An Ihre Kaiserl. Kön. Majestät die allerdurchl. Frau Maria Theresia, als eine Zueignungsschrift vor dem ersten Theile der Geschichte der Akademie der schönen Wissenschaften Kaiserinn, voll aller Pracht, Die aus Menschen Götter macht; Königinn erhabner Frauen! Schmuck der Zeit und deutschen Welt! Höchste Frau! wenn Dirs gefällt Fremden Witz und Fleiß zu schauen; O! so zürn auch jetzo nicht, Daß ein Fremdling mit Dir spricht. Deutschland thut durch meinen Mund Itzt sein Glück Europen kund, Das allein von Dir entspringet; Weil ihm, nächst der Freyheit Schutz, Auch der schönsten Künste Putz Bloß auf Deinen Wink gelinget: Da ihm Deiner Gnade Kraft Wachsthum, Flor und Ansehn schafft. Freylich kann der Waffen Blitz, Schwerter, Lanzen und Geschütz, Die erschrockne Welt betäuben: Ganzen Völkern fällt der Muth, Vor Bellonens Mord und Wuth, Die der Erden Abscheu bleiben; Außer, wenn ein wahrer Held Staat und Gränzen sicher stellt. Aber Wissenschaft und Kunst Kommen von des Himmels Gunst, Die verheerte Welt zu schmücken, Geist und Witz ziert Stadt und Land, Wenn der wirkende Verstand Rauhe Völker darf beglücken; Dann entweicht das Mordgeschrey Der verhaßten Barbarey. Wodurch konnte sich Athen, Asien zu Trotz, erhöhn, Als durch stiller Musen Werke? Woher zog der Tyberstrom, Und der Erden Kleinod, Rom, Aller seiner Wunder Stärke? Anfangs zwar durch Krieg und Macht; Schöner durch der Künste Pracht. Auch der kühnen Deutschen Schwert Hat die halbe Welt verheert, Ja der Römer Reich verschlungen. Ihrer strengen Tapferkeit War kein Land zu stark und weit, Ganz Europa ward bezwungen: Bis, nach überwundner Welt, Witz und Kunst sich eingestellt. Hier nun stieg des Reiches Flor Ungleich stärker, als zuvor, Da nur wilde Waffen fochten; Hier hat sich der Deutschen Hand, Durch Erkenntniß und Verstand, Einen edlern Kranz geflochten; Als ein roher Kriegesmann Sich im Streit erwerben kann. Kaiserinn! Dein eignes Haus Theilte selbst die Lorbern aus, Die der Künste Meister schmückten. Oesterreich vergalt die Müh Der erhabnen Poesie, Als dem Celtes Kränze glückten; Als den edlen Theuerdank Pfinzings Heldenlied besang. Karl und Maximilian Haben hier ein Werk gethan, Das schon Rudolph abgezielet, Rudolph, der den Grund gelegt, Daß noch Habspurg Kronen trägt, Und den Zeiten vorgespielet, Wo Theresia allein Größer kann, als alle, seyn. Gleichwohl lag der Sprache Werth, Der sich Kaiser hold erklärt, Damals fast noch in der Wiegen: Und so hoch auch seit der Zeit Einsicht und Gelehrsamkeit In Germanien gestiegen: So gesteht man zweifelsfrey Daß dieß Oestreichs Wohlthat sey. Unter Dir, erhabne Frau! Wird Minervens Hand den Bau Ihres Tempels fester gründen. Phöbus selbst erblickt in Wien, Daß Melpomenens Bemühn Schutz und Beyfall könne finden. Und wer macht ihm ferner Muth, Wenn es Deine Hand nicht thut! Deine Hand, o Kaiserinn! Deren himmelhoher Sinn Reich und Freyheit standhaft schützet: Die der Nachbarn Stolz bekämpft, Und der Herrschsucht Triebe dämpft, Doch zugleich die Künste stützet: Dir, du Schmuck von Oesterreich, Schätzt die Nachwelt keine gleich. Auch der schönsten Künste Flor Steiget unter Dir empor, Wird fast täglich mehr erhoben. Was beym zweyten Ferdinand Opitz sonst für Gnade fand, Durch der edlen Dichtkunst Proben; Das erhält nun unter Dir, Wahrlich, doppelt größre Zier. O! wie lange mußte sie Sonst mit halb verlohrner Müh Sich in fremden Sprachen zeigen! Wälsch und gallisch zu verstehn Dünkte sonst den Großen schön: Deutsch blieb nur dem Pöbel eigen. Gleichwohl ist dir, deutsches Reich, Sonst kein Reich auf Erden gleich. Deutscher Witz! bist du so schwach! Welchem Volke giebst du nach, Das den Künsten hold gewesen? Griech und Römer gieng voran: Deutschland folgt, so frisch es kann, Giebt der Welt manch Werk zu lesen, Das dereinst die späte Welt Gar für griechsch und römisch hält. Große Frau! auf Dein Geheiß Wird der freyen Künste Preis Noch zum höchsten Gipfel steigen. Liebt Dein Hof ein deutsches Spiel, Winkst Du selber; o wie viel Wird der Witz noch Früchte zeigen! Was bisher noch unreif war, Stellt sich künftig reifer dar. Selbst dieß Opfer, Lust der Zeit! Das die Unterthänigkeit Zitternd Dir zu Füßen leget: Selbst dieß Lied, das Deinen Ruhm, Im geschützten Kaiserthum, Bis auf späte Zeiten träget: Beuth nun, unter Deinem Schutz, Allen fremden Musen Trutz. Dießmal preis ich nicht den Schluß, Den die Welt bewundern muß, Zeitig auf den Krieg zu sinnen. Klüglich in Bereitschaft stehn, Stündlich in das Feld zu gehn, O! das heißt den Ruhm gewinnen, Den sich Pallas beygelegt, Die stets Schild und Lanze trägt. Auch erschallt hier nicht das Lob, Das noch niemand recht erhob, Wie Du selbst das Ruder lenkest; Wie Du Recht und Handel liebst, Beyden neue Regeln giebst, Beyden neue Kräfte schenkest; So daß sich Dein Unterthan Lauter Heil versprechen kann. Künftig wird der Musen Fleiß, Deinen himmelhohen Preis, In gestärkten Tönen singen: Um die Weisheit Deines Raths, Zur Beschützung Deines Staats Auf ein ewig Blatt zu bringen; Das, weil es Dein Ruhm erfüllt, Künftig für ein Muster gilt. Freund, und Feind, und Unterthan, Sehn es für ein Wunder an, Daß Dein Thron und Reich bestanden. Recht und Großmuth krönten Dich; Selbst der Himmel zeigte sich Als den Schutz von Deinen Landen; Hieß die Habsucht hinterm Rhein Armer Völker Geißel seyn. Möchte doch des Himmels Schluß Dir den völligen Genuß Deiner hohen Tugend schencken! Möchte doch der Zwietracht Wuth, Und der Kriegesfackeln Glut Sich ins tiefste Meer versenken! So wird Wien und Oesterreich Auch an Kunst und Wissen reich. Möchte doch Prinz Josephs Sinn Deinen Geist, o Kaiserinn! Deinen edlen Trieb behalten! Möcht er doch der Künste Schutz, Wilder Barbarey zu Trutz, Als ein Musaget verwalten; Sich daheim den Musen weihn, Und im Felde schrecklich seyn! Auch Franciscus, Dein Gemahl, Dem des Reiches freye Wahl Kaiserthum und Macht gegeben; Müsse sich, zur Lust der Zeit, Deren Heil er sich geweiht, Täglich mehr und mehr erheben! Dann so werden, höchstes Paar! Aller Deutschen Wünsche wahr.