Bey einer Leichenpredigt Vor der Predigt Der Sterbende. Herr! höre und sey mir gnädig, Herr! sey mein Helfer. Du hast mir meine Klage verwandelt in einen Reigen; du hast meinen Sack ausgezogen und mich mit Freuden gegürtet. Ja, Herr, so pflegst du es zu machen, Verbirgest du dein Angesicht: So fängt der Erdkreis an zu zittern, Wie Felsen in den Ungewittern, Davon des Himmels Feste bricht, Bis in den Abgrund krachen. Doch kläret sich dein Antlitz aus: So sieht man alles lachen. Sanfte Vaterblicke! Euer Sonnenschein Ist der Frommen Glücke, Kann das Herz erfreun. Aechzen, Klagen, Weinen Werden lauter Lust, Läßt der Höchste unsrer Brust Nur sein Gnadenantlitz scheinen. V.A. Choral. Freu dich sehr, o meine Seele (und vergiß all Noht und Quaal/ weil dich nun Christus dein HERRE/ rufft aus diesem Jammerthal:) Seine Freud und Herrlichkeit sollst du sehn in Ewigkeit, mit den Engeln jubiliren, in Ewigkeit triumphiren. Zwar muß ich erstlich hier Des süßen Anblicks wegen, Und für des Himmels Kronenzier, Das grobe Kleid der Sünden niederlegen. Ich weis, daß dieses Fleisch und Blut Gemeiniglich sehr wehe thut. Allein getrost! Es muß einmal gestorben seyn, Und unser Grab schließt uns nicht ewig ein. Nein, der Tod wird selbst erstaunen, Wenn die Stimme der Posaunen Aus der Gruft Alle Todten wieder rufft. Ihren Leib wird Gott verklären, Und kein Moder, Graus und Duft Soll ihn ewiglich verzehren. V.A. So geht, und sterbt mit Freuden, Ihr matten Glieder! legt euch sicher hin. Auch der Verlust ist ein Gewinn; Denn Gottes Lamm wird euch viel schöner kleiden, Und dort vor seinem Stule weyden. Choral. Seyd getrost und hocherfreut, Jesus trägt euch, meine Glieder! gebt nicht statt der Traurigkeit, sterbt ihr, Christus rufft euch wieder: wenn einst die Trompet erklingt, die auch durch die Gräber dringt.