot, tot. für sich. Was, mein Herr soll tot sein, und ich hab' ihn doch unten lebendig verlassen. Laut. Mit Erlaubnis – Will Er sonst nichts? Wenn er tot ist, so ist nichts mehr nötig. Beiseite. Ich muß sehen, ob es wahr ist. Geht ab. Wofür soll man den Menschen halten? Für einen Spitzbuben oder Narren? Für einen Spitzbuben. Für etwas von beiden. Und ich sage, es ist ein netter Spaßvogel. Aber ich muß doch dem jungen Brautpaare die Neuigkeit melden. Läuft ab. Wenn's wahr wäre, daß er lebte! 4. Szene Vierter Auftritt. Vorige, Truffaldino kommt zurück. Ich wundere mich über Sie, meine Herren! so geht man nicht mit armen Leuten um! so muß man nicht Fremde zum besten haben! Das vergeb' ich Ihnen in acht Tagen nicht. Nun, Erznarr, was hat man Ihm denn getan? Mir zu sagen, daß Herr Rasponi tot sei! Und wieso? Und wieso? Er ist unten, gesund, lustig und munter. Er will Sie besuchen, wenn Sie's erlauben wollen. Der Herr Federigo? Der Herr Federigo. Rasponi? Rasponi. Von Turin? Von Turin. Ins Tollhaus mit Ihm! marsch! Potz Henker! soll ich mich einen Narren schelten lassen. Er ist da, und ist lebendig, und ist kein Geist, das kann der Rippenstoß bezeugen, den er mir eben gab. So laßt ihn doch heraufkommen, diesen vom Tode Erstandenen. Daß er tot gewesen und wieder auferstanden ist, das kann sein. Aber jetzt lebt er, Sie sollen ihn mit Ihren Augen sehen. Ich will ihm gleich sagen, daß er kommen soll. Und hernach werden Sie sich schämen, daß Sie so mit einem ehrlichen Manne aus Bergamo umgegangen sind. Geht ab. Dahinter steckt ein Betrug! Mir wird warm bei der Sache. – Ich habe nichts Gerichtliches über den Todesfall; bloße Nachrichten von meinen Korrespondenten. 5. Szene Fünfter Auftritt. Vorige, Beatrice in Mannskleidern. Mein Herr Pandolfo! Ihre verbindlichen Briefe und diese Aufnahme sind schwer zu vereinigen. Ich lasse um Erlaubnis bitten, Ihnen aufzuwarten, und – Ich bitte um Verzeihung – sehr um Verzeihung! – Aber wer sind Sie, mein Herr? Federigo Rasponi von Turin, Ihnen zu dienen. Alle erstaunen. für sich. Was seh' ich? es ist Beatrice, Rasponis Schwester. Sie sehen unser Erstaunen! – Man hält Sie für tot und begraben, und – Ich weiß, daß man das glaubt. Aber dem Himmel sei Dank, ich ward nur verwundet; und kaum genesen, eilte ich hierher, mein Versprechen zu erfüllen. Ich weiß nicht, was ich sagen soll! – Sie haben ein ehrliches Gesicht – und ich habe sichere Briefe, daß Herr Rasponi tot ist – daher – wenn nicht klare Beweise – Nicht mehr wie billig. – Hier sind vier Briefe von Ihren Korrespondenten; einer davon ist von dem Vorsteher unserer Bank – Sie kennen die Hand; überzeugen Sie sich. liest heimlich mit dem Doktor. Signor Rasponi! erlauben Sie, Ihnen zu Ihrer Wiedergenesung Glück zu wünschen! Was seh' ich! Sind Sie nicht – Tebaldo, und Ihr ergebenster Diener! leise. Ums Himmels willen! verraten Sie mich nicht; diese Börse hat Zwillingsbrüder. Sie steckt ihm einen Beutel zu. leise. Also Drillinge? gehorsamer Diener! Laut. Ich freue mich herzlich, daß das Gerücht falsch ist, und daß ich Sie so wiedersehe. Ich bin hier Wirt vom »Goldenen Pfau«; wollen Sie bei mir abtreten, so steh' ich für die beste Bedienung. Wo kann ich besser als bei Ihnen aufgehoben sein. Mein Koffer ist noch auf dem Posthause. Lieber Herr und Freund! es ist gewiß, daß Herr Rasponi mir diese Briefe übergeben sollte; und da Sie sie mir übergeben, sollten Sie eigentlich Herr Rasponi sein. Nego consequentiam. Wenn Sie noch Zweifel haben, so ist hier Herr Tebaldo, auf dessen Zeugnis ich mich berufe. Ich hafte mit Haus und Hof, daß dieser Herr sich Rasponi nennt, und es ist. Für sich. Eine einzige Lüge für einen Beutel Dukaten! gut bezahlt. Ha, nun sind alle meine Zweifel verschwunden, und ich heiße Sie von Herzen willkommen im Lande der Lebendigen und in meinem Hause! Was sagen Sie dazu, Herr Schwager in Hoffnung? Ich sage, daß es sehr unglücklich ist, daß die Toten aus den Gräbern steigen, um unsere Verwandtschaft zu hindern. 6. Szene Sechster Auftritt. Vorige, Silvio, Rosaura. Was schwatzt uns die närrische Blandine für Possen vor, lieber Vater? Keine Possen, mein Kind! Accidit in puncto! – Dies ist also meine Bestimmte? Mademoiselle! möchte doch die Einwilligung unserer Familien mich auch in Ihren Augen meines Glückes würdig machen. Ja, Signor – Nein, Signor – Ich – Wieder ein besonderer Empfang! – Sie ist ein bißchen zimperlich – das wird sich wohl geben, sobald sie genauer mit Ihnen bekannt wird. Ich hoffe es. Dieser Herr ist vermutlich ein Verwandter – – verlegen. Ja, er ist mein Vetter. Nein, nein, kein Vetter, sondern der Bräutigam dieser Dame. leise. So recht! behaupte deine Ansprüche, aber übereil' dich nicht. Bräutigam? und was bin ich? Auf die Nachricht von Ihrem Tode versprach ich meine Tochter dem Herrn Silvio; aber da Sie nicht tot sind, so haben Sie das erste Recht auf sie, und ich halte Ihnen Wort. Herr Rasponi wird keine Dame heiraten, die ihr Herz einem anderen schenkte. Ich bin nicht eigensinnig, ich werde sie trotzdem nehmen. für sich. Das ist ein Mann nach der Mode, o weh! Hierauf habe ich Ihnen zu sagen: Wer Rosaura besitzen will, muß mich vorher mit dem Degen befriedigen. – Sie werden nicht immer wieder lebendig werden. Geht ab. Und wir, Herr Schwager in Hoffnung, werden uns auch sprechen. Rosaura muß meinen Sohn heiraten. Die Gesetze sagen: Prior in tempore, potior in iure. Geht ab. Und was sagen Sie, schöne Rosaura? Ich sage, daß Sie zu meiner Qual wieder lebendig geworden sind. Geht ab. Was, Mädchen! – Will ihr nach. Bleiben Sie, Herr Pandolfo! Lassen Sie mich die Sache meiner Liebe ganz allein führen. Ich bin Bürge, daß sie in einigen Stunden ganz anders von mir denken wird. – Wollen Sie wohl die Güte haben, mir auf meinen Kreditbrief zweihundert Dukaten auszuzahlen? Die Reise hat mich rein ausgeschält. Von Herzen gern. Sobald mein Kassierer nach Hause kommt, werd' ich die Ehre haben, es zu übersenden. Sie wohnen doch bei unserem Freunde Tebaldo? Allerdings. 7. Szene Siebenter Auftritt. Vorige, Blandina. leise. Kommen Sie geschwind, lieber Herr! Mamsell ist außer sich; sie spricht von Gift, Wasser, Feuer – Luft und Erde! Laut. Um Verzeihung, daß ich Sie verlasse! Einige dringende – Keine Komplimente zwischen Vater und Sohn. Lieber Tebaldo! versorgen, bedienen Sie den Herrn Rasponi! Mit Blandina ab. 8. Szene Achter Auftritt. Beatrice, Tebaldo. Nun sagen Sie mir, Mademoiselle – Still, um des Himmels willen vorsichtig! Sie sollen alles wissen. Mein armer Bruder, mein geliebter Florindo, nebst zwanzig anderen jungen Leuten von ihrer Bekanntschaft, erlustigten sich auf dem Lande. Es entstand Streit unter ihnen, sie zogen die Degen und mein Bruder blieb tot auf dem Platze; niemand weiß, durch wen. Aus Furcht vor der gerichtlichen strengen Untersuchung entflohen die meisten; so auch mein armer Florindo, ohne mich vorher zu sehen, und ich folge ihm mit der Garderobe, den Kreditbriefen und dem Namen meines Bruders, ihn zu unterstützen, und – Zu heiraten. Hm! Sie sind noch immer das rasche, unternehmende Mädchen. Pandolfo hat von mir, oder vielmehr von meinem Bruder über 10000 Dukaten in Händen. Er könnte sie mir, unter dem Vorwande, daß ich keinen Vormund habe, verweigern, und ich außerstande gesetzt werden, meinem Florindo zu dienen. Verlassen Sie sich auf meine Verschwiegenheit und Unterstützung. Ich baue darauf. Ebensowenig werd' ich Ihr Geheimnis verraten, als ich meinen Gästen mein Geheimnis entdecken werde, wie ich meinen Champagner und Burgunder mache. Sollte Florindo schon hier sein? Bei mir nicht. Wir wollen in einigen der besten Wirtshäuser nachfragen. – Wo ist Ihr Bedienter? Er erwartet mich auf dem Platze. Wie sind Sie zu dem närrischen Teufel gekommen? Auf der Reise. Er ist ein sonderbares Gemisch von Einfalt und Klugheit! aber ich habe Ursache, ihn für treu zu halten. Kommen Sie! Wie Sie befehlen! Sie gehen ab. Zwischenvorhang fällt. 9. Szene Neunter Auftritt. Verwandlung. Straße, rechterhand ein Gasthof. Nun bin ich auch des Wartens müde! – Bei meinem Herrn bekommt man wenig zu essen, und nach dem wenigen muß man auch noch lange seufzen. Es ist Mittag in der Stadt; aber in meinem Magen ist es schon vor zwei Stunden Mittag gewesen. Andere Reisende, sobald sie in eine Stadt kommen, gehen nach dem Gasthofe, aber mein Herr läßt Koffer und alles auf dem Posthause; macht Visiten und kümmert sich gar nicht um den armen Bedienten. Man sagt zwar, man soll den Herren gern und willig dienen – man sollte aber auch den Herren sagen, daß sie ein wenig mehr Menschenliebe für ihre Bedienten hätten. Hier ist ein Gasthof! – Potz! – was für ein herrlicher Geruch fährt mir in die Nase! Ich möchte wohl hineingehen und sehen, ob es für meine Zähne nichts zu tun gibt. – Aber – o, du armer Truffaldino! mein Beutel ist so leer als mein Magen! – Eh' ich auch länger ein Bedienter sein will, so – aber was soll ich tun? ich armer Teufel habe nichts gelernt. 10. Szene Zehnter Auftritt. Florindo, ein Träger mit einem Koffer, Truffaldino. Herr, ich kann nicht weiter. Der Koffer ist mir zu schwer. Hier ist ein Gasthof! Hilfe! oder ich laß den Koffer fallen. Nur noch die paar Schritte! Für sich. Da kann ich etwas verdienen. Laut. Soll ich helfen, mein Herr? Ja, mein Freund! Aufzuwarten! Er nimmt den Koffer auf die Schulter und stößt den Träger nieder. Das gefällt mir! Er ist gar nicht schwer! Er geht mit dem Koffer in den Gasthof. Da seht, wie man es machen muß. Es ist nicht meine Schuld, daß ich so schwach bin! ich bin der Sohn eines angesehenen Mannes. Wer war Euer Vater? Mein Vater? er zog den Schafen das Fell über die Ohren. Ihr seid ein Narr! Er will in den Gasthof gehen. Heda! bezahlen Sie mich. gibt ihm etwas. Da! Bezahlen Sie mich! Wollt Ihr noch mehr für die paar Schritte haben? Ich zähle die Schritte nicht. Bezahlen Sie mich! Da habt Ihr noch etwas. Bezahlen Sie mich! gibt ihm eine Ohrfeige. Geht zum Teufel! Nun bin ich bezahlt. Geht ab. Meine erste Bekanntschaft in dieser Stadt ist nicht einladend zu nennen. 11. Szene Elfter Auftritt. Florindo, Truffaldino. Der Koffer läßt sich empfehlen; er steht schon auf Ihrem Zimmer. Ist dieser Gasthof gut? Fürstlich! gute Betten, schöne Zimmer, eine ausgezeichnete Küche, aus welcher ein Geruch zum ohnmächtig werden kommt. Und Er, mein Freund, was treibt Er? Ich bin ein Bedienter, aufzuwarten. Hier aus Venedig? Nein, aus Bergamo, aufzuwarten. Hat Er einen Herrn? Jetzt – nein, ich hab' keinen; – denn – Also ist Er ohne Herr? Sie sehen ja, daß ich ohne Herrn bin. Für sich. Mein Herr ist nicht bei mir, ich lüge nicht. Will Er mir dienen? O ja, aufzuwarten. Für sich. Wenn ich mich verbessern kann, sattle ich gleich um. Laut. Wieviel wollen Sie mir denn geben? Wie viel gab ihm sein voriger Herr? Monatlich einen Dukaten, und Essen und Trinken, aufzuwarten. So viel soll Er auch von mir haben. Sie sollten mir aber mehr geben, weil ich mich verbessern will, aufzuwarten. Wieviel denn? Täglich einen Groschen zu Tabak. Das soll Er haben. Gut, so bleib' ich bei Ihnen. Ich sollte aber billig einige Nachricht von seiner vorigen Aufführung haben. Gehen Sie nur nach Bergamo, da wird Ihnen jedermann sagen, wer ich bin. Kennt Ihr niemand in Venedig? Nein, ich bin erst diesen Morgen angekommen. Er scheint mir ein ehrlicher Kerl zu sein; ich werde sehen, ob Er es auch wirklich ist. Ja, stellen Sie mich nur auf die Probe, Sie werden sehen. Da hat Er einen Dukaten; geh' Er auf die Post und frag' Er, ob Briefe da sind an Florindo Aretusi – Florindo Aretusi – und komm' Er schnell wieder. Aufzuwarten! Bestellen Sie indessen das Mittagsessen. Aufzuwarten! – Für sich. Ein drolliger Kerl! ich will's mit ihm versuchen. Geht in den Gasthof. 12. Szene Zwölfter Auftritt. Täglich einen Groschen mehr – das sind monatlich dreißig Groschen. Und es ist nicht einmal wahr, daß mein anderer Herr mir einen Dukaten gibt; er gibt mir nur drei Taler. – Und der Herr Rasponi läßt sich gar nicht wieder sehen. Er ist ein Narr! ein junger Mensch, der noch keinen Bart und keinen Verstand hat. Er mag laufen! – Ich will für diesen anderen Herrn nach der Post gehen. Er begegnet Beatrice. 13. Szene Dreizehnter Auftritt. Beatrice, Tebaldo, Truffaldino. So? auf diese Art erwartest du mich? Ich bin ja da. Ich warte noch auf Sie. Und warum hier und nicht auf dem Platze? Ich ging ein wenig spazieren, um den Hunger zu vertreiben. Geh' nach dem Posthause und hole meinen Koffer. Hier ist mein Haus; Er kann nicht fehlen. für sich. Potz! – in dem Gasthof? – Dort ist ja mein anderer Herr. Zugleich frage, ob auch Briefe an mich da sind – an Federigo Rasponi, und an Beatrice Rasponi, meine Schwester – sie ward unterwegs krank. Verstehst du mich? Aufzuwarten! Für sich. Da bin ich in einer schönen Patsche. leise. Wie können Sie aber unter Ihrem wahren und erborgten Namen Briefe erwarten? leise. Ich ließ einen treuen Bedienten in Turin, mir von allem Nachricht zu geben; ich kann nicht wissen, unter welchem Namen er es tun wird. Laut. Wir wollen hineingehen. Fort, nach dem Posthause, und komme bald wieder. Sie geht in den Gasthof. hält Tebaldo auf. Sie sind also der Herr Wirt? Ich rekommandiere mich. Mach' Er seine Sachen gut, und es soll Ihm auch gut gehen. Geht nach. 14. Szene Vierzehnter Auftritt. O, das ist lustig! Wieviel gibt es nicht, die einen Herrn suchen, und ich habe gar zwei. Aber was Teufel soll ich machen? – Ich kann ja nicht beide bedienen. – Nicht? – warum nicht? – Wenn ich beiden aufwarte, so werd' ich auch doppelt bezahlt, und bekomme doppelt zu essen. – Und wenn's herauskommt – was verlier' ich? Nichts, Wenn mich einer fortjagt, so bleib' ich bei dem anderen. So wahr ich ein ehrlicher Kerl bin, ich will's versuchen. Und sollte es auch nur einen Tag dauern, so will ich's versuchen. Lustig, nun will ich für beide Herren nach der Post gehen. Er will gehen. 15. Szene Fünfzehnter Auftritt. Silvio, Truffaldino. Wo ist Sein Herr? Mein Herr? – im Gasthof, aufzuwarten. Sag' Er, daß ich ihn sprechen will; und wenn er ein Mann von Ehre ist, so wird er mich nicht warten lassen. Ja – aber, nein – Fort, geschwinde – Aufzuwarten! Aber – Keine Widerrede, oder – Wer soll denn kommen? Fort, oder du bekommst Schläge. für sich. Ich weiß nicht, welcher? Ich schicke den ersten besten von meinen Herren, der mir zuerst in den Wurf kommt. Ins Wirtshaus ab. 16. Szene Sechzehnter Auftritt. Nein, man soll mir nicht nachsagen, daß ein Nebenbuhler ungestraft Ansprüche auf meine Geliebte macht. Rasponi ist dem Tode einmal entgangen; er wird nicht immer das Glück haben. – Entweder – Wer ist das? 17. Szene Siebzehnter Auftritt. Silvio, Florindo, Truffaldino. Da ist der Herr, der alles zerreißen will. Was will er von mir? Ich weiß es nicht; ich gehe nach den Briefen. Für sich im Abgehen. Händel sind nicht meine Sache. 18. Szene Achtzehnter Auftritt. Silvio, Florindo. Rasponi kommt nicht. Sie wollen mich sprechen, mein Herr? Ich? ich habe gar nicht die Ehre, Sie zu kennen. Und doch sagt mir der Bediente, daß Sie es mit drohendem Tone verlangt hätten. Er hat mich unrecht verstanden; ich wollte mit seinem Herrn sprechen. Nun? ich bin sein Herr. Sie der Herr von jenem Bedienten? Ja. So hat man mich falsch berichtet, und ich bitte um Verzeihung. Es ist sehr verzeihlich, zu irren. Sie sind hier fremd, Signor? Ja, ich bin aus Turin. Aus Turin? – So kennen Sie wohl einen gewissen Federigo Rasponi? Ich hab' ihn gekannt; nun ist er tot. So glaubte jedermann; aber diesen Morgen kam er zu meinem Unglück und um mir meine Braut zu rauben, lebendig und gesund in Venedig an. Federigo Rasponi? ich versichere, daß er tot ist. Federigo Rasponi! ich versichere, daß er lebt. für sich. Er lebt! verwünscht sei dann meine Flucht; sie bringt mich in den Verdacht der Tat. Er soll hier wohnen. Mir hat man gesagt, daß ich der einzige Fremde sei. Er hat vielleicht für gut gefunden, seinen Vorsatz zu ändern. Wenn Sie ihn sehen, so raten Sie ihm, von der Heirat abzustehen; oder einer von uns muß sterben. Mein Name ist Silvio Lombardi. Verzeihen Sie, daß ich Ihnen beschwerlich war. Ihre Bekanntschaft ist mir sehr angenehm. Darf ich Ihren Namen wissen? Orazio Ardenti. Ergebener Diener! Geht ab. 19. Szene Neunzehnter Auftritt. Sollte man glauben, daß ihn ein Stich durch die Brust nicht getötet habe! Dem Himmel sei Dank, daß es so ist. Ich muß zurück nach Turin, mich zu rechtfertigen, und meine geliebte Beatrice zu trösten. 20. Szene Zwanzigster Auftritt. Florindo, Truffaldino mit einem Träger, der einen Koffer trägt. Wetter! da ist noch mein anderer Herr! Zurück, Kamerad! und erwarte mich an jener Ecke. Er zieht ihn zurück. der in Gedanken stand. Ja, ich will ohne Verzug nach Turin zurückkehren. Ich bin wieder da, aufzuwarten. Truffaldino! willst du mit mir nach Turin? Wann? Diesen Augenblick. Ohne zu Mittag zu essen? Nein, erst wollen wir essen; dann reisen. Aufzuwarten; ich werd' es bei Tische überlegen. Kommst du von der Post? Aufzuwarten. Hast du Briefe? Ja, ich habe Briefe. Gib sie her. Aufzuwarten. Er zieht drei Briefe aus der Tasche, für sich. Blitz! da stecken sie alle beieinander; nun weiß ich nicht, welche diesem, oder dem anderen Herrn gehören; ich kann nicht lesen. der in Gedanken auf und ab ging. Nun, wird's bald? Aufzuwarten! Für sich. O weh! o weh! Laut. Lieber Herr! diese drei Briefe gehören nicht alle Ihnen. Ich traf unterwegs einen alten Bekannten. Ich sagte ihm, daß ich nach der Post ginge! Er bat mich, daß ich fragen möchte, ob auch Briefe an seinen Herrn da wären. Ich glaube, es ist einer darunter, aber da ich nicht lesen kann, so weiß ich nicht, welcher es ist. So gib nur her; ich kann lesen. Da sind sie! ich möchte gerne meinem Freund bald dienen. Was seh' ich? An Beatrice Rasponi aus Turin! Haben Sie den Brief für meinen Kameraden gefunden? Wer ist der Kamerad? Ein Bedienter – er nennt sich Pasqual. Bei wem dient er? Das weiß ich nicht. Da du Briefe für seinen Herrn mitbringen solltest, muß er dir doch den Namen gesagt haben. Freilich. Für sich. O, weh! Wie heißt er also? Ich kann mich nicht mehr darauf besinnen. Was, du – Er hatte mir den Namen auf ein Stück Papier geschrieben. Wo ist das Papier? Ich hab's verloren. Für sich. Ich werde mich doch noch herauswickeln. Wo wohnt dieser Pasqual? Ich weiß es nicht. Wie kannst du ihm denn den Brief zustellen? Wir wollen einander auf dem großen Markt treffen. für sich. Was soll ich davon denken? für sich. Ich bin durch. Laut. Wollen Sie mir den Brief nicht geben. Nein, erst will ich ihn lesen. Blitz! tun Sie das nicht. Es steht grimmige Strafe darauf, wenn man fremde Briefe öffnet. Bei diesem hat es nichts auf sich. Er erbricht ihn. Na, da ist er offen. liest für sich. »Mademoiselle! Ihre schnelle Abreise hat alle Ihre Freunde bestürzt gemacht. Endlich hat man erfahren, daß Sie die Stadt in Mannskleidern verlassen haben und vermutlich Ihrem geliebten Florindo nachgeeilt sind – dessen Unschuld durch den Eigentümer des mit Blut befleckten Degens schon halb erwiesen ist. Mit dem nächsten Posttage hofft Ihnen noch wichtigere Dinge melden zu können Ihr treuer Diener Manuel.« für sich. Er denkt wenig daran, was mir seine Neugier für eine Prügelsuppe zuziehen kann. für sich. Beatrice in Mannskleidern entflohen, um mir zu folgen! – Laut. Geh', suche diesen Pasqual unverzüglich auf, und bring' ihn zu mir; ich will euch beide gut belohnen. Nun, geben Sie mir nur Pasquals Brief. – Was soll ich ihm aber sagen, daß er offen ist? Das kann eine Imputation auf meine Ehre machen, und da bin ich sehr kitzlig. Deine Ehre, Narr! – Sag' ihm, daß ein Versehen daran schuld sei, und daß ihn niemand gelesen habe. Lauf und bringe mir diesen Pasqual. Für sich. Beatrice und Federigo in Venedig! Wenn sie der Bruder findet, so ist sie verloren. Er geht ab. 21. Szene Einundzwanzigster Auftritt. Truffaldino, nachher der Träger. Bring' mir den Pasqual! – Ha, ha, ha! Da hab' ich mir recht gut geholfen. Freund Truffaldino! du bist ein ganzer Kopf! Wenn ich nur lesen und schreiben könnte, so würd' ich ein Autor, und machte Historienbücher. – Aber Potz Blitz! ich darf den Brief nicht offen übergeben; der Herr ohne Bart ist verzweifelt hitzig. – Mir fällt etwas ein. Ich habe gesehen, daß die Leute die Briefe mit gekautem Brote siegeln. So will ich es auch machen. – Er zieht ein Stück Brot aus der Tasche. Es verdrießt mich, das Brot dazu zu gebrauchen – aber was soll man machen? Er kaut ein Stück, schluckt es aber hinunter, wie er es aus dem Munde nehmen will. Ho, ho, ich hab's hinuntergeschluckt; ich muß ein ander Stück kauen. Wie vorhin. Es ist wider meine Natur. Ich will es noch einmal versuchen. Endlich gelingt es ihm mit Mühe, und er siegelt. Endlich hab' ich es getroffen. – Mir deucht, daß es recht gut gemacht ist. – Man kann nicht sehen, daß er offen war. – Nun will – Wetter! da hab' ich den Koffer vergessen. – He! Kamerad! Hierher mit dem Koffer! kommt mit dem Koffer. Nun, das hat lange gedauert. Wo soll ich ihn hinbringen? In diesen Gasthof. Und wer bezahlt? 22. Szene Zweiundzwanzigster Auftritt. Vorige, Beatrice aus dem Gasthof. Ist dies mein Koffer? Aufzuwarten. Tragt ihn nach meinem Zimmer. Welches ist Ihr Zimmer? Nr. 4. Wir haben acht Groschen akkordiert. Ich will Euch schon bezahlen. Geht nur voran. geht ins Wirtshaus. Nun, sind Briefe an mich da? Aufzuwarten! Ja, mein Herr! Nun, heraus damit! Einer, an Ihre Schwester. Nur her! Aufzuwarten! Er gibt ihn. Der Brief ist offen gewesen. Offen? Das kann nicht sein. Ja, sag' ich; und er ist nun mit Brot gesiegelt. I, was Sie sagen! Wer hat den Brief geöffnet? Bekenne, oder – Aufzuwarten! – Ich – ich will Ihnen die Wahrheit gestehen! – Irren ist menschlich! Es war auf der Post auch ein Brief an mich; ich kann nicht gut lesen, und erbrach aus Versehen Ihren Brief statt meinen. Wenn es so wäre – Es ist wirklich so, auf Ehre! Hast du den Brief gelesen? Nein, wirklich nicht. – Das sind Buchstaben, die ich nicht kenne. Hat ihn sonst jemand gesehen? I, bewahre! Nimm dich in acht! O! – so wahr ich ein ehrlicher Mann bin! so wahr ich hoffe, in meinem Bette zu sterben – Ich wollte, Ihro Gnaden hätten ein Buch bei sich, um darauf zu schwören. Ich gab mir einen rechten Pauker vor den Kopf, als ich meinen Irrtum gewahr ward. Ich glaube, Sie können noch den Fleck sehen. Schon gut. Sie liest den Brief leise. für sich. Das ging auch glücklich vorbei! Bravo, Truffaldino! Schlägt sich vor die Stirn. Ja, hier sitzt's! Was ist dir? Eine kleine Fliege setzte sich mir auf die Stirn. für sich. Manuel ist ein treuer Kerl; Laut. bezahl' den Träger! und pack' den Koffer aus! Gibt ihm den Schlüssel. Ich komme bald wieder. Nicht essen? Auch essen. Geht ab. 23. Szene Dreiundzwanzigster Auftritt. Truffaldino, nachher Pandolfo. Es geht alles vortrefflich! ich glaube, ich könnte noch den dritten Herrn bedienen. Ich bin ein geschickter Kerl! ich schätze mich nun hundert Taler mehr wert, als sonst. Ist Sein Herr zu Hause? Nein. Wird er zu Hause speisen? Ja. Geb' Er ihm den Beutel mit 200 Stück Dukaten. In einer halben Stunde komm' ich wieder. Jetzt hab' ich Geschäfte! Adieu! Geht ab. 24. Szene Vierundzwanzigster Auftritt. Truffaldino, nachher Florindo. Das Gesicht kommt mir bekannt vor. – Ha! – glückliche Reise! – Er hat mir ja nicht gesagt, welchem von meinen Herren ich das Geld geben soll. Nun, hast du den Pasqual gefunden? Nein; aber ich habe jemand gefunden, der mir einen Beutel mit 200 Dukaten gegeben hat. Zweihundert Dukaten? Weswegen? Wozu? Sagen Sie mir einmal aufrichtig – aber recht aufrichtig! – erwarten Sie wohl Geld von jemand? Ja, ich war darum bei einem Kaufmann. Nun, also werden die Dukaten wohl Ihnen gehören. Was sagte derjenige, der sie dir gab? Ich sollte sie meinem Herrn geben. Nun, Dummkopf, so gehören sie ja mir. Bin ich nicht dein Herr? Er steckt das Geld ein. für sich. Er weiß nichts von meinem anderen Herrn. Sagte er dir seinen Namen nicht? Nein. Mir kam sein Gesicht bekannt vor, aber ich kann mich nicht erinnern. Es wird der Kaufmann Arbelli gewesen sein, an den ich rekommandiert bin. Ja, der ist es gewesen. Erinnere dich an Pasqual. Aufzuwarten! nach Tische will ich ihn aufsuchen. Wir wollen also sehen, daß wir etwas zu essen bekommen; aber dann such' ihn gleich auf, und bring' ihn zu mir. Geht ab ins Haus. Aufsuchen? Wo denn? Wo soll ich ihn denn finden? Ich will lieber etwas aufsuchen, was zu finden ist, eine gute Mahlzeit. – Es war mehr Glück als Verstand, daß ich das Geld dem rechten Herrn gegeben habe. Es läutet. Die Speiseglocke! Zum Essen! Zum Essen! Der Vorhang fällt. 2. Akt 1. Szene Erster Auftritt. Ich bin doch ein recht unglücklicher Mensch! von zwei Herren kommt nicht einer zum Essen. Ich hab' oft gehört, daß die feinen Leute kein Gewissen haben; davon bin ich nicht überzeugt. – Aber daß sie keine Magen haben, das weiß ich gewiß. Es sieht aus, als wenn sie an alles in der Welt denken, nur nicht ans Essen; und ich denk' nur ans Essen, und sonst an nichts. Wenn sie nun beide zugleich kommen, und essen wollen, so ist mein ganzer Kram verraten; denn ich kann unmöglich beiden zugleich aufwarten. Still! da kommt einer! 's geht gut! 2. Szene Zweiter Auftritt. Florindo, Truffaldino. Nun, hast du den Pasqual angetroffen? Ich hab' Ihnen ja gesagt, daß ich ihn aufsuchen wollte, wenn wir gegessen haben würden. Wie? Vor Tische ist er nicht zu finden. Freßwanst! Erlauben Sie, Hungerwanst! für sich. Gibt's denn kein Mittel, zu erfahren, ob Beatrice hier ist? Sie hätten ein wenig eher zum Essen kommen sollen. für sich. Sollte sie sich vielleicht in einem Gasthof vor der Stadt aufhalten? Schon vor einer Stunde wollten Sie essen, und dann gehen Sie zwanzigmal wieder aus – es wird alles verdorben sein. Ich kann noch nicht essen. Für sich. Ich will nach der Post gehen; vielleicht erfahr' ich dort etwas; und dann will ich alle Gasthöfe außer der Stadt beschicken. Wissen Ew. Gnaden wohl, daß man in diesem Lande essen muß? Und wer nicht ißt, krank wird? Komm' ich bald wieder, so will ich essen; wo nicht, so wart' ich bis auf den Abend. Wenn du Appetit hast, so laß dir zu essen geben. O, wenn's so gemeint ist, so brauchen Sie nur Ihre Bequemlichkeit im Ausgehen. Das Geld ist mir beschwerlich; leg' es in meinen Koffer, nebst dieser Dose und dem Etui. Er gibt ihm den Beutel mit Dukaten, Dose, Etui und die Schlüssel. Ich will es gleich tun, und Ihnen die Schlüssel wiederbringen. Nein, du kannst sie mir nachher geben. – Vor allen Dingen bemühe dich, den Pasqual zu finden. Er geht ab. 3. Szene Dritter Auftritt. Truffaldino, nachher Beatrice. Das war klug, daß er sagte, ich sollte mir zu essen geben lassen. Nun bin ich mit ihm einerlei Meinung. Wenn er nicht essen will, so mag er es bleiben lassen; meine Natur ist nicht ans Fasten gewöhnt. Ich will diese Sachen weglegen, und dann gleich zu Tische. – Er will in Florindos Zimmer rechterhand gehen. aus der Mitte. He, Truffaldino! Potz Wetter! – Hat dir Herr Pandolfo einen Beutel mit 200 Dukaten gegeben? Ja, er hat mir einen gegeben. Warum bringst du mir ihn nicht? Ja – gehört er denn Ihnen? Ob er mir gehört? Was sagte er dir, als er dir das Geld gab? Er sagte, ich sollte es meinem Herrn geben. Nun, Narr! wer ist denn dein Herr? Ja, Ihro Gnaden – es gibt manche Dinge, die man schwerlich beantworten kann, wenn man auch ein Gelehrter ist, und ich – Schweig, Erznarr! und gib mir den Beutel. Aufzuwarten! Gibt den Beutel. Ist das Geld richtig? Ich hab' es nicht angerührt. für sich. Ich will es doch nachher zählen. für sich. Der Blitzbeutel hätte beinahe die ganze Karte verraten. Sag' dem Wirt, daß diesen Mittag ein guter Freund bei mir speisen wird. Wie wollen Sie bedient sein? Wieviel Gerichte befehlen Sie? Herr Pandolfo ist kein Mann von Umständen. Fünf oder sechs Gerichte, aber etwas Gutes. Wollen Sie mir die Anordnung überlassen? Meinetwegen; aber mache, daß du Ehre einlegst. Ich hole den Freund ab; wenn ich wiederkomme, muß alles in Ordnung sein. Ich will meine Sache schon machen. Da, leg' dies Papier in den Koffer. Nimm es ja in acht! es ist ein Wechsel von 5000 Dukaten. Aufzuwarten! Die Dose trag' zu einem Goldschmied, sie ist etwas beschädigt. Gibt ihm eine Dose. Aufzuwarten! Er steckt sie ein. für sich, im Abgehen. Ich wollte, daß ich mein Geheimnis Rosaura hätte verbergen können. 4. Szene Vierter Auftritt. Truffaldino, nachher Tebaldo. Nun muß ich suchen Ehre einzulegen! – Ich will dies Papier verwahren, und dann. – Nein! Ich habe keine Zeit zu verlieren. Er ruft zur Mitteltür hinaus. Heda! der Wirt soll herkommen. – Nun muß ich zeigen, daß ich Geschmack habe! Eine gute Mahlzeit besteht nicht sowohl in der Zahl der Gerichte, als in der guten Ordnung – das hab' ich wohl tausendmal gehört. Nun, mein Freund, was steht zu Diensten? Mein Herr wird einen guten Freund zum Essen mitbringen. Sie sind doch gehörig versehen? Das versteht sich! und wenn er zwanzig mitbringt, so kann in einer halben Stunde angerichtet werden. Das ist gut. Was werden Sie ihm denn vorsetzen? Wir wollen zwei Gänge machen, jeder von vier Gerichten. für sich. Er hat gesagt fünf oder sechs Gerichte. Sechs oder acht ist wenig Unterschied. Laut. Auch gut. Aber worin werden diese Gerichte bestehen? Im ersten Gang wollen wir eine Suppe geben, Rindfleisch, Fische und ein Frikassee. Drei Gerichte kenn' ich recht gut, aber das vierte nicht. Es ist ein sehr gutes französisches Gericht. Schön! Mit dem ersten Gange wären wir in Ordnung. Im zweiten wollen wir geben eine Fleischpastete, Braten, Salat und einen Pudding. Das letzte kennen ich wieder nicht. Was ist das, ein Puddeling? Pudding! Ein sehr gutes englisches Gericht. Gut, damit bin ich zufrieden. Aber wie werden wir diese Sache auf dem Tische rangieren? Das ist des Aufwärters Sache. Ei was, Aufwärter! Alles kommt darauf an, die Schüsseln gut zu rangieren. Hier kann zum Exempel die Suppe stehen, hier das Fleisch, hier die Fische und hier das Frikassee. Er bezeichnet es mit dem Finger. Nein, das gefällt mir nicht. – In der Mitte soll also nichts stehen? Dann müssen wir fünf Gerichte machen. Gut; machen Sie fünf Gerichte. In der Mitte können wir eine Sauce zum Fleische setzen. Nein, nein, nein; in der Mitte muß die Suppe stehen. So setzen wir auf die eine Seite das Fleisch und auf die andere die Sauce. Nein, nein, nein; das ist wieder – nicht gut. Ihr Herren Wirte wißt wohl in der Küche Bescheid; aber eine Tafel zu rangieren – so macht man's in Bergamo! gucken Sie! – Posito, dies ist der Tisch! Er kniet und bezeichnet den Boden. Er reißt jedesmal ein Stück von dem Wechsel und bezeichnet die Schüssel. Geben Sie acht, wie man diese fünf Schüsseln rangieren muß. – Hier in der Mitte die Suppe! – Auf dieser Seite das Fleisch; hier die Sauce, hier die Fische und hier das Gericht, das ich nicht kenne. – Nun, was sagen Sie dazu? Die Sauce steht zu weit vom Fleische. Wir wollen sie bald näher bringen. 5. Szene Fünfter Auftritt. Vorige, Beatrice, Pandolfo. Was machst du auf den Knien? Ich zeige ihm nur, wie man eine Tafel rangieren muß. Er steht auf. Was ist das für ein –? für sich. Potz Wetter! Es ist der Wechsel, den er mir gab. nimmt ein Stück. Das ist mein Wechsel. rafft die Stücke zusammen. Wir wollen ihn wieder zusammenkleben. Schlingel, so besorgst du meine Sachen? Dinge von so großer Wichtigkeit! Du hättest hundert Stockschläge verdient. Was sagen Sie dazu, Herr Pandolfo? Man muß über die Dummheit lachen! Es wäre schlimm, wenn es ein fremder Wechsel wäre. Ich schreib' Ihnen einen anderen, und so ist die Sache wieder gut. Du Schafskopf! Das ganze Unglück ist entstanden, weil Herr Tebaldo keine Tafel zu rangieren versteht. Er findet Schwierigkeiten. – Ich bin ein Mensch, der gelernt hat. – Geh' deiner Wege! Was die Einrichtung einer Tafel betrifft – Fort, sag' ich! im Abgehen. Geb' ich dem größten Hofmarschall nichts nach. Ich kann den Menschen nicht begreifen! Zuweilen so klug und zuweilen wie vernagelt! Ich glaube, daß er sich nur dumm stellt. Sorgen Sie dafür, daß wir bald bedient werden. Er hat zehn Schüsseln bestellt – Warum nicht gar! Drei oder vier – um des Himmels willen nicht mehr. Wenn Sie Krammetsvögel haben, so geschieht mir ein Gefallen. Sie sollen den Augenblick bedient werden. Er geht ab. 6. Szene Sechster Auftritt. Pandolfo, Beatrice. Je mehr ich Sie ansehe, je mehr erstaune ich, daß Sie meine Tochter nach dem desperaten Auftritte, den ich mit ihr hatte, so schnell auf andere Gedanken bringen konnten! So etwas muß man nicht dem Verdienste, sondern dem Glück zuschreiben. Sie ist völlig gefaßt und bereit, Sie zu heiraten. Sie vermutet bei dieser Bereitwilligkeit nichts zu wagen. 7. Szene Siebenter Auftritt. Vorige. Zwei Aufwärter. Ein Aufwärter kommt aus der Mitte und trägt in Beatrices Zimmer, linkerhand, alles, was zur Servierung für zwei Personen gehört, in einem Korbe; der zweite Aufwärter setzt einen kleinen Tisch mit Teller und Messer zwischen der Mittel-und Seitentür und trägt zwei Bouteillen und Gläser hinein; er kommt mit dem andern zurück. Und daß Sie zugleich den Eisenfresser Silvio beschäftigen konnten! Ein Wort, ein Druck meiner Hand gab ihm zu erkennen, mit wem er zu tun bekäme. Ich wollte, daß Sie seinen Vater, den Doktor, auch ein wenig in Furcht setzten! – Er verließ mich mit einer Drohung, und seitdem seh' ich ihn in einem jeden Winkel mit gezogenem langen Degen stehen. Er soll denken lernen wie sein Sohn, dafür bin ich gut. Der Doktor war in seiner Jugend Soldat. Mein einziges Geschäft war die Handlung. Er wird mich nicht als Kaufmann durch Rechnen, Schreiben und Geldzählen angreifen, sondern als Soldat, mit dem Degen in der Hand, und so ist die Bilanz nicht für mich. Richtig. Aber überlassen Sie ihn nur mir. Es ist nicht, weil ich furchtsam bin, sondern weil das ein fremdes Geschäft für mich ist. Ich verstehe! In meinen Jahren, wo man sich durch dicke Strümpfe und Flanell kaum erwärmen kann, sich durch ein kaltes Eisen abkühlen zu lassen, ist eine abgeschmackte Art von Abkühlung. Freilich. Dann muß man bedenken, wie schwer es ist, ein alter Mann zu werden. Von dem jungen Volke wird alle Stunden einer geboren, und also ist der Schaden nicht groß, wenn so ein unreifer Patron abmarschiert; aber ein fester, gesunder alter Mann wie ich ist unschätzbar. Wer gibt in einer Baumpflanzung auf die zarten jungen Bäumchen acht? Aber wenn so ein alter Stamm fällt – welche Zeit gehört dazu, die Stelle zu ersetzen! Meine Augen werden naß, wenn ich das recht überdenke. Kein Wunder! Es ist etwas Menschliches in der Idee. Bedenken Sie, wenn alle die Sorgfalt sollte verloren sein, die ich für mich gehabt habe! Ich habe mich nie der Nachtluft ausgesetzt; mich nie erhitzt; ich war regelmäßig in meinen Stunden; mäßig in der Diät und in der Liebe – und alle diese Aufopferungen sollten durch so einen verdammten Bratspieß fruchtlos gemacht werden! 8. Szene Achter Auftritt. Vorige. Truffaldino mit der Suppe. Die Aufwärter gehen durch die Mitteltür zurück. Wenn's gefällig ist – ich trage auf. Nur zu; wir kommen nach. – Nach Tische wollen wir unsere Rechnung in Ordnung bringen. Um Verzeihung! Es schickt sich nicht, daß ich zuerst gehe! Macht Komplimente. zu Beatrice. Das ist ein kurzweiliger Mensch! Wir müssen ihm wohl zu Gefallen leben. Er geht in Beatrices Zimmer. Ich wünschte von dir weniger Possen und mehr Aufmerksamkeit. Sie geht in ihr Zimmer. Mein Herr gibt sein Geld und bekommt nichts nach Gusto! – Was das für schlechtes Geschirr ist! – Wer weiß, ob auch die Suppe etwas taugt. – Wir wollen sie doch probieren. Er zieht einen Löffel aus der Tasche und kostet die Suppe. Ich trage immer mein Gewehr bei mir. – Die Suppe ist so schlecht nicht; sie könnte wirklich schlechter sein. Er geht in Beatrices Zimmer. mit einer Schüssel Fleisch. Nun, wo ist er? Wie lange bleibt denn der, das Fleisch zu nehmen? aus dem Zimmer. Da bin ich, Kamerad! Trag' Er das Fleisch hinein; ich will ein anderes Gericht holen. Durch die Mitte ab. Ob das wohl Hammelfleisch oder Kalbfleisch ist? – Ich glaube Hammelfleisch. – Wir wollen sehen! Er kostet. Nein, es ist kein Hammelfleisch; es ist Kalbfleisch, schön und gut. Er will nach Beatrices Zimmer gehen und begegnet Florindo. 9. Szene Neunter Auftritt. Florindo, Truffaldino. Wo willst du hin? für sich. Potz Wetter! Wo willst du mit dem Essen hin? Ich wollte es auf den Tisch stellen. Auf wessen Tisch? Auf Ihren. Und du trägst eher auf, als ich zu Hause bin? Ich sah Sie vom Fenster aus kommen. Und du trägst das Fleisch eher auf als die Suppe. Wissen Sie denn nicht, daß man hier die Suppe zuletzt nach dem Salat ißt? Ich bin das anders gewöhnt. Trag' das Fleisch wieder nach der Küche und bring' die Suppe. Aufzuwarten! Geschwind! Ich will hernach schlafen. Er geht in sein Zimmer. Aufzuwarten! Sobald er weg ist, läuft Truffaldino mit dem Fleische in Beatrices Zimmer. mit dem Frikassee. Der Mensch läßt doch immer auf sich warten. Truffaldino! aus Beatrices Zimmer. Da bin ich! – Fix, Freund! Deck den Tisch in jenem Zimmer. Der andere Fremde ist nach Hause gekommen. Bring' gleich die Suppe. Gut, gut! Geht durch die Mitte. Was ist denn das für ein Gericht? Es wird wohl das Frikassee sein. Er kostet. Nicht übel! nicht übel! Indem er gehen will, kommt der Aufwärter mit dem Deckelkorbe und geht nach Florindos Zimmer. Ist Er noch da? Ich glaube, Er nascht. Geht ab. Hat sich was zu naschen! Trägt das Frikassee in Beatrices Zimmer und kommt gleich wieder heraus. Das muß man sagen, es geht hurtig genug in diesem Gasthofe. O, wenn es mir doch gelingen wollte, beide Herren zu bedienen; es würde etwas Ungeheures sein! kommt aus Florindos Zimmer und geht nach der Mitte. Geschwind, Freund, die Suppe! – Sorg' Er nur für seinen Herrn; den anderen will ich schon bedienen. Nein, ich will beide bedienen. Ein zweiter Aufwärter gibt die Suppe für Florindo dem ersten und geht wieder ab. Der erste Aufwärter will sie nach Florindos Zimmer tragen. Nein, nein, gib her, ich will die Suppe hineintragen; bring' indessen ein ander Gericht für diesen Herrn; Er geht mit der Suppe in Florindos Zimmer. Das ist ein närrischer Kerl, er will allen beiden aufwarten! Meinetwegen! Mein Trinkgeld kann mir doch nicht entgehen. kommt aus Florindos Zimmer. ruft in ihrem Zimmer. Truffaldino! Hört Er? Sein Herr ruft! Gleich! Er geht in Beatrices Zimmer. Der zweite Aufwärter gibt dem ersten das Fleisch für Florindo. Gib nur her und bring' für die beiden. Der zweite Aufwärter geht ab. kommt aus Beatrices Zimmer. ruft in seinem Zimmer. Truffaldino! Gleich, mein Herr! Will dem Aufwärter das Fleisch abnehmen. Das will ich hineintragen. Hörst du denn nicht, daß er mich ruft? Er trägt das Fleisch in Florindos Zimmer. Das ist lustig, er will alles allein tun. Der zweite Aufwärter bringt dem ersten eine Schüssel mit Krammetsvögeln und geht ab. Ich muß wohl warten; trag' ich sie hinein, so bekomm' ich Händel mit dem Menschen. kommt aus Florindos Zimmer. Was ist das? Hier sind Krammetsvögel für Seinen Herrn. Krammetsvögel? Ja, Sein Herr hat sie bestellt. Geht ab. Nun, das ist wieder gut! Wem soll ich sie bringen? Der Teufel weiß, welcher von meinen Herren sie bestellt hat. Bring' ich sie dem, der sie nicht bestellt hat, so bin ich verraten, und frag' ich in der Küche, so kann ich mich auch verraten. Ich will es so machen – hu! was bin ich für ein kluger Kopf! ich will jedem die Hälfte geben, dann ist alles in Ordnung. Er nimmt einen Teller und legt vier von den Vögeln darauf. Vier und vier – aber es ist einer übrig; wem soll ich den geben? Ich will ihn selbst essen, so wird keiner böse. Er ißt den Vogel. – Nun ist alles in Ordnung. Nun will ich erst diesem seine Portion bringen. Er setzt einen Teller auf den Tisch und trägt den anderen nach Beatrices Zimmer; wenn er drinnen ist, kommt der. AUFWÄRTER mit dem Pudding und ruft: Truffaldino! Da bin ich. Bring' Er diesen Pudding – Wart' einen Augenblick; ich komme gleich wieder. Er nimmt den andern Teller mit den Vögeln. Das ist unrecht; die Vögel gehören hierher. Ich weiß wohl; aber mein Herr schickt vier davon an diesen Fremden. Er geht in Federigos Zimmer mit dem Teller. Nun, wenn sie sich kennen, wenn es gute Freunde sind, so hätten sie auch zusammen speisen können. kommt zurück. Nun, was ist das für ein Ding? Ein englischer Pudding. Wer soll es haben? Sein Herr. Er geht ab. Was Henker muß das sein, ein Pudding? Der Geruch ist prächtig, es sieht aus wie Mus. Hm! Wenn es auch eine Art Mus ist, so kann's nicht schlecht sein. – Wir wollen sehen! Er nimmt den Löffel und probiert. Potz Wetter! das ist kein Mus, das ist besser wie Mus. Er ißt hastig. BEATRICE ruft in ihrem Zimmer: Truffaldino! mit vollem Munde. Ich komme gleich! FLORINDO ruft in seinem Zimmer: Truffaldino! wie vorhin. Ich komme gleich! – O, was für ein prächtiger Fraß! Noch einen Mundvoll, dann geh' ich. kommt aus ihrem Zimmer; da sie ihn essen sieht, gibt sie ihm einen Stoß. Wirst du kommen und aufwarten, Vielfraß! Sie geht zurück. setzt die Schüssel auf die Erde, deckt die Serviette darauf und folgt. kommt aus seinem Zimmer. Truffaldino! Wo Teufel ist der Kerl? Hier bin ich, mein Herr! Kommt noch etwas zu essen? Ich will fragen. Hurtig! Ich will hernach schlafen. Er geht zurück. ruft zur Tür hinaus. He, Kamerad! bringst du noch etwas? – Diesen Pudding will ich für mich behalten. Er versteckt die Schüssel. mit dem Braten und Salat. Hier ist Braten und Salat. Geschwind, die Früchte! Nun, nun, nur nicht so hitzig! Geht ab. trägt den Braten und Salat in Florindos Zimmer. Den Braten will ich diesem bringen. mit Früchten. Hier sind die Früchte. – Wo Teufel ist er denn nun? kommt wieder. Was gibt's da? Früchte! – Will Er sonst noch etwas? Warte! Geht mit den Früchten in Beatrices Zimmer. Das ist ein verwünschter Kerl! Er ist wie Quecksilber. Hier und dort und überall. kommt wieder. Alles ist satt. Das ist mir lieb. Nur ich noch nicht. – Nun decke für mich. Ja, ja. Er trägt den kleinen Tisch ab. Bravo! Diesen Pudding hab' ich erbeutet und beide Parteien sind mit meiner Aufwartung zufrieden. Aber wenn ich ihrer zwei bedient habe, will ich auch nun für vier essen. Er will gehen. 10. Szene Zehnter Auftritt. Blandina, Truffaldino. Mit Erlaubnis! Blitz! das ist das hübsche Mädchen aus Pandolfos Hause. Nur näher, Mamsellchen! – Wollen Sie mich sprechen? Ja. Ich will das nur wegsetzen, dann bin ich zu Befehl. Er geht durch die Mitteltür ab. Es ist mir lieber, daß ich diesen treffe, als seinen Herrn. kommt zurück. Nun, da bin ich. Meine Mademoiselle schickt Eurem Herrn dies Billett. Es darf aber niemand etwas davon wissen. Soll geschehen. Vorher hab' ich etwas an Sie zu bestellen. Von wem? Von einem artigen jungen Menschen, einem gewissen Truffaldino Battocchio. Ich kenn' ihn nicht. Es ist ein schöner Mensch; gut gewachsen, artig, witzig, ein Meister in der Höflichkeit. Ich kenn' ihn nicht. Und doch kennt er Sie; ist in Sie verliebt und möchte gern wieder geliebt sein. Was sagt Sie dazu? Es kommt darauf an, ob er mir gefällt. Soll ich Sie mit ihm bekannt machen? O ja. Ich werde ihn gleich herschicken. Er geht durch die Mitte ab. Ich glaubte, er wäre es selbst. kommt, macht Komplimente, küßt ihr die Hand, seufzt und geht wieder ab. Die Komödie verstehe ich nicht. kommt. Nun, war er da? Wer? Der artige junge Mensch, der in Sie verliebt ist. Also Er ist es, der mir wohl will? seufzend. Ja. Warum hat Er es nicht gleich gesagt? Ich bin ein wenig schamhaft. – Was sagt Sie nun dazu? Ich sage, daß – O, sprech' Sie doch! Ich bin auch ein wenig schamhaft. Nun, so wollen wir unsere schamhaften Personen zusammen verheiraten. – Er mißfällt mir nicht, nur – Einer, der Sie heiraten will, wie muß der es anfangen? Er würd' es meinem Herrn oder meiner Mademoiselle sagen müssen. Und was werden die zur Antwort geben? Sie werden sagen, wenn ich es zufrieden bin – Und was wird Sie dann sagen? Ich werde sagen, daß, wenn sie es zufrieden sind – Und ich sage, wir werden bald alle zufrieden sein. Geb' Sie mir den Brief; wenn ich Ihr Antwort bringe, wollen wir weiter reden. – Halt! Weiß Sie nicht, was in dem Briefe steht? Nein, aber ich möchte es wohl wissen. Ich wollte nicht, daß der Inhalt meinen Herrn verdrießlich machte. Hm! Nach dem heutigen Auftritte zu urteilen, möchte wohl nichts von Liebe drin stehen. Ich mag keinen Verdruß machen. Ich übergeb' den Brief nicht, wenn ich den Inhalt nicht weiß. Man könnte ihn wohl aufbrechen, aber wie machen wir ihn wieder zu? Das versteh' ich aus dem Grunde! Darin bin ich Meister. Nun, so wollen wir ihn aufmachen. Kann Sie lesen? Ein klein wenig. Aber Er wird wohl gut lesen können? Auch ich so ein klein wenig. So wollen wir denn sehen. Wir müssen's fein machen. Er reißt ein Stück vom Briefe. O weh, o weh, was hat Er gemacht! Das hat nichts zu sagen. Das bringe ich schon wieder in Ordnung. Nun ist er offen. Les' Er nur. Nein, lese Sie ihn; die Buchstaben Ihrer Mamsell müssen Ihr besser bekannt sein als mir. sieht den Brief an. Ich kann nicht lesen. Ich auch nicht. Warum haben wir ihn denn aufgebrochen? Still, still! Etwas davon versteh' ich. Einige Buchstaben kenn' ich auch. Ist das nicht ein M? I bewahre! Das ist ein R. Zwischen dem M und R ist wenig Unterschied. R, E, I, rei, N, E, nei, Reine. – Nein, ich glaube doch, daß es ein M ist. M, E, I, mei, N, E, Meine. I, nicht doch! Ihre Mamsell wird an meinen Herrn nicht schreiben Meine – es muß heißen: Mein. Es ist aber noch ein Schnörkel dran. Eben deswegen heißt es Mein. 11. Szene Elfter Auftritt. Vorige, Pandolfo, Beatrice. zu Blandina. Was machst du hier? Was willst du? furchtsam. Mamsell verlangt Sie zu sprechen. zu Truffaldino. Was hast du da? furchtsam. Ein Blatt Papier. Laß sehen! Aufzuwarten! Er weigert sich. Her damit! Nimmt's ihm weg. Wie, Kerl, brichst du meine Briefe auf? Ich weiß gar nicht, wie es zugegangen ist. Stellen Sie sich vor! Es ist ein Billett von Ihrer Tochter, worin sie mir meldet, daß des Doktors Betragen seinen Sohn wieder rappelköpfisch gemacht habe. Der Spitzbube bricht es auf! zu Blandina. Und was hast du dabei getan? Ich weiß von nichts. Wer hat das Billett erbrochen? Ich nicht. Ich auch nicht. Wer hat es hergebracht? Truffaldino sollte es seinem Herrn geben. Und Blandina gab es dem Truffaldino. für sich. Du Plaudermaul! Was hält mich, du Unverschämte! daß ich – Sie wollen mich schlagen? Ei, das leid' ich nicht. geht auf sie zu. Du antwortest noch? – im Ablaufen. Gut, daß Sie nicht laufen können! ihr nach. Wart, wart, ich will dir zeigen, daß ich noch laufen kann. 12. Szene Zwölfter Auftritt. Beatrice, Truffaldino. für sich. Wenn ich mich nur davonmachen könnte! für sich. Der ungestüme Silvio zweifelt trotz Rosauras und meiner Versicherung, daß ich ein Frauenzimmer bin. schleicht fort. Er sieht mich nicht. Wo willst du hin? Ich bin ja da. Warum hast du den Brief erbrochen? Blandina hat es getan! Ich weiß von nichts. Was, Blandina! Du hast es getan, Spitzbube! Zwei Briefe hast du mir an einem Tage erbrochen. Da hast du deinen Lohn dafür. Sie prügelt ihn mit dem Stock und geht ab. 13. Szene Dreizehnter Auftritt. Truffaldino, nachher Florindo. schreit. Das ist nicht erlaubt! Wenn man mit einem Bedienten nicht zufrieden ist, so kann man ihm seinen Abschied geben – Hier tritt Florindo herein. aber prügeln muß man ihn nicht. Was sagst du? nach der Tür. Das ist nicht erlaubt, anderer Herren Bediente zu prügeln. Das ist ein Schimpf für meinen Herrn, als wenn man ihn selbst geprügelt hätte. Wer hat dich geprügelt? Ich weiß es nicht; ich kenne ihn nicht. Warum hat er dich geprügelt? Warum? – Ich hatte ihm aus Versehen auf den Schuh gespuckt. Und du läßt dich schlagen, ohne dich zu wehren, und setzest deinen Herrn einer Beschimpfung, einer Verdrießlichkeit aus? Esel! feige Memme! wenn du Gefallen daran findest, geprügelt zu werden, so will ich dir dienen. Er prügelt ihn mit dem Stocke, den Beatrice liegen ließ und geht nach seinem Zimmer. indem er sich den Rücken reibt. Nun kann ich mit Recht sagen, daß ich zweien Herren diene; ich bin von beiden bezahlt worden! kommt wieder. Den Schlüssel vom Koffer, Dummkopf! Hier. Hast du den Beutel und die Dose hingelegt? Die – die Dose nicht. Gib sie her. greift nach der Tasche und findet beide Dosen. Für sich. Potz Wetter! welche ist nun die rechte? Nun, wird's bald? für sich. Glück steh' mir bei! – Laut. Da! Himmel! was ist das? Er eröffnet die Dose. Sie ist's! Es ist die Dose mit meinem Porträt, die ich Beatrice gab. für sich. Es ist die unrechte – Laut. Hier ist Ihre Dose, aufzuwarten! Er gibt ihm die Dose, Florindo setzt sich auf den Tisch. Wie kommst du zu dieser? Sprich! sag' die Wahrheit, so lieb dir dein Leben ist. Ja, ja. Die Dose gehört mir. Dir? und woher hast du sie bekommen? Ich hab' sie von meinem vorigen Herrn geerbt. Geerbt? Ja, ich diente einem gewissen Herrn, der nun tot ist. Er hinterließ mir verschiedene Kleinigkeiten, die ich verkauft habe, bis auf die Dose. für sich. Gütiger Himmel! Laut. Wie lange ist dieser Herr tot? Ungefähr acht Tage. Wie nannte er sich? Ich weiß es nicht; er hielt sich inkognito auf. Inkognito! – Wie lange warst du bei ihm? Kurze Zeit; zehn oder zwölf Tage. für sich. O, ich Unglücklicher! Sie war es; ich kann nicht länger zweifeln. Laut. War dein Herr jung? Sehr jung. Er hatte keinen Bart? Nein, keinen Bart. Woher kam er? Ich habe den Ort gewußt, aber wieder vergessen. Vielleicht aus Turin? Ja, aus Turin. für sich. Jede Silbe ist ein Dolchstich! Laut. An welcher Krankheit starb er? Es überfiel ihn eine kleine Unpäßlichkeit – weg war er. Wo hat man ihn begraben? Er ist gar nicht begraben worden – Wie? Hier nicht. Ein anderer Bedienter, sein Landsmann, legte den Körper in eine Kiste, und schaffte sie nach seiner Vaterstadt. War dieser Bedienter etwa der, der dir diesen Morgen auftrug, Briefe von der Post mitzubringen? Richtig. Pasqual! für sich. Es ist kein Zweifel mehr, sie war es! die Beschwerlichkeiten der Reise, der Kummer haben sie getötet. – Verdammtes Schicksal! Ich bin zum Unglück geboren. Geht in sein Zimmer. 14. Szene Vierzehnter Auftritt. Truffaldino, nachher Beatrice. Blitz! was bedeutet das? Er ist ja ganz in Verzweiflung! Ich wollte doch nicht, daß ich ihm mit meinem Märchen den Kopf verrückt hätte! Ich hab' es bloß getan, um eine Prügelsuppe zu vermeiden, und mich nicht selbst zu verraten. Potz! – da ist der andere. mit einer Rechnung in der Hand. Pandolfo hat sich geirrt; die letzte Partie Siegel und Wachs ist zweimal in Rechnung gebracht. – Bist du da, Taugenichts? warum so müßig? Ich wollte eben zum Essen gehen. sieht die Dose. Was seh' ich? für sich. Nun, was sieht er denn? Beim Himmel! Die Dose mit meinem Porträt, die ich Florindo zum Gegengeschenk machte. Er muß hier sein. Laut. Wie kommt die Dose hierher? Die Dose gehört mir. Dir? – Narr! Nein, nein, aufrichtig! sie gehört mir. Ich diente hier in Venedig einem gewissen Herrn, der nun tot ist, von dem hab' ich sie geerbt. Bist du von Sinnen? Ei nicht doch! Ich will kein Ehrenmann sein, wenn's nicht wahr ist. die Hände zusammenschlagend. Wär' es möglich! für sich. Mit der Lüge bin ich bei dem anderen gut durchgekommen; vielleicht geht's hier auch. Mensch, sprich die Wahrheit! und antworte genau auf jede Frage: Woher kam dein voriger Herr? Von – Turin. Er starb hier? Hier. Wie lange ist das her? Zehn oder zwölf Tage – Wie ist das möglich? ich traf dich ja in Verona an. Ich war eben von Venedig hingekommen, da mein Herr gestorben war. für sich. Ich Unglückliche! Laut. Nannte sich nicht dein Herr Florindo? Ganz recht, Florindo. Von Aretusi? Von Aretusi. Und er ist tot? Mausetot. An welcher Krankheit starb er? Jetzt tritt Florindo herein. Er fiel in einen Kanal – Plump! weg war er. 15. Szene Fünfzehnter Auftritt. Florindo, Beatrice, Truffaldino. erblickt ihn. Florindo! Beatrice! Sie stürzen einander in die Arme. geht hinaus, sieht aber zuweilen zur Tür hinein. Sie leben noch? Sie sind nicht tot? Ich tot? von wem bekamen Sie die Nachricht? Von meinem Bedienten. Und wer meldete Ihnen meinen Tod? Mein Bedienter. Die Spitzbuben! Meiner hat mir hundert Märchen von Ihnen erzählt. So der meinige von Ihnen. Wir müssen scharf untersuchen, wer ihnen Anleitung gegeben, uns zu belügen. Sie wohnen also auch in diesem Hause? Ja; der Wirt weiß mein Geheimnis. Ich bin diesen Morgen angekommen. Auch ich. Und wir haben uns nicht eher gesehen! Das Glück hat uns vorher ein wenig quälen wollen. Vor allen Dingen – lebt Ihr Bruder? Ach, nein, er ist leider tot. Ich reiste in Männerkleidern hierher, um die Kapitalien zu bekommen, die der Kaufmann Pandolfo, dessen Tochter er heiraten wollte, von ihm in Händen hatte. Dies ist geschehen, wir sind vereinigt, und daß Sie nicht der Mörder meines Bruders sind, ist schon halb erwiesen. – Dies weiß ich durch einen Brief an Sie. Wie kam dieser Brief in Ihre Hände? Ein Bedienter – wahrscheinlich der Ihrige – hatte meinem Bedienten aufgetragen, für ihn nach der Post zu gehen, und die Briefe abzuholen. – Wo die Buben nur stecken mögen? Suchen Sie den Zusammenhang von ihnen herauszubringen. Ich eile indessen nach Pandolfos Hause, um die Unruhen, die ich dort unter meines Bruders Namen anrichtete, zu enden, und ihnen unsere nahe Verbindung anzukündigen. Meine Teure! Küßt ihre Hand. Bald bin ich wieder hier! Sie geht ab. Man hört sie draußen vor der Tür sagen: Ha! bist du da? – klingelt. Nach einer Pause kommt der erste Aufwärter. 16. Szene Sechzehnter Auftritt. Florindo, Aufwärter. Was befehlen Sie? Laß Er meinen und den Bedienten des anderen Fremden hereinkommen. Ich – ich kenne nur einen Bedienten, und – Kennt Er meinen Bedienten nicht? Nein, der eine, den ich kenne, gehört, glaub' ich, dem anderen Herrn. Er war ja noch vor drei Minuten hier. Ich will in der Küche nachfragen. Der eine, den ich kenne, spricht jetzt mit dem anderen Herrn. Sie sollen beide herkommen. Geht ab. 17. Szene Siebzehnter Auftritt. Florindo, nachher Truffaldino. Wunderbare Dinge sind mir an diesem Tage begegnet. Klagen, Verzweiflung und zuletzt Vergnügen und Freude. Vom Weinen zum Lachen ist ein angenehmer Schritt, mit dem aller Kummer vergessen wird. Er setzt sich, stützt den Kopf auf den Tisch und denkt nach. tritt leise herein. Mit dem weiblichen Herrn bin ich gut fertig geworden. Ich hab' alle Schuld auf Pasqual geschoben. Laut. Das ist doch eine schlechte Aufführung! Der Herr bedarf seiner, der Herr geht aus, und er läßt sich nicht sehen! Von wem sprichst du? Von Pasqual. Ich hab' ihn lieb, er ist mein guter Freund, aber er ist ein dummer Kerl! Ich bin doch ein Bedienter, der so viel wert ist als zwei andere. Das wird sich zeigen. Erkläre mir nun, warum du mir die saubere Geschichte von dem Todesfalle vorgelogen hast? Pasqual erzählte mir, daß sein weiblicher Herr im größten Inkognito bleiben wolle. Er gab mir die Dose, um sie ausbessern zu lassen. Aus Versehen gab ich sie Ihnen, und um Pasqual nicht Verdruß zuzuziehen, wenn sein Geheimnis bekannt würde, erzählte ich Ihnen die Geschichte. Ich konnte ja nicht wissen, daß Sie so viel Anteil an meiner Erzählung nehmen würden. Derjenige also, der dir auftrug, Briefe von der Post zu bringen, war der Bediente von Mademoiselle Beatrice? Ganz recht, Pasqual. Aber warum hast du mir ein Geheimnis aus der Sache gemacht, da ich dir doch so ernstlich befahl, die Wahrheit zu sagen? Aus Liebe zu Pasqual. Pasqual und du, ihr seid beide ein paar Schurken. für sich. Ich werd's wohl allein sein. Und ich würde sehr wohl tun, wenn ich den Pasqual und dich derb durchprügelte. für sich. Dann bekomm' ich sie für Pasqual mit. Laut. Ich will lieber die Schläge allein nehmen, nur verraten Sie meinen armen Pasqual nicht gegen seine Herrschaft; machen Sie meinen armen Freund nicht unglücklich. für sich. Der Kerl hat doch ein gutes Herz. Laut. Nun, es sei euch vergeben. Danke recht schön. Nun hab' ich Sie noch um etwas zu bitten. O ja, zur Belohnung deiner guten Aufführung. Sie wissen ja, daß Pasqual an allem schuld ist. Nun, worin besteht die Bitte? Ich armer Teufel bin auch verliebt. Du bist verliebt? Ja, und meine Geliebte ist das Mädchen in des Herrn Pandolfos Hause. Was kann ich dabei tun? Da ich Ihr Bedienter bin, so könnten Sie mit dem Herrn Pandolfo sprechen. Will dich denn das Mädchen? Mit Kußhand. Gut, ich will es tun. Aber wie willst du eine Frau ernähren? Ich werde mich dem Pasqual rekommandieren. Und ich rekommandiere dir Menschenverstand. für sich. Nun, wenn ich den jetzt nicht gezeigt habe, so wird es nimmermehr geschehen. Er tritt zurück, und spricht nachher mit Blandina. 18. Szene Achtzehnter Auftritt. Vorige, Pandolfo, Beatrice, Doktor, Silvio, Rosaura, Blandina. Von Herzen Glück! mein neuer unbekannter Freund! Ihre Ankunft hat uns alle von großer Unruhe befreit. Glück und Segen zu Ihrer Unschuld und zu Ihrer Heirat! Bei welcher ich ersuche, Vaterstelle zu vertreten. zum Doktor und Silvio. Werden Sie nun glauben, daß ich ein Frauenzimmer bin? Und ein sehr rasches. Ein sehr edles. Meine Freundin und Wohltäterin! Gebt euch die Hände, ihr Brautleute! Der Himmel segne euch. Dann wollen wir sehen, ob unseres Tebaldo Burgunder noch von der ehemaligen Güte ist. spricht leise mit Rosaura. Nun ist alles in Ordnung! Mit Erlaubnis! Das Beste fehlt noch! Nun, was fehlt noch? zu Florindo leise. Sie wollten ja den Herrn Pandolfo wegen Blandina für mich bitten. Gut. Ich armer Teufel möchte auch gern etwas für mich haben. Mein Herr Pandolfo! ob es gleich das erstemal ist, daß ich die Ehre habe, Sie zu sehen, so wage ich doch eine Bitte. Befehlen Sie! Mein Bedienter wünscht Ihre Blandina zur Frau. für sich. Oho! Noch ein Freier! Wenn das Mädchen ihn will und es ein guter Kerl ist – sehr gern. Herr Florindo, eben wollte ich die Heirat meines Mädchens mit dem Bedienten Ihrer Braut vorschlagen – Sie kommen mir zuvor und ich schweige. Nein, Mademoiselle! Wenn es so ist, so geb' ich dem Herrn Pandolfo sein Wort zurück und lasse Ihnen völlige Freiheit. Das machen Sie gut! Sie komplimentieren miteinander und ich bekomme keine Frau. für sich. Dem Ansehen nach bekomme ich von zweien keinen. Frisch, Kinder, macht die Sache aus. Dem armen Mädchen wird die Zeit lang. Ihr Vorschlag muß gelten, Mademoiselle! Nein, der Ihrige. Erlauben Sie, ich will Sie auseinandersetzen. Herr Florindo, haben Sie nicht Blandina für Ihren Bedienten begehrt? Ja. Und Sie, Mademoiselle, haben Sie sie nicht dem Bedienten der Mademoiselle Beatrice bestimmt? Ja. So gib mir die Hand, Blandinchen. Dir? Dir? Ihm? zu Beatrice. Meine Liebe, wo ist denn Ihr Bedienter? Da steht er ja – Truffaldino. Truffaldino? – Das ist ja der meinige. Der Ihrige? Heißt Ihrer nicht Pasqual? Pasqual? – So sollte Ihrer heißen. zu Truffaldino. Wie hängt das zusammen? bittet pantomimisch um Vergebung. Ach, du Schelm! Du Bösewicht, hast zweien Herren zu gleicher Zeit gedient! Ja – nur schade, daß es nicht länger gedauert hat! Doch hab' ich durch meinen Einfall nur einen einzigen Vorteil erhalten – wenn's einer ist – eine Frau. Ich habe für beide Herren vollauf zu tun gehabt, ich bin von beiden geprügelt worden und bin bei beiden Herren so hungrig geworden wie ein Wolf. Aber alle diese Unfälle versüßt Ihr Beifall. Der Vorhang fällt.